Allgemeines.
Den Namen verdankt unserErzgebirgeseinem Reichtum an erzhaltigem Gestein, dessen Abbau im Jahr 1163 begann. Vorher war es unter dem NamenMiriquidi, zu deutsch Schwarzwald, dunkler Wald, bekannt. Schon die Edda führt diesen Namen an. Ältere römische Schriftsteller erwähnen dasHerkynische Gebirge, als einen mächtigen Gebirgszug von der Donau bis zur Weichsel, der auch unser Gebiet mit einschließen würde. Auch der Name »Böhmerwald« ist gebräuchlich gewesen. Zum Unterschied von verschiedenen anderen Erzgebirgen bezeichnete man das unsere als das Meißnische Erzgebirge.
Es bildet das Grenzgebiet zwischen Sachsen und Böhmen und erstreckt sich von der Gottleuba bis zur Zwota und Zwickauer Mulde. Im Süden wird es vom Eger- und Bielatal, im Norden vom sächsischen Tiefland begrenzt.
Von Süden aus gesehen erscheint das Erzgebirge als eine steile mächtige Gebirgsmauer, zerklüftet und zerrissen durch zahlreiche tiefe, wenn auch kurze, Täler und Schluchten. Der Kamm verläuft hauptsächlich in Böhmen und bildet häufig Hochflächen, mächtige mit Wald, Sumpf oder Moor bedeckte Flachlandschaften.Die mittlere Höhe ist 844 Meter. Die höchsten Erhebungen – Keil- und Fichtelberg – befinden sich im mittleren Teile. Von hier senkt sich der Kamm ziemlich rasch nach dem westlich gelegenen Elstergebirge zu. Nach Osten verläuft er länger und allmählicher zum Elbsandsteingebirge. Zahlreiche Straßen und vier Gebirgsbahnen kreuzen den Kamm, der an vielen Stellen noch bewohnt ist. Der Nordabhang dacht sich allmählich ab.
Der von Norden her Kommende genießt daher die Schönheiten des Gebirges in fortwährenden Steigerungen. Der sanfte Nordabfall ermöglicht auch dem Reisenden bis in die nächste Nähe der Bergherrlichkeiten fahren zu können. Dem Chemnitzer im besonderen ist es dadurch vergönnt, auch bei nur kurzer Reisezeit bis zum Kamm vordringen zu können. Reichlich die Hälfte unseres Gebirges ist mitWaldbedeckt. Der Heimatsbaum des Erzgebirges ist die Fichte, besonders wirksam ist es, wenn Buchenbestände den Fichtenwald durchsetzen, bei der Laubfärbung des Herbstes besonders erzielt dies die reizvollsten Bilder.
Von der Rauhheit des Gebirges ist schon manches garstige Lied gesungen worden. Die Schilderungen von der Unwirtlichkeit und Armut des Gebirges sind übertrieben oder längst überwunden. Das ganze etwa 6560qkmumfassende Gebirge zählt ungefähr 2 Millionen Einwohner. Ackerbau und Industrie finden sich noch in den höchsten Gegenden.
Der Gebirgsbewohner hat sich der Natur seines Landes und dem Wechsel in seinem Erwerbsleben angepaßt. Die frühere bergmännische Bevölkerung hat den Übergang zur industriellen Betätigung dank ihrerAnstelligkeit und Schmiegsamkeit leicht bewerkstelligt. Über die Mißhelligkeiten des Lebens hilft dem Erzgebirgler sein Humor leicht hinweg. Derbkräftig sind Satire und Ironie ausgebildet. In guten Zeiten lebt er gern etwas lustig, wenn er es auch in ungünstigen Zeitläuften wieder büßen muß. Man lebt eben gern »gemütlich«.
In den Gegenden der Spitzen- und Posamentenindustrie macht man naturgemäß gern etwas »Staat«. Dem Fremden begegnet man mit Höflichkeit und gibt auf Befragen gern und ausführlich Auskunft.
Heiterer Sinn und Tiefe des Gemütes spiegeln sich in der Sangesfreude unserer Gebirgler wieder. Künstlerischen Drang beweisen auch die Erzeugnisse volkstümlicher Weihnachtskunst, wie Krippen, Pyramiden usw.
Der Dialekt gehört zu den mitteldeutschen Mundarten, infolge der reichlichen Zuwanderung fremder Bergarbeiter und Industriearbeiter haben sich thüringische, fränkische, vor allem Harzer Sprachbestandteile eingedrängt. Auffallend ist der Wechsel in der Mundart bei den Bewohnern links und rechts der böhmischen Grenze. Eine ziemlich umfangreiche Dialekt-Literatur ist vorhanden und weit verbreitet.
Der einstmals berühmte Erzbergbau ist nahezu erloschen. Während des Krieges zwang die Rohstoffnot dazu, in verschiedenen Gegenden den Betrieb wieder aufzunehmen. Nur in den Kohlengegenden lebt die einstige Bergherrlichkeit fort.
Mannigfaltig und vielgestaltig sind die Schönheiten des Gebirges. Hochragende, aussichtsreiche Berge, liebliche Flußtäler, gigantische Felsen, düstere Moore, stolze Burgen und Schlösser, betriebsame fleißige Städte und Dörfer, idyllische Dörfchen und Mühlen, dazu derprächtige Wald – alles dies vereinigt sich, um dem Naturfreund zu beweisen, daß das Erzgebirge keinesfalls hinter den übrigen deutschen Mittelgebirgen zurückzustehen braucht. Von Chemnitz aus kann man in bequemen Tageswanderungen viel Schönes sehen. Wer Gelegenheit hat, am Sonnabend Nachmittag oder Abend schon die Bahn benutzen zu können, kann ganz prächtige Wanderungen bis über den Kamm ausführen.
Colditz, Rochsburg, Kriebstein, Sachsenburg, Lichtenwalde, Augustusburg, Scharfenstein, Wolkenstein, Frauenstein, Glauchau, Wechselburg, Pürschenstein, Rothenhaus, Eisenberg, Hauenstein, Elbogen.
Himmelstein, Hassenstein, Riesenstein, Frauenstein, Schönburg, Tharandt, Niederlauterstein.
Künstlich: Schreckenberg bei Annaberg.
Elster, Zwickauer Mulde, Freiberger Mulde, Zwönitz, Schwarzwasser, Chemnitz, Flöha, Sehma,Preßnitz, Zschopau, Müglitz, Schwarze Pockau, Rote Weißeritz, Assigbachtal, Natzschungtal, Konduppelbachtal.