20. Im verbotenen Land der Ungoninos.

20. Im verbotenen Land der Ungoninos.

Während wir um eine Flußwindung bogen, sahen wir uns plötzlich den Ungoninos gegenüber. Ein Kanu und ein großes Floß, beide voll von Menschen, sowie mehrere Gruppen am rechten Ufer versperrten uns den Weiterweg. Ein paar Minuten lang sah die Sache nichts weniger als gemütlich aus, da die Balsa keinen Schutz vor Pfeilen gewährt hätte. Diesmal war die Friedensvermittlung nicht mir überlassen. Die Chunchos, die augenscheinlich die gleiche oder eine ähnliche Sprache sprechen, führten die Unterhandlungen, während die Flöße einander immer näher kamen. Schließlich erklärte der Boy, den ich vom Tambo an der Via Centrale mitgebracht hatte, durch Zeichen und die paar spanischen Worte, die uns beiden verständlich waren, daß die „großen“ Ungoninos mir gestatten wollten, sie auf dem Ufer zu besuchen, da sich meine Freundschaft in den Chunchosdörfern erprobt habe; daß ich aber sicherlich umgebracht würde, falls ich auf einer Weiterfahrt den verbotenen Fluß hinauf bestände. Ich wußte von andern Reisenden, daß der Wasserweg nach Iquitos durch den kriegerischen Stamm gesperrt und daß es daher nur die Wahrheit war, die der Chunchosboy mir aufs eindrücklichste klarzumachen versuchte. Deshalb beeilte ich mich zu antworten, ich hätte keinerlei Absichten, durch das Gebiet der Ungoninos zu reisen, sondern möchte sie nur als Freund besuchen.

Nachdem also diese Frage befriedigend gelöst war, fuhrenbeide Kanus und Balsas gemeinschaftlich einen kleinen Bach zwischen hochstämmigem dunkeln Wald hinauf. Etwa zwei Kilometer hatten wir auf dem braunen, öligen Wasser im grünen Zwielicht zurückgelegt, als auf dem hohen Ufer einige sehr primitive Strohhütten in Sicht kamen. Vor ihnen stand eine buntscheckige Gesellschaft nackter und halbnackter gelber, zwergartiger menschlicher Geschöpfe umher. Die Landung war nicht einfach und ging mir ein wenig auf die Nerven. Alle die kleingewachsenen Wilden trugen mit Widerhaken versehene Speere, außer einigen, die mit Bogen oder fast 3 Meter langen Blasrohren bewaffnet waren, zu deren Pfeilen sie das Gift in Kürbissen bei sich führten. Weder die Männer noch die Weiber und nicht einmal die Kinder versuchten ihren wilden Haß gegen den Weißen zu verbergen, als ich ans Land stieg.

Nur die Unerschrockenheit der unzivilisierten Chunchos rettete mich vor sofortigem Tod. Sie standen offenbar auf gutem Fuß mit diesen Nachbarn, da sie wohl für die Ungoninos die Handelsgeschäfte in den Ansiedlungen besorgen. Niemals früher hatte ich einen derartigen Haß gefunden wie in diesem Dorf an einem Nebenfluß des Tambo. Auf Mißtrauen, Argwohn und selbst Widerwillen kann man ja gefaßt sein, die gewöhnlich von Neugier und Verwunderung ein wenig zurückgedrängt werden. Hier aber fand ich unverhüllten Haß in jedem Blick und jeder Gebärde. Der Wunsch zu töten ward weder durch Neugierde noch die Hoffnung auf Geschenke gehemmt. Ich hielt ihnen als Friedensgabe mehrere Schnüre farbiger Perlen hin, aber niemand machte eine Bewegung, sie zu nehmen. Nachdem ich eine oder zwei peinliche Minuten gewartet hatte, gab ich sie den beiden Chunchos zur Verteilung, aber auch sie hatten keinen Erfolg, da keiner der Ungoninos das Geschenk annehmen wollte.

