1.The Liver Sea, called alsodas geronnene Meer, or the Curdled Sea; in Latinmare pigrum et concretum. For the literature of the curious saga see Bartsch,Herzog Ernst, Wien, 1869, p. cxlv.XVIII. THE LAY OF THE NIBELUNGSThe most important poetic production of medieval Germany. It embodies legends that date back, in part, to the 5th century and were handed down from age to age by oral tradition. The different versions known to us point back to a lost original which probably took shape toward the end of the 12th century and was the work of an Austrian poet of whom nothing is known. The form is a four-line strophe, with masculine rimes paired in the orderaabb. Each line is divided into two parts by a cesura, which regularly falls after an unstressed syllable. The first seven half-lines usually have three accents each, the eighth four.Reasoning from incongruities in the text, the famous scholar Lachmann concluded that the poem consists of twenty old songs, or ballads, pieced together with new matter in the shape of introductions, transitions, and amplifications. This theory gave rise to a great controversy which still divides scholarship to some extent, with opinion tending more and more to the confirmation of Lachmann’s general view, but to the rejection of his specific conclusions. That is to say: The poem is a working-over of old songs; but just how many of these there were, where the dividing lines come, and how much merit of originality may rightly be claimed for the nameless 12th century poet, cannot be definitely settled.The most popular modernization is that of Simrock, 56th edition, 1902, from which the selections below are taken. It has its defects, but none of the many attempts to improve upon it has met with a generally recognized success.From Adventure 1:1Kriemhild and her dream.Es wuchs in Burgunden solch edel Mägdelein,Dass in allen Landen nichts Schön’res mochte sein.Kriemhild war sie geheissen und ward ein schönes Weib,Um die viel Degen mussten verlieren Leben und Leib.5Es pflegten sie drei Könige, edel und reich,Gunter und Gernot, die Recken ohnegleich,Und Geiselher der junge, ein auserwählter Degen;Sie war ihre Schwester, die Fürsten hatten sie zu pflegen.Die Herren waren milde, dazu von hohem Stamm,10Unmassen kühn von Kräften, die Recken lobesam.Nach den Burgunden war ihr Land genannt:Sie schufen starke Wunder noch seitdem in Etzels Land.Zu Worms am Rheine wohnten die Herren in ihrer Kraft.Von ihren Landen diente viel stolze Ritterschaft15Mit rühmlichen Ehren all ihres Lebens Zeit,Bis jämmerlich sie starben durch zweier edeln Frauen Streit.In ihren hohen Ehren träumte Kriemhilden,Sie zög’ einen Falken, stark-, schön- und wilden,Den griffen ihr zwei Aare, dass sie es mochte sehn;20Ihr konnt’ auf dieser Erde grösser Leid nicht geschehn.Sie sagt’ ihrer Mutter den Traum, Frau Uten;Die wusst’ ihn nicht zu deuten als so der guten:“Der Falke, den du ziehest, das ist ein edler Mann;Ihn wolle Gott behüten, sonst ist es bald um ihn getan.”25“Was sagt Ihr mir vom Manne, vielliebe Mutter mein?Ohne Reckenminne will ich immer sein;So schön will ich verbleiben bis an meinen Tod,Dass ich von Mannesminne nie gewinnen möge Not.”“Verred’ es nicht so völlig,” die Mutter sprach da so,30“Sollst du je auf Erden von Herzen werden froh,Das geschieht von Mannesminne; du wirst ein schönes Weib,Will Gott dir noch vergönnen eines guten Ritters Leib.”2“Die Rede lasst bleiben, vielliebe Mutter mein.Es hat an manchen Weiben3gelehrt der Augenschein,35Wie Liebe mit Leide am Ende gerne lohnt;Ich will sie meiden beide, so bleib’ ich sicher verschont.”Kriemhild in ihrem Mute hielt sich von Minne frei.So lief noch der guten manch lieber Tag vorbei,Dass sie niemand wusste, der ihr gefiel zum Mann,40Bis sie doch mit Ehren einen werten Recken gewann.Das war derselbe Falke, den jener Traum ihr bot,Den ihr beschied die Mutter. Ob seinem frühen TodDen nächsten Anverwandten wie gab sie blut’gen Lohn!Durch dieses Einen Sterben starb noch mancher Mutter Sohn.From Adventure 5: Having lived a whole year at Worms as the guest-friend of King Gunter, Siegfried at last sees the maid he came to woo.45Da liess der reiche König mit seiner Schwester gehnHundert seiner Recken, zu ihrem Dienst ersehnUnd dem ihrer Mutter, die Schwerter in der Hand:Das war das Hofgesinde in der Burgunden Land.Ute die reiche sah man mit ihr kommen,50Die hatte schöner Frauen sich zum Geleit genommenHundert oder drüber, geschmückt mit reichem Kleid;Auch folgte Kriemhilden manche waidliche4Maid.Aus einer Kemenate sah man sie alle gehn.Da musste heftig Drängen von Helden bald geschehn,55Die alle harrend standen, ob es möchte sein,Dass sie da fröhlich sähen dieses edle Mägdelein.Da kam die Minnigliche, wie das MorgenrotTritt aus trüben Wolken. Da schied von mancher Not,Der sie im Herzen hegte, was lange war geschehn.60Er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor sich stehn.Von ihrem Kleide leuchtete gar mancher edle Stein,Ihre rosenrote Farbe gab minniglichen Schein.Was jemand wünschen mochte, er musste doch gestehn,Dass er hier auf Erden noch nichts so Schönes gesehn.65Wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt,Des Schein so hell und lauter sich aus den Wolken hebt,So glänzte sie in Wahrheit vor andern Frauen gut;Das mochte wohl erhöhen den zieren Helden den Mut.Die reichen Kämmerlinge schritten vor ihr her,70Die hochgemuten Degen liessen es nicht mehr:Sie drängten, dass sie sähen die minnigliche Maid;Siegfried dem Degen war es lieb und wieder leid.Er sann in seinem Sinne: “Wie dacht’ ich je daran,Dass ich dich minnen sollte? das ist ein eitler Wahn.75Soll ich dich aber meiden, so wär’ ich sanfter5tot.”Er ward von Gedanken oft bleich und oft wieder rot.Da sah man den Sieglindensohn so minniglich da stehn,Als wär’ er entworfen auf einem PergamenVon guten Meisters Händen; gern man ihm zugestand,80Dass man nie im Leben so schönen Helden noch fand.Die mit Kriemhilden gingen, die hiessen aus den WegenAllenthalben weichen; dem folgte mancher Degen.Die hochgetrag’nen Herzen freute man sich zu schaun;Man sah in hohen Züchten viel der herrlichen Fraun.85Da sprach von Burgunden der König Gernot:“Dem Helden, der so gütlich Euch seine Dienste bot,Gunter, lieber Bruder, dem bietet hier den LohnVor allen diesen Recken. Des Rates spricht man mir nicht Hohn.Heisset Siegfrieden zu meiner Schwester kommen,90Dass ihn das Mägdlein grüsse; das bringt uns immer Frommen.Die niemals Recken grüsste, soll sein mit Grüssen pflegen,Dass wir uns so gewinnen diesen zierlichen Degen.”Des Wirtes Freunde gingen, dahin wo man ihn fand;Sie sprachen zu dem Recken aus dem Niederland:95“Der König will erlauben, Ihr sollt zu Hofe gehn.Seine Schwester soll Euch grüssen; die Ehre soll Euch geschehn.”Der Rede ward der Degen in seinem Mut erfreut;Er trug in seinem Herzen Freude sonder Leid,Dass er der schönen Ute Tochter sollte sehn.100In minniglichen Züchten empfing sie Siegfrieden schön.Als sie den Hochgemuten vor sich stehen sah,Ihre Farbe ward entzündet. Die Schöne sagte da:“Willkommen, Herr Siegfried, ein edler Ritter gut.”Da ward ihm von dem Grusse gar wohl erhoben der Mut.105Er neigte sich ihr minniglich, als er den Dank ihr bot;Da zwang sie zu einander sehnender Minne Not.Mit liebem Blick der Augen sahn einander anDer Held und auch das Mägdlein; das ward verstohlen getan.Ward da mit sanftem Drucke geliebkost weisse Hand110In herzlicher Minne, das ist mir unbekannt.Doch kann ich auch nicht glauben, sie hätten’s nicht getan.Liebebedürft’ge Herzen täten Unrecht daran.From Adventure 7: The strenuous games at Isenstein6; Brunhild is fraudulently vanquished for Gunter by the invisible Siegfried.Brunhildens Stärke zeigte sich nicht klein,Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein,115Gross und ungefüge, rund dabei und breit;Ihn trugen kaum zwölfe dieser Degen kühn im Streit.Den warf sie allerwegen, wie sie den Speer verschoss;Darüber war die Sorge der Burgunden gross.“Wen will der König werben?” sprach da Hagen laut;120“Wär’ sie in der Hölle doch des übeln Teufels Braut!”An ihre weissen Arme sie die Ärmel wand,Sie schickte sich und fasste den Schild an die Hand;Sie schwang den Spiess zur Höhe: das war des Kampfs Beginn.Gunter und Siegfried bangten vor Brunhildens grimmem Sinn.125Und wär’ ihm da Siegfried zu Hilfe nicht gekommen,So hätte sie dem König das Leben wohl benommen.Er trat hinzu verstohlen7und rührte seine Hand;Gunter seine Künste mit grossen Sorgen befand.“Wer war’s, der mich berührte?” dachte der kühne Mann,130Und wie er um sich blickte, da traf er niemand an.Er sprach: “Ich bin es, Siegfried, der Geselle dein;Du sollst gar ohne Sorge vor der Königin sein.”Er sprach: “Gib aus den Händen den Schild, lass mich ihn tragenUnd behalt’ im Sinne, was du mich hörest sagen:135Du habe die Gebärde, ich will das Werk begehn.”Als er ihn erkannte, da war ihm Liebes geschehn.“Verhehl’ auch meine Künste, das ist uns beiden gut;So mag die Königstochter den hohen ÜbermutNicht an dir vollbringen, wie sie gesonnen ist.140Nun sieh doch, welcher Kühnheit sie wider dich sich vermisst.”Da schoss mit ganzen Kräften die herrliche MaidDen Speer nach einem Schilde, mächtig und breit,Den trug an der Linken Sieglindens Kind;Das Feuer sprang vom Stahle, als ob es wehte der Wind.145Des starken Spiesses Schneide den Schild ganz durchdrang,Dass das Feuer lohend aus den Ringen sprang.Von dem Schusse fielen die kraftvollen Degen;War nicht die Tarnkappe, sie wären beide da erlegen.Siegfried dem kühnen vom Munde brach das Blut.150Bald sprang er auf die Füsse, da nahm der Degen gutDen Speer, den sie geschossen ihm hatte durch den Rand;Den warf ihr jetzt zurücke Siegfried mit kraftvoller Hand.Er dacht’: “Ich will nicht schiessen das Mägdlein wonniglich.”Des Spiesses Schneide kehrt’ er hinter den Rücken sich;155Mit der Speerstange schoss er auf ihr Gewand,Dass es laut erhallte von seiner kraftreichen Hand.Das Feuer stob vom Panzer, als trieb’ es der Wind,Es hatte wohl geschossen der Sieglinde Kind.Sie vermochte mit den Kräften dem Schusse nicht zu stehn;160Das wär’ von König Guntern in Wahrheit nimmer geschehn.Brunhild die schöne bald auf die Füsse sprang:“Gunter, edler Ritter, des Schusses habe Dank!”Sie wähnt’, er hätt’ es selber mit seiner Kraft getan;Nein, zu Boden warf sie ein viel stärkerer Mann.165Da ging sie hin geschwinde, zornig war ihr Mut,Den Stein hoch erhub sie, die edle Jungfrau gut;Sie schwang ihn mit Kräften weithin von der Hand,Dann sprang sie nach dem Wurfe, dass laut erklang ihr Gewand.Der Stein fiel zu Boden von ihr zwölf Klafter weit,170Den Wurf überholte im Sprung die edle Maid.Hin ging der schnelle Siegfried, wo der Stein nun lag;Gunter musst’ ihn wägen, des Wurfs der Verhohl’ne pflag.Siegfried war kräftig, kühn und auch lang,Den Stein warf er ferner, dazu er weiter sprang;175Ein grosses Wunder war es, und künstlich genug,Dass er in dem Sprunge den König Gunter noch trug.Der Sprung war ergangen, am Boden lag der Stein,Gunter war’s, der Degen, den man sah allein;Brunhild die schöne ward vor Zorne rot,180Gewendet hatte Siegfried dem König Gunter den Tod.Zu ihrem Ingesinde sprach die Königin da,Als sie gesund den Helden an des Kreises Ende sah:“Ihr, meine Freund’ und Mannen, tretet gleich heran;Ihr sollt dem König Gunter alle werden untertan.”From Adventure 16: Siegfried is treacherously slain by Hagen.8185Die höf’sche Zucht erwies da Siegfried daran:Den Schild legt’ er nieder, wo der Brunnen rann;Wie sehr ihn auch dürstete, der Held nicht eher trank,Bis der König getrunken; dafür gewann er übeln Dank.Der Brunnen war lauter, kühl und auch gut,190Da neigte sich Gunter hernieder zu der Flut.Als er getrunken hatte, erhob er sich hindann;Also hätt’ auch gerne der kühne Siegfried getan.Da entgalt er seiner höf’schen Zucht; den Bogen und das SchwertTrug beiseite Hagen von dem Degen wert,195Dann sprang er zurücke, wo er den Wurfspiess fand,Und sah nach einem Zeichen an des Kühnen Gewand.Als der edle Siegfried aus dem Brunnen trank,Er schoss ihm durch das Kreuze,9dass aus der Wunde sprangDas Blut von seinem Herzen hoch an Hagens Gewand;200Kein Held begeht wohl wieder solche Untat nach der Hand.Den Gerschaft im Herzen liess er ihm stecken tief.Wie im Fliehen Hagen da so grimmig lief,So lief er wohl auf Erden nie vor einem Mann!Als da Siegfried Kunde der schweren Wunde gewann,205Der Degen mit Toben von dem Brunnen sprang;Ihm ragte von der Achsel eine Gerstange lang.Nun wähnt’ er da zu finden Bogen oder Schwert,Gewiss, so hätt’ er Hagnen den verdienten Lohn gewährt.Als der Todwunde da sein Schwert nicht fand,210Da blieb ihm nichts weiter als der Schildesrand,Den rafft’ er von dem Brunnen und rannte Hagen an;Da konnt’ ihm nicht entrinnen KönigGuntersUntertan.Wie wund er war zum Tode, so kräftig doch er schlug,Dass von dem Schilde nieder wirbelte genug215Des edeln Gesteines; der Schild zerbrach auch fast,So gern gerochen hätte sich der herrliche Gast.Da musste Hagen fallen von seiner Hand zu Tal,Der Anger von den Schlägen erscholl im Wiederhall.Hätt’ er sein Schwert in Händen, so wär’ es Hagens Tod.220Sehr zürnte der Wunde, es zwang ihn wahrhafte Not.Seine Farbe war erblichen, er konnte nicht mehr stehn,Seines Leibes Stärke musste ganz zergehn,Da er des Todes Zeichen in lichter Farbe trug;Er ward hernach betrauert von schönen Frauen genug.225Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann,Das Blut von seiner Wunde stromweis nieder rann;Da begann er die zu schelten, ihn zwang die grosse Not,Die da geraten hatten mit Untreue seinen Tod.Da sprach der Todwunde: “Weh, ihr bösen Zagen,230Was helfen meine Dienste, da ihr mich habt erschlagen?Ich war euch stets gewogen, und sterbe nun daran;Ihr habt an euren Freunden leider übel getan.Die sind davon bescholten, so viele noch gebornWerden nach diesem Tage. Ihr habt euern Zorn235Allzusehr gerochen an dem Leben mein;Mit Schanden geschieden sollt ihr von guten Recken sein.”Hinliefen all die Ritter, wo er erschlagen lag,Es war ihrer vielen ein freudeloser Tag.Wer Treue kannt’ und Ehre, der hat ihn beklagt;240Das verdient’ auch wohl um alle dieser Degen unverzagt.Der König der Burgunden klagt’ auch seinen Tod.Da sprach der Todwunde: “Das tut nimmer Not,Dass der um Schaden weine, von dem man ihn gewann;Er verdient gross Schelten, er hätt’ es besser nicht getan.”245Da sprach der grimme Hagen: “Ich weiss nicht, was euch reut;Nun hat doch gar ein Ende, was uns je gedräut.Es gibt nun nicht manchen, der uns darf bestehn;Wohl mir, dass seiner Herrschaft durch mich ein End’ ist geschehn.”