ZWEITER ABSCHNITTDer Traum
Wenn etwas das psychologische Interesse der Menschen wecken konnte, dann war es der Traum: allen bekannt, jeden dann und wann aufs tiefste erschütternd und doch für alle ein Rätsel. Die günstigsten Bedingungen für die Entstehung einer Wissenschaft — wäre nur das Rätsel nicht allzu dunkel! So stauten sich die Wogen des wissenschaftlichen Interesses an diesem Wall, und da sie ihn weder zu übersteigen noch zu durchbrechen vermochten, nahmen sie ihren Abfluß durch die Niederungen des Aberglaubens und der Dichtung. Auch heute, wo wir im Begriffe sind, die Traumrätsel zu lösen, hat sich in derFreudschen Traumdeutung noch einmal die Phantastik ihrer bemächtigt. Doch sprechen wir zunächst von den Eigentümlichkeiten des Traumes, um uns dann mit den Erklärungsversuchen zu befassen.
Solange die Psychologen nur Gelegenheitsbeobachtungen über den Traum sammelten, widersprachen die Angaben vielfach einander. Sobald man jedoch begann, den Traum systematisch und experimentell zu untersuchen, d. h. den Schlafenden häufig und zu den verschiedensten Zeiten der Nacht zu wecken und ferner ihn während des Schlafes mannigfachen Reizen auszusetzen, stimmten die Ergebnisse untereinander und auch mit den älteren Gelegenheitsbeobachtungen überein. Der Traum zeigt nämlich in der Tat die verschiedensten Seiten, je nach den obwaltenden Umständen, und der Fehler der älteren Forscher hatte, wie so oft, darin bestanden, daß sie ihre vereinzelten, nur unter bestimmten Bedingungen gültigen Beobachtungen ohne weiteres verallgemeinerten.
Der Traum ist, imallgemeinenbesehen, zunächst das Urbild der Regellosigkeit und des unvermittelten Wechsels. Die Szenerien wechseln bisweilen ebenso schroff wie im Kino. Die Märchenforscher haben nicht mit Unrecht auf die Verwandtschaft zwischen Traum und Märchen in diesem Punkte hingewiesen. Die Leitung des Traumes durch eine Aufgabe fehlt nach den BeobachtungenHackersganz, kommt jedoch nach denenKöhlersbisweilen vor, ein Widerspruch,der sich ausgleicht, wenn man beachtet, daß Hacker einen beträchtlich tieferen Schlaf hatte als Köhler. Von manchen Träumen wird berichtet, daß sie unglaublich schnell verlaufen sein müssen. So träumteWeygandtvon einem Spaziergang am Sonntag Morgen, einem Besuch auf dem Friedhof an einer Kirche, dem sinnigen Betrachten dieser Kirche und des Kirchturmes, dessen Glocke mit einemmal zu läuten beginnt. Der Träumer erwacht und hört seinen Wecker läuten. Die näheren Umstände machten es sehr wahrscheinlich, daß der ganze Traum von dem Läuten des Weckers ausgelöst worden. Daneben, nicht dagegen, stehen andere Beobachtungen, nach denen der Traum nicht schneller abläuft, als unsere gewöhnlichen Vorstellungen. Im allgemeinen herrschen die „dummen“ Träume vor, doch berichtet man auch von außerordentlichen intellektuellen Leistungen des Traumes.Etwas eingehender hat man sich mit denTraumelementenbefaßt. Unter den Vorstellungen sind die optischen am häufigsten vertreten; doch stehen nicht allen Träumern bunte Farbenvorstellungen zu Gebote. Weit seltener als optische und akustische Vorstellungen sind die kinästhetischen und taktilen, am seltensten die von Geruch und Geschmack. Die Vorstellungen haben zumeist halluzinatorischen Charakter. Die Forscher streiten aber darüber, ob sie die Empfindungen des Wachzustandes an Intensität übertreffen. Die Rolle der Gedanken im Traum ist in einer kurzen Formulierung nicht anzugeben. Es kommen sämtliche Denkfunktionen im Traum vor, sogar ein sorgfältiges und richtiges Überlegen. Mir kam inmitten eines ganz andersartigen Traumes einmal die Sorge, ob ich am Vortag einer gewissen Verpflichtung nachgekommen sei. Da erinnerte ich mich während des Traumzustandes, daß ich an einem bestimmten Ort mit einem bestimmten Bekannten zusammentraf, als ich mich anschickte, jener Verpflichtung zu genügen; es fiel mir weiter ein, wie ich sie dann wirklich zu Ende geführt hatte, und dabei beruhigte ich mich. Anderseits ist der Traum oft unglaublich töricht. Der Träumer nimmt mit der Urteilslosigkeit eines Geisteskranken die ungereimtesten Dinge für bare Münze hin, ängstigt oder freut sich ihretwegen. Es ist aber eine feine Beobachtung und ein Fingerzeig zur Lösung des ganzen Problems, wenn ein Traumforscher bemerkt, wir seien nur für den Traumanfang, nicht