Chapter 8

Der Vorwitz lockt ihn in die Weite,Kein Fels ist ihm zu schroff, kein Steg zu schmal;Der Unfall lauert an der SeiteUnd stürzt ihn in den Arm der Qual.Dann treibt die schmerzlich überspannte RegungGewaltsam ihn bald da bald dort hinaus,Und von unmutiger BewegungRuht er unmutig wieder aus.Und düster wild an heitern Tagen,Unbändig, ohne froh zu sein,Schläft er, an Seel und Leib verwundet und zerschlagen,Auf einem harten Lager ein.So war er ganz und gar. Es ist darin nicht der kleinste Zug übertrieben. Doch aus dieser Sturm- und Drangperiode hatte sich der Herzog bald zu wohltätiger Klarheit durchgearbeitet, so daß ich ihn zu seinem Geburtstage im Jahre 1783 an diese Gestalt seiner früheren Jahre sehr wohl erinnern mochte.Ich leugne nicht, er hat mir anfänglich manche Not und Sorge gemacht. Doch seine tüchtige Natur reinigte sich bald und bildete sich bald zum besten, so daß es eine Freude wurde, mit ihm zu leben und zu wirken.«Sie machten, bemerkte ich, in dieser ersten Zeit mit ihm eine einsame Reise durch die Schweiz.»Er liebte überhaupt das Reisen,« erwiderte Goethe, »doch war es nicht sowohl, um sich zu amüsieren und zu zerstreuen, als um überall die Augen und Ohren offen zu haben und auf allerlei Gutes und Nützliches zu achten, das er in seinem Lande einführen könnte. Ackerbau, Viehzucht und Industrie sind ihm auf diese Weise unendlich viel schuldig geworden. Überhaupt waren seine Tendenzen nicht persönlich egoistisch, sondern rein produktiver Art, und zwar produktiv für das allgemeine Beste. Dadurch hat er sich denn auch einen Namen gemacht, der über dieses kleine Land weit hinausgeht.«Sein sorgloses einfaches Äußere, sagte ich, schien anzudeuten, daß er den Ruhm nicht suche und daß er sich wenig aus ihm mache. Es schien, als sei er berühmt geworden ohne sein weiteres Zutun, bloß wegen seiner stillen Tüchtigkeit.»Es ist damit ein eigenes Ding,« erwiderte Goethe. »Ein Holz brennt, weil es Stoff dazu in sich hat, und ein Mensch wird berühmt, weil der Stoff dazu in ihm vorhanden. Suchen läßt sich der Ruhm nicht, und alles Jagen danach ist eitel. Es kann sich wohl jemand durch kluges Benehmen und allerlei künstliche Mittel eine Art von Namen machen. Fehlt aber dabei das innere Juwel, so ist es eitel und hält nicht auf den andern Tag.Ebenso ist es mit der Gunst des Volkes. Er suchte sie nicht und tat den Leuten keineswegs schön; aber das Volk liebte ihn, weil es fühlte, daß er ein Herz für sie habe.«

Der Vorwitz lockt ihn in die Weite,Kein Fels ist ihm zu schroff, kein Steg zu schmal;Der Unfall lauert an der SeiteUnd stürzt ihn in den Arm der Qual.Dann treibt die schmerzlich überspannte RegungGewaltsam ihn bald da bald dort hinaus,Und von unmutiger BewegungRuht er unmutig wieder aus.Und düster wild an heitern Tagen,Unbändig, ohne froh zu sein,Schläft er, an Seel und Leib verwundet und zerschlagen,Auf einem harten Lager ein.

Der Vorwitz lockt ihn in die Weite,Kein Fels ist ihm zu schroff, kein Steg zu schmal;Der Unfall lauert an der SeiteUnd stürzt ihn in den Arm der Qual.Dann treibt die schmerzlich überspannte RegungGewaltsam ihn bald da bald dort hinaus,Und von unmutiger BewegungRuht er unmutig wieder aus.Und düster wild an heitern Tagen,Unbändig, ohne froh zu sein,Schläft er, an Seel und Leib verwundet und zerschlagen,Auf einem harten Lager ein.

So war er ganz und gar. Es ist darin nicht der kleinste Zug übertrieben. Doch aus dieser Sturm- und Drangperiode hatte sich der Herzog bald zu wohltätiger Klarheit durchgearbeitet, so daß ich ihn zu seinem Geburtstage im Jahre 1783 an diese Gestalt seiner früheren Jahre sehr wohl erinnern mochte.

Ich leugne nicht, er hat mir anfänglich manche Not und Sorge gemacht. Doch seine tüchtige Natur reinigte sich bald und bildete sich bald zum besten, so daß es eine Freude wurde, mit ihm zu leben und zu wirken.«

Sie machten, bemerkte ich, in dieser ersten Zeit mit ihm eine einsame Reise durch die Schweiz.

»Er liebte überhaupt das Reisen,« erwiderte Goethe, »doch war es nicht sowohl, um sich zu amüsieren und zu zerstreuen, als um überall die Augen und Ohren offen zu haben und auf allerlei Gutes und Nützliches zu achten, das er in seinem Lande einführen könnte. Ackerbau, Viehzucht und Industrie sind ihm auf diese Weise unendlich viel schuldig geworden. Überhaupt waren seine Tendenzen nicht persönlich egoistisch, sondern rein produktiver Art, und zwar produktiv für das allgemeine Beste. Dadurch hat er sich denn auch einen Namen gemacht, der über dieses kleine Land weit hinausgeht.«

Sein sorgloses einfaches Äußere, sagte ich, schien anzudeuten, daß er den Ruhm nicht suche und daß er sich wenig aus ihm mache. Es schien, als sei er berühmt geworden ohne sein weiteres Zutun, bloß wegen seiner stillen Tüchtigkeit.

»Es ist damit ein eigenes Ding,« erwiderte Goethe. »Ein Holz brennt, weil es Stoff dazu in sich hat, und ein Mensch wird berühmt, weil der Stoff dazu in ihm vorhanden. Suchen läßt sich der Ruhm nicht, und alles Jagen danach ist eitel. Es kann sich wohl jemand durch kluges Benehmen und allerlei künstliche Mittel eine Art von Namen machen. Fehlt aber dabei das innere Juwel, so ist es eitel und hält nicht auf den andern Tag.

Ebenso ist es mit der Gunst des Volkes. Er suchte sie nicht und tat den Leuten keineswegs schön; aber das Volk liebte ihn, weil es fühlte, daß er ein Herz für sie habe.«


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