Die Chinesen auf diesen Plantagen sind es, die so häufig von Tigern umgebracht werden. Wann der Kuli fast nackt im dichten Gebüsch hockt, um die Blätter zu pflücken, so beschleicht ihn der Tiger von hinten und tödtet ihn gewöhnlich mit einem Biss in den Nacken. Finden die Kameraden den Leichnam, so verscharren sie ihn so schnell als möglich, denn wenn die Polizei es erfährt, so zwingt sie die Leute, die vielleicht schon stark verweste Leiche zur Stadt zu tragen, damit sie vom Todtenbeschauer besichtigt werde, ohne ihnen dafür irgend eine Entschädigung zu gewähren. Erwägt man, wie ungern die Chinesen einen Schritt umsonst thun, wie höchst beschwerlich und ekelhaft der ihnen aufgezwungene Dienst ist, und dass sie überdies schon aus der Heimath eine heilige Scheu vor der Polizei mitbringen und jeden Kontakt mit derselben vermeiden, berücksichtigt man ferner, dass weder ein Passwesen, noch irgend eine Kontrolle über die sich hier aufhaltenden Personen besteht, dass namentlich die Pflanzer in ihren entlegenen Schlupfwinkeln im Walde fast nie aufgesucht werden, so darf man sich nicht wundern, wenn nur eine sehr geringe Zahl dieser Todesfälle den Behörden zu Ohren kommt. Dennoch werden im Jahr durchschnittlich 75 Fälle gemeldet, und auf der Annahme, dass die wirkliche Zahl der Opfer wenigstens das Fünffache betrage, beruht die Angabe, dass jährlich 300–400 Personen von Tigern umgebracht werden. Ich habe mich an den sichersten Quellen häufig über diesen Gegenstand erkundigt und kann nur wiederholen, dass die bestunterrichteten Beamten diese Zahl eher für zu gering, als zu gross halten. Zum Beweise, dass es auch in der neuesten Zeit nicht besser geworden, füge ich einen Auszug aus den Straits Times, Overland Journal, 21. Nov. 1863, bei: „Singapore. Die Todesfälle durch Tiger sind wieder im Zunehmen. In den letzten 14 Tagen sind 7 Fälle bei der Polizei angemeldet und die verstümmelten Leichen aufgefunden worden, die keinen Zweifel über die Ursache des Todes liessen. Alle, die auf diese Weise ihren Tod gefunden, waren Arbeiter auf Gambirpflanzungen.... Es ist bemerkenswerth, dass bei diesen Leichen immer nur ein kleiner Theil des Körpers verzehrt ist, es fehlt nur ein Bein, ein Arm, häufig nur der Kopf.”.. Der Redaktör schliesst mit der Betrachtung: „Es ist ein Jammer, dass die Thiere nicht ein Opfer ganz verzehren, bevor sie ein anderes angreifen, es würde ein grosses Ersparniss an Menschenleben sein.”
Ausser den angeführten landwirthschaftlichen Produkten verdientnoch ein Industrieerzeugniss besondere Erwähnung: der Sago, welcher in beträchtlicher Menge (jährlich für 60–70,000 Dollars) von Singapore ausgeführt wird. Der rohe Sago kommt von Sumatra und Borneo, wird in Singapore durch Schlämmen gereinigt und dann als Sagomehl, grösstentheils aber, nachdem er vorher geperlt worden, als Perlsago ausgeführt. Um es zu perlen, wird das noch etwas feuchte Mehl ein wenig geknetet, in einem durch einen Kreuzstock weit offen gehaltenen flachen Sack in rotirende Bewegung gesetzt, wobei sich kleine Klümpchen bilden, die, nachdem sie durch ein grobes und ein feines Sieb gegangen, gleiche Grösse haben. Sie werden in einer schräg eingemauerten, flachen, mit Oel bestrichenen, eisernen Pfanne über gelindem Feuer mit einem hölzernen Spaten vorsichtig umgerührt, wobei durch die an der Oberfläche eintretende Kleisterbildung die Kugeln eine gewisse Festigkeit bekommen, aber auch zusammenbacken; um sie zu trennen, werden sie noch einmal gesiebt und dann abermals gedörrt, bis sie die gehörige Härte erlangt haben.
