Chapter 8

Ich weiss es sicher wie den Tod120Und hab’s erkannt in eigner Not:Wer minnt mit edlem Sinne,Liebt Mären von der Minne.Drum wer nach solchen trägt Begier,Der hat nicht weiter als zu mir.125Ich künd’ ihm süsse SchmerzenVon zweien edlen Herzen,Die Liebe trugen echt und wahr,Ein sehnend junges Menschenpaar,Ein Mann, ein Weib, ein Weib, ein Mann,130Tristan Isold, Isold Tristan.Treu, wie ich las die KundeVon ihrem Liebesbunde,So leg’ ich sie mit willigem SinnAllen edlen Herzen hin,135Dass sie durch Kurzweil dran genesen;Das ist sehr gut für sie zu lesen.Gut? fraget ihr. Ja, innig gut,Macht lieb die Liebe, rein den Mut,Stählt die Treue, ziert das Leben;140Wohl kann’s dem Leben Zierden geben.Denn wo man höret oder liest,Wie Herz sich treu zum Herzen schliesst,Da lernen die GetreuenSich recht der Treue freuen.145Liebe, Treue, steter Mut,Ehre und manch andres GutStehn nirgends so dem Herzen nah,Sind nirgends ihm so lieb wie da,Wo man von Herzeliebe sagt150Und Herzeleid von Liebe klagt.Lieb’ ist selig allezeit,Ein Ringen so voll Seligkeit,Dass ohne ihre LehreNicht Tugend ist noch Ehre.155Da Liebe so das Leben weiht,Da so viel Tugend sie verleiht,Ach, dass nicht alles, was da lebt,Nach rechter Herzensliebe strebt;Dass ich so wenig finde deren,160Die lautres herzliches BegehrenUm Freundes willen mögen leiden,Nur um den armen Schmerz zu meiden,Der bei der Lieb’ zu mancher Stund’Verborgen liegt im Herzensgrund.165Wie litte nicht ein edler MutEinWeh für tausendfaches Gut,Für grosse Freude kleinen Gram?Wem niemals Leid von Liebe kam,Dem kam auch Lust von Liebe nie:170Lust und Leid, wann liessen dieIm Lieben je sich scheiden?Man muss mit diesen beidenLob und Ehre sich erwerbenOder ohne sie verderben.175Von denen diese Märe kündet,Hätten sie nicht treu verbündetUm Herzenswonne sehnend KlagenIn einem Herzen einst getragen,Es war’ ihr Name im Gedicht180So manchem edlen Herzen nichtZum Heil und lieben Trost gekommen.Nun wird noch heute gern vernommenUnd rührt noch immer süss aufs neueIhre innigliche Treue,185Ihr Glück und Jammer, Wonn’ und Not.Und liegen sie auch lange tot,Ihr süsser Name lebt uns doch;Auch soll der Welt zu gute nochLang ihr Tod und ewig leben,190Den Treubegier’gen Treue geben,Den Ehrbegier’gen Ehre.Die ewig neue MäreVon ihrer Treue Lauterkeit,Von ihrer Herzen Lust und Leid,195Ist aller edlen Herzen Brot:So lebt in uns ihr beider Tod.Wer nun begehrt, dass man ihm sageIhr Leben, Sterben, Freud’ und Klage,Der neige Herz und Ohren her:200Er findet alles sein Begehr.From ‘Tristan,’ Book 16, lines 11711-11844: The fateful love-potion.1Doch als die Jungfrau und der Mann,Als nun Isolde und TristanDen Trank getrunken, was geschah?Gleich war der Welt Unruhe da,11715Minne, die Herzensjägerin,Und schlich zu ihren Herzen hin.Sie liess, eh’ beide sich’s versehn,Ihr Siegspanier darüber wehnUnd unterwarf sie mit Gewalt.11720Eins und einig wurden bald,Die zwei gewesen und entzweit.Nun hatten sie nach langem StreitIn raschem Frieden sich gefunden.Der Hass2Isoldens war entschwunden:11725Minne, die Versöhnerin,Die hatte ihrer beider SinnVon Hasse so gereinigt,In Liebe so vereinigt,Dass eins dem andern hell und klar11730Und lauter wie ein Spiegel war.Sie hatten nur ein einz’ges Herz:Isoldens Leid war Tristans Schmerz,Und Tristans Schmerz Isoldens Leid.Sie einten sich für alle Zeit11735In Freude und in LeideUnd hehlten sich’s doch beide.Das tat die Scham, dass sie nichts sagten,Der Zweifel tat’s, dass sie verzagten,Sie an ihm und er an ihr.11740Und riss auch ihre HerzensgierNach Einem Ziel sie blindlings fort,Sie bangten vor dem ersten Wort.Drum blieb in Scheu’ und SorgenIhr Sehnen noch verborgen.11745Als Tristan fühlt der Minne Bann,Da rief er Treu’ und Ehre an,Und diese beiden mahnten ihn,Vor ihrer Lockung zu entfliehn.Nein, dacht’ er fort und fort bei sich,11750Sei standhaft, Tristan, hüte dich!Lass ab und schlag dir’s aus dem Sinn.Doch drängte stets sein Herz dahin.Mit seinem Willen kämpft’ er schwer,Begehrte wider sein Begehr:11755Es zog ihn ab, es zog ihn an.So wand sich der gefang’ne MannUnd suchte, aus den SchlingenSich mühsam loszuringen,Und hielt sich tapfer lange Zeit.11760Es ging dabei ein zwiefach LeidSeinem treuen Herzen nah:Wenn er in ihre Augen sah,Und ihm die süsse MinneVerzehrte Herz und Sinne11765Mit ihrem holden Angesicht,So dacht’ er an der Ehre Pflicht,Und die entriss ihn ihrem Bann.Gleich griff ihn Minne wieder an,Seine Erbekönigin,11770Und trieb ihn wieder zu ihr hin.Bedrängt ihn Ehr’ und Treue schwer,Minne bedrängt ihn doch noch mehr;Sie tat ihm mehr zu leideAls Treu’ und Ehre beide.11775Schaute sein Herz sie lachend an,So blickte weg der treue Mann;Doch sollt’ er sie nicht sehen,Wollt’ ihm das Herz vergehen.Oft, wie Gefang’ne sinnen,11780Oft sann er zu entrinnen,Und dachte: Sieh nach andern,Lass dein Begehren wandernUnd liebe, was sich lieben lässt!Da hielt ihn stets die Schlinge fest.11785Oft prüft’ er sorgsam Herz und Sinn,Als spürt’ er eine Wandlung drin;Doch fand er nur darinneIsolden und die Minne.Nicht anders war es mit Isot.11790Sie kämpfte mit derselben Not,Auch ihr war angst und weh zu Mut.Kaum fühlt sie in der weichen FlutDer zauberischen MinneVersinken ihre Sinne,11795Da—in jähem Schreck und GrausSpähte sie nach Rettung ausUnd wollte schnell auf und davon;Jedoch verloren war sie schonUnd haltlos sank sie nieder.11800Sie sträubte sich dawider,Suchte nach allen EndenMit Füssen und mit HändenUnd wandte sich bald hin, bald her;Doch so versenkte sie nur mehr11805Die Hände und die FüsseTief in die blinde SüsseDes Mannes und der Minne.Wie die gefang’nen SinneSich mochten drehn und regen,11810Auf allen ihren Wegen,Auf jedem Schritt, auf jedem Tritt,Ging Minne, ihre Herrin mit,Und alles, was sie dacht’ und sann,War Minne nur und nur Tristan.11815Doch all das blieb verschwiegen;Entzweit in stetem KriegenWar hier das Herz, die Augen dort,Scham trieb die Augen von ihm fort;Doch Minne bracht’ ihr Herz ihm dar.11820Und diese widerspenst’ge Schar,Scham und Minne, Mann und Magd,Die war teils mutig, teils verzagt:Die Magd begehrte nach dem MannUnd sah ihn nicht mit Augen an;11825Die Scham, die wollte Minne,Doch ward es niemand inne.Was mocht’ es helfen? Scham und MagdKommt leicht zu Falle, wie man sagt;Sie haben gar ein kurzes Leben11830Und können nicht lang widerstreben.Isot auch unterwarf sich bald,Und sieglos weichend der GewaltErgab sie Leib und SinneDem Manne und der Minne.From ‘Tristan,’ Book 24, lines 15522-15748: The ordeal of God.3Der König sprach: “Frau Königin,Ich lass’ es dabei gern beruhn.Wollt Ihr uns so Genüge tun,15525Wie’s Eure Rede zugestand,So gebt uns sich’res Unterpfand:Kommt her, gelobt mit Wort und EidZum Gottesurteil Euch bereitMit dem glühenden Eisen,15530Wie wir’s Euch werden weisen.”Die Herrin weigerte sich nicht;Sie schwur, die Probe vor GerichtZu leisten nach sechs Wochen,Wie’s ihr ward zugesprochen,15535In der Stadt zu Karliun.Der Herr entliess die Fürsten nun;Sie kehrten heimwärts insgemein.Isolde aber blieb alleinMit Ängsten und mit Leide,15540Und es bedrückten beideIhr Herz mit gleicher Schwere:Angst um ihre EhreUnd heimlich Leid, nicht minder schwer,Dass ihre Lüge sie nunmehr15545Zur Wahrheit sollte bringen,In diesem heissen RingenWusste sie nicht aus noch ein,Und darum beides, Angst und Pein,Vertraute sie dem gnäd’gen Christ,15550Der hilfreich in den Nöten ist;Der möchte sie entlasten.Ihm mit Gebet und FastenBefahl sie all die Angst und Not,Und eine List erfand Isot:15555Im stillen Herzen hoffte sieGetrost auf Gottes CourtoisieUnd schrieb an Tristan einen Brief,Der ihn nach Karliun berief,Wie er’s auch möglich mache,15560Dass, wenn der Tag erwache,An dem das Schiff dort lande,Er frühe sei am StrandeUnd da im Hafen ihrer warte.Nun, so geschah’s: er kam und harrte15565Im Pilgermantel arm und schlicht;Er hatte sich das AngesichtÜberschminkt und aufgeschwelltUnd Leib und Kleidung ganz entstellt.Als dann Isot und Marke15570Anhielten mit der Barke,Ersah ihn gleich die Herrin dort,Und sie erkannt’ ihn auch sofort.Und als das Schiff zu Strande stiess,Isot den Waller bitten liess,15575Wenn er nicht fürchte zu erlahmen,So möcht’ er doch in Gottes NamenSie tragen von des Schiffes RandHinüber auf das trockne Land;Sie wollte sich in diesen Tagen15580Von keinem Ritter lassen tragen.Da riefen sie den Pilger an:“He, kommet näher, guter Mann,Und tragt die Herrin ans Gestad!”Der Pilger tat, wie man ihn bat:15585Er ging zu seiner Herrin hinUnd trug Isot, die Königin,Auf seinen Armen nach dem Port.Sie raunt ihm zu mit raschem Wort,Dass, was ihm auch draus würde,15590Er unter seiner BürdeMit ihr am nahen ZieleZur Erde niederfiele.So tat er: kaum dass am GestadDer Waller aus dem Wasser trat15595Aufs trockne Land, so strauchelt’ erUnd fiel, als wär’s von ungefähr,Und bracht’ im Fallen es dahin,Dass er der schönen KöniginIm Arme lag an ihrer Seite.15600Da ward ein Aufruhr im Geleite:Sie kamen gleich in HaufenMit Stecken hergelaufen,Um ihm mit blauen MalenDen Trägerlohn zu zahlen.15605“Nein, nein, lasst ab!” so rief Isot,“Denn es geschah ihm nur aus Not.Der Pilger ist so matt und krank,Dass er vor Schwäche niedersank.”Dafür erscholl ihr in der Runde15610Ehr’ und Dank aus jedem Munde.Sie lobten’s im Gemüte,Dass sie mit solcher GüteVerteidigte den armen Wicht.Sie sprach mit lächelndem Gesicht:15615“Welch Wunder wäre nun daran,Wenn dieser fremde PilgersmannMit mir zur Kurzweil wollte scherzen?”So gewann sie alle Herzen,Da sie so milde sich erwiesen,15620Und Frau Isolde ward gepriesenUnd hochgerühmt von manchem Mann.Doch Marke sah das alles anUnd hörte schweigend jedes Wort.Sie aber fuhr zu scherzen fort:15625“Nun weiss ich nicht, was draus entsteht,Dass ich doch, wie ihr selber seht,Von heut an nicht mehr schwören kann,Dass ausser Marke nie ein MannMir in den Arm gekommen,15630Noch einer je genommenSein Lager mir zur Seiten.”So scherzten sie im Reiten,Und war der arme WallerFortan im Munde aller,15635Bis sie zum Stadttor zogen ein.Da waren Pfaffen viel und Lai’n,Barone, Ritterschaft in Menge,Gemeinen Volks ein gross Gedränge,Bischöfe und Prälaten auch,15640Die hielten da nach heil’gem BrauchDas Amt und weihten das Gericht.Gewärtig ihrer strengen PflichtHarrten schon die Weisen;Im Feuer lag das Eisen.15645Die gute Königin Isold,Die hatt’ ihr Silber und ihr GoldUnd was vom Schmuck ihr war zuhanden,Samt ihren Rossen und GewandenDahingeschenkt um Gottes Huld,15650Dass Gott an ihre wahre SchuldZur Stunde nicht gedächteUnd, sie zu Ehren brächte.So war zum Münster sie gekommenUnd hatte Messe da vernommen15655Mit inniglichem Mute.Andächtig sah die GuteZu Gott auf, dem sie sich vertraut.Sie hatte auf der blossen HautEin rauhes härnes Hemd und dann15660Ein wollnes Röcklein drüber an,Das ihr, wenn’s an ihr niederhing,Nicht auf die zarten Knöchel ging.Die Ärmel waren aufgezogenBis nahe an den Ellenbogen,15665Arm’ und Füsse waren bloss.Da rührt ihr Anblick und ihr LosManch Herz und Auge mit Erbarmen;Wie dürftig war das Kleid der Armen,Wie bleich, wie trübe sah sie drein!15670Hiemit kam auch der Heiligenschrein,Darauf den Schwur, sie sollte tun,Und man gebot Isolden nun,Ihre Schuld an diesen SündenVor Gott und vor der Welt zu künden.15675Sie hatte Ehr’ und LebenAn Gottes Huld ergebenUnd bot ihr Herz und ihre HandFurchtsam, wie es um sie stand,Dem Schreine und dem Eide.15680Hand und Herz im LeideBefahl sie Gottes SegenZu hüten und zu pflegen.Doch war auch mancher in der Schar,Der hätte, alles Hochsinns bar,15685Der Königin den Eidschwur gernVorgesagt im Kreis der HerrnIhr zu Schaden und zu Falle.Ihr alter Feind voll Gift und Galle,Des Königs Truchsess Marjodo,15690Versuchte es bald so, bald so,Und trug es ihr zum Schaden an.Doch war auch wieder mancher Mann,Der sich selbst an ihr ehrteUnd ihr’s zu Gute kehrte.15695So stritten sie sich her und hinUm den Eid der Königin;Der war ihr gut, der bös gesinnt,Wie’s immer geht, wo Menschen sind.“Herr König,” fiel die Herrin ein,15700“Was sie auch reden insgemein,Der Eid muss doch vor allenEuch und nur Euch gefallen;Und darum seht nun selber zu,Was ich hier spreche oder tu’.15705Ob ich den Eid Euch sage,So dass er Euch behage.Der wirre Hader schweige still;Vernehmt, was ich Euch schwören will:Dass ausser Euch kein andrer Mann15710Kunde meines Leibs gewann,Und dass wahrhaftig, wenn nicht Ihr,Kein Lebender auf Erden mirIm Arm und an der Seite lagAls der, den ich nicht leugnen mag—15715Was würd’ es mir auch taugen,Da Ihr mit eignen AugenIhn saht in meinem Arme—Der Pilgersmann, der arme:So helfe mir denn, red’ ich wahr,15720Mein Gott und aller Heiligen Schar,So dass ich ohne WeheDas Urteil hier bestehe.Herr, wollt Ihr mehr, gebietet nur,Und ich verbess’re Euch den Schwur15725In jeder Weise, wie Ihr wollt.”“Nein,” sprach der König, “Frau Isold,Soweit ich das erwägen kann,Bedünkt es mich genug hieran.Nun nehmt das Eisen auf die Hand,15730Und wie die Wahrheit Ihr bekannt,So helf’ Euch Gott in dieser Not!”“Amen,” sprach die Frau Isot.Sie griff es an auf Gottes Gnaden—Und trug das Eisen ohne Schaden.15735Da wurde deutlich wohl und klarVor aller Augen offenbar,Dass unsern lieben Herrgott manWie einen Ärmel wenden kann:Er schmiegt sich an und fügt sich glatt,15740Wie man es nur im Sinne hat,So weich, so handsam und bequem,Wie’s artig ist und angenehm,Ist allen Herzen gleich bereitZum Trug wie zur Wahrhaftigkeit,15745Zum Ernste wie zur Spielerei,Wie man’s begehrt, er ist dabei.1.Tristan, a young embodiment of all knightly virtues, has been sent to Ireland to win the hand of the peerless Isold for his old uncle Marke, King of Cornwall. He succeeds in his mission. On the voyage to Cornwall, however, it befalls by accident that he partakes with Isold of a philter prepared by her mother and intended for her and King Marke.2.Tristan had slain Morold, a kinsman of Isold’s, wherefore she had tried, with small success, to ‘hate’ him.3.Having become justly suspicious of his wife’s fidelity, King Marke requires her to prove her innocence by the ordeal of the hot iron. She complies—in a way.XXVI. KONRAD VON WÜRZBURGThe most gifted of the romancers after the famous trio. He was born at Würzburg about 1230, wrote some of his earliest poems there, lived afterwards at Basel, then at Strassburg, and died at Basel in 1287. He loved the good old times of knighthood and wrote of them in facile verse whose popularity is attested by several notices. His works are rather numerous. The most important of the longer romances isEngelhart; of the shorter tales,The World’s Reward,Otto with the Beard,Silvester, and theStory of a Heart. This last is given below in condensed form.Story of a Heart.Ein Ritter und ein gutes Weib,Die hatten einmal Seel’ und LeibSo fest verwebt in Minneglut,Dass beider Leben, beider Mut5War eins geworden ganz und gar.Was je der Frau zuwider war,Das war es auch dem Ritter.Davon zuletzt ward bitterIhr Lebensende, leider.10Es war die Minne beiderNun worden so gewaltig,Dass sie sehr mannigfaltigDie Herzen machte schmerzen.Gross Schmerz ward ihren Herzen15Von süsser Minne kund.Die hatte sie bis auf den GrundMit ihrer Flamm’ entzündetUnd dergestalt ergründetIn heisser Leidenschaft,20Dass Worte machtlos bleibenDieselbe zu beschreiben.Doch konnten sie nun leider nichtZusammenkommen, um die PflichtDer Minne nach Begehr zu üben.25Denn jenes Weib, gemacht zum Lieben,Hatt’ einen werten Ehgemal,Der brachte beiden grosse Qual,Weil dieser, immer auf der Hut,Bewachte jenen Ritter gut,30So dass er niemals konnte stillenAn ihr des wunden Herzens Willen,Das blutete im Busen sein.Deswegen litt er eine Pein,Die grausam war und fürchterlich.35Nach ihrem Leibe minniglichBegann er sich gar sehr zu quälenUnd konnte seine Not verhehlenNicht mehr vor ihrem Mann.Zur Frau begab er sich sodann40Bei günstiger GelegenheitUnd klagte ihr sein Herzensleid.Daraus entstand erst lang danachFür ihn ein schweres Ungemach.Der Gatte, in verdächt’gem Mut,45Bewachte sie mit strenger HutSo lange, bis ihm leider klarAn ihrem Tun geworden war,Dass süsse Minne beider GlückUmwickelt hielt in ihrem Strick.50Das tat dem guten Herrn leid;Er dachte bei sich sehr gescheit:Lass ich mein Weib also gebaren,Werd’ ich an ihr nun bald erfahren,Was all mein Glück vergiftet,55Wenn sie mir Schaden stiftetMit diesem werten Mann.Also, wenn ich es fügen kann,Entrück’ ich sie