“Ihr mögt Euch leichtlich rühmen,” sprach der von Niederland;250“Hätt’ ich die mörderische Weis’ an Euch erkannt,Vor Euch behütet hätt’ ich Leben wohl und Leib.Mich dauert nichts auf Erden als Frau Kriemhild, mein Weib.Nun mög’ es Gott erbarmen, dass ich gewann den Sohn,Der jetzt auf alle Zeiten den Vorwurf hat davon,255Dass seine Freunde jemand meuchlerisch erschlagen;Hätt’ ich Zeit und Weile, das müsst’ ich billig beklagen.”“Wohl nimmer hat begangen so grossen Mord ein Mann,”Sprach er zu dem König, “als Ihr an mir getan;Ich erhielt Euch unbescholten in grosser Angst und Not;260Ihr habt mir schlimm vergolten, dass ich so wohl es Euch bot.”Da sprach in Jammer weiter der todwunde Held:“Wollt ihr, edler König, noch auf dieser WeltAn jemand Treue pflegen, so lasst befohlen seinDoch auf Eure Gnade Euch die liebe Traute mein.265Es komm’ ihr zu Gute, dass sie Eure Schwester ist;Bei aller Fürsten Tugend helft ihr zu jeder Frist.Mein mögen lange harren mein Vater und mein Lehn;Nie ist an liebem Freunde einem Weib so leid geschehn.”Er krümmte sich in Schmerzen, wie ihm die Not gebot,270Und sprach aus jammerndem Herzen: “Mein mordlicher TodMag euch noch gereuen in der Zukunft Tagen;Glaubt mir in rechten Treuen, ihr euch selber habt erschlagen.”Die Blumen allenthalben waren vom Blute nass.Da rang er mit dem Tode, nicht lange tat er das,275Denn des Todes Waffe schnitt ihn allzusehr.Da konnte nicht mehr reden dieser Degen kühn und hehr.From Adventure 39: The end of the Nibelungs.10Den Schild liess er fallen, seine Stärke, die war gross;Hagnen von Tronje mit den Armen er umschloss.So ward von ihm bezwungen dieser kühne Mann;280Gunter der edle darob zu trauern begann.Hagnen band da Dietrich und führt’ ihn, wo er fandKriemhild die edle, und gab in ihre HandDen allerkühnsten Recken, der je Gewaffen trug;Nach ihrem starken Leide ward sie da fröhlich genug.285Da neigte sich dem Degen vor Freuden Etzels Weib:“Nun sei dir immer selig das Herz und auch der Leib;Du hast mich wohl entschädigt aller meiner Not,Ich will dir’s immer danken, es verwehr’ es denn der Tod.”Da sprach der edle Dietrich: “Nun lasst ihn am Leben,290Edle Königstochter; es mag sich wohl begeben,Dass Euch sein Dienst vergütet das Leid, das er Euch tat.Er soll es nicht entgelten, dass Ihr ihn gebunden saht.”Da liess sie Hagnen führen in ein Haftgemach,Wo niemand ihn erschaute, und er verschlossen lag.295Gunter der edle hub da zu rufen an:“Wo blieb der Held von Berne? Er hat mir Leides getan.”Da ging ihm hin entgegen von Bern Herr Dieterich.Gunters Kräfte waren stark und ritterlich;Da säumt’ er sich nicht länger, er rannte vor den Saal.300Von ihrer beider Schwertern erhob sich mächtiger Schall.So grossen Ruhm erstritten Dietrich seit alter Zeit,In seinem Zorne tobte Gunter so im Streit,Er war nach seinem Leide von Herzen feind dem Mann;Ein Wunder musst’ es heissen, dass da Herr Dietrich entrann.305Sie waren alle beide so stark und mutesvoll,Dass von ihren Schlägen Palast und Turm erscholl,Als sie mit Schwertern hieben auf die Helme gut.Da zeigte König Gunter einen herrlichen Mut.Doch zwang ihn der von Berne, wie Hagnen war geschehn,310Man mochte durch den Panzer das Blut ihm fliessen sehnVon einem scharfen Schwerte, das trug Herr Dieterich;Doch hatte sich Herr Gunter gewehrt, der müde, ritterlich.Der König ward gebunden von Dietrichens Hand,Wie nimmer Kön’ge sollten leiden solch ein Band.315Er dachte, liess er ledig Guntern und seinen Mann,Wem sie begegnen möchten, die müssten all den Tod empfahn.Dietrich von Berne nahm ihn bei der Hand,Er führt’ ihn hin gebunden, wo er Kriemhilden fand.Ihr war mit seinem Leide des Kummers viel benommen.320Sie sprach: “König Gunter, nun seid mir höchlich willkommen.”Er sprach: “Ich müsst’ Euch danken, vieledle Schwester mein,Wenn Euer Gruss in Gnaden geschehen könnte sein;Ich weiss Euch aber, Königin, so zornig von Mut,Dass Ihr mir und Hagen solchen Gruss im Spotte tut.”325Da sprach der Held von Berne: “Königstochter hehr,So gute Helden sah man als Geisel nimmermehr,Als ich, edle Königin, bracht’ in Eure Hut;Nun komme meine Freundschaft den Heimatlosen zu Gut.”Sie sprach, sie tät’ es gerne. Da ging Herr Dieterich330Mit weinenden Augen von den Helden tugendlich.Da rächte sich entsetzlich König Etzels Weib:Den auserwählten Degen nahm sie Leben und Leib.Sie liess sie gesondert in Gefängnis legen,Dass sich nie im Leben wiedersahn die Degen,335Bis sie ihres Bruders Haupt hin vor Hagen trug.Kriemhildens Rache ward an beiden grimm genug.Hin ging die Königstochter, wo sie Hagen sah.Wie feindselig sprach sie zu dem Recken da:“Wollt Ihr mir wiedergeben was Ihr mir habt genommen,340So mögt Ihr wohl noch lebend heim zu den Burgunden kommen.”Da sprach der grimme Hagen: “Die Red’ ist gar verloren,Vieledle Königstochter. Den Eid hab’ ich geschworen,Dass ich den Hort nicht zeige; so lange noch am LebenBlieb’ einer meiner Herren, wird er niemand gegeben.”345“Ich bring’ es zu Ende,” sprach das edle Weib.Dem Bruder nehmen liess sie Leben da und Leib.Man schlug das Haupt ihm nieder, bei den Haaren sie es trugVor den Held von Tronje; da gewann er Leids genug.Als der Unmutvolle seines Herrn Haupt ersah,350Wider Kriemhilden sprach der Recke da:“Du hast’s nach deinem Willen zu Ende nun gebracht,Es ist auch so ergangen, wie ich mir hatte gedacht.Nun ist von Burgunden der edle König tot,Geiselher der junge, dazu Herr Gernot.355Den Hort weiss nun niemand als Gott und ich allein;Der soll dir Teufelsweibe immer wohl verhohlen sein.”Sie sprach: “So habt Ihr üble Vergeltung mir gewährt;So will ich doch behalten Siegfriedens Schwert.Das trug mein holder Friedel, als ich zuletzt ihn sah,360An dem mir Herzensjammer vor allem Leide geschah.”Sie zog es aus der Scheide, er konnt’ es nicht wehren,Da dachte sie dem Recken, das Leben zu versehren.Sie schwang es mit den Händen, das Haupt schlug sie ihm ab;Das sah der König Etzel, dem es grossen Kummer gab.365“Weh!” rief der König: “wie ist hier gefälltVon eines Weibes Händen der allerbeste Held,Der je im Kampf gefochten und seinen Schildrand trug!So feind ich ihm gewesen bin, mir ist leid um ihn genug.”Da sprach Meister Hildebrand: “Es kommt ihr nicht zu Gut,370Dass sie ihn schlagen durfte; was man halt mir tut,Ob er mich selber brachte in Angst und grosse Not,Jedennoch will ich rächen dieses kühnen Tronjers Tod.”Hildebrand im Zorne zu Kriemhilden sprang,Er schlug der Königstochter einen Schwertesschwang.375Wohl schmerzten solche Dienste von dem Degen sie;Was konnt’ es aber helfen, dass sie so ängstlich schrie?Die da sterben sollten, die lagen all umher,Zu Stücken lag verhauen die Königstochter hehr.Dietrich und Etzel huben zu weinen an380Und jämmerlich zu klagen manchen Freund und Untertan.Da war der Helden Herrlichkeit hingelegt im Tod;Die Leute hatten alle Jammer und Not.Mit Leid war beendet des Königs Lustbarkeit,Wie immer Leid die Freude am letzten Ende verleiht.385Ich kann euch nicht bescheiden, was seither geschah,Als dass man immer weinen Christen und Heiden sah,Die Ritter und die Frauen und manche schöne Maid;Sie hatten um die Freunde das allergrösseste Leid.Ich sag’ euch nicht weiter von der grossen Not.390Die da erschlagen waren, die lasst liegen tot.Wie es auch im Heunland hernach dem Volk geriet,Hier hat die Mär’ ein Ende. Das istdas Nibelungenlied.1.Some of the manuscripts divide the poem into sections, each one of which is called anaventiure, or ‘adventure.’2.M.H.G.lîp, modernLeib, meant ‘body,’ ‘person,’ ‘self.’ With a genitive it is often pleonastic and untranslatable.Eines guten Ritters Leib=einen guten Ritter.3.Archaic forWeibernfor the sake of the medial rime withbleiben. Now and then a stanza has medial as well as final rimes.4.M.H.G.wætlîch, ‘beautiful.’5.‘Better.’6.The home of Brunhild, far out over the North Sea. She is an athletic maid who kills her suitors unless they vanquish her in certain sports. Gunter has come to woo her, Siegfried promising to help him. Siegfried’s reward is to be the hand of Kriemhild.7.Siegfried has put on hisTarnkappe, or hiding-cloak, which makes him invisible.8.The two queens have quarreled, and Hagen, as the faithful liegeman of Brunhild, seeks the life of Siegfried, who is invulnerable except in one spot on his back. At the end of a day’s hunt in the Odenwald (across the Rhine from Worms) the thirsty Siegfried races with Gunter and Hagen to a spring.9.The silken cross which the unsuspecting Kriemhild has sewn upon her husband’s corselet, in order that Hagen may protect him from the spears of the enemy.10.The widowed Kriemhild has married Etzel and lived several years at the Hunnish court, always nursing plans of vengeance against Hagen, who has not only killed her husband but robbed her of her Nibelungen hoard. At last she invites her brothers to visit her. In the fierce fights that take place at Kriemhild’s instigation all the Burgundians have fallen except Gunter and Hagen. The death of his liegemen at the hands of the Burgundians constrains the mighty Dietrich of Bern to interfere.XIX. GUDRUNA ballad epic of the Lowlands, in which ancient viking tales of bride-stealing and sea-fighting have been worked over under the influence of Christianity and chivalry. Although the only extant manuscript dates from the early years of the 16th century, the poem was probably composed about 1200,—not longafter the Nibelungenlied, the style of which it to some extent imitates. There are in all 1705 four-line strophes. The strophe is like that of the Nibelungenlied save that the rimesbbare feminine, and the final half-line has five accents. This last feature gives to the verse a dragging effect which is unpleasant to the modern ear.The locus of the poem is the coast of the North Sea from Jutland to Normandy. The story consists of a Hilde-saga and a Gudrun-saga, the whole being preceded by an introductory account of Hilde’s lineage. She is the daughter of ‘wild Hagen,’ King of Ireland, and is abducted, not much against her will, by envoys of Hetel, King of the Hegelings. Gudrun is the daughter of Hetel and Hilde. She betroths herself to Herwig of Seeland, but is violently abducted, during the absence of her father’s fighting men, by Hartmut of Normandy. The Hegelings pursue, and a great fight takes place on the Wülpensand (near the mouth of the Scheldt). King Hetel and many of his men are killed, and the Normans sneak away in the night with the captured women. For fourteen years (while a new generation of Hegelings is growing up) Gudrun lives as exile in Normandy, faithful to her absent lover Herwig, and cruelly treated by the fiendish mother of Hartmut because she refuses to take the Norman for a husband. Then come rescue and revenge.There are several translations, the most popular being, again, that of Simrock. To illustrate the meter the first of the selections