Aus Bunyans Leben.

Kopfstück, EinleitungAus Bunyans Leben.

Kopfstück, Einleitung

D

Das Jahr 1628, in dem Johann Bunyan geboren wurde, war ein sehr bewegtes. Während auf dem Festland katholische und protestantische Fürsten und Völker einander bekämpften, begann in England eine Bewegung der strengprotestantischen und republikanischen Partei gegen das Staatskirchentum, das noch viel Katholisches beibehalten hatte, und gegen die königliche Willkürherrschaft. Die Wellen dieser kirchlichen und politischen Stürme werden wir im folgenden auch in Bunyans Lebensschifflein schlagen sehen. Die Revolution und ihre Folgen spiegeln sich gewissermaßen in den Stürmen seines innern und äußern Lebens wider.

Johann Bunyan war der Sohn sehr armer Eltern. Sein Vater, Thomas Bunyan, war ein herumziehender Kesselflicker und Pfannenschmied, bewohnte jedoch in dem Dörfchen Elstow, unweit der Stadt Bedford im Herzen von England, eine armselige Hütte. Die Mutter hieß Margarete geb. Bentley und stammte ebenfalls aus Elstow. Von seinen Brüdern ist uns nichts Näheres aufbehalten. Eine sorgfältige Erziehung hat Johann nicht genossen; doch erkennt es der Sohn dankbar an, daß seine Eltern ihn nach Bedford zur Schule schickten, damit er lesen und schreiben lernte, um später dem Vater in seinem Handwerk behilflich zu sein. Im übrigen wuchs er auf in der Ausgelassenheit und Roheit einer zuchtlosen Jugend, wobei das in der Schule Gelernte bald vergessen wurde. In dieser Zeit scheint er nicht nur der Verführte, sondern der Rädelsführer seiner Altersgenossen in allen tollen Streichen, wie Beraubung der Obstgärten und Wilddieberei, gewesen zu sein, die ihm öffentliche Strafe zuzogen. Er selbst schildertsein damaliges Leben mit folgenden Worten: „Was mein natürliches Leben angeht, so war es in jener Zeit, da ich ohne Gott in der Welt lebte, in der Tat nach dem Lauf dieser Welt und nach dem Geist, der zu dieser Zeit sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens. Es war meine Freude, vom Teufel gefangen zu sein zu seinem Willen. Ich war voll aller Ungerechtigkeit, welche auch so kräftig wirkte, beides, in meinem Herzen und Leben, daß ich von Kind auf nur wenige meinesgleichen im Fluchen, Schwören, Lügen und Lästern des heiligen Namens Gottes hatte.“

Doch auch in dieser Zeit der größten Entfernung von Gott waren religiöse Gefühle in ihm nicht ganz erstorben, und seine Sünden bereiteten ihm je und je Gewissensbisse. Schon in seinem zehnten Lebensjahr wurde er von schreckhaften Träumen und von dem Gedanken an die Qualen der Hölle beängstigt. Diese Bilder beunruhigten ihn oft mitten in seinen Spielen und unter seinen Kameraden so sehr, daß er ganz niedergeschlagen war. Zu einer Sinnesänderung kam es indessen nicht, im Gegenteil suchte er diese Eindrücke zu betäuben und sich nur noch mehr seinen Lustbarkeiten hinzugeben. — Wie er sich in dieser Zeit zum Worte Gottes verhielt, sagt er selbst: „In diesen Tagen waren mir die Gedanken an geistliche Dinge sehr verdrießlich. Ich konnte es selbst nicht leiden noch ertragen, daß andre sie hegten. Sah ich Leute in christlichen Büchern lesen, so fühlte ich mich in ihrer Gesellschaft wie in einem Gefängnis.“

An Bewahrungen, die ihn aus seinem Schlummer hätten aufwecken sollen, ließ es Gott auch nicht fehlen. Zweimal war er dem Ertrinken nahe, das eine Mal im Ousefluß bei Bedford, das andre Mal in einer Meeresbucht. In seiner Tollkühnheit schlug er eines Tages eine Otter, die über den Weg glitt; da sie nun betäubt war, riß er ihr mit dem Stock den Rachen auf und brach ihr mit bloßer Hand die Giftzähne aus, ohne eine Verletzung davonzutragen. Diese Barmherzigkeit Gottes machte damals zwar wenig Eindruck auf ihn, weckte jedoch in ihm das Gefühl, daß er nicht völlig von Gott dahingegeben sei.

Mit ungefähr 17 Jahren ließ er sich als Soldat anwerben und diente, wie es scheint, in der Parlamentsarmee, die im Kampfe stand gegen Karl I. aus dem Geschlecht der Stuart. Bei der Belagerung von Leicester durfte er wieder offensichtlich die schützende Hand Gottes über sich erfahren. Er sollte nämlich eines Tages an einer gefahrvollen Stelle Schildwache stehen, da batihn ein Kamerad dringend, an seiner Statt den Posten beziehen zu dürfen, und kurz nach der Ablösung wurde dieser von einer Kugel getötet. Aber auch diese wunderbare Erhaltung seines Lebens ließ den jungen Bunyan damals noch gleichgültig und kalt.