aber für das neu Hinzukommende kritiklos. Das Regiment scheinen im Traumablauf nicht die Gedanken, sondern die assoziativen Faktoren zu haben; denn man kann bisweilen die Wendepunkte des Traumes herausheben und erhält dann eine Reihe rein äußerlicher oder einfacher Klangassoziationen, ähnlich der Gedankenkette eines Ideenflüchtigen. Hinwiederum sind aber auch oft die Gedanken an dem Auftauchen der Traumvorstellungen schuld. Mir träumte jüngst, ich blute im Bette liegend aus der Nase. Ich spürte nur das Fließen, sah aber nichts, denn ich lag im Dunkeln. Da regte sich der Zweifel, ob es denn wirklich Nasenbluten sei, und alsbald sah ich auf dem weißen Kopfkissen eine gewaltigeBlutlache und stellte mit Bedauern die Tatsächlichkeit des Nasenblutens fest. Sehr merkwürdig verhält sich das Bedeutungsbewußtsein: bald ist es vorhanden, bald fehlt es. Man glaubt bisweilen zu lesen oder gar mit einer andern Person in einer fremden Sprache geläufig zu sprechen, oft mit sichtlicher Befriedigung, während man selbst jene Sprache nur kümmerlich meistern, jene andere Person, deren Leistungen ja gleichfalls auf unser Konto zu setzen sind, sie überhaupt nicht verwenden kann. Hier hängt sich an irgendwelchen Wortsalat die Bedeutung einer fremden Sprache.DieGefühlesind im allgemeinen schwächer als in der Wirklichkeit. Doch sind auch hier auffällige Ausnahmen zu melden. Arg trockene Gesellen können im Traum in Tränen zerfließen und Zustände der Rührseligkeit erleben, deren sie sich im Wachzustande nicht wenig schämen würden. In derselben gegensätzlichen Weise zeigt sich der Wille manchmal wie ohnmächtig und läßt Taten geschehen, die er im Wachzustande niemals verantworten möchte, während er in andern Fällen sich energisch gegen solche Dinge sträuben kann. Die Beweglichkeit ist herabgesetzt. Die Träume im Tiefschlaf lassen uns überhaupt nicht handelnd, sondern nur sehend auftreten. Im leichteren Schlaf glauben wir fälschlich, unsere Glieder zu bewegen, und nur der eigenartige als Somnambulismus bekannte Traumzustand erlaubt es dem Träumer, gewisse Bewegungen auch wirklich auszuführen.Sehr rätselhaft ist die Auswahl desTraumgegenstandes. Die Ereignisse des Vortages scheinen bevorzugt zu sein. Doch nicht die bedeutsamen: man träumt nicht von dem, wovon man gern träumen möchte. Befindet sich der Schlafende an einem neuen Aufenthaltsort, so sollen die Erlebnisse an jenem neuen Ort erst später im Traum auftauchen. Außerdem liegt nachHackerder Trauminhalt um so weiter zurück, je tiefer der Schlaf ist. Lange Zeit meinte man, alle Träume seien durch einen zufälligen Reiz verursacht, dem der Schlafende gerade unterliegt. In der Tat konnte man den Traum experimentell durch solche Reize beeinflussen. Ist z. B. die Fußsohle unempfindlich geworden, so meint der Träumende, er schwebe. Ebenso schließen sich an gewisse Organempfindungen wie bei Atemnot, Herzbeklemmung charakteristische Träume an. Dennoch sind nicht alle Träume Reizträume. Sehr viele sind Erinnerungsträume, die sich durch die zufälligen und einförmigen Reize nicht erklären lassen.Wie soll man nun dieses vielgestaltige, widerspruchsvolle Erlebnis, das wir Traum nennen, auffassen? Ähnlich wieClaparèdeden Schlaf, denkt sichFreudden Traum als eine positive Leistung, und zwar des Unterbewußten. Im Unterbewußten schlummern die Wünsche, denen der Wachende zumeist aus sittlicher Scheu kein Gehör schenken durfte. Sie verlangen nach Erfüllung. Darum schickt sie das Unterbewußte während des Schlafes herauf ins Bewußtsein. Allein vor der Schwelle des Bewußtseins da waltet die Zensur. Die würde dieseWünsche in ihrer unverfälschten Natur die Schwelle des Bewußtseins nicht überschreiten lassen; sie sind ja zumeist sexueller Art. Darum verkleidet das Unterbewußtsein die Wünsche in symbolische Formen und täuscht so die Zensur. Und darum ist jeder Traum symbolisch zu verstehen, und jeder Traum ist eine Wunscherfüllung; in der Regel die Erfüllung eines erotischen Wunsches aus der Kinderzeit. Diese Begriffsdichtung einer ausschweifenden Phantasie hat in psychologisch ungeschulten Kreisen eine ganz außergewöhnliche Verbreitung gefunden. Da sie frei ersonnen ist, brauchen wir sie nicht besonders zu widerlegen. Doch mag sie uns auf einige Umstände aufmerksam machen, denen auch unsere Traumtheorie genügen muß.