Deutsche Hausfrauen pflegen die Perlform für das Kennzeichen des Sago zu halten und unter Sago Perlen von beliebigem Stärkemehl zu verstehen. Der eigentliche Sago ist aber das Produkt der Sagopalmen (Sagus laevis und S. genuina), die besonders im Osten des Archipels sehr verbreitet sind; sie liefern fast allein den Sago des Handels. Die Eingebornen gewinnen ihn aber, besonders bei missrathener Reisernte, noch aus mehreren andern Palmen- und Cycasarten für ihren eignen Bedarf. In Singapore kommt die Sagopalme nur vereinzelt vor und wird nicht ausgebeutet. Die Art, den rohen Sago zu gewinnen, habe ich nicht gesehen, sie ist von J. R. Logan im Journal of the Ind. Arch. III. 288 ausführlich beschrieben.
Die Sagopalmen sind von sehr grossem Interesse, weil keine Pflanze, selbst nicht die Banane und Kokospalme, bei so geringer Mühe eine solche Menge Nahrungsstoff liefert. Die Produktion kann bei der ausserordentlichen Fülle des Materials unbegrenzt gesteigert werden. Wegen der jetzt gebräuchlichen, unvollkommenen Methoden der Bereitung und besonders, weil der Sago nicht gleich an Ort und Stelle für die Ausfuhr raffinirt wird, ist sein Preis zu hoch.[24]Nach Logan sollte ein Pikul nicht mehr als1/4Dollar (11 Sgr.) kosten.
Ueber den ausserordentlichen Ertrag der Sagopalme geben folgende,Logan's Aufsatz entnommene Angaben eine Vorstellung. In den östlichen Inseln des Archipels, in Neu-Guinea, in Borneo und Sumatra ist die Sagopalme am häufigsten und bildet in sumpfigen Niederungen grosse Wälder. Dort ist Sago das Hauptnahrungsmittel. Eine Ertrag gebende Pflanzung ist gar nicht mehr auszurotten, denn unähnlich andern Palmen pflanzt sich die Sagopalme nicht nur durch Samen fort, sie treibt auch Schösse aus der Wurzel, wie die Banane, und liefert so eine ununterbrochene Ernte. Sie blüht terminal und stirbt, wenn die Früchte reif sind, allmälig ab. Will man aber den Sago gewinnen, so wird der Baum kurz vor der Blüthezeit umgehauen; der Stamm ist dann ein Cylinder von 20 Zoll Durchmesser und 15–20 Fuss Länge; die Rinde bildet nur eine dünne Schale, das ganze Innere ist mit Mark erfüllt, das aus Cellulose und Stärkemehl besteht. Man rechnet, dass ein Baum durchschnittlich 700 ℔ Stärkemehl (Sago) liefert. Nach Logan's Berechnung geben 3 Bäume mehr Nahrungsstoff als 1 Acre Weizen und 6 Bäume mehr als 1 Acre Kartoffeln. Ein Acre mit Sagobäumen bepflanzt, giebt, wenn er auf einmal umgehauen wird, 5220 Bushel (= 3452 Scheffel Preuss.) oder so viel, wie 163 Acres Weizen; und je nachdem man 7 oder 15 Jahre als den Zeitraum annimmt, den der Baum zu seiner Entwicklung nöthig hat (darüber sind die Angaben schwankend), kommt ein Acre Sago in seinem jährlichen Ertrag 10 oder 23 Acres Weizen gleich. (Da 163 Acres = 258,35 Morgen, so nimmt Logan etwas mehr als 131/3Scheffel Weizen pro Morgen an.)
In Berlin kostet durchschnittlich der Zentner „Kartoffel-Sago”, d. h. geperlte Kartoffel- oder Weizen-Stärke, 10–11 Thlr., Palmen-Sago 16–17 Thlr., Tapioka-Sago, d. h. geperltes Manihot-Mehl, 22–23 Thlr. In Singapore kostet 1 Ztr. Palmen-Sago durchschnittlich 2 Dollars als Mehl, 3 Ds. in Perlform; Tapioka-Mehl 3 Ds., Perlen 4 Ds. Die Fracht übersteigt selten 1 Dollar per Zentner. Der grosse Unterschied im Preise ist die Prämie der Zwischenhändler; sie zeigt, wie unvollkommen, unsere Verkehrsverhältnisse noch sind.
Opium.