Bald darauf trat er aus dem Heeresdienst aus und kehrte in seine Heimat zurück, ohne im geringsten sein Leben zu ändern. Vielmehr vernachlässigte er seinen Beruf und kam nach und nach in drückende Armut. Um diese Zeit, er war nun etwa 20 Jahre alt, verheiratete er sich auf den Rat seiner Freunde, welche meinten, daß diese Veränderung eine günstige Wirkung auf seinen bisherigen Lebenswandel ausüben würde. Seine Frau war ein armes Waisenmädchen, so arm, daß sie ihm an irdischem Gut nichts weiter ins Haus brachte als eine Schüssel und einen Löffel. Doch besaß sie auch noch zwei Bücher: „Des gemeinen Mannes Fußpfad zum Himmel“ und „Die Übung in der Gottseligkeit“, welche ihr gottseliger Vater ihr bei seinem Tode hinterlassen hatte. In diesen beiden Büchern pflegte er dann und wann mit ihr zu lesen und fand darin manches, was ihm wohlgefiel. Seine Frau erzählte ihm auch oft von ihrem frommen Vater und wie er das Laster sowohl in seinem Hause als unter seinen Nachbarn getadelt und andre davor gewarnt habe und wie heilig und rechtschaffen er in Worten und Werken gewesen sei.

Diese Bücher und die Ermahnungen seiner Frau wirkten doch so weit auf sein Herz, daß er sich bemühte, wenigstens die äußern Gebräuche der Religion zu beobachten. Daher ging er Sonntags zweimal in die Kirche und konnte auch ganz andächtig singen und beten, wie es die andern taten. Kaum war aber der Gottesdienst vorbei, so nahmen ihn die Spiele auf dem Rasenplatz wieder völlig in Anspruch. Unter den lustigen Gesellen war er bei Tanz und Spiel wie immer der erste.

Nachdrücklicher schlug an sein Gewissen eine Predigt über die Sonntagsfeier und Sonntagsentheiligung. Es kam ihm vor, als ob der Geistliche gerade gegenihngepredigt hätte. Noch nie hatte er so deutlich gefühlt, was Sündenschuld ist; er ging aus der Predigt nach Hause mit einer schweren Last auf dem Gemüt. Doch auch dieser Eindruck ging bald vorüber und wurde von seinem alten Leichtsinn verdrängt. Noch am selben Tag wurde er aus demselben aufgeschreckt, denn eine Stimme vom Himmel schien ihm zuzurufen: „Willst du deine Sünden verlassen und in den Himmel oder deine Sünden behalten und in die Hölle fahren?“ Hierüber außerordentlich erstaunt, blickte er zum Himmelempor, und es war ihm, wie er selbst berichtet, als ob der Herr Jesus sehr unwillig auf ihn herniederschaute. Aber Bunyan verschloß seine Augen dem Licht, und nachdem er zu dem Schluß gekommen war, für ihn sei die Gnadenzeit vorbei, entschloß er sich, das Glück dieser Welt und die Lust der Sünde in vollen Zügen weiter zu genießen.

So finden wir ihn denn etwa einen Monat später fluchend und schwörend an dem Fenster einer Nachbarin. Diese Frau, die selbst in einem schlechten Ruf stand, wies ihn ernstlich darüber zurecht und sagte, er fluche so fürchterlich, daß sie zittere, ihn anzuhören; er sei der gottloseste Flucher, den sie in ihrem Leben gesehen habe, und er werde noch die ganze Jugend des Dorfes verderben. — Was viele Predigten nicht vermocht hätten, das bewirkte die Strafrede dieser Frau. Tief beschämt schlug er die Augen nieder; er wünschte wieder ein kleines Kind zu werden, daß sein Vater ihn reden lehren könnte, ohne zu fluchen. Von dieser Zeit an hörte er auf zu fluchen. Bald darauf wurde er mit einem frommen Mann bekannt, der ihn auf die Heilige Schrift hinwies. Bunyan fing nun an, die Bibel zu lesen, in welcher ihn hauptsächlich das Geschichtliche anzog, während z. B. die apostolischen Briefe für sein Verständnis noch ein Buch waren mit sieben Siegeln.

So begann er denn wirklich, sein Leben zu bessern und nach den Geboten Gottes zu leben, und es tat ihm leid, wenn er es nicht getan. Selbst das Tanzen, von jeher sein Lieblingsvergnügen, vermochte er nach und nach aufzugeben. Auf diese Weise beruhigte er sich und glaubte Gott zu gefallen. Die Veränderung in Bunyans Leben fiel auch den Nachbarn auf. Sie hielten ihn für einen wahrhaft frommen Menschen. Dieses Urteil der Leute schmeichelte ihm, und er war stolz auf seine Frömmigkeit.

Bunyan nähert sich den Frauen, um zuzuhören.

Bunyan nähert sich den Frauen, um zuzuhören.

