XIV.

XIV.

Möchten dir und mir die Schmerzen erspart bleiben, die Freidanks Brust durchwühlten, als er müde, reuevoll und wie zerschlagen gegen Anbruch der Dämmerung heimkehrte und Theresen nicht fand! Im Rausche, in jenem wunderlichen Taumel, den Wein und Habgier im Verein erzeugt hatten, war er, wie mancher Samson vor ihm, dem süßen Girren einer buhlerischen Dalila erlegen. Therese war von ihm gegangen und hatte ihm nicht einmal ein Abschiedswort, aus dem Schmerz oder Empörung schrie, hinterlassen. Mit Verachtung hatte sie sich von dem Treulosen gewendet! —

Im ersten Schmerze kehrte sich seine Wut gegen Nuit d’étoiles. Ach, hätte er sie gegenwärtig gehabt! Er hätte sie niedergeschlagen! Dann fiel dem Reuevollen ein, daß er, der hätte stark sein sollen, dem schwächlichen, zärtlichen Geschöpfe mit seinen naiv animalischen Trieben keinen Vorwurf machen durfte.

Aber die Natur in ihrem milden, weisen Walten läßt nicht eines ihrer starken Kinder an einem unmäßigen Kummer zugrunde gehen. Sie sänftigt, sie lindert und heilt zuletzt, bis von der heißen Verzweiflung nur die ernste, reuige Trauer bleibt.

Roland war, mit dem Ehrennamen des „Champions von Sankt Petersburg“ geschmückt, nach Deutschland zurückgekehrt und hatte selbst eine Ringkampfkonkurrenz veranstaltet. Mit der Größe und der Kraft seines jungen,unverbrauchten Körpers riß er ohne Mühe den Ruhm an sich und dazu den silbernen Eichenkranz, der dem Sieger als Ehrenpreis winkte.

Jedes weitere Auftreten band den Ruhm fester an seinen Namen. Materielle Erfolge blieben nicht aus. In seinem Portefeuille häuften sich die bunten Scheine, deren jeder eine Handvoll Goldstücke wert ist, und es kam ein Tag, da er bei einem großen Bankhause einen nennenswerten Kredit besaß. Roland, der Ringkämpfer, schien plötzlich in der Lotterie des Lebens das große Los gezogen zu haben...

Er fragte nicht viel danach. Er rang nicht nur um des Ruhmes willen und nicht allein dem Reichtum zuliebe. Er liebte nur noch seinen eigenen Körper, seine Kraft, seine Frische, seine Gesundheit. Seine Lebensweise fing an, für die Ringkämpfer vorbildlich zu werden. Wer mied, wie er, den Alkohol, das unnütze Durchwachen der Nächte, das entnervende Glücksspiel und den leichtfertigen Umgang mit Frauen? Wer stand, wie Roland, jeden Morgen frisch beim Training? Er füllte fast den ganzen Tag mit der Pflege seiner Gesundheit aus. Dies alles heilte seine Seele nicht, aber es brachte ihre Schmerzen und ihre Vorwürfe zum Schweigen.

Im Anfange seiner Laufbahn hatte es ihn über die Maßen gekränkt, bei seinen Kollegen so wenig von dem zu finden, was er als Student geistige Regsamkeit genannt hatte. Jetzt wußte er, daß die meisten Menschen sich um kleine, unbedeutende Bruchstücke des Wissens abmühen und ihnen unruhevoll nachjagen, wie ein Knabe, der einem Schmetterlinge nacheilt und dabei die blühenden Beete zertritt. Rolands Leben war reich, einfach und kräftig geworden. Er spürte nicht mehr in heißer, nächtlicher Denkarbeit den Goldadern des Geistes nach, die mühselig aufzugraben sind und sich oft genug, wie oft! in taubem Gestein verlieren. Ihm war, als wäre er einst mit seinem schmerzlichen Ehrgeiz und aller Sehnsucht, aus toten Steinen Gold der Gedanken zu graben, in finsterer Nacht gewandelt. Er hatte an die Tore der Kunst geklopft, aber sie hatten sich ihm nicht auftun wollen; er hatte die Wissenschaften gefragt, aber auch was der Gelehrteste weiß, ist nur Stückwerk und nur ein Teil des Wissens, also daß keiner die Tiefen des Wissens je durchdringen kann. Da hatte er sich der guten, einfachen Natur ergeben; und da wuchs er nun, wie eine große, schöne, unschuldige Pflanze Gottes, sog die frischen Lüfte und den Sonnenschein der Erde in sich ein und strahlte sie in Kraft und Gesundheit wieder aus.

***

Die Fédération des Sociétés françaises de lutte hatte die Weltmeisterschaft im Ringkampfe ausgeschrieben. Von jeher pflegte Lutetia, die Stadt des Lichtes, die Hauptstadt aller Freude und Schönheit, auch die Helden der Kraft in ihren Mauern zu versammeln. Im Theater Folies-Bergère sollte der Wettstreit ausgetragen werden. Auch Roland mit einem Teil seiner Ringer war eingeladen, an den Kämpfen teilzunehmen. Er kam, und der Ruf, der ihm vorausgeeilt war, wurde durch den Eindruck seiner Persönlichkeit noch übertroffen. Er war so blond, sein Gesicht war so jung, sein Wuchs so schlank, seine Muskeln so stark, und er stand im Kampfe so ruhig! Paris war entzückt und vergab ihm seine deutsche Herkunft. Und ... wahrhaftig! es gab sogar Pariser und Pariserinnen, die dem blonden deutschen Riesen lieber den Sieg gegönnt hätten als ihrem eigenen Landsmanne Claude le Titan, der unter allen französischen Ringkämpfern die meisten Aussichten auf den Endsieg hatte.

Die Kämpfe sollten einen ganzen Monat lang dauern. In den Sportklubs, in Kaffeehäusern und Werkstätten, besonders aber im Theater Folies-Bergère, wurden schon nach dem Ablaufen der zweiten Woche Wetten abgeschlossen. Da stellte es sich heraus, daß die Mehrzahl der Wettenden doch lieber auf ihren französischen Champion halten wollte, als auf Roland. Nach einem ungeschriebenen Gesetze gewann fast niemals ein Fremder das „Championat du Monde“ zu Paris. Warum also sollte es diesem Deutschen, so groß und schön er war, gelingen, die heißumstrittene Weltmeisterschaft an sich zu reißen?

In diesem Jahre waren die exotischen Ringkämpfer in der Mode. Aus der Türkei, aus Afrika, aus Amerika, aus Persien und Japan waren Athleten gekommen, die indessen außer ihrer fremdartigen Erscheinung nicht viel an geschulter Kraft und Gewandtheit in die Wagschale zu werfen hatten. Jeder Ringer, der viermal besiegt worden war, schied aus der Reihe der Teilnehmer aus. So waren die Fremdlinge, die nur der Schaulust dienten, bald ausgeschieden und die ernsten Entscheidungskämpfe begannen. —

Schon nach den Gesängen Homers erhielten die Sieger im Ringkampf blühende Mädchen als Siegespreis und Lohn. Süß ist es für den Sieger, in weichen, zärtlichen Armen auszuruhen. Aber geschwächt und entnervt wird der Kämpfer, der auch mitten im Kampf nicht dem Locken der Sirenen widerstehen kann...

