Chapter 9

Sie ritten auf einander losUnd trafen sich mit hartem Stoss,Der eine hoch, der andre klein,Denn Laurin hatte kurze Bein’.5Fehl ging des Herrn Witeges Schuss,Doch traf der Zwerg, ihm zum Verdruss,Und stach ihn nieder in den Klee.Kein Unglück tat ihm je so weh.Laurin, der kühne,10Sprang nieder auf das Grüne;Er wollte nehmen schweres Pfand,Den rechten Fuss, die linke Hand,Und wäre Dietrich nicht gekommen,Er hätte solches Pfand genommen.15Erzürnt sprang Dieterich heran,Und sprach, beschirmend seinen Mann:“He da, du kleiner Wicht,Behellige ihn nicht!Er ist mir zugesellt,20Das wisse ja die Welt,Und mit mir hergekommen.Würd’ ihm solch Pfand genommen,Des hätt’ ich immer Schande,Wenn man es mir im Lande25Nachsagte, mir dem Berner; nichtSo leicht ertrüg’ ich solch Gerücht.”Da sprach Laurin, der kleine Mann:“Was geht mich wohl dein Name an?Die Märe von dem Berner30Will ich nicht hören ferner;Davon hab’ ich genug vernommen.Mich freut, dass du hierher gekommen:Du musst mir geben schweres Pfand,Den rechten Fuss, die linke Hand.35Du sollst mich kennen lernen, traun!Den Garten hast du mir verhaun,Zertreten unter Füssen.Das sollst du mir nun büssen.Ich dünk’ euch wohl nicht gross,40Doch wäre euer TrossDreitausend stark und mehr,Ich schlüg’ das ganze Heer.”Herr Dietrich hatte gnug gehört;Er sah sich um nach seinem Pferd,45Erreichte es in schnellem Lauf,Sprang ohne Stegereif hinauf,Ergriff den Ger mit starker Hand—Da kam sein Meister Hildebrand,Und dieser vielerfahrne Mann50Rief also seinen Herren an:“Mein lieber Dieterich,Sei klug und höre mich!Verwirfst du meine Lehre,Verlierst du wohl die Ehre.55Verkennst du doch den Wicht!Dein Reiten taugt hier nicht.Hättst du die ganze Welt im Bann,Er sticht dich nieder auf den Plan;So verlierst du deine Ehr’60Und darfst dann nimmermehrAls Fürst mit Fürsten gehen.Zu Fusse sollst du ihn bestehen,Steig’ ab vom Rosse auf das Feld;Das rat’ ich dir, du kühner Held.65Und höre einen weitern Rat:Durch Schmiedewerk, wie er es hat,Kommst du dem Zwerg, wie auch es sei,Mit Schneidewaffen niemals bei.Hau’ mit dem Knopf2ihm um die Ohren70Und mache ihn also zum Toren.So trägst du, dir und uns zum Lohn,Mit Gottes Hilf’ den Sieg davon.”Des Meisters Rat war nicht verlorn,Er sprang von seinem Ross in Zorn:75“Laurin, ich widersage dir;Nun, räche deinen Grimm an mir.”“Ja wohl,” so sprach der Kleine,“Das tu’ ich ganz alleine.”Den Schild zu fassen er begann80Und lief den Berner hastig an.Er schlug ihm einen grimmen Schlag,So dass sein Schild auf Erden lag.Des Berners Zorn war gross;Er stürtzte auf das Männlein los85Und schlug auf seinen Schildesrand,So dass er fiel ihm aus der Hand.Herr Dieterich von BernHätt’ ihn betäubet gern;Er rannt’ ihn an und mit dem Knopf90Schlug er ihn grimmig auf den Kopf,Dass weit und breit erklang der TonDes Helmes und der goldnen Kron’.Es schwindelte dem Zwerg sogar,Er wusste nicht, wie’s mit ihm war.95Er griff in seine Tasche kleinUnd holte sich sein Tarnkäpplein,Worin er gleich unsichtbar ward.Jetzt ging’s dem Berner erst recht hart.Der Kleine schlug ihm hier und dort100Furchtbare Wunden fort und fort,So dass dem schwergeprüften MannDass Blut nun durch die Brünne rann.Da sprach der Held von Bern:“Ich schlüge dich ja gern,105Doch weiss ich nicht zur Frist,Wo du zu treffen bist.Wohin bist du gekommen?Wer hat dich mir entnommen?”Der Berner holte aus und schlug110In grimmem Zorn ob dem Betrug;Und ellenweit die Waffe seinBiss in die Felsenwand hinein.All unverletzt der kleine MannLief abermals den Berner an,115Der, hart bedrängt, den StreichenNicht wusste zu entweichen.Er kam in furchtbare Gefahr,Wiewohl er stark und weise warUnd sich aufs Waffenwerk verstand.Da sprach der weise Hildebrand:120“Wirst du von einem Zwerg erschlagen,Kann ich dich nicht so sehr beklagen.Dir könnt’ es bass gelingen,Wollt’ er nur mit dir ringen.125Ergreif’ und halte fest den Butzen,So ist sein Käpplein ohne Nutzen.”Der Berner sprach: “Ja, käm’s zum Ringen,Es könnte mir doch bass gelingen.”Er trug dem Zwerge grimmig Hass.130Als dieser nun bemerkte, wasDer Held von ihm begehrte,Wie bald er’s ihm gewährte!Er schleuderte sein Schwert von sichUnd stürtzte auf Herrn Dieterich.135Kraftvoll ergriff der KleineDes Riesen starke Beine,Und beide fielen in den Klee;Die Schande tat dem Berner weh.Da sprach—er war ja gleich zur Hand—140Der weise Meister Hildebrand:“Dietrich, lieber Herre mein,Zerreiss’ ihm doch das Gürtelein,Davon er hat Zwölfmännerkraft;So magst du werden siegehaft.”145Nun ging es an ein starkes Ringen,Noch wollt’s dem Berner nicht gelingen.Gross war Herrn Dieterichs Bemühn:Man sah’s ihm aus dem Munde sprühn,Wie Feuer aus der Esse tut;150Nicht mehr verträglich war sein Mut.Zuletzt griff er ins Gürtlein zähUnd hob das Zwerglein in die Höh’Mit rasender GebärdeUnd schmiss es auf die Erde.155Ums Gürtlein war es jetzt getan,Dem Laurin war es übel dran;Denn als der Kleine fiel zu Hauf,Griff Hildebrand das Gürtlein auf,Das jenem Riesenkraft verlieh.160Jetzt kam der Zwerg in Not; er schrieUnd heulte, dass der SchallErtönte über Berg und Tal.Demütig rief er Dietrich an:“Warst du je ein guter Mann,165So friste mir das Leben.Ich will mich dir ergeben,Ich will dir werden untertanMit meinem Gut von heute an.”2From the ‘Lay of Ecke’: Ecke’s death and Dietrich’s remorse.3Die Schwerter warfen sie von sichUnd rangen nun gewältiglichAuf freier Stätt’ im Walde.Einander taten sie so weh,5Dass Blut begoss den grünen KleeHinab die Bergeshalde.Gen einen Baum der Berner zwangDen riesenhaften Ecke;Das Blut ihm aus den Wunden drang,10Betäubet ward der Recke.Der Berner drückte ihn aufs GrasMit solcher fürchterlichen Kraft, dass er kaum noch genas.Der mächt’ge Ecke war gefällt,Und auf ihm lag der edle Held,15Herr Dieterich von Berne:“Dein Leben steht in meiner Hand,Gib mir sofort dein Schwert zum Pfand,Du, der du kämpfst so gerne.Tust du es nicht, musst du den Tod20Von meiner Hand erdulden.Drum hilf dir selber aus der NotUnd komme mir zu Hulden.Du wirst geführt an meiner HandGefangen vor die Frauen drei; so werd ich dort bekannt.”25Der Riese sprach, ein Recke wert:“Dir geb’ ich nicht mein gutes Schwert,Du lobenswerter Degen.Drei Königinnen wohlgestaltSchickten mich her in diesen Wald,30Wo ich dir jetzt erlegen.Doch eher als gefangen gehnMit dir nun nach JochgrimmeVor jene Königinnen schön,”Rief er mit lauter Stimme,35“Und deren Spott in Angst und NotAushalten zu Jochgrimme dort, erkür’ ich hier den Tod.”Der lobenswerte Held von BernVernahm des Feigen4Wort nicht gern,Er sprach: “Es reut mich, Ecke.40Kann es also nicht anders sein,Verlierst du bald das Leben dein,Du ausgewählter Recke.Also erweiche deinen SinnIm Namen aller Frauen;45Sonst hast du grossen Ungewinn,Wie du sogleich wirst schauen.Mit wildem Hass blickst du mich an,Und stündst du einmal auf, müsst’ ich den Tod empfahn.”Er riss den Helm ihm zornig ab,50Doch war der Schwertstich, den er gab,Ein nutzloses Beginnen,Denn zähes Gold schirmt’ ihm den Kopf.Er schlug ihn grimmig mit dem Knopf,Das Blut begann zu rinnen55Ihm allenthalben durch das Gold,Es schwanden ihm die Sinne;Der rechte Lohn war ihm gezollt.Er öffnet’ ihm die Brünne,Die herrliche von Golde rot,60Und stach ihn mit dem Schwerte durch; dazu zwang ihn die Not.Als er den Sieg ihm abgewann,Da stand er ob dem kühnen MannUnd sprach die Trauerworte:“Mein Sieg und auch dein junger Tod,65Sie machen mich nun reuerot;Ich muss an jedem OrteErscheinen als der Ehre bar,Das klag’ ich dir dem Feigen.Wohin ich auch im Lande fahr’,70Wird jeder auf mich zeigenMit starker Abscheu im GesichtUnd sagen: Seht den Berner da, der Könige ersticht.Da diese Tat einmal getan,Bleib’ ich nun ohne Lob fortan75Und ohne Fürstenehre.Wohlan denn, Tod, nimm du mich hin,Da ich der Ungetreue bin;Wer gab mir diese Lehre?Dass ich dich, junger Held, erstach,80Es muss mich ewig dauern.Zu Gott klag’ ich mein UngemachMit wehmutsvollem Trauern.Ich kann’s verhehlen vor der Welt,Doch denk’ ich selbst daran, ist all mein Glück vergällt.”3From the ‘Rose-garden,’ Adventure 11: The battle between Dietrich and Siegfried.5Vermessentlich die Helden     zwei scharfe Schwerter zogen,Dass spannenlange Scherben     von ihren Schilden flogen.Um die Späne von den Schilden     weinte manches Weib:“Sollen zwei Fürsten milde     verlieren Leben und Leib,”5Sprachen sie, “der Königin     zu lieb, das ist zu viel!”“Lasst sie fechten,” sprach Kriemhild,     “es ist mir nur ein Spiel.”Da fochten mit einander     die beiden kühnen DegenMit ungefügen Sprüngen,     dazu mit grossen Schlägen.Der Küsse dachte Siegfried,     die er bei Kriemhild empfing;10Da kam zu neuen Kräften     der kühne Jüngling,Man sah ihn mordlich fechten,     das will ich euch sagen.Da begann er im Kreise     Dietrichen umzujagen.Da sprach die schöne Kriemhild:     “Nun schaut, ihr Frauen mein,Das ist der kühne Siegfried,     der Held vom Niederrhein.15Wie treibt er den Berner     umher auf grünem Feld!Noch trägt mein lieber Siegfried     das Lob vor aller Welt.”Siegfried der edle     war ein starker Mann,Jetzt lief er gewaltig     Dietrichen an;Er schlug ihm eine Wunde     durch seinen Eisenhut,20Dass man hernieder rinnen     ihm sah das rote Blut.“Wie hält sich unser Herre?”     frug heimlich Hildebrand.“Er ficht leider übel,”     sprach Wolfhart allzuhand;“Eine tiefe Wunde hat er     durch seinen Eisenhelm,Er ist mit Blut beronnen,     er ficht recht wie ein Schelm.”25“Er ist noch nicht im Zorne,”     sprach da Hildebrand.“Nun ruf’ in den Garten,     du kühner Weigand,Und sag’ ich sei gestorben,     er habe mich erschlagen;6Wenn das ihn nicht erzürnet,     dann mögen wir wohl klagen.”Wolfhart rief in den Garten,     dass weit die Luft erscholl:30“O weh mir meines Leides,     das ist so gross und voll!Hildbrand ist erstorben,     wir müssen ihn begraben.O weh, du Vogt von Berne,     was hast du ihn erschlagen!”“Ist Hildebrand gestorben,”     rief der Held von Bern,“So findet man an Treue     ihm keinen gleich von fern.35Nun hüte deines Lebens,     Siegfried, kühner Mann,Es ist mein Scherz gewesen,     was ich noch stritt bis heran.Wehr’ dich aus allen Kräften,     es tut dir wahrlich not.Uns beide scheidet niemand     als des einen Tod.Ich hab’ um deinetwillen     verloren einen Mann,40Den ich bis an mein Ende     nimmer verwinden kann.”Wie ein Haus, das dampfet,     wenn man es zündet an,So musste Dietrich rauchen,     der zornige Mann.Eine rote Flamme sah man     gehen aus seinem Mund.Siegfried’s Horn erweichte;     da ward ihm Dietrich erst kund.45Er brannte wie ein Drache,     Siegfrieden ward so heiss,Dass ihm vom Leibe nieder     durch die Ringe floss der Schweiss.Den edeln Vogt von Berne     ergriff sein grimmer Zorn:Er schlug dem kühnen Siegfried     durch Harnisch und durch Horn,Dass ihm das Blut, das rote,     herabsprang in den Sand;50Siegfried musste weichen,     wie kühn er eben stand.Er hatt’ ihn hin getrieben,     jetzt trieb ihn Dietrich her;Das sah die schöne Kriemhild,     die begann zu trauern sehr.Der Berner schnitt die Ringe,     als wär’ es faules Stroh;Zum erstenmal im Leben     sah man, dass Siegfried floh.55Da jagt’ ihn durch die Rosen     der Berner unverzagt;Nun säumte sich nicht länger     die kaiserliche Magd.Sie sprang von ihrem Sitze,     ein Kleid sie von sich schwang,Kriemhild in grosser Eile     hin durch die Rosen drang.Da rief mit lauter Stimme     die Königstochter hehr:60“Nun lasst von Eurem Streite,     Dietrich, ich fleh’ Euch sehr.Steht ab um meinetwillen,     und lasst das Kämpfen sein;Euch ist der Sieg geworden     zu Worms an dem Rhein.”Da tat der Vogt von Berne,     als hätt’ er’s nicht gehört,Er schlug mit seinem Schwerte,     schier hätt’ er ihn betört.65Er hörte nichts von allem,     was die Königstochter sprach,Bis er dem kühnen Siegfried     vollends den Helm zerbrach.Wie viel man der Stühle     zwischen die Streiter warf,Die zerhieb der Berner     mit seinem Schwert so scharf.Da warf sie ihren Schleier     über den kühnen Degen;70So dachte sie dem Gatten     zu fristen Leib und Leben.Da sprach die Königstochter:     “Bist du ein Biedermann,So lass ihn des geniessen,     dass er meine Huld gewann.”Da sprach der Held von Berne:     “Die Rede lasset sein;Wessen Ihr mich bittet,     zu allem sag’ ich nein.75Euch Ritter und euch Frauen,     ich bring’ euch all’ in Not;Ihr müsst vor mir ersterben,     da Hildebrand ist tot.”Alles, was im Garten war,     wollt’ er erschlagen,Dietrich in seinem Zorne,     wie wir hören sagen.Hildebrand der alte     tat als ein Biedermann,80Er sprang in den Garten     und rief seinen Herren an.Er sprach: “Lieber Herre,     lasst ab von Eurem Zorn;Ihr habt den Sieg gewonnen,     nun bin ich neu geborn.”Dietrich der kühne     sah Hildebranden an,Da erweicht’ ihm sein Gemüte,     da er stehen sah den Mann.85Der Berner liess sein Toben,     er küsst’ ihn auf den Mund;“Gott will ich heute loben,     dass du noch bist gesund;Sonst hätte nicht verfangen     ihr Flehen insgemein;Um Siegfried war’s ergangen:     das schuf das Sterben dein.Nun lass’ ich von dem Harme,     da Hildbrand ist gesund.”90Da schlug die Königstochter     sich selber auf den Mund.Da sprach Frau Kriemhild:     “Ihr seid ein biedrer Mann,Dem man seinesgleichen     in der Welt nicht finden kann.”Auf setzte sie dem Berner     ein Rosenkränzelein,Ein Halsen und ein Küssen     gab ihm das Mägdelein.95Sie sprachen einhellig:     “Das mag man Euch gestehn,Es ward in allen Reichen     kein Mann wie Ihr gesehn.”Siegfried dem kühnen     man zu Hilfe kam,Sie führten ins Gestühle     den Degen lobesam.Man zog ihm ab den Harnisch,     dem kühnen Weigand;100Da verbanden ihm die Wunden     die Frauen allzuhand.1.The locus is the mountains of Tirol. Laurin, the diminutive dwarf-king, has a rose-garden the trespasser upon which must lose a hand and foot. The arrogant Witege, Dietrich’s man, wantonly tramples down the roses; whereupon Laurin assails him, in knightly fashion, on horseback.2.The ‘pommel’ of his sword.3.Ecke is aredoutableyoung giant whose conceit leads him to seek an encounter with Dietrich of Bern. Three queens promise him the choice among them if he brings the famous man to them, so that they can see him. At first Dietrich refuses to fight, but Ecke finally goads him to it with insults. After a fierce battle Ecke is killed.4.In the archaic sense of ‘mortally wounded,’ ‘doomed to death.’5.Kriemhild has at Worms a rose-garden which is guarded by twelve famous champions. She challenges Dietrich and his Amelungs to invade her garden if they dare, promising to each victor a kiss and a wreath. Eleven duels, in which Kriemhild’s man is either slain or barely holds his own, precede the encounter between the two invincibles.6.In the preceding adventure we hear that Dietrich was at first unwilling to face Siegfried on account of his horny skin, his magic sword and his impenetrable armor. To provoke his master’s wrath—Dietrich can only fight when enraged—the faithful Hildebrand takes him aside and calls him a coward; whereat Dietrich knocks him down—to the old man’s private satisfaction.XXIX. MEYER HELMBRECHTA metrical novelette written about 1250 by a man who calls himself Wernher the Gardner. The locus of the story, which is interesting as a picture of the times, is the region about the junction of the Inn and the Salzach. Its hero is a depraved young peasant, who gets the idea that the life of a robber knight would be preferable to hard work upon his father’s farm. So he dresses himself in fine clothes to ape the gentry, becomes a robber and commits all manner of outrages until one day he is caught and hanged by a party of his victims. In the course of his career he revisits his former home and compares notes with his father. The selection is from Bötticher’s translation in Part II of Bötticher and Kinzel’sDenkmäler.Lines 844-986: The old knighthood and the new.Als sie in Freuden assen,845Da konnt’s nicht länger lassenDer Vater, ihn zu fragenNach höfischem Betragen,Wie er’s bei Hof gelernt jetzund.“Mein Sohn, die Sitten tu mir kund,850So bin ich auch dazu bereit,Zu sagen, wie vor langer ZeitIn meinen jungen JahrenDie Leut’ ich sah gebaren.”“Ach Vater, das erzähle jetzt,855Ich geb’ auch Antwort dir zuletztAuf alle deine FragenNach höfischem Betragen.”