Während Bunyan in diesem selbstzufriedenen und selbstgerechten Sinn dahinlebte, führte ihn eines Tages sein Beruf nach Bedford; da sah er in einer der Straßen dieser Stadt drei oder vier Frauen, welche sich über göttliche Dinge unterhielten. Er, der gern über religiöse Dinge schwatzte, aber wohl auch von einem unbewußten Bedürfnis getrieben, näherte sich diesen Frauen, um zuzuhören. Sie sprachen von dem Werk Gottes in ihren Herzen, von der neuen Geburt und wie sie von ihrem natürlichen Elend überzeugt worden seien. Sie erzählten einander, wie der Herr ihre Seelen heimgesucht, mit welchen Trostesworten und Verheißungen Er sie erfrischt habe. Sie sagten auch, welche Anfechtungendes Teufels sie erfahren und wie sie unter seinen Anläufen erhalten geblieben seien. Sie sprachen von dem noch immer in ihrem Herzen steckenden Kleinglauben und sündlichen Wesen, von dem Hang zur Eigengerechtigkeit, welche sie als unzulänglich und unrein verwarfen. — Dies waren nun freilich für unsern Bunyan unbekannte Dinge. Aber ein Stachel davon blieb in seinem Herzen zurück. Es ward ihm bewußt, daß ihm bei aller seiner vermeintlichen und gutgemeinten Frömmigkeit die Notwendigkeit, von neuem geboren zu werden, nie eingefallen war und daß er wedervon dem Troste Gottes noch von der Betrüglichkeit seines eigenen Herzens etwas wußte. Er ging wieder an sein Geschäft. Die Worte jener Frauen gingen ihm so sehr zu Herzen, weil sie ihn nicht nur davon überzeugten, daß ihm die Merkmale eines wahrhaft frommen Menschen fehlten, sondern weil er erkannte, wie glückselig der Zustand desjenigen sein müsse, der diese Merkmale habe. Es ward ihm daher Bedürfnis, seine Schritte wieder dorthin zu lenken, und je mehr er dies tat, desto klarer wurde er sich über seinen wirklichen Seelenzustand. Mit einer wahren Begierde las er nun die Bibel. Besonders waren es die Briefe des Apostels Paulus, die Gegenstand seines eifrigsten Forschens wurden. Das vornehmste Ziel, nach dem er strebte, war das Heil seiner Seele. Darauf war sein Sinn so ernstlich gerichtet, daß weder Vergnügungen noch Vorteile noch Überredungen oder Drohungen ihn wieder davon abzuziehen vermochten.

Gerade in dieser Zeit des Suchens nach Licht und Wahrheit geriet er in eine große Gefahr dadurch, daß er mit den Angehörigen einer Sekte, Ranters genannt, in Berührung kam, welche über alles Gesetz und Gebot hinaus zu sein meinten und die Freiheit des Fleisches predigten. Aber Gott erhielt ihn in Seiner Furcht und ließ ihn solche verführerischen Grundsätze nicht annehmen.

Trotz seines ernstlichen Suchens und Betens gingen noch etwa zwei Jahre darüber hin, bis er endlich zum Frieden kam. Doch es würde zu weit führen, über all die Kämpfe und Versuchungen ausführlich zu berichten, die er zu bestehen hatte. Es stiegen Befürchtungen in bezug auf die Gnadenwahl in ihm auf, oder daß der Tag des Heils für ihn schon vorbei sein könnte. Verkehrte Auffassung gewisser Bibelstellen und gotteslästerliche Eingebung des bösen Feindes quälten und verwirrten ihn so sehr, daß er sich zeitweise wie in einem Zustand der Verzweiflung befand.

Auch jetzt wieder waren es jene edlen Frauen, die sich seiner liebreich annahmen und ihn mit ihrem Seelsorger Johann Gifford, dem Baptistenprediger in Bedford, in Verbindung brachten. Gifford war selbst einen ähnlichen Weg von Sünden und Verirrungen und schmerzlichen Kämpfen geführt worden und hatte endlich den Frieden gefunden. Um so mehr war er der Mann, der Bunyan verstehen und ihm als Ratgeber dienen konnte. Was er nebst Gott diesem treuen Zeugen zu danken hatte, das zeigt er uns in seiner „Pilgerreise“, wo er dem christlichen Wandersmann den „Evangelisten“ als Ratgeber und Leiter beigesellt hat.

Noch ein andres Mittel diente zu seiner Aufrichtung: Bunyan hatte ein Verlangen, die Erfahrung irgendeines gottseligen Mannes der Vergangenheit zu lesen. Nun fügte es Gott, daß ihm nach einiger Zeit ein Buch von Martin Luther in die Hände kam; es war seine „Erklärung des Briefes an die Galater“. Bunyan fand in diesem Buch seine eigene Lage und Erfahrung so ausführlich und gründlich behandelt, als ob dasselbe aus seinem Herzen geschrieben worden wäre. Er fand, daß Luther da sehr ernstlich von den Versuchungen und ihrer Entstehung, von Anfechtungen zur Hoffnungslosigkeit, zur Lästerung usw. handle und zeige, wie sowohl das Gesetz Moses als auch der Teufel, der Tod und die Hölle die Hand dabei im Spiel hätten. Dieses Buch dünkte ihn nächst der Heiligen Schrift das passendste für ein angefochtenes Menschenkind zu sein.