Claude le Titan widerstand nicht. Zu viele weiche, kleine Hände streckten sich lockend nach ihm aus, zu viele Frauenlippen dürsteten nach seinem Munde. Warum sollte er die Rosen nicht pflücken, die so nahe an seinem Wege blühten? Er fühlte sich ja ganz sicher. Mit den bedeutenden Teilnehmern der Konkurrenz hatte Claude le Titan geheime Abmachungen getroffen, nach denen er, der populärste Champion Frankreichs, der endgültige Sieger bleiben mußte. Und da Roland, der Deutsche, übrigens der einzige unter den Ringern war, der ihm ernstlich gefährlich werden konnte, so sollte Roland der zweite Sieger sein.

Freidank hatte bis zum letzten Abende nicht an die Möglichkeit gedacht, daß es anders sein könnte. Er wußte sich frei von dem Verlangen, den goldenen Gürtel von Frankreich, die berühmte „Ceinture d’or“, um seine Hüften zu legen. Am Morgen des Entscheidungskampfes kam ein großer Buchmacher zu ihm ins Hotel. Er zeigte dem deutschen Champion Zeitungsartikel und Briefe, die sich mit den Aussichten der beiden Favoriten, Claude Titan und Roland, beschäftigten. Mehrere Zeitungen empfahlen ihren wettenden Lesern, auf den Franzosen zu halten. Die Eingeweihten wußten doch genau, daß Claude le Titan sich mit der Ceinture d’or umgürten würde.... Nun kam der Buchmacher und stellte Roland vor, daß es für ihn vielleicht möglich sein würde, den französischen Champion im Endkampfe zu werfen. Freilich: das Publikum würde wüten, wenn der Franzose fiel. Aber was lag daran? Die Hauptsache war doch, daß man bei dem gerechten und doch illoyalen eventuellen Siege das Geld aus den Wetten einstrich. Der Totalisator war nicht öffentlich, sondern geheim, und dieses allbekannte Geheimnis reizte auch Leute zum Wetten, die sich an einem öffentlichen Totalisator vielleicht nie beteiligt hätten. Natürlich sollte Roland einen erheblichen Teil des Gewinnes einstreichen!

Als der Buchmacher vertraulich und geheimnisvoll seine Vorschläge gemacht hatte, mußte Roland herzlich lachen. In aller Welt erlebte man Ähnliches! Just so, fast mit denselben Worten, hatte ihn damals ein Buchmacher überreden wollen, sich von Aloys Binder im Revanchekampfe besiegen zu lassen. Und dann war es recht wunderlich gekommen, also daßer über Binder im bittersten Ernst Sieger geworden war... als es um Fritzi l’Alouette ging.... Er wurde in der Erinnerung einen Augenblick lang ernst und dann doch wieder heiter, und halb im Scherz sagte er dem Buchmacher zu, er würde Claude le Titan werfen... Der Buchmacher wollte einen schriftlichen Kontrakt machen und ihm schwarz auf weiß eine hohe Summe für seinen Sieg zusichern. Da wurde Roland verdrießlich. Er sagte, was vereinbart wäre, gelte auch ohne Papier und Tinte, nahm Hut und Überzieher und ging ins Theater, um seine Briefe in Empfang zu nehmen.

Es war ein Brief aus Deutschland dabei, der viele Stempel trug und der ihm an alle Orte nachgereist war, die er besucht hatte, seit er Berlin verlassen hatte. Der Brief aber lautete:

„Lieber Herr Freidank! Es ist nun über den ärgerlichen Abend, da unser armes Paar Filippo und Lavinia so energisch ausgepfiffen wurden, schönes, dichtes Gras gewachsen und ich kann es zuversichtlich wagen, meinen Gästen das wunderhübsche Lustspiel vorzusetzen, welches Sie damals nach meiner Idee geschrieben hatten. In der ersten Aufwallung über unser gemeinsames Mißgeschick wollte ich Ihnen das Lustspiel zurückschicken; aber Sie waren plötzlich verschwunden. Dann habe ich es nochmals durchstudiert, und nun hoffe ich, daß es einen Erfolg bringen soll. Kommen Sie, lieber Freidank, zur Première am 29. Oktober! Wenn es an irgend etwas mangeln sollte — Sie verstehen mich schon — so schreiben Sie es ruhig. Diesmal wird es kein Mißerfolg, das ist mir ganz klar. Meine Idee damals war doch brillant....“

Eberhard griff an seinen Kopf. Niemals mehr hatte er sich an dieses Stück erinnert, welches er einst in Unlust und Eile nach einem fremden Plane zurechtgezimmert hatte. Unwillkürlich sah er auf den Abreißkalender, der an der Wand hing. Es war der Einunddreißigste. Zwei Tage zuvor war in Berlin ein Lustspiel mit seinem Namen aufgeführt worden... Natürlich, es mußte noch schlimmer aufgenommen worden sein, als das Drama. Doch, was ging es ihn heute an? Er hatte sein Leben auf eine andere Grundlage gestellt, als auf das Spiel der Worte, das Spiel der Gedanken, das heute gefeiert und morgen verhöhnt werden kann. Zum Teufel, was ging ihn das Lustspiel an? — Und doch — dennoch weckte der Brief schlummernde Gefühle und schlummernde Schmerzen. Denn es war eine Erinnerung und ein Zeichen aus jener toten, holden Zeit voll Hoffnungen und voll Liebe...

Er lief in das Café de la Paix, wo deutsche Zeitungen liegen und las mit unendlichem Staunen, daß das schlechte Lustspiel vor den Zuschauern Gnade gefunden, ja: daß es einen großen, lärmenden Erfolg errungen habe! Er verlor ein wenig seine Fassung. Sollte er nach Berlin telegraphieren, sollte er... ja, was sollte er? Jedenfalls doch durfte er heute nichts tun, sich nicht aufregen, da ihm am Abende ein anstrengender Kampf mit Claude le Titan bevorstand. Zuerst kamen doch Beruf und Pflicht! Er hatte ohnehin das Morgentraining versäumt. Er gab sich Mühe, sich das schlechte Lustspiel aus dem Sinne zu schlagen und fuhr zum Speisen. Dann machte er einen kurzen Spaziergang und kehrte in das Hotel zurück, um einige Stunden zu schlafen. Vor dem Ringkampfe tat die Ruhe gut.

Als er aufwachte, fühlte er sich frisch und gestärkt. Alle Zweifel waren verflogen, alle Bedenken besiegt. Was zog ihn zurück in das Ägypten, das er verlassen hatte? Hier war Klarheit, hier war Gesundheit und Natur, hier konnte jeder nach seiner Kraft sich durchsetzen und behaupten.Jeder galt hier so viel, wie er wert war. Hier war die Kraft...

Er wanderte langsam durch die hellerleuchteten Straßen dem Theater zu. Alle Plätze waren ausverkauft. Roland trat in das Theater ein und hörte eine Weile den Künstlern auf der Bühne zu. Ein berühmter Tenor, ein Kind der Provence, sang schöne französische Liebeslieder. Gerade beendete er ein heiteres Liedchen mit dem Schlußrefrain:

„A nos dames donnez le prix!“

Die Zuhörer jubelten; die hübschen, koketten Pariserinnen klatschten entzückt in die Hände und ihre schwarzen Augen in den gepuderten Gesichtchen funkelten vor Vergnügen ...