Die hervorragendste Leidenschaft der Hinterindier, namentlich der Chinesen, scheint die Spielsucht. In Canton spielt der hungrige Kuli mit dem Garkoch um das Essen; gewinnt er, so speist er gratis, im andern Fall verliert er den Einsatz und speist gar nicht. Das Spielen ist aber hier sowohl als in Pinang und Malacca streng verboten, und wird deshalb heimlich getrieben. Es ist ein öffentliches Geheimniss, dass die niederen Polizeibeamten, alle selbst Asiaten, im Sold der Spielunternehmer stehen und nicht nur die Spielhäuser nicht verrathen, sondern sie gewöhnlich bei Zeiten warnen, wenn einmal von Seiten der höheren Beamten ein Ueberfall gegen ein verdächtiges Haus ausgeführt werden soll. Im Anfang des Bestehens der Kolonie waren auch Spielhäuser gestattet, die Konzession dazu wurde, wie zum Opium- und Branntwein-Handel dem Meistbietenden verpachtet und bildete eine der bedeutendsten Einnahmen. Der einflussreichere Theil der europäischen Bevölkerung fand aber hierin etwas Unsittliches; so ist denn jetzt das Spiel seit einer Reihe von Jahren verboten, obgleich jedermann weiss, dass die polizeilichen Mittel zur wirklichen Unterdrückung desselben nicht vorhanden sind. In neuester Zeit wird daher die Ansicht immer allgemeiner, dass es unter den bestehenden Verhältnissen angemessener wäre, wieder öffentliche Spielhäuser einzurichten und sie zu einer Steuerquelle zu benutzen, wie die Holländer und Spanier thun. — In diesem Sinne hat sich auch die Grand-Jury in ihrem letzten Bericht über den Zustand der Kolonie (1865) ausgesprochen. Jedenfalls scheint es eine grosse Inkonsequenz, das Spiel aus moralischem Zartgefühl zu verbieten und dasOpiumrauchen zu gestatten, das noch schlimmer ist, als Hasardspiel, da es, einmal zur Leidenschaft geworden, den Menschen nicht nur eben so sicher, wie jenes, moralisch und finanziell, sondern auch physisch zu Grunde richtet. Die Ursache der Inkonsequenz liegt wohl in dem grossen Gewinn, den die britische Regierung aus der Bereitung des Opiums, die Kolonial-Regierung aus der Accise und die Kaufleute aus dem Vertrieb ziehen, an dem sich übrigens nicht nur Engländer, sondern Leute von allen Nationen mit gleichem Eifer und mit derselben Unbefangenheit betheiligen, wie am Handel mit Tabak oder Spirituosen.
Opium ist bekanntlich der eingetrocknete Milchsaft des Gartenmohns(Papaver somniferum) und wird besonders in der Türkei und in Indien gewonnen. Das türkische Opium wird in Europa und Java, das indische in China und Hinterindien genossen. In Britisch-Indien ist die Opiumerzeugung Monopol der Regierung, in den Malwa- und andern Staaten unter einheimischen Fürsten steht sie jedem frei; das Fabrikat zahlt aber in Bombay einen Transitzoll von 400 Rupien per Kiste. Das Opium von Behar, im Handel als Patna bekannt, und das von Benares, beide unter der strengen Aufsicht englischer Beamten dargestellt, sind besser als Malwa-Opium. Letzteres geht fast ausschliesslich nach Nord-China.[25]
Zum Rauchen ist das Opium, wie es aus Indien kommt, noch nicht geeignet; es wird erst durch ein umständliches Verfahren, das 18 Stunden Zeit in Anspruch nimmt, im Wesentlichen aber nur im Ausziehen der in Wasser löslichen Bestandtheile und Eindicken des Auszugs besteht, in die von den Rauchern beliebte SubstanzTschanduverwandelt, die wie Melasse aussieht, aber noch konsistenter ist.[26]
Das Recht, das Tschandu zu bereiten, ist in Singapore Monopol der Regierung, die es dem Meistbietenden verpachtet. Diese Pacht bildet ihreHaupt-Einnahme; der Pächter ist immer ein Chinese, keinem Andern würde es möglich sein, unter der hiesigen Bevölkerung eine gewinnbringende Kontrolle auszuüben. Der Pächter, der gewöhnlich sehr reich wird, verkauft das Tschandu an die Opiumkrämer, von denen es die Raucher in einzelnen Dosen entnehmen. Die Wiederverkäufer erhalten gar keinen, oder nur sehr geringen Rabatt, der höchstens für solche, die entfernt wohnen, bis auf 8% steigt. Die Konsumenten kaufen ihr Tschandu bei dem Pächter nicht billiger, als bei dem Kleinhändler; der Gewinn des letzteren besteht lediglich in den Abfällen. Das Tschandu hinterlässt nämlich beim Rauchen einen Rückstand, bestehend aus Kohle, brenzlichen Oelen, einigen Salzen und etwas unverbranntem Opium. Dieser Rückstand heisst Tinko und beträgt fast die Hälfte des ursprünglichen Tschandu. Er wird an die ärmere Klasse zum halben Preis verkauft; man raucht oder verschluckt ihn. Im ersterem Falle lässt er wieder einen Rückstand, Samsching, der von noch Aermeren gekauft und verschluckt wird, da er nicht mehr brennt.Aus dem Verkauf der Rückstände bestreitet der Opiumkrämer die Miethe seines Lokals und den Unterhalt seiner Familie.