Der Traum ist, imallgemeinenbesehen, zunächst das Urbild der Regellosigkeit und des unvermittelten Wechsels. Die Szenerien wechseln bisweilen ebenso schroff wie im Kino. Die Märchenforscher haben nicht mit Unrecht auf die Verwandtschaft zwischen Traum und Märchen in diesem Punkte hingewiesen. Die Leitung des Traumes durch eine Aufgabe fehlt nach den BeobachtungenHackersganz, kommt jedoch nach denenKöhlersbisweilen vor, ein Widerspruch,der sich ausgleicht, wenn man beachtet, daß Hacker einen beträchtlich tieferen Schlaf hatte als Köhler. Von manchen Träumen wird berichtet, daß sie unglaublich schnell verlaufen sein müssen. So träumteWeygandtvon einem Spaziergang am Sonntag Morgen, einem Besuch auf dem Friedhof an einer Kirche, dem sinnigen Betrachten dieser Kirche und des Kirchturmes, dessen Glocke mit einemmal zu läuten beginnt. Der Träumer erwacht und hört seinen Wecker läuten. Die näheren Umstände machten es sehr wahrscheinlich, daß der ganze Traum von dem Läuten des Weckers ausgelöst worden. Daneben, nicht dagegen, stehen andere Beobachtungen, nach denen der Traum nicht schneller abläuft, als unsere gewöhnlichen Vorstellungen. Im allgemeinen herrschen die „dummen“ Träume vor, doch berichtet man auch von außerordentlichen intellektuellen Leistungen des Traumes.
Etwas eingehender hat man sich mit denTraumelementenbefaßt. Unter den Vorstellungen sind die optischen am häufigsten vertreten; doch stehen nicht allen Träumern bunte Farbenvorstellungen zu Gebote. Weit seltener als optische und akustische Vorstellungen sind die kinästhetischen und taktilen, am seltensten die von Geruch und Geschmack. Die Vorstellungen haben zumeist halluzinatorischen Charakter. Die Forscher streiten aber darüber, ob sie die Empfindungen des Wachzustandes an Intensität übertreffen. Die Rolle der Gedanken im Traum ist in einer kurzen Formulierung nicht anzugeben. Es kommen sämtliche Denkfunktionen im Traum vor, sogar ein sorgfältiges und richtiges Überlegen. Mir kam inmitten eines ganz andersartigen Traumes einmal die Sorge, ob ich am Vortag einer gewissen Verpflichtung nachgekommen sei. Da erinnerte ich mich während des Traumzustandes, daß ich an einem bestimmten Ort mit einem bestimmten Bekannten zusammentraf, als ich mich anschickte, jener Verpflichtung zu genügen; es fiel mir weiter ein, wie ich sie dann wirklich zu Ende geführt hatte, und dabei beruhigte ich mich. Anderseits ist der Traum oft unglaublich töricht. Der Träumer nimmt mit der Urteilslosigkeit eines Geisteskranken die ungereimtesten Dinge für bare Münze hin, ängstigt oder freut sich ihretwegen. Es ist aber eine feine Beobachtung und ein Fingerzeig zur Lösung des ganzen Problems, wenn ein Traumforscher bemerkt, wir seien nur für den Traumanfang, nicht aber für das neu Hinzukommende kritiklos. Das Regiment scheinen im Traumablauf nicht die Gedanken, sondern die assoziativen Faktoren zu haben; denn man kann bisweilen die Wendepunkte des Traumes herausheben und erhält dann eine Reihe rein äußerlicher oder einfacher Klangassoziationen, ähnlich der Gedankenkette eines Ideenflüchtigen. Hinwiederum sind aber auch oft die Gedanken an dem Auftauchen der Traumvorstellungen schuld. Mir träumte jüngst, ich blute im Bette liegend aus der Nase. Ich spürte nur das Fließen, sah aber nichts, denn ich lag im Dunkeln. Da regte sich der Zweifel, ob es denn wirklich Nasenbluten sei, und alsbald sah ich auf dem weißen Kopfkissen eine gewaltigeBlutlache und stellte mit Bedauern die Tatsächlichkeit des Nasenblutens fest. Sehr merkwürdig verhält sich das Bedeutungsbewußtsein: bald ist es vorhanden, bald fehlt es. Man glaubt bisweilen zu lesen oder gar mit einer andern Person in einer fremden Sprache geläufig zu sprechen, oft mit sichtlicher Befriedigung, während man selbst jene Sprache nur kümmerlich meistern, jene andere Person, deren Leistungen ja gleichfalls auf unser Konto zu setzen sind, sie überhaupt nicht verwenden kann. Hier hängt sich an irgendwelchen Wortsalat die Bedeutung einer fremden Sprache.
DieGefühlesind im allgemeinen schwächer als in der Wirklichkeit. Doch sind auch hier auffällige Ausnahmen zu melden. Arg trockene Gesellen können im Traum in Tränen zerfließen und Zustände der Rührseligkeit erleben, deren sie sich im Wachzustande nicht wenig schämen würden. In derselben gegensätzlichen Weise zeigt sich der Wille manchmal wie ohnmächtig und läßt Taten geschehen, die er im Wachzustande niemals verantworten möchte, während er in andern Fällen sich energisch gegen solche Dinge sträuben kann. Die Beweglichkeit ist herabgesetzt. Die Träume im Tiefschlaf lassen uns überhaupt nicht handelnd, sondern nur sehend auftreten. Im leichteren Schlaf glauben wir fälschlich, unsere Glieder zu bewegen, und nur der eigenartige als Somnambulismus bekannte Traumzustand erlaubt es dem Träumer, gewisse Bewegungen auch wirklich auszuführen.