„A nos dames donnez le prix...,“ wiederholte Roland heimlich für sich. „Ach, ich weiß eine Dame, eine schlanke Diana mit blondbraunem Haar, der ich viel lieber den Preis gäbe, als euch, ihr dunkelhaarigen, sprühenden Geschöpfchen ....“

Der Sänger sang ein neues Lied. Er spielte die Laute dazu, er stand wie ein Minstrel und sang herzlich rührend und innig den letzten Vers:

„Vous êtes si jolie, oh mon bel ange blond,Que mon amour pour vous est un amour profond,Que jamais l’on oublie.Pour vous plaire, la mort ne me serait qu’un jeu,Je deviendrais infâme et je renierais Dieu —Vous êtes si jolie ....“

„Vous êtes si jolie, oh mon bel ange blond,Que mon amour pour vous est un amour profond,Que jamais l’on oublie.Pour vous plaire, la mort ne me serait qu’un jeu,Je deviendrais infâme et je renierais Dieu —Vous êtes si jolie ....“

„Vous êtes si jolie, oh mon bel ange blond,

Que mon amour pour vous est un amour profond,

Que jamais l’on oublie.

Pour vous plaire, la mort ne me serait qu’un jeu,

Je deviendrais infâme et je renierais Dieu —

Vous êtes si jolie ....“

„Vous êtes si joli—e!“ klang die Melodie in ihm nach, als er die Ringkämpfergarderobe betrat, um sich umzukleiden. Er war ergriffen; er dachte rein und sehnsüchtig an Theresen.... „Pour vous plaire, la mort ne me serait qu’un jeu! Je deviendrais infâme.....“

Claude le Titan, der Champion, saß im Trikot an einem Tische und war vor einem Spiegel eifrig damit beschäftigt, sich zu schminken. Dabei erzählte er ein galantes Abenteuer, welches er gestern erlebt haben wollte und welches erst an dem eben verflossenen Nachmittage ein Ende gefunden hatte....

„Zu was schminkst du dich, Claude?“ fragte Pierre le Forgeron, die „rote Nelke“.

„Ich muß doch den Damen gefallen,“ erwiderte Titan mit ordinärem Lachen.

„Ach, heute abend gefällst du ihnen doch!“ meinte Oeillet rouge, „und wenn du noch so häßlich wärst... Dem Sieger laufen sie in jedem Falle nach....“

Ein Marsch erklang, und ein Pfiff; die wenigen übrig gebliebenen Ringkämpfer marschierten auf. Zum letzten Male wurden sie vorgestellt, und Beifallsgebrüll grüßte jeden einzelnen. Und noch einmal wurde das Ringkampfreglement verlesen.

Breitspurig, selbstbewußt und selbstgefällig standen die Ringkämpfer auf der Bühne, Claude Titan mit seinem eitlen Lächeln, Pierre le Forgeron in seiner ganzen, stumpfen Vierschrötigkeit, Syrin mit seiner lächelnden Frechheit eines frühreifen Knaben.

Roland ließ seine Blicke gleichgültig über das Theater schweifen, dann durch den Kranz der Logen, in denen geputzte Damen saßen, um die Starken zu bewundern und anzubeten.

Aber dort in der ersten Loge, ganz nahe der Bühne, saß eine Schlanke im hyazinthenblauen Kleide. Zwischen den weißen Spitzen, die den Ausschnitt umsäumten, blühte ein Strauß weißer Camelien. Das lichtbraune Haar ihres Hauptes lag wie ein Krönlein über dem stolzen Gesicht, dieHände hatte sie, ohne es zu wissen, auf ihre bebende Brust gepreßt....

Das war Therese Ambrosius.

***

Während auf der Bühne Pierre le Forgeron, die „rote Nelke,“ mit dem Kosaken Syrin rang, trat Freidank zu Claude le Titan und sprach gelassen:

„Dites-donc, Claude! — bist du in Form?“

„Qu’importe?“ erwiderte der Champion nachlässig. Aber etwas im Tone seines deutschen Gegners, was wie verhaltenes Ungewitter klang, ließ ihn aufblicken, und er fügte hinzu:

„Ich bin immer in Form!“

„Dein Glück!“ sagte Eberhard mit ungewöhnlicher Ruhe. „Denn sonst könnte heute abend vielleicht etwas passieren, was viele Leute nicht voraussehen. Enfin — es wäre kein übergroßes Unglück! Unter Kollegen gibt es bekanntlich nur ehrliche Rivalität. — Wir haben ungefähr gleiches Hüftmaß. Die Ceinture d’or würde mir so gut passen, wie dir...“

Der dumme, ungebildete Mensch wußte noch nicht ganz genau, wo Freidank hinaus wollte; aber er hörte den Hohn aus seiner Stimme und begann sich plötzlich so unbehaglich zu fühlen, wie nie zuvor in seinem Leben:

„Du sagst doch nicht......?“ fragte er dumpf.

„Ich sage!“ antwortete Freidank scharf.

Die blanken Blicke der beiden Ringkämpfer kreuzten sich, wie Klingen. Claude le Titan duckte sich wie ein Tiger, als ob er Roland an den Hals springen wollte, richtete sich aber wieder auf:

„Fichtre....! — — du willst seriös ringen!“

„Ja!“ sagte Freidank achselzuckend.

„Sacré nom de Dieu! — — Roland, bist du wahnsinnig geworden!“

„Entschuldige.....“ sprach Roland gelassen, „ist es mein Recht, seriös zu ringen, oder nicht? Willst du, daß ich das Schiedsgericht anrufe, ob ich Falle machen muß oder nicht? Da draußen sitzen sechs, acht Sportjournalisten im Schiedsgericht...... Ich bin Sportsmann, cher ami! Ich ringe im Ernst — wenn du erlaubst! — Bei uns in Deutschland wird ernsthaft gerungen! Bei uns ist, was du noch nicht zu wissen scheinst, der Sieger wirklich — der Stärkste!“

Er kreuzte die Arme, stand breitbeinig da und sah dem Franzosen in das tiefgerötete Gesicht, welches von Wut und Haß verzerrt war.

„C’est raide!“ sagte der Franzose und atmete tief auf. „Und du weißt, Carogne! daß ich die ganze Nacht und den ganzen Tag gelumpt habe... Wenn ich es wenigstens vorher gewußt hätte! — Ah, du Judas, das ist ein verfluchtes Stück! — Tu es infâme, toi.....! Infâme! Infâme! — Mais je m’en fiche pas mal! — Also gut, ringen wir seriös!“

Roland trat neben die Kulisse. Der Kampf zwischen dem Kosaken Syrin und Pierre Forgeron ging zu Ende. Man hörte in der aufgeregten Stille das derbe Klatschen der Griffe und das schwere Schnaufen des Russen. Aber Roland dachte mit seinem frohen Lächeln allein an sein schönes Mädchen, der zu Ehren er den langen, dicken Franzosen trotz aller Abrede, wie ein Ritter im Turnier, niederschmettern wollte, wenn das Schicksal ihm nur ein wenig günstig war, und in seiner Seele sang und klang es:

„Pour te plaire, la mort ne me serait qu’un jeu....! Je deviendrais infâme.......! Pour te plaire, Therese, meine Therese!“

„Vainqueur Pierre le Forgeron, 27 minutes!“ schrie der Obmann des Schiedsgerichtes in das Beifallsrasen der Zuschauer hinein, und:

„Match dernier: Roland, Allemand, Champion de St. Petersbourg, avec Claude le Titan, Paris, Champion de France!“

Claude le Titan sprang auf Roland mit jenem wilden Tigersprunge, den er eine Viertelstunde vorher in der Garderobe unterdrückt hatte.

