Chapter 3

1.‘Crystals,’ or perhaps ‘iron ore.’2.They had assumed that the promised king would be born in Jerusalem instead of Bethlehem.VIII. THE LAY OF LUDWIGA riming (assonating) song in the dialect of the Rhenish Franks, composed in glorification of a victory won by Ludwig III over the Normans at Saucourt (between Abbeville and Eu). The battle was fought Aug. 3, 881, and the song must have originated soon afterwards; for it speaks of the king as living, and he died in 882. The translation is a literal line-for-line version, the rimes and assonances being disregarded.Einen König weiss ich,     er heisst Herr Ludwig,Er dient Gott gerne;     ich weiss, er lohnt es ihm.Als Kind ward er vaterlos;     dafür ward ihm bald Ersatz:Der Herr berief ihn,     sein Erzieher ward er.5Er gab ihm Tüchtigkeit,     herrliche Degenschaft,Den Thron hier in Franken;     so brauch’ er ihn lange!Das teilte er dann     sofort mit Karlmann,Seinem Bruder,     die Fülle der Wonnen.Als das alles geendet ward,     wollte Gott ihn prüfen,10Ob er Mühsal     so jung dulden könnte.Er liess heidnische Männer     über See kommen,Das Volk der Franken     ihrer Sünden zu mahnen.Einige würden bald verloren,     einige erkoren.Züchtigung duldete,     wer früher misgelebet.15Wer dann ein Dieb war,     und von dannen sich rettete,Nahm seine Fasten;     danach ward er ein guter Mann.Mancher war Lügner,     mancher Raubmörder,Mancher voll Zuchtlosigkeit,     und er befreite sich davon.Der König war entfernt,     das Reich ganz zerrüttet,20Christus war erzürnt:     leider, des entgalt es.1Doch Gott erbarmte sich dessen,     er wusste all die Not.Er hiess Ludwig     sofort dahin reiten:“Ludwig, mein König,     hilf meinen Leuten!Die Normannen haben sie     hart bedrängt.”25Da sprach Ludwig:     “Herr, so tue ich,Wenn mich der Tod nicht hindert,     alles, was du gebietest.”Da nahm er Gottes Urlaub,     er hob die Kriegsfahne auf,Er ritt dahin in Frankreich     gegen die Normannen.Gott sagten Dank,     die seiner harrten,30Sie sagten alle: “Mein Herr,     wie lange harren wir dein!”Da sprach laut     Ludwig der gute:“Tröstet euch, Gesellen,     meine Notgefährten,Her sandte mich Gott     und mir selber gebot,Ob es euch Rat dünkte,     dass ich hier föchte,35Mich selber nicht schonte,     bis ich euch rettete.Nun will ich, dass mir folgen     alle Gottes Holden.Beschert ist das Hiersein,     so lange Christus will.Will er unsere Hinfahrt,     deren hat er Gewalt.Wer hier mit Kraft     Gottes Willen tut,40Kommt er gesund davon,     ich lohne es ihm;Bleibt er darin,     seinem Geschlechte.”Da nahm er Schild und Speer,     kraftvoll ritt er,Er wollte die Wahrheit darlegen     seinen Widersachern;Da war es nicht sehr lang,     er fand die Normannen,45Gott sagte er Lob,     er sieht, dessen er begehrte.Der König ritt kühn,     sang ein heilig Lied,Und alle sangen zusammen:     “Kyrie eleison!”2Der Sang war gesungen,     der Kampf war begonnen.Blut schien auf den Wangen,     froh kämpften da die Franken,50Da focht der Degen jeglicher,     keiner so wie Ludwig,Hurtig und kühn;     das war ihm angeboren.Manchen durchschlug er,     manchen durchstach er.Er schenkte zu Handen     seinen FeindenBitteres Trankes;     so weh ihnen stets des Lebens!55Gelobt sei Gottes Kraft!     Ludwig ward sieghaft.Und allen Heiligen Dank!     Sein ward der Siegkampf.Heil aber Ludwig,     König kampfselig!So bereit wie er stets war,     wo irgend des Not war,Erhalte ihn der Herr     bei seiner Herrlichkeit!1.‘It’ (the kingdom) atoned for ‘that’ (the wrath of Christ).2.Κύριε ἔλεισον, Lord have mercy.IX. WALTHARIUS MANU FORTISA Latin poem in Vergilian hexameters, composed about 930 by Ekkehard, a pupil in the monastic school at St. Gall, and afterwards revised by another monk of the same name. It is based on a lost German poem and preserves, with but little admixture of Christian and Latin elements, a highly interesting saga of the Hunnish-Burgundian cycle. The selections are from the translation by H. Althof, in theSammlung Göschen.Lines 215-286: Walter and Hildegund plot to escape from Etzel’s court.215Siehe, da eilte herab von der Burg des Palastes Gesinde,Freute sich sehr, ihn wiederzusehn, und hielt ihm das Streitross,Bis der preisliche Held dem hohen Sattel entstiegen,Richtet die Frage an ihn,1ob günstig die Sache verlaufen.Wenig erzählte er nur, denn müde war er, und trat dann220Ein in die Burg und eilte darauf zum Gemache des Königs.Aber er fand auf dem Wege die einsam sitzende HildgundUnd er sagte zu ihr nach süssem Kuss und Umarmung:“Bringe mir schnell zu trinken, denn müde bin ich und durstig.”Eilig füllte mit Wein sie drauf den köstlichen Becher,225Reichte dem Helden ihn dar, der fromm ihn bekreuzte und annahmUnd mit der Hand darauf die Rechte der Jungfrau umfasste.Schweigend stand sie dabei und sah dem Manne ins Antlitz.Und es reichte ihr Walter sodann das geleerte Gefäss hin;Wohl war beiden bekannt, dass einst sie verlobt mit einander.230Und er sprach zu der teueren Maid mit folgenden Worten:“Lange erdulden zusammen wir schon das Los der VerbannungUnd sind dessen bewusst, was einstmals unsere ElternÜber unser zukünft’ges Geschick mit einander bestimmten.Was verhehlen wir dies so lange mit schweigendem Munde?”235Aber die Maid, die wähnte, es rede im Scherz der Verlobte,Schwieg ein Weilchen und sagte darauf als Erwiderung dieses:“Warum heuchelt die Zunge, was tief in der Brust du verdammest,Und überredet der Mund zu dem, was im Herzen du abweist?Gleich als wäre es Schmach, dir solche Verlobte zu freien!”240Drauf antwortete ihr der verständige Jüngling und sagte:“Fern sei, was du geredet! O wolle nicht falsch mich verstehen!Kund ist dir, dass ich nie mit verstelltem Herzen gesprochen;Glaube mir nur, es steckt nicht Trug noch Falsches dahinter.Niemand ist in der Näh’, wir sind hier beide alleine.245Wenn ich wüsste, du wärst mir geneigt mit ergebenem Herzen,Und du würdest verschweigen die klug ersonnenen Pläne,Wollte ich dir entdecken ein jedes Geheimnis des Herzens.”Da nun begann das Mädchen, die Kniee des Jünglings umfassend:“Alles, wozu du mich rufst, will ich gern, mein Gebieter, erfüllen250Und will nichts in der Welt vorziehn den wilkommnen Befehlen.”Jener darauf: “Mit Verdruss ertrage ich unsre VerbannungUnd gedenke gar oft der verlassenen Marken der Heimat.Drum begehre ich, bald zu heimlicher Flucht mich zu rüsten.Lange zuvor schon wäre dazu ich imstande gewesen,255Doch es schmerzte mich tief, dass allein Hildgunde zurückblieb.”Also redete drauf aus innerstem Herzen das Mägdlein:“Was du begehrst, will ich, das ist mein einzig Verlangen.Drum befiehl nur, o Herr; ob Glück uns werde, ob Unglück,Gerne bin ich bereit, es dir zu Liebe zu tragen.”260Walter raunte der Maid in das Ohr nun folgende Worte:“Siehe, es trug der Herrscher dir auf, der Schätze zu hüten;Drum behalte es wohl und merke es dir, was ich sage:Nimm vor allem den Helm und das Eisengewand des Gebieters,Aus drei Drähten gewirkt, mit dem Zeichen der Schmiede versehen,265Wähle auch zwei von den Schreinen dir aus von mässigem Umfang,Fülle in diese sodann so viel der pannonischen2Spangen,Dass du einen zur Not bis zum Busen zu heben vermögest.Dann verfertige mir noch vier Paar Schuhe, wie bräuchlich,Dir die nämliche Zahl und lege sie auch in die Truhen,270Und so werden dieselben vielleicht bis zum Rande gefüllt sein.Heimlich bestelle dir auch bei Schmieden gebogene Angeln:Fische müssen uns Zehrung sein auf dem Wege und Vögel;Vogelsteller und Fischer zu sein, bin ich selber genötigt.Alles dieses besorge du klug im Verlaufe der Woche.275Nunmehr hast du gehört, was uns auf der Reise vonnöten.Jetzt verkünde ich dir, wie die Flucht wir mögen bereiten:Wenn zum siebenten Mal den Kreislauf Phöbus vollendet,Werd’ ich dem König, der Königin auch und den Fürsten und DienernRüsten ein fröhliches Mal mit aussergewöhnlichem Aufwand280Und mich mit Eifer bemühn, durch Getränk sie in Schlaf zu versenken,Bis nicht einer imstande zu merken, was ferner noch vorgeht.Du magst aber indes nur mässig des Weines geniessen,Und nur eben bei Tische den Durst zu vertreiben bestrebt sein.Stehen die anderen auf,3so eile zum Werk, dem bewussten.285Aber sobald des Trankes Gewalt dann alle bezwungen,Eilen wir beide zugleich, die westlichen Lande zu suchen.”Lines 315-357: The escape.315Glühender Rausch führt bald in der ganzen Halle die Herrschaft,Und es stammelt das breite Geschwätz mit triefendem Munde;Stämmige Recken konnte man schaun auf wankenden Füssen.Also verlängert bis spät in die Nacht das Opfer des BacchusWalter und zieht zurück, die nach Hause zu gehen begehren,320Bis, von der Macht des Trankes besiegt und vom Schlafe bezwungen,In den Gängen zerstreut, sie alle zu Boden gesunken.Hätte er preisgegeben das Haus den verzehrenden Flammen,Wäre nicht einer den Brand zu entdecken imstande gewesen.Endlich rief er das Mädchen herbei, das teure, und hiess es,325Eilig herbeizutragen die längst bereiteten Sachen,Selber zog aus dem Stall er hervor das beste der Rosse,Welches er “Löwe” genannt um seiner Vorzüglichkeit willen;Stampfend stand es und nagte voll Mut an den schäumenden Zügeln.Als er darauf mit dem Schmuck es umhüllt in üblicher Weise,330Hängt er die Schreine, mit Schätzen gefüllt, dem Ross an die Seiten,Fügt auch Speisen hinzu, nicht viel für die Länge des Weges.Und die wallenden Zügel vertraut er der Rechten der Jungfrau,Selber jedoch, von dem Panzer umhüllt nach der Weise der Recken,Setzt er den Helm sich aufs Haupt, den rot umwallte der Helmbusch,335Schnallt die goldenen Schienen sich drauf um die mächtigen Waden,Gürtet sodann an die Linke das Schwert mit der doppelten Schneide,An die Rechte ein zweites dazu nach pannonischer Sitte,Welches mit einer der Seiten allein die Wunden verursacht,Rafft sodann mit der Rechten den Speer, mit der Linken den Schildrand,340Und entflieht dem verhassten Land, von Sorge befangen.Aber es führte das Ross, beladen mit Schätzen, die Jungfrau,Die in den Händen zugleich die haselne Gerte dahertrug,Der sich der Fischer bedient, die Angel ins Wasser zu tauchen,Dass der Fisch voll Gier nach dem Köder den Haken verschlinge;345Denn der gewaltige Held war selbst mit gewichtigen WaffenRings beschwert und zu jeglicher Zeit des Kampfes gewärtig.Alle Nächte verfolgten den Weg sie in Eile; doch zeigteFrühe den Ländern das Licht der rötlich erstrahlende Phöbus,Suchten sie sich zu verbergen im Wald und erstrebten das Dunkel,350Und es jagte sie Furcht sogar durch die sicheren Orte.Und es pochte die Angst so sehr in dem Busen der Jungfrau,Dass sie bei jedem Gesäusel der Luft und des Windes erbebte,Dass sie vor Vögeln erschrak und dem Knarren bewegten Gezweiges.Hass der Verbannung erfüllte ihr Herz und Liebe zur Heimat.355Dörfern wichen sie aus und mieden das weite Gefilde;Folgend auf dichtbewachs’nem Gebirg dem gewundenen Umweg,Irren mit zagendem Fuss sie durch pfadelose Gebiete.Lines 1285-1395: The great fight at the Wasgenstein.41285Als sich massen die drei um die zweite5Stunde des Tages,Wandten sich gegen den einen zugleich die Waffen der beiden.Hagen bricht den Frieden zuerst; er sammelt die KräfteUnd versendet alsbald die verderbliche Lanze, doch diese,Wie sie in sausendem Wirbel entsetzenerregend heranschwirrt,1290Lenkt jetzt Alphars6Sprosse, der nimmer sie weiss zu ertragen,Klug beiseit mit der Decke des seitwärts gehaltenen Schildes,Denn wie den Schild sie berührt, da gleitet sie ab wie von glattemMarmel, und schwer verletzt sie den Berg, denn bis zu den NägelnBohrt sie sich ein in die Erde. Dann warf mit kühnlichem Herzen1295Aber mit mässiger Kraft die eschene Lanze der stolzeGunter. Sie flog und sass in dem untersten Teile von WaltersSchilde, und wie er alsbald ihn schüttelt, da fiel aus des HolzesWunde zur Erde herab das Eisen, das wenig vermochte.Ob des Zeichens betrübt, ergreifen das Schwert die bestürzten1300Franken; in Zorn verwandelt der Schmerz sich, sie stürmen voll Eifer,Von den Schilden gedeckt, auf den aquitanischen Helden.Dieser jedoch vertrieb sie entschlossen mit wuchtiger LanzeUnd erschreckte den stürmenden Feind durch Mienen und Waffen.Gunter, der König, ersann deswegen ein törichtes Wagnis:1305Seinen Speer, der vergebens versandt und zur Erde gefallen—Denn er lag, aus dem Schilde geschüttelt, zu Füssen des Helden,—Leise heran sich schleichend, in heimlicher Weise zu holen,Da ja die Kämpfer, versehn mit kürzeren Waffen, mit Schwertern,Nicht bis nah an den Feind heranzugelangen vermochten;1310Denn der schwang zum Stosse die vorgehaltene Lanze.Darum hiess er durch Augenwink den Vasallen vorangehn,Dass er, von ihm verteidigt, das Werk zu vollbringen vermöge.Ohne Verzug geht Hagen voran, den Gegner zu reizen,Während der Fürst in der Scheide das edelsteinblitzende Schwert birgt1315Und die Rechte befreit, um sicher den Streich zu vollführen.Doch was weiter? Er langte gebückt mit der Hand nach der LanzeUnd schon fasste er sie und zerrte sie heimlich und mählich,Allzuviel verlangend vom Glück. Doch der herrliche Recke,Wie er ja stets in dem Kampf der Vorsicht weise gedachte1320Und behutsam verfuhr (ein Augenblickchen versah er!),Wurde gewahr, wie jener sich bückt, und merkte das Treiben.Aber er duldet es nicht, denn schnell vertreibt er den Hagen,Welcher zurück sich zieht vor der hoch erhobenen Waffe,Springt dann hinzu und presst mit dem Fuss die entrissene Lanze,1325Und dem König, ertappt bei dem Raub, schreit so er entgegen,Dass dem wanken die Kniee, als wär’ er durchbohrt von dem Speere.Und er hätte ihn flugs zum hungrigen Orkus gesendet,Wäre nicht schnell zur Hilfe geeilt der waffengewalt’geHagen, den Herrn mit dem Schild beschützend und wider des Gegners1330Haupt die entblösste Schärfe des schrecklichen Schwertes erhebend.Während Walter dem Hieb ausweicht, erhebt sich der andre;Kaum entronnen dem Tod, steht dort er betroffen und zitternd.Doch nicht Rast noch Verzug; es erneut sich die bittere Fehde.Bald bestürmen den Mann sie vereinzelt, bald in Gemeinschaft,1335Und indes er voll Eifer zum einen sich wendet, der anstürmt,Springt der andere ihm in die Quere, die Streiche vereitelnd.So steht, wenn man ihn hetzt, der numidische Bär, von den HundenRings im Kreise umstellt, mit drohend erhobenen Pranken,Duckt mit Gebrumme das Haupt und zwingt die umbrische Meute,1340Wenn sie sich naht, zu klagen und winseln in seiner Umarmung;Dann umbellen ihn rings aus der Nähe die wilden Molosser,7Und es schreckt sie die Furcht, zu nahen dem grausigen Untier.Also wogte der Kampf bis zur neunten Stunde des Tages.Dreifach war die Not, die sie alle zusammen erlitten:1345Furcht vor dem Tode, Beschwerde des Kampfs und glühende Sonne.Aber indessen beschlich ein Gedanke die Seele des Helden,Welcher im schweigenden Busen jedoch die Worte zurückhielt:Zeigt nicht andere Wege das Glück, so werden die GegnerMich, den Ermüdeten, noch durch eitele Listen berücken.1350Also sprach er daher mit erhobener Stimme zu Hagen:“Hagedorn,8grün zwar stehst du im Laub und vermöchtest zu stechen,Doch du versuchst mich zu täuschen voll List mit possierlichen Sprüngen.Aber ich gebe dir Raum, dass du näher zu kommen nicht zauderst,Und dann zeig’ die gewaltige Kraft, die so wohl mir bekannt ist;1355Mich verdriesst’s, so gewalt’ge Beschwer vergeblich zu tragen.”Sprach’s und im Sprunge sich hebend, entsandt’ er auf jenen die Lanze,Welche den Schild durchschlägt, ein wenig vom Panzer mit fortreisst,Doch den gewaltigen Leib des Gegners nur mässig verwundet,1360Denn er strahlte, bewehrt mit auserlesenen Waffen.Doch als Walter, der Held, die Lanze versendet, da stürmt erMit dem gezogenen Schwerte in ungestümerem AndrangLos auf den König, und als er den Schild ihm zur Seite gedrängt hat,Trifft er also gewaltig und staunenerregend den Gegner,Dass er das ganze Bein mit dem Knie bis zum Schenkel ihm abschlägt;1365Über den Schildrand stürzt er alsbald zu den Füssen ihm nieder.Da erblasst der entsetzte Vasall bei dem Fall des Gebieters.Alphars Sprosse erhebt nun aufs neue die blutige KlingeUnd begehrt, dem Gefall’nen die tödliche Wunde zu spenden.Hagen, der Recke, jedoch, des eignen Schmerzes vergessend,1370Beugt schnell nieder das Haupt und hält es dem Hiebe entgegen,Und es vermag der Held die geschwungene Faust nicht zu hemmen.Aber der Helm, geschmiedet mit Fleiss und trefflich bereitet,Trotzt dem Hieb, und es sprühen alsbald in die Höhe die Funken.Über die Härte betroffen, zerspringt, o Jammer! die Klinge,1375Und in der Luft und im Grase erglänzen die klirrenden Teile.Aber sobald der Krieger die Stücke des Schwertes erblickte,Zürnte er sehr und tobte in allzugewaltigem Zorne,Schleudert, seiner nicht Herr, das Heft, dem entfallen die Klinge,War es auch ausgezeichnet durch Gold und künstliche Arbeit,1380Weit in die Ferne sogleich, die traurigen Trümmer verachtend.Doch indes er gerade die Hand so weit in die Luft streckt,Schlägt sie Hagen vom Arm, des gelegenen Hiebes sich freuend.Mitten im Wurf fiel jetzt zu Boden die tapfere Rechte,Welche dereinst gefürchtet von vielen Völkern und Fürsten1385Und vordem erglänzte durch ungezählte Trophäen.Aber der herrliche Held, der Weichen im Unglück nicht kannte,Wusste mit starkem Mute die Schmerzen des Fleisches zu tragenUnd verzweifelte nicht, und keine Miene verzog er,Schob den verstümmelten Arm sogleich hinein in den Schildrand,1390Griff mit dem unverletzten sodann alsbald zu dem Halbschwert,Das er, wie ich erwähnt, sich rechts an die Seite gegürtet,Bittere Rache sogleich an dem grimmigen Feinde zu üben.Hagens rechtes Auge zerstört sein Hieb, und die SchläfeSchneidet er auf und zugleich die beiden Lippen zerspaltend,1395Schmettert er zweimal drei der Zähne dem Feind aus dem Munde.Lines 1421-1456: Having perforce made peace and had their wounds dressed by Hildegund, Walter and Hagen banter each other.Hagen, der dornige, drauf und der aquitanische Recke,Unbesieglich an Mut, doch am ganzen Leibe ermattet,Scherzten nach manchem Getöse des Kampfs und entsetzlichen SchlägenMit einander in lustigem Streit bei dem Becher. Der Franke1425Sagte zuerst: “Mein Freund, fortan wirst Hirsche du jagen,Handschuh’ dir aus den Fellen in grosser Zahl zu gewinnen.Fülle, das rate ich dir, den rechten mit feinem Gewölle,Dass mit dem Bilde der Hand du Fremde zu täuschen vermögest.Weh, was sagst du dazu, dass die Sitte des Volks du verletzest,1430Dass man sieht, wie das Schwert du rechts an der Hüfte befestigst,Und dein Ehegespons, wird einstens der Wunsch dich beschleichen,Mit der Linken, wie nett! umfängst in verkehrter Umarmung?Doch was rede ich mehr? Was immer du künftig auch tun musst,Wird die Linke verrichten.” Darauf entgegnete Walter:1435“Dass du so vorlaut bist, das wundert mich, scheeler Sigambrer!9Jage ich Hirsche, so musst den Eberbraten du meiden,Blinzelnd wirst du hinfort auf deine Bedienten herabschaunUnd mit querem Blicke die Schar der Helden begrüssen.Aber der alten Treue gedenk, will dies ich dir raten:1440Wenn nach Hause du kommst, und dem heimischen Herde genaht bist,Mache dir Brei aus Mehl und Milch und vergiss auch den Speck nicht;Das vermag dir zugleich zur Nahrung und Heilung zu dienen.”Also sprachen sie. Drauf erneuten sie wieder das Bündnis,Hoben beide zugleich den König, den Schmerzen verzehrten,1445Auf sein Ross; dann trennten sie sich: es zogen die FrankenWieder gen Worms, und es eilte der Aquitaner zur Heimat.Freudig ward er allda mit grossen Ehren empfangen,Feierte, wie es der Brauch, mit Hildgund festliche HochzeitUnd regierte, nachdem sein Erzeuger von hinnen geschieden,1450Allen teuer, das Volk noch dreissig glückliche Jahre.Welche Kriege er ferner geführt und Triumphe gefeiert,Das kann nimmer der Griffel, der stumpf mir geworden, beschreiben.Der du dies liest, verzeihe der zirpenden Grille, erwägeNicht, wie rauh die Stimme noch ist, bedenke das Alter,1455Da sie, noch nicht entflogen dem Nest, das Hohe erstrebte.Dies ist dasWalterslied.