HANS MICHAEL MOSCHEROSCH.

HANS MICHAEL MOSCHEROSCH.

[Scherer D.363,E.367.]

Moscherosch stammte von einer spanischen Familie ab, die sich in Deutschland niedergelassen hatte. Er wurde 1601 zu Wilstädt bei Strassburg geboren, studierte die Rechte, reiste nach Paris, war eine Zeit lang Hauslehrer, und erhielt nach seiner Verheirathung 1628 die Stelle als Amtmann zu Crichingen. Er litt viel von den Trübsalen des Kriegs und musste seine Stelle und seinen Aufenthaltsort oft wechseln. Er lebte zuletzt in Kassel und starb 1669. Seine Satiren, die er unter dem Pseudonym Philander von Sittewald herausgab, geben ein lebendiges Bild des damaligen Sittenzustandes. Herausgegeben von Dittmar (Berlin 1830); Bobertag (Berlin und Stuttgart o. J.).

Moscherosch stammte von einer spanischen Familie ab, die sich in Deutschland niedergelassen hatte. Er wurde 1601 zu Wilstädt bei Strassburg geboren, studierte die Rechte, reiste nach Paris, war eine Zeit lang Hauslehrer, und erhielt nach seiner Verheirathung 1628 die Stelle als Amtmann zu Crichingen. Er litt viel von den Trübsalen des Kriegs und musste seine Stelle und seinen Aufenthaltsort oft wechseln. Er lebte zuletzt in Kassel und starb 1669. Seine Satiren, die er unter dem Pseudonym Philander von Sittewald herausgab, geben ein lebendiges Bild des damaligen Sittenzustandes. Herausgegeben von Dittmar (Berlin 1830); Bobertag (Berlin und Stuttgart o. J.).

AUS DEMGEDICHT: A LA MODE KEHRAUSS.

1.

Fast jeder Schneiderwill jetzund leyderDer Sprach erfahren seinvnd redt Latein,Wälsch vnd Frantzösisch,halb Japonesisch,Wan er ist doll vnd voll,der grobe Knoll.10Der Knecht Matthiesspricht bona dies,Wan er gut morgen sagtvnd grüst die Magd;Die wend den Kragen,thut jhm danck sagen,Spricht Deo gratiasHerr Hippocras.Ihr böse Teutschen,man solt euch peutschen,Das jhr die Muttersprachso wenig acht.Ihr liebe Herrendas heist nicht mehren,Die Sprach verkehrenvnd zerstören.10Ihr thut alles mischenmit faulen fischenVnd macht ein misch gemäsch,ein wüste wäsch,Ich muss es sagen,mit vnmuth klagen,Ein faulen Haaffenkässein seltzams gfräss.Wir hans verstandenmit spott vnd schanden,Wie man die Sprach verkehrtvnd gantz zerstöhrt.Ihr böse Teutschen,man solt euch peutschen,In vnserm Vatterland;pfuy dich der schand!

Fast jeder Schneiderwill jetzund leyderDer Sprach erfahren seinvnd redt Latein,Wälsch vnd Frantzösisch,halb Japonesisch,Wan er ist doll vnd voll,der grobe Knoll.10Der Knecht Matthiesspricht bona dies,Wan er gut morgen sagtvnd grüst die Magd;Die wend den Kragen,thut jhm danck sagen,Spricht Deo gratiasHerr Hippocras.Ihr böse Teutschen,man solt euch peutschen,Das jhr die Muttersprachso wenig acht.Ihr liebe Herrendas heist nicht mehren,Die Sprach verkehrenvnd zerstören.10Ihr thut alles mischenmit faulen fischenVnd macht ein misch gemäsch,ein wüste wäsch,Ich muss es sagen,mit vnmuth klagen,Ein faulen Haaffenkässein seltzams gfräss.Wir hans verstandenmit spott vnd schanden,Wie man die Sprach verkehrtvnd gantz zerstöhrt.Ihr böse Teutschen,man solt euch peutschen,In vnserm Vatterland;pfuy dich der schand!

Fast jeder Schneiderwill jetzund leyderDer Sprach erfahren seinvnd redt Latein,Wälsch vnd Frantzösisch,halb Japonesisch,Wan er ist doll vnd voll,der grobe Knoll.10Der Knecht Matthiesspricht bona dies,Wan er gut morgen sagtvnd grüst die Magd;Die wend den Kragen,thut jhm danck sagen,Spricht Deo gratiasHerr Hippocras.Ihr böse Teutschen,man solt euch peutschen,Das jhr die Muttersprachso wenig acht.Ihr liebe Herrendas heist nicht mehren,Die Sprach verkehrenvnd zerstören.10Ihr thut alles mischenmit faulen fischenVnd macht ein misch gemäsch,ein wüste wäsch,Ich muss es sagen,mit vnmuth klagen,Ein faulen Haaffenkässein seltzams gfräss.Wir hans verstandenmit spott vnd schanden,Wie man die Sprach verkehrtvnd gantz zerstöhrt.Ihr böse Teutschen,man solt euch peutschen,In vnserm Vatterland;pfuy dich der schand!