So hatte Claude le Titan noch nie gerungen, so wild und voller Leidenschaft hatten die Pariser den allezeit Ruhigen noch nie gesehen. Er schlug Roland ins Genick, er versuchte ihm einen betäubenden Schlag mit der äußeren Kante der Hand gegen die Halsschlagader zu versetzen, welcher in den rohen Ringkämpfen der Ecole Bordelaise und der Ecole Marseillaise als „Colbac“ eine gefährliche Rolle spielt.

Die Pariser heulten vor Wut. Wie? Ihr Favorit, ihr Champion ließ sich derartig plumpe Reglementswidrigkeiten gegen diesen Prussien zu Schulden kommen? Wo blieb denn die Nationalehre, wenn ein Pariser sich im freien, öffentlichen Sport unfair gegen einen Allemand benahm? —

Dann besann sich Claude, daß er seine Kräfte nicht vorzeitig ausgeben durfte. Jetzt stand er ruhiger im Kampfe. Die Pariser wurden ihres Champions wieder froh. Parbleu, ja: man wußte doch, was man an Claude le Titan hatte, auch wenn sein Temperament ihm einmal durchgegangen war!

Und die Viertelstunden dehnten sich.

Die beiden bleichen Körper glänzten schweißbedeckt, reckten sich aus und zogen sich wieder zusammen, schnellten sich herum, wie von ungeheurer Federkraft getrieben, und ruhten wieder unbeweglich, wie Steinklumpen, am Boden.

Claude le Titan hockte seit einiger Zeit wieder einmalauf dem blutroten Teppich. Roland kniete neben ihm und versuchte, den rechten Arm des Franzosen unter seinem Körper durchzuziehen. Die Kenner lachten höhnisch. Ramassement de bras! Ach nein, so plump ließ Claude le Titan, der alte Fuchs, sich nun doch nicht fangen. Er stützte sein mächtiges Bein auf und war mit einem starken Schwunge seines Körpers wieder auf den Füßen.

Da war Roland mit einem gedankenschnellen Sprunge hinter ihm, faßte ihn um beide Hüften, hob den schweren Körper hoch auf,... noch höher..... bog sich weit zurück und warf sich selbst rücklings nieder:

In weitem Bogen flog Claude le Titan nach rückwärts über Rolands Schulter hinweg und lag gerade, wie ein gefällter Baum, auf beiden Schultern platt am Boden! — — — Ceinture en souplesse.....

„Vainqueur Roland, Allemand, — — une heure dix minutes! ....“

Und die Musikanten bliesen Tusch, Lorbeerkränze häuften sich ringsum, — dann wurde Roland der goldene Gürtel von Frankreich um die Hüften gelegt. In einem Blumenregen stand er, mit der berühmten Ceinture d’or de France und mit der Meisterschaft der Welt geschmückt, aber in all seiner Siegerherrlichkeit sah er nichts, als das Mädchen im hyazinthenblauen Kleide mit dem Strauß von weißen Camelien vor der Brust......

Dann wartete sie auf ihn, und er kleidete sich mit fiebernden Händen an und eilte hinaus. Sie hätten einander in die Arme fliegen mögen, um sich festzuhalten für Zeit und Ewigkeit, sie hätten vor Liebe und Freude sterben mögen, aber sie hielten ihre Gefühle stolz zurück, reichten einander nur die Hände und flüsterten mit bebenden Lippen:

„Grüß’ dich Gott, Eberhard — Therese, grüß’ dich Gott!“

***

Und als nach vielen Stunden der ganze Siegestrubel verrauscht, das Festmahl zu Ende war und die glänzenden Augen der Festteilnehmer matt geworden waren, waren allein zwei Augenpaare noch kerzenhell, und der neue „Champion du Monde“ flüsterte in Liebe und Seligkeit:

„Therese, hast du mir vergeben?“

„Ach, wirst du mir je verzeihen können, du Lieber?“

„Therese, wir sprechen heute davon und dann niemals mehr! Alles muß klar sein zwischen uns. Dann aber soll die Vergangenheit schlafen. Und wir wollen eine fröhliche Zukunft an uns reißen!“

„Sage, mein Freund, wie siehst du die Zukunft?“

„Sage zuerst, Therese, wie du sie siehst!“

„Du bleibst, was du heute geworden bist!“ sprach Therese mit freudigem, tiefem Erröten. „Obwohl.... Eberhard, ich habe in Berlin dein zweites Stück aufführen sehen....“

„Therese, was denkst du über das Stück?“

Sie zögerte einen Augenblick, denn sie wollte ihm nicht weh tun, erwiderte dann aber tapfer:

„Ich mag’s nicht leiden! Obwohl die Leute klatschten ... Du hättest sie applaudieren hören müssen! — — Aber was war das für ein Gefühl, dieselben Menschen jubeln zu hören, die damals gepfiffen haben! Sie sind so gemein... so launenhaft... so gedankenlos.....“

„Gedanken!“ sprach der Ringkämpfer mit leuchtender Stirn, „Gedanken! — Sie sind ein Wahn, sie sind eine Qual! — Ein Ruck tut mir die Dienste des sorglichsten Denkens, ein Recken der Glieder schüttelt die Qual der Gedanken ab! — Ich habe den Gedanken Valet gesagt, Therese! Mein Training ist meine Denkkunst, mein Ringkampf ist meine Philosophie. Im Reiche der Kraft bin ich vorläufig der Herr! —“

„Ich habe auch gelitten unter schlimmen Gedanken,“ sagte sie leise. „Meine Sinne haben genossen, mein Geist hat geschwelgt, aber mein Herz blieb leer. Was hat er....“ sie sprach den Namen nicht aus, „was hat er nicht alles getan, um mich zu erfreuen! Bücher und Kunstwerke hat er gebracht, eine ganze Bibliothek... Und er war so zart, Eberhard, so zart — — —! Seitdem wir aus Italien zurück waren, besaß er nur noch das Bewußtsein meiner Treue... sonst nichts..... nichts... Und doch kam der Tag, an dem die Sehnsucht mir bis an den Hals stieg und ich darin untergegangen wäre, wenn ich nicht fortgereist wäre... zu dir... ob du mich wieder haben willst.....“

Er ging auf ihren demütigen Zweifel nicht einmal ein und blickte ihr strahlend in die Augen:

„Wie gut, Therese, daß du nun ganz eines Sinnes mit mir bist! — Denn nun hält uns ja nichts mehr ab, den Bund unserer Liebe durch berufene, geweihte Hände segnen und heiligen zu lassen..... Du lächelst, meine Geliebte?“

„Nur vor Glück,“ erwiderte sie und wischte sich eine klare Träne von der Wange.