— Euch möge der Heiland behüten!1.Walter of Aquitaine, who is returning from a battle in which he has put down a rebellion for King Etzel. Walter and Hildegund have lived since childhood as hostages at Etzel’s court.2.Ekkehard conceives the Huns as a tribe of Pannonia.3.The ‘rising’ of the men would be the signal for the women to retire that the drinking-bout might begin.4.A rocky pass in the Vosges Mountains. On his westward flight Walter is attacked by the Burgundians, whom Ekkehard identifies with the Franks. He slays eleven famous champions in succession and then fights King Gunter and Hagen together.5.8A.M.6.Walter is the son of Alp-har (fromAlp, elf, andhari, army).7.The medievalcanis molossuswas a mastiff or bull-dog.8.A pun on Hagen’s name, which means ‘thorn-bush.’9.‘Sigambrian’ or ‘Sicambrian’ was a name applied by the learned to the Franks.X. RUDLIEBA Latin poem in leonine hexameters, composed about 1030 at Tegernsee, Bavaria. It is imperfectly preserved, but more than 2000 verses are extant, and these give interesting pictures of contemporary German life. It is a metrical novel with a knight for hero. The selection is from M. Heyne’sRudlieb, 1897,—a translation in iambic pentameter.From the 14th fragment: The wedding of Rudlieb’s nephew.Am Tag der HochzeitErscheint das Fräulein, ihre AnverwandtenUmgeben sie. Nun nahen auch die andern,Bald ist der Hof von Gästen ganz gefüllt,5Begrüsst von Rudlieb mit dem Wilkommskuss.Ein Mahl erwartet sie; als es geendet,Begeben sich zunächst in ihre ZimmerDie Damen mit dem Fräulein; ein’ge RitterBegleiten sie und tragen ihnen Kissen.10Zum Dank wird ihnen Wein gereicht. Der ersteErgreift den Becher, trinkt und gibt ihn weiter,Und so die Reihe um, bis dass ihn leerDer Schenk zurückempfängt. Sie grüssen neigendUnd gehn zurück zu Rudlieb und den Herren.15Nun spricht der Ritter: “Weil euch Gott allhierVersammelt hat, so hört mich an und helft,Dass unter schon Verlobten eine EheGeschlossen werde. Das soll heut geschehen,Ihr aber seid bei dieser Handlung Zeugen.20Es hat sich so gefügt, dass dieser Jüngling,Mein Neffe, und das Fräulein gegenseitigIn Liebe kamen, als sie Würfel spielten;1Sie wollen nun das Ehebündnis schliessen.”Die Herren sagen: “Alle müssen wir25Dazu verhelfen, dass der junge Mann,Der so vortrefflich sonst, nicht Schande leideUnd ganz der Buhlerin1entrissen werde,Die da verdient, den Feuertod zu leiden,Und preisen Gott, dass in der Welt doch Eine30Sich fand, die jener Hexe Macht zerbrach.”Da steht der Jüngling auf, sagt allen DankFür ihre Güte und bekennt in Reue,Wie sehr sein früh’res Leben ihn geschändet:“Ihr seht, wie nötig eine Frau mir ist;35Und hätten wir auch eine hier gefunden,So will ich dennoch mich mit diesem Fräulein,Verloben und verbinden; meine BitteErgeht an euch, uns Zeugen jetzt zu sein,Wenn wir, wie es der Brauch ist, Ehgeschenke,40Uns geben.” “Alle tun hierin dir Beistand,”Erwidern jene. Und nun sendet RudliebNach den drei Frauen, die alsbald erscheinen;Das Fräulein geht voran, gesenkten Hauptes;Von seinem Sitz erhebt sich jeder höflich.45Nach kurzer Zeit, als alle Platz genommen,Steht Rudlieb auf und bittet sich Gehör:Den Freunden und den Stammgenossen kündetEr das geschloss’ne Bündnis und die Liebe,Die eins zum andern hat und fragt den Jüngling,50Ob er zur Frau sie wolle. Der bejaht.Nun fragt man sie, ob sie zum Mann ihn wolle.Sie lächelt: “Soll ich den zum Manne nehmen,Den ich im Spiel als Sklaven mir gewann,Den mir der Würfel brachte, der versprach55Allein mir zu gehören, ob er siege,Ob er verliere? Mög’ er treu mir dienenZu jeder Zeit, in jedem Augenblick!Je treuer, desto lieber ist er mir.”Da lachen alle zu des Fräuleins Worten,60Die so behutsam sind und doch so freundlich.Und da sie sehen, dass auch die Mutter nichtZuwider ist, und dass sich beider GutDie Wage hält, so kommt man überein,Als Gattin ihm das Fräulein zu gewähren.65Der Bräutigam zieht Schwert und wischt’s am HuteSteckt an das Heft den goldnen EheringUnd beut ihn so zur Braut, indem er spricht:“Wie dieser Ring den Finger rund umschliesst,Verpflicht’ ich dich zu ewig fester Treue,70Die du mir hältst bei Strafe deines Lebens.”Doch sie versetzt sehr klug und angemessen:“Ein gleiches Recht für beide. Warum soll ichDir bessre Treue wahren als du mir?Sag’, hätte es wohl Adam zugestanden,75Der Eva ungetreu zu sein, da Gott dochAus seiner Rippe Eine Eva schufUnd Adam das verkündete? Liest man,Dass ihm zwei Even sind erlaubt gewesen?Du wolltest buhlen und verbeutst das mir?80Nein, es fällt mir nicht bei, auf solchen PaktMich zu verpflichten, geh mir immer hinUnd buhl’, um wen du willst, doch ohne mich.Es gibt noch manchen, den ich freien kann.”So sprechend weist sie Schwert und Ring zurück.85Der Jüngling spricht: “Geliebte, wie du willst,Geschehe es. Vergehe ich mich jemals,Will ich das, was ich in die Ehe bringe,An dich verlieren, und du darfst mich töten.”Sie lächelt hold, sich wieder zu ihm wendend:90“Auf das hin schliessen wir die Eh’ in Treuen.”Dann küsst er sie, indem er “Amen” ruft.1.As Rudlieb is returning to his mother after a long absence he falls in with a nephew who has gone wrong and been ‘bewitched’ by a lewd woman. Rudlieb rescues him and the two seek shelter for the night at the house of a rich widow with an only daughter. The young man and the girl play dice together and fall in love with each other. The subsequent wedding takes place at the house of Rudlieb’s mother.XI. EZZO’S LAY OF THE MIRACLES OF CHRISTALeich(strophic poem with varying number of verses to the strophe), written, it would seem, in 1064. The dialect is Alemannic. Ezzo was dean of the Bamberg cathedral. The introduction states that Bishop Gunter ordered his clergy to ‘make a good song’; that ‘Ezzo began to write, will found the way (i.e.the meter), and when it was done, all hastened to become monks.’ The poem consists of 420 short lines in riming (assonating) couplets.Lines 193-262: The life and death of Christ.Antiquus dierum,Er wuchs mit den Jahren:195Der je über der Zeit war,Vermehrte täglich seinen Wuchs;So gedieh das edle Kind,Gottes Geist war in ihm.Als er dreissig Jahr alt war,200Von dem all diese Welt genas,Da kam er zum Jordan;Getauft ward er da,Er wusch ab unsre Schuld,Er selbst hat keine.205Den alten Namen legten wir da ab;Von der Taufe wurden wir Gottes Kinder.Sodann nach der TaufeZeigte sich die Gottheit.Dies war das erste Zeichen:210Aus dem Wasser macht’ er Wein.Dreien Toten gab er das Leben,Von dem Blute heilt’ er ein Weib,Die Krummen und die Lahmen,Die machte er gerade.215Den Blinden gab er das Licht,Für keine Belohnung sorgte er.Er erlöste manchen Besessenen,Den Teufel hiess er von dannen fahren.Mit fünf Broten speiste er220Fünftausend und mehr,Dass sie alle genug hatten;Zwölf Körbe trug man davon.Zu Fuss ging er über den Fluss,Zu den Winden rief er “ruhet.”225Die gebundenen Zungen,Die löste er den Stummen.Ein wahrer Gottes Born,Die heissen Fieber löschte er.Krankheit floh von ihm,230Den Siechen hiess er aufstehn.Mit seinem Bette fortgehn.Er war Mensch und Gott;Also süss ist sein Gebot.Er lehrt’ uns Demut und Sitte,235Treue und Wahrheit dazu,Dass wir uns treu benähmen,Unsre Not ihm klagten;Das lehrt’ uns der GottessohnMit Worten und mit Werken.240Mit uns wandelte erDreiunddreissig JahrUndeinhalb, unsrer Not wegen.Sehr gross ist seine Gewalt.Seine Worte waren uns das Leben;245Für uns starb er seitdem,Er ward nach eignem WillenAn das Kreuz gehangen.Da hielten seine HändeDie harten Nagelbande,250Galle und Essig war sein Trank;Also erlöst’ uns der Heiland.Von seiner Seite floss das Blut,Von dem wir alle geheiligt.Zwischen zwei Verbrechern255Hingen sie den Sohn Gottes.Von Holz1entstand der Tod,Von Holz fiel er, gottlob!Der Teufel schnappte nach dem Fleisch,Die Angel2war die Gottheit;260Nun ist es wohl ergangen,Daran ward er gefangen.1.The tree of knowledge in the Garden of Eden.2.Christ’s body is conceived as the ‘bait,’ his divinity as the ‘hook,’ by which the devil is caught.XII. HEINRICH VON MELKAn Austrian nobleman of the 12th century who, after bitter experience of the world’s ways, retired to the monastery of Melk (a few miles west of Vienna), where he spent his closing years as lay brother. In hisErinnerung an den Tod, a satirical poem of 1042 short lines in riming (assonating) couplets, he inveighs against the worldly follies of the knights, and in hisPriesterlebenagainst the vices of the clergy. The poems date from about 1160.From the ‘Remembrance of Death,’ lines 663-748: The rich youth at the grave of his father.Reicher und edler Jüngling,Gewahre deine ängstliche Lage665Und geh zu deines Vaters Grab;Nimm den Deckstein davon abUnd schaue seine Gebeine,Seufze und weine.Du magst wohl sagen, wenn du willst,—670Es kostet deiner Herrlichkeit nicht viel:—“Lieber Vater und Herr,Nun sage mir, was dich plagt.Ich sehe dein Gebein verfaulen,Das hat die Erde ganz zersetzt;675Es kriechet böser Würmer voll.Diese stinkende HöhleErzeigt meinem SinneEinen furchtbaren Geruch darinne.Auch ist mir schwer zu Mute,680Da du einst so schön warst,Dass du so schnell verdorben.Das ist eine jämmerliche Ordnung:Was einst blühte wie die Lilie,Das wird wie ein Kleid, das der Meltau685Benagt und zerfrisst.Der ist unselig, der es vergisst.”So hättest du wohl reden können,Wenn der Jammer dich bewegt hätteAus Liebe zu deinem Vater.690Nun gedenke des Sinnes,Wie er dir antworten würde,Wenn es naturgemäss wäre,Oder wenn Gott es erlaubte.Ich will die Rede nicht lang machen;695Ich spreche für ihn und mit ihm,Vernimm du es mit Aufmerksamkeit:“Ich will dir das, lieber Sohn,Wonach du fragtest, kund tun.Meine Sachen stehen in Unordnung;700Von der Strafe Grimmigkeit,Die ich täglich erleiden muss,Kann ich mich nicht loswinden.Ich habe Feuer und FinsternisZur Rechten und zur Linken,705Oben und auch unten.Fände jemand meine Not beschrieben,Er hätte immer davon zu reden.Das, lieber Sohn, habe ich zu beklagen,Doch was bedarfst du langer Rede?710Die Ketten der Rache GottesHalten mich fest gebunden;Ich habe herben Lohn gefundenFür alles, was ich begingUnd leider ungebüsst liess.715Alles Mass hatte ich vergessenIm Trinken und im Essen,Jetzt werde ich bezwungenVon Durst und von Hunger.Ehemals brannte mein Fleisch720Im Schweisse der Liederlichkeit;Nun brennt mich der Fluch GottesIn dem Feuer, das keiner löschen kann.Ich leide Schmerz und Ungemach;Weh, dass ich diese Welt je gesehen!725Begehrlichkeit und Hoffahrt,Die beiden haben mir verschlossenDie Tore der inneren Hölle;Da sind die schwarzen PechwellenMit den heissen Feuerflammen.730Ich höre da Zähneknirschen,Weinen und Jammern,Sehr klägliches RufenDerer, die keine Hoffnung haben,Dass sie jemals erlöst werden735Aus dem Abgrunde.Ach, dass ich je so handelte,Dass ich ihr Genoss werden musste!Gern möchte ich es ewig büssen,Würde die Wohltat mir zu Teil,740Dass ich den Teufel nicht ansäheUnd sein Antlitz vermiede;Wie sollte mich das erfreuen!Jetzt mach’ ich meine Klage zu spät;Doch rat’ ich dir, mein lieber Sohn,745Dass du an mir ein Beispiel nehmestUnd der Welt nicht so nachhangest,Dass du meine Not vergessest;Sonst muss es dir wie mir ergehen.”XIII. THE ARNSTEIN HYMN TO THE VIRGINAMarienleichdating from the end of the 12th century, during which the type was much cultivated. The manuscript, from the convent of St. Mary at Arnstein on the Lahn, contains 325 short lines in couplets (beginning and end missing), of which lines 78-261 are given below.Hätt’ ich tausend Munde,Ich könnte nie berichten80In vollem Mass das Wunder,Das von dir geschrieben ist.Alle Zungen vermögen nichtZu sagen noch zu singen,Fraue, deiner Ehren85Noch deines Lobes volles Mass.Der ganze HimmelshofSinget dein Lob:Es preisen dich die Cherubim,Es ehren dich die Seraphim.90All das grosse HeerDer heiligen Engel,Die vor Gottes AntlitzStehen seit dem Anfang,Propheten und Apostel95Und alle Gottes HeiligeFreun sich immer dein,Königliche Jungfrau.Wohl müssen sie dich ehren:Du bist die Mutter ihres Herrn,100Der da Himmel und ErdeIm Anfang werden hiess;Der mit einem WorteDie ganze Welt erschuf,Dem alles ist untertan,105Dem nichts kann widerstehn,Dem alle Kraft weichet,Dem nichts gleichet,Den ehret und fürchtetAll diese Welt.110Es wäre mir lang zu sagen,Wie hehr du bist im Himmel:Niemand hat davon KundeAls die Seligen, die da sind.Des einen bin ich von dir gewiss:115Dass, Fraue, du so geehret bistWegen deiner grossen Güte,Wegen deiner DemutWegen deiner Reinheit,Wegen deiner grossen Milde.120Deshalb ruf’ ich dich an;Fraue, nun erhöre mich;Allerheiligstes Weib,Vernimm mich sündiges Weib!All mein Herze125Fleht zu dir ernstlich,Mir gnädig zu sein,Bei deinem Sohne zu helfen,Dass er in seiner GüteMeine Missetaten130Vergesse gänzlichUnd mir gnädig sei.Leider, meine SchwachheitHat mich oft verleitet,Dass ich durch meine Schuld135Verwirkte seine Huld.Fraue, das macht mir bange;Deswegen fürchte ich,Dass er seine GnadeVon mir kehren werde.140Deshalb fleh’ ich zu dir.Nun muss es an dir liegen,Mir, Jungfrau milde,Zu seiner Huld zu helfen.Hilf mir zu wahrer Reue,145Dass ich meine SündenMöge beweinenMit innigen Tränen.Hilf mir kräftiglich,Dass ich die Höllenstrafe150Nimmer erleide;Dass ich auch vermeideHinfort alle Dinge,Die wider Gottes Huld sind.Und geruhe mich zu stärken155In allen guten Werken,Dass ich verbringe mein LebenWie die heiligen Weiber,Die uns aller TugendenEin Vorbild gegeben:160Sara, die demütige,Anna, die geduldige,Esther, die milde,Judith, die verständige,Und die andern Frauen,165Die in der Furcht GottesSich hier so betrugen,Dass sie Gott wohl behagten.Auch ich nach deiner Güte,Nach deiner Demut,170Möchte mein Leben gestalten:Dazu hilf mir, heiliges Weib!In deine Hand begebe ichMich und all mein Leben.Dir überlass’ ich all meine Not,175Dass du hilfsbereit seiest,In was für DrangsalenIch dich immer anrufe.Fraue, deinen HändenSei mein Ende befohlen!180Und geruhe mich zu weisenUnd mich zu erlösenAus der grossen Not,Wenn der leide TodAn mir soll scheiden185Den Leib von der Seele.In jener grossen AngstKomm du mir zum Troste!Und hilf, dass meine SeeleWerde zu Teile190Des lieben Gottes Engeln,Nicht den leiden Teufeln;Dass sie mich dahin bringen,Wo ich soll findenDie ewige Freude,195Die im Himmel habenDie hochseligen Gotteskinder,Die dazu erwählt sind;Dass ich dort schaueUnsern lieben Herrn,200Unsern Schöpfer,Unsern Heiland,Der uns aus nichts erschuf,Der uns auch kaufteMit seines Sohnes Blut205Von dem ewigen Tode.Wer soll mir dazu helfen,Wer soll mich so läutern,Dass ich es würdig wäre?Das sollst du, Jesus, mein Herr.210Gib mir, Herr, deinen Geist,Da du selbst wohl weisstAll meine KrankheitUnd all meine Unwissenheit;Auf dass ich schauen dürfe215Mit meinen AugenDein unverlöschlich Licht:Das versage du mir nicht!Es ist das ewige Leben,Das ich, armes Weib,220Mit deiner Hilfe suche:Das lass mich, Herre, finden!Darum sei mein Bote zu dirDeine eigne Mutter:O, wie selig bin ich dann,225Nimmt sie sich meiner an!Maria, Gottes Traute,Maria, Trost der Armen,Maria, stella maris,Zuflucht des Sünders,230Burg des Himmels,Born des Paradieses!Der uns die Gnad’ entfloss,Die uns Elenden erschlossDas rechte Vaterland;235Nun gib uns, Fraue, deine Hand,Weise uns den AuswegAus jener grossen Tiefe:Das ist des Teufels Gewalt.Darein uns hat gebracht240Eva, unsere Mutter;Jetzt fliehen wir alle zu dir.Wir weinen und seufzenZu deinen lieben Füssen.Lass dich nun erbarmen245Der Not, die wir ArmenIn diesem engen TaleMannigfach erdulden!Stella maris, bist du genanntNach dem Stern, der an das Land250Das müde Schiff geleitet,Wo es die Ruh’ erwartet.Geleite uns an Jesum,Deinen guten Sohn,Der uns begnaden soll.255In ihm sollen wir ruhen,Er soll uns erlösenVon allen unsern Nöten,Von allen schweren Sünden:Das sind des Meeres Wellen,260Die uns nun, ach, umschwellen.Nun hilf uns, heilige Jungfrau!XIV. LAMPRECHT’S LAY OF ALEXANDERA free translation, made about 1130 by a priest living in the Middle Rhine country, of a French poem by Alberic de Besançon. It consists of 7302 verses in short couplets. Except 105 verses at the beginning the French original is lost. It was itself a versification of a highly fabulous old saga current in Latin prose. As the 105 French verses correspond to 192 verses in the German, it is evident that Lamprecht did not follow Alberic slavishly and that he drew in part upon some other source, perhaps the Latin original. The selections below are from a letter which Alexander writes, toward the end of his career, to his mother Olympias and his teacher Aristotle. In this letter he recounts at length (1670 verses) the wonderful things that he has seen.Lines 4928-5037: Alexander’s army beset by terrible beasts.