“Vor Zeiten, da ich Knecht noch warBei meinem Vater manches Jahr,860—Den du Grossvater hast genannt—Hat der mich oft zu Hof gesandtMit Käse und mit Eiern,Wie’s heut noch Brauch bei Meiern.Da hab’ die Ritter ich betrachtet865Und alles ganz genau beachtet.Sie waren edel, kühn und treu,Von Trug und niederm Sinne frei,Wie’s leider heut nicht oft zu schaunBei Rittern und bei Edelfraun.870Die Ritter wussten manches Spiel,Das edlen Frauen wohlgefiel.Eins wurde Buhurdier’n1genannt,Das tat ein Hofmann mir bekannt,Als ich ihn nach dem Namen fragte875Des Spiels, das da so wohl behagte.Sie rasten dort umher wie toll—Drob war man ganz des Lobes voll,—Die einen hin, die andern her.Jetzt sprengte dieser an und der,880Als wollt’ er jenen niederstossen.Bei meinen DorfgenossenIst selten solcherlei geschehn,Wie dort bei Hof ich’s hab’ gesehn.Als sie vollendet nun das Reiten,885Da sah ich sie im Tanze schreitenMit hochgemutem Singen;Das lässt Kurzweil gelingen;Bald kam ein muntrer Spielmann auch,Der hub zu geigen an, wie’s Brauch.890Da standen auf die Frauen,Holdselig anzuschauen.Die Ritter traten jetzt heranUnd fassten bei der Hand sie an;Da war nun eitel Wonne gar895Bei Frauen und der RitterscharOb süsser Augenweide.Die Junker und die Maide,Sie tanzten fröhlich allzugleichUnd fragten nicht, ob arm, ob reich.900Als auch der Tanz zu Ende war,Trat einer aus der edlen ScharUnd las von einem, Ernst2genannt;Und was von Kurzweil allerhandAm liebsten jeder mochte treiben,905Das fand er dort: Nach ScheibenMit Pfeil und Bogen schoss man viel;Die andern trieben andres Spiel,Sie freuten sich am Jagen.O weh, in unsern Tagen910Wär’ nun der Beste, das ist wahr,Wer dort der Allerschlecht’ste war.Da wusst’ ich wohl, was Ehr’ erwarb,Eh’ leid’ge Falschheit es verdarb.Die falschen, losen Gesellen,915Die boshaft sich verstellen,Nicht Recht und Sitte kennen,—Niemand wollt’s ihnen gönnen,Zu essen von des Hofes Speise.Heut ist bei Hofe weise,920Wer schlemmen und betrügen kann;Der ist bei Hof der rechte MannUnd hat an Geld und Gut und Ehr’Ach, leider immer noch viel mehrAls einer, der rechtschaffen lebt925Und fromm sich Gottes Huld erstrebt.So viel weiss ich von alter Sitte;Nun, Sohn, tu mir die Ehr’, ich bitte,Erzähle von der neuen nun.”“Das, Vater, will ich treulich tun.930Jetzt heisst’s bei Hof nur: Immer drauf,Trink, Bruder, trink, und sauf und sauf!Trink dies, so sauf’ ich das: juchhe!Wie könnt’ uns wohler werden je?Nun höre, was ich sagen will:935Einst fand man edle Ritter vielBei schönen, werten Frauen.Heut kann man sie nur schauen,Wo unerschöpflich fliesst der Wein.Und nichts macht ihnen Müh’ und Pein940Vom Abend bis zum Morgen,Als nur das eine Sorgen,Wenn nun der Wein zur Neige geht,Ob sie der Wirt auch wohl berätUnd neuen schafft von gleicher Güte.945Da suchen Kraft sie dem Gemüte.Ihr Minnesang heisst ungefähr:Reich, Schenkin, schnell den Becher her!Komm, süsses Mädchen, füll’ den Krug,‘s gibt Narr’n und Affen noch genug.950Die, statt zu trinken, ihren LeibElend verhärmen um ein Weib.Wer lügen kann, der ist ein Held,Betrug ist, was bei Hof gefällt,Und wer nur brav verleumden kann,955Der gilt als rechter höf’scher Mann.Der Tüchtigste ist allerorten,Wer schimpft mit den gemeinsten Worten.Wer so altmodisch lebt wie ihr,Der wird bei uns, das glaubet mir,960In Acht und schweren Bann getan.Und jedes Weib und jeder MannLiebt ihn nicht mehr noch minderAls Henkersknecht und Schinder.Und Acht und Bann ist Kinderspott.”3965Der Alte sprach: “Erbarm’ sich Gott!Ihm klag’ ich täglich neu das Leid,Dass sich das Unrecht macht so breit.Dahin ist der Turniere Pracht,Dafür hat Neues man erdacht.970Einst rief man kampfesfreudig so:Frisch auf, Herr Ritter, frisch und froh!Jetzt aber schallt’s an allen Tagen:Hussa, Herr Ritter, auf zum Jagen,Stich hier und schlag’ zu Tode den,975Und blende, wer zu gut kann sehn.Dem dort hau’ frisch nur ab das Bein,Den lass der Hände ledig sein.Lass den am nächsten Baume hangen,Doch jenen Reichen nimm gefangen,980Er zahlt uns gerne hundert Pfund.”“Mir sind die Sitten alle kund,Mein Vater, und ich könnte ebenVon diesem neuen Brauch und LebenNoch viel erzählen, doch heut nicht mehr;985Ich ritt den ganzen Tag umher,Und mich verlangt nach Ruhe nun.”Lines 1700-1790: Helmbrecht’s sad end.1700Wohin er kam bei seinem Wandern,Da zeigt’ ein Bauer ihn dem andernUnd schrie ihn an und seinen Knecht:“Haha!Du dieb’scher Schuft, Helmbrecht,Wärst du ein Bauer noch wie ich,1705Man führte nicht als Blinden4dich.”Ein Jahr lang litt er solche Not,Bis durch den Strang er fand den Tod.Ich sag’ euch nun, wie das geschah.Ein Bauer ihn von weitem sah,1710Als eines Tags er durch den WaldHinstrich um seinen Unterhalt.Der Bauer spaltete mit andernSich Holz; da sah er Helmbrecht wandern,Der eine Kuh ihm einst genommen,1715Die sieben Bänder5schon bekommen.Gleich sprach er zu den lieben Freunden,Dass sie zur Rachetat sich einten.“Wahrhaftig,” fiel gleich einer ein,“In Stücke reiss’ ich ihn so klein,1720Wie Stäubchen in dem Sonnenlicht,Nimmt ihn vorweg ein andrer nicht.Denn mir und meinem WeibeZog er hinweg vom LeibeDas letzte Kleid, das unser war;1725Drum ist er mein mit Haut und Haar.”Ein dritter, der dabei stand sagte:“Und wenn er aus sich drei auch machte,Ich wollt’ ihn töten doch allein.Der Schuft schlug Schloss und Türen ein1730Und nahm aus Küch’ und Keller frechMir auch den letzten Vorrat weg.”Dem vierten, der das Holz zerhieb,Vor Wut kaum noch die Sprache blieb:“Ich reisse gleich den Kopf ihm ab1735Und denke, dass ich Ursach’ hab’.Mein Kind in einen Sack er stiess,Dieweil’s noch schlummerte so süss.Mitsamt den Betten stopft’ er’s ein,In dunkler Nacht blieb ich allein.1740Und als es schrie vor Schmerz und Weh,Da schleudert’ er’s in kalten Schnee.Da wär’ es elend umgekommen,Hätt’ ich’s nicht schnell ins Haus genommen.”Der fünfte sprach: “Ja, meiner Treu,’1745Wie ich mich seines Hierseins freu’!Wie soll mein Herz sich heute weidenAn seinen Qualen, seinen Leiden!Er tat Gewalt an meinem Kind;Und wär’ er dreimal noch so blind,1750Ich hängt’ ihn an den nächsten Baum.Ich selber rettete mich kaumAus seinen Händen, nackt und bloss.Ja, wär’ er wie ein Haus so gross,Es wird an ihm noch heut gerochen,1755Nun er sich hierher hat verkrochenIn diesen tiefen, dichten Wald.”“Nur näher, kommt doch näher bald!”So riefen sie, und bald ergossSich auf Helmbrecht der ganze Tross.1760Indes die Schläge auf ihn sausten,Hohnworte ihm im Ohre brausten:“Helmbrecht, die Haube6nimm in Acht!”Was Henkershand noch nicht vollbrachtAn diesem Werk voll Schmuck und Zier,1765Das war gar bald getan allhier.Ein grauses Bild: auch nicht ein Stück,Breit wie ein Pfennig, blieb zurück.Die Sittiche und Lerchen schön,Wie lebende fast anzusehn,1770Die Sperber und die Turteltauben,Und was genäht sonst auf die Hauben,Das lag zerstreut nun allerorten.Hier trieben Lockenbüschel, dortenDas Seidenzeug und blondes Haar.1775Wär’ sonst keins meiner Worte wahr,Ihr könntet mir doch glauben,Was ich erzähle von der Hauben.Wie jämmerlich sie ward zerrissen!Wollt ihr von einem Kahlkopf wissen?1780Kein kahlerer ward je gesehn.Sein Lockenhaar, so blond und schön,Das lag verachtet und zerstreutRings auf der Erde weit und breit.Das kümmerte die Bauern nicht,1785Sie liessen noch den armen WichtDie Beichte sprechen; gleich zur StundSchob einer Helmbrecht in den MundEin Bröckchen Erd’7zu Schutz und HutVor Höllenfeuers heisser Glut.1790Dann hängten sie ihn an den Baum.1.A sham battle between two troops of mounted knights.2.That is, Duke Ernst; see above, No. xvii.3.That is: We pay no attention to the decrees of the courts.4.Helmbrecht has had his eyes put out by a magistrate.5.Of the ‘bands’ or ‘rings’ on the cow’s horns. She was seven years old.6.At the beginning of the poem Helmbrecht’s elaborately embroidered hood is described at length.7.This is not to be understood as a mockery of religion. A dying person might be shrived by a layman if no priest was at hand, a bit of earth or grass being substituted for the holy host.XXX. THOMASIN OF ZIRCLAEREA North-Italian cleric—Zirclaere was a village in the old duchy of Friuli—who wrote a rimed treatise on manners, morals, education, etc. He wrote first inWälsch,i.e.Italian, or more probably French, and then in German. His German title,Der wälsche Gast, was a bid for the hospitable reception of the foreigner’s book in Germany. And it was well received, there being evidence that it was widely read for two centuries. The poem consists of 14,752 verses in ten books and was written in 1215. There is no poetry in it, but it is interesting as a specimen of medieval didacticism.From the ‘French Guest,’ Book 3: Life’s compensations; riches and poverty.Der Bauer möchte werden Knecht,Dünkt ihm einmal das Leben schlecht;Der Knecht, der wäre gern ein Bauer,Dünkt ihm einmal das Leben sauer.5Der Pfaffe möchte Ritter wesen,Langweilt es ihm, sein Buch zu lesen;Sehr gern der Ritter Pfaffe wär’,Wenn er den Sattel räumt dem Speer.Der Kaufmann, kommt er in die Not,10Sagt: “Weh und ach, o wär’ ich tot!Mir ist ein elend Los gegeben.Der Werkmann hat ein gutes Leben;Er bleibt zu Hause, sel’ger Mann,Da ich, der ich nicht werken kann,15Muss fahren immer hin und herUnd leiden Mühsal hart und schwer.”Der Werkmann sagt: “Wie wonniglichLebt doch der Kaufmann! Während ichMich nachts mit harter Arbeit plag’,20Schläft ja der Kaufmann, wenn er mag.”Was diesem lieb, ist jenem leid;Das macht die Unbeständigkeit.Wollte ziehen der Hund am Wagen,Und der Ochse Hasen jagen,25Es deuchte uns doch wunderlich.Noch schlimmer aber reimt es sich,Bei diesem oder jenem LeidenDen Stand des andern zu beneiden,Der Knecht den Bauer und umgekehrt;30Das ist ja beiderseits verkehrt.Wird Pfaffe Ritter, Ritter Pfaffe,So handelt jeder wie der Affe,Der, sorglos ob es ihm sei recht,Ein jedes Amt bekleiden möcht’.35Die Sach’ ist trüglich ganz und gar;Ich sage euch, und es ist wahr:Das seine würde keiner geben,Kannt’ er nur des andern Leben.Des Armen Mühen und des Reichen,40Die beiden sich vollständig gleichen.Wer hat Verstand, der deutlich sieht,Dass Armut nicht den kürzern zieht.Dem Armen weh die Armut tut,Der Reiche quält sich um sein Gut.45Ist man mir schuldig, tut’s mir leid,Dass keine Barschaft steht bereit;Bin ich der Schuldige, leid’ ich Qualen,Weil ich nichts habe zu bezahlen.Man sieht ja, zwischen arm und reich50Ist alles abgewogen gleich.Der arme Mann sehnt sich nach Gut,Der reiche Mann bedarf der Hut.Gut wünschen ist des Armen Plage,Und wer es hat, kommt in die Lage,55Dass er um Hilfe bitten muss;Auf gleicher Stufe geht ihr Fuss.Der Arme plagt sich nach dem Gute,Dem Reichen ist es schlecht zu Mute,Weil er noch ungesättigt bleibt;60Besitz die Sorgen nie vertreibt.Wer hat genug und mehr noch will,Dem hilft sein Gut genau so viel,Als Rauch den Augen nützlich ist;Das ist nun wahr zu jeder Frist.65Der ist sehr arm bei grossem Gut,Der mehr begehrt in seinem Mut.Der hat an kleinen Dingen viel,Der hat genug und nichts mehr will.Hat jemand einen reichen Mut,70Er ist nicht arm bei kleinem Gut.Wem nicht genüget, was er hat,Für dessen Armut ist kein Rat:Des bösen Mannes kargem MutGenügt ja nicht das grösste Gut.75Der Geiz’ge hätte stets die Fülle,Wäre nur nicht sein böser Wille.Wer nicht mit wenigem kann leben,Muss seinen Leib zu eigen geben.Der brave Mann weiss stets Bescheid80In Reichtum und in Dürftigkeit.Wir wenden mehr der Müh’ und ListAn das, was uns nicht nötig ist,Als an das Nötige sogar:Ist doch die Art sehr wunderbar.85Man lässt zu Hause Kind und WeibUnd plagt mit Arbeit seinen Leib,Und der Gewinn ist manchmal klein;Es würd’ also viel besser sein,Wenn man mit nur geringer Müh’90Nach Tugend würbe; so gedieh’Uns Reichtum und ein grosses Gut(Ich meine in dem reichen Mut).Man gibt sehr oft den eignen Leib,Freiheit, Seele, Kind und Weib95Um weniges, und wenn zur Stund’Wir’s kaufen sollten für ein Pfund,Wir liessen es ganz unberührt.Der tör’chte Mensch zu Markte führtSein eignes Selbst und weiss nicht wie,100Um lauter Sorge, Reu’ und Müh’,Mit seinem Selbst kauft er was ein,Und meint, das Ding nun wäre sein;Doch mit der Zeit wird er belehrt,Dass er vielmehr dem Ding gehört.105Er wäre sein, wär’ nicht sein Gut;Dermassen hat er seinen Mut,Und seinen Sinn dem Gut gegebenUnd muss als ein Leibeigner leben.Der, der verkauft den freien Mut,110Erhält niemals ein gleiches Gut.Wem sein Reichtum läufet vor,Der folget nach ihm wie ein Tor.Wer mit dem Gute unrecht tut,Der unterwirft ihm seinen Mut,115Und wer es nicht beherrschen kann,Der ist des Pfennigs Dienstemann.Jetzt von der Unbeständigkeit:Von grosser Lieb’ kommt grosses Leid.Was man erwirbt mit grosser Not,120Man lässt es doch zurück im Tod.Der Reichtum macht niemand gesund,Der ruft ihn in der Krankheit Stund’.Wer da ihn liebt mit grossem Neid,Verlässt ihn auch mit grossem Leid;125Und wie er sich mag wenden,Es muss mit ihm doch enden.Und Leid von Lieb’ entstehen mag,Sogar auch vor dem Todestag:Feind, Feuer, Spiel und Tod und Diebe,130Die können machen Leid aus Liebe.Drum mein’ ich, dass der Reiche tutDas beste, wenn er gibt sein GutUm ein viel besseres, das heisst,Um Gottes Huld, die allermeist135Einträglich ist und ihm gewährtDen Reichtum, der sich ewig mehrt,Den kauft des Armen reiner Mut;Drum haben sie ein gleiches Gut.Der Arme kommt zu seinem Ziel140Geschwinder, wenn er es nur will.Der Reiche fährt in seiner Würde,Der Arme mit geringer BürdeUnd ohne Sorge, wie’s ihm passt;Der Reiche mit des Reichtums Last,145Dazu mit Angst und argem Wahn.Hört er nur etwas, hält er an.Rührt sich irgendwo ’ne Maus,Er meint, es wäre in sein HausEin Dieb gekommen, und schreit “Diebe!”150Das macht doch nur des Geldes Liebe.Indessen dringt der Arme vorDem Reichen zu des Herren Tor.Wer stets behalten will sein Gut,Der geb’ es in des Armen Hut;155Denn dieser bringt es an den Ort,Wo es ihm bleibt als ew’ger Hort.Wer seine Kammer hier will machen,Er mag sie, wie er will, bewachen,Verliert den Schatz, das Wort ist wahr,160So hier wie dort auf immerdar.Der Karge bleibt ein Nimmersatt:Solch Wesen auch die Hölle hat;Drum sollten beide, meine ichZusammenhalten ewiglich.165Wer sich erweist der Hölle gleich,Gehört nicht hin in Gottes Reich.XXXI. DER STRICKERThe assumed name of a thirteenth century writer whose real name is unknown.Der Strickerprobably means ‘the composer,’ ‘the poet.’ He wrote a long epic,Karl the Great, an Arthurian romance,Daniel of the Blooming Vale, and several short tales of which the best isPfaffe Ameis. The hero is a peripatetic rogue and practical joker who plays tricks on people and makes much money. The selection is from the translation by Karl Pannier in the Reclam library.From ‘Pfaffe Ameis’, lines 805 ff: Ameis as doctor.805Als nun Ameis durch diesen SchlichGar vieles Gut erworben sichDort an dem Hof zu Karolingen,1Ritt er hin nach LotharingenUnd fragete da unverwandt,810Bis er des Landes Herzog fand.Dem meldete er eine Märe,Dass nach dem Herrgott keiner wäre,Der besser heilen könnt’ als er.“So hat Euch Gott gesendet her,”815Hat da das Wort der Herzog nommen;“So bin ich froh, dass Ihr gekommen.Ich hab’ Verwandt’ und Dienstleut’ hier,Von deren Leiden Kummer mirErsteht; siech ist ein grosser Teil820Verleiht Euch Gott ein solches Heil,Dass Ihr sie machen könnt gesund,Ihr werdet reich zur selb’gen Stund’.”Ameis zu sprechen da begann:“Ich bin ein Arzt, der solches kann.825Die von dem Aussatz sind befreitUnd nicht durch Wunden haben Leid,Die haben Krankheit nicht so schwer—Und wären’s tausend oder mehr,—Dass ich sie nicht gesunden macht’,830Bevor der Tag entweicht der Nacht;Geschieht dies nicht, nehmt mir das Leben.Drum bitt’ ich Euch, mir nicht zu gebenGeschenke oder Lohn, bevorIhr nicht gehört mit eignem Ohr,835Dass sie gesagt, sie sei’n gesund.Dann tut mir Eure Gnade kund.”Des freute sich der Herzog sehr:“Ihr redet wohl,” erwidert’ erUnd rief die Kranken unverweilt.840An zwanzig kamen da geeilt;Die führt’ der Pfaff’ in ein Gemach.“Bald hab’ ich,” er zu ihnen sprach“Von eurer Krankheit euch befreit,Wenn ihr mir schwöret einen Eid,845Erst nach Verlauf von sieben TagenVon meiner Red’ etwas zu sagen.Nicht anders ich euch heilen kann.”Als er mit solcher Red’ begann,Da liessen sie sich bald besiegen.850Sie schworen, dass sie es verschwiegen,Und er zu ihnen nun begann:“Nun gehet ohne mich hindannUnd wollt besprechen euch dabei,Wer unter euch der kränkste sei.855Ist er gefunden, tut’s mir kund—Bald sollt ihr werden dann gesund.Den kränksten will ich nämlich töten,Um euch zu helfen aus den NötenMit seinem Blute allsogleich.860Mein Leben sei zum Pfande euch.”Darob erschraken alle Siechen,Und wer da kaum vermocht’ zu kriechenVor seiner Krankheit grimmer Not,Der fürchtete, es sei sein Tod,865Wenn seine Not gemerkt man hab’,Und ging dahin gar ohne Stab,Wo sie die Unterredung hatten.Vernehmet jetzo, wie sie taten.Es dachte da ein jeder Mann:870“Wie klein ich auch behaupten kann,Dass meiner Krankheit Leiden sei,So redet einer doch dabei,Das seine sei noch kleiner;Dann redet wieder einer,875Das seine sei zweimal so klein.Dann sprechen alle insgemein,Ich sei der allerkränkste hie.So sterbe ich, geheilt sind sie.Drum will ich mich behüten eh’r880Und sagen, dass gesund ich wär’.”So dachte er bei sich allein,So dachten alle insgemein.Und alle gaben zu verstehn,Dass ihnen Gnade wär’ geschehn;885Sie wären munter und gesund.Das taten sie dem Meister kund.Er sprach: “Ihr wollt betrügen mich.”Da schwor ein jeder feierlichBei seiner Treu’, es wäre wahr,890Nichts tät’ ihm weh, auch nicht ein Haar.Da ward der Meister hoch erfreut.“Geht hin nun,” sprach er, “liebe Leut’,Und saget es dem Herzog an.”Das wurde unverweilt getan:895Sie gingen hin und sagten an,Sobald sie ihren Herren sahn,Es wär’ ein heil’ger Mann gekommen;Der Krankheit wären sie benommen.Darob zu staunen er begann900Und fragte alle Mann für Mann,Ob sie durch Lug ihn täuschten nicht.Da zwang sie ihres Eides Pflicht,Den sie Ameis, dem Pfaffen, taten,Dass keine andre Red’ sie hatten,905Als die: “sie wären ganz gesund.”Da liess an Silber zu der Stund’Dem Pfaffen hundert Mark er geben.Und dieser kannt’ kein Widerstreben,Liess ab sich schnell das Silber wägen910Und forderte den Reisesegen;Dann eilt’ hinweg er unverwandt.