Bei alledem war er von seinen schweren Anfechtungen noch nicht frei, und wenn er auch eine Zeitlang den Frieden Gottes in seinem Herzen empfand, so glich doch dieses bald darauf wieder einem bewegten Meer. Aber zuletzt ging alles vorüber, und die Sonne der Gerechtigkeit ging in seiner Seele auf. Jetzt fielen die Fesseln in Wirklichkeit von seinen Füßen; er war von seiner Trübsal und von seinen Ketten erlöst; seine Versuchungen verloren sich ebenfalls. Nun ging er frohlockend seinen Weg, indem er sich der Gnade und Liebe Gottes erfreute.

Bald darauf schloß er sich der Baptistengemeinde in Bedford an. Das war etwa ums Jahr 1653, als er ungefähr 25 Jahre alt war. Um diese Zeit besserte sich auch Bunyans äußeres Fortkommen; er war nicht mehr in Gefahr, für einen Zigeuner gehalten zu werden, sondern stand bald in großer Achtung bei seinen Mitbürgern. Seinen Wohnsitz hatte er noch in seinem mit Stroh bedeckten Häuschen in Elstow, wo ihm Gott zwei Kinder beschert hatte: Marie, seine blinde Tochter, die er zärtlich liebte, und Elisabeth, die eine im Jahr 1650, die andre im Jahr 1654. In Johann Gifford besaß er einen geistesverwandten und einsichtsvollen Lehrer, und das war gut, denn seine Seelenkämpfe hatten noch nicht ihr volles Ende erreicht. Geistliche und leibliche Anfechtungen stürmten immer wieder auf ihn ein. Indessen behielt die Glaubenszuversicht endlich die Oberhand.

Der Gemeinde kam es bald zum Bewußtsein, daß Bunyan Gaben besitze, durch die er seinen Mitmenschen zum Segen werden könnte, und sie ernannte ihn zu ihrem Diakon oder Armenpfleger. Nicht lange nachher wurde er von der Gemeinde zumPrediger oder Evangelisten bestimmt. Mit der Übernahme dieses Amtes (1655) vollzog sich auch seine Übersiedlung nach Bedford.

Wie gering aber Bunyan damals von sich selbst hielt, sagte er mit folgenden Worten: „Ich konnte im Anfang gar nicht glauben, daß es möglich sei, daß Gott durch mich zu dem Herzen eines Menschen reden werde.“ — In den ersten Zeiten seines Predigtamts sprach er hauptsächlich von dem Verderben und dem Fluch der Sünde. Dies konnte er um so besser, als damals noch vielfach die Schrecken des Gesetzes und seine Sündenschuld schwer auf seinem Gewissen ruhten. Er bekennt selbst: „Ich kann mit Wahrheit und ohne Verstellung sagen, daß wenn ich hinging zu predigen, so ging ich voll Schuldgefühl und Schrecken, selbst bis zur Kanzeltür, und da erst wurde mir die Last abgenommen, so daß ich so lange im Gemüt frei war, bis ich mein Amt ausgerichtet hatte.“ — So fuhr er etwa zwei Jahre lang fort. Danach wurde er mit dauerndem Trost und Frieden erfüllt. Darum predigte er nun nicht mehr so sehr von den Schrecken der Sünde und des Gesetzes, sondern suchte Jesus Christus in dem Reichtum Seiner erlösenden Wirksamkeit und in Seinen Segnungen zu schildern; denn „ich predigte immer, was ich erfahren hatte“. Später ward er besonders von dem Geheimnis der Vereinigung mit Christus überzeugt, darum erklärte er seinen Zuhörern auch diesen Teil der evangelischen Wahrheit.

Sein Ruf als Prediger erscholl bald in die umliegenden Ortschaften, so daß von allen Seiten Hunderte herbeiströmten, um ihn zu hören. Nebenbei setzte er sein Handwerk als Kesselflicker mit großem Fleiß fort und war zu diesem Zweck nicht selten auf der Wanderschaft begriffen. Dabei predigte er, wo ihm Gelegenheit geboten wurde: in Wäldern, Scheunen oder auf Rasenplätzen, zuweilen auch in einer Kirche. Was für eine Macht von seiner Predigt ausging, zeigt uns folgendes Beispiel: Eines Tages sollte er in einer Dorfkirche bei Cambridge predigen. Unter Cromwells Protektorat durften auch die Baptisten die öffentlichen Kirchen benützen. Eine große Schar Zuhörer hatte sich schon auf dem Kirchhof versammelt. Da ritt eben ein Student vorüber. Er sieht die Menschenmenge und fragt, was es da gebe. Man teilt ihm mit, die Leute wollten einen gewissen Bunyan, einen Kesselflicker, predigen hören. Das ist dem Studenten interessant. Er steigt vom Pferd, gibt einem Knaben sechs Kreuzer, daß er ihm das Pferd halte, und sagt, er müsse des Kesselflickers Gewäsche auch hören, das gebe ja einen köstlichen Spaß. Er geht in dieKirche. Aber das Wort Gottes aus dem Munde des Kesselflickers ergriff den jungen Studenten so, daß er von da an jede Gelegenheit benützte, Bunyan zu hören, und später ein gesegneter Prediger des Evangeliums wurde.