In diesem Dilemma war ich im Begriff, wieder in die Balsazu steigen und abzuwarten, ob man mich in Güte abziehen lassen würde, als ein halbnackter Wilder mit einem Federkopfschmuck und einem mörderisch aussehenden Widerhakenspeer sich dicht vor mir aufpflanzte. Haß blitzte aus seinen gelblich schwarzen Augen.

„Kittamorori schambari ni kahmetta!“ zischte er in einem seltsam gutturalen Ton. Ich verstand ihn jedoch nicht, und so standen wir uns auf etwa 3 Meter mehrere Sekunden lang gegenüber. Der Chunchosboy vom Tambo kam mir zu Hilfe und erklärte in schlechtem Spanisch, der Häuptling habe gesagt: „Weißer Mann nicht gut!“

Auf den Chacras (Pflanzungen) längs der Via Centrale war es allgemein bekannt, daß die Ungoninos furchtbar unter den gewissenlosen und morallosen Mischlingen gelitten hatten, bis die peruanische Regierung den Greueln Einhalt geboten hatte, die in allen abgelegenen Gebieten dieses Wunderlandes ungestraft verübt worden waren. Man hatte den Wilden ihre Mädchen geraubt und die Männer, Weiber und sogar Kinder gefoltert, wenn sie sich weigerten, den kostbaren Kautschuksaft zu sammeln. In jenen Zeiten, die unter dem Zeichen des ersten Kautschukfiebers standen, galt es für nichts, ein paar Indianer niederzuknallen. Es war eine kurzsichtige und unmenschliche Politik, durch die die Arbeitskräfte im Amazonengebiet um ungezählte Tausende vermindert wurden und die die Arbeit der Forscher, der Offiziere des Indianeramts und der Kolonisten mit ihren weitausschauenden Plänen außerordentlich schwierig und gefährlich machte.

Da ich das alles wußte, konnte ich nichts tun als zu erklären versuchen, daß ich lediglich gekommen war, um die Ungoninos zu sehen und mit ihnen zu reden, und nicht um Kautschuk einzuhandeln. Nachdem ich das durch Zeichen und mit Hilfe des Chunchosboys zu verstehen gegeben hatte, schienen sie sich etwas zuberuhigen, und der Haß in den Gesichtszügen des Häuptlings wandelte sich zu einem mürrischen Ausdruck von Mißtrauen.

Gesichtsbemalung der ChunchosmädchenChunchosmädchen.Die Gesichtsbemalung bezeichnet ihre Stammeszugehörigkeit.

Chunchosmädchen.Die Gesichtsbemalung bezeichnet ihre Stammeszugehörigkeit.

Wohnhütte auf einem FloßEingeborenenfloß auf dem oberen Amazonenstrom.Die Familien hausen wochenlang in den primitiven Strohhütten, während das Floß Hunderte von Kilometern mit der Flut zurücklegt.⇒GRÖSSERES BILD

Eingeborenenfloß auf dem oberen Amazonenstrom.Die Familien hausen wochenlang in den primitiven Strohhütten, während das Floß Hunderte von Kilometern mit der Flut zurücklegt.⇒GRÖSSERES BILD

⇒GRÖSSERES BILD

Ich ging nun im Dorf herum, um es mir anzuschauen, aber zwei Krieger mit lanzenähnlichen Speeren folgten jedem meiner Schritte. Zu den Kampas oder Antis, wie sie zuweilen genannt werden, gehört eine sehr große Anzahl von Stämmen, die die Wälder am Fuß der peruanischen Anden bewohnen. Ihre Hautfarbe ist gelblich und ihr Aussehen entschieden asiatisch. Einige junge Mädchen waren keineswegs häßlich. Die Männer zeichnen sich als Jäger und Schiffer aus. Viele trugen ein Kopfband (Nahmatteri) aus Blumen um ihr langes, schwarzes Haar. Dieser Kopfschmuck wird bei der Verehrung des Sonnengottes „Pahua“ stets getragen. Jede atmosphärische Störung wie Donner, Blitz, Regen, Wind und Tau wird dem ewigen Krieg zwischen Gut und Böse zugeschrieben. Die langen Hosen, die den Europäerjungen, wenigstens in seiner eigenen Wertschätzung, zu einem jungen Mann machen, sind hier dadurch ersetzt, daß ein wirklich wildes Tier mit dem eigenen Bogen oder Speer erledigt wird oder gewisse körperliche Martern schweigend ertragen werden.