Sie ritten auf einander losUnd trafen sich mit hartem Stoss,Der eine hoch, der andre klein,Denn Laurin hatte kurze Bein’.5Fehl ging des Herrn Witeges Schuss,Doch traf der Zwerg, ihm zum Verdruss,Und stach ihn nieder in den Klee.Kein Unglück tat ihm je so weh.Laurin, der kühne,10Sprang nieder auf das Grüne;Er wollte nehmen schweres Pfand,Den rechten Fuss, die linke Hand,Und wäre Dietrich nicht gekommen,Er hätte solches Pfand genommen.15Erzürnt sprang Dieterich heran,Und sprach, beschirmend seinen Mann:“He da, du kleiner Wicht,Behellige ihn nicht!Er ist mir zugesellt,20Das wisse ja die Welt,Und mit mir hergekommen.Würd’ ihm solch Pfand genommen,Des hätt’ ich immer Schande,Wenn man es mir im Lande25Nachsagte, mir dem Berner; nichtSo leicht ertrüg’ ich solch Gerücht.”Da sprach Laurin, der kleine Mann:“Was geht mich wohl dein Name an?Die Märe von dem Berner30Will ich nicht hören ferner;Davon hab’ ich genug vernommen.Mich freut, dass du hierher gekommen:Du musst mir geben schweres Pfand,Den rechten Fuss, die linke Hand.35Du sollst mich kennen lernen, traun!Den Garten hast du mir verhaun,Zertreten unter Füssen.Das sollst du mir nun büssen.Ich dünk’ euch wohl nicht gross,40Doch wäre euer TrossDreitausend stark und mehr,Ich schlüg’ das ganze Heer.”Herr Dietrich hatte gnug gehört;Er sah sich um nach seinem Pferd,45Erreichte es in schnellem Lauf,Sprang ohne Stegereif hinauf,Ergriff den Ger mit starker Hand—Da kam sein Meister Hildebrand,Und dieser vielerfahrne Mann50Rief also seinen Herren an:“Mein lieber Dieterich,Sei klug und höre mich!Verwirfst du meine Lehre,Verlierst du wohl die Ehre.55Verkennst du doch den Wicht!Dein Reiten taugt hier nicht.Hättst du die ganze Welt im Bann,Er sticht dich nieder auf den Plan;So verlierst du deine Ehr’60Und darfst dann nimmermehrAls Fürst mit Fürsten gehen.Zu Fusse sollst du ihn bestehen,Steig’ ab vom Rosse auf das Feld;Das rat’ ich dir, du kühner Held.65Und höre einen weitern Rat:Durch Schmiedewerk, wie er es hat,Kommst du dem Zwerg, wie auch es sei,Mit Schneidewaffen niemals bei.Hau’ mit dem Knopf2ihm um die Ohren70Und mache ihn also zum Toren.So trägst du, dir und uns zum Lohn,Mit Gottes Hilf’ den Sieg davon.”Des Meisters Rat war nicht verlorn,Er sprang von seinem Ross in Zorn:75“Laurin, ich widersage dir;Nun, räche deinen Grimm an mir.”“Ja wohl,” so sprach der Kleine,“Das tu’ ich ganz alleine.”Den Schild zu fassen er begann80Und lief den Berner hastig an.Er schlug ihm einen grimmen Schlag,So dass sein Schild auf Erden lag.Des Berners Zorn war gross;Er stürtzte auf das Männlein los85Und schlug auf seinen Schildesrand,So dass er fiel ihm aus der Hand.Herr Dieterich von BernHätt’ ihn betäubet gern;Er rannt’ ihn an und mit dem Knopf90Schlug er ihn grimmig auf den Kopf,Dass weit und breit erklang der TonDes Helmes und der goldnen Kron’.Es schwindelte dem Zwerg sogar,Er wusste nicht, wie’s mit ihm war.95Er griff in seine Tasche kleinUnd holte sich sein Tarnkäpplein,Worin er gleich unsichtbar ward.Jetzt ging’s dem Berner erst recht hart.Der Kleine schlug ihm hier und dort100Furchtbare Wunden fort und fort,So dass dem schwergeprüften MannDass Blut nun durch die Brünne rann.Da sprach der Held von Bern:“Ich schlüge dich ja gern,105Doch weiss ich nicht zur Frist,Wo du zu treffen bist.Wohin bist du gekommen?Wer hat dich mir entnommen?”Der Berner holte aus und schlug110In grimmem Zorn ob dem Betrug;Und ellenweit die Waffe seinBiss in die Felsenwand hinein.All unverletzt der kleine MannLief abermals den Berner an,115Der, hart bedrängt, den StreichenNicht wusste zu entweichen.Er kam in furchtbare Gefahr,Wiewohl er stark und weise warUnd sich aufs Waffenwerk verstand.Da sprach der weise Hildebrand:120“Wirst du von einem Zwerg erschlagen,Kann ich dich nicht so sehr beklagen.Dir könnt’ es bass gelingen,Wollt’ er nur mit dir ringen.125Ergreif’ und halte fest den Butzen,So ist sein Käpplein ohne Nutzen.”Der Berner sprach: “Ja, käm’s zum Ringen,Es könnte mir doch bass gelingen.”Er trug dem Zwerge grimmig Hass.130Als dieser nun bemerkte, wasDer Held von ihm begehrte,Wie bald er’s ihm gewährte!Er schleuderte sein Schwert von sichUnd stürtzte auf Herrn Dieterich.135Kraftvoll ergriff der KleineDes Riesen starke Beine,Und beide fielen in den Klee;Die Schande tat dem Berner weh.Da sprach—er war ja gleich zur Hand—140Der weise Meister Hildebrand:“Dietrich, lieber Herre mein,Zerreiss’ ihm doch das Gürtelein,Davon er hat Zwölfmännerkraft;So magst du werden siegehaft.”145Nun ging es an ein starkes Ringen,Noch wollt’s dem Berner nicht gelingen.Gross war Herrn Dieterichs Bemühn:Man sah’s ihm aus dem Munde sprühn,Wie Feuer aus der Esse tut;150Nicht mehr verträglich war sein Mut.Zuletzt griff er ins Gürtlein zähUnd hob das Zwerglein in die Höh’Mit rasender GebärdeUnd schmiss es auf die Erde.155Ums Gürtlein war es jetzt getan,Dem Laurin war es übel dran;Denn als der Kleine fiel zu Hauf,Griff Hildebrand das Gürtlein auf,Das jenem Riesenkraft verlieh.160Jetzt kam der Zwerg in Not; er schrieUnd heulte, dass der SchallErtönte über Berg und Tal.Demütig rief er Dietrich an:“Warst du je ein guter Mann,165So friste mir das Leben.Ich will mich dir ergeben,Ich will dir werden untertanMit meinem Gut von heute an.”