below is given in Simrock’s rendering; the others are in the smoother translation of Löschhorn, who ruthlessly amputates the two extra feet in the last half-line.From Adventure 6: Horand the Dane, one of Hetel’s envoys, does some wonderful singing, which captivates the princess Hilde.Als die Nacht ein Ende nahm und es begann zu tagen,Horand hub an zu singen, dass ringsum in den HagenAlle Vögel schwiegen vor seinem süssen Sange.Die Leute, die da schliefen, lagen in den Betten nicht mehr lange.5Sein Lied erklang ihm schöner und lauter immerdar,Herr Hagen hört’ es selber, der bei Frau Hilde war.Aus der Kemenate mussten sie zur Zinne,Der Gast war wohl beraten; die junge Königin ward des Sanges inne.Des wilden Hagen Tochter und ihre Mägdelein10Sassen da und lauschten, wie selbst die VögeleinAuf dem Königshofe vergassen ihr Getöne;Wohl hörten auch die Helden, wie der von Dänenlanden sang so schöne.Als er schon das dritte Lied zu Ende sang,Allen, die es hörten, währt’ es nicht zu lang.15Es däuchte sie in Wahrheit nur spannenlange Weile,Wenn er immer sänge, während einer ritte tausend Meilen.Als er gesungen hatte und von der Stelle ging,Die Königstochter morgens wohl nie so froh empfing,Die ihr die Kleider brachten, die sie sollte tragen.20Das edle Mägdlein schickte sie alsbald nach ihrem Vater Hagen.Der König ging zur Stelle, wo er die Tochter fand.In traulicher Weise war da des Mägdleins HandAn ihres Vaters Kinne; sie wusst’ in ihn zu dringen.Sie sprach: “Liebes Väterlein, heiss ihn uns noch neue Lieder singen.”25Er sprach: “Liebe Tochter, wenn er zur Abendstund’Dir immer singen wollte, ich gäb’ ihm tausend Pfund.Doch sind so hochfährtig des fremden Landes Söhne,Dass uns hier am Hofe nicht so leicht erklingen seine Töne.”Was sie bitten mochte, der König blieb nicht mehr.30Nun fliss sich wieder Horand, dass er nie vorherSo wundersam gesungen; die Siechen und GesundenKonnten nicht vom Platze, wo sie da wie angewurzelt stunden.Die Tier’ im Walde liessen ihre Weide stehn;Die Würme, die da sollten in dem Grase gehn,35Die Fische, die da sollten in dem Wasser fliessen,Verliessen ihre Fährte; wohl durft’ ihn seiner Künste nicht verdriessen.Was er da singen mochte, das däuchte niemand lang,Verleidet in den Chören war aller Pfaffen Sang.Auch die Glocken klangen nicht mehr so wohl als eh’;40Allen, die ihn hörten, war nach Horanden weh.Da liess ihn zu sich bringen das schöne Mägdelein;Ohn’ ihres Vaters Wissen, gar heimlich sollt’ es sein.So blieb es ihrer Mutter, Frau Hilden, auch verhohlen,Dass der Held so heimlich sich zu ihrem Kämmerlein gestohlen.From Adventure 15: The abduction of Gudrun by the Normans.45Ludwig und Hartmut drangen in das hohe Tor,Viel todeswunde Streiter liessen sie davor.Eine edle Jungfrau zu weinen drob begann;Viel Schaden ward von Feinden in Hetels Burg getan.Von Ormanie der König gewann da frohen Mut.50Seine Zeichen trugen er und die Helden gutBis an den Saal der Feste. Da liess man von den ZinnenDie lichten Fahnen flattern; Weh traf die Königinnen.Hartmut, der schnelle Degen, zur schönen Kudrun geht.Er spricht: “Edle Jungfrau, Ihr habt mich stets verschmäht;55Drum werden wir’s verschmähen, ich und die Freunde mein,Dass wir Gefangene machen. Man hängt sie, gross und klein.”Nichts mehr gab sie zur Antwort als: “Wehe, Vater mein!Könntest du es wissen, dass man die Tochter deinGewaltsam wagt zu führen hinweg aus deinem Lande,60Du spartest der Verlass’nen den Schaden und die Schande.”Gern wüsst’ ich, was wäre den Fremden wohl geschehn,Wenn der grimme Wate hätte zugesehn,Wie Hartmut der kühne durch den Saal geschritten kam,Und mit ihm König Ludwig Kudrun gefangen nahm.65Wate und auch Hetel hätten es ihm verwehrtUnd manchen Helm zerhauen mit ihrem guten Schwert,Wär’s ihnen nur verraten! Man sähe nimmermehrGeführt die schöne Kudrun gefangen übers Meer.Es standen alle Leute in trübem Sinn und Mut;70Nicht anders wär’ es heute. Man nahm da Hab’ und GutMit Raub den armen Bürgern und trug es fort zugleich.Glaubt mir, es wurde jeder von Hartmuts Recken reich.Als sie genommen hatten Schätze und Gewand,Führte man Frau Hilde hinaus an ihrer Hand.75Gern hätte auf die Zinnen man roten Brand gesetzt;Dass einst die Rache folgte, wer dachte daran jetzt?Hartmut befahl, es bleibe die Feste unversehrt.Schnell das Land zu räumen hat der Fürst begehrt,Eh’ man die üble Kunde hätt’ Hetel überbracht,80Der noch in Waleis kämpfte mit stolzer Heeresmacht.“Auch sollt ihr Raub nicht nehmen,” sprach der Held Hartmut,“Sind wir daheim, so zahl’ ich mit meines Vaters Gut.Auch fahren wir um so leichter über die weite See.”Ludwigs grimmes Wüten tat Kudruns Herzen weh.85Die Burg, die war gebrochen; die Stadt, die war verbrannt.Da hatte man gefangen die besten, die man fand;Zweiundzwanzig Frauen, minnigliche Maide,Führten sie von dannen zu Hildes Herzeleide.Wie traurig stand im Saale die edle Königin!90Sie schritt betrübten Herzens zu einem Fenster hin,Zu grüssen die Gefangenen mit einem letzten Blick;Es blieb manch edle Fraue klagend bei ihr zurück.From Adventure 17: The battle on the Wülpensand.Es war ein breiter Werder, der Wülpensand genannt,Da hatten Ludwigs Recken aus Normannenland95Für sich und ihre Rosse geschafft willkommne Rast.Wie bald bedrängt’ die Frohen der grimmen Sorge Last!Man führte aus den Schiffen auf den öden StrandDie minniglichen Mädchen aus Hegelingenland.Wie sie das Herz es lehrte, so klagten da die Frauen100Und liessen ihre Tränen die Feinde reichlich schauen.Da sah der Schiffer einer auf den Wogen nahnEin Schiff mit vollen Segeln; dem König sagt’ er’s an.Und als sie es erblickten, rief Hartmut und die Seinen:“Pilger sind es. Sehet das Kreuz im Segel scheinen!”105Bald erschaute jeder drei Kiele fest und gut,Dabei neun volle Kocken; die führten durch die FlutManchen, der noch nimmer zu Gottes Ruhm und Ehr’Ein Kreuz getragen hatte!1Der Normann griff zur Wehr.Bald waren sie so nahe, dass man die Helme sah110Auf dem Verdecke glänzen. Viel Not erhob sich daUnd mancher arge Schaden für Ludwig und sein Heer.“Auf!” rief Hartmut, “uns suchen die Feinde über Meer.”Nicht träge waren die Fremden, nah kamen sie dem Land,Dass man schon knarren hörte die Ruder an dem Strand.115Dort standen zum Empfange in hellem WaffenkleidDie Alten und die Jungen am Ufer schon bereit.Laut rief der König Ludwig, den Seinen zugewandt:“Ein Kinderspiel nur war es, was je im Kampf ich fand!Heut gilt’s zum ersten Male mit guten Helden Streit.120Wer meiner Fahne folget, dem lohn’ ich’s alle Zeit.”Hartmuts Feldzeichen trug man auf den Sand.So nah schon waren die Schiffe, dass man mit der HandDie Speere konnte stossen zum Bord vom Ufer wild;Nur wenig Musse gönnte Herr Wate seinem Schild.125So grimmig ward verteidigt niemals zuvor ein Land.Die Hegelingenrecken drangen an den Strand,Sie schwangen ohn’ Ermüden die Speere und das Schwert,Sie tauschten scharfe Hiebe,— die keiner doch begehrt.Da galt es Speere werfen! Es dauerte gar lang,130Bis sie das Land gewannen. Der alte Wate sprangVoll Ingrimm auf die Feinde und griff sie hurtig an;Was er im Sinne hatte, bald ward es kund getan.Es drang der König Ludwig auf Waten ein voll Wut.Mit einem scharfen Speere traf er den Recken gut,135So dass die Stücke sprangen hoch auf in alle Winde.Stark war der König Ludwig. Da kam das Ingesinde.Auf den Helm des Königs das Schwert Herr Wate schwang,Dass die scharfe Schneide bis auf das Haupt ihm drang.Trüg’ er nicht unter der Brünne ein dichtes Hemd, geschnitten140Aus Abalier Seide, den Tod hätt’ er erlitten.Wider den Degen Irolt der kühne Hartmut sprang.Ihrer beider Waffe auf dem Helm erklang,Es hallte das Schwertgetöse weit über die Schar dahin.Wacker hielt sich Irolt, Hartmut war stark und kühn.145Herwig von Sewen, ein Held berühmt und gut,Verfehlt’ im Sprung’ das Ufer; so sprang er in die Flut,Dass er bis an die Achsel tief in dem Wasser stand,Ein harter Dienst um Minne ward Herwig da bekannt.Den edlen Recken wollten ertränken in der Flut150Seine grimmen Feinde. Viele Schäfte gutMussten an ihm splittern, er eilte auf den SandEntgegen seinen Feinden; nicht ruhte seine Hand.Grössere Kampfesmühe ward niemals Helden kund.Nie hat man so viel Recken gedrängt zum tiefen Grund.155Die ohne Wunden starben, versenkt ins wilde Meer,Ihrer war von beiden Seiten ein ganzes Kriegesheer.Als sie den Strand gewannen, sah man die WasserflutAus tiefen Todeswunden gefärbt ringsum wie Blut.Aus Freunden und aus Feinden ein purpurroter Fluss,160So breit—sein End’ erreichte nicht eines Speeres Schuss.From Adventure 21: The hard fate of Gudrun in Normandy.
1.The Liver Sea, called alsodas geronnene Meer, or the Curdled Sea; in Latinmare pigrum et concretum. For the literature of the curious saga see Bartsch,Herzog Ernst, Wien, 1869, p. cxlv.
1.The Liver Sea, called alsodas geronnene Meer, or the Curdled Sea; in Latinmare pigrum et concretum. For the literature of the curious saga see Bartsch,Herzog Ernst, Wien, 1869, p. cxlv.
The most important poetic production of medieval Germany. It embodies legends that date back, in part, to the 5th century and were handed down from age to age by oral tradition. The different versions known to us point back to a lost original which probably took shape toward the end of the 12th century and was the work of an Austrian poet of whom nothing is known. The form is a four-line strophe, with masculine rimes paired in the orderaabb. Each line is divided into two parts by a cesura, which regularly falls after an unstressed syllable. The first seven half-lines usually have three accents each, the eighth four.
Reasoning from incongruities in the text, the famous scholar Lachmann concluded that the poem consists of twenty old songs, or ballads, pieced together with new matter in the shape of introductions, transitions, and amplifications. This theory gave rise to a great controversy which still divides scholarship to some extent, with opinion tending more and more to the confirmation of Lachmann’s general view, but to the rejection of his specific conclusions. That is to say: The poem is a working-over of old songs; but just how many of these there were, where the dividing lines come, and how much merit of originality may rightly be claimed for the nameless 12th century poet, cannot be definitely settled.
The most popular modernization is that of Simrock, 56th edition, 1902, from which the selections below are taken. It has its defects, but none of the many attempts to improve upon it has met with a generally recognized success.
Es wuchs in Burgunden solch edel Mägdelein,Dass in allen Landen nichts Schön’res mochte sein.Kriemhild war sie geheissen und ward ein schönes Weib,Um die viel Degen mussten verlieren Leben und Leib.5Es pflegten sie drei Könige, edel und reich,Gunter und Gernot, die Recken ohnegleich,Und Geiselher der junge, ein auserwählter Degen;Sie war ihre Schwester, die Fürsten hatten sie zu pflegen.Die Herren waren milde, dazu von hohem Stamm,10Unmassen kühn von Kräften, die Recken lobesam.Nach den Burgunden war ihr Land genannt:Sie schufen starke Wunder noch seitdem in Etzels Land.Zu Worms am Rheine wohnten die Herren in ihrer Kraft.Von ihren Landen diente viel stolze Ritterschaft15Mit rühmlichen Ehren all ihres Lebens Zeit,Bis jämmerlich sie starben durch zweier edeln Frauen Streit.In ihren hohen Ehren träumte Kriemhilden,Sie zög’ einen Falken, stark-, schön- und wilden,Den griffen ihr zwei Aare, dass sie es mochte sehn;20Ihr konnt’ auf dieser Erde grösser Leid nicht geschehn.Sie sagt’ ihrer Mutter den Traum, Frau Uten;Die wusst’ ihn nicht zu deuten als so der guten:“Der Falke, den du ziehest, das ist ein edler Mann;Ihn wolle Gott behüten, sonst ist es bald um ihn getan.”25“Was sagt Ihr mir vom Manne, vielliebe Mutter mein?Ohne Reckenminne will ich immer sein;So schön will ich verbleiben bis an meinen Tod,Dass ich von Mannesminne nie gewinnen möge Not.”“Verred’ es nicht so völlig,” die Mutter sprach da so,30“Sollst du je auf Erden von Herzen werden froh,Das geschieht von Mannesminne; du wirst ein schönes Weib,Will Gott dir noch vergönnen eines guten Ritters Leib.”2“Die Rede lasst bleiben, vielliebe Mutter mein.Es hat an manchen Weiben3gelehrt der Augenschein,35Wie Liebe mit Leide am Ende gerne lohnt;Ich will sie meiden beide, so bleib’ ich sicher verschont.”Kriemhild in ihrem Mute hielt sich von Minne frei.So lief noch der guten manch lieber Tag vorbei,Dass sie niemand wusste, der ihr gefiel zum Mann,40Bis sie doch mit Ehren einen werten Recken gewann.Das war derselbe Falke, den jener Traum ihr bot,Den ihr beschied die Mutter. Ob seinem frühen TodDen nächsten Anverwandten wie gab sie blut’gen Lohn!Durch dieses Einen Sterben starb noch mancher Mutter Sohn.