1.‘Crystals,’ or perhaps ‘iron ore.’2.They had assumed that the promised king would be born in Jerusalem instead of Bethlehem.

1.‘Crystals,’ or perhaps ‘iron ore.’

2.They had assumed that the promised king would be born in Jerusalem instead of Bethlehem.

A riming (assonating) song in the dialect of the Rhenish Franks, composed in glorification of a victory won by Ludwig III over the Normans at Saucourt (between Abbeville and Eu). The battle was fought Aug. 3, 881, and the song must have originated soon afterwards; for it speaks of the king as living, and he died in 882. The translation is a literal line-for-line version, the rimes and assonances being disregarded.

Einen König weiss ich,     er heisst Herr Ludwig,Er dient Gott gerne;     ich weiss, er lohnt es ihm.Als Kind ward er vaterlos;     dafür ward ihm bald Ersatz:Der Herr berief ihn,     sein Erzieher ward er.5Er gab ihm Tüchtigkeit,     herrliche Degenschaft,Den Thron hier in Franken;     so brauch’ er ihn lange!Das teilte er dann     sofort mit Karlmann,Seinem Bruder,     die Fülle der Wonnen.Als das alles geendet ward,     wollte Gott ihn prüfen,10Ob er Mühsal     so jung dulden könnte.Er liess heidnische Männer     über See kommen,Das Volk der Franken     ihrer Sünden zu mahnen.Einige würden bald verloren,     einige erkoren.Züchtigung duldete,     wer früher misgelebet.15Wer dann ein Dieb war,     und von dannen sich rettete,Nahm seine Fasten;     danach ward er ein guter Mann.Mancher war Lügner,     mancher Raubmörder,Mancher voll Zuchtlosigkeit,     und er befreite sich davon.Der König war entfernt,     das Reich ganz zerrüttet,20Christus war erzürnt:     leider, des entgalt es.1Doch Gott erbarmte sich dessen,     er wusste all die Not.Er hiess Ludwig     sofort dahin reiten:“Ludwig, mein König,     hilf meinen Leuten!Die Normannen haben sie     hart bedrängt.”25Da sprach Ludwig:     “Herr, so tue ich,Wenn mich der Tod nicht hindert,     alles, was du gebietest.”Da nahm er Gottes Urlaub,     er hob die Kriegsfahne auf,Er ritt dahin in Frankreich     gegen die Normannen.Gott sagten Dank,     die seiner harrten,30Sie sagten alle: “Mein Herr,     wie lange harren wir dein!”Da sprach laut     Ludwig der gute:“Tröstet euch, Gesellen,     meine Notgefährten,Her sandte mich Gott     und mir selber gebot,Ob es euch Rat dünkte,     dass ich hier föchte,35Mich selber nicht schonte,     bis ich euch rettete.Nun will ich, dass mir folgen     alle Gottes Holden.Beschert ist das Hiersein,     so lange Christus will.Will er unsere Hinfahrt,     deren hat er Gewalt.Wer hier mit Kraft     Gottes Willen tut,40Kommt er gesund davon,     ich lohne es ihm;Bleibt er darin,     seinem Geschlechte.”Da nahm er Schild und Speer,     kraftvoll ritt er,Er wollte die Wahrheit darlegen     seinen Widersachern;Da war es nicht sehr lang,     er fand die Normannen,45Gott sagte er Lob,     er sieht, dessen er begehrte.Der König ritt kühn,     sang ein heilig Lied,Und alle sangen zusammen:     “Kyrie eleison!”2Der Sang war gesungen,     der Kampf war begonnen.Blut schien auf den Wangen,     froh kämpften da die Franken,50Da focht der Degen jeglicher,     keiner so wie Ludwig,Hurtig und kühn;     das war ihm angeboren.Manchen durchschlug er,     manchen durchstach er.Er schenkte zu Handen     seinen FeindenBitteres Trankes;     so weh ihnen stets des Lebens!55Gelobt sei Gottes Kraft!     Ludwig ward sieghaft.Und allen Heiligen Dank!     Sein ward der Siegkampf.Heil aber Ludwig,     König kampfselig!So bereit wie er stets war,     wo irgend des Not war,Erhalte ihn der Herr     bei seiner Herrlichkeit!