seinem Begehr:Über das grosse wilde Meer60Will ich nun mit ihr fahrenUnd sie auf solche Art bewahrenVor ihm, bis er dann ganz von ihrWegwendet seines Herzens Gier.Und bald denkt sie an ihn nicht mehr:65Dem, hört’ ich sagen von je her,Wird nach und nach sein Lieb zu Leid,Der lebt beständig lange ZeitVon ihm getrennt. So steht mein Sinn:Ich fahre bald mit ihr dahin70Und bleibe in der heil’gen Stadt,Bis meine Frau vergessen hatDie Liebe, die sie überkamVon diesem Ritter lobesam.Als es dem ward bekannt,75Der nach der Dame war entbrannt,Beschloss der Liebende bei sich,Ihr nachzufolgen schleuniglich.Die strenge Kraft der MinneBezwang so seine Sinne,80Dass er ja um das schöne WeibHätte willig seinen LeibIn den grimmen Tod gebracht.Drum wollt’ er, wie er’s ausgedacht,Nicht lang verziehen mit der Fahrt.85Als nun die Dame inne wardDer Absicht, die er hegte,Rief heimlich ihn, so wie sie pflegte,Zu sich das kaiserliche WeibUnd sagte: “Freund und lieber Leib,90Mein Mann ist auf den Plan gekommen,Wie du wohl selber hast vernommen,Mich zu entfernen weit von dir.Nun, Trautgesell, gehorche mirIn deiner hochholdseligen Art95Und mach’ zunichte diese Fahrt,Die er ersann zu meinem Weh.Fahr’ du alleine über See;Und hat er dann davon vernommen,Dass du vor ihm dahin gekommen,100So bleibt er hier wohl stehen,Und jener Argwohn wird vergehen,Den er auf mich gelenkt.Wenn er nun bei sich denkt:‘Wär’ etwas Wahres an der Sünde,105Der ich mein Weib für schuldig finde,Hätte der Ritter solchermassenDas Land gewiss niemals verlassen.’So wird der Argwohn bald entkräftet,Den er bisher auf mich geheftet;110Auch soll es dir kein Leid bereiten,Dich aufzuhalten dort im weiten,Bis das Geschwätz wird einmal stumm,Das hier zu Lande läuft herum.Und bringt der süsse reine Christ115Dich wieder heim nach kurzer Frist,So hast du’s besser künftiglichMit deiner Minne, wie auch ich,Denn das Geplapper von uns zweinWird, hoff’ ich, ausgestorben sein.120Gott sei’s geklagt, dass du allhierNicht immer bleiben kannst bei mir,Und ich bei dir, wie ich begehr’.Nun komm zu mir, mein lieber Herr,Und steck’ dir dieses Ringlein an:125Dich soll’s erinnern dann und wann,Wie ich hier weil’ mit schwerem Sinn,Weil ich von dir geschieden bin.Jetzt küsse mich nur noch einmalUnd tue, wie ich dir befahl.”130Der werte Ritter trennte sichVon ihr und ging wehmütiglichAns Ufer, wo ein Schiff sich fand,Und fuhr nach dem gelobten Land.Doch schwerer wurde mit der Zeit135Des Liebekranken Weh und Leid,Es drang bis auf der Seele Grund,Er ward von tiefer Sorge wundUnd klagte öfters von der Pein,Die wütete im Herzen sein.140So lebt’ er jammervolle TageUnd trieb so lange seine Klage,Bis er am Ende kam so weitIn seinem grenzenlosen Leid,Dass er nicht mehr mochte leben.145Solch elend Los war ihm gegeben,Dass auch sein Äussres deutlich sprachVon seinem inneren Ungemach.Und als der Ritter wusste,Dass er bald sterben musste,150Sprach er also zu seinem Knecht:“Mein Trautgesell, vernimm mich recht!Ich sehe leider wohl,Dass ich bald sterben soll,Weil die, die ich so sehr geliebt,155Grausam zu Tode mich getrübt.Das ist nun meine Lage,Drum höre, was ich sage:Wenn meine allerletzte NotVorbei ist, und ich liege tot160Durch das holdselige Weib,So lass aufschneiden meinen LeibUnd nimm mein Herz heraus,All blutig und von Farbe graus.Sodann sollst du es salben165Mit Balsam allenthalben;So bleibt es frisch auf Jahr und Tag.Und höre, was ich weiter sag’.Schaff’ dir ein goldnes Büchselein,Verziert mit edelem Gestein;170Darein mein totes Herze tu’Lege das Ringlein auch hinzuUnd bring’ es meiner Frauen,Damit sie möge schauen,Was ich von ihr erlitten,175Und wie mein Herz verschnittenUm ihretwillen. Gott beglückeMeine arme Seel’ und schicke,Dass die weitentfernte SüsseGlück und Lebensfreud’ geniesse,180Da ich hier nun liege tot.”In solcher schweren HerzensnotVerschied der Ritter. Mit dem TotenVerfuhr der Knecht, wie ihm geboten:Er kehrte heim mit heissem Schmerz185Und trug mit sich das tote Herz.Doch als er durch die Gegend eilte,Wo jene hohe Frau verweilte,Kam ihm—es war sehr ungelegen—Ihr werter Ehgemahl entgegen,190Bedrohte ihn mit scharfem WortUnd nahm das Herze mit sich fort.Dem Koche liess er’s überreichen,Der eine Speise sondergleichenFür seine Herrin machen sollte.195Der Koch tat, wie der Schlossherr wollte,Und ganz unwissentlicher WeiseGenoss die Frau die ekle Speise.Es deucht’ ihr gut, sie ass es gernUnd sprach also zu ihrem Herrn:200“Ist dieses Essen lobesamWild gewesen oder zahm?”Der Herr erwiderte gemessen:“Du hast des Ritters Herz gegessen,Der mit so liebevollem Sinne205Stets trachtete nach deiner Minne.Von sehnsuchtsvoller HerzensnotLiegt er in weiter Ferne totUnd hat sein Herz in dieses LandDurch seinen Knecht zu dir gesandt.”210Entsetzen traf das holde Weib,Das Herz erkaltet’ ihr im Leib,Die Hände fielen ihr zum Schoss,Das Blut ihr aus dem Munde goss;Zuletzt sprach sie in tiefem Schmerz:215“Ass ich also des Freundes Herz,Der stetig mich geliebt so sehr,So sag’ ich Euch bei meiner Ehr’,Dass keine andre Speise mirVon diesem Tage für und für220Den Mund berührt. Ich folge nachDem Freunde, der nie Treue brach;Ich weiss, ich komme bald ans Ende.”Sie faltete die weissen Hände,Es brach das Herz in ihrem Leib,225Sie sank dahin ein totes Weib.XXVII. LATER MINNESINGERSDuring the 13th century the making of amatory verses in honor of a liege lady became a part of the ordinary fashion of knighthood. In time the ‘nightingales’ could be counted by the hundred. Many of them were very clever metricians, but not many found anything to express that had not been better expressed before. A few of the more noteworthy among Walter’s successors are represented in the following selections, which are taken from Obermann’sDeutscher Minnesang. The most original is Neidhart von Reuental, who eschewed the conventionalhohe Minneand sang lustily of the plebeian maid and the rustic dance.1Reinmar von Zweter: Gebot an den Unendlichen.Gott, Ursprung aller guten Ding’,Gott, alle Weit’ und Breite rings umschliessend wie ein Ring,Gott, aller Höh’ Bedeckung, aller Tiefe endeloser Grund,O sieh aus deiner GöttlichkeitHerab auf deine teuer dir erkaufte Christenheit,Um die dein eingeborener Sohn ward an dem heil’gen Kreuze wund.Er hat sich uns vermählt mit seinem Blute:Die Liebe komm’ uns auch von dir zuguteUm dessen will’n, durch den wir kamenVon Hölle los und Teufelsmacht.Ihm sei mit dir, Herr, Lob gebrachtAls Einem Gotte mit dreifachem Namen.2Reinmar von Zweter: Kurze Lust und langes Leid.Du süsses Weib! Im Herzen meinSieh dich doch um, und find’st du dort noch wen als dich allein,So lass mich nur vergehn und ohne Trost bis an mein Ende leben.Doch herrschest du darin, o dann,Vielsüsses Weib, so nimm in Huld dich meiner mehr auch an.Mehr kann ich nicht: durch meine Augen bist du mir ins Herz gegeben.Ganz bist du, Süsse, mir hineingegangen,Ich hab’ dich oftmals heimlich drin empfangen.Wenn ich so lieb dann an dich dachte,Ein wenig wohler mir geschah;Doch dann sass ich gar traurig da,Und kurze Lust mir langes Leid stets brachte.3Reinmar von Zweter: Der tapfere Hahn.Preis muss ich, Hahn, Euch zugestehn!Ihr seid in Wahrheit tapfer, wie gar oft ich hab’ gesehn,Denn Eure Meisterschaft ist gross bei Euern Fraun, sind’s noch so viel.Nun ist nur Eine mir beschert,Die doch mir alle Freude nimmt und meinen Sinn beschwert,Sie trägt das grössre Messer, und sie zürnt, wenn froh ich werden will.Hätt’ ich so zwei, dann wagt’ ich nie zu lachen,Hätt’ ich so vier, könnt’ nichts mehr froh mich machen,Hätt’ acht ich, würd’ ich nicht mehr leben können,Sie brächten mir den Tod vor Leid.O Hahn, dass Ihr so tüchtig seid,Ist Euer Glück,—Ihr meistert selbst zwölf Hennen.4Ulrich von Lichtenstein: Glück der Hoffnung.In dem Walde süsse TöneSingen kleine Vögelein.Auf der Heide blühen schöneBlumen zu des Maien Schein.5Also blüht auch froh mein Mut,Wenn er denkt an ihre Güte,Die mir reich macht mein Gemüte,Wie der Traum dem Armen tut.Ja, zu ihrer Tugend hege10Diese Hoffnung ich,Dass ich endlich sie bewege,Und sie noch beglücket mich.Dieser Hoffnung bin ich froh.Gebe Gott, dass sich’s vollende,15Sie mir diesen Wahn nicht wende,Der mich jetzt erfreut schon so.Du viel Süsse, Wohlgetane,Frei von Truge, treu und stet,Lasse mich in liebem Wahne,20Wenn es jetzt nicht anders geht,Dass die Freude lange währ’,Ich vor Weinen nicht erwache,Nein, dem Trost entgegenlache,Der von ihrer Huld kommt her.25Lieber Wunsch und froh GedenkenIst die grösste Freude mein.Nichts soll mir den Trost beschränken,Lässt sie mich nur immer seinIhr mit beidem nahe bei30Und vergönnt mir, ihretwegenSüsse Lust daran zu hegen,Wie beglückend sie stets sei.Süsser Mai, auch du alleineTröstest sonst die Welt fürwahr;35Doch du freust selbst im VereineMit der Welt mich kaum ein Haar.Brächtet ihr wohl Freude mirAusser der Viellieben, Guten?Trost will ich von ihr vermuten;40Ich leb’ nur des Trosts von ihr.5Ulrich von Lichtenstein: Treue Liebe.In dem duftigsüssen Maien,Wenn erprangt des Waldes Trieb,Sieht man lieblich auch zu zweien,Was nur irgend hat ein Lieb.5Eins ist mit dem andern froh,Und mit Recht, die Zeit will’s so.Wo ein Lieb zum Lieb sich reihet,Gibt die Liebe frohe Lust,Und mit hohen Freuden maiet10Es fortan in jeder Brust.Liebe will, dass Trauern flieht,Wo man Lieb bei Liebe sieht.Wo zwei Lieb’ einander meinenTreulich sich von Herzensgrund,15Und sich beide so vereinen,Dass nie schwankt ihr Liebesbund:Für ein Leben wonniglichSchenkte Gott die beiden sich.Treue Liebe nennt man Minne:20Eins ist Lieb’ und Minne dann,Dass ich sie in meinem SinneNimmermehr drum scheiden kann.Liebe muss im Herzen meinImmer mir auch Minne sein.25Kann ein treues Herze findenTreue Liebe, treuen Mut,Muss ihm alle Trauer schwinden.Treue Liebe ist so gut,Dass sie stete Freude leiht30Treuem Herzen allezeit.Möcht’ ich treue Liebe finden,Wollt’ ich so getreu ihr sein,Dass ich damit überwindenWollte alle Sorg’ und Pein.35Treue Liebe hab’ ich gern,Ungetreue bleib’ mir fern.6Neidhart von Reuental: Die tanzlustige Junge.“Der Mai, der ist so mächtig,Drum führt er auch so prächtigDen Wald an seinen Händen,Der ist jetzt voll von neuem Laub, der Winter muss sich enden.5Ich freu’ mich an der HeideDer hellen Augenweide,Die uns jetzt aufgegangen;”So sprach ein schmuckes Mägdelein, “die will ich schön empfangen.Lasst, Mutter, ohne Weilen10Mich hin zum Felde eilenUnd dort im Reihen springen.Ich hörte wahrlich lange nicht die Kinder Neues singen.”“Ach nein doch, Tochter, nein doch!Dich hab’ ich ganz allein doch15Genährt an meinen Brüsten;Drum folg’ mir nur und lass dich ja nach Männern nicht gelüsten.”“Den ich Euch will nennen,Den werdet Ihr ja kennen.Zu dem ich voll Verlangen20Jetzt will, ist der von Reuental, ihn will ich jetzt umfangen.Es grünt ja an den Zweigen,Dass berstend fast sich neigenDie Bäume tief zur Erden.Nun wisst nur, liebe Mutter mein, der Knabe muss mir werden!25Mutter, ach schon langeVerlangt er nach mir bange;Soll ich dafür nicht danken?Er sagt, dass ich die schönste sei von Bayern bis nach Franken.”7Neidhart von Reuental: Die tanzlustige Alte.Eine Alte fing zu springenMunter wie ein Zicklein an, sie wollte Blumen bringen.“Tochter, gib mir mein Gewand,Ich muss an des Knappen Hand,Er ist von Reuental genannt.”Trara nuretum, trara nuri runtundeie!“Mutter, bleibt doch nur bei Sinne!Dieser Knappe denkt ja nicht je an treue Minne.”“Tochter, lass mich ohne Not;Ich weiss ja, was er mir entbot,Nach seiner Minne bin ich tot.”Trara nuretum, trara nuri runtundeie!8Neidhart von Reuental: Die zwei Gespielen.Nun ist ganz vergangenDer Winter kalt.Mit Laube steht behangenDer grüne Wald.5WonniglichMit Stimmen, süss und freudiglich,So singen jetzt die Vöglein Lob dem Maien.Gehn auch wir zum Reihen!Allen im Vereine10Kam froher Sinn.Blumen in dem HaineHab’ nun weithinIch gesehn;Aber ich kann nicht gestehn,15Dass mir mein langer Liebesgram verschwinde,Er, mein treu Gesinde.Zwei Gespielen fragten,Wie’s jedem geh’.Stille sie sich klagten20Ihr Herzensweh.Eine sprach:“Trauer, Leid und Ungemach,Das zehret mir am Leib und allen Sinnen,Freud’ ist nicht mehr drinnen.25Es lässt mich im GemüteLeid nicht in Ruh’.Ein Freund voll hoher GüteZwingt mich dazu.Bleibt der Mann30Fern doch, der mir’s angetan,Dass langes Liebesleid sich bei mir mehretUnd mein Herz verzehret.”“Sag’s nur frei von Herzen,Was fehlt denn dir?35Macht dir die Liebe Schmerzen,Dann folge mir:Hab’ Geduld!Ist ein lieber Mann dran schuld,So trag es still im Herzen als dein eigen.40Ich will gern auch schweigen.”“Nun, du wirst ihn kennen,Denn manches MalHört’st du wohl schon nennenDen Reuental.45Sein GesangMein Gemüte ganz bezwang.Der da weiss den Himmel zu verwalten,Mag ihn mir erhalten!”9Tannhäuser: Gute Aussicht.Hört, lohnen will die Herrin mir,Der ich gedienet ohne Wank!Das ist gar schön getan von ihr,Drum sagt ihr alle euern Dank!5Abwenden soll ich nur den Rhein,Dass er nicht mehr bei Koblenz geh’,Dann will sie mir willfährig sein.Und bring’ ich Sand erst aus der See,Da wo zur Ruh’ die Sonne geht,10Erhört sie mich; doch einen Stern,Der grade in der Nähe steht,Den wünscht sie auch von mir recht gern.Doch denkt mein Mut: was sie mir tut,Es soll mich alles dünken gut.15Sie nahm vor mir sich gute Hut, die Reine;Ausser Gott alleineKennt niemand ja die Liebste, die ich meine.Nähm’ ich der Elbe ihren Fall,Sagt sie, so tu’ sie mir noch wohl,20Dazu der Donau ihren Schall.Ei ja, sie ist gar tugendvoll!Den Salamander muss ich ihrErst bringen aus dem Feuer her,Dann lohnet auch die Liebste mir25Und tut dann ganz mir nach Begehr.Kann ich den Regen und den SchneeWegwenden, das versprach sie mir,Dazu den Sommer, samt dem Klee,So wird auch wohl viel Liebes mir.30Doch denkt mein Mut: was sie mir tut,Es soll mich alles dünken gut.Sie nahm vor mir sich gute Hut, die Reine;Ausser Gott alleineKennt niemand ja die Liebste, die ich meine.10Gottfried von Neifen: Die Flachsschwingerin.Ei ja, uns jungen Männern magBei Fraun es leicht mislingen.Es war mal mitten um den Tag,Da hört’ ich eine schwingen:Sie schwang Flachs,Sie schwang Flachs, ja Flachs, ja Flachs.Guten Morgen bot ich ihrUnd sprach: “Gott mög’ Euch ehren!”Die schöne Jungfer dankte mir,Ich wollte ein schon kehren.Sie schwang Flachs,Sie schwang Flachs, ja Flachs, ja Flachs.Da sprach sie: “Weiber gibt’s hier nicht,Ihr seid wohl fehlgegangen.Eh’ Euer Will’ an mir geschicht,Säh’ ich Euch lieber hangen!”Sie schwang Flachs,Sie schwang Flachs, ja Flachs, ja Flachs.11Steinmar: Die hübsche Bäuerin.Sommerzeit, wie froh ich bin,Dass ich nun kann schauenEine hübsche Häuslerin,Krone aller Frauen!5Denn ein Dirnlein, das nach KrauteGeht, die ist es, die als TrauteIch ersah.Ihr zum Dienst nur bin ich da!Schau’ rings um dich!10Wer verstohlen minnt, der hüte sich!War vor mir sie winterlangLeider eingeschlossen,Geht zur Heide jetzt ihr Gang,Wo die Blüten sprossen;15Wo sie Blumen sich zum KranzePflücket, den sie bei dem TanzeTrägt zur Zier.Viel noch kos’ ich da mit ihr.Ja, mich freut die Stunde schon,20Wenn sie geht zum Garten,Und ihr ros’ger Mund zum LohnMich heisst auf sie warten.Fröhlich wird dann mein Gemüte;Dass die Mutter sie nicht hüte25Fernerhin,Vor der ich behutsam bin.Da ich mich nun hüten mussVor der Mutter Tücke,Liebchen, wag’ zum guten Schluss30Bald mit mir dein Glücke!Brich den Trotz, der dich will hüten,Denn ich will’s dir ja vergüten;AllezeitSei dir Leib und Gut geweiht!35Steinmar, hab’ denn frohen Mut!Wird dir noch die Hehre,Die so hübsch ist und so gut,Hast du an ihr Ehre.Denn vom allerbesten Teile40Dessen, was zum ErdenheileDienen kann,Wird dir reich beschert ja dann!Schau’ rings um dich!Wer verhohlen minnt, der hüte sich!XXVIII. POEMS OF THE DIETRICH-SAGAMore than a dozen late-medieval epics, mostly anonymous and not precisely datable, have to do with the exploits of heroes who are the same as those that appear in the Nibelungen Lay or in some way related to them. Some of the poems are written in the Nibelungen meter, or a close approximation to it, others in short rimed couplets, still others in a peculiar stanza of twelve lines. The most of them relate to Dietrich of Bern, the doughtiest and most eminent of all the saga-heroes. Of the selections below No. 3 is given in Simrock’s translation,Das kleine Heldenbuch, 3rd edition, 1874.1From ‘Laurin’: Dietrich and his men encounter the dwarf-king.1