Sie ritten auf einander los

Und trafen sich mit hartem Stoss,

Der eine hoch, der andre klein,

Denn Laurin hatte kurze Bein’.

Fehl ging des Herrn Witeges Schuss,

Doch traf der Zwerg, ihm zum Verdruss,

Und stach ihn nieder in den Klee.

Kein Unglück tat ihm je so weh.

Laurin, der kühne,

Sprang nieder auf das Grüne;

Er wollte nehmen schweres Pfand,

Den rechten Fuss, die linke Hand,

Und wäre Dietrich nicht gekommen,

Er hätte solches Pfand genommen.

Erzürnt sprang Dieterich heran,

Und sprach, beschirmend seinen Mann:

“He da, du kleiner Wicht,

Behellige ihn nicht!

Er ist mir zugesellt,

Das wisse ja die Welt,

Und mit mir hergekommen.

Würd’ ihm solch Pfand genommen,

Des hätt’ ich immer Schande,

Wenn man es mir im Lande

Nachsagte, mir dem Berner; nicht

So leicht ertrüg’ ich solch Gerücht.”

Da sprach Laurin, der kleine Mann:

“Was geht mich wohl dein Name an?

Die Märe von dem Berner

Will ich nicht hören ferner;

Davon hab’ ich genug vernommen.

Mich freut, dass du hierher gekommen:

Du musst mir geben schweres Pfand,

Den rechten Fuss, die linke Hand.

Du sollst mich kennen lernen, traun!

Den Garten hast du mir verhaun,

Zertreten unter Füssen.

Das sollst du mir nun büssen.

Ich dünk’ euch wohl nicht gross,

Doch wäre euer Tross

Dreitausend stark und mehr,

Ich schlüg’ das ganze Heer.”

Herr Dietrich hatte gnug gehört;

Er sah sich um nach seinem Pferd,

Erreichte es in schnellem Lauf,

Sprang ohne Stegereif hinauf,

Ergriff den Ger mit starker Hand—

Da kam sein Meister Hildebrand,

Und dieser vielerfahrne Mann

Rief also seinen Herren an:

“Mein lieber Dieterich,

Sei klug und höre mich!

Verwirfst du meine Lehre,

Verlierst du wohl die Ehre.

Verkennst du doch den Wicht!

Dein Reiten taugt hier nicht.

Hättst du die ganze Welt im Bann,

Er sticht dich nieder auf den Plan;

So verlierst du deine Ehr’

Und darfst dann nimmermehr

Als Fürst mit Fürsten gehen.

Zu Fusse sollst du ihn bestehen,

Steig’ ab vom Rosse auf das Feld;

Das rat’ ich dir, du kühner Held.

Und höre einen weitern Rat:

Durch Schmiedewerk, wie er es hat,

Kommst du dem Zwerg, wie auch es sei,

Mit Schneidewaffen niemals bei.

Hau’ mit dem Knopf2ihm um die Ohren

Und mache ihn also zum Toren.

So trägst du, dir und uns zum Lohn,

Mit Gottes Hilf’ den Sieg davon.”

Des Meisters Rat war nicht verlorn,

Er sprang von seinem Ross in Zorn:

“Laurin, ich widersage dir;

Nun, räche deinen Grimm an mir.”

“Ja wohl,” so sprach der Kleine,

“Das tu’ ich ganz alleine.”

Den Schild zu fassen er begann

Und lief den Berner hastig an.

Er schlug ihm einen grimmen Schlag,

So dass sein Schild auf Erden lag.

Des Berners Zorn war gross;

Er stürtzte auf das Männlein los

Und schlug auf seinen Schildesrand,

So dass er fiel ihm aus der Hand.

Herr Dieterich von Bern

Hätt’ ihn betäubet gern;

Er rannt’ ihn an und mit dem Knopf

Schlug er ihn grimmig auf den Kopf,

Dass weit und breit erklang der Ton

Des Helmes und der goldnen Kron’.

Es schwindelte dem Zwerg sogar,

Er wusste nicht, wie’s mit ihm war.

Er griff in seine Tasche klein

Und holte sich sein Tarnkäpplein,

Worin er gleich unsichtbar ward.

Jetzt ging’s dem Berner erst recht hart.

Der Kleine schlug ihm hier und dort

Furchtbare Wunden fort und fort,

So dass dem schwergeprüften Mann

Dass Blut nun durch die Brünne rann.

Da sprach der Held von Bern:

“Ich schlüge dich ja gern,

Doch weiss ich nicht zur Frist,

Wo du zu treffen bist.

Wohin bist du gekommen?

Wer hat dich mir entnommen?”

Der Berner holte aus und schlug

In grimmem Zorn ob dem Betrug;

Und ellenweit die Waffe sein

Biss in die Felsenwand hinein.

All unverletzt der kleine Mann

Lief abermals den Berner an,

Der, hart bedrängt, den Streichen

Nicht wusste zu entweichen.

Er kam in furchtbare Gefahr,

Wiewohl er stark und weise war

Und sich aufs Waffenwerk verstand.

Da sprach der weise Hildebrand:

“Wirst du von einem Zwerg erschlagen,

Kann ich dich nicht so sehr beklagen.

Dir könnt’ es bass gelingen,

Wollt’ er nur mit dir ringen.

Ergreif’ und halte fest den Butzen,

So ist sein Käpplein ohne Nutzen.”

Der Berner sprach: “Ja, käm’s zum Ringen,

Es könnte mir doch bass gelingen.”

Er trug dem Zwerge grimmig Hass.

Als dieser nun bemerkte, was

Der Held von ihm begehrte,

Wie bald er’s ihm gewährte!

Er schleuderte sein Schwert von sich

Und stürtzte auf Herrn Dieterich.

Kraftvoll ergriff der Kleine

Des Riesen starke Beine,

Und beide fielen in den Klee;

Die Schande tat dem Berner weh.

Da sprach—er war ja gleich zur Hand—

Der weise Meister Hildebrand:

“Dietrich, lieber Herre mein,

Zerreiss’ ihm doch das Gürtelein,

Davon er hat Zwölfmännerkraft;

So magst du werden siegehaft.”

Nun ging es an ein starkes Ringen,

Noch wollt’s dem Berner nicht gelingen.

Gross war Herrn Dieterichs Bemühn:

Man sah’s ihm aus dem Munde sprühn,

Wie Feuer aus der Esse tut;

Nicht mehr verträglich war sein Mut.

Zuletzt griff er ins Gürtlein zäh

Und hob das Zwerglein in die Höh’

Mit rasender Gebärde

Und schmiss es auf die Erde.

Ums Gürtlein war es jetzt getan,

Dem Laurin war es übel dran;

Denn als der Kleine fiel zu Hauf,

Griff Hildebrand das Gürtlein auf,

Das jenem Riesenkraft verlieh.

Jetzt kam der Zwerg in Not; er schrie

Und heulte, dass der Schall

Ertönte über Berg und Tal.

Demütig rief er Dietrich an:

“Warst du je ein guter Mann,

So friste mir das Leben.

Ich will mich dir ergeben,

Ich will dir werden untertan

Mit meinem Gut von heute an.”

Die Schwerter warfen sie von sichUnd rangen nun gewältiglichAuf freier Stätt’ im Walde.Einander taten sie so weh,5Dass Blut begoss den grünen KleeHinab die Bergeshalde.Gen einen Baum der Berner zwangDen riesenhaften Ecke;Das Blut ihm aus den Wunden drang,10Betäubet ward der Recke.Der Berner drückte ihn aufs GrasMit solcher fürchterlichen Kraft, dass er kaum noch genas.Der mächt’ge Ecke war gefällt,Und auf ihm lag der edle Held,15Herr Dieterich von Berne:“Dein Leben steht in meiner Hand,Gib mir sofort dein Schwert zum Pfand,Du, der du kämpfst so gerne.Tust du es nicht, musst du den Tod20Von meiner Hand erdulden.Drum hilf dir selber aus der NotUnd komme mir zu Hulden.Du wirst geführt an meiner HandGefangen vor die Frauen drei; so werd ich dort bekannt.”25Der Riese sprach, ein Recke wert:“Dir geb’ ich nicht mein gutes Schwert,Du lobenswerter Degen.Drei Königinnen wohlgestaltSchickten mich her in diesen Wald,30Wo ich dir jetzt erlegen.Doch eher als gefangen gehnMit dir nun nach JochgrimmeVor jene Königinnen schön,”Rief er mit lauter Stimme,35“Und deren Spott in Angst und NotAushalten zu Jochgrimme dort, erkür’ ich hier den Tod.”Der lobenswerte Held von BernVernahm des Feigen4Wort nicht gern,Er sprach: “Es reut mich, Ecke.40Kann es also nicht anders sein,Verlierst du bald das Leben dein,Du ausgewählter Recke.Also erweiche deinen SinnIm Namen aller Frauen;45Sonst hast du grossen Ungewinn,Wie du sogleich wirst schauen.Mit wildem Hass blickst du mich an,Und stündst du einmal auf, müsst’ ich den Tod empfahn.”Er riss den Helm ihm zornig ab,50Doch war der Schwertstich, den er gab,Ein nutzloses Beginnen,Denn zähes Gold schirmt’ ihm den Kopf.Er schlug ihn grimmig mit dem Knopf,Das Blut begann zu rinnen55Ihm allenthalben durch das Gold,Es schwanden ihm die Sinne;Der rechte Lohn war ihm gezollt.Er öffnet’ ihm die Brünne,Die herrliche von Golde rot,60Und stach ihn mit dem Schwerte durch; dazu zwang ihn die Not.Als er den Sieg ihm abgewann,Da stand er ob dem kühnen MannUnd sprach die Trauerworte:“Mein Sieg und auch dein junger Tod,65Sie machen mich nun reuerot;Ich muss an jedem OrteErscheinen als der Ehre bar,Das klag’ ich dir dem Feigen.Wohin ich auch im Lande fahr’,70Wird jeder auf mich zeigenMit starker Abscheu im GesichtUnd sagen: Seht den Berner da, der Könige ersticht.Da diese Tat einmal getan,Bleib’ ich nun ohne Lob fortan75Und ohne Fürstenehre.Wohlan denn, Tod, nimm du mich hin,Da ich der Ungetreue bin;Wer gab mir diese Lehre?Dass ich dich, junger Held, erstach,80Es muss mich ewig dauern.Zu Gott klag’ ich mein UngemachMit wehmutsvollem Trauern.Ich kann’s verhehlen vor der Welt,Doch denk’ ich selbst daran, ist all mein Glück vergällt.”

Die Schwerter warfen sie von sich

Und rangen nun gewältiglich

Auf freier Stätt’ im Walde.

Einander taten sie so weh,

Dass Blut begoss den grünen Klee

Hinab die Bergeshalde.

Gen einen Baum der Berner zwang

Den riesenhaften Ecke;

Das Blut ihm aus den Wunden drang,

Betäubet ward der Recke.

Der Berner drückte ihn aufs Gras

Mit solcher fürchterlichen Kraft, dass er kaum noch genas.

Der mächt’ge Ecke war gefällt,

Und auf ihm lag der edle Held,

Herr Dieterich von Berne:

“Dein Leben steht in meiner Hand,

Gib mir sofort dein Schwert zum Pfand,

Du, der du kämpfst so gerne.

Tust du es nicht, musst du den Tod

Von meiner Hand erdulden.

Drum hilf dir selber aus der Not

Und komme mir zu Hulden.

Du wirst geführt an meiner Hand

Gefangen vor die Frauen drei; so werd ich dort bekannt.”

Der Riese sprach, ein Recke wert:

“Dir geb’ ich nicht mein gutes Schwert,

Du lobenswerter Degen.

Drei Königinnen wohlgestalt

Schickten mich her in diesen Wald,

Wo ich dir jetzt erlegen.

Doch eher als gefangen gehn

Mit dir nun nach Jochgrimme

Vor jene Königinnen schön,”

Rief er mit lauter Stimme,

“Und deren Spott in Angst und Not

Aushalten zu Jochgrimme dort, erkür’ ich hier den Tod.”

Der lobenswerte Held von Bern

Vernahm des Feigen4Wort nicht gern,

Er sprach: “Es reut mich, Ecke.

Kann es also nicht anders sein,

Verlierst du bald das Leben dein,

Du ausgewählter Recke.

Also erweiche deinen Sinn

Im Namen aller Frauen;

Sonst hast du grossen Ungewinn,

Wie du sogleich wirst schauen.

Mit wildem Hass blickst du mich an,

Und stündst du einmal auf, müsst’ ich den Tod empfahn.”

Er riss den Helm ihm zornig ab,

Doch war der Schwertstich, den er gab,

Ein nutzloses Beginnen,

Denn zähes Gold schirmt’ ihm den Kopf.

Er schlug ihn grimmig mit dem Knopf,

Das Blut begann zu rinnen

Ihm allenthalben durch das Gold,

Es schwanden ihm die Sinne;

Der rechte Lohn war ihm gezollt.

Er öffnet’ ihm die Brünne,

Die herrliche von Golde rot,

Und stach ihn mit dem Schwerte durch; dazu zwang ihn die Not.

Als er den Sieg ihm abgewann,

Da stand er ob dem kühnen Mann

Und sprach die Trauerworte:

“Mein Sieg und auch dein junger Tod,

Sie machen mich nun reuerot;

Ich muss an jedem Orte

Erscheinen als der Ehre bar,

Das klag’ ich dir dem Feigen.

Wohin ich auch im Lande fahr’,

Wird jeder auf mich zeigen

Mit starker Abscheu im Gesicht

Und sagen: Seht den Berner da, der Könige ersticht.

Da diese Tat einmal getan,

Bleib’ ich nun ohne Lob fortan

Und ohne Fürstenehre.

Wohlan denn, Tod, nimm du mich hin,

Da ich der Ungetreue bin;

Wer gab mir diese Lehre?

Dass ich dich, junger Held, erstach,

Es muss mich ewig dauern.

Zu Gott klag’ ich mein Ungemach

Mit wehmutsvollem Trauern.