„Das mein’ ich auch, mein liebes Weib. Wir können uns vor Gottes Altar in allen Ehren finden und binden. Da geh’ ich mit Goethe, welcher es so frei und edel aussprach, daß die Trauung zwar nur eine Formel ist, aber eine so schöne: der Segen des Himmels zu dem Segen der Erde.“

Ende Kapitel XIV

Druck von Hallberg & Büchting, Leipzig.

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Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.KORSETTGESCHICHTENvonDOLOROSAMit farbigem Umschlag von Raphael Kirchner, Paris.Preis Mark 3.—Gibt es ein Thema, welches des Interesses so sicher ist, wie Schönheit und Liebe, wie die zarten Geheimnisse des Toilettenzimmers und des Damenboudoirs?Wenn aber das Thema mit so entzückenden Variationen und mit so pikantem Charme vorgetragen wird, wie in der vorliegenden liebenswürdigen Novellensammlung der beliebten Autorin, so ist der Erfolg besiegelt. Die Grazien haben Pate gestanden bei dieser anmutigen Schöpfung, die von einem heitern, leichtlebigen, pariserischen Geiste durchweht ist. Wie bunte Falter um duftende Rosen, so gaukeln diese leichtbeschwingten Erzählungen um die entzückten Sinne des Lesers. Ist der fröhlich galante Geist Boccaccios wieder lebendig geworden? Sind all’ die Rosen und Kränzchen, die flatternden Schleifen und weissen Täubchen, die brennenden Herzen und verliebten Sentiments der Rokokozeit vom langen Schlafe erwacht? Man sollte es meinen, wenn man die gefühlvollen Helden dieser graziösen Novellen neckisch und zärtlich mit den Korsetts ihrer Herzensdamen schäkern und karessieren sieht.Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.Tagebuch einer ErzieherinvonDOLOROSAMit farbigem Umschlag von Raphael Kirchner, Paris.12. Auflage.Preis Mark 3.—Dieses Buch ist das zweite Romanwerk der jungen, um der unerhörten erotischen Kühnheit ihrer Dichtungen willen so schnell berühmt gewordenen und so viel gelästerten Dolorosa. Diese jugendliche Dichterin liebt es, merkwürdige und nicht alltägliche Schicksale zu schildern. Von dem „Tagebuche einer Erzieherin“ sagt sie selbst in der Einleitung:„Ich will euch, meine Freunde, eine Geschichte von einem trüben Leben sagen; dieses Leben gehörte zu den Dingen, die so niedrig und alltäglich und gemein erscheinen, dass man nicht davon singen kann. Keine grosse, herrliche Tragödie, wie ein Gewitter. Kann einer davon singen, dass ein edles Purpurgewand durch den Staub der Strasse geschleift wurde?„Einige ausgeschriebene Tagebücher kamen mir in die Hände, Briefe und sonst Blätter, und ein eichener Kasten mit allerlei Tand: eine kostbare Reitpeitsche, und seltsame Bilder und Gedichte und Kindersächelchen, und..„Aber was liegt daran? — Ich will euch die schlimme, trübe Geschichte sagen; nur vergesst mir nicht, ihr Freunde, dass aus all dem bizarren Lärm doch immer Harfenakkorde der Liebe hervorklingen.“

Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.

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Dieses Buch ist das zweite Romanwerk der jungen, um der unerhörten erotischen Kühnheit ihrer Dichtungen willen so schnell berühmt gewordenen und so viel gelästerten Dolorosa. Diese jugendliche Dichterin liebt es, merkwürdige und nicht alltägliche Schicksale zu schildern. Von dem „Tagebuche einer Erzieherin“ sagt sie selbst in der Einleitung:

„Ich will euch, meine Freunde, eine Geschichte von einem trüben Leben sagen; dieses Leben gehörte zu den Dingen, die so niedrig und alltäglich und gemein erscheinen, dass man nicht davon singen kann. Keine grosse, herrliche Tragödie, wie ein Gewitter. Kann einer davon singen, dass ein edles Purpurgewand durch den Staub der Strasse geschleift wurde?„Einige ausgeschriebene Tagebücher kamen mir in die Hände, Briefe und sonst Blätter, und ein eichener Kasten mit allerlei Tand: eine kostbare Reitpeitsche, und seltsame Bilder und Gedichte und Kindersächelchen, und..„Aber was liegt daran? — Ich will euch die schlimme, trübe Geschichte sagen; nur vergesst mir nicht, ihr Freunde, dass aus all dem bizarren Lärm doch immer Harfenakkorde der Liebe hervorklingen.“

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„Einige ausgeschriebene Tagebücher kamen mir in die Hände, Briefe und sonst Blätter, und ein eichener Kasten mit allerlei Tand: eine kostbare Reitpeitsche, und seltsame Bilder und Gedichte und Kindersächelchen, und..

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übersetzt von E. LAFIÈRE

Mit künstlerischem Umschlagbild vonRAPHAEL KIRCHNER-PARIS

Preis Mark 2.—

In seinen Schuhgeschichten erzählt uns Restif de la Bretonne von den Liebeswonnen und Qualen zweier„Schuhfetischisten“. Er malt das Erwachen ihrer Leidenschaft, die Zuckungen ihrer krankhaften Sinnlichkeit mit einer Kraft, einer Anschaulichkeit, die erschreckend wäre ohne Restifs Meisterschaft, ohne die vollendete Kunst seiner Schilderung, die selbst die krassesten und gewagtesten Situationen zur Schönheit verklärt.