Ernennung zum Prediger.

Ernennung zum Prediger.

Fünf Jahre lang hatte Bunyan als Laienprediger gewirkt. Unter der Herrschaft Oliver Cromwells und seines Sohnes Richard hatte es für ihn als Baptist keine Gefahr, zu predigen, wenn er auch die Feindschaft mancher Geistlichen reichlich zu fühlen bekam, die mit bitterm Neid verächtlich auf den neuen eifrigen Predigerherabsahen und es ihrerseits an Verleumdungen der schwärzesten Art nicht fehlen ließen.

In diese Zeit fällt auch der Anfang seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Durch sein erstes Büchlein, das er schrieb: „Beleuchtung einiger evangelischen Wahrheiten“ geriet er jedoch in lange Streitigkeiten mit den Quäkern, die sich auch in Bedford angesiedelt hatten.

Am 29. Mai 1660 zog Karl II., der sich nach der Enthauptung seines Vaters, des unglücklichen Karl I., nach Frankreich geflüchtet hatte, wieder als König in London ein. Noch während seiner Verbannung zu Breda in Holland hatte er eine Proklamation an das englische Volk erlassen, worin er versprach, daß „die schwachen und zarten Gewissen volle Freiheit in der Religionsübung haben sollten und daß man niemand beunruhigen oder zur Rede stellen werde wegen seiner von der Staatskirche abweichenden Religionsmeinungen, sofern dieselben nicht den Reichsfrieden stören“. Aber die Hoffnungen von religiöser Freiheit, welche manche auf die Wiederherstellung der Monarchie gesetzt haben mochten, gingen nicht in Erfüllung. Die alten Strafgesetze gegen alle, die sich nicht zur bischöflichen Kirche hielten, traten wieder in Kraft, ja, sie wurden sogar noch verschärft und durch neue vermehrt. So konnten die Versammlungen der Baptisten nur noch im geheimen stattfinden, und zwar oft in den Stunden der Nacht und an abgelegenen Orten. Auch Johann Bunyan setzte mit großer Treue seine gesegnete Tätigkeit fort. Einmal soll er, um nicht entdeckt zu werden, als Fuhrmann verkleidet in weißem Kittel mit der Peitsche in der Hand nach einem Dorf gefahren sein, um in einer abgelegenen Scheune das Evangelium zu verkündigen. Eine Zeitlang entgingen Bunyan und seine Freunde dem wachsamen Auge der Polizei.

Gefängnis zu Bedford.

Gefängnis zu Bedford.

Anfang Oktober 1660 erließ die in Bedford versammelte Behörde den Befehl, daß beim öffentlichen Gottesdienst die Liturgie der Kirche Englands gelesen werden müsse. Bunyan, als ihr nicht angehörig, dachte nicht daran, daß dieser Erlaß auch ihn angehe; es lag ihm fern, demselben Folge zu leisten. Da fand sich ein Verräter, der ihn bei der Regierung anzeigte. Es war am 12. November, da war er ersucht worden, in dem benachbarten Dorfe Samsell zu predigen, und er war im Begriff, über das Wort zu sprechen: Glaubst du an den Sohn Gottes? (Joh. 9, 35.) Ein benachbarter Friedensrichter hatte aber schon von der Versammlung gehört, welche da abgehalten werden sollte.Bunyans Freunde, welche es vernommen, rieten ihm, die Zeit zu benützen und zu entfliehen. Bunyan aber dachte: „Wenn ich fliehe, was werden meine glaubensschwachen Brüder sagen? Werden sie nicht gleicherweise die Flucht ergreifen? Werden sie nicht sagen, ich habe ihnen bloße Worte ohne Werke gepredigt?“ — So war er denn entschlossen zu bleiben und sein Amt auszurichten. Kaum aber hatte der Gottesdienst begonnen, so traten die Gerichtsdiener herein mit dem Haftbefehl. Auf seine Bitte durfte Bunyan noch einige Worte an die Gemeinde richten, und dann wurde er ins Gefängnis nach Bedford abgeführt. Im Januar 1661 fanden die vierteljährlichen Sitzungen des Gerichtshofes statt. Die Anklageakten, welche hierauf gegen Bunyan verfaßt und ihm vorgelesen wurden, lauteten also: „Daß Johann Bunyan aus Bedford, Landmann, seit einiger Zeit teuflischer- und verderblicherweise sich vom öffentlichen Gottesdienst ferngehalten und dagegen ein gesetzwidriger Versammlungshalter sei, zur großen Zertrennung und Zerstörung der guten Untertanen dieses Königreichs, entgegen dem Gesetz unsers souveränen Herrn und Königs“ usw. Das Verhör bewegte sich um die Verpflichtung zum Besuch des staatskirchlichen Gottesdienstes, um die englische Liturgie und um Bunyans Befugnis zum Predigen. Der Angeklagte gab zu, daß er Versammlungen gehalten habe, um zu beten und zu ermahnen, weigerte sich jedoch entschieden, das Versprechen abzulegen, daßer, wenn in Freiheit gesetzt, nicht mehr predigen wolle. Der Richter drang mit allerlei Vorstellungen in ihn, um ihn dazu zu bewegen, aber umsonst. „Nun denn,“ sagte der Richter, „so höre dein Urteil: Du mußt wieder zurück in dein Gefängnis und dort noch weitere drei Monate liegen; und dann, wenn du dich weigerst, in die Kirche (d i. die bischöfliche Staatskirche) zu gehen und dem Gottesdienst derselben beizuwohnen, wie auch dein Predigen zu lassen, so steht dir Landesverweisung in Aussicht; und solltest du dich dann ohne besondere Erlaubnis des Königs im Lande wieder sehen lassen, so geht’s dir an den Hals.“ Bunyan antwortete: „Ich habe nichts weiter zu sagen; wenn ich heute aus dem Gefängnis käme, so würde ich morgen wieder das Evangelium predigen mit Gottes Hilfe.“