Ich kann’s verhehlen vor der Welt,

Doch denk’ ich selbst daran, ist all mein Glück vergällt.”

Vermessentlich die Helden     zwei scharfe Schwerter zogen,Dass spannenlange Scherben     von ihren Schilden flogen.Um die Späne von den Schilden     weinte manches Weib:“Sollen zwei Fürsten milde     verlieren Leben und Leib,”5Sprachen sie, “der Königin     zu lieb, das ist zu viel!”“Lasst sie fechten,” sprach Kriemhild,     “es ist mir nur ein Spiel.”Da fochten mit einander     die beiden kühnen DegenMit ungefügen Sprüngen,     dazu mit grossen Schlägen.Der Küsse dachte Siegfried,     die er bei Kriemhild empfing;10Da kam zu neuen Kräften     der kühne Jüngling,Man sah ihn mordlich fechten,     das will ich euch sagen.Da begann er im Kreise     Dietrichen umzujagen.Da sprach die schöne Kriemhild:     “Nun schaut, ihr Frauen mein,Das ist der kühne Siegfried,     der Held vom Niederrhein.15Wie treibt er den Berner     umher auf grünem Feld!Noch trägt mein lieber Siegfried     das Lob vor aller Welt.”Siegfried der edle     war ein starker Mann,Jetzt lief er gewaltig     Dietrichen an;Er schlug ihm eine Wunde     durch seinen Eisenhut,20Dass man hernieder rinnen     ihm sah das rote Blut.“Wie hält sich unser Herre?”     frug heimlich Hildebrand.“Er ficht leider übel,”     sprach Wolfhart allzuhand;“Eine tiefe Wunde hat er     durch seinen Eisenhelm,Er ist mit Blut beronnen,     er ficht recht wie ein Schelm.”25“Er ist noch nicht im Zorne,”     sprach da Hildebrand.“Nun ruf’ in den Garten,     du kühner Weigand,Und sag’ ich sei gestorben,     er habe mich erschlagen;6Wenn das ihn nicht erzürnet,     dann mögen wir wohl klagen.”Wolfhart rief in den Garten,     dass weit die Luft erscholl:30“O weh mir meines Leides,     das ist so gross und voll!Hildbrand ist erstorben,     wir müssen ihn begraben.O weh, du Vogt von Berne,     was hast du ihn erschlagen!”“Ist Hildebrand gestorben,”     rief der Held von Bern,“So findet man an Treue     ihm keinen gleich von fern.35Nun hüte deines Lebens,     Siegfried, kühner Mann,Es ist mein Scherz gewesen,     was ich noch stritt bis heran.Wehr’ dich aus allen Kräften,     es tut dir wahrlich not.Uns beide scheidet niemand     als des einen Tod.Ich hab’ um deinetwillen     verloren einen Mann,40Den ich bis an mein Ende     nimmer verwinden kann.”Wie ein Haus, das dampfet,     wenn man es zündet an,So musste Dietrich rauchen,     der zornige Mann.Eine rote Flamme sah man     gehen aus seinem Mund.Siegfried’s Horn erweichte;     da ward ihm Dietrich erst kund.45Er brannte wie ein Drache,     Siegfrieden ward so heiss,Dass ihm vom Leibe nieder     durch die Ringe floss der Schweiss.Den edeln Vogt von Berne     ergriff sein grimmer Zorn:Er schlug dem kühnen Siegfried     durch Harnisch und durch Horn,Dass ihm das Blut, das rote,     herabsprang in den Sand;50Siegfried musste weichen,     wie kühn er eben stand.Er hatt’ ihn hin getrieben,     jetzt trieb ihn Dietrich her;Das sah die schöne Kriemhild,     die begann zu trauern sehr.Der Berner schnitt die Ringe,     als wär’ es faules Stroh;Zum erstenmal im Leben     sah man, dass Siegfried floh.55Da jagt’ ihn durch die Rosen     der Berner unverzagt;Nun säumte sich nicht länger     die kaiserliche Magd.Sie sprang von ihrem Sitze,     ein Kleid sie von sich schwang,Kriemhild in grosser Eile     hin durch die Rosen drang.Da rief mit lauter Stimme     die Königstochter hehr:60“Nun lasst von Eurem Streite,     Dietrich, ich fleh’ Euch sehr.Steht ab um meinetwillen,     und lasst das Kämpfen sein;Euch ist der Sieg geworden     zu Worms an dem Rhein.”Da tat der Vogt von Berne,     als hätt’ er’s nicht gehört,Er schlug mit seinem Schwerte,     schier hätt’ er ihn betört.65Er hörte nichts von allem,     was die Königstochter sprach,Bis er dem kühnen Siegfried     vollends den Helm zerbrach.Wie viel man der Stühle     zwischen die Streiter warf,Die zerhieb der Berner     mit seinem Schwert so scharf.Da warf sie ihren Schleier     über den kühnen Degen;70So dachte sie dem Gatten     zu fristen Leib und Leben.Da sprach die Königstochter:     “Bist du ein Biedermann,So lass ihn des geniessen,     dass er meine Huld gewann.”Da sprach der Held von Berne:     “Die Rede lasset sein;Wessen Ihr mich bittet,     zu allem sag’ ich nein.75Euch Ritter und euch Frauen,     ich bring’ euch all’ in Not;Ihr müsst vor mir ersterben,     da Hildebrand ist tot.”Alles, was im Garten war,     wollt’ er erschlagen,Dietrich in seinem Zorne,     wie wir hören sagen.Hildebrand der alte     tat als ein Biedermann,80Er sprang in den Garten     und rief seinen Herren an.Er sprach: “Lieber Herre,     lasst ab von Eurem Zorn;Ihr habt den Sieg gewonnen,     nun bin ich neu geborn.”Dietrich der kühne     sah Hildebranden an,Da erweicht’ ihm sein Gemüte,     da er stehen sah den Mann.85Der Berner liess sein Toben,     er küsst’ ihn auf den Mund;“Gott will ich heute loben,     dass du noch bist gesund;Sonst hätte nicht verfangen     ihr Flehen insgemein;Um Siegfried war’s ergangen:     das schuf das Sterben dein.Nun lass’ ich von dem Harme,     da Hildbrand ist gesund.”90Da schlug die Königstochter     sich selber auf den Mund.Da sprach Frau Kriemhild:     “Ihr seid ein biedrer Mann,Dem man seinesgleichen     in der Welt nicht finden kann.”Auf setzte sie dem Berner     ein Rosenkränzelein,Ein Halsen und ein Küssen     gab ihm das Mägdelein.95Sie sprachen einhellig:     “Das mag man Euch gestehn,Es ward in allen Reichen     kein Mann wie Ihr gesehn.”Siegfried dem kühnen     man zu Hilfe kam,Sie führten ins Gestühle     den Degen lobesam.Man zog ihm ab den Harnisch,     dem kühnen Weigand;100Da verbanden ihm die Wunden     die Frauen allzuhand.

Vermessentlich die Helden     zwei scharfe Schwerter zogen,

Dass spannenlange Scherben     von ihren Schilden flogen.

Um die Späne von den Schilden     weinte manches Weib:

“Sollen zwei Fürsten milde     verlieren Leben und Leib,”

Sprachen sie, “der Königin     zu lieb, das ist zu viel!”

“Lasst sie fechten,” sprach Kriemhild,     “es ist mir nur ein Spiel.”

Da fochten mit einander     die beiden kühnen Degen

Mit ungefügen Sprüngen,     dazu mit grossen Schlägen.

Der Küsse dachte Siegfried,     die er bei Kriemhild empfing;

Da kam zu neuen Kräften     der kühne Jüngling,

Man sah ihn mordlich fechten,     das will ich euch sagen.

Da begann er im Kreise     Dietrichen umzujagen.

Da sprach die schöne Kriemhild:     “Nun schaut, ihr Frauen mein,

Das ist der kühne Siegfried,     der Held vom Niederrhein.

Wie treibt er den Berner     umher auf grünem Feld!

Noch trägt mein lieber Siegfried     das Lob vor aller Welt.”

Siegfried der edle     war ein starker Mann,

Jetzt lief er gewaltig     Dietrichen an;

Er schlug ihm eine Wunde     durch seinen Eisenhut,

Dass man hernieder rinnen     ihm sah das rote Blut.

“Wie hält sich unser Herre?”     frug heimlich Hildebrand.

“Er ficht leider übel,”     sprach Wolfhart allzuhand;

“Eine tiefe Wunde hat er     durch seinen Eisenhelm,

Er ist mit Blut beronnen,     er ficht recht wie ein Schelm.”

“Er ist noch nicht im Zorne,”     sprach da Hildebrand.

“Nun ruf’ in den Garten,     du kühner Weigand,

Und sag’ ich sei gestorben,     er habe mich erschlagen;6

Wenn das ihn nicht erzürnet,     dann mögen wir wohl klagen.”

Wolfhart rief in den Garten,     dass weit die Luft erscholl:

“O weh mir meines Leides,     das ist so gross und voll!

Hildbrand ist erstorben,     wir müssen ihn begraben.

O weh, du Vogt von Berne,     was hast du ihn erschlagen!”

“Ist Hildebrand gestorben,”     rief der Held von Bern,

“So findet man an Treue     ihm keinen gleich von fern.

Nun hüte deines Lebens,     Siegfried, kühner Mann,

Es ist mein Scherz gewesen,     was ich noch stritt bis heran.

Wehr’ dich aus allen Kräften,     es tut dir wahrlich not.

Uns beide scheidet niemand     als des einen Tod.

Ich hab’ um deinetwillen     verloren einen Mann,

Den ich bis an mein Ende     nimmer verwinden kann.”

Wie ein Haus, das dampfet,     wenn man es zündet an,

So musste Dietrich rauchen,     der zornige Mann.

Eine rote Flamme sah man     gehen aus seinem Mund.

Siegfried’s Horn erweichte;     da ward ihm Dietrich erst kund.

Er brannte wie ein Drache,     Siegfrieden ward so heiss,

Dass ihm vom Leibe nieder     durch die Ringe floss der Schweiss.

Den edeln Vogt von Berne     ergriff sein grimmer Zorn:

Er schlug dem kühnen Siegfried     durch Harnisch und durch Horn,

Dass ihm das Blut, das rote,     herabsprang in den Sand;

Siegfried musste weichen,     wie kühn er eben stand.

Er hatt’ ihn hin getrieben,     jetzt trieb ihn Dietrich her;

Das sah die schöne Kriemhild,     die begann zu trauern sehr.

Der Berner schnitt die Ringe,     als wär’ es faules Stroh;

Zum erstenmal im Leben     sah man, dass Siegfried floh.

Da jagt’ ihn durch die Rosen     der Berner unverzagt;

Nun säumte sich nicht länger     die kaiserliche Magd.

Sie sprang von ihrem Sitze,     ein Kleid sie von sich schwang,

Kriemhild in grosser Eile     hin durch die Rosen drang.

Da rief mit lauter Stimme     die Königstochter hehr:

“Nun lasst von Eurem Streite,     Dietrich, ich fleh’ Euch sehr.

Steht ab um meinetwillen,     und lasst das Kämpfen sein;

Euch ist der Sieg geworden     zu Worms an dem Rhein.”

Da tat der Vogt von Berne,     als hätt’ er’s nicht gehört,

Er schlug mit seinem Schwerte,     schier hätt’ er ihn betört.

Er hörte nichts von allem,     was die Königstochter sprach,

Bis er dem kühnen Siegfried     vollends den Helm zerbrach.

Wie viel man der Stühle     zwischen die Streiter warf,

Die zerhieb der Berner     mit seinem Schwert so scharf.

Da warf sie ihren Schleier     über den kühnen Degen;

So dachte sie dem Gatten     zu fristen Leib und Leben.

Da sprach die Königstochter:     “Bist du ein Biedermann,

So lass ihn des geniessen,     dass er meine Huld gewann.”

Da sprach der Held von Berne:     “Die Rede lasset sein;

Wessen Ihr mich bittet,     zu allem sag’ ich nein.

Euch Ritter und euch Frauen,     ich bring’ euch all’ in Not;

Ihr müsst vor mir ersterben,     da Hildebrand ist tot.”

Alles, was im Garten war,     wollt’ er erschlagen,

Dietrich in seinem Zorne,     wie wir hören sagen.

Hildebrand der alte     tat als ein Biedermann,

Er sprang in den Garten     und rief seinen Herren an.

Er sprach: “Lieber Herre,     lasst ab von Eurem Zorn;

Ihr habt den Sieg gewonnen,     nun bin ich neu geborn.”

Dietrich der kühne     sah Hildebranden an,

Da erweicht’ ihm sein Gemüte,     da er stehen sah den Mann.

Der Berner liess sein Toben,     er küsst’ ihn auf den Mund;

“Gott will ich heute loben,     dass du noch bist gesund;

Sonst hätte nicht verfangen     ihr Flehen insgemein;

Um Siegfried war’s ergangen:     das schuf das Sterben dein.

Nun lass’ ich von dem Harme,     da Hildbrand ist gesund.”

Da schlug die Königstochter     sich selber auf den Mund.

Da sprach Frau Kriemhild:     “Ihr seid ein biedrer Mann,

Dem man seinesgleichen     in der Welt nicht finden kann.”

Auf setzte sie dem Berner     ein Rosenkränzelein,

Ein Halsen und ein Küssen     gab ihm das Mägdelein.

Sie sprachen einhellig:     “Das mag man Euch gestehn,

Es ward in allen Reichen     kein Mann wie Ihr gesehn.”

Siegfried dem kühnen     man zu Hilfe kam,

Sie führten ins Gestühle     den Degen lobesam.

Man zog ihm ab den Harnisch,     dem kühnen Weigand;

Da verbanden ihm die Wunden     die Frauen allzuhand.

1.The locus is the mountains of Tirol. Laurin, the diminutive dwarf-king, has a rose-garden the trespasser upon which must lose a hand and foot. The arrogant Witege, Dietrich’s man, wantonly tramples down the roses; whereupon Laurin assails him, in knightly fashion, on horseback.2.The ‘pommel’ of his sword.3.Ecke is aredoutableyoung giant whose conceit leads him to seek an encounter with Dietrich of Bern. Three queens promise him the choice among them if he brings the famous man to them, so that they can see him. At first Dietrich refuses to fight, but Ecke finally goads him to it with insults. After a fierce battle Ecke is killed.4.In the archaic sense of ‘mortally wounded,’ ‘doomed to death.’5.Kriemhild has at Worms a rose-garden which is guarded by twelve famous champions. She challenges Dietrich and his Amelungs to invade her garden if they dare, promising to each victor a kiss and a wreath. Eleven duels, in which Kriemhild’s man is either slain or barely holds his own, precede the encounter between the two invincibles.6.In the preceding adventure we hear that Dietrich was at first unwilling to face Siegfried on account of his horny skin, his magic sword and his impenetrable armor. To provoke his master’s wrath—Dietrich can only fight when enraged—the faithful Hildebrand takes him aside and calls him a coward; whereat Dietrich knocks him down—to the old man’s private satisfaction.

1.The locus is the mountains of Tirol. Laurin, the diminutive dwarf-king, has a rose-garden the trespasser upon which must lose a hand and foot. The arrogant Witege, Dietrich’s man, wantonly tramples down the roses; whereupon Laurin assails him, in knightly fashion, on horseback.

2.The ‘pommel’ of his sword.

3.Ecke is aredoutableyoung giant whose conceit leads him to seek an encounter with Dietrich of Bern. Three queens promise him the choice among them if he brings the famous man to them, so that they can see him. At first Dietrich refuses to fight, but Ecke finally goads him to it with insults. After a fierce battle Ecke is killed.

4.In the archaic sense of ‘mortally wounded,’ ‘doomed to death.’