Einen König weiss ich,     er heisst Herr Ludwig,

Er dient Gott gerne;     ich weiss, er lohnt es ihm.

Als Kind ward er vaterlos;     dafür ward ihm bald Ersatz:

Der Herr berief ihn,     sein Erzieher ward er.

Er gab ihm Tüchtigkeit,     herrliche Degenschaft,

Den Thron hier in Franken;     so brauch’ er ihn lange!

Das teilte er dann     sofort mit Karlmann,

Seinem Bruder,     die Fülle der Wonnen.

Als das alles geendet ward,     wollte Gott ihn prüfen,

Ob er Mühsal     so jung dulden könnte.

Er liess heidnische Männer     über See kommen,

Das Volk der Franken     ihrer Sünden zu mahnen.

Einige würden bald verloren,     einige erkoren.

Züchtigung duldete,     wer früher misgelebet.

Wer dann ein Dieb war,     und von dannen sich rettete,

Nahm seine Fasten;     danach ward er ein guter Mann.

Mancher war Lügner,     mancher Raubmörder,

Mancher voll Zuchtlosigkeit,     und er befreite sich davon.

Der König war entfernt,     das Reich ganz zerrüttet,

Christus war erzürnt:     leider, des entgalt es.1

Doch Gott erbarmte sich dessen,     er wusste all die Not.

Er hiess Ludwig     sofort dahin reiten:

“Ludwig, mein König,     hilf meinen Leuten!

Die Normannen haben sie     hart bedrängt.”

Da sprach Ludwig:     “Herr, so tue ich,

Wenn mich der Tod nicht hindert,     alles, was du gebietest.”

Da nahm er Gottes Urlaub,     er hob die Kriegsfahne auf,

Er ritt dahin in Frankreich     gegen die Normannen.

Gott sagten Dank,     die seiner harrten,

Sie sagten alle: “Mein Herr,     wie lange harren wir dein!”

Da sprach laut     Ludwig der gute:

“Tröstet euch, Gesellen,     meine Notgefährten,

Her sandte mich Gott     und mir selber gebot,

Ob es euch Rat dünkte,     dass ich hier föchte,

Mich selber nicht schonte,     bis ich euch rettete.

Nun will ich, dass mir folgen     alle Gottes Holden.

Beschert ist das Hiersein,     so lange Christus will.

Will er unsere Hinfahrt,     deren hat er Gewalt.

Wer hier mit Kraft     Gottes Willen tut,

Kommt er gesund davon,     ich lohne es ihm;

Bleibt er darin,     seinem Geschlechte.”

Da nahm er Schild und Speer,     kraftvoll ritt er,

Er wollte die Wahrheit darlegen     seinen Widersachern;

Da war es nicht sehr lang,     er fand die Normannen,

Gott sagte er Lob,     er sieht, dessen er begehrte.

Der König ritt kühn,     sang ein heilig Lied,

Und alle sangen zusammen:     “Kyrie eleison!”2

Der Sang war gesungen,     der Kampf war begonnen.

Blut schien auf den Wangen,     froh kämpften da die Franken,

Da focht der Degen jeglicher,     keiner so wie Ludwig,

Hurtig und kühn;     das war ihm angeboren.

Manchen durchschlug er,     manchen durchstach er.

Er schenkte zu Handen     seinen Feinden

Bitteres Trankes;     so weh ihnen stets des Lebens!

Gelobt sei Gottes Kraft!     Ludwig ward sieghaft.

Und allen Heiligen Dank!     Sein ward der Siegkampf.

Heil aber Ludwig,     König kampfselig!

So bereit wie er stets war,     wo irgend des Not war,

Erhalte ihn der Herr     bei seiner Herrlichkeit!

1.‘It’ (the kingdom) atoned for ‘that’ (the wrath of Christ).2.Κύριε ἔλεισον, Lord have mercy.

1.‘It’ (the kingdom) atoned for ‘that’ (the wrath of Christ).

2.Κύριε ἔλεισον, Lord have mercy.

A Latin poem in Vergilian hexameters, composed about 930 by Ekkehard, a pupil in the monastic school at St. Gall, and afterwards revised by another monk of the same name. It is based on a lost German poem and preserves, with but little admixture of Christian and Latin elements, a highly interesting saga of the Hunnish-Burgundian cycle. The selections are from the translation by H. Althof, in theSammlung Göschen.

Lines 215-286: Walter and Hildegund plot to escape from Etzel’s court.215Siehe, da eilte herab von der Burg des Palastes Gesinde,Freute sich sehr, ihn wiederzusehn, und hielt ihm das Streitross,Bis der preisliche Held dem hohen Sattel entstiegen,Richtet die Frage an ihn,1ob günstig die Sache verlaufen.Wenig erzählte er nur, denn müde war er, und trat dann220Ein in die Burg und eilte darauf zum Gemache des Königs.Aber er fand auf dem Wege die einsam sitzende HildgundUnd er sagte zu ihr nach süssem Kuss und Umarmung:“Bringe mir schnell zu trinken, denn müde bin ich und durstig.”Eilig füllte mit Wein sie drauf den köstlichen Becher,225Reichte dem Helden ihn dar, der fromm ihn bekreuzte und annahmUnd mit der Hand darauf die Rechte der Jungfrau umfasste.Schweigend stand sie dabei und sah dem Manne ins Antlitz.Und es reichte ihr Walter sodann das geleerte Gefäss hin;Wohl war beiden bekannt, dass einst sie verlobt mit einander.230Und er sprach zu der teueren Maid mit folgenden Worten:“Lange erdulden zusammen wir schon das Los der VerbannungUnd sind dessen bewusst, was einstmals unsere ElternÜber unser zukünft’ges Geschick mit einander bestimmten.Was verhehlen wir dies so lange mit schweigendem Munde?”235Aber die Maid, die wähnte, es rede im Scherz der Verlobte,Schwieg ein Weilchen und sagte darauf als Erwiderung dieses:“Warum heuchelt die Zunge, was tief in der Brust du verdammest,Und überredet der Mund zu dem, was im Herzen du abweist?Gleich als wäre es Schmach, dir solche Verlobte zu freien!”240Drauf antwortete ihr der verständige Jüngling und sagte:“Fern sei, was du geredet! O wolle nicht falsch mich verstehen!Kund ist dir, dass ich nie mit verstelltem Herzen gesprochen;Glaube mir nur, es steckt nicht Trug noch Falsches dahinter.Niemand ist in der Näh’, wir sind hier beide alleine.245Wenn ich wüsste, du wärst mir geneigt mit ergebenem Herzen,Und du würdest verschweigen die klug ersonnenen Pläne,Wollte ich dir entdecken ein jedes Geheimnis des Herzens.”Da nun begann das Mädchen, die Kniee des Jünglings umfassend:“Alles, wozu du mich rufst, will ich gern, mein Gebieter, erfüllen250Und will nichts in der Welt vorziehn den wilkommnen Befehlen.”Jener darauf: “Mit Verdruss ertrage ich unsre VerbannungUnd gedenke gar oft der verlassenen Marken der Heimat.Drum begehre ich, bald zu heimlicher Flucht mich zu rüsten.Lange zuvor schon wäre dazu ich imstande gewesen,255Doch es schmerzte mich tief, dass allein Hildgunde zurückblieb.”Also redete drauf aus innerstem Herzen das Mägdlein:“Was du begehrst, will ich, das ist mein einzig Verlangen.Drum befiehl nur, o Herr; ob Glück uns werde, ob Unglück,Gerne bin ich bereit, es dir zu Liebe zu tragen.”260Walter raunte der Maid in das Ohr nun folgende Worte:“Siehe, es trug der Herrscher dir auf, der Schätze zu hüten;Drum behalte es wohl und merke es dir, was ich sage:Nimm vor allem den Helm und das Eisengewand des Gebieters,Aus drei Drähten gewirkt, mit dem Zeichen der Schmiede versehen,265Wähle auch zwei von den Schreinen dir aus von mässigem Umfang,Fülle in diese sodann so viel der pannonischen2Spangen,Dass du einen zur Not bis zum Busen zu heben vermögest.Dann verfertige mir noch vier Paar Schuhe, wie bräuchlich,Dir die nämliche Zahl und lege sie auch in die Truhen,270Und so werden dieselben vielleicht bis zum Rande gefüllt sein.Heimlich bestelle dir auch bei Schmieden gebogene Angeln:Fische müssen uns Zehrung sein auf dem Wege und Vögel;Vogelsteller und Fischer zu sein, bin ich selber genötigt.Alles dieses besorge du klug im Verlaufe der Woche.275Nunmehr hast du gehört, was uns auf der Reise vonnöten.Jetzt verkünde ich dir, wie die Flucht wir mögen bereiten:Wenn zum siebenten Mal den Kreislauf Phöbus vollendet,Werd’ ich dem König, der Königin auch und den Fürsten und DienernRüsten ein fröhliches Mal mit aussergewöhnlichem Aufwand280Und mich mit Eifer bemühn, durch Getränk sie in Schlaf zu versenken,Bis nicht einer imstande zu merken, was ferner noch vorgeht.Du magst aber indes nur mässig des Weines geniessen,Und nur eben bei Tische den Durst zu vertreiben bestrebt sein.Stehen die anderen auf,3so eile zum Werk, dem bewussten.285Aber sobald des Trankes Gewalt dann alle bezwungen,Eilen wir beide zugleich, die westlichen Lande zu suchen.”Lines 315-357: The escape.315Glühender Rausch führt bald in der ganzen Halle die Herrschaft,Und es stammelt das breite Geschwätz mit triefendem Munde;Stämmige Recken konnte man schaun auf wankenden Füssen.Also verlängert bis spät in die Nacht das Opfer des BacchusWalter und zieht zurück, die nach Hause zu gehen begehren,320Bis, von der Macht des Trankes besiegt und vom Schlafe bezwungen,In den Gängen zerstreut, sie alle zu Boden gesunken.Hätte er preisgegeben das Haus den verzehrenden Flammen,Wäre nicht einer den Brand zu entdecken imstande gewesen.Endlich rief er das Mädchen herbei, das teure, und hiess es,325Eilig herbeizutragen die längst bereiteten Sachen,Selber zog aus dem Stall er hervor das beste der Rosse,Welches er “Löwe” genannt um seiner Vorzüglichkeit willen;Stampfend stand es und nagte voll Mut an den schäumenden Zügeln.Als er darauf mit dem Schmuck es umhüllt in üblicher Weise,330Hängt er die Schreine, mit Schätzen gefüllt, dem Ross an die Seiten,Fügt auch Speisen hinzu, nicht viel für die Länge des Weges.Und die wallenden Zügel vertraut er der Rechten der Jungfrau,Selber jedoch, von dem Panzer umhüllt nach der Weise der Recken,Setzt er den Helm sich aufs Haupt, den rot umwallte der Helmbusch,335Schnallt die goldenen Schienen sich drauf um die mächtigen Waden,Gürtet sodann an die Linke das Schwert mit der doppelten Schneide,An die Rechte ein zweites dazu nach pannonischer Sitte,Welches mit einer der Seiten allein die Wunden verursacht,Rafft sodann mit der Rechten den Speer, mit der Linken den Schildrand,340Und entflieht dem verhassten Land, von Sorge befangen.Aber es führte das Ross, beladen mit Schätzen, die Jungfrau,Die in den Händen zugleich die haselne Gerte dahertrug,Der sich der Fischer bedient, die Angel ins Wasser zu tauchen,Dass der Fisch voll Gier nach dem Köder den Haken verschlinge;345Denn der gewaltige Held war selbst mit gewichtigen WaffenRings beschwert und zu jeglicher Zeit des Kampfes gewärtig.Alle Nächte verfolgten den Weg sie in Eile; doch zeigteFrühe den Ländern das Licht der rötlich erstrahlende Phöbus,Suchten sie sich zu verbergen im Wald und erstrebten das Dunkel,350Und es jagte sie Furcht sogar durch die sicheren Orte.Und es pochte die Angst so sehr in dem Busen der Jungfrau,Dass sie bei jedem Gesäusel der Luft und des Windes erbebte,Dass sie vor Vögeln erschrak und dem Knarren bewegten Gezweiges.Hass der Verbannung erfüllte ihr Herz und Liebe zur Heimat.355Dörfern wichen sie aus und mieden das weite Gefilde;Folgend auf dichtbewachs’nem Gebirg dem gewundenen Umweg,Irren mit zagendem Fuss sie durch pfadelose Gebiete.Lines 1285-1395: The great fight at the Wasgenstein.41285Als sich massen die drei um die zweite5Stunde des Tages,Wandten sich gegen den einen zugleich die Waffen der beiden.Hagen bricht den Frieden zuerst; er sammelt die KräfteUnd versendet alsbald die verderbliche Lanze, doch diese,Wie sie in sausendem Wirbel entsetzenerregend heranschwirrt,1290Lenkt jetzt Alphars6Sprosse, der nimmer sie weiss zu ertragen,Klug beiseit mit der Decke des seitwärts gehaltenen Schildes,Denn wie den Schild sie berührt, da gleitet sie ab wie von glattemMarmel, und schwer verletzt sie den Berg, denn bis zu den NägelnBohrt sie sich ein in die Erde. Dann warf mit kühnlichem Herzen1295Aber mit mässiger Kraft die eschene Lanze der stolzeGunter. Sie flog und sass in dem untersten Teile von WaltersSchilde, und wie er alsbald ihn schüttelt, da fiel aus des HolzesWunde zur Erde herab das Eisen, das wenig vermochte.Ob des Zeichens betrübt, ergreifen das Schwert die bestürzten1300Franken; in Zorn verwandelt der Schmerz sich, sie stürmen voll Eifer,Von den Schilden gedeckt, auf den aquitanischen Helden.Dieser jedoch vertrieb sie entschlossen mit wuchtiger LanzeUnd erschreckte den stürmenden Feind durch Mienen und Waffen.Gunter, der König, ersann deswegen ein törichtes Wagnis:1305Seinen Speer, der vergebens versandt und zur Erde gefallen—Denn er lag, aus dem Schilde geschüttelt, zu Füssen des Helden,—Leise heran sich schleichend, in heimlicher Weise zu holen,Da ja die Kämpfer, versehn mit kürzeren Waffen, mit Schwertern,Nicht bis nah an den Feind heranzugelangen vermochten;1310Denn der schwang zum Stosse die vorgehaltene Lanze.Darum hiess er durch Augenwink den Vasallen vorangehn,Dass er, von ihm verteidigt, das Werk zu vollbringen vermöge.Ohne Verzug geht Hagen voran, den Gegner zu reizen,Während der Fürst in der Scheide das edelsteinblitzende Schwert birgt1315Und die Rechte befreit, um sicher den Streich zu vollführen.Doch was weiter? Er langte gebückt mit der Hand nach der LanzeUnd schon fasste er sie und zerrte sie heimlich und mählich,Allzuviel verlangend vom Glück. Doch der herrliche Recke,Wie er ja stets in dem Kampf der Vorsicht weise gedachte1320Und behutsam verfuhr (ein Augenblickchen versah er!),Wurde gewahr, wie jener sich bückt, und merkte das Treiben.Aber er duldet es nicht, denn schnell vertreibt er den Hagen,Welcher zurück sich zieht vor der hoch erhobenen Waffe,Springt dann hinzu und presst mit dem Fuss die entrissene Lanze,1325Und dem König, ertappt bei dem Raub, schreit so er entgegen,Dass dem wanken die Kniee, als wär’ er durchbohrt von dem Speere.Und er hätte ihn flugs zum hungrigen Orkus gesendet,Wäre nicht schnell zur Hilfe geeilt der waffengewalt’geHagen, den Herrn mit dem Schild beschützend und wider des Gegners1330Haupt die entblösste Schärfe des schrecklichen Schwertes erhebend.Während Walter dem Hieb ausweicht, erhebt sich der andre;Kaum entronnen dem Tod, steht dort er betroffen und zitternd.Doch nicht Rast noch Verzug; es erneut sich die bittere Fehde.Bald bestürmen den Mann sie vereinzelt, bald in Gemeinschaft,1335Und indes er voll Eifer zum einen sich wendet, der anstürmt,Springt der andere ihm in die Quere, die Streiche vereitelnd.So steht, wenn man ihn hetzt, der numidische Bär, von den HundenRings im Kreise umstellt, mit drohend erhobenen Pranken,Duckt mit Gebrumme das Haupt und zwingt die umbrische Meute,1340Wenn sie sich naht, zu klagen und winseln in seiner Umarmung;Dann umbellen ihn rings aus der Nähe die wilden Molosser,7Und es schreckt sie die Furcht, zu nahen dem grausigen Untier.Also wogte der Kampf bis zur neunten Stunde des Tages.Dreifach war die Not, die sie alle zusammen erlitten:1345Furcht vor dem Tode, Beschwerde des Kampfs und glühende Sonne.Aber indessen beschlich ein Gedanke die Seele des Helden,Welcher im schweigenden Busen jedoch die Worte zurückhielt:Zeigt nicht andere Wege das Glück, so werden die GegnerMich, den Ermüdeten, noch durch eitele Listen berücken.1350Also sprach er daher mit erhobener Stimme zu Hagen:“Hagedorn,8grün zwar stehst du im Laub und vermöchtest zu stechen,Doch du versuchst mich zu täuschen voll List mit possierlichen Sprüngen.Aber ich gebe dir Raum, dass du näher zu kommen nicht zauderst,Und dann zeig’ die gewaltige Kraft, die so wohl mir bekannt ist;1355Mich verdriesst’s, so gewalt’ge Beschwer vergeblich zu tragen.”Sprach’s und im Sprunge sich hebend, entsandt’ er auf jenen die Lanze,Welche den Schild durchschlägt, ein wenig vom Panzer mit fortreisst,Doch den gewaltigen Leib des Gegners nur mässig verwundet,1360Denn er strahlte, bewehrt mit auserlesenen Waffen.Doch als Walter, der Held, die Lanze versendet, da stürmt erMit dem gezogenen Schwerte in ungestümerem AndrangLos auf den König, und als er den Schild ihm zur Seite gedrängt hat,Trifft er also gewaltig und staunenerregend den Gegner,Dass er das ganze Bein mit dem Knie bis zum Schenkel ihm abschlägt;1365Über den Schildrand stürzt er alsbald zu den Füssen ihm nieder.Da erblasst der entsetzte Vasall bei dem Fall des Gebieters.Alphars Sprosse erhebt nun aufs neue die blutige KlingeUnd begehrt, dem Gefall’nen die tödliche Wunde zu spenden.Hagen, der Recke, jedoch, des eignen Schmerzes vergessend,1370Beugt schnell nieder das Haupt und hält es dem Hiebe entgegen,Und es vermag der Held die geschwungene Faust nicht zu hemmen.Aber der Helm, geschmiedet mit Fleiss und trefflich bereitet,Trotzt dem Hieb, und es sprühen alsbald in die Höhe die Funken.Über die Härte betroffen, zerspringt, o Jammer! die Klinge,1375Und in der Luft und im Grase erglänzen die klirrenden Teile.Aber sobald der Krieger die Stücke des Schwertes erblickte,Zürnte er sehr und tobte in allzugewaltigem Zorne,Schleudert, seiner nicht Herr, das Heft, dem entfallen die Klinge,War es auch ausgezeichnet durch Gold und künstliche Arbeit,1380Weit in die Ferne sogleich, die traurigen Trümmer verachtend.Doch indes er gerade die Hand so weit in die Luft streckt,Schlägt sie Hagen vom Arm, des gelegenen Hiebes sich freuend.Mitten im Wurf fiel jetzt zu Boden die tapfere Rechte,Welche dereinst gefürchtet von vielen Völkern und Fürsten1385Und vordem erglänzte durch ungezählte Trophäen.Aber der herrliche Held, der Weichen im Unglück nicht kannte,Wusste mit starkem Mute die Schmerzen des Fleisches zu tragenUnd verzweifelte nicht, und keine Miene verzog er,Schob den verstümmelten Arm sogleich hinein in den Schildrand,1390Griff mit dem unverletzten sodann alsbald zu dem Halbschwert,Das er, wie ich erwähnt, sich rechts an die Seite gegürtet,Bittere Rache sogleich an dem grimmigen Feinde zu üben.Hagens rechtes Auge zerstört sein Hieb, und die SchläfeSchneidet er auf und zugleich die beiden Lippen zerspaltend,1395Schmettert er zweimal drei der Zähne dem Feind aus dem Munde.Lines 1421-1456: Having perforce made peace and had their wounds dressed by Hildegund, Walter and Hagen banter each other.Hagen, der dornige, drauf und der aquitanische Recke,Unbesieglich an Mut, doch am ganzen Leibe ermattet,Scherzten nach manchem Getöse des Kampfs und entsetzlichen SchlägenMit einander in lustigem Streit bei dem Becher. Der Franke1425Sagte zuerst: “Mein Freund, fortan wirst Hirsche du jagen,Handschuh’ dir aus den Fellen in grosser Zahl zu gewinnen.Fülle, das rate ich dir, den rechten mit feinem Gewölle,Dass mit dem Bilde der Hand du Fremde zu täuschen vermögest.Weh, was sagst du dazu, dass die Sitte des Volks du verletzest,1430Dass man sieht, wie das Schwert du rechts an der Hüfte befestigst,Und dein Ehegespons, wird einstens der Wunsch dich beschleichen,Mit der Linken, wie nett! umfängst in verkehrter Umarmung?Doch was rede ich mehr? Was immer du künftig auch tun musst,Wird die Linke verrichten.” Darauf entgegnete Walter:1435“Dass du so vorlaut bist, das wundert mich, scheeler Sigambrer!9Jage ich Hirsche, so musst den Eberbraten du meiden,Blinzelnd wirst du hinfort auf deine Bedienten herabschaunUnd mit querem Blicke die Schar der Helden begrüssen.Aber der alten Treue gedenk, will dies ich dir raten:1440Wenn nach Hause du kommst, und dem heimischen Herde genaht bist,Mache dir Brei aus Mehl und Milch und vergiss auch den Speck nicht;Das vermag dir zugleich zur Nahrung und Heilung zu dienen.”Also sprachen sie. Drauf erneuten sie wieder das Bündnis,Hoben beide zugleich den König, den Schmerzen verzehrten,1445Auf sein Ross; dann trennten sie sich: es zogen die FrankenWieder gen Worms, und es eilte der Aquitaner zur Heimat.Freudig ward er allda mit grossen Ehren empfangen,Feierte, wie es der Brauch, mit Hildgund festliche HochzeitUnd regierte, nachdem sein Erzeuger von hinnen geschieden,1450Allen teuer, das Volk noch dreissig glückliche Jahre.Welche Kriege er ferner geführt und Triumphe gefeiert,Das kann nimmer der Griffel, der stumpf mir geworden, beschreiben.Der du dies liest, verzeihe der zirpenden Grille, erwägeNicht, wie rauh die Stimme noch ist, bedenke das Alter,1455Da sie, noch nicht entflogen dem Nest, das Hohe erstrebte.Dies ist dasWalterslied.— Euch möge der Heiland behüten!