Wohlhabende rauchen ihr Opium zu Haus, Aermere bei den Krämern, die zu dem Zweck einen besonderen Raum verfügbar halten, in welchem mehrere Bambuspritschen angebracht sind. Diese engen, heissen, von Opiumrauch erfüllten Räume werden als eine der Sehenswürdigkeiten Singapores gewöhnlich von Fremden besucht. Daher sind die „Gräuel dieser Höllen, der fürchterliche Qualm und die Entsetzen erregenden Gestalten der Unglücklichen, die dem Laster fröhnen”, schon oft mit sehr lebhaften Farben beschrieben worden. Ich habe diese Orte mehrere Male besucht, fand aber den Qualm nie so unerträglich, als den Tabaksqualm mancher deutschen Bierstuben, auch gelang es mir ebenso wenig, die schrecklichen Folgen des Lasters gleich auf den Gesichtern der Raucher zu lesen, als die Folgen der Trunksucht auf den Gesichtern von Stammgästen, oder die des Spielens auf denen, die in Baden den Roulettetisch umgeben. Der Raucher liegt auf einer Pritsche ausgestreckt, nimmt mit einer langen Nadel eine kleine Menge Tschandu, zündet sie an, wozu einige Geschicklichkeit gehört, da die Masse schwer brennt, und bringt sie auf die feine Oeffnung eines birnförmig gestalteten Pfeifenkopfs, zieht den Rauch mit einem oder einigen langen Athemzügen ein, behält ihn einige Zeit bei sich und bläst ihn aus.
Nach Crawfurd wird an keinem Ort der Welt im Verhältniss zur Kopfzahl so viel Opium konsumirt als in Singapore. Den Grund dafür sieht er in den hohen Löhnen und in der überwiegend chinesischen Bevölkerung. Nach ihm soll sich der Opiumverbrauch in Singapore zu dem in China und in Java verhalten wie 33 zu 14 zu 4. C. giebt aber die Quellen dieser Zahlen nicht an. Ich habe vergeblich versucht, ihre Richtigkeit zu prüfen, da die in den mir zugänglichen Schriftstellern und Reports enthaltenen einander so widersprechen, dass sie nicht in Einklang zu bringen sind. Es wäre aber eine sehr interessante Arbeit für Jemand, dem ausreichendes Material zur Verfügung steht, eine auf zuverlässige Zahlen begründete, vergleichende Uebersicht der schnellen Zunahme des Opiumverbrauchs nicht nur in Asien, sondern auch in Europa und Amerika aufzustellen; besonders fürEnglandscheint Gefahr im Anzuge.
Ob die Regierung von Singapore die Macht besässe, das Opiumlaster jetzt noch zu unterdrücken, ist eine andre Frage; ist es doch selbst in den europäischen Polizeistaaten nicht gelungen, die Ueberhandnahme des Tabakrauchens zu verhindern; um wie viel schwieriger wäre es ineinem Freihafen wie Singapore, wo alle Mittel zum Zwange fehlen, dem mit viel grösserer Leidenschaftlichkeit getriebenen Opiumrauchen ein Ende zu machen. Geradezu unmöglich wäre es vielleicht nicht, wenn der ernste Wille vorhanden wäre und das Bestehen der Kolonie davon abhinge; gelingt es doch dem Opiumpächter, dem Schmuggeln der Droge vorzubeugen.