An den beiden ersten Tagen ereignete sich nichts Bemerkenswertes. Am dritten Tag aber bemerkte ich, daß sich der ganze Stamm auf der kleinen Lichtung zwischen den Hütten versammelt hatte. Einige jüngere Männer suchten mich durch Drohungen vom Näherkommen abzuhalten, aber vernünftige Vorstellungen beim Häuptling, von einem Pfund Tabak begleitet, verschafften mir einen Sperrsitz zunächst der Königsloge. Die Zeremonie, die nun folgte, war eine der grausamsten, der ich je beigewohnt habe, und zeitweise mußte ich mir alle Mühe geben, mein Temperament im Zaum zu halten.

Erreicht ein Mädchen das Pubertätsalter, so wird sie bei den Ungoninos sofort allein in eine der seltsam gestalteten Hütteneingesperrt, wo sie täglich nur ein wenig Kassawa und Wasser erhält. Mittlerweile werden alle heiratsfähigen jungen Männer des Stammes zusammengerufen, und das Mädchen wird dem zugesprochen, der dem Häuptling und den Eltern die wertvollsten Geschenke an Wild, Fischen, Gift, Hängematten oder andern Waren macht. Ist der Bräutigam endgültig gewählt, so wird das Mädchen aus ihrem Gefängnis herausgeführt, in Gegenwart des ganzen Stammes nackt an einen Baum gebunden und mit Geißeln aus Grasschnüren gepeitscht, in die scharfe Steine eingeflochten sind.

Dies barbarische Verfahren wird vom Blasen auf Muscheln und dem Schlagen auf hohle Bäume mit Stöcken begleitet. Dann befiehlt der Zauberdoktor dem vermeintlichen bösen Geist, das Mädchen zu verlassen und in den Baumstumpf einzufahren, an den sie gebunden ist, während er gleichzeitig die Riemen durchschneidet, die den blutenden Körper aufrecht halten. Die Indianer brechen in ein wildes Geschrei aus, wenn das Mädchen ohnmächtig umfällt, was als gutes Zeichen betrachtet wird. Denn nachdem der Dämon durch die Geißelung ausgetrieben wurde, braucht der neue Geist der Fügsamkeit einige Zeit, ehe er in sein Heim, nun für Lebenszeit, eingeht.

Das unglückliche Opferlamm wird weggetragen, ihre Wunden werden ausgewaschen, und man teilt dem Bräutigam mit, daß seine Braut jetzt vom Bösen geläutert ist. Die Weiber tanzen um den Marterpfahl, um den Zweige aufgehäuft werden, bis der Bräutigam, etwa eine Stunde später, mit einer brennenden Fackel wieder erscheint. Nachdem er eine Ansprache an den Dämon gehalten hat, der seiner Erwählten hatte Übles zufügen wollen, legt er Feuer an die trockenen Zweige und verbrennt so Dämon und Marterpfahl unter Begleitung wilder Tänze, Muschelgeblase, dem Rasseln einer Art von Tamtam und gelegentlichem leisen Schmerzgestöhn des gemarterten Mädchens.

Auf diese grausame Zeremonie folgte ein mehrere Stunden langes Schmausen und Trinken und dann eine richtige Tanzvorstellung, bei der sich die jungen Krieger den Körper mit Messern zerfetzten. Gegen Abend wurden die Mädchen, die sich dem Heiratsalter nähern, auf den Boden gelegt und ihrer Augenbrauen mit einem Stück gespaltenen Rohrs beraubt, worauf man ihnen blauschwarze Linien über die Augen malte. Die ganze Nacht ging das Essen und Trinken weiter. Bei Männern und Weibern ist es üblich, ein starkes Brechmittel einzunehmen und dann zum Mahl zurückzukehren.