Siehe, da eilte herab von der Burg des Palastes Gesinde,

Freute sich sehr, ihn wiederzusehn, und hielt ihm das Streitross,

Bis der preisliche Held dem hohen Sattel entstiegen,

Richtet die Frage an ihn,1ob günstig die Sache verlaufen.

Wenig erzählte er nur, denn müde war er, und trat dann

Ein in die Burg und eilte darauf zum Gemache des Königs.

Aber er fand auf dem Wege die einsam sitzende Hildgund

Und er sagte zu ihr nach süssem Kuss und Umarmung:

“Bringe mir schnell zu trinken, denn müde bin ich und durstig.”

Eilig füllte mit Wein sie drauf den köstlichen Becher,

Reichte dem Helden ihn dar, der fromm ihn bekreuzte und annahm

Und mit der Hand darauf die Rechte der Jungfrau umfasste.

Schweigend stand sie dabei und sah dem Manne ins Antlitz.

Und es reichte ihr Walter sodann das geleerte Gefäss hin;

Wohl war beiden bekannt, dass einst sie verlobt mit einander.

Und er sprach zu der teueren Maid mit folgenden Worten:

“Lange erdulden zusammen wir schon das Los der Verbannung

Und sind dessen bewusst, was einstmals unsere Eltern

Über unser zukünft’ges Geschick mit einander bestimmten.

Was verhehlen wir dies so lange mit schweigendem Munde?”

Aber die Maid, die wähnte, es rede im Scherz der Verlobte,

Schwieg ein Weilchen und sagte darauf als Erwiderung dieses:

“Warum heuchelt die Zunge, was tief in der Brust du verdammest,

Und überredet der Mund zu dem, was im Herzen du abweist?

Gleich als wäre es Schmach, dir solche Verlobte zu freien!”

Drauf antwortete ihr der verständige Jüngling und sagte:

“Fern sei, was du geredet! O wolle nicht falsch mich verstehen!

Kund ist dir, dass ich nie mit verstelltem Herzen gesprochen;

Glaube mir nur, es steckt nicht Trug noch Falsches dahinter.

Niemand ist in der Näh’, wir sind hier beide alleine.

Wenn ich wüsste, du wärst mir geneigt mit ergebenem Herzen,

Und du würdest verschweigen die klug ersonnenen Pläne,

Wollte ich dir entdecken ein jedes Geheimnis des Herzens.”

Da nun begann das Mädchen, die Kniee des Jünglings umfassend:

“Alles, wozu du mich rufst, will ich gern, mein Gebieter, erfüllen

Und will nichts in der Welt vorziehn den wilkommnen Befehlen.”

Jener darauf: “Mit Verdruss ertrage ich unsre Verbannung

Und gedenke gar oft der verlassenen Marken der Heimat.

Drum begehre ich, bald zu heimlicher Flucht mich zu rüsten.

Lange zuvor schon wäre dazu ich imstande gewesen,

Doch es schmerzte mich tief, dass allein Hildgunde zurückblieb.”

Also redete drauf aus innerstem Herzen das Mägdlein:

“Was du begehrst, will ich, das ist mein einzig Verlangen.

Drum befiehl nur, o Herr; ob Glück uns werde, ob Unglück,

Gerne bin ich bereit, es dir zu Liebe zu tragen.”

Walter raunte der Maid in das Ohr nun folgende Worte:

“Siehe, es trug der Herrscher dir auf, der Schätze zu hüten;

Drum behalte es wohl und merke es dir, was ich sage:

Nimm vor allem den Helm und das Eisengewand des Gebieters,

Aus drei Drähten gewirkt, mit dem Zeichen der Schmiede versehen,

Wähle auch zwei von den Schreinen dir aus von mässigem Umfang,

Fülle in diese sodann so viel der pannonischen2Spangen,

Dass du einen zur Not bis zum Busen zu heben vermögest.

Dann verfertige mir noch vier Paar Schuhe, wie bräuchlich,

Dir die nämliche Zahl und lege sie auch in die Truhen,

Und so werden dieselben vielleicht bis zum Rande gefüllt sein.

Heimlich bestelle dir auch bei Schmieden gebogene Angeln:

Fische müssen uns Zehrung sein auf dem Wege und Vögel;

Vogelsteller und Fischer zu sein, bin ich selber genötigt.

Alles dieses besorge du klug im Verlaufe der Woche.

Nunmehr hast du gehört, was uns auf der Reise vonnöten.

Jetzt verkünde ich dir, wie die Flucht wir mögen bereiten:

Wenn zum siebenten Mal den Kreislauf Phöbus vollendet,

Werd’ ich dem König, der Königin auch und den Fürsten und Dienern

Rüsten ein fröhliches Mal mit aussergewöhnlichem Aufwand

Und mich mit Eifer bemühn, durch Getränk sie in Schlaf zu versenken,

Bis nicht einer imstande zu merken, was ferner noch vorgeht.

Du magst aber indes nur mässig des Weines geniessen,

Und nur eben bei Tische den Durst zu vertreiben bestrebt sein.

Stehen die anderen auf,3so eile zum Werk, dem bewussten.

Aber sobald des Trankes Gewalt dann alle bezwungen,

Eilen wir beide zugleich, die westlichen Lande zu suchen.”

Glühender Rausch führt bald in der ganzen Halle die Herrschaft,

Und es stammelt das breite Geschwätz mit triefendem Munde;

Stämmige Recken konnte man schaun auf wankenden Füssen.

Also verlängert bis spät in die Nacht das Opfer des Bacchus

Walter und zieht zurück, die nach Hause zu gehen begehren,

Bis, von der Macht des Trankes besiegt und vom Schlafe bezwungen,

In den Gängen zerstreut, sie alle zu Boden gesunken.

Hätte er preisgegeben das Haus den verzehrenden Flammen,

Wäre nicht einer den Brand zu entdecken imstande gewesen.

Endlich rief er das Mädchen herbei, das teure, und hiess es,

Eilig herbeizutragen die längst bereiteten Sachen,

Selber zog aus dem Stall er hervor das beste der Rosse,

Welches er “Löwe” genannt um seiner Vorzüglichkeit willen;

Stampfend stand es und nagte voll Mut an den schäumenden Zügeln.

Als er darauf mit dem Schmuck es umhüllt in üblicher Weise,

Hängt er die Schreine, mit Schätzen gefüllt, dem Ross an die Seiten,

Fügt auch Speisen hinzu, nicht viel für die Länge des Weges.

Und die wallenden Zügel vertraut er der Rechten der Jungfrau,

Selber jedoch, von dem Panzer umhüllt nach der Weise der Recken,

Setzt er den Helm sich aufs Haupt, den rot umwallte der Helmbusch,

Schnallt die goldenen Schienen sich drauf um die mächtigen Waden,

Gürtet sodann an die Linke das Schwert mit der doppelten Schneide,

An die Rechte ein zweites dazu nach pannonischer Sitte,

Welches mit einer der Seiten allein die Wunden verursacht,

Rafft sodann mit der Rechten den Speer, mit der Linken den Schildrand,

Und entflieht dem verhassten Land, von Sorge befangen.

Aber es führte das Ross, beladen mit Schätzen, die Jungfrau,

Die in den Händen zugleich die haselne Gerte dahertrug,

Der sich der Fischer bedient, die Angel ins Wasser zu tauchen,

Dass der Fisch voll Gier nach dem Köder den Haken verschlinge;

Denn der gewaltige Held war selbst mit gewichtigen Waffen

Rings beschwert und zu jeglicher Zeit des Kampfes gewärtig.