Wie wenig übrigens an eine solche Maasregel gedacht wird, geht aus folgenden Auszügen aus dem Chinese Commercial Guide, Hongkong 1863, hervor: danach betrug die jährliche Opiumeinfuhr in China während der letzten 10 Jahre 70,000 Kisten. Das reichte für den Bedarf nicht aus und beförderte die Produktion in China, wo gegenwärtig 20,000 bis 30,000 Kisten durch einheimische Pflanzer erzeugt werden. Die Nettoeinnahme in Indien beträgt ungefähr 4,000,000 £ jährlich, das Produkt kostet der Regierung etwa 400 Rupies (40 £) per Kiste. Der Opiumbau soll dort sehr ausgedehnt und der Preis herabgesetzt werden, um das chinesische Opium vom Markt zu verdrängen, was, wie man glaubt, stattfinden wird, wenn das indische zu 450 Ds. per Kiste geliefert werden kann, während sein Durchschnittspreis in den letzten 4 Jahren 800 Ds. betrug. Die Gesammtausfuhr aus Indien von 1798–1855 betrug 1,197,041 Kisten und stieg von 4000 Kisten im ersten Jahre auf 78,454 im letzten Jahre, die indische Regierung zog daraus einen Gesammtgewinn von 67,000,000 £ und darüber. 180,000 Kisten davon wurden in den malayischen Ländern verbraucht.... In China wird das Opium in Schan-si, Schen-si, Kwei-tschau, Yun-nan und Sze-tschuen gebaut. Sein Preis schwankt zwischen 25 und 30 tael per 81/2℔ Englisch.[27]Auch in der Mongolei und in Nord- China, sowie in Fuh-kien und Hün-nan wird der Mohn gebaut. Der Werth des gegenwärtig in China eingeführten Opiums ist dem Werth der Ausfuhr von Thee und Seide fast gleich. Als eine Errungenschaft des letzten Krieges ist der Opiumhandel jetzt gesetzlich erlaubt. Der Gebrauch der Droge hat sich über das ganze Reich verbreitet und seine Billigkeit für Raucher, die fern von der Küste wohnen, wird den Verbrauch wohl bedeutend steigern, sowie auch die damit verbundenen Uebel ... Die Geschichte der Anstrengungen, welche die Beherrscher dieses heidnischen Volks gemacht haben, um die Einführung des Opiums abzuwehren, weil sie fühlten, dass es für die Einkünfte, die Sittlichkeit und den Gewerbfleiss ihres Volkes schädlichwar, und das gänzliche Misslingen dieser Anstrengungen bildet eines der lehrreichsten Kapitel in den chinesischen Annalen ...
Es ist zugleich die Geschichte der Anstrengungen des christlichen Volks der Briten, um den „umnachteten Heiden” trotz allem Widerstande, durch Schmuggel, Bestechung der Mandarine und offenbare Gewalt, ja sogar durch zwei Kriege das Gift aufzuzwingen. Man sieht daraus, was es mit der civilisatorischen Mission auf sich hat, wenn sie mit dem Eigennutz kollidirt.
Dies hat unter der Ostindischen Kompanie stattgefunden. Jetzt aber steht Indien und seine Opiumproduktion unmittelbar unter der englischen Krone, die nun für eigene Rechnung Opium produzirt und verkauft, und auf jede mögliche Weise das lukrative Gewerbe auszudehnen bemüht ist. Nach der Times vom Mai 1865 ist der jüngste Ausfall im indischen Budget hauptsächlich der über alle Maassen gesteigerten Opiumproduktion in Indien zuzuschreiben (man hatte aus übergrossem Eifer weite Strecken Landes, die dafür nicht geeignet waren, mit Mohn bebaut, auch fehlte es an geübten Händen für die so sehr vermehrte Produktion).[28]Lockhart druckt im „Medical Missionary in China” einen im Verein mit Rev. Medhurst für ein Blaubuch geschriebenen Aufsatz über das Opium in China ab, der viele interessante Thatsachen enthält; besonders geht daraus die schnelle Ausbreitung des Lasters über das ganze chinesische Reich hervor, „es hat als ein Bächlein begonnen und wäre jetzt eben so schwer zurückzudrängen, als die Meeresfluth.”