Es wuchs in Burgunden solch edel Mägdelein,
Dass in allen Landen nichts Schön’res mochte sein.
Kriemhild war sie geheissen und ward ein schönes Weib,
Um die viel Degen mussten verlieren Leben und Leib.
Es pflegten sie drei Könige, edel und reich,
Gunter und Gernot, die Recken ohnegleich,
Und Geiselher der junge, ein auserwählter Degen;
Sie war ihre Schwester, die Fürsten hatten sie zu pflegen.
Die Herren waren milde, dazu von hohem Stamm,
Unmassen kühn von Kräften, die Recken lobesam.
Nach den Burgunden war ihr Land genannt:
Sie schufen starke Wunder noch seitdem in Etzels Land.
Zu Worms am Rheine wohnten die Herren in ihrer Kraft.
Von ihren Landen diente viel stolze Ritterschaft
Mit rühmlichen Ehren all ihres Lebens Zeit,
Bis jämmerlich sie starben durch zweier edeln Frauen Streit.
In ihren hohen Ehren träumte Kriemhilden,
Sie zög’ einen Falken, stark-, schön- und wilden,
Den griffen ihr zwei Aare, dass sie es mochte sehn;
Ihr konnt’ auf dieser Erde grösser Leid nicht geschehn.
Sie sagt’ ihrer Mutter den Traum, Frau Uten;
Die wusst’ ihn nicht zu deuten als so der guten:
“Der Falke, den du ziehest, das ist ein edler Mann;
Ihn wolle Gott behüten, sonst ist es bald um ihn getan.”
“Was sagt Ihr mir vom Manne, vielliebe Mutter mein?
Ohne Reckenminne will ich immer sein;
So schön will ich verbleiben bis an meinen Tod,
Dass ich von Mannesminne nie gewinnen möge Not.”
“Verred’ es nicht so völlig,” die Mutter sprach da so,
“Sollst du je auf Erden von Herzen werden froh,
Das geschieht von Mannesminne; du wirst ein schönes Weib,
Will Gott dir noch vergönnen eines guten Ritters Leib.”2
“Die Rede lasst bleiben, vielliebe Mutter mein.
Es hat an manchen Weiben3gelehrt der Augenschein,
Wie Liebe mit Leide am Ende gerne lohnt;
Ich will sie meiden beide, so bleib’ ich sicher verschont.”
Kriemhild in ihrem Mute hielt sich von Minne frei.
So lief noch der guten manch lieber Tag vorbei,
Dass sie niemand wusste, der ihr gefiel zum Mann,
Bis sie doch mit Ehren einen werten Recken gewann.
Das war derselbe Falke, den jener Traum ihr bot,
Den ihr beschied die Mutter. Ob seinem frühen Tod
Den nächsten Anverwandten wie gab sie blut’gen Lohn!
Durch dieses Einen Sterben starb noch mancher Mutter Sohn.
45Da liess der reiche König mit seiner Schwester gehnHundert seiner Recken, zu ihrem Dienst ersehnUnd dem ihrer Mutter, die Schwerter in der Hand:Das war das Hofgesinde in der Burgunden Land.Ute die reiche sah man mit ihr kommen,50Die hatte schöner Frauen sich zum Geleit genommenHundert oder drüber, geschmückt mit reichem Kleid;Auch folgte Kriemhilden manche waidliche4Maid.Aus einer Kemenate sah man sie alle gehn.Da musste heftig Drängen von Helden bald geschehn,55Die alle harrend standen, ob es möchte sein,Dass sie da fröhlich sähen dieses edle Mägdelein.Da kam die Minnigliche, wie das MorgenrotTritt aus trüben Wolken. Da schied von mancher Not,Der sie im Herzen hegte, was lange war geschehn.60Er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor sich stehn.Von ihrem Kleide leuchtete gar mancher edle Stein,Ihre rosenrote Farbe gab minniglichen Schein.Was jemand wünschen mochte, er musste doch gestehn,Dass er hier auf Erden noch nichts so Schönes gesehn.65Wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt,Des Schein so hell und lauter sich aus den Wolken hebt,So glänzte sie in Wahrheit vor andern Frauen gut;Das mochte wohl erhöhen den zieren Helden den Mut.Die reichen Kämmerlinge schritten vor ihr her,70Die hochgemuten Degen liessen es nicht mehr:Sie drängten, dass sie sähen die minnigliche Maid;Siegfried dem Degen war es lieb und wieder leid.Er sann in seinem Sinne: “Wie dacht’ ich je daran,Dass ich dich minnen sollte? das ist ein eitler Wahn.75Soll ich dich aber meiden, so wär’ ich sanfter5tot.”Er ward von Gedanken oft bleich und oft wieder rot.Da sah man den Sieglindensohn so minniglich da stehn,Als wär’ er entworfen auf einem PergamenVon guten Meisters Händen; gern man ihm zugestand,80Dass man nie im Leben so schönen Helden noch fand.Die mit Kriemhilden gingen, die hiessen aus den WegenAllenthalben weichen; dem folgte mancher Degen.Die hochgetrag’nen Herzen freute man sich zu schaun;Man sah in hohen Züchten viel der herrlichen Fraun.85Da sprach von Burgunden der König Gernot:“Dem Helden, der so gütlich Euch seine Dienste bot,Gunter, lieber Bruder, dem bietet hier den LohnVor allen diesen Recken. Des Rates spricht man mir nicht Hohn.Heisset Siegfrieden zu meiner Schwester kommen,90Dass ihn das Mägdlein grüsse; das bringt uns immer Frommen.Die niemals Recken grüsste, soll sein mit Grüssen pflegen,Dass wir uns so gewinnen diesen zierlichen Degen.”Des Wirtes Freunde gingen, dahin wo man ihn fand;Sie sprachen zu dem Recken aus dem Niederland:95“Der König will erlauben, Ihr sollt zu Hofe gehn.Seine Schwester soll Euch grüssen; die Ehre soll Euch geschehn.”Der Rede ward der Degen in seinem Mut erfreut;Er trug in seinem Herzen Freude sonder Leid,Dass er der schönen Ute Tochter sollte sehn.100In minniglichen Züchten empfing sie Siegfrieden schön.Als sie den Hochgemuten vor sich stehen sah,Ihre Farbe ward entzündet. Die Schöne sagte da:“Willkommen, Herr Siegfried, ein edler Ritter gut.”Da ward ihm von dem Grusse gar wohl erhoben der Mut.105Er neigte sich ihr minniglich, als er den Dank ihr bot;Da zwang sie zu einander sehnender Minne Not.Mit liebem Blick der Augen sahn einander anDer Held und auch das Mägdlein; das ward verstohlen getan.Ward da mit sanftem Drucke geliebkost weisse Hand110In herzlicher Minne, das ist mir unbekannt.Doch kann ich auch nicht glauben, sie hätten’s nicht getan.Liebebedürft’ge Herzen täten Unrecht daran.
Da liess der reiche König mit seiner Schwester gehn
Hundert seiner Recken, zu ihrem Dienst ersehn
Und dem ihrer Mutter, die Schwerter in der Hand:
Das war das Hofgesinde in der Burgunden Land.
Ute die reiche sah man mit ihr kommen,
Die hatte schöner Frauen sich zum Geleit genommen
Hundert oder drüber, geschmückt mit reichem Kleid;
Auch folgte Kriemhilden manche waidliche4Maid.
Aus einer Kemenate sah man sie alle gehn.
Da musste heftig Drängen von Helden bald geschehn,
Die alle harrend standen, ob es möchte sein,
Dass sie da fröhlich sähen dieses edle Mägdelein.
Da kam die Minnigliche, wie das Morgenrot
Tritt aus trüben Wolken. Da schied von mancher Not,
Der sie im Herzen hegte, was lange war geschehn.
Er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor sich stehn.
Von ihrem Kleide leuchtete gar mancher edle Stein,
Ihre rosenrote Farbe gab minniglichen Schein.
Was jemand wünschen mochte, er musste doch gestehn,
Dass er hier auf Erden noch nichts so Schönes gesehn.
Wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt,
Des Schein so hell und lauter sich aus den Wolken hebt,
So glänzte sie in Wahrheit vor andern Frauen gut;
Das mochte wohl erhöhen den zieren Helden den Mut.
Die reichen Kämmerlinge schritten vor ihr her,
Die hochgemuten Degen liessen es nicht mehr:
Sie drängten, dass sie sähen die minnigliche Maid;
Siegfried dem Degen war es lieb und wieder leid.
Er sann in seinem Sinne: “Wie dacht’ ich je daran,
Dass ich dich minnen sollte? das ist ein eitler Wahn.
Soll ich dich aber meiden, so wär’ ich sanfter5tot.”
Er ward von Gedanken oft bleich und oft wieder rot.
Da sah man den Sieglindensohn so minniglich da stehn,
Als wär’ er entworfen auf einem Pergamen
Von guten Meisters Händen; gern man ihm zugestand,
Dass man nie im Leben so schönen Helden noch fand.
Die mit Kriemhilden gingen, die hiessen aus den Wegen
Allenthalben weichen; dem folgte mancher Degen.
Die hochgetrag’nen Herzen freute man sich zu schaun;
Man sah in hohen Züchten viel der herrlichen Fraun.
Da sprach von Burgunden der König Gernot:
“Dem Helden, der so gütlich Euch seine Dienste bot,
Gunter, lieber Bruder, dem bietet hier den Lohn
Vor allen diesen Recken. Des Rates spricht man mir nicht Hohn.
Heisset Siegfrieden zu meiner Schwester kommen,
Dass ihn das Mägdlein grüsse; das bringt uns immer Frommen.
Die niemals Recken grüsste, soll sein mit Grüssen pflegen,
Dass wir uns so gewinnen diesen zierlichen Degen.”
Des Wirtes Freunde gingen, dahin wo man ihn fand;
Sie sprachen zu dem Recken aus dem Niederland:
“Der König will erlauben, Ihr sollt zu Hofe gehn.
Seine Schwester soll Euch grüssen; die Ehre soll Euch geschehn.”
Der Rede ward der Degen in seinem Mut erfreut;
Er trug in seinem Herzen Freude sonder Leid,
Dass er der schönen Ute Tochter sollte sehn.
In minniglichen Züchten empfing sie Siegfrieden schön.
Als sie den Hochgemuten vor sich stehen sah,
Ihre Farbe ward entzündet. Die Schöne sagte da:
“Willkommen, Herr Siegfried, ein edler Ritter gut.”
Da ward ihm von dem Grusse gar wohl erhoben der Mut.
Er neigte sich ihr minniglich, als er den Dank ihr bot;
Da zwang sie zu einander sehnender Minne Not.
Mit liebem Blick der Augen sahn einander an
Der Held und auch das Mägdlein; das ward verstohlen getan.
Ward da mit sanftem Drucke geliebkost weisse Hand
In herzlicher Minne, das ist mir unbekannt.
Doch kann ich auch nicht glauben, sie hätten’s nicht getan.
Liebebedürft’ge Herzen täten Unrecht daran.
Brunhildens Stärke zeigte sich nicht klein,Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein,115Gross und ungefüge, rund dabei und breit;Ihn trugen kaum zwölfe dieser Degen kühn im Streit.Den warf sie allerwegen, wie sie den Speer verschoss;Darüber war die Sorge der Burgunden gross.“Wen will der König werben?” sprach da Hagen laut;120“Wär’ sie in der Hölle doch des übeln Teufels Braut!”An ihre weissen Arme sie die Ärmel wand,Sie schickte sich und fasste den Schild an die Hand;Sie schwang den Spiess zur Höhe: das war des Kampfs Beginn.Gunter und Siegfried bangten vor Brunhildens grimmem Sinn.125Und wär’ ihm da Siegfried zu Hilfe nicht gekommen,So hätte sie dem König das Leben wohl benommen.Er trat hinzu verstohlen7und rührte seine Hand;Gunter seine Künste mit grossen Sorgen befand.“Wer war’s, der mich berührte?” dachte der kühne Mann,130Und wie er um sich blickte, da traf er niemand an.Er sprach: “Ich bin es, Siegfried, der Geselle dein;Du sollst gar ohne Sorge vor der Königin sein.”Er sprach: “Gib aus den Händen den Schild, lass mich ihn tragenUnd behalt’ im Sinne, was du mich hörest sagen:135Du habe die Gebärde, ich will das Werk begehn.”Als er ihn erkannte, da war ihm Liebes geschehn.“Verhehl’ auch meine Künste, das ist uns beiden gut;So mag die Königstochter den hohen ÜbermutNicht an dir vollbringen, wie sie gesonnen ist.140Nun sieh doch, welcher Kühnheit sie wider dich sich vermisst.”Da schoss mit ganzen Kräften die herrliche MaidDen Speer nach einem Schilde, mächtig und breit,Den trug an der Linken Sieglindens Kind;Das Feuer sprang vom Stahle, als ob es wehte der Wind.145Des starken Spiesses Schneide den Schild ganz durchdrang,Dass das Feuer lohend aus den Ringen sprang.Von dem Schusse fielen die kraftvollen Degen;War nicht die Tarnkappe, sie wären beide da erlegen.Siegfried dem kühnen vom Munde brach das Blut.150Bald sprang er auf die Füsse, da nahm der Degen gutDen Speer, den sie geschossen ihm hatte durch den Rand;Den warf ihr jetzt zurücke Siegfried mit kraftvoller Hand.Er dacht’: “Ich will nicht schiessen das Mägdlein wonniglich.”Des Spiesses Schneide kehrt’ er hinter den Rücken sich;155Mit der Speerstange schoss er auf ihr Gewand,Dass es laut erhallte von seiner kraftreichen Hand.Das Feuer stob vom Panzer, als trieb’ es der Wind,Es hatte wohl geschossen der Sieglinde Kind.Sie vermochte mit den Kräften dem Schusse nicht zu stehn;160Das wär’ von König Guntern in Wahrheit nimmer geschehn.Brunhild die schöne bald auf die Füsse sprang:“Gunter, edler Ritter, des Schusses habe Dank!”Sie wähnt’, er hätt’ es selber mit seiner Kraft getan;Nein, zu Boden warf sie ein viel stärkerer Mann.165Da ging sie hin geschwinde, zornig war ihr Mut,Den Stein hoch erhub sie, die edle Jungfrau gut;Sie schwang ihn mit Kräften weithin von der Hand,Dann sprang sie nach dem Wurfe, dass laut erklang ihr Gewand.Der Stein fiel zu Boden von ihr zwölf Klafter weit,170Den Wurf überholte im Sprung die edle Maid.Hin ging der schnelle Siegfried, wo der Stein nun lag;Gunter musst’ ihn wägen, des Wurfs der Verhohl’ne pflag.Siegfried war kräftig, kühn und auch lang,Den Stein warf er ferner, dazu er weiter sprang;175Ein grosses Wunder war es, und künstlich genug,Dass er in dem Sprunge den König Gunter noch trug.Der Sprung war ergangen, am Boden lag der Stein,Gunter war’s, der Degen, den man sah allein;Brunhild die schöne ward vor Zorne rot,180Gewendet hatte Siegfried dem König Gunter den Tod.Zu ihrem Ingesinde sprach die Königin da,Als sie gesund den Helden an des Kreises Ende sah:“Ihr, meine Freund’ und Mannen, tretet gleich heran;Ihr sollt dem König Gunter alle werden untertan.”