Alle Nächte verfolgten den Weg sie in Eile; doch zeigte

Frühe den Ländern das Licht der rötlich erstrahlende Phöbus,

Suchten sie sich zu verbergen im Wald und erstrebten das Dunkel,

Und es jagte sie Furcht sogar durch die sicheren Orte.

Und es pochte die Angst so sehr in dem Busen der Jungfrau,

Dass sie bei jedem Gesäusel der Luft und des Windes erbebte,

Dass sie vor Vögeln erschrak und dem Knarren bewegten Gezweiges.

Hass der Verbannung erfüllte ihr Herz und Liebe zur Heimat.

Dörfern wichen sie aus und mieden das weite Gefilde;

Folgend auf dichtbewachs’nem Gebirg dem gewundenen Umweg,

Irren mit zagendem Fuss sie durch pfadelose Gebiete.

Als sich massen die drei um die zweite5Stunde des Tages,

Wandten sich gegen den einen zugleich die Waffen der beiden.

Hagen bricht den Frieden zuerst; er sammelt die Kräfte

Und versendet alsbald die verderbliche Lanze, doch diese,

Wie sie in sausendem Wirbel entsetzenerregend heranschwirrt,

Lenkt jetzt Alphars6Sprosse, der nimmer sie weiss zu ertragen,

Klug beiseit mit der Decke des seitwärts gehaltenen Schildes,

Denn wie den Schild sie berührt, da gleitet sie ab wie von glattem

Marmel, und schwer verletzt sie den Berg, denn bis zu den Nägeln

Bohrt sie sich ein in die Erde. Dann warf mit kühnlichem Herzen

Aber mit mässiger Kraft die eschene Lanze der stolze

Gunter. Sie flog und sass in dem untersten Teile von Walters

Schilde, und wie er alsbald ihn schüttelt, da fiel aus des Holzes

Wunde zur Erde herab das Eisen, das wenig vermochte.

Ob des Zeichens betrübt, ergreifen das Schwert die bestürzten

Franken; in Zorn verwandelt der Schmerz sich, sie stürmen voll Eifer,

Von den Schilden gedeckt, auf den aquitanischen Helden.

Dieser jedoch vertrieb sie entschlossen mit wuchtiger Lanze

Und erschreckte den stürmenden Feind durch Mienen und Waffen.

Gunter, der König, ersann deswegen ein törichtes Wagnis:

Seinen Speer, der vergebens versandt und zur Erde gefallen—

Denn er lag, aus dem Schilde geschüttelt, zu Füssen des Helden,—

Leise heran sich schleichend, in heimlicher Weise zu holen,

Da ja die Kämpfer, versehn mit kürzeren Waffen, mit Schwertern,

Nicht bis nah an den Feind heranzugelangen vermochten;

Denn der schwang zum Stosse die vorgehaltene Lanze.

Darum hiess er durch Augenwink den Vasallen vorangehn,

Dass er, von ihm verteidigt, das Werk zu vollbringen vermöge.

Ohne Verzug geht Hagen voran, den Gegner zu reizen,

Während der Fürst in der Scheide das edelsteinblitzende Schwert birgt

Und die Rechte befreit, um sicher den Streich zu vollführen.

Doch was weiter? Er langte gebückt mit der Hand nach der Lanze

Und schon fasste er sie und zerrte sie heimlich und mählich,

Allzuviel verlangend vom Glück. Doch der herrliche Recke,

Wie er ja stets in dem Kampf der Vorsicht weise gedachte

Und behutsam verfuhr (ein Augenblickchen versah er!),

Wurde gewahr, wie jener sich bückt, und merkte das Treiben.

Aber er duldet es nicht, denn schnell vertreibt er den Hagen,

Welcher zurück sich zieht vor der hoch erhobenen Waffe,

Springt dann hinzu und presst mit dem Fuss die entrissene Lanze,

Und dem König, ertappt bei dem Raub, schreit so er entgegen,

Dass dem wanken die Kniee, als wär’ er durchbohrt von dem Speere.

Und er hätte ihn flugs zum hungrigen Orkus gesendet,

Wäre nicht schnell zur Hilfe geeilt der waffengewalt’ge

Hagen, den Herrn mit dem Schild beschützend und wider des Gegners

Haupt die entblösste Schärfe des schrecklichen Schwertes erhebend.

Während Walter dem Hieb ausweicht, erhebt sich der andre;

Kaum entronnen dem Tod, steht dort er betroffen und zitternd.

Doch nicht Rast noch Verzug; es erneut sich die bittere Fehde.

Bald bestürmen den Mann sie vereinzelt, bald in Gemeinschaft,

Und indes er voll Eifer zum einen sich wendet, der anstürmt,

Springt der andere ihm in die Quere, die Streiche vereitelnd.

So steht, wenn man ihn hetzt, der numidische Bär, von den Hunden

Rings im Kreise umstellt, mit drohend erhobenen Pranken,

Duckt mit Gebrumme das Haupt und zwingt die umbrische Meute,

Wenn sie sich naht, zu klagen und winseln in seiner Umarmung;

Dann umbellen ihn rings aus der Nähe die wilden Molosser,7

Und es schreckt sie die Furcht, zu nahen dem grausigen Untier.

Also wogte der Kampf bis zur neunten Stunde des Tages.

Dreifach war die Not, die sie alle zusammen erlitten:

Furcht vor dem Tode, Beschwerde des Kampfs und glühende Sonne.

Aber indessen beschlich ein Gedanke die Seele des Helden,

Welcher im schweigenden Busen jedoch die Worte zurückhielt:

Zeigt nicht andere Wege das Glück, so werden die Gegner

Mich, den Ermüdeten, noch durch eitele Listen berücken.

Also sprach er daher mit erhobener Stimme zu Hagen:

“Hagedorn,8grün zwar stehst du im Laub und vermöchtest zu stechen,

Doch du versuchst mich zu täuschen voll List mit possierlichen Sprüngen.

Aber ich gebe dir Raum, dass du näher zu kommen nicht zauderst,

Und dann zeig’ die gewaltige Kraft, die so wohl mir bekannt ist;

Mich verdriesst’s, so gewalt’ge Beschwer vergeblich zu tragen.”

Sprach’s und im Sprunge sich hebend, entsandt’ er auf jenen die Lanze,

Welche den Schild durchschlägt, ein wenig vom Panzer mit fortreisst,

Doch den gewaltigen Leib des Gegners nur mässig verwundet,

Denn er strahlte, bewehrt mit auserlesenen Waffen.

Doch als Walter, der Held, die Lanze versendet, da stürmt er

Mit dem gezogenen Schwerte in ungestümerem Andrang

Los auf den König, und als er den Schild ihm zur Seite gedrängt hat,

Trifft er also gewaltig und staunenerregend den Gegner,

Dass er das ganze Bein mit dem Knie bis zum Schenkel ihm abschlägt;

Über den Schildrand stürzt er alsbald zu den Füssen ihm nieder.

Da erblasst der entsetzte Vasall bei dem Fall des Gebieters.

Alphars Sprosse erhebt nun aufs neue die blutige Klinge

Und begehrt, dem Gefall’nen die tödliche Wunde zu spenden.

Hagen, der Recke, jedoch, des eignen Schmerzes vergessend,

Beugt schnell nieder das Haupt und hält es dem Hiebe entgegen,

Und es vermag der Held die geschwungene Faust nicht zu hemmen.

Aber der Helm, geschmiedet mit Fleiss und trefflich bereitet,

Trotzt dem Hieb, und es sprühen alsbald in die Höhe die Funken.

Über die Härte betroffen, zerspringt, o Jammer! die Klinge,

Und in der Luft und im Grase erglänzen die klirrenden Teile.

Aber sobald der Krieger die Stücke des Schwertes erblickte,

Zürnte er sehr und tobte in allzugewaltigem Zorne,

Schleudert, seiner nicht Herr, das Heft, dem entfallen die Klinge,

War es auch ausgezeichnet durch Gold und künstliche Arbeit,

Weit in die Ferne sogleich, die traurigen Trümmer verachtend.

Doch indes er gerade die Hand so weit in die Luft streckt,

Schlägt sie Hagen vom Arm, des gelegenen Hiebes sich freuend.

Mitten im Wurf fiel jetzt zu Boden die tapfere Rechte,

Welche dereinst gefürchtet von vielen Völkern und Fürsten

Und vordem erglänzte durch ungezählte Trophäen.

Aber der herrliche Held, der Weichen im Unglück nicht kannte,

Wusste mit starkem Mute die Schmerzen des Fleisches zu tragen

Und verzweifelte nicht, und keine Miene verzog er,

Schob den verstümmelten Arm sogleich hinein in den Schildrand,

Griff mit dem unverletzten sodann alsbald zu dem Halbschwert,

Das er, wie ich erwähnt, sich rechts an die Seite gegürtet,

Bittere Rache sogleich an dem grimmigen Feinde zu üben.

Hagens rechtes Auge zerstört sein Hieb, und die Schläfe

Schneidet er auf und zugleich die beiden Lippen zerspaltend,

Schmettert er zweimal drei der Zähne dem Feind aus dem Munde.

Hagen, der dornige, drauf und der aquitanische Recke,

Unbesieglich an Mut, doch am ganzen Leibe ermattet,

Scherzten nach manchem Getöse des Kampfs und entsetzlichen Schlägen

Mit einander in lustigem Streit bei dem Becher. Der Franke

Sagte zuerst: “Mein Freund, fortan wirst Hirsche du jagen,

Handschuh’ dir aus den Fellen in grosser Zahl zu gewinnen.

Fülle, das rate ich dir, den rechten mit feinem Gewölle,

Dass mit dem Bilde der Hand du Fremde zu täuschen vermögest.

Weh, was sagst du dazu, dass die Sitte des Volks du verletzest,

Dass man sieht, wie das Schwert du rechts an der Hüfte befestigst,

Und dein Ehegespons, wird einstens der Wunsch dich beschleichen,

Mit der Linken, wie nett! umfängst in verkehrter Umarmung?

Doch was rede ich mehr? Was immer du künftig auch tun musst,

Wird die Linke verrichten.” Darauf entgegnete Walter:

“Dass du so vorlaut bist, das wundert mich, scheeler Sigambrer!9

Jage ich Hirsche, so musst den Eberbraten du meiden,

Blinzelnd wirst du hinfort auf deine Bedienten herabschaun

Und mit querem Blicke die Schar der Helden begrüssen.

Aber der alten Treue gedenk, will dies ich dir raten:

Wenn nach Hause du kommst, und dem heimischen Herde genaht bist,

Mache dir Brei aus Mehl und Milch und vergiss auch den Speck nicht;

Das vermag dir zugleich zur Nahrung und Heilung zu dienen.”

Also sprachen sie. Drauf erneuten sie wieder das Bündnis,

Hoben beide zugleich den König, den Schmerzen verzehrten,

Auf sein Ross; dann trennten sie sich: es zogen die Franken

Wieder gen Worms, und es eilte der Aquitaner zur Heimat.

Freudig ward er allda mit grossen Ehren empfangen,

Feierte, wie es der Brauch, mit Hildgund festliche Hochzeit

Und regierte, nachdem sein Erzeuger von hinnen geschieden,

Allen teuer, das Volk noch dreissig glückliche Jahre.

Welche Kriege er ferner geführt und Triumphe gefeiert,

Das kann nimmer der Griffel, der stumpf mir geworden, beschreiben.

Der du dies liest, verzeihe der zirpenden Grille, erwäge

Nicht, wie rauh die Stimme noch ist, bedenke das Alter,

Da sie, noch nicht entflogen dem Nest, das Hohe erstrebte.

Dies ist dasWalterslied.— Euch möge der Heiland behüten!

1.Walter of Aquitaine, who is returning from a battle in which he has put down a rebellion for King Etzel. Walter and Hildegund have lived since childhood as hostages at Etzel’s court.2.Ekkehard conceives the Huns as a tribe of Pannonia.3.The ‘rising’ of the men would be the signal for the women to retire that the drinking-bout might begin.4.A rocky pass in the Vosges Mountains. On his westward flight Walter is attacked by the Burgundians, whom Ekkehard identifies with the Franks. He slays eleven famous champions in succession and then fights King Gunter and Hagen together.5.8A.M.6.Walter is the son of Alp-har (fromAlp, elf, andhari, army).7.The medievalcanis molossuswas a mastiff or bull-dog.8.A pun on Hagen’s name, which means ‘thorn-bush.’9.‘Sigambrian’ or ‘Sicambrian’ was a name applied by the learned to the Franks.

1.Walter of Aquitaine, who is returning from a battle in which he has put down a rebellion for King Etzel. Walter and Hildegund have lived since childhood as hostages at Etzel’s court.

2.Ekkehard conceives the Huns as a tribe of Pannonia.

3.The ‘rising’ of the men would be the signal for the women to retire that the drinking-bout might begin.

4.A rocky pass in the Vosges Mountains. On his westward flight Walter is attacked by the Burgundians, whom Ekkehard identifies with the Franks. He slays eleven famous champions in succession and then fights King Gunter and Hagen together.

5.8A.M.

6.Walter is the son of Alp-har (fromAlp, elf, andhari, army).

7.The medievalcanis molossuswas a mastiff or bull-dog.

8.A pun on Hagen’s name, which means ‘thorn-bush.’

9.‘Sigambrian’ or ‘Sicambrian’ was a name applied by the learned to the Franks.

A Latin poem in leonine hexameters, composed about 1030 at Tegernsee, Bavaria. It is imperfectly preserved, but more than 2000 verses are extant, and these give interesting pictures of contemporary German life. It is a metrical novel with a knight for hero. The selection is from M. Heyne’sRudlieb, 1897,—a translation in iambic pentameter.