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Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.Venus im PelzNovelle vonLeopold von Sacher-MasochReich illustriertHand, nach rechts zeigendPreis Mark 5.—Hand, nach links zeigendVon allen Werken Sacher-Masochs erfreut sich keines so ausgedehnter Popularität wie „Venus im Pelz“. Sie ist die typischeste Schöpfung ihres Meisters bezüglich alles den tiefsten Wesenskern seiner Individualität Betreffenden, und verdient überhaupt die klassische masochistische Novelle der Weltliteratur genannt zu werden. Besitzt sie schon darum Leben, Reiz und Wert, übertrifft sie durch blendenden Stil und glänzendes Kolorit an sich schon das meiste, was der eminente Sprachkünstler geschaffen, erweckt sie noch aus einem anderen Grunde besonderes Interesse, weil sie eine Episode aus dem Leben ihres Schöpfers erzählt und darum als ein Stück seiner Selbstbiographie gelten darf. — Severin ist Sacher, Wanda — nicht etwa seine spätere Gattin, sondern eine seiner vielen, der österreichischen Aristokratie angehörenden Herzensköniginnen, die er in einem Ischler Hotel kennen lernte, und mit der er später jene wunderliche phantastische Reise nach Florenz unternahm, während welcher er halb gezüchtigter Sklave, halb der in allen Himmeln schwelgende Liebhaber einer strengen Herrin war.„Habent sua fata libelli“ sagt eine oft zitierte Sentenz. Da sich in keiner der Schriften ihres Verfassers Sachersche Individualität und masochistische Eigenart so rein wiederspiegelt wie in der „Venus im Pelz“, ist es als ein glücklicher Umstand anzusehen, dass gerade dieses Buch Sachers Namen lebendig erhalten hat und erhalten wird.Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.DÄMONERoman in 2 BändenvonR. BRÖHMEKMit buntem Umschlagbild von Raphael Kirchner-Paris.Preis Mark 5.—In vorliegendem Roman zeichnet der bekannte Verfasser mit gewandtem Griffel das Treiben zweier dämonischer Menschen, die Triebfedern ihrer absonderlichen Leidenschaften und Gelüste. Im Vordergrunde steht das Weib, eine jener herzlosen, raffinierten Koketten, welche zu den Teufelinnen gehören, hinter deren Schönheit und Majestät Härte und Grausamkeit, Tod und Verderben lauern. Sie weiss das traurige Geschick eines adeligen Hauses zu benutzen, um das junge, männliche Haupt der Familie, welches schon als Knabe ihre strenge Behandlung mit pathologischer Hingebung ertragen hat, in ihr gefährliches Garn locken. Sie demütigt ihre Nebenbuhlerin, deren Liebreiz die Sinne ihres adeligen Seladons von ihr abgewandt hat, verfolgt die Unschuldige mit ihrem Hass und facht die extremen Neigungen der Knabenseele zu wildem Sinnestaumel an. Und wie sich bekanntlich tausend Männerköpfe unter den Fuss eines schönen, grausamen Weibes beugen, so verliert auch der junge Baron den moralischen Halt, die Herrschaft über sich selbst, und erliegt der tödlichen Gewalt der dämonischen Messaline.Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.Der HassderPolinRoman vonKURT FELSINGENMit buntem Umschlagbild vonRAPHAEL KIRCHNER-PARISPreis Mark 3.—Der Roman schildert die Geschichte eines vornehmen, stolzen und herrschgewohnten Weibes, das, erfüllt von fast fanatischer Menschen- und Mannesverachtung, dem Drange diese ihrer Gelüste zu befriedigen freien Lauf lässt.Doch diese Frau selbst schafft sich die Sühne.Ein stolzer selbstbewusster Mann ist von ihr aufs Ungeheuerlichste gedemütigt worden in brutaler Vergewaltigung, und nun nimmt dieser Mann Rache. Die Schilderung dieser Vergeltung, die erst nach Jahren und unter den romantischsten Umständen eintritt, ist von wunderbarer Feinheit und packendster Wirkung, der Aufbau der Handlung derart spannend, dass der Leser bis zum Ende vollständig im Banne der Darstellung bleibt.

Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.

Venus im Pelz

Novelle von

Leopold von Sacher-Masoch

Reich illustriert

Hand, nach rechts zeigendPreis Mark 5.—Hand, nach links zeigend

Von allen Werken Sacher-Masochs erfreut sich keines so ausgedehnter Popularität wie „Venus im Pelz“. Sie ist die typischeste Schöpfung ihres Meisters bezüglich alles den tiefsten Wesenskern seiner Individualität Betreffenden, und verdient überhaupt die klassische masochistische Novelle der Weltliteratur genannt zu werden. Besitzt sie schon darum Leben, Reiz und Wert, übertrifft sie durch blendenden Stil und glänzendes Kolorit an sich schon das meiste, was der eminente Sprachkünstler geschaffen, erweckt sie noch aus einem anderen Grunde besonderes Interesse, weil sie eine Episode aus dem Leben ihres Schöpfers erzählt und darum als ein Stück seiner Selbstbiographie gelten darf. — Severin ist Sacher, Wanda — nicht etwa seine spätere Gattin, sondern eine seiner vielen, der österreichischen Aristokratie angehörenden Herzensköniginnen, die er in einem Ischler Hotel kennen lernte, und mit der er später jene wunderliche phantastische Reise nach Florenz unternahm, während welcher er halb gezüchtigter Sklave, halb der in allen Himmeln schwelgende Liebhaber einer strengen Herrin war.

„Habent sua fata libelli“ sagt eine oft zitierte Sentenz. Da sich in keiner der Schriften ihres Verfassers Sachersche Individualität und masochistische Eigenart so rein wiederspiegelt wie in der „Venus im Pelz“, ist es als ein glücklicher Umstand anzusehen, dass gerade dieses Buch Sachers Namen lebendig erhalten hat und erhalten wird.

Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.

DÄMONE

Roman in 2 Bänden

von

R. BRÖHMEK

Mit buntem Umschlagbild von Raphael Kirchner-Paris.

Preis Mark 5.—

In vorliegendem Roman zeichnet der bekannte Verfasser mit gewandtem Griffel das Treiben zweier dämonischer Menschen, die Triebfedern ihrer absonderlichen Leidenschaften und Gelüste. Im Vordergrunde steht das Weib, eine jener herzlosen, raffinierten Koketten, welche zu den Teufelinnen gehören, hinter deren Schönheit und Majestät Härte und Grausamkeit, Tod und Verderben lauern. Sie weiss das traurige Geschick eines adeligen Hauses zu benutzen, um das junge, männliche Haupt der Familie, welches schon als Knabe ihre strenge Behandlung mit pathologischer Hingebung ertragen hat, in ihr gefährliches Garn locken. Sie demütigt ihre Nebenbuhlerin, deren Liebreiz die Sinne ihres adeligen Seladons von ihr abgewandt hat, verfolgt die Unschuldige mit ihrem Hass und facht die extremen Neigungen der Knabenseele zu wildem Sinnestaumel an. Und wie sich bekanntlich tausend Männerköpfe unter den Fuss eines schönen, grausamen Weibes beugen, so verliert auch der junge Baron den moralischen Halt, die Herrschaft über sich selbst, und erliegt der tödlichen Gewalt der dämonischen Messaline.

Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.

Der HassderPolin

Roman von

KURT FELSINGEN

Mit buntem Umschlagbild vonRAPHAEL KIRCHNER-PARIS

Preis Mark 3.—

Der Roman schildert die Geschichte eines vornehmen, stolzen und herrschgewohnten Weibes, das, erfüllt von fast fanatischer Menschen- und Mannesverachtung, dem Drange diese ihrer Gelüste zu befriedigen freien Lauf lässt.

Doch diese Frau selbst schafft sich die Sühne.

Ein stolzer selbstbewusster Mann ist von ihr aufs Ungeheuerlichste gedemütigt worden in brutaler Vergewaltigung, und nun nimmt dieser Mann Rache. Die Schilderung dieser Vergeltung, die erst nach Jahren und unter den romantischsten Umständen eintritt, ist von wunderbarer Feinheit und packendster Wirkung, der Aufbau der Handlung derart spannend, dass der Leser bis zum Ende vollständig im Banne der Darstellung bleibt.