Nach Ablauf der drei Monate war Bunyan nun sehr gespannt, zu erfahren, was aus ihm werden würde. Er hatte schon die Predigt vorbereitet, die er bei seiner Hinrichtung vor versammeltem Volk zu halten gedachte. Es kam jedoch nicht so weit. Ebensowenig wagte man es, ihn in die Verbannung zu schicken; aber zwölf Jahre hindurch wurde er gefangengehalten. Das Gefängnis stand auf der Brücke, welche über den Fluß bei Bedford führte. Es war eine unwirtliche Behausung, ein Ort, welchen Bunyan selbst zu Anfang seiner „Pilgerreise des Christen“ eine „Höhle“ nennt. Aber eben dieses Gefängnis ward durch Bunyan ein Haus der Ermahnung und des Trostes. Außer ihm waren noch viele andre um ihres Bekenntnisses willen hier eingekerkert, und er versäumte es nicht, sie zu unterweisen und mit ihnen zu beten. Außer den Mitgefangenen kamen noch viele aus der ganzen Umgegend herbei, um ihn zu besuchen und sich von ihm in ihren Zweifeln und mancherlei Gewissensfragen geistlichen Rat zu holen. — Mochte auch seine Haft keine strenge sein, so drückte ihn doch die Trennung von seiner zweiten Gattin und seinen vier Kindern besonders schwer. Seine erste Frau war nach schwerer Krankheit vor seiner Verhaftung gestorben. Nicht imstande, durch sein Handwerk etwas zu verdienen, lernte er Litzen häkeln, Schnüre und Schnürgeflechte verfertigen, die er an der Tür seines Gefängnisses verkaufen durfte, wobei oft seine geliebte blinde Tochter an seiner Seite stand.

Die Stille seiner Zelle benützte er auch, um sich vollends in Wort und Geist der Heiligen Schrift zu vertiefen; von hier aus sind seine wichtigsten Schriften hervorgegangen. Seine dichterischen Gefängnisbetrachtungen, seine unter dem Titel: „ÜberschwenglicheGnade“ verfaßte Lebensbeschreibung, sein Glaubensbekenntnis und insonderheit „Die Pilgerreise des Christen“ haben diesen Ursprung. Viele andre Bücher wurden von Bunyan während seiner Gefangenschaft geschrieben, und alle seine schriftstellerischen Werke zusammen umfassen nicht weniger als 60 größere und kleinere Bände. Auf diese Weise konnte er als Gefangener eine viel weitere Wirksamkeit gewinnen, als er vorher in seiner Freiheit durch sein Predigen hatte ausüben können.

Bunyan als Schriftsteller im Gefängnis zu Bedford.

Bunyan als Schriftsteller im Gefängnis zu Bedford.

