Die Unterhaltungstalente.

Die Unterhaltungstalente.

Ernst Wichert, geb. am 11. März 1831 in Insterburg, verfaßte zahlreiche Lustspiele, von denen »Der Narr des Glücks«, »Als Verlobte empfehlen sich« und »Ein Schritt vom Wege« sich noch auf der Bühne erhalten haben. W. ist außerdem Verfasser vieler Romane und Novellen: »Litauische Geschichten«, »Heinrich von Plauen«, »Hohe Gönner«, »Anderer Leute Kinder«, »Vom alten Schlage«, »Der große Kurfürst in Preußen«, u. a., von denen der letztgenannte, ein historischer Roman größeren Stils, besonders hervorgehoben zu werden verdient. W., der bis 1896 dem Richterstande angehörte, schrieb seine Selbstbiographie 1899 unter dem Titel: »Richter und Dichter«.

August Niemann, geb. am 27. Juni 1839 in Hannover, früher Hauptmann, führte sich mit einer Geschichte des französischen Feldzuges 1870/71 in die Litteratur ein. Sein bedeutendster Roman »Bakchen und Thyrsosträger«, zieht gegen die materialistische Weltanschauung zu Felde. In Buchhändlerkreisen fand besonders der Roman »Eulen und Krebse«, das »Soll und Haben« des Buchhändlers, Beachtung.

Gerhardt von Amyntor(Pseudon. für Dagobert von Gerhardt), geb. am 12. Juli 1831 in Liegnitz, war Offizier und wandte sich dann der Litteratur zu. Von seinen Werken, in denen sich oft ein Hang zum Übersinnlich-Mystischen und zur Behandlung philosophischer und religiöser Themata bemerkbar macht, ist der Roman »Gerke Suteminne« das bedeutendste. Die »Hypochondrischen Plaudereien«, sowie die Gegenschrift zur Tolstoi'schen Kreutzer-Sonate: »Die Cismoll-Sonate« sind etwas hausbacken,aber erfüllt von echt vaterländischem Geiste, der allezeit und unentwegt für deutsche Frauen, deutsche Treue, Gott und Religion eintritt. Interessante Lebenserinnerungen legte A. in dem Werke: »Das Skizzenbuch meines Lebens« nieder.

Otto von Leixner, geb. am 24. April 1847 in Saar, bis vor kurzem Redakteur der »Deutschen Romanzeitung«, schrieb im Sinne derselben eine Reihe Romane, Aphorismen und Plaudereien, von denen die »Ästhetischen Studien für die Frauenwelt«, »Laienpredigten für das deutsche Haus«, »Aus meinem Zettelkasten«, und der Roman: »Also sprach Zarathustras Sohn« am bemerkenswertesten sind. Seine »Geschichte der deutschen Litteratur«, der nur feuilletonistischer Wert beizumessen ist, erlebte vier Auflagen.

Fritz Mauthner, geb. am 22. November 1849 in Horzitz, einer der einflußreichsten Kritiker der Reichshauptstadt, zeigte seine Begabung besonders in den in parodistischer Form auftretenden Kritiken: »Nach berühmten Mustern« u. a. Mit seinen modern aufgeputzten Romanen aus dem Altertum »Xantippe« und »Hypatia«, sowie »Der letzte Deutsche von Blatna«, »Die Geisterseher«, »Die bunte Reihe« u. a. machte sich M. als Romancier einen Namen.

Theophil Zolling, geb. am 30. Dezember 1849 in Scafati, Herausgeber der »Gegenwart«, zählt zu den besten Sittenschilderern Berlins. Von seinen das hauptstädtische Leben behandelnden Romanen: »Der Klatsch«, »Frau Minne«, »Kulissengeister«, »Die Million«, »Bismarcks Nachfolger« erregte namentlich der letztere einiges Aufsehen.