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Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.Die VenuspeitschevonCarl Felix von Schlichtegroll.Band I:Die Hexe von KlewanNovelle.Preis Mk. 3.—VerzierungUngewöhnlich wie der Titel dieses Buches dürfte auch der Inhalt erscheinen. Der Verfasser hat es unternommen, in ihm ein sexual-pathologisches Problem, nämlich das der Algolagnie (Masochismus) in verschiedenen Einzeldarstellungen dichterisch zu behandeln. Er zeichnet in seiner Titelheldin eines jener dämonischen Weiber, deren schrankenloser Gewalt fast jeder ihr nahende Mann willenlos unterworfen ist. Durch seine Kenntnis der Völker des Ostens und die Schilderung des an religiösen Wahnsinn grenzenden Kultus einer der zahlreichen russischen Geheimsekten weiss er den Leser durch eine Reihe teils grausiger, teils ergreifender Bilder in gleicher Weise zu fesseln, wie zu erschüttern.Sacher-Masoch urteilte über von Schlichtegroll in bezug auf die vor mehreren Jahren erschienenen „Totentänze“:„Schlichtegroll ist ein bedeutendes Talent, auch besitzt er jene Eigenart, welche heute unerlässlich ist, wenn man im Gewühl der literarischen Menge nicht unbemerkt bleiben soll. Seine Sprache ist lebendig und bildlich. Stoff und Kolorit werden ungleich bunter bei ihm durch die Vertrautheit mit der Welt des Ostens, der er verschiedene gelungene Bilder entlehnt; er trifft ebenso sicher den Ton für rumänische oder serbische oder galizische Stimmungen und Vorgänge. Alles in allem eine jener wenigen Sammlungen, die beachtet und vor allem gelesen zu werden verdienen.Man braucht nicht gerade ein Prophet zu sein, um voraussehen zu können, dass wir von dem Dichter, der seines Zeichens eigentlich ein Maler ist, noch manches Schöne zu erwarten haben.Man sieht es seinem starken Talent an, dass er noch lange nicht sein letztes Wort gesprochen hat.“Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.Die VenuspeitschevonCarl Felix von SchlichtegrollBand II:Ulrich von LiechtensteinNovelle.Preis Mk. 4.—VerzierungDer Autor führt auch in diesem Bande den sexualpathologischen Grundgedanken des ganzen Werkes konsequent weiter. Freilich bietet er diesmal kein Bild aus der Gegenwart, noch ein solches aus dem reizvollen Milieu Halbasiens, sondern er hat jetzt einen weiten Ritt in die Vergangenheit, in die Minnesängerzeit unternommen, aus welcher schöpfend er ein farbenreiches und zum Teil drastisches Gemälde vor unseren Augen aufrollt.Die Seltsamkeiten, welche das Leben des Helden charakterisieren, schliessen sich, so ungeheuerlich sie erscheinen mögen, der historischen Überlieferung auf das Engste an. Ebenso kann für jeden Zug des monströsen Charakters der Pfannenbergerin, der Geliebten des berühmten Ritters, mehr als ein historisches Beispiel geliefert werden.von Schlichtegrolls Werk liefert somit einen höchst interessanten Beitrag zur Charakterisierung jener fälschlich als sentimental angesehenen, in Wahrheit jedoch sinnlich-derben, ja brutalen Epoche unserer Vergangenheit.Die Freunde, die der Autor sich durch seine „Hexe von Klewan“ erworben, werden auch in diesem seinem neuesten Buche die Kraft rücksichtsloser Schilderung wiederfinden, die jenes Werk auszeichnet.Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.Die VenuspeitschevonCarl Felix von SchlichtegrollBand III:Satans TöchterRoman.Mit künstlerischem bunten Umschlagsbild.Preis Mk. 4.—VerzierungIn ruhigem Flusse setzt die dem modernen Leben entnommene Erzählung ein. Alltägliche Vorgänge, nur ganz leise von Tönen der Leidenschaft durchzittert, spielen sich zunächst vor den Augen des Lesers ab, bis plötzlich ein Orkan wilder Gewalten, in den Gang der Handlung hereinbrechend, den Helden des Buches in tollem Wirbel und atembeklemmender Hast durch alle Höhen des Himmels und die Abgründe der Hölle hindurchjagt.Je mehr der Gang der Ereignisse fortschreitet, desto verwirrender, grausiger und farbenglühender offenbaren sich die in kühnen Zügen entworfenen Bilder, bis endlich unerwartet hereinbrechendes Licht alle nächtlichen Wolken verscheucht und den Leser erlöst aufatmen lässt.Die beiden Frauengestalten, denen das Buch seinen Titel verdankt, sind in ihrer skrupellosen Energie, in der Leidenschaftlichkeit und der Zügellosigkeit ihrer Natur mit Fug und Recht dem Dämonenreiche entstammende Geschöpfe zu nennen. Aber nicht nur ihre bis zu äusserster Konsequenz durchgeführte Charakteristik verleiht dem Werke Reiz und Glanz, auch die prachtvollen Schilderungen des landschaftlichen Milieus verdienen ausdrückliche Betonung und werden mit dazu beitragen, dem Autor als eigenartigen Schilderer absonderlicher Verhältnisse und Situationen neue Freunde zu gewinnen.Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.Die VenuspeitschevonCarl Felix von Schlichtegroll.Band IV.Die Wölfin.ROMANMit künstlerischem bunten UmschlagbildPreis Mk. 4.—Der Verfasser führt den Leser in die wildbewegte Epoche der französischen Revolution.In jenen blutbesudelten und nach Umgestaltung alles Bestehenden ringenden Zeiten trat eine Anzahl politischer Amazonen auf, und eine dieser ist es, deren Werden und Vergehen Schlichtegroll in der Gestalt „Der Wölfin“ gezeichnet hat.Théroigne de Méricourt ist ihr Name. Ein Geschöpf von brennendem Ehrgeiz und rasenden Leidenschaften; eine durch und durch Verworfene ihrem Wandel wie ihren Taten nach, und dennoch ein Weib, dessen starkem Geiste, dessen unerschrockenem Mute schaudernde Bewunderung gezollt werden muss, selbst von denen, die in ihr nichts als die Verkörperung weiblicher Bestialität zu erblicken vermögen. Eine Jeanne d’Arc d’impur hat Limartine sie genannt und mit diesem Ausdruck ihr Bild auf das schärfste und treffendste gekennzeichnet.Doppelt interessant für die Gegenwart dürfte dies geniale Ungeheuer schon darum sein, weil sie ähnlichen Wünschen und Bestrebungen, wie unsere Frauenrechtlerinnen solche verfechten, bereits in ihren Tagen energischen Ausdruck verlieh. Sie wollte den Mann entthronen und die Herrschaft des Weibes begründen, da sie sich als berufene Rächerin ihres Geschlechts an dem anderen, dem stärkeren, fühlte.In diesem Kampfe und an der Unmöglichkeit, ihre ehrgeizigen Phantastereien verwirklichen zu können, wie an der Unmässigkeit ihrer eigenen Natur ging sie unter — und aus diesem tritt ihr Schicksal uns als ein tief tragisches entgegen.So leidenschaftlich, erschütternd, grausig und ungewöhnlich die Taten und Schicksale „der Wölfin“ auch erscheinen mögen, so gilt doch auch von ihnen das Wort Shakespeares:„Alles ist wahr.“

Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.

Die Venuspeitsche

von

Carl Felix von Schlichtegroll.

Band I:

Die Hexe von Klewan

Novelle.

