FürIrid war dieses Ereignis nur der Anlaß, sich noch mehr als bisher von der Außenwelt abzuschließen und sich ganz auf mich zurückzuziehen.

In das hohe Glück unserer zweisamen Tage aber mischte sich drückend das Bewußtsein des Dualismus in Irids Seele.

Sie stand zwischen zwei Welten. Ihre Vergangenheit, die unendliche Reihe ihrer Vorfahren, die Erbschaft von Jahrtausenden, hielt sie fest in der Welt ihrer Geburt. Ihr inneres Wollen aber, ihr warmes Sehnen, ihr ganzes starkes Ich, das als die höchste Macht und das einzige Gesetz zu betrachten sie mit ihrer gesamten Mitwelt gewohnt war, zog sie zu der jungen, barbarischen Menschheitsstufe des geliebten Mannes.

Dazu kam noch, daß ihr schöner Lehrerberuf sie in ernste seelische Verlegenheiten brachte, seit sie innerlich dem Barbarismus zuneigte.

Die größte Sorge aber bereitete ihr der Knabe, den sie in nicht mehr dreiviertel Jahren zu gebären hoffte.

Empfangen in einer Stunde heißester Wildheit, so meinte sie jetzt, gezeugt von einem Vater von, wie sie wähnte, urmenschlich quellender Jugendkraft, mußte die Zwiespältigkeit des Gefühls, wie es jetzt sie erfüllte, in ihm dereinst zur Tat erstehen, und statt eines Erneuerers der alternden Menschheit müsse er, wie sie nun in Stunden seelischer Depression vermeinte, an ihr zum Verbrecher werden. –

Eines Abends, nachdem sie den Tag nachdenklich verbracht hatte, veranlaßte sie mich, mit ihr an den See hinunter zu gehen.

An der Stelle, wo wir voreinander gekniet hatten bei meiner Ankunft, hatte ich eine Bank errichtet.

Hier ließen wir uns nieder, und Irid begann mit dringenden Worten die Forderung an mich zu richten, in meine Welt zurückzukehren und sie mit mir zu nehmen, auf daß sie dort ihres Knaben genesen, ihn unterMenschen seines eigenen Blutes aufziehen und mit mir leben könne im Rhythmus und in den Gedanken meiner Welt.

Ich hielt ihr die Gefahren der furchtbaren kosmischen Reise entgegen, die Unsicherheit der Ankunft, und die Möglichkeit, daß dort drüben vielleicht bittere Enttäuschungen ihrer warten möchten.

Sie aber blieb fest in ihren Bitten. Was ihr Wohlbefinden in jener Welt beträfe, so könne es nirgends größer sein als da, wo ich wäre, und wenn wir unser Ziel nicht erreichen sollten, im Äther zerstöben oder an Weltkörpern zerschellten, so würde es uns gemeinsam treffen und ein schöner Tod sein, denn mit ihren Haaren wolle sie uns aneinander fesseln. –

An diesem Abend beschlossen wir von dannen zu gehen, sobald sich der Tag meiner Ankunft gejährt habe.


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