Ich weiss es sicher wie den Tod120Und hab’s erkannt in eigner Not:Wer minnt mit edlem Sinne,Liebt Mären von der Minne.Drum wer nach solchen trägt Begier,Der hat nicht weiter als zu mir.125Ich künd’ ihm süsse SchmerzenVon zweien edlen Herzen,Die Liebe trugen echt und wahr,Ein sehnend junges Menschenpaar,Ein Mann, ein Weib, ein Weib, ein Mann,130Tristan Isold, Isold Tristan.Treu, wie ich las die KundeVon ihrem Liebesbunde,So leg’ ich sie mit willigem SinnAllen edlen Herzen hin,135Dass sie durch Kurzweil dran genesen;Das ist sehr gut für sie zu lesen.Gut? fraget ihr. Ja, innig gut,Macht lieb die Liebe, rein den Mut,Stählt die Treue, ziert das Leben;140Wohl kann’s dem Leben Zierden geben.Denn wo man höret oder liest,Wie Herz sich treu zum Herzen schliesst,Da lernen die GetreuenSich recht der Treue freuen.145Liebe, Treue, steter Mut,Ehre und manch andres GutStehn nirgends so dem Herzen nah,Sind nirgends ihm so lieb wie da,Wo man von Herzeliebe sagt150Und Herzeleid von Liebe klagt.Lieb’ ist selig allezeit,Ein Ringen so voll Seligkeit,Dass ohne ihre LehreNicht Tugend ist noch Ehre.155Da Liebe so das Leben weiht,Da so viel Tugend sie verleiht,Ach, dass nicht alles, was da lebt,Nach rechter Herzensliebe strebt;Dass ich so wenig finde deren,160Die lautres herzliches BegehrenUm Freundes willen mögen leiden,Nur um den armen Schmerz zu meiden,Der bei der Lieb’ zu mancher Stund’Verborgen liegt im Herzensgrund.165Wie litte nicht ein edler MutEinWeh für tausendfaches Gut,Für grosse Freude kleinen Gram?Wem niemals Leid von Liebe kam,Dem kam auch Lust von Liebe nie:170Lust und Leid, wann liessen dieIm Lieben je sich scheiden?Man muss mit diesen beidenLob und Ehre sich erwerbenOder ohne sie verderben.175Von denen diese Märe kündet,Hätten sie nicht treu verbündetUm Herzenswonne sehnend KlagenIn einem Herzen einst getragen,Es war’ ihr Name im Gedicht180So manchem edlen Herzen nichtZum Heil und lieben Trost gekommen.Nun wird noch heute gern vernommenUnd rührt noch immer süss aufs neueIhre innigliche Treue,185Ihr Glück und Jammer, Wonn’ und Not.Und liegen sie auch lange tot,Ihr süsser Name lebt uns doch;Auch soll der Welt zu gute nochLang ihr Tod und ewig leben,190Den Treubegier’gen Treue geben,Den Ehrbegier’gen Ehre.Die ewig neue MäreVon ihrer Treue Lauterkeit,Von ihrer Herzen Lust und Leid,195Ist aller edlen Herzen Brot:So lebt in uns ihr beider Tod.Wer nun begehrt, dass man ihm sageIhr Leben, Sterben, Freud’ und Klage,Der neige Herz und Ohren her:200Er findet alles sein Begehr.