Im Charakter der Ungoninos finden sich, im Gegensatz zu den Ocainas und Itogapuks, keinerlei liebenswürdige Züge. Sie sind wild, grausam, verräterisch und in beständigem Streit mit ihren Nachbarn. Ihr Gebiet erstreckt sich vom Tambo und oberen Ucayali zum Madre-de-Dios-Fluß.

Ihre Hütten ähneln den Wohnungen der Chunchos, die auch zu der Kampasfamilie zu gehören scheinen. Sie nähren sich alle hauptsächlich von Fischen, Yukka und Früchten, wozu noch Wild aller Art kommt, das sie in den Wäldern erlegen. Bei der Jagd liegen sie flach auf den Balsas, die in das hohe Ufergras hineingestoßen werden. So schießen sie bequem mit vergifteten Pfeilen das Großwild, das an den Fluß zur Tränke zieht, und mit an dünnen Leinen angebrachten Harpunenpfeilen die großen Fische, die wie der „Paiche“ an die Oberfläche kommen oder ihre Gegenwart durch Luftblasen verraten.

Die Leinen, die aus Därmen gedreht werden, sind an der abnehmbaren Pfeilspitze befestigt. Dringt der Pfeil ein, so löst sich die mit Widerhaken versehene Spitze und bleibt im Fleisch stecken, während der Schaft abfällt und davonschwimmt. Der Bogen, von dem solche Pfeile abgeschossen werden, wird mit den Füßen bedient. Der Fang wird mit der Leine dicht ans Ufergezogen, aber oft ist der Fischer genötigt, ins Wasser zu steigen, um die großen, haiähnlichen Fische endgültig zu überwältigen, die in diesen Flüssen leben. Dabei kommt es nicht selten vor, daß Fischfänger von den Kaimans gefressen werden, die sich in der Sonne rösten oder wie halbuntergegangene Baumstämme faul von der Strömung treiben lassen.

Die Alten und Gebrechlichen werden bei diesem Stamm auf ihre eigene Bitte lebendig begraben. Ein tiefes Loch wird in die Erde gegraben, und nach einem letzten Mahl, an dem der ganze Stamm teilnimmt, hilft man dem Opfer in die Grube. Der Unglückliche bleibt, mit dem Gesicht gegen das Dorf zu, stehen, während die Erde langsam aufgefüllt wird. Die Tiefe ist so bemessen, daß die Augen noch über dem gewachsenen Boden bleiben. Nach dem Tod wird dann der Kopf mit einem kleinen Erdhügel überdeckt.

Die Ungoninos kauen Koka, rauchen Tabak, den sie in die Außendecken von Blättern wie Zigaretten einrollen, und trinken große Mengen eines höchst berauschenden Getränks aus gegorenem Fruchtsaft. Viele ihrer grausamen Zeremonien vollziehen sich, während sie unter dessen Einfluß stehen. Die jungen Mädchen werden so vor der barbarischen Heiratszeremonie gewöhnlich in einen fast besinnungslosen Zustand gebracht. Anscheinend vergessen die guten Leute, daß die lähmenden Wirkungen ihres Gebräus unter solchen Qualen bald wieder verfliegen.

Bei andern Kampasstämmen tragen die Männer lange Kusmas, aber die Ungoninos gehen fast völlig nackt und schmücken sich nur mit Halsketten aus den Zähnen des Alligators, Jaguars, menschlicher Geschöpfe und kleiner Nagetiere. In mancher Hinsicht haben sie mehr Ähnlichkeit mit den Kaschibos als mit der großen Kampasfamilie. Zweifellos sind sie ein recht gemischter Stamm.

Die untere peruanische Montaña könnte man auch das Landder Morgennebel nennen. Weiße Nebelballen ziehen durch die düstern Baumwölbungen und hängen bis lange nach Sonnenaufgang um die Uferbänke. Fast das ganze Jahr hindurch treten furchtbare tropische Gewitter auf, aber das Klima ist nicht so ungesund wie das vieler anderer amazonischer Flußtäler. Weiter östlich jedoch, in den dichten tropischen Dschungeln an den Flüssen Madre-de-Dios und Beni, gibt es buchstäblich Täler des Todes, wie das Tal Mapiri, wo seltsame malariaähnliche Fieber dermaßen herrschen, daß kein Europäer hinkommen kann, ohne ihnen fast augenblicklich zu verfallen. Die Ursache ist noch ebenso unbekannt wie die Art der Fieber selbst.