Der Herr gab ihm auch solche Gunst in den Augen des Gefängniswärters,daß dieser ihm eine Zeitlang viel Freiheit ließ. Er durfte bei seiner Familie sein und zuweilen sogar in den umliegenden Dörfern und Wäldern predigen. Man sagt, daß viele der Baptistengemeinden in der Umgegend von Bedford ihre Entstehung seinen damaligen mitternächtlichen Predigten verdanken. Im Jahr 1666 kam er, da er für kurze Zeit in Freiheit gesetzt ward, bis nach London. Aber eines Tages wurde er, eben im Begriff, eine Versammlung zu halten, als ein Gegner der Staatskirche wiederum festgenommen und in strengere Haft zurückgeführt. Diese Strenge aber ließ allmählich wieder nach, so daß er Monate hindurch regelmäßig die Versammlungen seiner Brüder in Bedford besuchen konnte, ja er wurde sogar im Oktober 1671, da er noch im Gefängnis war, zum Prediger der Baptistenkirche in Bedford gewählt. Seine öftere Abwesenheit kam indes zu den Ohren der ihn verfolgenden Geistlichen. Von London wurde ein Beamter nach Bedford entsandt, der sich von der Wahrheit jener Gerüchte überzeugen sollte. Mitten in der Nacht meldete sich dieser beim Gefängniswärter, um seine Untersuchung vorzunehmen. In derselben Nacht befand sich Bunyan bei seiner Familie, war aber so unruhig, daß er nicht schlafen konnte, und sagte deshalb zu seiner Frau, er müsse sogleich zurückkehren. Er tat es auch, und der Kerkermeister war sehr unzufrieden, daß er zu einer solch ungelegenen Zeit zurückkam. Kurz darauf erschien der Beamte und fragte: „Sind alle Gefangenen gut verwahrt?“ „Ja.“ „Ist Johann Bunyan in seiner Zelle?“ „Ja.“ „Ich wünsche ihn zu sehen.“ Er wurde gerufen, erschien, und alles war recht. Nachdem der Beamte das Gefängnis verlassen hatte, sagte der Wärter zu Bunyan: „Ihr möget ausgehen, wann es Euch beliebt, denn Ihr wißt besser, wann Ihr zurückkommen müßt, als ich es Euch sagen kann.“

Endlich erließ Karl II. im Jahr 1672 die sogenannteIndulgenzakte, welche den Dissenters Befreiung aus dem Gefängnis und für ihre Privatversammlungen Duldung gewährte. Die nähern Umstände, denen Bunyan seine Freiheit verdankte, sind erst in neuerer Zeit bekannt geworden. In der Schlacht bei Worcester, in welcher das schottische Heer durch Cromwell beinahe aufgerieben worden und Karl II., damals noch Kronprätendent, in persönliche Lebensgefahr geraten war, hatte derselbe nach vierzigtägiger Flucht endlich einen Mann gefunden, der ihn auf den Schultern in ein Boot rettete; dies war ein Quäker. Zwanzig Jahre später erschien dieser Quäker vor dem König, der ihn sogleichwieder erkannte und ihm seine Verwunderung bezeugte, daß er niemals bei ihm um eine Belohnung eingekommen sei. Der Quäker gedachte der Tausende seiner Glaubensgenossen, die in den Gefängnissen schmachteten, und bat für sie; doch nicht für sie allein, sondern auch für die andern, die um ihres Gewissens willen verfolgt waren. Der Name Bunyan wurde mit genannt. Karl II., welcher bei all seinen Fehlern doch ein dankbares Herz hatte, ließ eine Verordnung ausgehen, durch welche die gefangenen Dissenters, welche sich keiner politischen Vergehen schuldig gemacht hatten, in Freiheit gesetzt wurden. Diese Verordnung trug das Datum vom 15. März 1672.

Als Bunyan das Gefängnis von Bedford verließ, war er 44 Jahre alt. Zum ersten, was er nach seiner Befreiung tat, gehörte ein Gesuch an die Behörde um ungehinderte Predigt und freie Versammlungsstätten in der Grafschaft Bedford und den benachbarten Grafschaften. Seinen Bemühungen verdankten 25 Prediger ihre Anstellung, 31 Versammlungsstätten ihre ungestörte Benützung. Als Seelsorger ging er unermüdlich den einzelnen nach und hielt hin und her Erbauungsstunden. Auch seine Feder war bald wieder in voller Tätigkeit, und er schrieb Werke, durch die sein Gedächtnis im Segen bleibt. Überhaupt suchte er das Reich Christi zu fördern, soviel er nur vermochte, und von den Baptistengemeinden seiner Gegend, deren Leiter er nun eigentlich war, erhielt er den Ehrennamen „Bischof Bunyan“. Dieser Bischof hielt es nicht unter seiner Würde, sein früheres Handwerk bis an sein Lebensende fortzuführen. Er blieb auch in seiner bescheidenen Wohnung. Sein Studierzimmer war kaum größer als seine Gefängniszelle. Ein Schuppen hinter dem Haus diente ihm als Werkstatt.

Bunyans Ruf nahm immer zu. Auf seinen Wanderpredigten kam er auch jährlich einmal nach London. Dort wurden seine Predigten so hoch geschätzt, daß zu einer Morgenandacht um 7 Uhr sich einmal an einem Werktag mitten im Winter mehr als 1200 Zuhörer einstellten. Ein andermal, an einem Sonntag, hatten sich mehr als 3000 Personen eingefunden; viele mußten wegen Platzmangel wieder umkehren. Unter denen, die zu seinen Predigten herbeiströmten, fand man Hohe und Niedrige, Gelehrte und Ungelehrte. Der berühmte TheologeDr.Johann Owen, der schon unter Cromwell in hohem Ansehen gestanden hatte, setzte sich, sooft er Gelegenheit hatte, gern zu den Füßen des ungelehrten, aber beredten Kesselflickers, um seinen glühenden, herzergreifendenAnsprachen zu lauschen. Als König Karl II. dies hörte, fragte er den gelehrten Doktor, wie doch ein Mann von seiner hohen Bildung und großen Gelehrsamkeit sich herablassen könne, einen Kesselflicker predigen zu hören. Darauf erwiderte Owen: „Königliche Majestät, wenn ich des Kesselflickers Predigtgabe bekommen könnte, wollte ich gern all meine Gelehrsamkeit dagegen eintauschen.“

Mehr als einmal wurde Bunyan gebeten, sich in der Weltstadt dauernd niederzulassen. Doch weder die Aussicht auf ein größeres Arbeitsfeld noch viel weniger auf ein höheres Einkommen konnten ihn bestimmen, seine Bedforder Gemeinde zu verlassen.