Ich weiss es sicher wie den Tod

Und hab’s erkannt in eigner Not:

Wer minnt mit edlem Sinne,

Liebt Mären von der Minne.

Drum wer nach solchen trägt Begier,

Der hat nicht weiter als zu mir.

Ich künd’ ihm süsse Schmerzen

Von zweien edlen Herzen,

Die Liebe trugen echt und wahr,

Ein sehnend junges Menschenpaar,

Ein Mann, ein Weib, ein Weib, ein Mann,

Tristan Isold, Isold Tristan.

Treu, wie ich las die Kunde

Von ihrem Liebesbunde,

So leg’ ich sie mit willigem Sinn

Allen edlen Herzen hin,

Dass sie durch Kurzweil dran genesen;

Das ist sehr gut für sie zu lesen.

Gut? fraget ihr. Ja, innig gut,

Macht lieb die Liebe, rein den Mut,

Stählt die Treue, ziert das Leben;

Wohl kann’s dem Leben Zierden geben.

Denn wo man höret oder liest,

Wie Herz sich treu zum Herzen schliesst,

Da lernen die Getreuen

Sich recht der Treue freuen.

Liebe, Treue, steter Mut,

Ehre und manch andres Gut

Stehn nirgends so dem Herzen nah,

Sind nirgends ihm so lieb wie da,

Wo man von Herzeliebe sagt

Und Herzeleid von Liebe klagt.

Lieb’ ist selig allezeit,

Ein Ringen so voll Seligkeit,

Dass ohne ihre Lehre

Nicht Tugend ist noch Ehre.

Da Liebe so das Leben weiht,

Da so viel Tugend sie verleiht,

Ach, dass nicht alles, was da lebt,

Nach rechter Herzensliebe strebt;

Dass ich so wenig finde deren,

Die lautres herzliches Begehren

Um Freundes willen mögen leiden,

Nur um den armen Schmerz zu meiden,

Der bei der Lieb’ zu mancher Stund’

Verborgen liegt im Herzensgrund.

Wie litte nicht ein edler Mut

EinWeh für tausendfaches Gut,

Für grosse Freude kleinen Gram?

Wem niemals Leid von Liebe kam,

Dem kam auch Lust von Liebe nie:

Lust und Leid, wann liessen die

Im Lieben je sich scheiden?

Man muss mit diesen beiden

Lob und Ehre sich erwerben

Oder ohne sie verderben.

Von denen diese Märe kündet,

Hätten sie nicht treu verbündet

Um Herzenswonne sehnend Klagen

In einem Herzen einst getragen,

Es war’ ihr Name im Gedicht

So manchem edlen Herzen nicht

Zum Heil und lieben Trost gekommen.

Nun wird noch heute gern vernommen

Und rührt noch immer süss aufs neue

Ihre innigliche Treue,

Ihr Glück und Jammer, Wonn’ und Not.

Und liegen sie auch lange tot,

Ihr süsser Name lebt uns doch;

Auch soll der Welt zu gute noch

Lang ihr Tod und ewig leben,

Den Treubegier’gen Treue geben,

Den Ehrbegier’gen Ehre.

Die ewig neue Märe

Von ihrer Treue Lauterkeit,

Von ihrer Herzen Lust und Leid,

Ist aller edlen Herzen Brot:

So lebt in uns ihr beider Tod.

Wer nun begehrt, dass man ihm sage

Ihr Leben, Sterben, Freud’ und Klage,

Der neige Herz und Ohren her:

Er findet alles sein Begehr.

Doch als die Jungfrau und der Mann,Als nun Isolde und TristanDen Trank getrunken, was geschah?Gleich war der Welt Unruhe da,11715Minne, die Herzensjägerin,Und schlich zu ihren Herzen hin.Sie liess, eh’ beide sich’s versehn,Ihr Siegspanier darüber wehnUnd unterwarf sie mit Gewalt.11720Eins und einig wurden bald,Die zwei gewesen und entzweit.Nun hatten sie nach langem StreitIn raschem Frieden sich gefunden.Der Hass2Isoldens war entschwunden:11725Minne, die Versöhnerin,Die hatte ihrer beider SinnVon Hasse so gereinigt,In Liebe so vereinigt,Dass eins dem andern hell und klar11730Und lauter wie ein Spiegel war.Sie hatten nur ein einz’ges Herz:Isoldens Leid war Tristans Schmerz,Und Tristans Schmerz Isoldens Leid.Sie einten sich für alle Zeit11735In Freude und in LeideUnd hehlten sich’s doch beide.Das tat die Scham, dass sie nichts sagten,Der Zweifel tat’s, dass sie verzagten,Sie an ihm und er an ihr.11740Und riss auch ihre HerzensgierNach Einem Ziel sie blindlings fort,Sie bangten vor dem ersten Wort.Drum blieb in Scheu’ und SorgenIhr Sehnen noch verborgen.11745Als Tristan fühlt der Minne Bann,Da rief er Treu’ und Ehre an,Und diese beiden mahnten ihn,Vor ihrer Lockung zu entfliehn.Nein, dacht’ er fort und fort bei sich,11750Sei standhaft, Tristan, hüte dich!Lass ab und schlag dir’s aus dem Sinn.Doch drängte stets sein Herz dahin.Mit seinem Willen kämpft’ er schwer,Begehrte wider sein Begehr:11755Es zog ihn ab, es zog ihn an.So wand sich der gefang’ne MannUnd suchte, aus den SchlingenSich mühsam loszuringen,Und hielt sich tapfer lange Zeit.11760Es ging dabei ein zwiefach LeidSeinem treuen Herzen nah:Wenn er in ihre Augen sah,Und ihm die süsse MinneVerzehrte Herz und Sinne11765Mit ihrem holden Angesicht,So dacht’ er an der Ehre Pflicht,Und die entriss ihn ihrem Bann.Gleich griff ihn Minne wieder an,Seine Erbekönigin,11770Und trieb ihn wieder zu ihr hin.Bedrängt ihn Ehr’ und Treue schwer,Minne bedrängt ihn doch noch mehr;Sie tat ihm mehr zu leideAls Treu’ und Ehre beide.11775Schaute sein Herz sie lachend an,So blickte weg der treue Mann;Doch sollt’ er sie nicht sehen,Wollt’ ihm das Herz vergehen.Oft, wie Gefang’ne sinnen,11780Oft sann er zu entrinnen,Und dachte: Sieh nach andern,Lass dein Begehren wandernUnd liebe, was sich lieben lässt!Da hielt ihn stets die Schlinge fest.11785Oft prüft’ er sorgsam Herz und Sinn,Als spürt’ er eine Wandlung drin;Doch fand er nur darinneIsolden und die Minne.Nicht anders war es mit Isot.11790Sie kämpfte mit derselben Not,Auch ihr war angst und weh zu Mut.Kaum fühlt sie in der weichen FlutDer zauberischen MinneVersinken ihre Sinne,11795Da—in jähem Schreck und GrausSpähte sie nach Rettung ausUnd wollte schnell auf und davon;Jedoch verloren war sie schonUnd haltlos sank sie nieder.11800Sie sträubte sich dawider,Suchte nach allen EndenMit Füssen und mit HändenUnd wandte sich bald hin, bald her;Doch so versenkte sie nur mehr11805Die Hände und die FüsseTief in die blinde SüsseDes Mannes und der Minne.Wie die gefang’nen SinneSich mochten drehn und regen,11810Auf allen ihren Wegen,Auf jedem Schritt, auf jedem Tritt,Ging Minne, ihre Herrin mit,Und alles, was sie dacht’ und sann,War Minne nur und nur Tristan.11815Doch all das blieb verschwiegen;Entzweit in stetem KriegenWar hier das Herz, die Augen dort,Scham trieb die Augen von ihm fort;Doch Minne bracht’ ihr Herz ihm dar.11820Und diese widerspenst’ge Schar,Scham und Minne, Mann und Magd,Die war teils mutig, teils verzagt:Die Magd begehrte nach dem MannUnd sah ihn nicht mit Augen an;11825Die Scham, die wollte Minne,Doch ward es niemand inne.Was mocht’ es helfen? Scham und MagdKommt leicht zu Falle, wie man sagt;Sie haben gar ein kurzes Leben11830Und können nicht lang widerstreben.Isot auch unterwarf sich bald,Und sieglos weichend der GewaltErgab sie Leib und SinneDem Manne und der Minne.