Brunhildens Stärke zeigte sich nicht klein,
Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein,
Gross und ungefüge, rund dabei und breit;
Ihn trugen kaum zwölfe dieser Degen kühn im Streit.
Den warf sie allerwegen, wie sie den Speer verschoss;
Darüber war die Sorge der Burgunden gross.
“Wen will der König werben?” sprach da Hagen laut;
“Wär’ sie in der Hölle doch des übeln Teufels Braut!”
An ihre weissen Arme sie die Ärmel wand,
Sie schickte sich und fasste den Schild an die Hand;
Sie schwang den Spiess zur Höhe: das war des Kampfs Beginn.
Gunter und Siegfried bangten vor Brunhildens grimmem Sinn.
Und wär’ ihm da Siegfried zu Hilfe nicht gekommen,
So hätte sie dem König das Leben wohl benommen.
Er trat hinzu verstohlen7und rührte seine Hand;
Gunter seine Künste mit grossen Sorgen befand.
“Wer war’s, der mich berührte?” dachte der kühne Mann,
Und wie er um sich blickte, da traf er niemand an.
Er sprach: “Ich bin es, Siegfried, der Geselle dein;
Du sollst gar ohne Sorge vor der Königin sein.”
Er sprach: “Gib aus den Händen den Schild, lass mich ihn tragen
Und behalt’ im Sinne, was du mich hörest sagen:
Du habe die Gebärde, ich will das Werk begehn.”
Als er ihn erkannte, da war ihm Liebes geschehn.
“Verhehl’ auch meine Künste, das ist uns beiden gut;
So mag die Königstochter den hohen Übermut
Nicht an dir vollbringen, wie sie gesonnen ist.
Nun sieh doch, welcher Kühnheit sie wider dich sich vermisst.”
Da schoss mit ganzen Kräften die herrliche Maid
Den Speer nach einem Schilde, mächtig und breit,
Den trug an der Linken Sieglindens Kind;
Das Feuer sprang vom Stahle, als ob es wehte der Wind.
Des starken Spiesses Schneide den Schild ganz durchdrang,
Dass das Feuer lohend aus den Ringen sprang.
Von dem Schusse fielen die kraftvollen Degen;
War nicht die Tarnkappe, sie wären beide da erlegen.
Siegfried dem kühnen vom Munde brach das Blut.
Bald sprang er auf die Füsse, da nahm der Degen gut
Den Speer, den sie geschossen ihm hatte durch den Rand;
Den warf ihr jetzt zurücke Siegfried mit kraftvoller Hand.
Er dacht’: “Ich will nicht schiessen das Mägdlein wonniglich.”
Des Spiesses Schneide kehrt’ er hinter den Rücken sich;
Mit der Speerstange schoss er auf ihr Gewand,
Dass es laut erhallte von seiner kraftreichen Hand.
Das Feuer stob vom Panzer, als trieb’ es der Wind,
Es hatte wohl geschossen der Sieglinde Kind.
Sie vermochte mit den Kräften dem Schusse nicht zu stehn;
Das wär’ von König Guntern in Wahrheit nimmer geschehn.
Brunhild die schöne bald auf die Füsse sprang:
“Gunter, edler Ritter, des Schusses habe Dank!”
Sie wähnt’, er hätt’ es selber mit seiner Kraft getan;
Nein, zu Boden warf sie ein viel stärkerer Mann.
Da ging sie hin geschwinde, zornig war ihr Mut,
Den Stein hoch erhub sie, die edle Jungfrau gut;
Sie schwang ihn mit Kräften weithin von der Hand,
Dann sprang sie nach dem Wurfe, dass laut erklang ihr Gewand.
Der Stein fiel zu Boden von ihr zwölf Klafter weit,
Den Wurf überholte im Sprung die edle Maid.
Hin ging der schnelle Siegfried, wo der Stein nun lag;
Gunter musst’ ihn wägen, des Wurfs der Verhohl’ne pflag.
Siegfried war kräftig, kühn und auch lang,
Den Stein warf er ferner, dazu er weiter sprang;
Ein grosses Wunder war es, und künstlich genug,
Dass er in dem Sprunge den König Gunter noch trug.
Der Sprung war ergangen, am Boden lag der Stein,
Gunter war’s, der Degen, den man sah allein;
Brunhild die schöne ward vor Zorne rot,
Gewendet hatte Siegfried dem König Gunter den Tod.
Zu ihrem Ingesinde sprach die Königin da,
Als sie gesund den Helden an des Kreises Ende sah:
“Ihr, meine Freund’ und Mannen, tretet gleich heran;
Ihr sollt dem König Gunter alle werden untertan.”
185Die höf’sche Zucht erwies da Siegfried daran:Den Schild legt’ er nieder, wo der Brunnen rann;Wie sehr ihn auch dürstete, der Held nicht eher trank,Bis der König getrunken; dafür gewann er übeln Dank.Der Brunnen war lauter, kühl und auch gut,190Da neigte sich Gunter hernieder zu der Flut.Als er getrunken hatte, erhob er sich hindann;Also hätt’ auch gerne der kühne Siegfried getan.Da entgalt er seiner höf’schen Zucht; den Bogen und das SchwertTrug beiseite Hagen von dem Degen wert,195Dann sprang er zurücke, wo er den Wurfspiess fand,Und sah nach einem Zeichen an des Kühnen Gewand.Als der edle Siegfried aus dem Brunnen trank,Er schoss ihm durch das Kreuze,9dass aus der Wunde sprangDas Blut von seinem Herzen hoch an Hagens Gewand;200Kein Held begeht wohl wieder solche Untat nach der Hand.Den Gerschaft im Herzen liess er ihm stecken tief.Wie im Fliehen Hagen da so grimmig lief,So lief er wohl auf Erden nie vor einem Mann!Als da Siegfried Kunde der schweren Wunde gewann,205Der Degen mit Toben von dem Brunnen sprang;Ihm ragte von der Achsel eine Gerstange lang.Nun wähnt’ er da zu finden Bogen oder Schwert,Gewiss, so hätt’ er Hagnen den verdienten Lohn gewährt.Als der Todwunde da sein Schwert nicht fand,210Da blieb ihm nichts weiter als der Schildesrand,Den rafft’ er von dem Brunnen und rannte Hagen an;Da konnt’ ihm nicht entrinnen KönigGuntersUntertan.Wie wund er war zum Tode, so kräftig doch er schlug,Dass von dem Schilde nieder wirbelte genug215Des edeln Gesteines; der Schild zerbrach auch fast,So gern gerochen hätte sich der herrliche Gast.Da musste Hagen fallen von seiner Hand zu Tal,Der Anger von den Schlägen erscholl im Wiederhall.Hätt’ er sein Schwert in Händen, so wär’ es Hagens Tod.220Sehr zürnte der Wunde, es zwang ihn wahrhafte Not.Seine Farbe war erblichen, er konnte nicht mehr stehn,Seines Leibes Stärke musste ganz zergehn,Da er des Todes Zeichen in lichter Farbe trug;Er ward hernach betrauert von schönen Frauen genug.225Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann,Das Blut von seiner Wunde stromweis nieder rann;Da begann er die zu schelten, ihn zwang die grosse Not,Die da geraten hatten mit Untreue seinen Tod.Da sprach der Todwunde: “Weh, ihr bösen Zagen,230Was helfen meine Dienste, da ihr mich habt erschlagen?Ich war euch stets gewogen, und sterbe nun daran;Ihr habt an euren Freunden leider übel getan.Die sind davon bescholten, so viele noch gebornWerden nach diesem Tage. Ihr habt euern Zorn235Allzusehr gerochen an dem Leben mein;Mit Schanden geschieden sollt ihr von guten Recken sein.”Hinliefen all die Ritter, wo er erschlagen lag,Es war ihrer vielen ein freudeloser Tag.Wer Treue kannt’ und Ehre, der hat ihn beklagt;240Das verdient’ auch wohl um alle dieser Degen unverzagt.Der König der Burgunden klagt’ auch seinen Tod.Da sprach der Todwunde: “Das tut nimmer Not,Dass der um Schaden weine, von dem man ihn gewann;Er verdient gross Schelten, er hätt’ es besser nicht getan.”245Da sprach der grimme Hagen: “Ich weiss nicht, was euch reut;Nun hat doch gar ein Ende, was uns je gedräut.Es gibt nun nicht manchen, der uns darf bestehn;Wohl mir, dass seiner Herrschaft durch mich ein End’ ist geschehn.”“Ihr mögt Euch leichtlich rühmen,” sprach der von Niederland;250“Hätt’ ich die mörderische Weis’ an Euch erkannt,Vor Euch behütet hätt’ ich Leben wohl und Leib.Mich dauert nichts auf Erden als Frau Kriemhild, mein Weib.Nun mög’ es Gott erbarmen, dass ich gewann den Sohn,Der jetzt auf alle Zeiten den Vorwurf hat davon,255Dass seine Freunde jemand meuchlerisch erschlagen;Hätt’ ich Zeit und Weile, das müsst’ ich billig beklagen.”“Wohl nimmer hat begangen so grossen Mord ein Mann,”Sprach er zu dem König, “als Ihr an mir getan;Ich erhielt Euch unbescholten in grosser Angst und Not;260Ihr habt mir schlimm vergolten, dass ich so wohl es Euch bot.”Da sprach in Jammer weiter der todwunde Held:“Wollt ihr, edler König, noch auf dieser WeltAn jemand Treue pflegen, so lasst befohlen seinDoch auf Eure Gnade Euch die liebe Traute mein.265Es komm’ ihr zu Gute, dass sie Eure Schwester ist;Bei aller Fürsten Tugend helft ihr zu jeder Frist.Mein mögen lange harren mein Vater und mein Lehn;Nie ist an liebem Freunde einem Weib so leid geschehn.”Er krümmte sich in Schmerzen, wie ihm die Not gebot,270Und sprach aus jammerndem Herzen: “Mein mordlicher TodMag euch noch gereuen in der Zukunft Tagen;Glaubt mir in rechten Treuen, ihr euch selber habt erschlagen.”Die Blumen allenthalben waren vom Blute nass.Da rang er mit dem Tode, nicht lange tat er das,275Denn des Todes Waffe schnitt ihn allzusehr.Da konnte nicht mehr reden dieser Degen kühn und hehr.
Die höf’sche Zucht erwies da Siegfried daran:
Den Schild legt’ er nieder, wo der Brunnen rann;
Wie sehr ihn auch dürstete, der Held nicht eher trank,
Bis der König getrunken; dafür gewann er übeln Dank.
Der Brunnen war lauter, kühl und auch gut,
Da neigte sich Gunter hernieder zu der Flut.
Als er getrunken hatte, erhob er sich hindann;
Also hätt’ auch gerne der kühne Siegfried getan.
Da entgalt er seiner höf’schen Zucht; den Bogen und das Schwert
Trug beiseite Hagen von dem Degen wert,
Dann sprang er zurücke, wo er den Wurfspiess fand,
Und sah nach einem Zeichen an des Kühnen Gewand.
Als der edle Siegfried aus dem Brunnen trank,
Er schoss ihm durch das Kreuze,9dass aus der Wunde sprang
Das Blut von seinem Herzen hoch an Hagens Gewand;
Kein Held begeht wohl wieder solche Untat nach der Hand.
Den Gerschaft im Herzen liess er ihm stecken tief.
Wie im Fliehen Hagen da so grimmig lief,
So lief er wohl auf Erden nie vor einem Mann!
Als da Siegfried Kunde der schweren Wunde gewann,
Der Degen mit Toben von dem Brunnen sprang;
Ihm ragte von der Achsel eine Gerstange lang.
Nun wähnt’ er da zu finden Bogen oder Schwert,
Gewiss, so hätt’ er Hagnen den verdienten Lohn gewährt.
Als der Todwunde da sein Schwert nicht fand,
Da blieb ihm nichts weiter als der Schildesrand,
Den rafft’ er von dem Brunnen und rannte Hagen an;
Da konnt’ ihm nicht entrinnen KönigGuntersUntertan.
Wie wund er war zum Tode, so kräftig doch er schlug,
Dass von dem Schilde nieder wirbelte genug
Des edeln Gesteines; der Schild zerbrach auch fast,
So gern gerochen hätte sich der herrliche Gast.
Da musste Hagen fallen von seiner Hand zu Tal,
Der Anger von den Schlägen erscholl im Wiederhall.
Hätt’ er sein Schwert in Händen, so wär’ es Hagens Tod.
Sehr zürnte der Wunde, es zwang ihn wahrhafte Not.
Seine Farbe war erblichen, er konnte nicht mehr stehn,
Seines Leibes Stärke musste ganz zergehn,
Da er des Todes Zeichen in lichter Farbe trug;
Er ward hernach betrauert von schönen Frauen genug.
Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann,
Das Blut von seiner Wunde stromweis nieder rann;
Da begann er die zu schelten, ihn zwang die grosse Not,
Die da geraten hatten mit Untreue seinen Tod.
Da sprach der Todwunde: “Weh, ihr bösen Zagen,
Was helfen meine Dienste, da ihr mich habt erschlagen?
Ich war euch stets gewogen, und sterbe nun daran;
Ihr habt an euren Freunden leider übel getan.
Die sind davon bescholten, so viele noch geborn
Werden nach diesem Tage. Ihr habt euern Zorn
Allzusehr gerochen an dem Leben mein;
Mit Schanden geschieden sollt ihr von guten Recken sein.”
Hinliefen all die Ritter, wo er erschlagen lag,
Es war ihrer vielen ein freudeloser Tag.
Wer Treue kannt’ und Ehre, der hat ihn beklagt;
Das verdient’ auch wohl um alle dieser Degen unverzagt.
Der König der Burgunden klagt’ auch seinen Tod.
Da sprach der Todwunde: “Das tut nimmer Not,
Dass der um Schaden weine, von dem man ihn gewann;
Er verdient gross Schelten, er hätt’ es besser nicht getan.”
Da sprach der grimme Hagen: “Ich weiss nicht, was euch reut;
Nun hat doch gar ein Ende, was uns je gedräut.
Es gibt nun nicht manchen, der uns darf bestehn;
Wohl mir, dass seiner Herrschaft durch mich ein End’ ist geschehn.”
“Ihr mögt Euch leichtlich rühmen,” sprach der von Niederland;
“Hätt’ ich die mörderische Weis’ an Euch erkannt,
Vor Euch behütet hätt’ ich Leben wohl und Leib.
Mich dauert nichts auf Erden als Frau Kriemhild, mein Weib.
Nun mög’ es Gott erbarmen, dass ich gewann den Sohn,
Der jetzt auf alle Zeiten den Vorwurf hat davon,
Dass seine Freunde jemand meuchlerisch erschlagen;
Hätt’ ich Zeit und Weile, das müsst’ ich billig beklagen.”
“Wohl nimmer hat begangen so grossen Mord ein Mann,”
Sprach er zu dem König, “als Ihr an mir getan;
Ich erhielt Euch unbescholten in grosser Angst und Not;
Ihr habt mir schlimm vergolten, dass ich so wohl es Euch bot.”
Da sprach in Jammer weiter der todwunde Held:
“Wollt ihr, edler König, noch auf dieser Welt
An jemand Treue pflegen, so lasst befohlen sein
Doch auf Eure Gnade Euch die liebe Traute mein.
Es komm’ ihr zu Gute, dass sie Eure Schwester ist;
Bei aller Fürsten Tugend helft ihr zu jeder Frist.
Mein mögen lange harren mein Vater und mein Lehn;
Nie ist an liebem Freunde einem Weib so leid geschehn.”
Er krümmte sich in Schmerzen, wie ihm die Not gebot,
Und sprach aus jammerndem Herzen: “Mein mordlicher Tod
Mag euch noch gereuen in der Zukunft Tagen;
Glaubt mir in rechten Treuen, ihr euch selber habt erschlagen.”
Die Blumen allenthalben waren vom Blute nass.
Da rang er mit dem Tode, nicht lange tat er das,
Denn des Todes Waffe schnitt ihn allzusehr.
Da konnte nicht mehr reden dieser Degen kühn und hehr.
Den Schild liess er fallen, seine Stärke, die war gross;Hagnen von Tronje mit den Armen er umschloss.So ward von ihm bezwungen dieser kühne Mann;280Gunter der edle darob zu trauern begann.Hagnen band da Dietrich und führt’ ihn, wo er fandKriemhild die edle, und gab in ihre HandDen allerkühnsten Recken, der je Gewaffen trug;Nach ihrem starken Leide ward sie da fröhlich genug.285Da neigte sich dem Degen vor Freuden Etzels Weib:“Nun sei dir immer selig das Herz und auch der Leib;Du hast mich wohl entschädigt aller meiner Not,Ich will dir’s immer danken, es verwehr’ es denn der Tod.”Da sprach der edle Dietrich: “Nun lasst ihn am Leben,290Edle Königstochter; es mag sich wohl begeben,Dass Euch sein Dienst vergütet das Leid, das er Euch tat.Er soll es nicht entgelten, dass Ihr ihn gebunden saht.”Da liess sie Hagnen führen in ein Haftgemach,Wo niemand ihn erschaute, und er verschlossen lag.295Gunter der edle hub da zu rufen an:“Wo blieb der Held von Berne? Er hat mir Leides getan.”Da ging ihm hin entgegen von Bern Herr Dieterich.Gunters Kräfte waren stark und ritterlich;Da säumt’ er sich nicht länger, er rannte vor den Saal.300Von ihrer beider Schwertern erhob sich mächtiger Schall.So grossen Ruhm erstritten Dietrich seit alter Zeit,In seinem Zorne tobte Gunter so im Streit,Er war nach seinem Leide von Herzen feind dem Mann;Ein Wunder musst’ es heissen, dass da Herr Dietrich entrann.305Sie waren alle beide so stark und mutesvoll,Dass von ihren Schlägen Palast und Turm erscholl,Als sie mit Schwertern hieben auf die Helme gut.Da zeigte König Gunter einen herrlichen Mut.Doch zwang ihn der von Berne, wie Hagnen war geschehn,310Man mochte durch den Panzer das Blut ihm fliessen sehnVon einem scharfen Schwerte, das trug Herr Dieterich;Doch hatte sich Herr Gunter gewehrt, der müde, ritterlich.Der König ward gebunden von Dietrichens Hand,Wie nimmer Kön’ge sollten leiden solch ein Band.315Er dachte, liess er ledig Guntern und seinen Mann,Wem sie begegnen möchten, die müssten all den Tod empfahn.Dietrich von Berne nahm ihn bei der Hand,Er führt’ ihn hin gebunden, wo er Kriemhilden fand.Ihr war mit seinem Leide des Kummers viel benommen.320Sie sprach: “König Gunter, nun seid mir höchlich willkommen.”Er sprach: “Ich müsst’ Euch danken, vieledle Schwester mein,Wenn Euer Gruss in Gnaden geschehen könnte sein;Ich weiss Euch aber, Königin, so zornig von Mut,Dass Ihr mir und Hagen solchen Gruss im Spotte tut.”325Da sprach der Held von Berne: “Königstochter hehr,So gute Helden sah man als Geisel nimmermehr,Als ich, edle Königin, bracht’ in Eure Hut;Nun komme meine Freundschaft den Heimatlosen zu Gut.”Sie sprach, sie tät’ es gerne. Da ging Herr Dieterich330Mit weinenden Augen von den Helden tugendlich.Da rächte sich entsetzlich König Etzels Weib:Den auserwählten Degen nahm sie Leben und Leib.Sie liess sie gesondert in Gefängnis legen,Dass sich nie im Leben wiedersahn die Degen,335Bis sie ihres Bruders Haupt hin vor Hagen trug.Kriemhildens Rache ward an beiden grimm genug.Hin ging die Königstochter, wo sie Hagen sah.Wie feindselig sprach sie zu dem Recken da:“Wollt Ihr mir wiedergeben was Ihr mir habt genommen,340So mögt Ihr wohl noch lebend heim zu den Burgunden kommen.”Da sprach der grimme Hagen: “Die Red’ ist gar verloren,Vieledle Königstochter. Den Eid hab’ ich geschworen,Dass ich den Hort nicht zeige; so lange noch am LebenBlieb’ einer meiner Herren, wird er niemand gegeben.”345“Ich bring’ es zu Ende,” sprach das edle Weib.Dem Bruder nehmen liess sie Leben da und Leib.Man schlug das Haupt ihm nieder, bei den Haaren sie es trugVor den Held von Tronje; da gewann er Leids genug.Als der Unmutvolle seines Herrn Haupt ersah,350Wider Kriemhilden sprach der Recke da:“Du hast’s nach deinem Willen zu Ende nun gebracht,Es ist auch so ergangen, wie ich mir hatte gedacht.Nun ist von Burgunden der edle König tot,Geiselher der junge, dazu Herr Gernot.355Den Hort weiss nun niemand als Gott und ich allein;Der soll dir Teufelsweibe immer wohl verhohlen sein.”Sie sprach: “So habt Ihr üble Vergeltung mir gewährt;So will ich doch behalten Siegfriedens Schwert.Das trug mein holder Friedel, als ich zuletzt ihn sah,360An dem mir Herzensjammer vor allem Leide geschah.”Sie zog es aus der Scheide, er konnt’ es nicht wehren,Da dachte sie dem Recken, das Leben zu versehren.Sie schwang es mit den Händen, das Haupt schlug sie ihm ab;Das sah der König Etzel, dem es grossen Kummer gab.365“Weh!” rief der König: “wie ist hier gefälltVon eines Weibes Händen der allerbeste Held,Der je im Kampf gefochten und seinen Schildrand trug!So feind ich ihm gewesen bin, mir ist leid um ihn genug.”Da sprach Meister Hildebrand: “Es kommt ihr nicht zu Gut,370Dass sie ihn schlagen durfte; was man halt mir tut,Ob er mich selber brachte in Angst und grosse Not,Jedennoch will ich rächen dieses kühnen Tronjers Tod.”Hildebrand im Zorne zu Kriemhilden sprang,Er schlug der Königstochter einen Schwertesschwang.375Wohl schmerzten solche Dienste von dem Degen sie;Was konnt’ es aber helfen, dass sie so ängstlich schrie?Die da sterben sollten, die lagen all umher,Zu Stücken lag verhauen die Königstochter hehr.Dietrich und Etzel huben zu weinen an380Und jämmerlich zu klagen manchen Freund und Untertan.Da war der Helden Herrlichkeit hingelegt im Tod;Die Leute hatten alle Jammer und Not.Mit Leid war beendet des Königs Lustbarkeit,Wie immer Leid die Freude am letzten Ende verleiht.385Ich kann euch nicht bescheiden, was seither geschah,Als dass man immer weinen Christen und Heiden sah,Die Ritter und die Frauen und manche schöne Maid;Sie hatten um die Freunde das allergrösseste Leid.Ich sag’ euch nicht weiter von der grossen Not.390Die da erschlagen waren, die lasst liegen tot.Wie es auch im Heunland hernach dem Volk geriet,Hier hat die Mär’ ein Ende. Das istdas Nibelungenlied.
Den Schild liess er fallen, seine Stärke, die war gross;
Hagnen von Tronje mit den Armen er umschloss.
So ward von ihm bezwungen dieser kühne Mann;
Gunter der edle darob zu trauern begann.
Hagnen band da Dietrich und führt’ ihn, wo er fand
Kriemhild die edle, und gab in ihre Hand
Den allerkühnsten Recken, der je Gewaffen trug;
Nach ihrem starken Leide ward sie da fröhlich genug.
Da neigte sich dem Degen vor Freuden Etzels Weib:
“Nun sei dir immer selig das Herz und auch der Leib;
Du hast mich wohl entschädigt aller meiner Not,
Ich will dir’s immer danken, es verwehr’ es denn der Tod.”
Da sprach der edle Dietrich: “Nun lasst ihn am Leben,
Edle Königstochter; es mag sich wohl begeben,
Dass Euch sein Dienst vergütet das Leid, das er Euch tat.
Er soll es nicht entgelten, dass Ihr ihn gebunden saht.”
Da liess sie Hagnen führen in ein Haftgemach,
Wo niemand ihn erschaute, und er verschlossen lag.
Gunter der edle hub da zu rufen an:
“Wo blieb der Held von Berne? Er hat mir Leides getan.”
Da ging ihm hin entgegen von Bern Herr Dieterich.
Gunters Kräfte waren stark und ritterlich;
Da säumt’ er sich nicht länger, er rannte vor den Saal.
Von ihrer beider Schwertern erhob sich mächtiger Schall.
So grossen Ruhm erstritten Dietrich seit alter Zeit,
In seinem Zorne tobte Gunter so im Streit,
Er war nach seinem Leide von Herzen feind dem Mann;
Ein Wunder musst’ es heissen, dass da Herr Dietrich entrann.
Sie waren alle beide so stark und mutesvoll,
Dass von ihren Schlägen Palast und Turm erscholl,
Als sie mit Schwertern hieben auf die Helme gut.
Da zeigte König Gunter einen herrlichen Mut.
Doch zwang ihn der von Berne, wie Hagnen war geschehn,
Man mochte durch den Panzer das Blut ihm fliessen sehn
Von einem scharfen Schwerte, das trug Herr Dieterich;
Doch hatte sich Herr Gunter gewehrt, der müde, ritterlich.
Der König ward gebunden von Dietrichens Hand,
Wie nimmer Kön’ge sollten leiden solch ein Band.
Er dachte, liess er ledig Guntern und seinen Mann,
Wem sie begegnen möchten, die müssten all den Tod empfahn.
Dietrich von Berne nahm ihn bei der Hand,
Er führt’ ihn hin gebunden, wo er Kriemhilden fand.
Ihr war mit seinem Leide des Kummers viel benommen.
Sie sprach: “König Gunter, nun seid mir höchlich willkommen.”
Er sprach: “Ich müsst’ Euch danken, vieledle Schwester mein,
Wenn Euer Gruss in Gnaden geschehen könnte sein;
Ich weiss Euch aber, Königin, so zornig von Mut,
Dass Ihr mir und Hagen solchen Gruss im Spotte tut.”
Da sprach der Held von Berne: “Königstochter hehr,
So gute Helden sah man als Geisel nimmermehr,
Als ich, edle Königin, bracht’ in Eure Hut;
Nun komme meine Freundschaft den Heimatlosen zu Gut.”
Sie sprach, sie tät’ es gerne. Da ging Herr Dieterich
Mit weinenden Augen von den Helden tugendlich.
Da rächte sich entsetzlich König Etzels Weib:
Den auserwählten Degen nahm sie Leben und Leib.
Sie liess sie gesondert in Gefängnis legen,
Dass sich nie im Leben wiedersahn die Degen,
Bis sie ihres Bruders Haupt hin vor Hagen trug.
Kriemhildens Rache ward an beiden grimm genug.
Hin ging die Königstochter, wo sie Hagen sah.