Fast jeder Schneider

will jetzund leyder

Der Sprach erfahren sein

vnd redt Latein,

Wälsch vnd Frantzösisch,

halb Japonesisch,

Wan er ist doll vnd voll,

der grobe Knoll.10

Der Knecht Matthies

spricht bona dies,

Wan er gut morgen sagt

vnd grüst die Magd;

Die wend den Kragen,

thut jhm danck sagen,

Spricht Deo gratias

Herr Hippocras.

Ihr böse Teutschen,

man solt euch peutschen,

Das jhr die Muttersprach

so wenig acht.

Ihr liebe Herren

das heist nicht mehren,

Die Sprach verkehren

vnd zerstören.10

Ihr thut alles mischen

mit faulen fischen

Vnd macht ein misch gemäsch,

ein wüste wäsch,

Ich muss es sagen,

mit vnmuth klagen,

Ein faulen Haaffenkäss

ein seltzams gfräss.

Wir hans verstanden

mit spott vnd schanden,

Wie man die Sprach verkehrt

vnd gantz zerstöhrt.

Ihr böse Teutschen,

man solt euch peutschen,

In vnserm Vatterland;

pfuy dich der schand!

2.

Was sind vnsere von den Frantzosen kommende oder zu den Frantzosen ziehende vnnd die Frantzosen liebende Teutschlinge anderst alsEffaeminatissima Virorum pectora? (Gott verzeihe mir, weil ich diese vns Feindseelige Sprach mit vndermische) welche kein eigenes Hertz, kein eigenen Willen, kein eigene Sprach{10}haben, sondern der Wälschen willen, ihr willen, der Wälschen Meynung ihr Meynung, der Wälschen Rede, Essen, Trincken, Sitten vnd Geberden Ihr Reden, Ihr Essen vnd Trincken, Ihr Sitten vnd Geberden? sie seyen nun Gut oder Böss.

O der täigigen[1039]Feigen weyche[1040]! Darauss eitel forchtsame Verzagte Weychlinge vnd nichts-gültige Weiber-Hertzen werden, die nicht gut noch tauglich, jhre Weibische Weiber, geschweige Statt oder Land zu regieren sind. Dann wan ein solcher Weichling gegen Niemand seine Meynung vnd die Wahrheit mit Ernst vnd Mannlich reden darff, wie wird er darffen die Wehr zucken, wan{20}die offenbahre feinde das Vatterland, als dan geschicht, angreiffen? wie dan ein Jeder Ehrenmann vor Gott vnd seinem Blut schuldig ist.

Woher kompt es jetzt in vnserem betrübtem Land, das man Stätt vnd Vestungen so freventlich ohne verschulden angreifft? auch hergegen dieselbe den Erb- vnd anderen Feinden so willig auffgibt? Allein auss dieser Weyche.

Woher kompt es, das mancher Fürst vnnd Potentat fast nirgend kein Redlichen Auffrichtigen Diener bekommen kann, welchem er nicht mit grosser Sorg vertrawen müsse? kompt alles auss dieser{30}Abschewlichen Sucht vnd auss dieser Weyche her, das die Diener, so sie ohne Gewissen sind, sich von widrigen durch Geschenck vnd Versprechen gewinnen vnd nach derselben Willen vnnd Meynung lencken lassen.

Woher kompt es, dass mancher Fürst vnd Potentat fast keinen Redlichen Gewissenhaften Diener mehr kan leiden vnd behalten? oder denselben seiner trewen Verdienste wegen will Erkennen? Kompt auss eben dieser Verdampten vnd Land-Verderblichen Sucht vnd Weyche her, dass die Herrschafften von Weychlingen, von Fuchsschwäntzern, Auffschneidern, Sitten- vnd Geberden-Narren sich einnemen vnd wider die Jenige so Redlichkeit, Auffrichtigkeit vnnd Warheit lieb haben, verleyten lassen.

Wehe dem Diener, der an seinem Herren vnd Vatterland vntrew{10}vnd ein Verrähter wird! wie können seine Kinder einige Hoffnung haben der Wohlfahrt!

Wehe der Herrschafft, die einen Gewissenhafften Diener wegen der Vngemeisterten vnd Vnvberwindlichen Warheit von sich lasset! Wie kan es anderst sein, als dass jhr armes Land endlich durch die Lügenhaffte Fuchsschwäntzer (welche den mangel vnnd das böse zu sagen sich schewen, vnd nur jmmerzu nach glatten, weichen, wohlgefälligen Worten vnnd Zeitungen trachten) muss zu grund vnd in das Verderben kommen!...

O alte Mannheit, O Alte Teutsche Dapfferkeit vnd Redlichkeit, wo{20}bistu hien verflogen?


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