Preis Mk. 3.—

Verzierung

Ungewöhnlich wie der Titel dieses Buches dürfte auch der Inhalt erscheinen. Der Verfasser hat es unternommen, in ihm ein sexual-pathologisches Problem, nämlich das der Algolagnie (Masochismus) in verschiedenen Einzeldarstellungen dichterisch zu behandeln. Er zeichnet in seiner Titelheldin eines jener dämonischen Weiber, deren schrankenloser Gewalt fast jeder ihr nahende Mann willenlos unterworfen ist. Durch seine Kenntnis der Völker des Ostens und die Schilderung des an religiösen Wahnsinn grenzenden Kultus einer der zahlreichen russischen Geheimsekten weiss er den Leser durch eine Reihe teils grausiger, teils ergreifender Bilder in gleicher Weise zu fesseln, wie zu erschüttern.

Sacher-Masoch urteilte über von Schlichtegroll in bezug auf die vor mehreren Jahren erschienenen „Totentänze“:

„Schlichtegroll ist ein bedeutendes Talent, auch besitzt er jene Eigenart, welche heute unerlässlich ist, wenn man im Gewühl der literarischen Menge nicht unbemerkt bleiben soll. Seine Sprache ist lebendig und bildlich. Stoff und Kolorit werden ungleich bunter bei ihm durch die Vertrautheit mit der Welt des Ostens, der er verschiedene gelungene Bilder entlehnt; er trifft ebenso sicher den Ton für rumänische oder serbische oder galizische Stimmungen und Vorgänge. Alles in allem eine jener wenigen Sammlungen, die beachtet und vor allem gelesen zu werden verdienen.

Man braucht nicht gerade ein Prophet zu sein, um voraussehen zu können, dass wir von dem Dichter, der seines Zeichens eigentlich ein Maler ist, noch manches Schöne zu erwarten haben.

Man sieht es seinem starken Talent an, dass er noch lange nicht sein letztes Wort gesprochen hat.“

Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.

Die Venuspeitsche

von

Carl Felix von Schlichtegroll

Band II:

Ulrich von Liechtenstein

Novelle.

Preis Mk. 4.—

Verzierung

Der Autor führt auch in diesem Bande den sexualpathologischen Grundgedanken des ganzen Werkes konsequent weiter. Freilich bietet er diesmal kein Bild aus der Gegenwart, noch ein solches aus dem reizvollen Milieu Halbasiens, sondern er hat jetzt einen weiten Ritt in die Vergangenheit, in die Minnesängerzeit unternommen, aus welcher schöpfend er ein farbenreiches und zum Teil drastisches Gemälde vor unseren Augen aufrollt.

Die Seltsamkeiten, welche das Leben des Helden charakterisieren, schliessen sich, so ungeheuerlich sie erscheinen mögen, der historischen Überlieferung auf das Engste an. Ebenso kann für jeden Zug des monströsen Charakters der Pfannenbergerin, der Geliebten des berühmten Ritters, mehr als ein historisches Beispiel geliefert werden.

von Schlichtegrolls Werk liefert somit einen höchst interessanten Beitrag zur Charakterisierung jener fälschlich als sentimental angesehenen, in Wahrheit jedoch sinnlich-derben, ja brutalen Epoche unserer Vergangenheit.

Die Freunde, die der Autor sich durch seine „Hexe von Klewan“ erworben, werden auch in diesem seinem neuesten Buche die Kraft rücksichtsloser Schilderung wiederfinden, die jenes Werk auszeichnet.

Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.

Die Venuspeitsche

von

Carl Felix von Schlichtegroll

Band III:

Satans Töchter

Roman.

Mit künstlerischem bunten Umschlagsbild.

Preis Mk. 4.—

Verzierung

In ruhigem Flusse setzt die dem modernen Leben entnommene Erzählung ein. Alltägliche Vorgänge, nur ganz leise von Tönen der Leidenschaft durchzittert, spielen sich zunächst vor den Augen des Lesers ab, bis plötzlich ein Orkan wilder Gewalten, in den Gang der Handlung hereinbrechend, den Helden des Buches in tollem Wirbel und atembeklemmender Hast durch alle Höhen des Himmels und die Abgründe der Hölle hindurchjagt.

Je mehr der Gang der Ereignisse fortschreitet, desto verwirrender, grausiger und farbenglühender offenbaren sich die in kühnen Zügen entworfenen Bilder, bis endlich unerwartet hereinbrechendes Licht alle nächtlichen Wolken verscheucht und den Leser erlöst aufatmen lässt.

Die beiden Frauengestalten, denen das Buch seinen Titel verdankt, sind in ihrer skrupellosen Energie, in der Leidenschaftlichkeit und der Zügellosigkeit ihrer Natur mit Fug und Recht dem Dämonenreiche entstammende Geschöpfe zu nennen. Aber nicht nur ihre bis zu äusserster Konsequenz durchgeführte Charakteristik verleiht dem Werke Reiz und Glanz, auch die prachtvollen Schilderungen des landschaftlichen Milieus verdienen ausdrückliche Betonung und werden mit dazu beitragen, dem Autor als eigenartigen Schilderer absonderlicher Verhältnisse und Situationen neue Freunde zu gewinnen.

Leipziger Verlag G. m. b. H. in Leipzig, 38.

Die Venuspeitsche

von

Carl Felix von Schlichtegroll.

Band IV.

Die Wölfin.

ROMAN

Mit künstlerischem bunten Umschlagbild

Preis Mk. 4.—

Der Verfasser führt den Leser in die wildbewegte Epoche der französischen Revolution.

In jenen blutbesudelten und nach Umgestaltung alles Bestehenden ringenden Zeiten trat eine Anzahl politischer Amazonen auf, und eine dieser ist es, deren Werden und Vergehen Schlichtegroll in der Gestalt „Der Wölfin“ gezeichnet hat.

Théroigne de Méricourt ist ihr Name. Ein Geschöpf von brennendem Ehrgeiz und rasenden Leidenschaften; eine durch und durch Verworfene ihrem Wandel wie ihren Taten nach, und dennoch ein Weib, dessen starkem Geiste, dessen unerschrockenem Mute schaudernde Bewunderung gezollt werden muss, selbst von denen, die in ihr nichts als die Verkörperung weiblicher Bestialität zu erblicken vermögen. Eine Jeanne d’Arc d’impur hat Limartine sie genannt und mit diesem Ausdruck ihr Bild auf das schärfste und treffendste gekennzeichnet.

Doppelt interessant für die Gegenwart dürfte dies geniale Ungeheuer schon darum sein, weil sie ähnlichen Wünschen und Bestrebungen, wie unsere Frauenrechtlerinnen solche verfechten, bereits in ihren Tagen energischen Ausdruck verlieh. Sie wollte den Mann entthronen und die Herrschaft des Weibes begründen, da sie sich als berufene Rächerin ihres Geschlechts an dem anderen, dem stärkeren, fühlte.

In diesem Kampfe und an der Unmöglichkeit, ihre ehrgeizigen Phantastereien verwirklichen zu können, wie an der Unmässigkeit ihrer eigenen Natur ging sie unter — und aus diesem tritt ihr Schicksal uns als ein tief tragisches entgegen.

So leidenschaftlich, erschütternd, grausig und ungewöhnlich die Taten und Schicksale „der Wölfin“ auch erscheinen mögen, so gilt doch auch von ihnen das Wort Shakespeares:

„Alles ist wahr.“

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