5.Kriemhild has at Worms a rose-garden which is guarded by twelve famous champions. She challenges Dietrich and his Amelungs to invade her garden if they dare, promising to each victor a kiss and a wreath. Eleven duels, in which Kriemhild’s man is either slain or barely holds his own, precede the encounter between the two invincibles.

6.In the preceding adventure we hear that Dietrich was at first unwilling to face Siegfried on account of his horny skin, his magic sword and his impenetrable armor. To provoke his master’s wrath—Dietrich can only fight when enraged—the faithful Hildebrand takes him aside and calls him a coward; whereat Dietrich knocks him down—to the old man’s private satisfaction.

A metrical novelette written about 1250 by a man who calls himself Wernher the Gardner. The locus of the story, which is interesting as a picture of the times, is the region about the junction of the Inn and the Salzach. Its hero is a depraved young peasant, who gets the idea that the life of a robber knight would be preferable to hard work upon his father’s farm. So he dresses himself in fine clothes to ape the gentry, becomes a robber and commits all manner of outrages until one day he is caught and hanged by a party of his victims. In the course of his career he revisits his former home and compares notes with his father. The selection is from Bötticher’s translation in Part II of Bötticher and Kinzel’sDenkmäler.

Als sie in Freuden assen,845Da konnt’s nicht länger lassenDer Vater, ihn zu fragenNach höfischem Betragen,Wie er’s bei Hof gelernt jetzund.“Mein Sohn, die Sitten tu mir kund,850So bin ich auch dazu bereit,Zu sagen, wie vor langer ZeitIn meinen jungen JahrenDie Leut’ ich sah gebaren.”“Ach Vater, das erzähle jetzt,855Ich geb’ auch Antwort dir zuletztAuf alle deine FragenNach höfischem Betragen.”“Vor Zeiten, da ich Knecht noch warBei meinem Vater manches Jahr,860—Den du Grossvater hast genannt—Hat der mich oft zu Hof gesandtMit Käse und mit Eiern,Wie’s heut noch Brauch bei Meiern.Da hab’ die Ritter ich betrachtet865Und alles ganz genau beachtet.Sie waren edel, kühn und treu,Von Trug und niederm Sinne frei,Wie’s leider heut nicht oft zu schaunBei Rittern und bei Edelfraun.870Die Ritter wussten manches Spiel,Das edlen Frauen wohlgefiel.Eins wurde Buhurdier’n1genannt,Das tat ein Hofmann mir bekannt,Als ich ihn nach dem Namen fragte875Des Spiels, das da so wohl behagte.Sie rasten dort umher wie toll—Drob war man ganz des Lobes voll,—Die einen hin, die andern her.Jetzt sprengte dieser an und der,880Als wollt’ er jenen niederstossen.Bei meinen DorfgenossenIst selten solcherlei geschehn,Wie dort bei Hof ich’s hab’ gesehn.Als sie vollendet nun das Reiten,885Da sah ich sie im Tanze schreitenMit hochgemutem Singen;Das lässt Kurzweil gelingen;Bald kam ein muntrer Spielmann auch,Der hub zu geigen an, wie’s Brauch.890Da standen auf die Frauen,Holdselig anzuschauen.Die Ritter traten jetzt heranUnd fassten bei der Hand sie an;Da war nun eitel Wonne gar895Bei Frauen und der RitterscharOb süsser Augenweide.Die Junker und die Maide,Sie tanzten fröhlich allzugleichUnd fragten nicht, ob arm, ob reich.900Als auch der Tanz zu Ende war,Trat einer aus der edlen ScharUnd las von einem, Ernst2genannt;Und was von Kurzweil allerhandAm liebsten jeder mochte treiben,905Das fand er dort: Nach ScheibenMit Pfeil und Bogen schoss man viel;Die andern trieben andres Spiel,Sie freuten sich am Jagen.O weh, in unsern Tagen910Wär’ nun der Beste, das ist wahr,Wer dort der Allerschlecht’ste war.Da wusst’ ich wohl, was Ehr’ erwarb,Eh’ leid’ge Falschheit es verdarb.Die falschen, losen Gesellen,915Die boshaft sich verstellen,Nicht Recht und Sitte kennen,—Niemand wollt’s ihnen gönnen,Zu essen von des Hofes Speise.Heut ist bei Hofe weise,920Wer schlemmen und betrügen kann;Der ist bei Hof der rechte MannUnd hat an Geld und Gut und Ehr’Ach, leider immer noch viel mehrAls einer, der rechtschaffen lebt925Und fromm sich Gottes Huld erstrebt.So viel weiss ich von alter Sitte;Nun, Sohn, tu mir die Ehr’, ich bitte,Erzähle von der neuen nun.”“Das, Vater, will ich treulich tun.930Jetzt heisst’s bei Hof nur: Immer drauf,Trink, Bruder, trink, und sauf und sauf!Trink dies, so sauf’ ich das: juchhe!Wie könnt’ uns wohler werden je?Nun höre, was ich sagen will:935Einst fand man edle Ritter vielBei schönen, werten Frauen.Heut kann man sie nur schauen,Wo unerschöpflich fliesst der Wein.Und nichts macht ihnen Müh’ und Pein940Vom Abend bis zum Morgen,Als nur das eine Sorgen,Wenn nun der Wein zur Neige geht,Ob sie der Wirt auch wohl berätUnd neuen schafft von gleicher Güte.945Da suchen Kraft sie dem Gemüte.Ihr Minnesang heisst ungefähr:Reich, Schenkin, schnell den Becher her!Komm, süsses Mädchen, füll’ den Krug,‘s gibt Narr’n und Affen noch genug.950Die, statt zu trinken, ihren LeibElend verhärmen um ein Weib.Wer lügen kann, der ist ein Held,Betrug ist, was bei Hof gefällt,Und wer nur brav verleumden kann,955Der gilt als rechter höf’scher Mann.Der Tüchtigste ist allerorten,Wer schimpft mit den gemeinsten Worten.Wer so altmodisch lebt wie ihr,Der wird bei uns, das glaubet mir,960In Acht und schweren Bann getan.Und jedes Weib und jeder MannLiebt ihn nicht mehr noch minderAls Henkersknecht und Schinder.Und Acht und Bann ist Kinderspott.”3965Der Alte sprach: “Erbarm’ sich Gott!Ihm klag’ ich täglich neu das Leid,Dass sich das Unrecht macht so breit.Dahin ist der Turniere Pracht,Dafür hat Neues man erdacht.970Einst rief man kampfesfreudig so:Frisch auf, Herr Ritter, frisch und froh!Jetzt aber schallt’s an allen Tagen:Hussa, Herr Ritter, auf zum Jagen,Stich hier und schlag’ zu Tode den,975Und blende, wer zu gut kann sehn.Dem dort hau’ frisch nur ab das Bein,Den lass der Hände ledig sein.Lass den am nächsten Baume hangen,Doch jenen Reichen nimm gefangen,980Er zahlt uns gerne hundert Pfund.”“Mir sind die Sitten alle kund,Mein Vater, und ich könnte ebenVon diesem neuen Brauch und LebenNoch viel erzählen, doch heut nicht mehr;985Ich ritt den ganzen Tag umher,Und mich verlangt nach Ruhe nun.”

Als sie in Freuden assen,

Da konnt’s nicht länger lassen

Der Vater, ihn zu fragen

Nach höfischem Betragen,

Wie er’s bei Hof gelernt jetzund.

“Mein Sohn, die Sitten tu mir kund,

So bin ich auch dazu bereit,

Zu sagen, wie vor langer Zeit

In meinen jungen Jahren

Die Leut’ ich sah gebaren.”

“Ach Vater, das erzähle jetzt,

Ich geb’ auch Antwort dir zuletzt

Auf alle deine Fragen

Nach höfischem Betragen.”

“Vor Zeiten, da ich Knecht noch war

Bei meinem Vater manches Jahr,

—Den du Grossvater hast genannt—

Hat der mich oft zu Hof gesandt

Mit Käse und mit Eiern,

Wie’s heut noch Brauch bei Meiern.

Da hab’ die Ritter ich betrachtet

Und alles ganz genau beachtet.

Sie waren edel, kühn und treu,

Von Trug und niederm Sinne frei,

Wie’s leider heut nicht oft zu schaun

Bei Rittern und bei Edelfraun.

Die Ritter wussten manches Spiel,

Das edlen Frauen wohlgefiel.

Eins wurde Buhurdier’n1genannt,

Das tat ein Hofmann mir bekannt,

Als ich ihn nach dem Namen fragte

Des Spiels, das da so wohl behagte.

Sie rasten dort umher wie toll

—Drob war man ganz des Lobes voll,—

Die einen hin, die andern her.

Jetzt sprengte dieser an und der,

Als wollt’ er jenen niederstossen.

Bei meinen Dorfgenossen

Ist selten solcherlei geschehn,

Wie dort bei Hof ich’s hab’ gesehn.

Als sie vollendet nun das Reiten,

Da sah ich sie im Tanze schreiten

Mit hochgemutem Singen;

Das lässt Kurzweil gelingen;

Bald kam ein muntrer Spielmann auch,

Der hub zu geigen an, wie’s Brauch.

Da standen auf die Frauen,

Holdselig anzuschauen.

Die Ritter traten jetzt heran

Und fassten bei der Hand sie an;

Da war nun eitel Wonne gar

Bei Frauen und der Ritterschar

Ob süsser Augenweide.

Die Junker und die Maide,

Sie tanzten fröhlich allzugleich

Und fragten nicht, ob arm, ob reich.

Als auch der Tanz zu Ende war,

Trat einer aus der edlen Schar

Und las von einem, Ernst2genannt;

Und was von Kurzweil allerhand

Am liebsten jeder mochte treiben,

Das fand er dort: Nach Scheiben

Mit Pfeil und Bogen schoss man viel;

Die andern trieben andres Spiel,

Sie freuten sich am Jagen.

O weh, in unsern Tagen

Wär’ nun der Beste, das ist wahr,

Wer dort der Allerschlecht’ste war.

Da wusst’ ich wohl, was Ehr’ erwarb,

Eh’ leid’ge Falschheit es verdarb.

Die falschen, losen Gesellen,

Die boshaft sich verstellen,

Nicht Recht und Sitte kennen,—

Niemand wollt’s ihnen gönnen,

Zu essen von des Hofes Speise.

Heut ist bei Hofe weise,

Wer schlemmen und betrügen kann;

Der ist bei Hof der rechte Mann

Und hat an Geld und Gut und Ehr’

Ach, leider immer noch viel mehr

Als einer, der rechtschaffen lebt

Und fromm sich Gottes Huld erstrebt.

So viel weiss ich von alter Sitte;

Nun, Sohn, tu mir die Ehr’, ich bitte,

Erzähle von der neuen nun.”

“Das, Vater, will ich treulich tun.

Jetzt heisst’s bei Hof nur: Immer drauf,

Trink, Bruder, trink, und sauf und sauf!

Trink dies, so sauf’ ich das: juchhe!

Wie könnt’ uns wohler werden je?

Nun höre, was ich sagen will:

Einst fand man edle Ritter viel

Bei schönen, werten Frauen.

Heut kann man sie nur schauen,

Wo unerschöpflich fliesst der Wein.

Und nichts macht ihnen Müh’ und Pein

Vom Abend bis zum Morgen,

Als nur das eine Sorgen,

Wenn nun der Wein zur Neige geht,

Ob sie der Wirt auch wohl berät

Und neuen schafft von gleicher Güte.

Da suchen Kraft sie dem Gemüte.

Ihr Minnesang heisst ungefähr:

Reich, Schenkin, schnell den Becher her!

Komm, süsses Mädchen, füll’ den Krug,

‘s gibt Narr’n und Affen noch genug.

Die, statt zu trinken, ihren Leib

Elend verhärmen um ein Weib.

Wer lügen kann, der ist ein Held,

Betrug ist, was bei Hof gefällt,

Und wer nur brav verleumden kann,

Der gilt als rechter höf’scher Mann.

Der Tüchtigste ist allerorten,

Wer schimpft mit den gemeinsten Worten.

Wer so altmodisch lebt wie ihr,

Der wird bei uns, das glaubet mir,

In Acht und schweren Bann getan.

Und jedes Weib und jeder Mann

Liebt ihn nicht mehr noch minder

Als Henkersknecht und Schinder.

Und Acht und Bann ist Kinderspott.”3

Der Alte sprach: “Erbarm’ sich Gott!

Ihm klag’ ich täglich neu das Leid,

Dass sich das Unrecht macht so breit.

Dahin ist der Turniere Pracht,

Dafür hat Neues man erdacht.

Einst rief man kampfesfreudig so:

Frisch auf, Herr Ritter, frisch und froh!

Jetzt aber schallt’s an allen Tagen:

Hussa, Herr Ritter, auf zum Jagen,

Stich hier und schlag’ zu Tode den,

Und blende, wer zu gut kann sehn.

Dem dort hau’ frisch nur ab das Bein,

Den lass der Hände ledig sein.

Lass den am nächsten Baume hangen,

Doch jenen Reichen nimm gefangen,

Er zahlt uns gerne hundert Pfund.”

“Mir sind die Sitten alle kund,

Mein Vater, und ich könnte eben

Von diesem neuen Brauch und Leben

Noch viel erzählen, doch heut nicht mehr;

Ich ritt den ganzen Tag umher,

Und mich verlangt nach Ruhe nun.”

1700Wohin er kam bei seinem Wandern,Da zeigt’ ein Bauer ihn dem andernUnd schrie ihn an und seinen Knecht:“Haha!Du dieb’scher Schuft, Helmbrecht,Wärst du ein Bauer noch wie ich,1705Man führte nicht als Blinden4dich.”Ein Jahr lang litt er solche Not,Bis durch den Strang er fand den Tod.Ich sag’ euch nun, wie das geschah.Ein Bauer ihn von weitem sah,1710Als eines Tags er durch den WaldHinstrich um seinen Unterhalt.Der Bauer spaltete mit andernSich Holz; da sah er Helmbrecht wandern,Der eine Kuh ihm einst genommen,1715Die sieben Bänder5schon bekommen.Gleich sprach er zu den lieben Freunden,Dass sie zur Rachetat sich einten.“Wahrhaftig,” fiel gleich einer ein,“In Stücke reiss’ ich ihn so klein,1720Wie Stäubchen in dem Sonnenlicht,Nimmt ihn vorweg ein andrer nicht.Denn mir und meinem WeibeZog er hinweg vom LeibeDas letzte Kleid, das unser war;1725Drum ist er mein mit Haut und Haar.”Ein dritter, der dabei stand sagte:“Und wenn er aus sich drei auch machte,Ich wollt’ ihn töten doch allein.Der Schuft schlug Schloss und Türen ein1730Und nahm aus Küch’ und Keller frechMir auch den letzten Vorrat weg.”Dem vierten, der das Holz zerhieb,Vor Wut kaum noch die Sprache blieb:“Ich reisse gleich den Kopf ihm ab1735Und denke, dass ich Ursach’ hab’.Mein Kind in einen Sack er stiess,Dieweil’s noch schlummerte so süss.Mitsamt den Betten stopft’ er’s ein,In dunkler Nacht blieb ich allein.1740Und als es schrie vor Schmerz und Weh,Da schleudert’ er’s in kalten Schnee.Da wär’ es elend umgekommen,Hätt’ ich’s nicht schnell ins Haus genommen.”Der fünfte sprach: “Ja, meiner Treu,’1745Wie ich mich seines Hierseins freu’!Wie soll mein Herz sich heute weidenAn seinen Qualen, seinen Leiden!Er tat Gewalt an meinem Kind;Und wär’ er dreimal noch so blind,1750Ich hängt’ ihn an den nächsten Baum.Ich selber rettete mich kaumAus seinen Händen, nackt und bloss.Ja, wär’ er wie ein Haus so gross,Es wird an ihm noch heut gerochen,1755Nun er sich hierher hat verkrochenIn diesen tiefen, dichten Wald.”“Nur näher, kommt doch näher bald!”So riefen sie, und bald ergossSich auf Helmbrecht der ganze Tross.1760Indes die Schläge auf ihn sausten,Hohnworte ihm im Ohre brausten:“Helmbrecht, die Haube6nimm in Acht!”Was Henkershand noch nicht vollbrachtAn diesem Werk voll Schmuck und Zier,1765Das war gar bald getan allhier.Ein grauses Bild: auch nicht ein Stück,Breit wie ein Pfennig, blieb zurück.Die Sittiche und Lerchen schön,Wie lebende fast anzusehn,1770Die Sperber und die Turteltauben,Und was genäht sonst auf die Hauben,Das lag zerstreut nun allerorten.Hier trieben Lockenbüschel, dortenDas Seidenzeug und blondes Haar.1775Wär’ sonst keins meiner Worte wahr,Ihr könntet mir doch glauben,Was ich erzähle von der Hauben.Wie jämmerlich sie ward zerrissen!Wollt ihr von einem Kahlkopf wissen?1780Kein kahlerer ward je gesehn.Sein Lockenhaar, so blond und schön,Das lag verachtet und zerstreutRings auf der Erde weit und breit.Das kümmerte die Bauern nicht,1785Sie liessen noch den armen WichtDie Beichte sprechen; gleich zur StundSchob einer Helmbrecht in den MundEin Bröckchen Erd’7zu Schutz und HutVor Höllenfeuers heisser Glut.1790Dann hängten sie ihn an den Baum.