Velasco nimmt an, daß die Kampasstämme Nachkommen der Inkas der andinen Hochebenen sind. Mit dieser Ansicht bin ich jedoch keineswegs einverstanden. Ich bin unter den Aymaras (Inkas) und Cholos (Mischlinge) der großen andinen Hochebenen gereist und kann keine Übereinstimmung zwischen den Bergbewohnern und den Waldindianern finden. Einige Stämme am Fuß der Anden stehen wohl auf einer etwas höheren Kulturstufe als jene im Herzen der großen Urwälder des Amazonengebiets. Aber das kommt daher, daß sie sich näher der Zivilisation der spanischen Verwaltung befanden; und andere Stämme gehören zu den wildesten des ganzen Kontinents, was man nicht vergessen darf. Man hat den Umstand zu ihren Gunsten ins Treffen geführt, daß sie im allgemeinen irgendeine Kleidung tragen. Aber auch das ist sehr irreführend, denn viele, die das Kusma tragen, solange sie mit der Zivilisation in Berührung stehen, legen es wieder ab, wenn sie in ihre Waldheimat zurückkehren. Diejenigen aber, die dieses Kleidungsstück auch in ihren Dörfern tragen, wie die Chunchos, tun es hauptsächlich, weil sie nahe den Bergen wohnen, von woher nach Anbruch der Nacht kühle Winde wehen.

Die tiefeingewurzelte Abneigung und das Mißtrauen der Ungoninos gegen den Weißen machten genauere Untersuchungen über ihr Leben, ihre Sitten und ihren Glauben unmöglich. Alle meine Bewegungen wurden von bewaffneten Leuten peinlich überwacht. Nur einige jüngere Mitglieder des Stammes, deren Erinnerungen nicht bis in die dunkelsten Tage der Verfolgungen reichten, ließen sich zu längeren Gesprächen herbei. Augenscheinlich wurde die Stimmung des Stammes von Tag zu Tag verdrossener und gefährlicher. Nach vier Tagen gab ich endlich widerstrebend alle weiteren Forschungen auf. Als die Balsa die Mitte des Flusses erreichte, fiel ein Schauer von Pfeilen, gleichsam als demonstratio ad oculos, ins Wasser hinter das Floß. Unter den Händen der Chunchos bogen sich die Stangen, so strengten sie sich an, das leichte Fahrzeug ins offene Wasser hinauszubringen, und dabei hätten sie mich beinahe von der glatten Oberfläche ins schokoladenbraune, von Alligatoren wimmelnde Wasser hinabgestoßen.

Sieben Tage später bestieg ich ein Maultier und ritt auf rauhen Pfaden gegen die ferne, schimmernde Linie der großen, weißen Kordillere. Es war ein eigentümliches Gefühl, von den dichten Wäldern und kochheißen Flüssen wegzukommen und erst die großen Steppen der Anden oder Pajonales und endlich die schneebedeckten Pässe zu betreten. Nun hatte ich den Kontinent an seiner breitesten und unbekanntesten Stelle durchquert; vor mir lag der Pazifische Ozean mit seinen Schiffen und kühlenden Seewinden. Ein- oder zweimal hielt ich an und blickte zurück über die wunderbarsten tropischen Wälder der Welt, die des Amazonengebiets. Tief unter mir, bis zum blaugrauen, dunsterfüllten Horizont und noch 5000 Kilometer darüber hinaus, lag dieses geheimnisvolle Gebiet von dämmerigen Wäldern, Öde und Verfall, das ich in vergangenen Jahren in verschiedenen Richtungendurchstreift hatte. Auf vielen dunkeln Waldplätzen und offenen Lichtungen längs der öligen Flüsse gab es da wilde Männer, Weiber und Kinder, die sich vielleicht manchmal an den weißen Mann und seine Geschenke erinnern mochten, aber niemanden, der durch einen unüberlegten Schuß aus seiner Büchse zu Schaden gekommen war.


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