Wie feindselig sprach sie zu dem Recken da:
“Wollt Ihr mir wiedergeben was Ihr mir habt genommen,
So mögt Ihr wohl noch lebend heim zu den Burgunden kommen.”
Da sprach der grimme Hagen: “Die Red’ ist gar verloren,
Vieledle Königstochter. Den Eid hab’ ich geschworen,
Dass ich den Hort nicht zeige; so lange noch am Leben
Blieb’ einer meiner Herren, wird er niemand gegeben.”
“Ich bring’ es zu Ende,” sprach das edle Weib.
Dem Bruder nehmen liess sie Leben da und Leib.
Man schlug das Haupt ihm nieder, bei den Haaren sie es trug
Vor den Held von Tronje; da gewann er Leids genug.
Als der Unmutvolle seines Herrn Haupt ersah,
Wider Kriemhilden sprach der Recke da:
“Du hast’s nach deinem Willen zu Ende nun gebracht,
Es ist auch so ergangen, wie ich mir hatte gedacht.
Nun ist von Burgunden der edle König tot,
Geiselher der junge, dazu Herr Gernot.
Den Hort weiss nun niemand als Gott und ich allein;
Der soll dir Teufelsweibe immer wohl verhohlen sein.”
Sie sprach: “So habt Ihr üble Vergeltung mir gewährt;
So will ich doch behalten Siegfriedens Schwert.
Das trug mein holder Friedel, als ich zuletzt ihn sah,
An dem mir Herzensjammer vor allem Leide geschah.”
Sie zog es aus der Scheide, er konnt’ es nicht wehren,
Da dachte sie dem Recken, das Leben zu versehren.
Sie schwang es mit den Händen, das Haupt schlug sie ihm ab;
Das sah der König Etzel, dem es grossen Kummer gab.
“Weh!” rief der König: “wie ist hier gefällt
Von eines Weibes Händen der allerbeste Held,
Der je im Kampf gefochten und seinen Schildrand trug!
So feind ich ihm gewesen bin, mir ist leid um ihn genug.”
Da sprach Meister Hildebrand: “Es kommt ihr nicht zu Gut,
Dass sie ihn schlagen durfte; was man halt mir tut,
Ob er mich selber brachte in Angst und grosse Not,
Jedennoch will ich rächen dieses kühnen Tronjers Tod.”
Hildebrand im Zorne zu Kriemhilden sprang,
Er schlug der Königstochter einen Schwertesschwang.
Wohl schmerzten solche Dienste von dem Degen sie;
Was konnt’ es aber helfen, dass sie so ängstlich schrie?
Die da sterben sollten, die lagen all umher,
Zu Stücken lag verhauen die Königstochter hehr.
Dietrich und Etzel huben zu weinen an
Und jämmerlich zu klagen manchen Freund und Untertan.
Da war der Helden Herrlichkeit hingelegt im Tod;
Die Leute hatten alle Jammer und Not.
Mit Leid war beendet des Königs Lustbarkeit,
Wie immer Leid die Freude am letzten Ende verleiht.
Ich kann euch nicht bescheiden, was seither geschah,
Als dass man immer weinen Christen und Heiden sah,
Die Ritter und die Frauen und manche schöne Maid;
Sie hatten um die Freunde das allergrösseste Leid.
Ich sag’ euch nicht weiter von der grossen Not.
Die da erschlagen waren, die lasst liegen tot.
Wie es auch im Heunland hernach dem Volk geriet,
Hier hat die Mär’ ein Ende. Das istdas Nibelungenlied.
1.Some of the manuscripts divide the poem into sections, each one of which is called anaventiure, or ‘adventure.’2.M.H.G.lîp, modernLeib, meant ‘body,’ ‘person,’ ‘self.’ With a genitive it is often pleonastic and untranslatable.Eines guten Ritters Leib=einen guten Ritter.3.Archaic forWeibernfor the sake of the medial rime withbleiben. Now and then a stanza has medial as well as final rimes.4.M.H.G.wætlîch, ‘beautiful.’5.‘Better.’6.The home of Brunhild, far out over the North Sea. She is an athletic maid who kills her suitors unless they vanquish her in certain sports. Gunter has come to woo her, Siegfried promising to help him. Siegfried’s reward is to be the hand of Kriemhild.7.Siegfried has put on hisTarnkappe, or hiding-cloak, which makes him invisible.8.The two queens have quarreled, and Hagen, as the faithful liegeman of Brunhild, seeks the life of Siegfried, who is invulnerable except in one spot on his back. At the end of a day’s hunt in the Odenwald (across the Rhine from Worms) the thirsty Siegfried races with Gunter and Hagen to a spring.9.The silken cross which the unsuspecting Kriemhild has sewn upon her husband’s corselet, in order that Hagen may protect him from the spears of the enemy.10.The widowed Kriemhild has married Etzel and lived several years at the Hunnish court, always nursing plans of vengeance against Hagen, who has not only killed her husband but robbed her of her Nibelungen hoard. At last she invites her brothers to visit her. In the fierce fights that take place at Kriemhild’s instigation all the Burgundians have fallen except Gunter and Hagen. The death of his liegemen at the hands of the Burgundians constrains the mighty Dietrich of Bern to interfere.
1.Some of the manuscripts divide the poem into sections, each one of which is called anaventiure, or ‘adventure.’
2.M.H.G.lîp, modernLeib, meant ‘body,’ ‘person,’ ‘self.’ With a genitive it is often pleonastic and untranslatable.Eines guten Ritters Leib=einen guten Ritter.
3.Archaic forWeibernfor the sake of the medial rime withbleiben. Now and then a stanza has medial as well as final rimes.
4.M.H.G.wætlîch, ‘beautiful.’
5.‘Better.’
6.The home of Brunhild, far out over the North Sea. She is an athletic maid who kills her suitors unless they vanquish her in certain sports. Gunter has come to woo her, Siegfried promising to help him. Siegfried’s reward is to be the hand of Kriemhild.
7.Siegfried has put on hisTarnkappe, or hiding-cloak, which makes him invisible.
8.The two queens have quarreled, and Hagen, as the faithful liegeman of Brunhild, seeks the life of Siegfried, who is invulnerable except in one spot on his back. At the end of a day’s hunt in the Odenwald (across the Rhine from Worms) the thirsty Siegfried races with Gunter and Hagen to a spring.
9.The silken cross which the unsuspecting Kriemhild has sewn upon her husband’s corselet, in order that Hagen may protect him from the spears of the enemy.
10.The widowed Kriemhild has married Etzel and lived several years at the Hunnish court, always nursing plans of vengeance against Hagen, who has not only killed her husband but robbed her of her Nibelungen hoard. At last she invites her brothers to visit her. In the fierce fights that take place at Kriemhild’s instigation all the Burgundians have fallen except Gunter and Hagen. The death of his liegemen at the hands of the Burgundians constrains the mighty Dietrich of Bern to interfere.
A ballad epic of the Lowlands, in which ancient viking tales of bride-stealing and sea-fighting have been worked over under the influence of Christianity and chivalry. Although the only extant manuscript dates from the early years of the 16th century, the poem was probably composed about 1200,—not longafter the Nibelungenlied, the style of which it to some extent imitates. There are in all 1705 four-line strophes. The strophe is like that of the Nibelungenlied save that the rimesbbare feminine, and the final half-line has five accents. This last feature gives to the verse a dragging effect which is unpleasant to the modern ear.
The locus of the poem is the coast of the North Sea from Jutland to Normandy. The story consists of a Hilde-saga and a Gudrun-saga, the whole being preceded by an introductory account of Hilde’s lineage. She is the daughter of ‘wild Hagen,’ King of Ireland, and is abducted, not much against her will, by envoys of Hetel, King of the Hegelings. Gudrun is the daughter of Hetel and Hilde. She betroths herself to Herwig of Seeland, but is violently abducted, during the absence of her father’s fighting men, by Hartmut of Normandy. The Hegelings pursue, and a great fight takes place on the Wülpensand (near the mouth of the Scheldt). King Hetel and many of his men are killed, and the Normans sneak away in the night with the captured women. For fourteen years (while a new generation of Hegelings is growing up) Gudrun lives as exile in Normandy, faithful to her absent lover Herwig, and cruelly treated by the fiendish mother of Hartmut because she refuses to take the Norman for a husband. Then come rescue and revenge.
There are several translations, the most popular being, again, that of Simrock. To illustrate the meter the first of the selections below is given in Simrock’s rendering; the others are in the smoother translation of Löschhorn, who ruthlessly amputates the two extra feet in the last half-line.
Als die Nacht ein Ende nahm und es begann zu tagen,Horand hub an zu singen, dass ringsum in den HagenAlle Vögel schwiegen vor seinem süssen Sange.Die Leute, die da schliefen, lagen in den Betten nicht mehr lange.5Sein Lied erklang ihm schöner und lauter immerdar,Herr Hagen hört’ es selber, der bei Frau Hilde war.Aus der Kemenate mussten sie zur Zinne,Der Gast war wohl beraten; die junge Königin ward des Sanges inne.Des wilden Hagen Tochter und ihre Mägdelein10Sassen da und lauschten, wie selbst die VögeleinAuf dem Königshofe vergassen ihr Getöne;Wohl hörten auch die Helden, wie der von Dänenlanden sang so schöne.Als er schon das dritte Lied zu Ende sang,Allen, die es hörten, währt’ es nicht zu lang.15Es däuchte sie in Wahrheit nur spannenlange Weile,Wenn er immer sänge, während einer ritte tausend Meilen.Als er gesungen hatte und von der Stelle ging,Die Königstochter morgens wohl nie so froh empfing,Die ihr die Kleider brachten, die sie sollte tragen.20Das edle Mägdlein schickte sie alsbald nach ihrem Vater Hagen.Der König ging zur Stelle, wo er die Tochter fand.In traulicher Weise war da des Mägdleins HandAn ihres Vaters Kinne; sie wusst’ in ihn zu dringen.Sie sprach: “Liebes Väterlein, heiss ihn uns noch neue Lieder singen.”25Er sprach: “Liebe Tochter, wenn er zur Abendstund’Dir immer singen wollte, ich gäb’ ihm tausend Pfund.Doch sind so hochfährtig des fremden Landes Söhne,Dass uns hier am Hofe nicht so leicht erklingen seine Töne.”Was sie bitten mochte, der König blieb nicht mehr.30Nun fliss sich wieder Horand, dass er nie vorherSo wundersam gesungen; die Siechen und GesundenKonnten nicht vom Platze, wo sie da wie angewurzelt stunden.Die Tier’ im Walde liessen ihre Weide stehn;Die Würme, die da sollten in dem Grase gehn,35Die Fische, die da sollten in dem Wasser fliessen,Verliessen ihre Fährte; wohl durft’ ihn seiner Künste nicht verdriessen.Was er da singen mochte, das däuchte niemand lang,Verleidet in den Chören war aller Pfaffen Sang.Auch die Glocken klangen nicht mehr so wohl als eh’;40Allen, die ihn hörten, war nach Horanden weh.Da liess ihn zu sich bringen das schöne Mägdelein;Ohn’ ihres Vaters Wissen, gar heimlich sollt’ es sein.So blieb es ihrer Mutter, Frau Hilden, auch verhohlen,Dass der Held so heimlich sich zu ihrem Kämmerlein gestohlen.
Als die Nacht ein Ende nahm und es begann zu tagen,
Horand hub an zu singen, dass ringsum in den Hagen
Alle Vögel schwiegen vor seinem süssen Sange.
Die Leute, die da schliefen, lagen in den Betten nicht mehr lange.
Sein Lied erklang ihm schöner und lauter immerdar,
Herr Hagen hört’ es selber, der bei Frau Hilde war.
Aus der Kemenate mussten sie zur Zinne,
Der Gast war wohl beraten; die junge Königin ward des Sanges inne.
Des wilden Hagen Tochter und ihre Mägdelein
Sassen da und lauschten, wie selbst die Vögelein
Auf dem Königshofe vergassen ihr Getöne;
Wohl hörten auch die Helden, wie der von Dänenlanden sang so schöne.
Als er schon das dritte Lied zu Ende sang,
Allen, die es hörten, währt’ es nicht zu lang.
Es däuchte sie in Wahrheit nur spannenlange Weile,
Wenn er immer sänge, während einer ritte tausend Meilen.
Als er gesungen hatte und von der Stelle ging,
Die Königstochter morgens wohl nie so froh empfing,
Die ihr die Kleider brachten, die sie sollte tragen.
Das edle Mägdlein schickte sie alsbald nach ihrem Vater Hagen.
Der König ging zur Stelle, wo er die Tochter fand.
In traulicher Weise war da des Mägdleins Hand
An ihres Vaters Kinne; sie wusst’ in ihn zu dringen.
Sie sprach: “Liebes Väterlein, heiss ihn uns noch neue Lieder singen.”
Er sprach: “Liebe Tochter, wenn er zur Abendstund’
Dir immer singen wollte, ich gäb’ ihm tausend Pfund.
Doch sind so hochfährtig des fremden Landes Söhne,
Dass uns hier am Hofe nicht so leicht erklingen seine Töne.”
Was sie bitten mochte, der König blieb nicht mehr.
Nun fliss sich wieder Horand, dass er nie vorher
So wundersam gesungen; die Siechen und Gesunden
Konnten nicht vom Platze, wo sie da wie angewurzelt stunden.
Die Tier’ im Walde liessen ihre Weide stehn;
Die Würme, die da sollten in dem Grase gehn,
Die Fische, die da sollten in dem Wasser fliessen,
Verliessen ihre Fährte; wohl durft’ ihn seiner Künste nicht verdriessen.
Was er da singen mochte, das däuchte niemand lang,
Verleidet in den Chören war aller Pfaffen Sang.
Auch die Glocken klangen nicht mehr so wohl als eh’;
Allen, die ihn hörten, war nach Horanden weh.
Da liess ihn zu sich bringen das schöne Mägdelein;
Ohn’ ihres Vaters Wissen, gar heimlich sollt’ es sein.
So blieb es ihrer Mutter, Frau Hilden, auch verhohlen,
Dass der Held so heimlich sich zu ihrem Kämmerlein gestohlen.