Rudolf Stratz, geb. am 6. Dez. 1864 in Heidelberg, wandte sich dem Zeitroman zu und schrieb: »Unter den Linden«, »Belladonna«, »Die kleine Elten«, »Der weiße Tod«, »Montblanc«, den Novellenband »Buch der Liebe«, sowie einige Schauspiele. Sein Roman aus dem Bauernkrieg von 1525, »Der arme Konrad« und das Drama: »Jörg Trugenhoffen«, eine Konkurrenz des »Florian Geyer« von Hauptmann, beruhen auf tüchtigen Quellenstudien und geben ein anschauliches Bild der damaligen Zeit.

Hans Land(Pseudon. für Hugo Landsberger), geb. am 25. August 1861 in Berlin, Herausgeber der Wochenschrift »Das neue Jahrhundert« (Berlin), schrieb realistisch gefärbte Romane (»Der neue Gott«, »Um das Weib« u. a.), sowie in Gemeinschaft mit Felix Hollaender das sociale Drama »Die heilige Ehe«.

Wilhelm Wolters, geb. am 8. November 1852 in Dresden, ist durch seine Romane: »Sterbliche Götter«, »Helene Pawlowna« und Erzählungen (»Indian Summer«, »Ach wenn du wärst mein eigen!«), besonders aber durch seine erfolgreiche dramatische Produktion (»Tragische Konflikte« etc.) dem größeren Publikum bekannt geworden.

Franz von Königsbrun-Schaup, geb. am 22. Februar 1857 in Cilli, schuf und befestigte seine litterarische Stellung durch die beiden Romane: »Die Bogumilen« und »Hundstagszauber«, die ihn als feinsinnigen Erzähler erkennen lassen. Künstlerisch weniger hoch stehen seine »Gedichte« und »Märchen«, und der mit Wolters zusammen geschriebene Schwank: »Der Hochzeitstag«, wird auf litterarischen Wert wohl überhaupt keinen Anspruch erheben.

Fedor von Zobeltitz, geb. am 5. Okt. 1857 in Spiegelberg, gehört zu unseren besten Unterhaltungsschriftstellern. Von seinen letzten Romanen erregte besonders »Der gemordete Wald« Interesse. Um die deutsche Bibliophilie hat sich Z. durch Herausgabe der »Zeitschrift für Bücherfreunde« verdient gemacht.

Hanns von Zobeltitz, geb. am 9. Sept. 1853 in Spiegelberg, schrieb eine Reihe Unterhaltungsromane im Stile des »Daheim« und der »Velhagen und Klasing'schen Monatshefte«, deren Redakteur Z. ist.

Ida Boy-Ed, geb. am 17. April 1852 in Bergedorf, eine der begabtesten Schriftstellerinnen der alten Schule, veröffentlichte eine große Zahl von Romanen, von denen »Die Schwestern«, »Abgründe des Lebens«, »Fanny Förster« und »Aus Tantalus' Geschlecht« den meisten Anklang fanden.

A. v. der Elbe(Pseudon. für Auguste von der Decken), geb. am 30. Nov. 1828 in Bleckede, setzte die »Chronica eines fahrenden Schülers von Clemens Brentano« fort und wandte sich vorzugsweise historischen Stoffen zu (»Lüneburger Geschichten«, »Brausejahre«, »Apollonia von Celle«, »Die jüngeren Prinzen«, »Der Seekönig« u. a.).

Claire Glümer, geb. am 18. Okt. 1825 in Blankenburg, führte sich mit Novellen und Skizzen in die Litteratur ein. (»Düstere Nächte«, »Aus der Bretagne«, »Junge Herzen«.)

Sophie Junghans, geb. am 3. Dez. 1845 in Kassel, ist Verfasserin einer Reihe von Unterhaltungsromanen, von denen »Der Bergrat«, »Ein Kaufmann«, »Lore Fay«, »Schwertlilie« und »Um das Glück« die bekanntesten sind.

Luise Westkirch, geb. am 8. Juli 1858 in Amsterdam, behandelte in ihren Romanen und Novellen mit männlicher Kraft und Rücksichtslosigkeit sociale Probleme der Gegenwart: »Aus dem Hexenkessel der Zeit«, »Die Streber«, »Los von der Scholle« u. a.


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