Als Mittel der Abhülfe schlägt Lockhart der englischen Regierung vor, den Opiumbau in ihrem Gebiet und den Transit durch ihr Gebiet ganz zu untersagen; die englische Regierung zieht aber aus dieser Quelle 4,000,000 £ (nach Lockhart sogar 5,000,000 £)! Ausserdem empfiehlt er das Gebet der Missionäre, Ermahnungen an die Chinesen und ähnliche Mittel, auch fordert er die Opiumhändler in China auf, der Quelle ihrer Reichthümer aus Rücksicht für ihre Nebenmenschen zu entsagen. Von allen diesen Mitteln scheint das dritte noch das wirksamste, doch ist auch von ihm nicht viel zu erwarten, denn die ungläubigen, genusssüchtigen, eingebildeten, die Fremden verachtenden, auf ihre alte Kultur stolzen Chinesen sind der schlechteste Rohstoff für christliche Missionäre. In gleichem Maasse, wie die Nachfrage, wird auch dieOpiumproduktion zunehmen. Es wird wohl schwerlich ein anderes Mittel zur Beschränkung des Missbrauchs erfunden werden, als das, welches sich in allen ähnlichen Fällen bewährt hat: allgemeine Zunahme des Wohlstandes und der Bildung und der in gleichem Maasse steigenden Selbstachtung und Selbstbeherrschung.
Nach dem Urtheil mancher Aerzte und anderer am Opiumhandel nicht Betheiligter soll mässiger Opiumgenuss nicht schädlicher sein als mässiger Genuss von Spirituosen. Für diese Ansicht scheinen allerdings die Tüchtigkeit und Körperkraft der chinesischen Bevölkerung von Singapore zu sprechen, von der nach Dr. Little jeder Dritte ein Opiumraucher sein soll. Manche geben sogar dem Genuss des Opiums den Vorzug vor dem der Spirituosen. Jedenfalls ist der Opiumraucher für seine Umgebung weniger lästig, da er sich während seines Rausches am liebsten gegen die ganze Aussenwelt abschliesst, während sich der Säufer aufdrängt und Händel sucht. Man sieht in den Ländern, wo Opium geraucht wird, nicht die durch Völlerei veranlassten hässlichen Auftritte, ausser in der Nähe der von europäischen, namentlich englischen Matrosen besuchten Branntwein-Kneipen. Mässig genossen, befähigt es zum Ertragen von Strapazen und Entbehrungen, denen der Mensch sonst erliegen müsste, worüber Johnston's Chemistry of comm. life sehr schlagende Beispiele enthält. Die grosse Gefahr liegt in dem zauberhaften Reiz, den das Opium auf seine Verehrer ausübt, in der unwiderstehlichen Gewalt, die es über ihre Willenskraft erlangt, in der Nothwendigkeit, die Dosis allmälig zu steigern, um gleiche Empfindungen hervorzurufen. Daher ist es besonders für reiche Wüstlinge verderblich, die weder durch den hohen Preis der Droge noch durch ernste Beschäftigungen verhindert werden, dies immer bereite Mittel zum Sinnenrausch anzuwenden.
Die in vielen ärztlichen und andern Büchern beschriebenen physiologischen Wirkungen des unmässigen Genusses auf Geist und Körper sind vielleicht noch abschreckender als die der Trunksucht.[29]Abgesehenvon den spezifisch verschiedenen physiologischen Folgen nehmen unmässige Opiumraucher ein ähnliches Ende, wie Säufer. Sie verlieren ihre gesellschaftliche Stellung, bringen sich und ihre Familie in die tiefste Noth und sterben elend auf der Gasse. Darin stimmen Alle überein, dass es sehr viel leichter ist, sich den Trunk abzugewöhnen, als das Opium, wenn es einmal zur Leidenschaft geworden ist; Viele halten es für unmöglich. Auch geschieht es nie ohne grosse Qualen des Körpers und Geistes, und nur unter grosser Gefahr für die Gesundheit. Lockhart erzählt aber, dass im Hospital von Shanghai Tausende von Opiumrauchern behandelt wurden, von denen viele den Gebrauch aufgaben.
Ueber die oben angedeutete schnelle Zunahme des Opiumkonsums inEnglandhaben die dortigen Zeitungen schon oft berichtet, doch scheint man in Deutschland von dem Umfang des Uebels keine Vorstellung zu haben. Johnston sagt: „Der Opiumverbrauch in Grossbritannien ist, mit China oder Indien verglichen, freilich unbedeutend, die Zunahme aber sehr beträchtlich. Die eingeführte Menge betrug 1839, 41,000 ℔; 1852, 114,000 ℔: nach 15 Jahren fast das Dreifache!”