Sehr rätselhaft ist die Auswahl desTraumgegenstandes. Die Ereignisse des Vortages scheinen bevorzugt zu sein. Doch nicht die bedeutsamen: man träumt nicht von dem, wovon man gern träumen möchte. Befindet sich der Schlafende an einem neuen Aufenthaltsort, so sollen die Erlebnisse an jenem neuen Ort erst später im Traum auftauchen. Außerdem liegt nachHackerder Trauminhalt um so weiter zurück, je tiefer der Schlaf ist. Lange Zeit meinte man, alle Träume seien durch einen zufälligen Reiz verursacht, dem der Schlafende gerade unterliegt. In der Tat konnte man den Traum experimentell durch solche Reize beeinflussen. Ist z. B. die Fußsohle unempfindlich geworden, so meint der Träumende, er schwebe. Ebenso schließen sich an gewisse Organempfindungen wie bei Atemnot, Herzbeklemmung charakteristische Träume an. Dennoch sind nicht alle Träume Reizträume. Sehr viele sind Erinnerungsträume, die sich durch die zufälligen und einförmigen Reize nicht erklären lassen.
Wie soll man nun dieses vielgestaltige, widerspruchsvolle Erlebnis, das wir Traum nennen, auffassen? Ähnlich wieClaparèdeden Schlaf, denkt sichFreudden Traum als eine positive Leistung, und zwar des Unterbewußten. Im Unterbewußten schlummern die Wünsche, denen der Wachende zumeist aus sittlicher Scheu kein Gehör schenken durfte. Sie verlangen nach Erfüllung. Darum schickt sie das Unterbewußte während des Schlafes herauf ins Bewußtsein. Allein vor der Schwelle des Bewußtseins da waltet die Zensur. Die würde dieseWünsche in ihrer unverfälschten Natur die Schwelle des Bewußtseins nicht überschreiten lassen; sie sind ja zumeist sexueller Art. Darum verkleidet das Unterbewußtsein die Wünsche in symbolische Formen und täuscht so die Zensur. Und darum ist jeder Traum symbolisch zu verstehen, und jeder Traum ist eine Wunscherfüllung; in der Regel die Erfüllung eines erotischen Wunsches aus der Kinderzeit. Diese Begriffsdichtung einer ausschweifenden Phantasie hat in psychologisch ungeschulten Kreisen eine ganz außergewöhnliche Verbreitung gefunden. Da sie frei ersonnen ist, brauchen wir sie nicht besonders zu widerlegen. Doch mag sie uns auf einige Umstände aufmerksam machen, denen auch unsere Traumtheorie genügen muß.
UnsereTraumtheorieläßt sich mit einem Satze aussprechen. Der Traum ist Phantasietätigkeit in dem oben (S. 258) von uns dargelegten Sinne, die sich jedoch unter den besonderen Bedingungen des Schlafens abspielt, nämlich unter der Wirkung des Ausschaltungsmechanismus mit seiner Absperrung des motorischen Apparates und seiner Verminderung der psychophysischen Energie im Zentralnervensystem. Daraus lassen sich alle festgestellten Erscheinungen mitsamt ihren scheinbaren Widersprüchen ableiten.
Die Regellosigkeit und den unvermittelten Wechsel hat der Traum mit der Phantasie gemein. Nur sind beide noch bedeutend erhöht, weil das Versagen der psychophysischen Energie die längere Verfolgung eines Motives unmöglich macht: ein äußerer Reiz mag das bißchen Energie auf eine andere Bahn lenken, und das ganze Traumbild ist zerstört. Im allgemeinen steht die Phantasietätigkeit nicht unter der Leitung einer Aufgabe, streckenweise und vorübergehend nimmt sie jedoch Aufgaben in ihren Spielplan auf. Darum finden wir die Aufgaben gelegentlich im leichteren Schlaf, während sie im tieferen, wo dem Zentralorgan nur ganz wenig Energie geblieben ist, nicht aufkommen können. Die fabelhafte Schnelligkeit mancher Träume gewinnt durch Berücksichtigung folgender zwei Umstände an Wahrscheinlichkeit. Zunächst ziehen die Vorstellungen nicht immer im Gänsemarsch durchs Bewußtsein, sondern es kann ein ganzer Komplex mehr oder weniger gleichzeitig lebendig werden (S. 172 ff.). Sodann sahen wir, daß Relationserfassungen erstehen können, noch bevor die zugehörigen Fundamente klar ins Bewußtsein getreten sind. Wenn nun etwa die Weckuhr ertönt, so kann zwischen diesem Reiz und einer in Bereitschaft stehenden Vorstellung eine Beziehung hergestellt werden, die für die Aktualisierung eines ganzen Komplexes richtunggebend wird. Steht nun der Komplex mit seinen verschiedenen Einzelheiten im Bewußtsein, so braucht nur die Aufmerksamkeit darüber zu gleiten wie das Auge über ein Rundgemälde, und wir haben den komplizierten, aberauffallend schnellen Traum. Daneben bleibt die normale Traumgeschwindigkeit von dem Tempo unserer Phantasien ruhig bestehen.Noch weniger