Doch als die Jungfrau und der Mann,

Als nun Isolde und Tristan

Den Trank getrunken, was geschah?

Gleich war der Welt Unruhe da,

Minne, die Herzensjägerin,

Und schlich zu ihren Herzen hin.

Sie liess, eh’ beide sich’s versehn,

Ihr Siegspanier darüber wehn

Und unterwarf sie mit Gewalt.

Eins und einig wurden bald,

Die zwei gewesen und entzweit.

Nun hatten sie nach langem Streit

In raschem Frieden sich gefunden.

Der Hass2Isoldens war entschwunden:

Minne, die Versöhnerin,

Die hatte ihrer beider Sinn

Von Hasse so gereinigt,

In Liebe so vereinigt,

Dass eins dem andern hell und klar

Und lauter wie ein Spiegel war.

Sie hatten nur ein einz’ges Herz:

Isoldens Leid war Tristans Schmerz,

Und Tristans Schmerz Isoldens Leid.

Sie einten sich für alle Zeit

In Freude und in Leide

Und hehlten sich’s doch beide.

Das tat die Scham, dass sie nichts sagten,

Der Zweifel tat’s, dass sie verzagten,

Sie an ihm und er an ihr.

Und riss auch ihre Herzensgier

Nach Einem Ziel sie blindlings fort,

Sie bangten vor dem ersten Wort.

Drum blieb in Scheu’ und Sorgen

Ihr Sehnen noch verborgen.

Als Tristan fühlt der Minne Bann,

Da rief er Treu’ und Ehre an,

Und diese beiden mahnten ihn,

Vor ihrer Lockung zu entfliehn.

Nein, dacht’ er fort und fort bei sich,

Sei standhaft, Tristan, hüte dich!

Lass ab und schlag dir’s aus dem Sinn.

Doch drängte stets sein Herz dahin.

Mit seinem Willen kämpft’ er schwer,

Begehrte wider sein Begehr:

Es zog ihn ab, es zog ihn an.

So wand sich der gefang’ne Mann

Und suchte, aus den Schlingen

Sich mühsam loszuringen,

Und hielt sich tapfer lange Zeit.

Es ging dabei ein zwiefach Leid

Seinem treuen Herzen nah:

Wenn er in ihre Augen sah,

Und ihm die süsse Minne

Verzehrte Herz und Sinne

Mit ihrem holden Angesicht,

So dacht’ er an der Ehre Pflicht,

Und die entriss ihn ihrem Bann.

Gleich griff ihn Minne wieder an,

Seine Erbekönigin,

Und trieb ihn wieder zu ihr hin.

Bedrängt ihn Ehr’ und Treue schwer,

Minne bedrängt ihn doch noch mehr;

Sie tat ihm mehr zu leide

Als Treu’ und Ehre beide.

Schaute sein Herz sie lachend an,

So blickte weg der treue Mann;

Doch sollt’ er sie nicht sehen,

Wollt’ ihm das Herz vergehen.

Oft, wie Gefang’ne sinnen,

Oft sann er zu entrinnen,

Und dachte: Sieh nach andern,

Lass dein Begehren wandern

Und liebe, was sich lieben lässt!

Da hielt ihn stets die Schlinge fest.

Oft prüft’ er sorgsam Herz und Sinn,

Als spürt’ er eine Wandlung drin;

Doch fand er nur darinne

Isolden und die Minne.

Nicht anders war es mit Isot.

Sie kämpfte mit derselben Not,

Auch ihr war angst und weh zu Mut.

Kaum fühlt sie in der weichen Flut

Der zauberischen Minne

Versinken ihre Sinne,

Da—in jähem Schreck und Graus

Spähte sie nach Rettung aus

Und wollte schnell auf und davon;

Jedoch verloren war sie schon

Und haltlos sank sie nieder.

Sie sträubte sich dawider,

Suchte nach allen Enden

Mit Füssen und mit Händen

Und wandte sich bald hin, bald her;

Doch so versenkte sie nur mehr

Die Hände und die Füsse

Tief in die blinde Süsse

Des Mannes und der Minne.

Wie die gefang’nen Sinne

Sich mochten drehn und regen,

Auf allen ihren Wegen,

Auf jedem Schritt, auf jedem Tritt,

Ging Minne, ihre Herrin mit,

Und alles, was sie dacht’ und sann,

War Minne nur und nur Tristan.

Doch all das blieb verschwiegen;

Entzweit in stetem Kriegen

War hier das Herz, die Augen dort,

Scham trieb die Augen von ihm fort;

Doch Minne bracht’ ihr Herz ihm dar.

Und diese widerspenst’ge Schar,

Scham und Minne, Mann und Magd,

Die war teils mutig, teils verzagt:

Die Magd begehrte nach dem Mann

Und sah ihn nicht mit Augen an;

Die Scham, die wollte Minne,

Doch ward es niemand inne.

Was mocht’ es helfen? Scham und Magd

Kommt leicht zu Falle, wie man sagt;

Sie haben gar ein kurzes Leben

Und können nicht lang widerstreben.

Isot auch unterwarf sich bald,

Und sieglos weichend der Gewalt

Ergab sie Leib und Sinne

Dem Manne und der Minne.

Der König sprach: “Frau Königin,Ich lass’ es dabei gern beruhn.Wollt Ihr uns so Genüge tun,15525Wie’s Eure Rede zugestand,So gebt uns sich’res Unterpfand:Kommt her, gelobt mit Wort und EidZum Gottesurteil Euch bereitMit dem glühenden Eisen,15530Wie wir’s Euch werden weisen.”Die Herrin weigerte sich nicht;Sie schwur, die Probe vor GerichtZu leisten nach sechs Wochen,Wie’s ihr ward zugesprochen,15535In der Stadt zu Karliun.Der Herr entliess die Fürsten nun;Sie kehrten heimwärts insgemein.Isolde aber blieb alleinMit Ängsten und mit Leide,15540Und es bedrückten beideIhr Herz mit gleicher Schwere:Angst um ihre EhreUnd heimlich Leid, nicht minder schwer,Dass ihre Lüge sie nunmehr15545Zur Wahrheit sollte bringen,In diesem heissen RingenWusste sie nicht aus noch ein,Und darum beides, Angst und Pein,Vertraute sie dem gnäd’gen Christ,15550Der hilfreich in den Nöten ist;Der möchte sie entlasten.Ihm mit Gebet und FastenBefahl sie all die Angst und Not,Und eine List erfand Isot:15555Im stillen Herzen hoffte sieGetrost auf Gottes CourtoisieUnd schrieb an Tristan einen Brief,Der ihn nach Karliun berief,Wie er’s auch möglich mache,15560Dass, wenn der Tag erwache,An dem das Schiff dort lande,Er frühe sei am StrandeUnd da im Hafen ihrer warte.Nun, so geschah’s: er kam und harrte15565Im Pilgermantel arm und schlicht;Er hatte sich das AngesichtÜberschminkt und aufgeschwelltUnd Leib und Kleidung ganz entstellt.Als dann Isot und Marke15570Anhielten mit der Barke,Ersah ihn gleich die Herrin dort,Und sie erkannt’ ihn auch sofort.Und als das Schiff zu Strande stiess,Isot den Waller bitten liess,15575Wenn er nicht fürchte zu erlahmen,So möcht’ er doch in Gottes NamenSie tragen von des Schiffes RandHinüber auf das trockne Land;Sie wollte sich in diesen Tagen15580Von keinem Ritter lassen tragen.Da riefen sie den Pilger an:“He, kommet näher, guter Mann,Und tragt die Herrin ans Gestad!”Der Pilger tat, wie man ihn bat:15585Er ging zu seiner Herrin hinUnd trug Isot, die Königin,Auf seinen Armen nach dem Port.Sie raunt ihm zu mit raschem Wort,Dass, was ihm auch draus würde,15590Er unter seiner BürdeMit ihr am nahen ZieleZur Erde niederfiele.So tat er: kaum dass am GestadDer Waller aus dem Wasser trat15595Aufs trockne Land, so strauchelt’ erUnd fiel, als wär’s von ungefähr,Und bracht’ im Fallen es dahin,Dass er der schönen KöniginIm Arme lag an ihrer Seite.15600Da ward ein Aufruhr im Geleite:Sie kamen gleich in HaufenMit Stecken hergelaufen,Um ihm mit blauen MalenDen Trägerlohn zu zahlen.15605“Nein, nein, lasst ab!” so rief Isot,“Denn es geschah ihm nur aus Not.Der Pilger ist so matt und krank,Dass er vor Schwäche niedersank.”Dafür erscholl ihr in der Runde15610Ehr’ und Dank aus jedem Munde.Sie lobten’s im Gemüte,Dass sie mit solcher GüteVerteidigte den armen Wicht.Sie sprach mit lächelndem Gesicht:15615“Welch Wunder wäre nun daran,Wenn dieser fremde PilgersmannMit mir zur Kurzweil wollte scherzen?”So gewann sie alle Herzen,Da sie so milde sich erwiesen,15620Und Frau Isolde ward gepriesenUnd hochgerühmt von manchem Mann.Doch Marke sah das alles anUnd hörte schweigend jedes Wort.Sie aber fuhr zu scherzen fort:15625“Nun weiss ich nicht, was draus entsteht,Dass ich doch, wie ihr selber seht,Von heut an nicht mehr schwören kann,Dass ausser Marke nie ein MannMir in den Arm gekommen,15630Noch einer je genommenSein Lager mir zur Seiten.”So scherzten sie im Reiten,Und war der arme WallerFortan im Munde aller,15635Bis sie zum Stadttor zogen ein.Da waren Pfaffen viel und Lai’n,Barone, Ritterschaft in Menge,Gemeinen Volks ein gross Gedränge,Bischöfe und Prälaten auch,15640Die hielten da nach heil’gem BrauchDas Amt und weihten das Gericht.Gewärtig ihrer strengen PflichtHarrten schon die Weisen;Im Feuer lag das Eisen.15645Die gute Königin Isold,Die hatt’ ihr Silber und ihr GoldUnd was vom Schmuck ihr war zuhanden,Samt ihren Rossen und GewandenDahingeschenkt um Gottes Huld,15650Dass Gott an ihre wahre SchuldZur Stunde nicht gedächteUnd, sie zu Ehren brächte.So war zum Münster sie gekommenUnd hatte Messe da vernommen15655Mit inniglichem Mute.Andächtig sah die GuteZu Gott auf, dem sie sich vertraut.Sie hatte auf der blossen HautEin rauhes härnes Hemd und dann15660Ein wollnes Röcklein drüber an,Das ihr, wenn’s an ihr niederhing,Nicht auf die zarten Knöchel ging.Die Ärmel waren aufgezogenBis nahe an den Ellenbogen,15665Arm’ und Füsse waren bloss.Da rührt ihr Anblick und ihr LosManch Herz und Auge mit Erbarmen;Wie dürftig war das Kleid der Armen,Wie bleich, wie trübe sah sie drein!15670Hiemit kam auch der Heiligenschrein,Darauf den Schwur, sie sollte tun,Und man gebot Isolden nun,Ihre Schuld an diesen SündenVor Gott und vor der Welt zu künden.15675Sie hatte Ehr’ und LebenAn Gottes Huld ergebenUnd bot ihr Herz und ihre HandFurchtsam, wie es um sie stand,Dem Schreine und dem Eide.15680Hand und Herz im LeideBefahl sie Gottes SegenZu hüten und zu pflegen.Doch war auch mancher in der Schar,Der hätte, alles Hochsinns bar,15685Der Königin den Eidschwur gernVorgesagt im Kreis der HerrnIhr zu Schaden und zu Falle.Ihr alter Feind voll Gift und Galle,Des Königs Truchsess Marjodo,15690Versuchte es bald so, bald so,Und trug es ihr zum Schaden an.Doch war auch wieder mancher Mann,Der sich selbst an ihr ehrteUnd ihr’s zu Gute kehrte.15695So stritten sie sich her und hinUm den Eid der Königin;Der war ihr gut, der bös gesinnt,Wie’s immer geht, wo Menschen sind.“Herr König,” fiel die Herrin ein,15700“Was sie auch reden insgemein,Der Eid muss doch vor allenEuch und nur Euch gefallen;Und darum seht nun selber zu,Was ich hier spreche oder tu’.15705Ob ich den Eid Euch sage,So dass er Euch behage.Der wirre Hader schweige still;Vernehmt, was ich Euch schwören will:Dass ausser Euch kein andrer Mann15710Kunde meines Leibs gewann,Und dass wahrhaftig, wenn nicht Ihr,Kein Lebender auf Erden mirIm Arm und an der Seite lagAls der, den ich nicht leugnen mag—15715Was würd’ es mir auch taugen,Da Ihr mit eignen AugenIhn saht in meinem Arme—Der Pilgersmann, der arme:So helfe mir denn, red’ ich wahr,15720Mein Gott und aller Heiligen Schar,So dass ich ohne WeheDas Urteil hier bestehe.Herr, wollt Ihr mehr, gebietet nur,Und ich verbess’re Euch den Schwur15725In jeder Weise, wie Ihr wollt.”“Nein,” sprach der König, “Frau Isold,Soweit ich das erwägen kann,Bedünkt es mich genug hieran.Nun nehmt das Eisen auf die Hand,15730Und wie die Wahrheit Ihr bekannt,So helf’ Euch Gott in dieser Not!”“Amen,” sprach die Frau Isot.Sie griff es an auf Gottes Gnaden—Und trug das Eisen ohne Schaden.15735Da wurde deutlich wohl und klarVor aller Augen offenbar,Dass unsern lieben Herrgott manWie einen Ärmel wenden kann:Er schmiegt sich an und fügt sich glatt,15740Wie man es nur im Sinne hat,So weich, so handsam und bequem,Wie’s artig ist und angenehm,Ist allen Herzen gleich bereitZum Trug wie zur Wahrhaftigkeit,15745Zum Ernste wie zur Spielerei,Wie man’s begehrt, er ist dabei.