Wohin er kam bei seinem Wandern,

Da zeigt’ ein Bauer ihn dem andern

Und schrie ihn an und seinen Knecht:

“Haha!Du dieb’scher Schuft, Helmbrecht,

Wärst du ein Bauer noch wie ich,

Man führte nicht als Blinden4dich.”

Ein Jahr lang litt er solche Not,

Bis durch den Strang er fand den Tod.

Ich sag’ euch nun, wie das geschah.

Ein Bauer ihn von weitem sah,

Als eines Tags er durch den Wald

Hinstrich um seinen Unterhalt.

Der Bauer spaltete mit andern

Sich Holz; da sah er Helmbrecht wandern,

Der eine Kuh ihm einst genommen,

Die sieben Bänder5schon bekommen.

Gleich sprach er zu den lieben Freunden,

Dass sie zur Rachetat sich einten.

“Wahrhaftig,” fiel gleich einer ein,

“In Stücke reiss’ ich ihn so klein,

Wie Stäubchen in dem Sonnenlicht,

Nimmt ihn vorweg ein andrer nicht.

Denn mir und meinem Weibe

Zog er hinweg vom Leibe

Das letzte Kleid, das unser war;

Drum ist er mein mit Haut und Haar.”

Ein dritter, der dabei stand sagte:

“Und wenn er aus sich drei auch machte,

Ich wollt’ ihn töten doch allein.

Der Schuft schlug Schloss und Türen ein

Und nahm aus Küch’ und Keller frech

Mir auch den letzten Vorrat weg.”

Dem vierten, der das Holz zerhieb,

Vor Wut kaum noch die Sprache blieb:

“Ich reisse gleich den Kopf ihm ab

Und denke, dass ich Ursach’ hab’.

Mein Kind in einen Sack er stiess,

Dieweil’s noch schlummerte so süss.

Mitsamt den Betten stopft’ er’s ein,

In dunkler Nacht blieb ich allein.

Und als es schrie vor Schmerz und Weh,

Da schleudert’ er’s in kalten Schnee.

Da wär’ es elend umgekommen,

Hätt’ ich’s nicht schnell ins Haus genommen.”

Der fünfte sprach: “Ja, meiner Treu,’

Wie ich mich seines Hierseins freu’!

Wie soll mein Herz sich heute weiden

An seinen Qualen, seinen Leiden!

Er tat Gewalt an meinem Kind;

Und wär’ er dreimal noch so blind,

Ich hängt’ ihn an den nächsten Baum.

Ich selber rettete mich kaum

Aus seinen Händen, nackt und bloss.

Ja, wär’ er wie ein Haus so gross,

Es wird an ihm noch heut gerochen,

Nun er sich hierher hat verkrochen

In diesen tiefen, dichten Wald.”

“Nur näher, kommt doch näher bald!”

So riefen sie, und bald ergoss

Sich auf Helmbrecht der ganze Tross.

Indes die Schläge auf ihn sausten,

Hohnworte ihm im Ohre brausten:

“Helmbrecht, die Haube6nimm in Acht!”

Was Henkershand noch nicht vollbracht

An diesem Werk voll Schmuck und Zier,

Das war gar bald getan allhier.

Ein grauses Bild: auch nicht ein Stück,

Breit wie ein Pfennig, blieb zurück.

Die Sittiche und Lerchen schön,

Wie lebende fast anzusehn,

Die Sperber und die Turteltauben,

Und was genäht sonst auf die Hauben,

Das lag zerstreut nun allerorten.

Hier trieben Lockenbüschel, dorten

Das Seidenzeug und blondes Haar.

Wär’ sonst keins meiner Worte wahr,

Ihr könntet mir doch glauben,

Was ich erzähle von der Hauben.

Wie jämmerlich sie ward zerrissen!

Wollt ihr von einem Kahlkopf wissen?

Kein kahlerer ward je gesehn.

Sein Lockenhaar, so blond und schön,

Das lag verachtet und zerstreut

Rings auf der Erde weit und breit.

Das kümmerte die Bauern nicht,

Sie liessen noch den armen Wicht

Die Beichte sprechen; gleich zur Stund

Schob einer Helmbrecht in den Mund

Ein Bröckchen Erd’7zu Schutz und Hut

Vor Höllenfeuers heisser Glut.

Dann hängten sie ihn an den Baum.

1.A sham battle between two troops of mounted knights.2.That is, Duke Ernst; see above, No. xvii.3.That is: We pay no attention to the decrees of the courts.4.Helmbrecht has had his eyes put out by a magistrate.5.Of the ‘bands’ or ‘rings’ on the cow’s horns. She was seven years old.6.At the beginning of the poem Helmbrecht’s elaborately embroidered hood is described at length.7.This is not to be understood as a mockery of religion. A dying person might be shrived by a layman if no priest was at hand, a bit of earth or grass being substituted for the holy host.

1.A sham battle between two troops of mounted knights.

2.That is, Duke Ernst; see above, No. xvii.

3.That is: We pay no attention to the decrees of the courts.

4.Helmbrecht has had his eyes put out by a magistrate.

5.Of the ‘bands’ or ‘rings’ on the cow’s horns. She was seven years old.

6.At the beginning of the poem Helmbrecht’s elaborately embroidered hood is described at length.

7.This is not to be understood as a mockery of religion. A dying person might be shrived by a layman if no priest was at hand, a bit of earth or grass being substituted for the holy host.

A North-Italian cleric—Zirclaere was a village in the old duchy of Friuli—who wrote a rimed treatise on manners, morals, education, etc. He wrote first inWälsch,i.e.Italian, or more probably French, and then in German. His German title,Der wälsche Gast, was a bid for the hospitable reception of the foreigner’s book in Germany. And it was well received, there being evidence that it was widely read for two centuries. The poem consists of 14,752 verses in ten books and was written in 1215. There is no poetry in it, but it is interesting as a specimen of medieval didacticism.

Der Bauer möchte werden Knecht,Dünkt ihm einmal das Leben schlecht;Der Knecht, der wäre gern ein Bauer,Dünkt ihm einmal das Leben sauer.5Der Pfaffe möchte Ritter wesen,Langweilt es ihm, sein Buch zu lesen;Sehr gern der Ritter Pfaffe wär’,Wenn er den Sattel räumt dem Speer.Der Kaufmann, kommt er in die Not,10Sagt: “Weh und ach, o wär’ ich tot!Mir ist ein elend Los gegeben.Der Werkmann hat ein gutes Leben;Er bleibt zu Hause, sel’ger Mann,Da ich, der ich nicht werken kann,15Muss fahren immer hin und herUnd leiden Mühsal hart und schwer.”Der Werkmann sagt: “Wie wonniglichLebt doch der Kaufmann! Während ichMich nachts mit harter Arbeit plag’,20Schläft ja der Kaufmann, wenn er mag.”Was diesem lieb, ist jenem leid;Das macht die Unbeständigkeit.Wollte ziehen der Hund am Wagen,Und der Ochse Hasen jagen,25Es deuchte uns doch wunderlich.Noch schlimmer aber reimt es sich,Bei diesem oder jenem LeidenDen Stand des andern zu beneiden,Der Knecht den Bauer und umgekehrt;30Das ist ja beiderseits verkehrt.Wird Pfaffe Ritter, Ritter Pfaffe,So handelt jeder wie der Affe,Der, sorglos ob es ihm sei recht,Ein jedes Amt bekleiden möcht’.35Die Sach’ ist trüglich ganz und gar;Ich sage euch, und es ist wahr:Das seine würde keiner geben,Kannt’ er nur des andern Leben.Des Armen Mühen und des Reichen,40Die beiden sich vollständig gleichen.Wer hat Verstand, der deutlich sieht,Dass Armut nicht den kürzern zieht.Dem Armen weh die Armut tut,Der Reiche quält sich um sein Gut.45Ist man mir schuldig, tut’s mir leid,Dass keine Barschaft steht bereit;Bin ich der Schuldige, leid’ ich Qualen,Weil ich nichts habe zu bezahlen.Man sieht ja, zwischen arm und reich50Ist alles abgewogen gleich.Der arme Mann sehnt sich nach Gut,Der reiche Mann bedarf der Hut.Gut wünschen ist des Armen Plage,Und wer es hat, kommt in die Lage,55Dass er um Hilfe bitten muss;Auf gleicher Stufe geht ihr Fuss.Der Arme plagt sich nach dem Gute,Dem Reichen ist es schlecht zu Mute,Weil er noch ungesättigt bleibt;60Besitz die Sorgen nie vertreibt.Wer hat genug und mehr noch will,Dem hilft sein Gut genau so viel,Als Rauch den Augen nützlich ist;Das ist nun wahr zu jeder Frist.65Der ist sehr arm bei grossem Gut,Der mehr begehrt in seinem Mut.Der hat an kleinen Dingen viel,Der hat genug und nichts mehr will.Hat jemand einen reichen Mut,70Er ist nicht arm bei kleinem Gut.Wem nicht genüget, was er hat,Für dessen Armut ist kein Rat:Des bösen Mannes kargem MutGenügt ja nicht das grösste Gut.75Der Geiz’ge hätte stets die Fülle,Wäre nur nicht sein böser Wille.Wer nicht mit wenigem kann leben,Muss seinen Leib zu eigen geben.Der brave Mann weiss stets Bescheid80In Reichtum und in Dürftigkeit.Wir wenden mehr der Müh’ und ListAn das, was uns nicht nötig ist,Als an das Nötige sogar:Ist doch die Art sehr wunderbar.85Man lässt zu Hause Kind und WeibUnd plagt mit Arbeit seinen Leib,Und der Gewinn ist manchmal klein;Es würd’ also viel besser sein,Wenn man mit nur geringer Müh’90Nach Tugend würbe; so gedieh’Uns Reichtum und ein grosses Gut(Ich meine in dem reichen Mut).Man gibt sehr oft den eignen Leib,Freiheit, Seele, Kind und Weib95Um weniges, und wenn zur Stund’Wir’s kaufen sollten für ein Pfund,Wir liessen es ganz unberührt.Der tör’chte Mensch zu Markte führtSein eignes Selbst und weiss nicht wie,100Um lauter Sorge, Reu’ und Müh’,Mit seinem Selbst kauft er was ein,Und meint, das Ding nun wäre sein;Doch mit der Zeit wird er belehrt,Dass er vielmehr dem Ding gehört.105Er wäre sein, wär’ nicht sein Gut;Dermassen hat er seinen Mut,Und seinen Sinn dem Gut gegebenUnd muss als ein Leibeigner leben.Der, der verkauft den freien Mut,110Erhält niemals ein gleiches Gut.Wem sein Reichtum läufet vor,Der folget nach ihm wie ein Tor.Wer mit dem Gute unrecht tut,Der unterwirft ihm seinen Mut,115Und wer es nicht beherrschen kann,Der ist des Pfennigs Dienstemann.Jetzt von der Unbeständigkeit:Von grosser Lieb’ kommt grosses Leid.Was man erwirbt mit grosser Not,120Man lässt es doch zurück im Tod.Der Reichtum macht niemand gesund,Der ruft ihn in der Krankheit Stund’.Wer da ihn liebt mit grossem Neid,Verlässt ihn auch mit grossem Leid;125Und wie er sich mag wenden,Es muss mit ihm doch enden.Und Leid von Lieb’ entstehen mag,Sogar auch vor dem Todestag:Feind, Feuer, Spiel und Tod und Diebe,130Die können machen Leid aus Liebe.Drum mein’ ich, dass der Reiche tutDas beste, wenn er gibt sein GutUm ein viel besseres, das heisst,Um Gottes Huld, die allermeist135Einträglich ist und ihm gewährtDen Reichtum, der sich ewig mehrt,Den kauft des Armen reiner Mut;Drum haben sie ein gleiches Gut.Der Arme kommt zu seinem Ziel140Geschwinder, wenn er es nur will.Der Reiche fährt in seiner Würde,Der Arme mit geringer BürdeUnd ohne Sorge, wie’s ihm passt;Der Reiche mit des Reichtums Last,145Dazu mit Angst und argem Wahn.Hört er nur etwas, hält er an.Rührt sich irgendwo ’ne Maus,Er meint, es wäre in sein HausEin Dieb gekommen, und schreit “Diebe!”150Das macht doch nur des Geldes Liebe.Indessen dringt der Arme vorDem Reichen zu des Herren Tor.Wer stets behalten will sein Gut,Der geb’ es in des Armen Hut;155Denn dieser bringt es an den Ort,Wo es ihm bleibt als ew’ger Hort.Wer seine Kammer hier will machen,Er mag sie, wie er will, bewachen,Verliert den Schatz, das Wort ist wahr,160So hier wie dort auf immerdar.Der Karge bleibt ein Nimmersatt:Solch Wesen auch die Hölle hat;Drum sollten beide, meine ichZusammenhalten ewiglich.165Wer sich erweist der Hölle gleich,Gehört nicht hin in Gottes Reich.

Der Bauer möchte werden Knecht,

Dünkt ihm einmal das Leben schlecht;

Der Knecht, der wäre gern ein Bauer,

Dünkt ihm einmal das Leben sauer.

Der Pfaffe möchte Ritter wesen,

Langweilt es ihm, sein Buch zu lesen;

Sehr gern der Ritter Pfaffe wär’,

Wenn er den Sattel räumt dem Speer.

Der Kaufmann, kommt er in die Not,

Sagt: “Weh und ach, o wär’ ich tot!

Mir ist ein elend Los gegeben.

Der Werkmann hat ein gutes Leben;

Er bleibt zu Hause, sel’ger Mann,

Da ich, der ich nicht werken kann,

Muss fahren immer hin und her

Und leiden Mühsal hart und schwer.”

Der Werkmann sagt: “Wie wonniglich

Lebt doch der Kaufmann! Während ich

Mich nachts mit harter Arbeit plag’,

Schläft ja der Kaufmann, wenn er mag.”

Was diesem lieb, ist jenem leid;

Das macht die Unbeständigkeit.

Wollte ziehen der Hund am Wagen,

Und der Ochse Hasen jagen,

Es deuchte uns doch wunderlich.