Schwierigkeiten bereitet die Erklärung der im Traum festgestelltenElemente. Die relative Häufigkeit der verschiedenen Sinnesqualitäten dürfte mit deren Auftreten beim Phantasieren übereinstimmen. Ihr halluzinatorischer Charakter ergibt sich aus dem, was wir über das Verhältnis von Wahrnehmung und Vorstellung ausgeführt haben (S. 102 ff.). Die Traumwelt ist eben die einzige, die sich uns auftut. Wegen der geringen, dem Zentralorgan belassenen Energie werden jene zahlreichen Begleitvorstellungen, auf die sich der absolute Eindruck des Unwirklichen stützen könnte, nicht lebendig. Aber diese Reproduktionsschwäche ist keine absolute; sie ist bald größer, bald geringer. Darum regen sich bisweilen doch Zweifel an der Echtheit des Wahrnehmungscharakters der Traumerlebnisse. — Die außergewöhnliche Empfindungsintensität, von der hie und da berichtet wird, erlaubt verschiedene Erklärungen. Manchmal, doch selten, mögen außergewöhnlich starke Erregungen einzelner Teile des Nervensystems vorliegen. Sehr oft wird die scheinbare Intensität ähnlich wie die Sehgröße (S. 110 ff.) und die Schallstärke (S. 115 f.) auf die apperzipierenden Vorstellungen zurückzuführen sein. Endlich kann der Bericht von abnormen Intensitäten auf einer falschen Beurteilung beruhen, sei es, weil die Vergleichsreize fehlten, sei es, weil man die Intensität des Eindrucks nach dessen Wirkung oder dessen Begleiterscheinungen, dem Erschrecken u. ä. bemaß.Daß wir im Traum alleDenkfunktionenbetätigen, ergibt sich nach unserer Theorie von selbst, ebenso wie die Behinderung dieser Tätigkeiten durch den Ausfall und das Versagen der zu ihnen erforderlichen Reproduktionen. Letztere erklären auch die Urteilslosigkeit im Traum, die wir schon bei dem Wirklichkeitscharakter des Traumbildes besprachen. Aus unserer Auffassung folgt aber auch notwendig die oben angeführte Beobachtung, daß wir zumeist nur gegenüber dem Traumanfang, nicht gegenüber dem zum Traumbild Hinzukommenden kritiklos seien. Sodann ist es nicht zu verwundern, daß der Traumablauf der Vorstellungsfolge bei Ideenflüchtigen noch näher steht als die Phantasie im Wachzustand. Die Assoziationen sind vielfach ausschlaggebend, was indes einer streckenweisen Leitung durch Gedanken nicht im Wege steht: der auftauchende Gedanke wird eine neue Szene herbeiführen, falls der psychophysische Apparat ihn nicht im Stiche läßt. Die Leitung des Vorstellungsverlaufes durch die Gedanken dürfte übrigens in sehr vielen Fällen an dem unvermittelten Szenenwechsel schuld sein. Das merkwürdige Verhalten des Bedeutungsbewußtseins darf nach der oben (S. 181 f.) dargelegten Anschauung nicht befremden. Die Bedeutung besteht in einem Wissen von Beziehungen, das assoziativ angeschlossen ist einerseits an den Gegenstand, anderseits an dessen Bezeichnung. Wie beim Verkennen einesGegenstandes im wachen Zustande, so wird auch im Traum das Bedeutungsbewußtsein lebendig, wenn nur ein Teil, nur ein Zug des ihm zugehörigen Gegenstandes wahrgenommen wird: ein auf dem Wege liegender gebogener Zweig wird aus der Ferne für eine Schlange gehalten.Wenn unsere Theorie der höherenGefühlerichtig ist (S. 214 f.), müssen sie im Traum wegen der allgemeinen Reproduktionsschwäche sehr mäßig sein, bisweilen sogar gänzlich ausfallen. Insofern sie aber auf einer gleichzeitigen Organempfindung beruhen, die, wie Atembeschwerden, Herzbeklemmung u. ä. m., durch einen zufälligen Reiz hervorgerufen werden und wegen des Schlafzustandes nicht zu beseitigen sind, müssen sie das gewohnte Durchschnittsmaß überschreiten. Der Wille endlich benimmt sich im Traum geradeso wie in der Phantasietätigkeit. Er wendet sich dem ihm Angenehmen zu und bedingt durch diese Zuwendung eine Entwicklung der Vorstellungen in der betreffenden Richtung, wenn anders die zu Gebote stehende psychophysische Energie es zuläßt. Er vermag sogar zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen. Aber von einer verantwortlichen Wahl kann keine Rede sein, weil ihm wegen der beschränkten Reproduktion nur ein Teil der Motive vorgeführt wird. Eine Willenslähmung braucht man hier nicht anzunehmen. Der Wille funktioniert ganz intakt, nur gleicht er einem Feldherrn mit unzulänglichen Truppenmassen und mangelhaftem Meldedienst. So und nicht anders ist auch die Bewegungslosigkeit im Schlaf und Traum zu verstehen. Der Wille tut das Seinige. Allein der Zugang zum motorischen