Der König sprach: “Frau Königin,

Ich lass’ es dabei gern beruhn.

Wollt Ihr uns so Genüge tun,

Wie’s Eure Rede zugestand,

So gebt uns sich’res Unterpfand:

Kommt her, gelobt mit Wort und Eid

Zum Gottesurteil Euch bereit

Mit dem glühenden Eisen,

Wie wir’s Euch werden weisen.”

Die Herrin weigerte sich nicht;

Sie schwur, die Probe vor Gericht

Zu leisten nach sechs Wochen,

Wie’s ihr ward zugesprochen,

In der Stadt zu Karliun.

Der Herr entliess die Fürsten nun;

Sie kehrten heimwärts insgemein.

Isolde aber blieb allein

Mit Ängsten und mit Leide,

Und es bedrückten beide

Ihr Herz mit gleicher Schwere:

Angst um ihre Ehre

Und heimlich Leid, nicht minder schwer,

Dass ihre Lüge sie nunmehr

Zur Wahrheit sollte bringen,

In diesem heissen Ringen

Wusste sie nicht aus noch ein,

Und darum beides, Angst und Pein,

Vertraute sie dem gnäd’gen Christ,

Der hilfreich in den Nöten ist;

Der möchte sie entlasten.

Ihm mit Gebet und Fasten

Befahl sie all die Angst und Not,

Und eine List erfand Isot:

Im stillen Herzen hoffte sie

Getrost auf Gottes Courtoisie

Und schrieb an Tristan einen Brief,

Der ihn nach Karliun berief,

Wie er’s auch möglich mache,

Dass, wenn der Tag erwache,

An dem das Schiff dort lande,

Er frühe sei am Strande

Und da im Hafen ihrer warte.

Nun, so geschah’s: er kam und harrte

Im Pilgermantel arm und schlicht;

Er hatte sich das Angesicht

Überschminkt und aufgeschwellt

Und Leib und Kleidung ganz entstellt.

Als dann Isot und Marke

Anhielten mit der Barke,

Ersah ihn gleich die Herrin dort,

Und sie erkannt’ ihn auch sofort.

Und als das Schiff zu Strande stiess,

Isot den Waller bitten liess,

Wenn er nicht fürchte zu erlahmen,

So möcht’ er doch in Gottes Namen

Sie tragen von des Schiffes Rand

Hinüber auf das trockne Land;

Sie wollte sich in diesen Tagen

Von keinem Ritter lassen tragen.

Da riefen sie den Pilger an:

“He, kommet näher, guter Mann,

Und tragt die Herrin ans Gestad!”

Der Pilger tat, wie man ihn bat:

Er ging zu seiner Herrin hin

Und trug Isot, die Königin,

Auf seinen Armen nach dem Port.

Sie raunt ihm zu mit raschem Wort,

Dass, was ihm auch draus würde,

Er unter seiner Bürde

Mit ihr am nahen Ziele

Zur Erde niederfiele.

So tat er: kaum dass am Gestad

Der Waller aus dem Wasser trat

Aufs trockne Land, so strauchelt’ er

Und fiel, als wär’s von ungefähr,

Und bracht’ im Fallen es dahin,

Dass er der schönen Königin

Im Arme lag an ihrer Seite.

Da ward ein Aufruhr im Geleite:

Sie kamen gleich in Haufen

Mit Stecken hergelaufen,

Um ihm mit blauen Malen

Den Trägerlohn zu zahlen.

“Nein, nein, lasst ab!” so rief Isot,

“Denn es geschah ihm nur aus Not.

Der Pilger ist so matt und krank,

Dass er vor Schwäche niedersank.”

Dafür erscholl ihr in der Runde

Ehr’ und Dank aus jedem Munde.

Sie lobten’s im Gemüte,

Dass sie mit solcher Güte

Verteidigte den armen Wicht.

Sie sprach mit lächelndem Gesicht:

“Welch Wunder wäre nun daran,

Wenn dieser fremde Pilgersmann

Mit mir zur Kurzweil wollte scherzen?”

So gewann sie alle Herzen,

Da sie so milde sich erwiesen,

Und Frau Isolde ward gepriesen

Und hochgerühmt von manchem Mann.

Doch Marke sah das alles an

Und hörte schweigend jedes Wort.

Sie aber fuhr zu scherzen fort:

“Nun weiss ich nicht, was draus entsteht,

Dass ich doch, wie ihr selber seht,

Von heut an nicht mehr schwören kann,

Dass ausser Marke nie ein Mann

Mir in den Arm gekommen,

Noch einer je genommen

Sein Lager mir zur Seiten.”

So scherzten sie im Reiten,

Und war der arme Waller

Fortan im Munde aller,

Bis sie zum Stadttor zogen ein.

Da waren Pfaffen viel und Lai’n,

Barone, Ritterschaft in Menge,

Gemeinen Volks ein gross Gedränge,

Bischöfe und Prälaten auch,

Die hielten da nach heil’gem Brauch

Das Amt und weihten das Gericht.

Gewärtig ihrer strengen Pflicht

Harrten schon die Weisen;

Im Feuer lag das Eisen.

Die gute Königin Isold,

Die hatt’ ihr Silber und ihr Gold

Und was vom Schmuck ihr war zuhanden,

Samt ihren Rossen und Gewanden

Dahingeschenkt um Gottes Huld,

Dass Gott an ihre wahre Schuld

Zur Stunde nicht gedächte

Und, sie zu Ehren brächte.

So war zum Münster sie gekommen

Und hatte Messe da vernommen

Mit inniglichem Mute.

Andächtig sah die Gute

Zu Gott auf, dem sie sich vertraut.

Sie hatte auf der blossen Haut

Ein rauhes härnes Hemd und dann

Ein wollnes Röcklein drüber an,

Das ihr, wenn’s an ihr niederhing,

Nicht auf die zarten Knöchel ging.

Die Ärmel waren aufgezogen

Bis nahe an den Ellenbogen,

Arm’ und Füsse waren bloss.

Da rührt ihr Anblick und ihr Los

Manch Herz und Auge mit Erbarmen;

Wie dürftig war das Kleid der Armen,

Wie bleich, wie trübe sah sie drein!

Hiemit kam auch der Heiligenschrein,

Darauf den Schwur, sie sollte tun,

Und man gebot Isolden nun,

Ihre Schuld an diesen Sünden

Vor Gott und vor der Welt zu künden.

Sie hatte Ehr’ und Leben

An Gottes Huld ergeben

Und bot ihr Herz und ihre Hand

Furchtsam, wie es um sie stand,

Dem Schreine und dem Eide.

Hand und Herz im Leide

Befahl sie Gottes Segen

Zu hüten und zu pflegen.

Doch war auch mancher in der Schar,

Der hätte, alles Hochsinns bar,

Der Königin den Eidschwur gern

Vorgesagt im Kreis der Herrn

Ihr zu Schaden und zu Falle.

Ihr alter Feind voll Gift und Galle,

Des Königs Truchsess Marjodo,

Versuchte es bald so, bald so,

Und trug es ihr zum Schaden an.

Doch war auch wieder mancher Mann,

Der sich selbst an ihr ehrte

Und ihr’s zu Gute kehrte.

So stritten sie sich her und hin

Um den Eid der Königin;

Der war ihr gut, der bös gesinnt,

Wie’s immer geht, wo Menschen sind.

“Herr König,” fiel die Herrin ein,

“Was sie auch reden insgemein,

Der Eid muss doch vor allen

Euch und nur Euch gefallen;

Und darum seht nun selber zu,

Was ich hier spreche oder tu’.

Ob ich den Eid Euch sage,

So dass er Euch behage.

Der wirre Hader schweige still;

Vernehmt, was ich Euch schwören will:

Dass ausser Euch kein andrer Mann

Kunde meines Leibs gewann,

Und dass wahrhaftig, wenn nicht Ihr,

Kein Lebender auf Erden mir

Im Arm und an der Seite lag

Als der, den ich nicht leugnen mag—

Was würd’ es mir auch taugen,

Da Ihr mit eignen Augen

Ihn saht in meinem Arme—

Der Pilgersmann, der arme:

So helfe mir denn, red’ ich wahr,

Mein Gott und aller Heiligen Schar,

So dass ich ohne Wehe

Das Urteil hier bestehe.

Herr, wollt Ihr mehr, gebietet nur,

Und ich verbess’re Euch den Schwur

In jeder Weise, wie Ihr wollt.”

“Nein,” sprach der König, “Frau Isold,

Soweit ich das erwägen kann,

Bedünkt es mich genug hieran.

Nun nehmt das Eisen auf die Hand,

Und wie die Wahrheit Ihr bekannt,

So helf’ Euch Gott in dieser Not!”

“Amen,” sprach die Frau Isot.

Sie griff es an auf Gottes Gnaden—

Und trug das Eisen ohne Schaden.