Noch schlimmer aber reimt es sich,

Bei diesem oder jenem Leiden

Den Stand des andern zu beneiden,

Der Knecht den Bauer und umgekehrt;

Das ist ja beiderseits verkehrt.

Wird Pfaffe Ritter, Ritter Pfaffe,

So handelt jeder wie der Affe,

Der, sorglos ob es ihm sei recht,

Ein jedes Amt bekleiden möcht’.

Die Sach’ ist trüglich ganz und gar;

Ich sage euch, und es ist wahr:

Das seine würde keiner geben,

Kannt’ er nur des andern Leben.

Des Armen Mühen und des Reichen,

Die beiden sich vollständig gleichen.

Wer hat Verstand, der deutlich sieht,

Dass Armut nicht den kürzern zieht.

Dem Armen weh die Armut tut,

Der Reiche quält sich um sein Gut.

Ist man mir schuldig, tut’s mir leid,

Dass keine Barschaft steht bereit;

Bin ich der Schuldige, leid’ ich Qualen,

Weil ich nichts habe zu bezahlen.

Man sieht ja, zwischen arm und reich

Ist alles abgewogen gleich.

Der arme Mann sehnt sich nach Gut,

Der reiche Mann bedarf der Hut.

Gut wünschen ist des Armen Plage,

Und wer es hat, kommt in die Lage,

Dass er um Hilfe bitten muss;

Auf gleicher Stufe geht ihr Fuss.

Der Arme plagt sich nach dem Gute,

Dem Reichen ist es schlecht zu Mute,

Weil er noch ungesättigt bleibt;

Besitz die Sorgen nie vertreibt.

Wer hat genug und mehr noch will,

Dem hilft sein Gut genau so viel,

Als Rauch den Augen nützlich ist;

Das ist nun wahr zu jeder Frist.

Der ist sehr arm bei grossem Gut,

Der mehr begehrt in seinem Mut.

Der hat an kleinen Dingen viel,

Der hat genug und nichts mehr will.

Hat jemand einen reichen Mut,

Er ist nicht arm bei kleinem Gut.

Wem nicht genüget, was er hat,

Für dessen Armut ist kein Rat:

Des bösen Mannes kargem Mut

Genügt ja nicht das grösste Gut.

Der Geiz’ge hätte stets die Fülle,

Wäre nur nicht sein böser Wille.

Wer nicht mit wenigem kann leben,

Muss seinen Leib zu eigen geben.

Der brave Mann weiss stets Bescheid

In Reichtum und in Dürftigkeit.

Wir wenden mehr der Müh’ und List

An das, was uns nicht nötig ist,

Als an das Nötige sogar:

Ist doch die Art sehr wunderbar.

Man lässt zu Hause Kind und Weib

Und plagt mit Arbeit seinen Leib,

Und der Gewinn ist manchmal klein;

Es würd’ also viel besser sein,

Wenn man mit nur geringer Müh’

Nach Tugend würbe; so gedieh’

Uns Reichtum und ein grosses Gut

(Ich meine in dem reichen Mut).

Man gibt sehr oft den eignen Leib,

Freiheit, Seele, Kind und Weib

Um weniges, und wenn zur Stund’

Wir’s kaufen sollten für ein Pfund,

Wir liessen es ganz unberührt.

Der tör’chte Mensch zu Markte führt

Sein eignes Selbst und weiss nicht wie,

Um lauter Sorge, Reu’ und Müh’,

Mit seinem Selbst kauft er was ein,

Und meint, das Ding nun wäre sein;

Doch mit der Zeit wird er belehrt,

Dass er vielmehr dem Ding gehört.

Er wäre sein, wär’ nicht sein Gut;

Dermassen hat er seinen Mut,

Und seinen Sinn dem Gut gegeben

Und muss als ein Leibeigner leben.

Der, der verkauft den freien Mut,

Erhält niemals ein gleiches Gut.

Wem sein Reichtum läufet vor,

Der folget nach ihm wie ein Tor.

Wer mit dem Gute unrecht tut,

Der unterwirft ihm seinen Mut,

Und wer es nicht beherrschen kann,

Der ist des Pfennigs Dienstemann.

Jetzt von der Unbeständigkeit:

Von grosser Lieb’ kommt grosses Leid.

Was man erwirbt mit grosser Not,

Man lässt es doch zurück im Tod.

Der Reichtum macht niemand gesund,

Der ruft ihn in der Krankheit Stund’.

Wer da ihn liebt mit grossem Neid,

Verlässt ihn auch mit grossem Leid;

Und wie er sich mag wenden,

Es muss mit ihm doch enden.

Und Leid von Lieb’ entstehen mag,

Sogar auch vor dem Todestag:

Feind, Feuer, Spiel und Tod und Diebe,

Die können machen Leid aus Liebe.

Drum mein’ ich, dass der Reiche tut

Das beste, wenn er gibt sein Gut

Um ein viel besseres, das heisst,

Um Gottes Huld, die allermeist

Einträglich ist und ihm gewährt

Den Reichtum, der sich ewig mehrt,

Den kauft des Armen reiner Mut;

Drum haben sie ein gleiches Gut.

Der Arme kommt zu seinem Ziel

Geschwinder, wenn er es nur will.

Der Reiche fährt in seiner Würde,

Der Arme mit geringer Bürde

Und ohne Sorge, wie’s ihm passt;

Der Reiche mit des Reichtums Last,

Dazu mit Angst und argem Wahn.

Hört er nur etwas, hält er an.

Rührt sich irgendwo ’ne Maus,

Er meint, es wäre in sein Haus

Ein Dieb gekommen, und schreit “Diebe!”

Das macht doch nur des Geldes Liebe.

Indessen dringt der Arme vor

Dem Reichen zu des Herren Tor.

Wer stets behalten will sein Gut,

Der geb’ es in des Armen Hut;

Denn dieser bringt es an den Ort,

Wo es ihm bleibt als ew’ger Hort.

Wer seine Kammer hier will machen,

Er mag sie, wie er will, bewachen,

Verliert den Schatz, das Wort ist wahr,

So hier wie dort auf immerdar.

Der Karge bleibt ein Nimmersatt:

Solch Wesen auch die Hölle hat;

Drum sollten beide, meine ich

Zusammenhalten ewiglich.

Wer sich erweist der Hölle gleich,

Gehört nicht hin in Gottes Reich.

The assumed name of a thirteenth century writer whose real name is unknown.Der Strickerprobably means ‘the composer,’ ‘the poet.’ He wrote a long epic,Karl the Great, an Arthurian romance,Daniel of the Blooming Vale, and several short tales of which the best isPfaffe Ameis. The hero is a peripatetic rogue and practical joker who plays tricks on people and makes much money. The selection is from the translation by Karl Pannier in the Reclam library.

805Als nun Ameis durch diesen SchlichGar vieles Gut erworben sichDort an dem Hof zu Karolingen,1Ritt er hin nach LotharingenUnd fragete da unverwandt,810Bis er des Landes Herzog fand.Dem meldete er eine Märe,Dass nach dem Herrgott keiner wäre,Der besser heilen könnt’ als er.“So hat Euch Gott gesendet her,”815Hat da das Wort der Herzog nommen;“So bin ich froh, dass Ihr gekommen.Ich hab’ Verwandt’ und Dienstleut’ hier,Von deren Leiden Kummer mirErsteht; siech ist ein grosser Teil820Verleiht Euch Gott ein solches Heil,Dass Ihr sie machen könnt gesund,Ihr werdet reich zur selb’gen Stund’.”Ameis zu sprechen da begann:“Ich bin ein Arzt, der solches kann.825Die von dem Aussatz sind befreitUnd nicht durch Wunden haben Leid,Die haben Krankheit nicht so schwer—Und wären’s tausend oder mehr,—Dass ich sie nicht gesunden macht’,830Bevor der Tag entweicht der Nacht;Geschieht dies nicht, nehmt mir das Leben.Drum bitt’ ich Euch, mir nicht zu gebenGeschenke oder Lohn, bevorIhr nicht gehört mit eignem Ohr,835Dass sie gesagt, sie sei’n gesund.Dann tut mir Eure Gnade kund.”Des freute sich der Herzog sehr:“Ihr redet wohl,” erwidert’ erUnd rief die Kranken unverweilt.840An zwanzig kamen da geeilt;Die führt’ der Pfaff’ in ein Gemach.“Bald hab’ ich,” er zu ihnen sprach“Von eurer Krankheit euch befreit,Wenn ihr mir schwöret einen Eid,845Erst nach Verlauf von sieben TagenVon meiner Red’ etwas zu sagen.Nicht anders ich euch heilen kann.”Als er mit solcher Red’ begann,Da liessen sie sich bald besiegen.850Sie schworen, dass sie es verschwiegen,Und er zu ihnen nun begann:“Nun gehet ohne mich hindannUnd wollt besprechen euch dabei,Wer unter euch der kränkste sei.855Ist er gefunden, tut’s mir kund—Bald sollt ihr werden dann gesund.Den kränksten will ich nämlich töten,Um euch zu helfen aus den NötenMit seinem Blute allsogleich.860Mein Leben sei zum Pfande euch.”Darob erschraken alle Siechen,Und wer da kaum vermocht’ zu kriechenVor seiner Krankheit grimmer Not,Der fürchtete, es sei sein Tod,865Wenn seine Not gemerkt man hab’,Und ging dahin gar ohne Stab,Wo sie die Unterredung hatten.Vernehmet jetzo, wie sie taten.Es dachte da ein jeder Mann:870“Wie klein ich auch behaupten kann,Dass meiner Krankheit Leiden sei,So redet einer doch dabei,Das seine sei noch kleiner;Dann redet wieder einer,875Das seine sei zweimal so klein.Dann sprechen alle insgemein,Ich sei der allerkränkste hie.So sterbe ich, geheilt sind sie.Drum will ich mich behüten eh’r880Und sagen, dass gesund ich wär’.”So dachte er bei sich allein,So dachten alle insgemein.Und alle gaben zu verstehn,Dass ihnen Gnade wär’ geschehn;885Sie wären munter und gesund.Das taten sie dem Meister kund.Er sprach: “Ihr wollt betrügen mich.”Da schwor ein jeder feierlichBei seiner Treu’, es wäre wahr,890Nichts tät’ ihm weh, auch nicht ein Haar.Da ward der Meister hoch erfreut.“Geht hin nun,” sprach er, “liebe Leut’,Und saget es dem Herzog an.”Das wurde unverweilt getan:895Sie gingen hin und sagten an,Sobald sie ihren Herren sahn,Es wär’ ein heil’ger Mann gekommen;Der Krankheit wären sie benommen.Darob zu staunen er begann900Und fragte alle Mann für Mann,Ob sie durch Lug ihn täuschten nicht.Da zwang sie ihres Eides Pflicht,Den sie Ameis, dem Pfaffen, taten,Dass keine andre Red’ sie hatten,905Als die: “sie wären ganz gesund.”Da liess an Silber zu der Stund’Dem Pfaffen hundert Mark er geben.Und dieser kannt’ kein Widerstreben,Liess ab sich schnell das Silber wägen910Und forderte den Reisesegen;Dann eilt’ hinweg er unverwandt.

Als nun Ameis durch diesen Schlich

Gar vieles Gut erworben sich

Dort an dem Hof zu Karolingen,1

Ritt er hin nach Lotharingen

Und fragete da unverwandt,

Bis er des Landes Herzog fand.

Dem meldete er eine Märe,

Dass nach dem Herrgott keiner wäre,

Der besser heilen könnt’ als er.

“So hat Euch Gott gesendet her,”

Hat da das Wort der Herzog nommen;

“So bin ich froh, dass Ihr gekommen.

Ich hab’ Verwandt’ und Dienstleut’ hier,

Von deren Leiden Kummer mir

Ersteht; siech ist ein grosser Teil

Verleiht Euch Gott ein solches Heil,

Dass Ihr sie machen könnt gesund,

Ihr werdet reich zur selb’gen Stund’.”

Ameis zu sprechen da begann:

“Ich bin ein Arzt, der solches kann.

Die von dem Aussatz sind befreit

Und nicht durch Wunden haben Leid,

Die haben Krankheit nicht so schwer—

Und wären’s tausend oder mehr,—

Dass ich sie nicht gesunden macht’,

Bevor der Tag entweicht der Nacht;

Geschieht dies nicht, nehmt mir das Leben.

Drum bitt’ ich Euch, mir nicht zu geben

Geschenke oder Lohn, bevor

Ihr nicht gehört mit eignem Ohr,

Dass sie gesagt, sie sei’n gesund.

Dann tut mir Eure Gnade kund.”

Des freute sich der Herzog sehr:

“Ihr redet wohl,” erwidert’ er

Und rief die Kranken unverweilt.

An zwanzig kamen da geeilt;

Die führt’ der Pfaff’ in ein Gemach.

“Bald hab’ ich,” er zu ihnen sprach

“Von eurer Krankheit euch befreit,

Wenn ihr mir schwöret einen Eid,

Erst nach Verlauf von sieben Tagen

Von meiner Red’ etwas zu sagen.

Nicht anders ich euch heilen kann.”

Als er mit solcher Red’ begann,

Da liessen sie sich bald besiegen.

Sie schworen, dass sie es verschwiegen,

Und er zu ihnen nun begann:

“Nun gehet ohne mich hindann

Und wollt besprechen euch dabei,

Wer unter euch der kränkste sei.

Ist er gefunden, tut’s mir kund—

Bald sollt ihr werden dann gesund.

Den kränksten will ich nämlich töten,

Um euch zu helfen aus den Nöten

Mit seinem Blute allsogleich.

Mein Leben sei zum Pfande euch.”

Darob erschraken alle Siechen,

Und wer da kaum vermocht’ zu kriechen

Vor seiner Krankheit grimmer Not,

Der fürchtete, es sei sein Tod,

Wenn seine Not gemerkt man hab’,

Und ging dahin gar ohne Stab,

Wo sie die Unterredung hatten.

Vernehmet jetzo, wie sie taten.

Es dachte da ein jeder Mann:

“Wie klein ich auch behaupten kann,

Dass meiner Krankheit Leiden sei,

So redet einer doch dabei,

Das seine sei noch kleiner;

Dann redet wieder einer,

Das seine sei zweimal so klein.

Dann sprechen alle insgemein,

Ich sei der allerkränkste hie.

So sterbe ich, geheilt sind sie.

Drum will ich mich behüten eh’r

Und sagen, dass gesund ich wär’.”

So dachte er bei sich allein,

So dachten alle insgemein.

Und alle gaben zu verstehn,

Dass ihnen Gnade wär’ geschehn;

Sie wären munter und gesund.

Das taten sie dem Meister kund.

Er sprach: “Ihr wollt betrügen mich.”

Da schwor ein jeder feierlich

Bei seiner Treu’, es wäre wahr,

Nichts tät’ ihm weh, auch nicht ein Haar.

Da ward der Meister hoch erfreut.

“Geht hin nun,” sprach er, “liebe Leut’,

Und saget es dem Herzog an.”

Das wurde unverweilt getan:

Sie gingen hin und sagten an,

Sobald sie ihren Herren sahn,

Es wär’ ein heil’ger Mann gekommen;

Der Krankheit wären sie benommen.

Darob zu staunen er begann

Und fragte alle Mann für Mann,

Ob sie durch Lug ihn täuschten nicht.

Da zwang sie ihres Eides Pflicht,

Den sie Ameis, dem Pfaffen, taten,

Dass keine andre Red’ sie hatten,

Als die: “sie wären ganz gesund.”

Da liess an Silber zu der Stund’

Dem Pfaffen hundert Mark er geben.

Und dieser kannt’ kein Widerstreben,

Liess ab sich schnell das Silber wägen

Und forderte den Reisesegen;

Dann eilt’ hinweg er unverwandt.


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