45Ludwig und Hartmut drangen in das hohe Tor,Viel todeswunde Streiter liessen sie davor.Eine edle Jungfrau zu weinen drob begann;Viel Schaden ward von Feinden in Hetels Burg getan.Von Ormanie der König gewann da frohen Mut.50Seine Zeichen trugen er und die Helden gutBis an den Saal der Feste. Da liess man von den ZinnenDie lichten Fahnen flattern; Weh traf die Königinnen.Hartmut, der schnelle Degen, zur schönen Kudrun geht.Er spricht: “Edle Jungfrau, Ihr habt mich stets verschmäht;55Drum werden wir’s verschmähen, ich und die Freunde mein,Dass wir Gefangene machen. Man hängt sie, gross und klein.”Nichts mehr gab sie zur Antwort als: “Wehe, Vater mein!Könntest du es wissen, dass man die Tochter deinGewaltsam wagt zu führen hinweg aus deinem Lande,60Du spartest der Verlass’nen den Schaden und die Schande.”Gern wüsst’ ich, was wäre den Fremden wohl geschehn,Wenn der grimme Wate hätte zugesehn,Wie Hartmut der kühne durch den Saal geschritten kam,Und mit ihm König Ludwig Kudrun gefangen nahm.65Wate und auch Hetel hätten es ihm verwehrtUnd manchen Helm zerhauen mit ihrem guten Schwert,Wär’s ihnen nur verraten! Man sähe nimmermehrGeführt die schöne Kudrun gefangen übers Meer.Es standen alle Leute in trübem Sinn und Mut;70Nicht anders wär’ es heute. Man nahm da Hab’ und GutMit Raub den armen Bürgern und trug es fort zugleich.Glaubt mir, es wurde jeder von Hartmuts Recken reich.Als sie genommen hatten Schätze und Gewand,Führte man Frau Hilde hinaus an ihrer Hand.75Gern hätte auf die Zinnen man roten Brand gesetzt;Dass einst die Rache folgte, wer dachte daran jetzt?Hartmut befahl, es bleibe die Feste unversehrt.Schnell das Land zu räumen hat der Fürst begehrt,Eh’ man die üble Kunde hätt’ Hetel überbracht,80Der noch in Waleis kämpfte mit stolzer Heeresmacht.“Auch sollt ihr Raub nicht nehmen,” sprach der Held Hartmut,“Sind wir daheim, so zahl’ ich mit meines Vaters Gut.Auch fahren wir um so leichter über die weite See.”Ludwigs grimmes Wüten tat Kudruns Herzen weh.85Die Burg, die war gebrochen; die Stadt, die war verbrannt.Da hatte man gefangen die besten, die man fand;Zweiundzwanzig Frauen, minnigliche Maide,Führten sie von dannen zu Hildes Herzeleide.Wie traurig stand im Saale die edle Königin!90Sie schritt betrübten Herzens zu einem Fenster hin,Zu grüssen die Gefangenen mit einem letzten Blick;Es blieb manch edle Fraue klagend bei ihr zurück.
Ludwig und Hartmut drangen in das hohe Tor,
Viel todeswunde Streiter liessen sie davor.
Eine edle Jungfrau zu weinen drob begann;
Viel Schaden ward von Feinden in Hetels Burg getan.
Von Ormanie der König gewann da frohen Mut.
Seine Zeichen trugen er und die Helden gut
Bis an den Saal der Feste. Da liess man von den Zinnen
Die lichten Fahnen flattern; Weh traf die Königinnen.
Hartmut, der schnelle Degen, zur schönen Kudrun geht.
Er spricht: “Edle Jungfrau, Ihr habt mich stets verschmäht;
Drum werden wir’s verschmähen, ich und die Freunde mein,
Dass wir Gefangene machen. Man hängt sie, gross und klein.”
Nichts mehr gab sie zur Antwort als: “Wehe, Vater mein!
Könntest du es wissen, dass man die Tochter dein
Gewaltsam wagt zu führen hinweg aus deinem Lande,
Du spartest der Verlass’nen den Schaden und die Schande.”
Gern wüsst’ ich, was wäre den Fremden wohl geschehn,
Wenn der grimme Wate hätte zugesehn,
Wie Hartmut der kühne durch den Saal geschritten kam,
Und mit ihm König Ludwig Kudrun gefangen nahm.
Wate und auch Hetel hätten es ihm verwehrt
Und manchen Helm zerhauen mit ihrem guten Schwert,
Wär’s ihnen nur verraten! Man sähe nimmermehr
Geführt die schöne Kudrun gefangen übers Meer.
Es standen alle Leute in trübem Sinn und Mut;
Nicht anders wär’ es heute. Man nahm da Hab’ und Gut
Mit Raub den armen Bürgern und trug es fort zugleich.
Glaubt mir, es wurde jeder von Hartmuts Recken reich.
Als sie genommen hatten Schätze und Gewand,
Führte man Frau Hilde hinaus an ihrer Hand.
Gern hätte auf die Zinnen man roten Brand gesetzt;
Dass einst die Rache folgte, wer dachte daran jetzt?
Hartmut befahl, es bleibe die Feste unversehrt.
Schnell das Land zu räumen hat der Fürst begehrt,
Eh’ man die üble Kunde hätt’ Hetel überbracht,
Der noch in Waleis kämpfte mit stolzer Heeresmacht.
“Auch sollt ihr Raub nicht nehmen,” sprach der Held Hartmut,
“Sind wir daheim, so zahl’ ich mit meines Vaters Gut.
Auch fahren wir um so leichter über die weite See.”
Ludwigs grimmes Wüten tat Kudruns Herzen weh.
Die Burg, die war gebrochen; die Stadt, die war verbrannt.
Da hatte man gefangen die besten, die man fand;
Zweiundzwanzig Frauen, minnigliche Maide,
Führten sie von dannen zu Hildes Herzeleide.
Wie traurig stand im Saale die edle Königin!
Sie schritt betrübten Herzens zu einem Fenster hin,
Zu grüssen die Gefangenen mit einem letzten Blick;
Es blieb manch edle Fraue klagend bei ihr zurück.
Es war ein breiter Werder, der Wülpensand genannt,Da hatten Ludwigs Recken aus Normannenland95Für sich und ihre Rosse geschafft willkommne Rast.Wie bald bedrängt’ die Frohen der grimmen Sorge Last!Man führte aus den Schiffen auf den öden StrandDie minniglichen Mädchen aus Hegelingenland.Wie sie das Herz es lehrte, so klagten da die Frauen100Und liessen ihre Tränen die Feinde reichlich schauen.Da sah der Schiffer einer auf den Wogen nahnEin Schiff mit vollen Segeln; dem König sagt’ er’s an.Und als sie es erblickten, rief Hartmut und die Seinen:“Pilger sind es. Sehet das Kreuz im Segel scheinen!”105Bald erschaute jeder drei Kiele fest und gut,Dabei neun volle Kocken; die führten durch die FlutManchen, der noch nimmer zu Gottes Ruhm und Ehr’Ein Kreuz getragen hatte!1Der Normann griff zur Wehr.Bald waren sie so nahe, dass man die Helme sah110Auf dem Verdecke glänzen. Viel Not erhob sich daUnd mancher arge Schaden für Ludwig und sein Heer.“Auf!” rief Hartmut, “uns suchen die Feinde über Meer.”Nicht träge waren die Fremden, nah kamen sie dem Land,Dass man schon knarren hörte die Ruder an dem Strand.115Dort standen zum Empfange in hellem WaffenkleidDie Alten und die Jungen am Ufer schon bereit.Laut rief der König Ludwig, den Seinen zugewandt:“Ein Kinderspiel nur war es, was je im Kampf ich fand!Heut gilt’s zum ersten Male mit guten Helden Streit.120Wer meiner Fahne folget, dem lohn’ ich’s alle Zeit.”Hartmuts Feldzeichen trug man auf den Sand.So nah schon waren die Schiffe, dass man mit der HandDie Speere konnte stossen zum Bord vom Ufer wild;Nur wenig Musse gönnte Herr Wate seinem Schild.125So grimmig ward verteidigt niemals zuvor ein Land.Die Hegelingenrecken drangen an den Strand,Sie schwangen ohn’ Ermüden die Speere und das Schwert,Sie tauschten scharfe Hiebe,— die keiner doch begehrt.Da galt es Speere werfen! Es dauerte gar lang,130Bis sie das Land gewannen. Der alte Wate sprangVoll Ingrimm auf die Feinde und griff sie hurtig an;Was er im Sinne hatte, bald ward es kund getan.Es drang der König Ludwig auf Waten ein voll Wut.Mit einem scharfen Speere traf er den Recken gut,135So dass die Stücke sprangen hoch auf in alle Winde.Stark war der König Ludwig. Da kam das Ingesinde.Auf den Helm des Königs das Schwert Herr Wate schwang,Dass die scharfe Schneide bis auf das Haupt ihm drang.Trüg’ er nicht unter der Brünne ein dichtes Hemd, geschnitten140Aus Abalier Seide, den Tod hätt’ er erlitten.Wider den Degen Irolt der kühne Hartmut sprang.Ihrer beider Waffe auf dem Helm erklang,Es hallte das Schwertgetöse weit über die Schar dahin.Wacker hielt sich Irolt, Hartmut war stark und kühn.145Herwig von Sewen, ein Held berühmt und gut,Verfehlt’ im Sprung’ das Ufer; so sprang er in die Flut,Dass er bis an die Achsel tief in dem Wasser stand,Ein harter Dienst um Minne ward Herwig da bekannt.Den edlen Recken wollten ertränken in der Flut150Seine grimmen Feinde. Viele Schäfte gutMussten an ihm splittern, er eilte auf den SandEntgegen seinen Feinden; nicht ruhte seine Hand.Grössere Kampfesmühe ward niemals Helden kund.Nie hat man so viel Recken gedrängt zum tiefen Grund.155Die ohne Wunden starben, versenkt ins wilde Meer,Ihrer war von beiden Seiten ein ganzes Kriegesheer.Als sie den Strand gewannen, sah man die WasserflutAus tiefen Todeswunden gefärbt ringsum wie Blut.Aus Freunden und aus Feinden ein purpurroter Fluss,160So breit—sein End’ erreichte nicht eines Speeres Schuss.
Es war ein breiter Werder, der Wülpensand genannt,
Da hatten Ludwigs Recken aus Normannenland
Für sich und ihre Rosse geschafft willkommne Rast.
Wie bald bedrängt’ die Frohen der grimmen Sorge Last!
Man führte aus den Schiffen auf den öden Strand
Die minniglichen Mädchen aus Hegelingenland.
Wie sie das Herz es lehrte, so klagten da die Frauen
Und liessen ihre Tränen die Feinde reichlich schauen.
Da sah der Schiffer einer auf den Wogen nahn
Ein Schiff mit vollen Segeln; dem König sagt’ er’s an.
Und als sie es erblickten, rief Hartmut und die Seinen:
“Pilger sind es. Sehet das Kreuz im Segel scheinen!”
Bald erschaute jeder drei Kiele fest und gut,
Dabei neun volle Kocken; die führten durch die Flut
Manchen, der noch nimmer zu Gottes Ruhm und Ehr’
Ein Kreuz getragen hatte!1Der Normann griff zur Wehr.
Bald waren sie so nahe, dass man die Helme sah
Auf dem Verdecke glänzen. Viel Not erhob sich da
Und mancher arge Schaden für Ludwig und sein Heer.
“Auf!” rief Hartmut, “uns suchen die Feinde über Meer.”
Nicht träge waren die Fremden, nah kamen sie dem Land,
Dass man schon knarren hörte die Ruder an dem Strand.
Dort standen zum Empfange in hellem Waffenkleid
Die Alten und die Jungen am Ufer schon bereit.
Laut rief der König Ludwig, den Seinen zugewandt:
“Ein Kinderspiel nur war es, was je im Kampf ich fand!
Heut gilt’s zum ersten Male mit guten Helden Streit.
Wer meiner Fahne folget, dem lohn’ ich’s alle Zeit.”
Hartmuts Feldzeichen trug man auf den Sand.
So nah schon waren die Schiffe, dass man mit der Hand
Die Speere konnte stossen zum Bord vom Ufer wild;
Nur wenig Musse gönnte Herr Wate seinem Schild.
So grimmig ward verteidigt niemals zuvor ein Land.
Die Hegelingenrecken drangen an den Strand,
Sie schwangen ohn’ Ermüden die Speere und das Schwert,
Sie tauschten scharfe Hiebe,— die keiner doch begehrt.
Da galt es Speere werfen! Es dauerte gar lang,
Bis sie das Land gewannen. Der alte Wate sprang
Voll Ingrimm auf die Feinde und griff sie hurtig an;
Was er im Sinne hatte, bald ward es kund getan.
Es drang der König Ludwig auf Waten ein voll Wut.
Mit einem scharfen Speere traf er den Recken gut,
So dass die Stücke sprangen hoch auf in alle Winde.
Stark war der König Ludwig. Da kam das Ingesinde.
Auf den Helm des Königs das Schwert Herr Wate schwang,
Dass die scharfe Schneide bis auf das Haupt ihm drang.
Trüg’ er nicht unter der Brünne ein dichtes Hemd, geschnitten
Aus Abalier Seide, den Tod hätt’ er erlitten.
Wider den Degen Irolt der kühne Hartmut sprang.
Ihrer beider Waffe auf dem Helm erklang,
Es hallte das Schwertgetöse weit über die Schar dahin.
Wacker hielt sich Irolt, Hartmut war stark und kühn.
Herwig von Sewen, ein Held berühmt und gut,
Verfehlt’ im Sprung’ das Ufer; so sprang er in die Flut,
Dass er bis an die Achsel tief in dem Wasser stand,
Ein harter Dienst um Minne ward Herwig da bekannt.
Den edlen Recken wollten ertränken in der Flut
Seine grimmen Feinde. Viele Schäfte gut
Mussten an ihm splittern, er eilte auf den Sand
Entgegen seinen Feinden; nicht ruhte seine Hand.
Grössere Kampfesmühe ward niemals Helden kund.
Nie hat man so viel Recken gedrängt zum tiefen Grund.
Die ohne Wunden starben, versenkt ins wilde Meer,
Ihrer war von beiden Seiten ein ganzes Kriegesheer.
Als sie den Strand gewannen, sah man die Wasserflut
Aus tiefen Todeswunden gefärbt ringsum wie Blut.
Aus Freunden und aus Feinden ein purpurroter Fluss,
So breit—sein End’ erreichte nicht eines Speeres Schuss.