Da wurde deutlich wohl und klar

Vor aller Augen offenbar,

Dass unsern lieben Herrgott man

Wie einen Ärmel wenden kann:

Er schmiegt sich an und fügt sich glatt,

Wie man es nur im Sinne hat,

So weich, so handsam und bequem,

Wie’s artig ist und angenehm,

Ist allen Herzen gleich bereit

Zum Trug wie zur Wahrhaftigkeit,

Zum Ernste wie zur Spielerei,

Wie man’s begehrt, er ist dabei.

1.Tristan, a young embodiment of all knightly virtues, has been sent to Ireland to win the hand of the peerless Isold for his old uncle Marke, King of Cornwall. He succeeds in his mission. On the voyage to Cornwall, however, it befalls by accident that he partakes with Isold of a philter prepared by her mother and intended for her and King Marke.2.Tristan had slain Morold, a kinsman of Isold’s, wherefore she had tried, with small success, to ‘hate’ him.3.Having become justly suspicious of his wife’s fidelity, King Marke requires her to prove her innocence by the ordeal of the hot iron. She complies—in a way.

1.Tristan, a young embodiment of all knightly virtues, has been sent to Ireland to win the hand of the peerless Isold for his old uncle Marke, King of Cornwall. He succeeds in his mission. On the voyage to Cornwall, however, it befalls by accident that he partakes with Isold of a philter prepared by her mother and intended for her and King Marke.

2.Tristan had slain Morold, a kinsman of Isold’s, wherefore she had tried, with small success, to ‘hate’ him.

3.Having become justly suspicious of his wife’s fidelity, King Marke requires her to prove her innocence by the ordeal of the hot iron. She complies—in a way.

The most gifted of the romancers after the famous trio. He was born at Würzburg about 1230, wrote some of his earliest poems there, lived afterwards at Basel, then at Strassburg, and died at Basel in 1287. He loved the good old times of knighthood and wrote of them in facile verse whose popularity is attested by several notices. His works are rather numerous. The most important of the longer romances isEngelhart; of the shorter tales,The World’s Reward,Otto with the Beard,Silvester, and theStory of a Heart. This last is given below in condensed form.

Ein Ritter und ein gutes Weib,

Die hatten einmal Seel’ und Leib

So fest verwebt in Minneglut,

Dass beider Leben, beider Mut

War eins geworden ganz und gar.

Was je der Frau zuwider war,

Das war es auch dem Ritter.

Davon zuletzt ward bitter

Ihr Lebensende, leider.

Es war die Minne beider

Nun worden so gewaltig,

Dass sie sehr mannigfaltig

Die Herzen machte schmerzen.

Gross Schmerz ward ihren Herzen

Von süsser Minne kund.

Die hatte sie bis auf den Grund

Mit ihrer Flamm’ entzündet

Und dergestalt ergründet

In heisser Leidenschaft,

Dass Worte machtlos bleiben

Dieselbe zu beschreiben.

Doch konnten sie nun leider nicht

Zusammenkommen, um die Pflicht

Der Minne nach Begehr zu üben.

Denn jenes Weib, gemacht zum Lieben,

Hatt’ einen werten Ehgemal,

Der brachte beiden grosse Qual,

Weil dieser, immer auf der Hut,

Bewachte jenen Ritter gut,

So dass er niemals konnte stillen

An ihr des wunden Herzens Willen,

Das blutete im Busen sein.

Deswegen litt er eine Pein,

Die grausam war und fürchterlich.

Nach ihrem Leibe minniglich

Begann er sich gar sehr zu quälen

Und konnte seine Not verhehlen

Nicht mehr vor ihrem Mann.

Zur Frau begab er sich sodann

Bei günstiger Gelegenheit

Und klagte ihr sein Herzensleid.

Daraus entstand erst lang danach

Für ihn ein schweres Ungemach.

Der Gatte, in verdächt’gem Mut,

Bewachte sie mit strenger Hut

So lange, bis ihm leider klar

An ihrem Tun geworden war,

Dass süsse Minne beider Glück

Umwickelt hielt in ihrem Strick.

Das tat dem guten Herrn leid;

Er dachte bei sich sehr gescheit:

Lass ich mein Weib also gebaren,

Werd’ ich an ihr nun bald erfahren,

Was all mein Glück vergiftet,

Wenn sie mir Schaden stiftet

Mit diesem werten Mann.

Also, wenn ich es fügen kann,

Entrück’ ich sie seinem Begehr:

Über das grosse wilde Meer

Will ich nun mit ihr fahren

Und sie auf solche Art bewahren

Vor ihm, bis er dann ganz von ihr

Wegwendet seines Herzens Gier.

Und bald denkt sie an ihn nicht mehr:

Dem, hört’ ich sagen von je her,

Wird nach und nach sein Lieb zu Leid,

Der lebt beständig lange Zeit

Von ihm getrennt. So steht mein Sinn:

Ich fahre bald mit ihr dahin

Und bleibe in der heil’gen Stadt,

Bis meine Frau vergessen hat

Die Liebe, die sie überkam

Von diesem Ritter lobesam.

Als es dem ward bekannt,

Der nach der Dame war entbrannt,

Beschloss der Liebende bei sich,

Ihr nachzufolgen schleuniglich.

Die strenge Kraft der Minne

Bezwang so seine Sinne,

Dass er ja um das schöne Weib

Hätte willig seinen Leib

In den grimmen Tod gebracht.

Drum wollt’ er, wie er’s ausgedacht,

Nicht lang verziehen mit der Fahrt.

Als nun die Dame inne ward

Der Absicht, die er hegte,

Rief heimlich ihn, so wie sie pflegte,

Zu sich das kaiserliche Weib

Und sagte: “Freund und lieber Leib,

Mein Mann ist auf den Plan gekommen,

Wie du wohl selber hast vernommen,

Mich zu entfernen weit von dir.

Nun, Trautgesell, gehorche mir

In deiner hochholdseligen Art

Und mach’ zunichte diese Fahrt,

Die er ersann zu meinem Weh.

Fahr’ du alleine über See;

Und hat er dann davon vernommen,

Dass du vor ihm dahin gekommen,

So bleibt er hier wohl stehen,

Und jener Argwohn wird vergehen,

Den er auf mich gelenkt.

Wenn er nun bei sich denkt:

‘Wär’ etwas Wahres an der Sünde,

Der ich mein Weib für schuldig finde,

Hätte der Ritter solchermassen

Das Land gewiss niemals verlassen.’

So wird der Argwohn bald entkräftet,

Den er bisher auf mich geheftet;

Auch soll es dir kein Leid bereiten,

Dich aufzuhalten dort im weiten,

Bis das Geschwätz wird einmal stumm,

Das hier zu Lande läuft herum.

Und bringt der süsse reine Christ

Dich wieder heim nach kurzer Frist,

So hast du’s besser künftiglich

Mit deiner Minne, wie auch ich,

Denn das Geplapper von uns zwein

Wird, hoff’ ich, ausgestorben sein.

Gott sei’s geklagt, dass du allhier

Nicht immer bleiben kannst bei mir,

Und ich bei dir, wie ich begehr’.

Nun komm zu mir, mein lieber Herr,

Und steck’ dir dieses Ringlein an:

Dich soll’s erinnern dann und wann,

Wie ich hier weil’ mit schwerem Sinn,

Weil ich von dir geschieden bin.

Jetzt küsse mich nur noch einmal

Und tue, wie ich dir befahl.”

Der werte Ritter trennte sich

Von ihr und ging wehmütiglich

Ans Ufer, wo ein Schiff sich fand,

Und fuhr nach dem gelobten Land.

Doch schwerer wurde mit der Zeit

Des Liebekranken Weh und Leid,

Es drang bis auf der Seele Grund,

Er ward von tiefer Sorge wund

Und klagte öfters von der Pein,

Die wütete im Herzen sein.

So lebt’ er jammervolle Tage

Und trieb so lange seine Klage,

Bis er am Ende kam so weit

In seinem grenzenlosen Leid,

Dass er nicht mehr mochte leben.

Solch elend Los war ihm gegeben,

Dass auch sein Äussres deutlich sprach

Von seinem inneren Ungemach.

Und als der Ritter wusste,

Dass er bald sterben musste,

Sprach er also zu seinem Knecht:

“Mein Trautgesell, vernimm mich recht!

Ich sehe leider wohl,

Dass ich bald sterben soll,

Weil die, die ich so sehr geliebt,

Grausam zu Tode mich getrübt.

Das ist nun meine Lage,

Drum höre, was ich sage:

Wenn meine allerletzte Not

Vorbei ist, und ich liege tot

Durch das holdselige Weib,

So lass aufschneiden meinen Leib

Und nimm mein Herz heraus,

All blutig und von Farbe graus.

Sodann sollst du es salben

Mit Balsam allenthalben;

So bleibt es frisch auf Jahr und Tag.

Und höre, was ich weiter sag’.

Schaff’ dir ein goldnes Büchselein,

Verziert mit edelem Gestein;

Darein mein totes Herze tu’

Lege das Ringlein auch hinzu

Und bring’ es meiner Frauen,

Damit sie möge schauen,

Was ich von ihr erlitten,

Und wie mein Herz verschnitten

Um ihretwillen. Gott beglücke

Meine arme Seel’ und schicke,

Dass die weitentfernte Süsse

Glück und Lebensfreud’ geniesse,

Da ich hier nun liege tot.”

In solcher schweren Herzensnot

Verschied der Ritter. Mit dem Toten

Verfuhr der Knecht, wie ihm geboten:

Er kehrte heim mit heissem Schmerz

Und trug mit sich das tote Herz.

Doch als er durch die Gegend eilte,

Wo jene hohe Frau verweilte,

Kam ihm—es war sehr ungelegen—

Ihr werter Ehgemahl entgegen,

Bedrohte ihn mit scharfem Wort

Und nahm das Herze mit sich fort.

Dem Koche liess er’s überreichen,

Der eine Speise sondergleichen

Für seine Herrin machen sollte.

Der Koch tat, wie der Schlossherr wollte,

Und ganz unwissentlicher Weise

Genoss die Frau die ekle Speise.

Es deucht’ ihr gut, sie ass es gern

Und sprach also zu ihrem Herrn:

“Ist dieses Essen lobesam

Wild gewesen oder zahm?”

Der Herr erwiderte gemessen:

“Du hast des Ritters Herz gegessen,

Der mit so liebevollem Sinne

Stets trachtete nach deiner Minne.

Von sehnsuchtsvoller Herzensnot

Liegt er in weiter Ferne tot

Und hat sein Herz in dieses Land

Durch seinen Knecht zu dir gesandt.”

Entsetzen traf das holde Weib,

Das Herz erkaltet’ ihr im Leib,

Die Hände fielen ihr zum Schoss,

Das Blut ihr aus dem Munde goss;

Zuletzt sprach sie in tiefem Schmerz:

“Ass ich also des Freundes Herz,

Der stetig mich geliebt so sehr,

So sag’ ich Euch bei meiner Ehr’,

Dass keine andre Speise mir

Von diesem Tage für und für

Den Mund berührt. Ich folge nach

Dem Freunde, der nie Treue brach;

Ich weiss, ich komme bald ans Ende.”

Sie faltete die weissen Hände,

Es brach das Herz in ihrem Leib,

Sie sank dahin ein totes Weib.

During the 13th century the making of amatory verses in honor of a liege lady became a part of the ordinary fashion of knighthood. In time the ‘nightingales’ could be counted by the hundred. Many of them were very clever metricians, but not many found anything to express that had not been better expressed before. A few of the more noteworthy among Walter’s successors are represented in the following selections, which are taken from Obermann’sDeutscher Minnesang. The most original is Neidhart von Reuental, who eschewed the conventionalhohe Minneand sang lustily of the plebeian maid and the rustic dance.

Gott, Ursprung aller guten Ding’,

Gott, alle Weit’ und Breite rings umschliessend wie ein Ring,

Gott, aller Höh’ Bedeckung, aller Tiefe endeloser Grund,

O sieh aus deiner Göttlichkeit

Herab auf deine teuer dir erkaufte Christenheit,

Um die dein eingeborener Sohn ward an dem heil’gen Kreuze wund.

Er hat sich uns vermählt mit seinem Blute:

Die Liebe komm’ uns auch von dir zugute

Um dessen will’n, durch den wir kamen

Von Hölle los und Teufelsmacht.

Ihm sei mit dir, Herr, Lob gebracht

Als Einem Gotte mit dreifachem Namen.