Apparat ist versperrt. Nur wenn ein partieller Defekt in dem Ausschaltungsmechanismus vorhanden ist, gelingen größere Bewegungen, und wir haben den Somnambulen vor uns.DieAuswahl des Traumgegenstandesbereitet in unserer Auffassung auch keine besonderen Schwierigkeiten mehr. Nach dem, was wir über die Assoziationen wissen, können die bedeutsamen Ereignisse des Vortages für gewöhnlich nicht den Traumgegenstand abgeben. Läßt man nämlich Vpn (Kinder) eindrucksvolle Erlebnisse durchmachen und bietet ihnen am folgenden Tag im Assoziationsversuch unter indifferenten auch auf diese Erlebnisse bezügliche Reizwörter, so werden sie fast gar nicht mit Wörtern reagieren, die sich auf jene Erlebnisse beziehen (H.Saedler). Die neuen Erlebnisse bilden eben abgeschlossene Komplexe für sich, von denen noch keine gangbaren Bahnen zu jenen Reizwörtern führen. Aus demselben Grunde werden die bedeutsameren zu einem Komplex zusammengeschlossenen Ereignisse des Vortages im Traum nicht reproduziert werden können, falls nicht außergewöhnliche Perseverationserscheinungen auftreten. Da ferner unter sonst gleichen Verhältnissen die älteren Assoziationen vor den jüngeren begünstigt sind (S. 168), so werden im allgemeinen im tieferen Schlaf die älteren Erlebnisse auftauchen.
Die Regellosigkeit und den unvermittelten Wechsel hat der Traum mit der Phantasie gemein. Nur sind beide noch bedeutend erhöht, weil das Versagen der psychophysischen Energie die längere Verfolgung eines Motives unmöglich macht: ein äußerer Reiz mag das bißchen Energie auf eine andere Bahn lenken, und das ganze Traumbild ist zerstört. Im allgemeinen steht die Phantasietätigkeit nicht unter der Leitung einer Aufgabe, streckenweise und vorübergehend nimmt sie jedoch Aufgaben in ihren Spielplan auf. Darum finden wir die Aufgaben gelegentlich im leichteren Schlaf, während sie im tieferen, wo dem Zentralorgan nur ganz wenig Energie geblieben ist, nicht aufkommen können. Die fabelhafte Schnelligkeit mancher Träume gewinnt durch Berücksichtigung folgender zwei Umstände an Wahrscheinlichkeit. Zunächst ziehen die Vorstellungen nicht immer im Gänsemarsch durchs Bewußtsein, sondern es kann ein ganzer Komplex mehr oder weniger gleichzeitig lebendig werden (S. 172 ff.). Sodann sahen wir, daß Relationserfassungen erstehen können, noch bevor die zugehörigen Fundamente klar ins Bewußtsein getreten sind. Wenn nun etwa die Weckuhr ertönt, so kann zwischen diesem Reiz und einer in Bereitschaft stehenden Vorstellung eine Beziehung hergestellt werden, die für die Aktualisierung eines ganzen Komplexes richtunggebend wird. Steht nun der Komplex mit seinen verschiedenen Einzelheiten im Bewußtsein, so braucht nur die Aufmerksamkeit darüber zu gleiten wie das Auge über ein Rundgemälde, und wir haben den komplizierten, aberauffallend schnellen Traum. Daneben bleibt die normale Traumgeschwindigkeit von dem Tempo unserer Phantasien ruhig bestehen.
Noch weniger Schwierigkeiten bereitet die Erklärung der im Traum festgestelltenElemente. Die relative Häufigkeit der verschiedenen Sinnesqualitäten dürfte mit deren Auftreten beim Phantasieren übereinstimmen. Ihr halluzinatorischer Charakter ergibt sich aus dem, was wir über das Verhältnis von Wahrnehmung und Vorstellung ausgeführt haben (S. 102 ff.). Die Traumwelt ist eben die einzige, die sich uns auftut. Wegen der geringen, dem Zentralorgan belassenen Energie werden jene zahlreichen Begleitvorstellungen, auf die sich der absolute Eindruck des Unwirklichen stützen könnte, nicht lebendig. Aber diese Reproduktionsschwäche ist keine absolute; sie ist bald größer, bald geringer. Darum regen sich bisweilen doch Zweifel an der Echtheit des Wahrnehmungscharakters der Traumerlebnisse. — Die außergewöhnliche Empfindungsintensität, von der hie und da berichtet wird, erlaubt verschiedene Erklärungen. Manchmal, doch selten, mögen außergewöhnlich starke Erregungen einzelner Teile des Nervensystems vorliegen. Sehr oft wird die scheinbare Intensität ähnlich wie die Sehgröße (S. 110 ff.) und die Schallstärke (S. 115 f.) auf die apperzipierenden Vorstellungen zurückzuführen sein. Endlich kann der Bericht von abnormen Intensitäten auf einer falschen Beurteilung beruhen, sei es, weil die Vergleichsreize fehlten, sei es, weil man die Intensität des Eindrucks nach dessen Wirkung oder dessen Begleiterscheinungen, dem Erschrecken u. ä. bemaß.