From the 14th fragment: The wedding of Rudlieb’s nephew.Am Tag der HochzeitErscheint das Fräulein, ihre AnverwandtenUmgeben sie. Nun nahen auch die andern,Bald ist der Hof von Gästen ganz gefüllt,5Begrüsst von Rudlieb mit dem Wilkommskuss.Ein Mahl erwartet sie; als es geendet,Begeben sich zunächst in ihre ZimmerDie Damen mit dem Fräulein; ein’ge RitterBegleiten sie und tragen ihnen Kissen.10Zum Dank wird ihnen Wein gereicht. Der ersteErgreift den Becher, trinkt und gibt ihn weiter,Und so die Reihe um, bis dass ihn leerDer Schenk zurückempfängt. Sie grüssen neigendUnd gehn zurück zu Rudlieb und den Herren.15Nun spricht der Ritter: “Weil euch Gott allhierVersammelt hat, so hört mich an und helft,Dass unter schon Verlobten eine EheGeschlossen werde. Das soll heut geschehen,Ihr aber seid bei dieser Handlung Zeugen.20Es hat sich so gefügt, dass dieser Jüngling,Mein Neffe, und das Fräulein gegenseitigIn Liebe kamen, als sie Würfel spielten;1Sie wollen nun das Ehebündnis schliessen.”Die Herren sagen: “Alle müssen wir25Dazu verhelfen, dass der junge Mann,Der so vortrefflich sonst, nicht Schande leideUnd ganz der Buhlerin1entrissen werde,Die da verdient, den Feuertod zu leiden,Und preisen Gott, dass in der Welt doch Eine30Sich fand, die jener Hexe Macht zerbrach.”Da steht der Jüngling auf, sagt allen DankFür ihre Güte und bekennt in Reue,Wie sehr sein früh’res Leben ihn geschändet:“Ihr seht, wie nötig eine Frau mir ist;35Und hätten wir auch eine hier gefunden,So will ich dennoch mich mit diesem Fräulein,Verloben und verbinden; meine BitteErgeht an euch, uns Zeugen jetzt zu sein,Wenn wir, wie es der Brauch ist, Ehgeschenke,40Uns geben.” “Alle tun hierin dir Beistand,”Erwidern jene. Und nun sendet RudliebNach den drei Frauen, die alsbald erscheinen;Das Fräulein geht voran, gesenkten Hauptes;Von seinem Sitz erhebt sich jeder höflich.45Nach kurzer Zeit, als alle Platz genommen,Steht Rudlieb auf und bittet sich Gehör:Den Freunden und den Stammgenossen kündetEr das geschloss’ne Bündnis und die Liebe,Die eins zum andern hat und fragt den Jüngling,50Ob er zur Frau sie wolle. Der bejaht.Nun fragt man sie, ob sie zum Mann ihn wolle.Sie lächelt: “Soll ich den zum Manne nehmen,Den ich im Spiel als Sklaven mir gewann,Den mir der Würfel brachte, der versprach55Allein mir zu gehören, ob er siege,Ob er verliere? Mög’ er treu mir dienenZu jeder Zeit, in jedem Augenblick!Je treuer, desto lieber ist er mir.”Da lachen alle zu des Fräuleins Worten,60Die so behutsam sind und doch so freundlich.Und da sie sehen, dass auch die Mutter nichtZuwider ist, und dass sich beider GutDie Wage hält, so kommt man überein,Als Gattin ihm das Fräulein zu gewähren.65Der Bräutigam zieht Schwert und wischt’s am HuteSteckt an das Heft den goldnen EheringUnd beut ihn so zur Braut, indem er spricht:“Wie dieser Ring den Finger rund umschliesst,Verpflicht’ ich dich zu ewig fester Treue,70Die du mir hältst bei Strafe deines Lebens.”Doch sie versetzt sehr klug und angemessen:“Ein gleiches Recht für beide. Warum soll ichDir bessre Treue wahren als du mir?Sag’, hätte es wohl Adam zugestanden,75Der Eva ungetreu zu sein, da Gott dochAus seiner Rippe Eine Eva schufUnd Adam das verkündete? Liest man,Dass ihm zwei Even sind erlaubt gewesen?Du wolltest buhlen und verbeutst das mir?80Nein, es fällt mir nicht bei, auf solchen PaktMich zu verpflichten, geh mir immer hinUnd buhl’, um wen du willst, doch ohne mich.Es gibt noch manchen, den ich freien kann.”So sprechend weist sie Schwert und Ring zurück.85Der Jüngling spricht: “Geliebte, wie du willst,Geschehe es. Vergehe ich mich jemals,Will ich das, was ich in die Ehe bringe,An dich verlieren, und du darfst mich töten.”Sie lächelt hold, sich wieder zu ihm wendend:90“Auf das hin schliessen wir die Eh’ in Treuen.”Dann küsst er sie, indem er “Amen” ruft.

Am Tag der Hochzeit

Erscheint das Fräulein, ihre Anverwandten

Umgeben sie. Nun nahen auch die andern,

Bald ist der Hof von Gästen ganz gefüllt,

Begrüsst von Rudlieb mit dem Wilkommskuss.

Ein Mahl erwartet sie; als es geendet,

Begeben sich zunächst in ihre Zimmer

Die Damen mit dem Fräulein; ein’ge Ritter

Begleiten sie und tragen ihnen Kissen.

Zum Dank wird ihnen Wein gereicht. Der erste

Ergreift den Becher, trinkt und gibt ihn weiter,

Und so die Reihe um, bis dass ihn leer

Der Schenk zurückempfängt. Sie grüssen neigend

Und gehn zurück zu Rudlieb und den Herren.

Nun spricht der Ritter: “Weil euch Gott allhier

Versammelt hat, so hört mich an und helft,

Dass unter schon Verlobten eine Ehe

Geschlossen werde. Das soll heut geschehen,

Ihr aber seid bei dieser Handlung Zeugen.

Es hat sich so gefügt, dass dieser Jüngling,

Mein Neffe, und das Fräulein gegenseitig

In Liebe kamen, als sie Würfel spielten;1

Sie wollen nun das Ehebündnis schliessen.”

Die Herren sagen: “Alle müssen wir

Dazu verhelfen, dass der junge Mann,

Der so vortrefflich sonst, nicht Schande leide

Und ganz der Buhlerin1entrissen werde,

Die da verdient, den Feuertod zu leiden,

Und preisen Gott, dass in der Welt doch Eine

Sich fand, die jener Hexe Macht zerbrach.”

Da steht der Jüngling auf, sagt allen Dank

Für ihre Güte und bekennt in Reue,

Wie sehr sein früh’res Leben ihn geschändet:

“Ihr seht, wie nötig eine Frau mir ist;

Und hätten wir auch eine hier gefunden,

So will ich dennoch mich mit diesem Fräulein,

Verloben und verbinden; meine Bitte

Ergeht an euch, uns Zeugen jetzt zu sein,

Wenn wir, wie es der Brauch ist, Ehgeschenke,

Uns geben.” “Alle tun hierin dir Beistand,”

Erwidern jene. Und nun sendet Rudlieb

Nach den drei Frauen, die alsbald erscheinen;

Das Fräulein geht voran, gesenkten Hauptes;

Von seinem Sitz erhebt sich jeder höflich.

Nach kurzer Zeit, als alle Platz genommen,

Steht Rudlieb auf und bittet sich Gehör:

Den Freunden und den Stammgenossen kündet

Er das geschloss’ne Bündnis und die Liebe,

Die eins zum andern hat und fragt den Jüngling,

Ob er zur Frau sie wolle. Der bejaht.

Nun fragt man sie, ob sie zum Mann ihn wolle.

Sie lächelt: “Soll ich den zum Manne nehmen,

Den ich im Spiel als Sklaven mir gewann,

Den mir der Würfel brachte, der versprach

Allein mir zu gehören, ob er siege,

Ob er verliere? Mög’ er treu mir dienen

Zu jeder Zeit, in jedem Augenblick!

Je treuer, desto lieber ist er mir.”

Da lachen alle zu des Fräuleins Worten,

Die so behutsam sind und doch so freundlich.

Und da sie sehen, dass auch die Mutter nicht

Zuwider ist, und dass sich beider Gut

Die Wage hält, so kommt man überein,

Als Gattin ihm das Fräulein zu gewähren.

Der Bräutigam zieht Schwert und wischt’s am Hute

Steckt an das Heft den goldnen Ehering

Und beut ihn so zur Braut, indem er spricht:

“Wie dieser Ring den Finger rund umschliesst,

Verpflicht’ ich dich zu ewig fester Treue,

Die du mir hältst bei Strafe deines Lebens.”

Doch sie versetzt sehr klug und angemessen:

“Ein gleiches Recht für beide. Warum soll ich

Dir bessre Treue wahren als du mir?

Sag’, hätte es wohl Adam zugestanden,

Der Eva ungetreu zu sein, da Gott doch

Aus seiner Rippe Eine Eva schuf

Und Adam das verkündete? Liest man,

Dass ihm zwei Even sind erlaubt gewesen?

Du wolltest buhlen und verbeutst das mir?

Nein, es fällt mir nicht bei, auf solchen Pakt

Mich zu verpflichten, geh mir immer hin

Und buhl’, um wen du willst, doch ohne mich.

Es gibt noch manchen, den ich freien kann.”

So sprechend weist sie Schwert und Ring zurück.

Der Jüngling spricht: “Geliebte, wie du willst,

Geschehe es. Vergehe ich mich jemals,

Will ich das, was ich in die Ehe bringe,

An dich verlieren, und du darfst mich töten.”

Sie lächelt hold, sich wieder zu ihm wendend:

“Auf das hin schliessen wir die Eh’ in Treuen.”

Dann küsst er sie, indem er “Amen” ruft.

1.As Rudlieb is returning to his mother after a long absence he falls in with a nephew who has gone wrong and been ‘bewitched’ by a lewd woman. Rudlieb rescues him and the two seek shelter for the night at the house of a rich widow with an only daughter. The young man and the girl play dice together and fall in love with each other. The subsequent wedding takes place at the house of Rudlieb’s mother.

1.As Rudlieb is returning to his mother after a long absence he falls in with a nephew who has gone wrong and been ‘bewitched’ by a lewd woman. Rudlieb rescues him and the two seek shelter for the night at the house of a rich widow with an only daughter. The young man and the girl play dice together and fall in love with each other. The subsequent wedding takes place at the house of Rudlieb’s mother.

ALeich(strophic poem with varying number of verses to the strophe), written, it would seem, in 1064. The dialect is Alemannic. Ezzo was dean of the Bamberg cathedral. The introduction states that Bishop Gunter ordered his clergy to ‘make a good song’; that ‘Ezzo began to write, will found the way (i.e.the meter), and when it was done, all hastened to become monks.’ The poem consists of 420 short lines in riming (assonating) couplets.

Antiquus dierum,

Er wuchs mit den Jahren:

Der je über der Zeit war,

Vermehrte täglich seinen Wuchs;

So gedieh das edle Kind,

Gottes Geist war in ihm.

Als er dreissig Jahr alt war,

Von dem all diese Welt genas,

Da kam er zum Jordan;

Getauft ward er da,

Er wusch ab unsre Schuld,

Er selbst hat keine.

Den alten Namen legten wir da ab;

Von der Taufe wurden wir Gottes Kinder.

Sodann nach der Taufe

Zeigte sich die Gottheit.

Dies war das erste Zeichen:

Aus dem Wasser macht’ er Wein.

Dreien Toten gab er das Leben,

Von dem Blute heilt’ er ein Weib,

Die Krummen und die Lahmen,

Die machte er gerade.

Den Blinden gab er das Licht,

Für keine Belohnung sorgte er.

Er erlöste manchen Besessenen,

Den Teufel hiess er von dannen fahren.

Mit fünf Broten speiste er

Fünftausend und mehr,

Dass sie alle genug hatten;

Zwölf Körbe trug man davon.

Zu Fuss ging er über den Fluss,

Zu den Winden rief er “ruhet.”

Die gebundenen Zungen,

Die löste er den Stummen.

Ein wahrer Gottes Born,

Die heissen Fieber löschte er.

Krankheit floh von ihm,

Den Siechen hiess er aufstehn.

Mit seinem Bette fortgehn.

Er war Mensch und Gott;

Also süss ist sein Gebot.

Er lehrt’ uns Demut und Sitte,

Treue und Wahrheit dazu,

Dass wir uns treu benähmen,

Unsre Not ihm klagten;

Das lehrt’ uns der Gottessohn

Mit Worten und mit Werken.

Mit uns wandelte er

Dreiunddreissig Jahr

Undeinhalb, unsrer Not wegen.

Sehr gross ist seine Gewalt.

Seine Worte waren uns das Leben;

Für uns starb er seitdem,

Er ward nach eignem Willen

An das Kreuz gehangen.

Da hielten seine Hände

Die harten Nagelbande,

Galle und Essig war sein Trank;

Also erlöst’ uns der Heiland.

Von seiner Seite floss das Blut,

Von dem wir alle geheiligt.

Zwischen zwei Verbrechern

Hingen sie den Sohn Gottes.

Von Holz1entstand der Tod,

Von Holz fiel er, gottlob!

Der Teufel schnappte nach dem Fleisch,

Die Angel2war die Gottheit;

Nun ist es wohl ergangen,

Daran ward er gefangen.

1.The tree of knowledge in the Garden of Eden.2.Christ’s body is conceived as the ‘bait,’ his divinity as the ‘hook,’ by which the devil is caught.

1.The tree of knowledge in the Garden of Eden.

2.Christ’s body is conceived as the ‘bait,’ his divinity as the ‘hook,’ by which the devil is caught.

An Austrian nobleman of the 12th century who, after bitter experience of the world’s ways, retired to the monastery of Melk (a few miles west of Vienna), where he spent his closing years as lay brother. In hisErinnerung an den Tod, a satirical poem of 1042 short lines in riming (assonating) couplets, he inveighs against the worldly follies of the knights, and in hisPriesterlebenagainst the vices of the clergy. The poems date from about 1160.

Reicher und edler Jüngling,Gewahre deine ängstliche Lage665Und geh zu deines Vaters Grab;Nimm den Deckstein davon abUnd schaue seine Gebeine,Seufze und weine.Du magst wohl sagen, wenn du willst,—670Es kostet deiner Herrlichkeit nicht viel:—“Lieber Vater und Herr,Nun sage mir, was dich plagt.Ich sehe dein Gebein verfaulen,Das hat die Erde ganz zersetzt;675Es kriechet böser Würmer voll.Diese stinkende HöhleErzeigt meinem SinneEinen furchtbaren Geruch darinne.Auch ist mir schwer zu Mute,680Da du einst so schön warst,Dass du so schnell verdorben.Das ist eine jämmerliche Ordnung:Was einst blühte wie die Lilie,Das wird wie ein Kleid, das der Meltau685Benagt und zerfrisst.Der ist unselig, der es vergisst.”So hättest du wohl reden können,Wenn der Jammer dich bewegt hätteAus Liebe zu deinem Vater.690Nun gedenke des Sinnes,Wie er dir antworten würde,Wenn es naturgemäss wäre,Oder wenn Gott es erlaubte.Ich will die Rede nicht lang machen;695Ich spreche für ihn und mit ihm,Vernimm du es mit Aufmerksamkeit:“Ich will dir das, lieber Sohn,Wonach du fragtest, kund tun.Meine Sachen stehen in Unordnung;700Von der Strafe Grimmigkeit,Die ich täglich erleiden muss,Kann ich mich nicht loswinden.Ich habe Feuer und FinsternisZur Rechten und zur Linken,705Oben und auch unten.Fände jemand meine Not beschrieben,Er hätte immer davon zu reden.Das, lieber Sohn, habe ich zu beklagen,Doch was bedarfst du langer Rede?710Die Ketten der Rache GottesHalten mich fest gebunden;Ich habe herben Lohn gefundenFür alles, was ich begingUnd leider ungebüsst liess.715Alles Mass hatte ich vergessenIm Trinken und im Essen,Jetzt werde ich bezwungenVon Durst und von Hunger.Ehemals brannte mein Fleisch720Im Schweisse der Liederlichkeit;Nun brennt mich der Fluch GottesIn dem Feuer, das keiner löschen kann.Ich leide Schmerz und Ungemach;Weh, dass ich diese Welt je gesehen!725Begehrlichkeit und Hoffahrt,Die beiden haben mir verschlossenDie Tore der inneren Hölle;Da sind die schwarzen PechwellenMit den heissen Feuerflammen.730Ich höre da Zähneknirschen,Weinen und Jammern,Sehr klägliches RufenDerer, die keine Hoffnung haben,Dass sie jemals erlöst werden735Aus dem Abgrunde.Ach, dass ich je so handelte,Dass ich ihr Genoss werden musste!Gern möchte ich es ewig büssen,Würde die Wohltat mir zu Teil,740Dass ich den Teufel nicht ansäheUnd sein Antlitz vermiede;Wie sollte mich das erfreuen!Jetzt mach’ ich meine Klage zu spät;Doch rat’ ich dir, mein lieber Sohn,745Dass du an mir ein Beispiel nehmestUnd der Welt nicht so nachhangest,Dass du meine Not vergessest;Sonst muss es dir wie mir ergehen.”

Reicher und edler Jüngling,

Gewahre deine ängstliche Lage

Und geh zu deines Vaters Grab;

Nimm den Deckstein davon ab

Und schaue seine Gebeine,

Seufze und weine.