Du süsses Weib! Im Herzen mein

Sieh dich doch um, und find’st du dort noch wen als dich allein,

So lass mich nur vergehn und ohne Trost bis an mein Ende leben.

Doch herrschest du darin, o dann,

Vielsüsses Weib, so nimm in Huld dich meiner mehr auch an.

Mehr kann ich nicht: durch meine Augen bist du mir ins Herz gegeben.

Ganz bist du, Süsse, mir hineingegangen,

Ich hab’ dich oftmals heimlich drin empfangen.

Wenn ich so lieb dann an dich dachte,

Ein wenig wohler mir geschah;

Doch dann sass ich gar traurig da,

Und kurze Lust mir langes Leid stets brachte.

Preis muss ich, Hahn, Euch zugestehn!

Ihr seid in Wahrheit tapfer, wie gar oft ich hab’ gesehn,

Denn Eure Meisterschaft ist gross bei Euern Fraun, sind’s noch so viel.

Nun ist nur Eine mir beschert,

Die doch mir alle Freude nimmt und meinen Sinn beschwert,

Sie trägt das grössre Messer, und sie zürnt, wenn froh ich werden will.

Hätt’ ich so zwei, dann wagt’ ich nie zu lachen,

Hätt’ ich so vier, könnt’ nichts mehr froh mich machen,

Hätt’ acht ich, würd’ ich nicht mehr leben können,

Sie brächten mir den Tod vor Leid.

O Hahn, dass Ihr so tüchtig seid,

Ist Euer Glück,—Ihr meistert selbst zwölf Hennen.

In dem Walde süsse Töne

Singen kleine Vögelein.

Auf der Heide blühen schöne

Blumen zu des Maien Schein.

Also blüht auch froh mein Mut,

Wenn er denkt an ihre Güte,

Die mir reich macht mein Gemüte,

Wie der Traum dem Armen tut.

Ja, zu ihrer Tugend hege

Diese Hoffnung ich,

Dass ich endlich sie bewege,

Und sie noch beglücket mich.

Dieser Hoffnung bin ich froh.

Gebe Gott, dass sich’s vollende,

Sie mir diesen Wahn nicht wende,

Der mich jetzt erfreut schon so.

Du viel Süsse, Wohlgetane,

Frei von Truge, treu und stet,

Lasse mich in liebem Wahne,

Wenn es jetzt nicht anders geht,

Dass die Freude lange währ’,

Ich vor Weinen nicht erwache,

Nein, dem Trost entgegenlache,

Der von ihrer Huld kommt her.

Lieber Wunsch und froh Gedenken

Ist die grösste Freude mein.

Nichts soll mir den Trost beschränken,

Lässt sie mich nur immer sein

Ihr mit beidem nahe bei

Und vergönnt mir, ihretwegen

Süsse Lust daran zu hegen,

Wie beglückend sie stets sei.

Süsser Mai, auch du alleine

Tröstest sonst die Welt fürwahr;

Doch du freust selbst im Vereine

Mit der Welt mich kaum ein Haar.

Brächtet ihr wohl Freude mir

Ausser der Viellieben, Guten?

Trost will ich von ihr vermuten;

Ich leb’ nur des Trosts von ihr.

In dem duftigsüssen Maien,

Wenn erprangt des Waldes Trieb,

Sieht man lieblich auch zu zweien,

Was nur irgend hat ein Lieb.

Eins ist mit dem andern froh,

Und mit Recht, die Zeit will’s so.

Wo ein Lieb zum Lieb sich reihet,

Gibt die Liebe frohe Lust,

Und mit hohen Freuden maiet

Es fortan in jeder Brust.

Liebe will, dass Trauern flieht,

Wo man Lieb bei Liebe sieht.

Wo zwei Lieb’ einander meinen

Treulich sich von Herzensgrund,

Und sich beide so vereinen,

Dass nie schwankt ihr Liebesbund:

Für ein Leben wonniglich

Schenkte Gott die beiden sich.

Treue Liebe nennt man Minne:

Eins ist Lieb’ und Minne dann,

Dass ich sie in meinem Sinne

Nimmermehr drum scheiden kann.

Liebe muss im Herzen mein

Immer mir auch Minne sein.

Kann ein treues Herze finden

Treue Liebe, treuen Mut,

Muss ihm alle Trauer schwinden.

Treue Liebe ist so gut,

Dass sie stete Freude leiht

Treuem Herzen allezeit.

Möcht’ ich treue Liebe finden,

Wollt’ ich so getreu ihr sein,

Dass ich damit überwinden

Wollte alle Sorg’ und Pein.

Treue Liebe hab’ ich gern,

Ungetreue bleib’ mir fern.

“Der Mai, der ist so mächtig,

Drum führt er auch so prächtig

Den Wald an seinen Händen,

Der ist jetzt voll von neuem Laub, der Winter muss sich enden.

Ich freu’ mich an der Heide

Der hellen Augenweide,

Die uns jetzt aufgegangen;”

So sprach ein schmuckes Mägdelein, “die will ich schön empfangen.

Lasst, Mutter, ohne Weilen

Mich hin zum Felde eilen

Und dort im Reihen springen.

Ich hörte wahrlich lange nicht die Kinder Neues singen.”

“Ach nein doch, Tochter, nein doch!

Dich hab’ ich ganz allein doch

Genährt an meinen Brüsten;

Drum folg’ mir nur und lass dich ja nach Männern nicht gelüsten.”

“Den ich Euch will nennen,

Den werdet Ihr ja kennen.

Zu dem ich voll Verlangen

Jetzt will, ist der von Reuental, ihn will ich jetzt umfangen.

Es grünt ja an den Zweigen,

Dass berstend fast sich neigen

Die Bäume tief zur Erden.

Nun wisst nur, liebe Mutter mein, der Knabe muss mir werden!

Mutter, ach schon lange

Verlangt er nach mir bange;

Soll ich dafür nicht danken?

Er sagt, dass ich die schönste sei von Bayern bis nach Franken.”

Eine Alte fing zu springen

Munter wie ein Zicklein an, sie wollte Blumen bringen.

“Tochter, gib mir mein Gewand,

Ich muss an des Knappen Hand,

Er ist von Reuental genannt.”

Trara nuretum, trara nuri runtundeie!

“Mutter, bleibt doch nur bei Sinne!

Dieser Knappe denkt ja nicht je an treue Minne.”

“Tochter, lass mich ohne Not;

Ich weiss ja, was er mir entbot,

Nach seiner Minne bin ich tot.”

Trara nuretum, trara nuri runtundeie!

Nun ist ganz vergangen

Der Winter kalt.

Mit Laube steht behangen

Der grüne Wald.

Wonniglich

Mit Stimmen, süss und freudiglich,

So singen jetzt die Vöglein Lob dem Maien.

Gehn auch wir zum Reihen!

Allen im Vereine

Kam froher Sinn.

Blumen in dem Haine

Hab’ nun weithin

Ich gesehn;

Aber ich kann nicht gestehn,

Dass mir mein langer Liebesgram verschwinde,

Er, mein treu Gesinde.

Zwei Gespielen fragten,

Wie’s jedem geh’.

Stille sie sich klagten

Ihr Herzensweh.

Eine sprach:

“Trauer, Leid und Ungemach,

Das zehret mir am Leib und allen Sinnen,

Freud’ ist nicht mehr drinnen.

Es lässt mich im Gemüte

Leid nicht in Ruh’.

Ein Freund voll hoher Güte

Zwingt mich dazu.

Bleibt der Mann

Fern doch, der mir’s angetan,

Dass langes Liebesleid sich bei mir mehret

Und mein Herz verzehret.”

“Sag’s nur frei von Herzen,

Was fehlt denn dir?

Macht dir die Liebe Schmerzen,

Dann folge mir:

Hab’ Geduld!

Ist ein lieber Mann dran schuld,

So trag es still im Herzen als dein eigen.

Ich will gern auch schweigen.”

“Nun, du wirst ihn kennen,

Denn manches Mal

Hört’st du wohl schon nennen

Den Reuental.

Sein Gesang

Mein Gemüte ganz bezwang.

Der da weiss den Himmel zu verwalten,

Mag ihn mir erhalten!”

Hört, lohnen will die Herrin mir,

Der ich gedienet ohne Wank!

Das ist gar schön getan von ihr,

Drum sagt ihr alle euern Dank!

Abwenden soll ich nur den Rhein,

Dass er nicht mehr bei Koblenz geh’,

Dann will sie mir willfährig sein.

Und bring’ ich Sand erst aus der See,

Da wo zur Ruh’ die Sonne geht,

Erhört sie mich; doch einen Stern,

Der grade in der Nähe steht,

Den wünscht sie auch von mir recht gern.

Doch denkt mein Mut: was sie mir tut,

Es soll mich alles dünken gut.

Sie nahm vor mir sich gute Hut, die Reine;

Ausser Gott alleine

Kennt niemand ja die Liebste, die ich meine.

Nähm’ ich der Elbe ihren Fall,

Sagt sie, so tu’ sie mir noch wohl,

Dazu der Donau ihren Schall.

Ei ja, sie ist gar tugendvoll!

Den Salamander muss ich ihr

Erst bringen aus dem Feuer her,

Dann lohnet auch die Liebste mir

Und tut dann ganz mir nach Begehr.

Kann ich den Regen und den Schnee

Wegwenden, das versprach sie mir,

Dazu den Sommer, samt dem Klee,

So wird auch wohl viel Liebes mir.

Doch denkt mein Mut: was sie mir tut,

Es soll mich alles dünken gut.

Sie nahm vor mir sich gute Hut, die Reine;

Ausser Gott alleine

Kennt niemand ja die Liebste, die ich meine.

Ei ja, uns jungen Männern mag

Bei Fraun es leicht mislingen.

Es war mal mitten um den Tag,

Da hört’ ich eine schwingen:

Sie schwang Flachs,

Sie schwang Flachs, ja Flachs, ja Flachs.

Guten Morgen bot ich ihr

Und sprach: “Gott mög’ Euch ehren!”

Die schöne Jungfer dankte mir,

Ich wollte ein schon kehren.

Sie schwang Flachs,

Sie schwang Flachs, ja Flachs, ja Flachs.

Da sprach sie: “Weiber gibt’s hier nicht,

Ihr seid wohl fehlgegangen.

Eh’ Euer Will’ an mir geschicht,

Säh’ ich Euch lieber hangen!”

Sie schwang Flachs,

Sie schwang Flachs, ja Flachs, ja Flachs.

Sommerzeit, wie froh ich bin,

Dass ich nun kann schauen

Eine hübsche Häuslerin,

Krone aller Frauen!

Denn ein Dirnlein, das nach Kraute

Geht, die ist es, die als Traute

Ich ersah.

Ihr zum Dienst nur bin ich da!

Schau’ rings um dich!

Wer verstohlen minnt, der hüte sich!

War vor mir sie winterlang

Leider eingeschlossen,

Geht zur Heide jetzt ihr Gang,

Wo die Blüten sprossen;

Wo sie Blumen sich zum Kranze

Pflücket, den sie bei dem Tanze

Trägt zur Zier.

Viel noch kos’ ich da mit ihr.

Ja, mich freut die Stunde schon,

Wenn sie geht zum Garten,

Und ihr ros’ger Mund zum Lohn

Mich heisst auf sie warten.

Fröhlich wird dann mein Gemüte;

Dass die Mutter sie nicht hüte

Fernerhin,

Vor der ich behutsam bin.

Da ich mich nun hüten muss

Vor der Mutter Tücke,

Liebchen, wag’ zum guten Schluss

Bald mit mir dein Glücke!

Brich den Trotz, der dich will hüten,

Denn ich will’s dir ja vergüten;

Allezeit

Sei dir Leib und Gut geweiht!

Steinmar, hab’ denn frohen Mut!

Wird dir noch die Hehre,

Die so hübsch ist und so gut,

Hast du an ihr Ehre.

Denn vom allerbesten Teile

Dessen, was zum Erdenheile

Dienen kann,

Wird dir reich beschert ja dann!

Schau’ rings um dich!

Wer verhohlen minnt, der hüte sich!

More than a dozen late-medieval epics, mostly anonymous and not precisely datable, have to do with the exploits of heroes who are the same as those that appear in the Nibelungen Lay or in some way related to them. Some of the poems are written in the Nibelungen meter, or a close approximation to it, others in short rimed couplets, still others in a peculiar stanza of twelve lines. The most of them relate to Dietrich of Bern, the doughtiest and most eminent of all the saga-heroes. Of the selections below No. 3 is given in Simrock’s translation,Das kleine Heldenbuch, 3rd edition, 1874.


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