Daß wir im Traum alleDenkfunktionenbetätigen, ergibt sich nach unserer Theorie von selbst, ebenso wie die Behinderung dieser Tätigkeiten durch den Ausfall und das Versagen der zu ihnen erforderlichen Reproduktionen. Letztere erklären auch die Urteilslosigkeit im Traum, die wir schon bei dem Wirklichkeitscharakter des Traumbildes besprachen. Aus unserer Auffassung folgt aber auch notwendig die oben angeführte Beobachtung, daß wir zumeist nur gegenüber dem Traumanfang, nicht gegenüber dem zum Traumbild Hinzukommenden kritiklos seien. Sodann ist es nicht zu verwundern, daß der Traumablauf der Vorstellungsfolge bei Ideenflüchtigen noch näher steht als die Phantasie im Wachzustand. Die Assoziationen sind vielfach ausschlaggebend, was indes einer streckenweisen Leitung durch Gedanken nicht im Wege steht: der auftauchende Gedanke wird eine neue Szene herbeiführen, falls der psychophysische Apparat ihn nicht im Stiche läßt. Die Leitung des Vorstellungsverlaufes durch die Gedanken dürfte übrigens in sehr vielen Fällen an dem unvermittelten Szenenwechsel schuld sein. Das merkwürdige Verhalten des Bedeutungsbewußtseins darf nach der oben (S. 181 f.) dargelegten Anschauung nicht befremden. Die Bedeutung besteht in einem Wissen von Beziehungen, das assoziativ angeschlossen ist einerseits an den Gegenstand, anderseits an dessen Bezeichnung. Wie beim Verkennen einesGegenstandes im wachen Zustande, so wird auch im Traum das Bedeutungsbewußtsein lebendig, wenn nur ein Teil, nur ein Zug des ihm zugehörigen Gegenstandes wahrgenommen wird: ein auf dem Wege liegender gebogener Zweig wird aus der Ferne für eine Schlange gehalten.
Wenn unsere Theorie der höherenGefühlerichtig ist (S. 214 f.), müssen sie im Traum wegen der allgemeinen Reproduktionsschwäche sehr mäßig sein, bisweilen sogar gänzlich ausfallen. Insofern sie aber auf einer gleichzeitigen Organempfindung beruhen, die, wie Atembeschwerden, Herzbeklemmung u. ä. m., durch einen zufälligen Reiz hervorgerufen werden und wegen des Schlafzustandes nicht zu beseitigen sind, müssen sie das gewohnte Durchschnittsmaß überschreiten. Der Wille endlich benimmt sich im Traum geradeso wie in der Phantasietätigkeit. Er wendet sich dem ihm Angenehmen zu und bedingt durch diese Zuwendung eine Entwicklung der Vorstellungen in der betreffenden Richtung, wenn anders die zu Gebote stehende psychophysische Energie es zuläßt. Er vermag sogar zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen. Aber von einer verantwortlichen Wahl kann keine Rede sein, weil ihm wegen der beschränkten Reproduktion nur ein Teil der Motive vorgeführt wird. Eine Willenslähmung braucht man hier nicht anzunehmen. Der Wille funktioniert ganz intakt, nur gleicht er einem Feldherrn mit unzulänglichen Truppenmassen und mangelhaftem Meldedienst. So und nicht anders ist auch die Bewegungslosigkeit im Schlaf und Traum zu verstehen. Der Wille tut das Seinige. Allein der Zugang zum motorischen Apparat ist versperrt. Nur wenn ein partieller Defekt in dem Ausschaltungsmechanismus vorhanden ist, gelingen größere Bewegungen, und wir haben den Somnambulen vor uns.
DieAuswahl des Traumgegenstandesbereitet in unserer Auffassung auch keine besonderen Schwierigkeiten mehr. Nach dem, was wir über die Assoziationen wissen, können die bedeutsamen Ereignisse des Vortages für gewöhnlich nicht den Traumgegenstand abgeben. Läßt man nämlich Vpn (Kinder) eindrucksvolle Erlebnisse durchmachen und bietet ihnen am folgenden Tag im Assoziationsversuch unter indifferenten auch auf diese Erlebnisse bezügliche Reizwörter, so werden sie fast gar nicht mit Wörtern reagieren, die sich auf jene Erlebnisse beziehen (H.Saedler). Die neuen Erlebnisse bilden eben abgeschlossene Komplexe für sich, von denen noch keine gangbaren Bahnen zu jenen Reizwörtern führen. Aus demselben Grunde werden die bedeutsameren zu einem Komplex zusammengeschlossenen Ereignisse des Vortages im Traum nicht reproduziert werden können, falls nicht außergewöhnliche Perseverationserscheinungen auftreten. Da ferner unter sonst gleichen Verhältnissen die älteren Assoziationen vor den jüngeren begünstigt sind (S. 168), so werden im allgemeinen im tieferen Schlaf die älteren Erlebnisse auftauchen.