Du magst wohl sagen, wenn du willst,—

Es kostet deiner Herrlichkeit nicht viel:—

“Lieber Vater und Herr,

Nun sage mir, was dich plagt.

Ich sehe dein Gebein verfaulen,

Das hat die Erde ganz zersetzt;

Es kriechet böser Würmer voll.

Diese stinkende Höhle

Erzeigt meinem Sinne

Einen furchtbaren Geruch darinne.

Auch ist mir schwer zu Mute,

Da du einst so schön warst,

Dass du so schnell verdorben.

Das ist eine jämmerliche Ordnung:

Was einst blühte wie die Lilie,

Das wird wie ein Kleid, das der Meltau

Benagt und zerfrisst.

Der ist unselig, der es vergisst.”

So hättest du wohl reden können,

Wenn der Jammer dich bewegt hätte

Aus Liebe zu deinem Vater.

Nun gedenke des Sinnes,

Wie er dir antworten würde,

Wenn es naturgemäss wäre,

Oder wenn Gott es erlaubte.

Ich will die Rede nicht lang machen;

Ich spreche für ihn und mit ihm,

Vernimm du es mit Aufmerksamkeit:

“Ich will dir das, lieber Sohn,

Wonach du fragtest, kund tun.

Meine Sachen stehen in Unordnung;

Von der Strafe Grimmigkeit,

Die ich täglich erleiden muss,

Kann ich mich nicht loswinden.

Ich habe Feuer und Finsternis

Zur Rechten und zur Linken,

Oben und auch unten.

Fände jemand meine Not beschrieben,

Er hätte immer davon zu reden.

Das, lieber Sohn, habe ich zu beklagen,

Doch was bedarfst du langer Rede?

Die Ketten der Rache Gottes

Halten mich fest gebunden;

Ich habe herben Lohn gefunden

Für alles, was ich beging

Und leider ungebüsst liess.

Alles Mass hatte ich vergessen

Im Trinken und im Essen,

Jetzt werde ich bezwungen

Von Durst und von Hunger.

Ehemals brannte mein Fleisch

Im Schweisse der Liederlichkeit;

Nun brennt mich der Fluch Gottes

In dem Feuer, das keiner löschen kann.

Ich leide Schmerz und Ungemach;

Weh, dass ich diese Welt je gesehen!

Begehrlichkeit und Hoffahrt,

Die beiden haben mir verschlossen

Die Tore der inneren Hölle;

Da sind die schwarzen Pechwellen

Mit den heissen Feuerflammen.

Ich höre da Zähneknirschen,

Weinen und Jammern,

Sehr klägliches Rufen

Derer, die keine Hoffnung haben,

Dass sie jemals erlöst werden

Aus dem Abgrunde.

Ach, dass ich je so handelte,

Dass ich ihr Genoss werden musste!

Gern möchte ich es ewig büssen,

Würde die Wohltat mir zu Teil,

Dass ich den Teufel nicht ansähe

Und sein Antlitz vermiede;

Wie sollte mich das erfreuen!

Jetzt mach’ ich meine Klage zu spät;

Doch rat’ ich dir, mein lieber Sohn,

Dass du an mir ein Beispiel nehmest

Und der Welt nicht so nachhangest,

Dass du meine Not vergessest;

Sonst muss es dir wie mir ergehen.”

AMarienleichdating from the end of the 12th century, during which the type was much cultivated. The manuscript, from the convent of St. Mary at Arnstein on the Lahn, contains 325 short lines in couplets (beginning and end missing), of which lines 78-261 are given below.

Hätt’ ich tausend Munde,Ich könnte nie berichten80In vollem Mass das Wunder,Das von dir geschrieben ist.Alle Zungen vermögen nichtZu sagen noch zu singen,Fraue, deiner Ehren85Noch deines Lobes volles Mass.Der ganze HimmelshofSinget dein Lob:Es preisen dich die Cherubim,Es ehren dich die Seraphim.90All das grosse HeerDer heiligen Engel,Die vor Gottes AntlitzStehen seit dem Anfang,Propheten und Apostel95Und alle Gottes HeiligeFreun sich immer dein,Königliche Jungfrau.Wohl müssen sie dich ehren:Du bist die Mutter ihres Herrn,100Der da Himmel und ErdeIm Anfang werden hiess;Der mit einem WorteDie ganze Welt erschuf,Dem alles ist untertan,105Dem nichts kann widerstehn,Dem alle Kraft weichet,Dem nichts gleichet,Den ehret und fürchtetAll diese Welt.110Es wäre mir lang zu sagen,Wie hehr du bist im Himmel:Niemand hat davon KundeAls die Seligen, die da sind.Des einen bin ich von dir gewiss:115Dass, Fraue, du so geehret bistWegen deiner grossen Güte,Wegen deiner DemutWegen deiner Reinheit,Wegen deiner grossen Milde.120Deshalb ruf’ ich dich an;Fraue, nun erhöre mich;Allerheiligstes Weib,Vernimm mich sündiges Weib!All mein Herze125Fleht zu dir ernstlich,Mir gnädig zu sein,Bei deinem Sohne zu helfen,Dass er in seiner GüteMeine Missetaten130Vergesse gänzlichUnd mir gnädig sei.Leider, meine SchwachheitHat mich oft verleitet,Dass ich durch meine Schuld135Verwirkte seine Huld.Fraue, das macht mir bange;Deswegen fürchte ich,Dass er seine GnadeVon mir kehren werde.140Deshalb fleh’ ich zu dir.Nun muss es an dir liegen,Mir, Jungfrau milde,Zu seiner Huld zu helfen.Hilf mir zu wahrer Reue,145Dass ich meine SündenMöge beweinenMit innigen Tränen.Hilf mir kräftiglich,Dass ich die Höllenstrafe150Nimmer erleide;Dass ich auch vermeideHinfort alle Dinge,Die wider Gottes Huld sind.Und geruhe mich zu stärken155In allen guten Werken,Dass ich verbringe mein LebenWie die heiligen Weiber,Die uns aller TugendenEin Vorbild gegeben:160Sara, die demütige,Anna, die geduldige,Esther, die milde,Judith, die verständige,Und die andern Frauen,165Die in der Furcht GottesSich hier so betrugen,Dass sie Gott wohl behagten.Auch ich nach deiner Güte,Nach deiner Demut,170Möchte mein Leben gestalten:Dazu hilf mir, heiliges Weib!In deine Hand begebe ichMich und all mein Leben.Dir überlass’ ich all meine Not,175Dass du hilfsbereit seiest,In was für DrangsalenIch dich immer anrufe.Fraue, deinen HändenSei mein Ende befohlen!180Und geruhe mich zu weisenUnd mich zu erlösenAus der grossen Not,Wenn der leide TodAn mir soll scheiden185Den Leib von der Seele.In jener grossen AngstKomm du mir zum Troste!Und hilf, dass meine SeeleWerde zu Teile190Des lieben Gottes Engeln,Nicht den leiden Teufeln;Dass sie mich dahin bringen,Wo ich soll findenDie ewige Freude,195Die im Himmel habenDie hochseligen Gotteskinder,Die dazu erwählt sind;Dass ich dort schaueUnsern lieben Herrn,200Unsern Schöpfer,Unsern Heiland,Der uns aus nichts erschuf,Der uns auch kaufteMit seines Sohnes Blut205Von dem ewigen Tode.Wer soll mir dazu helfen,Wer soll mich so läutern,Dass ich es würdig wäre?Das sollst du, Jesus, mein Herr.210Gib mir, Herr, deinen Geist,Da du selbst wohl weisstAll meine KrankheitUnd all meine Unwissenheit;Auf dass ich schauen dürfe215Mit meinen AugenDein unverlöschlich Licht:Das versage du mir nicht!Es ist das ewige Leben,Das ich, armes Weib,220Mit deiner Hilfe suche:Das lass mich, Herre, finden!Darum sei mein Bote zu dirDeine eigne Mutter:O, wie selig bin ich dann,225Nimmt sie sich meiner an!Maria, Gottes Traute,Maria, Trost der Armen,Maria, stella maris,Zuflucht des Sünders,230Burg des Himmels,Born des Paradieses!Der uns die Gnad’ entfloss,Die uns Elenden erschlossDas rechte Vaterland;235Nun gib uns, Fraue, deine Hand,Weise uns den AuswegAus jener grossen Tiefe:Das ist des Teufels Gewalt.Darein uns hat gebracht240Eva, unsere Mutter;Jetzt fliehen wir alle zu dir.Wir weinen und seufzenZu deinen lieben Füssen.Lass dich nun erbarmen245Der Not, die wir ArmenIn diesem engen TaleMannigfach erdulden!Stella maris, bist du genanntNach dem Stern, der an das Land250Das müde Schiff geleitet,Wo es die Ruh’ erwartet.Geleite uns an Jesum,Deinen guten Sohn,Der uns begnaden soll.255In ihm sollen wir ruhen,Er soll uns erlösenVon allen unsern Nöten,Von allen schweren Sünden:Das sind des Meeres Wellen,260Die uns nun, ach, umschwellen.Nun hilf uns, heilige Jungfrau!

Hätt’ ich tausend Munde,

Ich könnte nie berichten

In vollem Mass das Wunder,

Das von dir geschrieben ist.

Alle Zungen vermögen nicht

Zu sagen noch zu singen,

Fraue, deiner Ehren

Noch deines Lobes volles Mass.

Der ganze Himmelshof

Singet dein Lob:

Es preisen dich die Cherubim,

Es ehren dich die Seraphim.

All das grosse Heer

Der heiligen Engel,

Die vor Gottes Antlitz

Stehen seit dem Anfang,

Propheten und Apostel

Und alle Gottes Heilige

Freun sich immer dein,

Königliche Jungfrau.

Wohl müssen sie dich ehren:

Du bist die Mutter ihres Herrn,

Der da Himmel und Erde

Im Anfang werden hiess;

Der mit einem Worte

Die ganze Welt erschuf,

Dem alles ist untertan,

Dem nichts kann widerstehn,

Dem alle Kraft weichet,

Dem nichts gleichet,

Den ehret und fürchtet

All diese Welt.

Es wäre mir lang zu sagen,

Wie hehr du bist im Himmel:

Niemand hat davon Kunde

Als die Seligen, die da sind.

Des einen bin ich von dir gewiss:

Dass, Fraue, du so geehret bist

Wegen deiner grossen Güte,

Wegen deiner Demut

Wegen deiner Reinheit,

Wegen deiner grossen Milde.

Deshalb ruf’ ich dich an;

Fraue, nun erhöre mich;

Allerheiligstes Weib,

Vernimm mich sündiges Weib!

All mein Herze

Fleht zu dir ernstlich,

Mir gnädig zu sein,

Bei deinem Sohne zu helfen,

Dass er in seiner Güte

Meine Missetaten

Vergesse gänzlich

Und mir gnädig sei.

Leider, meine Schwachheit

Hat mich oft verleitet,

Dass ich durch meine Schuld

Verwirkte seine Huld.

Fraue, das macht mir bange;

Deswegen fürchte ich,

Dass er seine Gnade

Von mir kehren werde.

Deshalb fleh’ ich zu dir.

Nun muss es an dir liegen,

Mir, Jungfrau milde,

Zu seiner Huld zu helfen.

Hilf mir zu wahrer Reue,

Dass ich meine Sünden

Möge beweinen

Mit innigen Tränen.

Hilf mir kräftiglich,

Dass ich die Höllenstrafe

Nimmer erleide;

Dass ich auch vermeide

Hinfort alle Dinge,

Die wider Gottes Huld sind.

Und geruhe mich zu stärken

In allen guten Werken,

Dass ich verbringe mein Leben

Wie die heiligen Weiber,

Die uns aller Tugenden

Ein Vorbild gegeben:

Sara, die demütige,

Anna, die geduldige,

Esther, die milde,

Judith, die verständige,

Und die andern Frauen,

Die in der Furcht Gottes

Sich hier so betrugen,

Dass sie Gott wohl behagten.

Auch ich nach deiner Güte,

Nach deiner Demut,

Möchte mein Leben gestalten:

Dazu hilf mir, heiliges Weib!

In deine Hand begebe ich

Mich und all mein Leben.

Dir überlass’ ich all meine Not,

Dass du hilfsbereit seiest,

In was für Drangsalen

Ich dich immer anrufe.

Fraue, deinen Händen

Sei mein Ende befohlen!

Und geruhe mich zu weisen

Und mich zu erlösen

Aus der grossen Not,

Wenn der leide Tod

An mir soll scheiden

Den Leib von der Seele.

In jener grossen Angst

Komm du mir zum Troste!

Und hilf, dass meine Seele

Werde zu Teile

Des lieben Gottes Engeln,

Nicht den leiden Teufeln;

Dass sie mich dahin bringen,

Wo ich soll finden

Die ewige Freude,

Die im Himmel haben

Die hochseligen Gotteskinder,

Die dazu erwählt sind;

Dass ich dort schaue

Unsern lieben Herrn,

Unsern Schöpfer,

Unsern Heiland,

Der uns aus nichts erschuf,

Der uns auch kaufte

Mit seines Sohnes Blut

Von dem ewigen Tode.

Wer soll mir dazu helfen,

Wer soll mich so läutern,

Dass ich es würdig wäre?

Das sollst du, Jesus, mein Herr.

Gib mir, Herr, deinen Geist,

Da du selbst wohl weisst

All meine Krankheit

Und all meine Unwissenheit;

Auf dass ich schauen dürfe

Mit meinen Augen

Dein unverlöschlich Licht:

Das versage du mir nicht!

Es ist das ewige Leben,

Das ich, armes Weib,

Mit deiner Hilfe suche:

Das lass mich, Herre, finden!

Darum sei mein Bote zu dir

Deine eigne Mutter:

O, wie selig bin ich dann,

Nimmt sie sich meiner an!

Maria, Gottes Traute,

Maria, Trost der Armen,

Maria, stella maris,

Zuflucht des Sünders,

Burg des Himmels,

Born des Paradieses!

Der uns die Gnad’ entfloss,

Die uns Elenden erschloss

Das rechte Vaterland;

Nun gib uns, Fraue, deine Hand,

Weise uns den Ausweg

Aus jener grossen Tiefe:

Das ist des Teufels Gewalt.

Darein uns hat gebracht

Eva, unsere Mutter;

Jetzt fliehen wir alle zu dir.

Wir weinen und seufzen

Zu deinen lieben Füssen.

Lass dich nun erbarmen

Der Not, die wir Armen

In diesem engen Tale

Mannigfach erdulden!

Stella maris, bist du genannt

Nach dem Stern, der an das Land

Das müde Schiff geleitet,

Wo es die Ruh’ erwartet.

Geleite uns an Jesum,

Deinen guten Sohn,

Der uns begnaden soll.

In ihm sollen wir ruhen,

Er soll uns erlösen

Von allen unsern Nöten,

Von allen schweren Sünden:

Das sind des Meeres Wellen,

Die uns nun, ach, umschwellen.

Nun hilf uns, heilige Jungfrau!

A free translation, made about 1130 by a priest living in the Middle Rhine country, of a French poem by Alberic de Besançon. It consists of 7302 verses in short couplets. Except 105 verses at the beginning the French original is lost. It was itself a versification of a highly fabulous old saga current in Latin prose. As the 105 French verses correspond to 192 verses in the German, it is evident that Lamprecht did not follow Alberic slavishly and that he drew in part upon some other source, perhaps the Latin original. The selections below are from a letter which Alexander writes, toward the end of his career, to his mother Olympias and his teacher Aristotle. In this letter he recounts at length (1670 verses) the wonderful things that he has seen.


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