Nach Jahr und Tag regten sich auch die alten Feinde wieder. Ja, sie brachten es dahin, daß Bunyan noch einmal ins Gefängnis mußte; diesmal jedoch nur auf sechs Monate. Durch Vermittlung angesehener Männer, desDr.Owen, des berühmten Kaplans Cromwell und des Bischofs von Lincoln, wurde er befreit. Ob Bunyan den 1. Teil seiner „Pilgerreise“ während dieser oder der 12jährigen Gefangenschaft geschrieben hat, ist ungewiß; in Druck kam er erst im Jahr 1678, während der 2. Teil sieben Jahre später, zu Anfang des Jahres 1685, erschien.

Im Jahr 1682 hatte Bunyans Gemeinde zu Bedford wiederum viel Verfolgung zu leiden. Eine Zeitlang wurde sie aus ihrem Versammlungshaus vertrieben und mußte unter freiem Himmel zusammenkommen. In demselben Jahr war es, daß er sein treffliches Büchlein: „Der heilige Krieg“ herausgab, worin er den Kampf des Christen gegen Sünde, Welt und Teufel sinnbildlich darzustellen versucht. Als nach Karls II. Tod (3. Februar 1685) König Jakob II., welcher die protestantische Kirche Englands mit Gewalt wieder katholisch machen wollte, den Thron bestieg, wurden die Verfolgungen wieder besonders heftig. Bunyan entkam oft nur mit knapper Not der äußersten Lebensgefahr. Er wurde von seinen Feinden überall scharf bewacht; doch rettete ihn der Herr diesmal aus aller Gefahr, nur daß ihm hie und da wilde Rotten ins Haus brachen und ihn seiner sauer erworbenen Habe teilweise beraubten.

Bunyans Grabmal in London.

Bunyans Grabmal in London.

Zu Anfang des Jahres 1688 wurde Bunyan von einer heftigen Krankheit ergriffen, erholte sich aber wieder so weit, daß er noch ein besonderes Liebeswerk auszurichten imstande war, das freilich sein letztes auf Erden sein sollte. Einer seiner Freunde nämlich, der in der Stadt Reading wohnte, hatte gedroht, seinen eigenen Sohn zu enterben, und schon nahte sein Ende, ohne daßeine Versöhnung zwischen Vater und Sohn zustande gekommen war. Der Sohn war darüber sehr bekümmert und bat Bunyan, sich für ihn bei seinem Vater zu verwenden und eine Versöhnung zu bewirken. Da unternahm der treue Knecht Gottes bereitwillig die weite Reise nach Reading zu Pferd, und es gelang ihm, die Liebe zwischen Vater und Sohn wieder herzustellen. Darauf ritt er nach London zurück. Allein unterwegs wurde er von heftigem Regen befallen und völlig durchnäßt. Ganz durchfroren und erstarrt von Nässe kam er in dem Hause eines Freundes in London an. Hier predigte er zwar noch am Sonntag, dem 19. August, aber schon am Dienstag wurde er von heftigem Fieber ergriffen. Zehn Tage später, am 31. August 1688, durfte dieser treue Zeuge seines Herrn nach einem vielbewegten Leben eingehen in die Ruhe des Volkes Gottes. Seine letzten Worte waren: „Weinet nicht über mich, sondern über euch selbst. Ich gehe zu dem Vater unsers Herrn Jesus Christus, der mich, ob ich gleich ein großer Sünder bin, durch die Mittlerschaft Seines geliebten Sohnes aufnehmen wird; dort werden wir, hoffe ich, bald wieder zusammenkommen,um das neue Lied zu singen und in alle Ewigkeit selig zu sein.“ Er stand im 60. Jahr seines Lebens. Auch von ihm kann mit Recht gesagt werden: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben; sie ruhen von ihrer Arbeit, und ihre Werke folgen ihnen nach“ (Offenb. 14, 13).

Seine sterbliche Hülle wurde auf dem Friedhof in Finsbury (dem Bunhillkirchhof) beigesetzt, wo auch Watt, Owen und Wesley ruhen. Ein würdiges Denkmal mit seinem Bildnis bezeichnet heute noch seine Grabstätte, und durch die vor uns liegende „Pilgerreise“ redet er noch zu uns, wiewohl er gestorben ist.

Schlussvignette, Einleitung


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