Aus dem Gesagten erhellt auch, welche Grundgedanken der Psychoanalytiker richtig sind: Der Traum läßt unterUmständen körperliche Dispositionen, auch Krankheiten erkennen. Er verrät, welche Vorstellungen ein gewisses Übergewicht in dem Bewußtsein haben und zu welchen Dingen eine spontane Willensneigung besteht. Bisweilen greift er auch in die Kindheit zurück; ist manchmal der Ausdruck eines gerade herrschenden Wunsches; findet hie und da auf dem Wege der Assoziation Vorstellungen, die dem augenblicklichen Zustand analog sind: so wenn der an Herzbeschwerden Leidende träumt, in einer unangenehmen Lage zu sein. Aber die ganze Phantastik der willkürlichen symbolischen Ausdeutung des Trauminhaltes auf sexuelle oder andere Wünsche, die Auffassung eines jeden Traumes als die Erfüllung eines Wunsches usw. entbehrt jeder wissenschaftlichen Begründung.
Endlich können wir auch an das Problem des infolge des Stillstehens der Mühle erwachenden Müllers und des Erwachens zur vorgenommenen Stunde herantreten. Beides wird im Tiefschlaf wohl nicht vorkommen. Im leichteren Schlaf aber wird, wie so manches andere, auch das Aufhören des Mühlengeräusches samt den Übergangsempfindungen, die es begleiten, wahrgenommen. Aber das Stehenbleiben einer Pendeluhr im Schlafzimmer hat keine Bedeutung für den Müller; es schließt sich darum auch kein Vorsatz an diese Wahrnehmung, und wenn er vielleicht auftauchte, so fehlte ihm die Kraft, den Ausschaltungsmechanismus zu überwinden. Anders der Vorsatz, nach dem Rechten zu schauen, wenn das Mühlengeklapper verstummt. Die Bedeutung der Sache und die Gewohnheit, in diesem Falle tätig einzugreifen, haben bevorzugte Dispositionen geschaffen. Dem Traumwillen, hier etwas zu tun, stellt sich darum die genügende Energiemenge zur Verfügung und strahlt in die motorischen Zentren über: der Schlafende öffnet die Augen. Ähnlich steht es mit dem Erwachen zur festgesetzten Stunde. Daß dieser Vorsatz einen unruhigen Schlaf verursachen kann, in dem man des öfteren nach der Uhr schaut, bedürfte keiner Erklärung. Wenn man aber nach einem verhältnismäßig ruhigen Schlaf nur einmal und gerade zur rechten Zeit erwacht, dann müssen Anhaltspunkte vorhanden sein, die im Traum erkannt werden und zum Erwachen führen. Als solche Anhaltspunkte könnte eine gewisse Helligkeit, ein Uhrschlag, vielleicht sogar ein gewisses körperliches Befinden dienen.
Endlich können wir auch an das Problem des infolge des Stillstehens der Mühle erwachenden Müllers und des Erwachens zur vorgenommenen Stunde herantreten. Beides wird im Tiefschlaf wohl nicht vorkommen. Im leichteren Schlaf aber wird, wie so manches andere, auch das Aufhören des Mühlengeräusches samt den Übergangsempfindungen, die es begleiten, wahrgenommen. Aber das Stehenbleiben einer Pendeluhr im Schlafzimmer hat keine Bedeutung für den Müller; es schließt sich darum auch kein Vorsatz an diese Wahrnehmung, und wenn er vielleicht auftauchte, so fehlte ihm die Kraft, den Ausschaltungsmechanismus zu überwinden. Anders der Vorsatz, nach dem Rechten zu schauen, wenn das Mühlengeklapper verstummt. Die Bedeutung der Sache und die Gewohnheit, in diesem Falle tätig einzugreifen, haben bevorzugte Dispositionen geschaffen. Dem Traumwillen, hier etwas zu tun, stellt sich darum die genügende Energiemenge zur Verfügung und strahlt in die motorischen Zentren über: der Schlafende öffnet die Augen. Ähnlich steht es mit dem Erwachen zur festgesetzten Stunde. Daß dieser Vorsatz einen unruhigen Schlaf verursachen kann, in dem man des öfteren nach der Uhr schaut, bedürfte keiner Erklärung. Wenn man aber nach einem verhältnismäßig ruhigen Schlaf nur einmal und gerade zur rechten Zeit erwacht, dann müssen Anhaltspunkte vorhanden sein, die im Traum erkannt werden und zum Erwachen führen. Als solche Anhaltspunkte könnte eine gewisse Helligkeit, ein Uhrschlag, vielleicht sogar ein gewisses körperliches Befinden dienen.
Literatur
Fr.Hacker, Systematische Traumbeobachtungen. APs 21 (1911).M.Vold, Über den Traum. 2 Bde. 1910–1912.
Fr.Hacker, Systematische Traumbeobachtungen. APs 21 (1911).
M.Vold, Über den Traum. 2 Bde. 1910–1912.