Johnston giebt leider ebensowenig wie Crawfurd die Quellen seiner Zahlen an, und scheint zwischen Einfuhr und Verbrauch keinen Unterschied zu machen, was bei steuerbaren Waaren richtig ist, da solche nur, nachdem sie für den Verbrauch im Lande versteuert worden, in den Importlisten aufgeführt werden, während die unversteuerten, für den Transit bestimmten, bei der Wiederausfuhr unter „Transshipment” stehen. Bei steuerfreien Gegenständen, wie Opium, trifft aber diese Annahme gewiss nicht immer zu, da es keinen erheblichen Unterschied in den Unkosten machen kann, ob man eine so theure, wenig voluminöse, steuerfreie Droge vom eignen Lager oder von den Docks aus verschifft.
In dem Annual Statement of Trade and Navigation of the United Kingdom 1864 finden sich über Opium folgende Angaben:
Import.Export.Transshipment.1859141,168℔79,059℔90,794℔1860210,867„98,072„91,922„1861284,005„290,120„53,580„1862221,381„146,337„57,820„1863254,314„110,101„104,756„
Der mittlere Preis ist 1 £ per ℔.[30]
Nimmt man an, dass die Einfuhr nach Abzug der Ausfuhr den Verbrauch in England darstellt, so erhielte man als das 5jährige Mittel 1859/63: 77609,2 ℔. Es ist aber sehr fraglich, ob diese Annahme zutrifft, da 1861 284,005 ein- und 290,120 ℔ ausgeführt, also 6115 ℔ mehr aus- als eingeführt sind, während England doch kein Opium produzirt und viel konsumirt. Bei einem Verbrauch von 77609,2 ℔ zu 7000 Gran und einer Bevölkerung von 30,000,000 kämen 18,11 Gran jährlich auf den Kopf. Legt man Johnston's Zahl 114,000 ℔ für 1852 zu Grunde, so erhält man 26,6 Gran per Kopf und Jahr. (Es muss aber auch berücksichtigt werden, dass ein beträchtlicher Theil des in England verbrauchten Opiums zur Darstellung des Morphins auch für das Ausland verwendet wird.)
Nach Crawfurd ist der Verbrauch in Singapore per Kopf und Jahr 330 Gran, in China 140 Gran, in Java 40 Gran. Da aber bei der in China und Hinterindien üblichen Art, das Opium im Wege des Rauchens zu geniessen, die Hälfte seines Nutzeffekts verloren geht, so muss man diese Mengen halbiren, um sie mit dem Konsum in England zu vergleichen. Man erhält dann 165, 70 und 20 Gran gegen 18, resp. 26,6 Gran in England. Nach der Angabe des Commercial Guide, dass China jetzt 100,000 Kisten per Jahr verbrauche, erhielte man, die Kiste zu 70 Katti Tschandu (rauchbaren Extrakt) = 931/3℔ engl. gerechnet, 1631/3Gran per Kopf und Jahr bei einer Bevölkerung von 400 Millionen, d. h. für China so viel, als Crawfurd für Singapore annimmt!
Johnston sagt, dass trotz der grossen Zunahme des Opiumverbrauchs in England durchaus die statistischen Daten fehlen, auf welchen man die Annahme begründen könnte, dass der Opiumgenuss schon jetzt unter der Bevölkerung Grossbritanniens ein Nationallaster geworden sei oder bald werden würde. Nach ihm soll die ländliche Bevölkerung noch frei davon sein.
Eine England eigenthümliche Form des Opiummissbrauchs, dessen ausgedehnte Verbreitung nach J. auf unbestreitbarem Zeugniss beruht, ist aber die folgende: Die Mütter in den Fabrikstädten geben ihre Kinder an Pflegemütter und diese beruhigen die Kinder und bringen sie in Schlaf durch Opium. Rev. Clay gab an, dass allein in Preston 1843,1600 Familien die Gewohnheit hatten, Godfrey's Cordial oder eine andre ebenso schädliche Komposition zu gebrauchen, und dass in einem der Begräbnissklubs jener Stadt 64% der Mitglieder vor dem fünften Jahre starben.
Seitdem scheint sich aber das Uebel auch in der ländlichen Bevölkerung eingebürgert zu haben, wie nachfolgende wörtlich übersetzte Stellen aus dem 6th.Report of the Medical Officers to the Privy Council 1863 pg. 81 zeigen:
„Es kann, sagt Dr. Hunter, kein Zweifel an der Wahrheit der entsetzlichen Thatsache sein, die fast jeder Arzt in den Marschländern angiebt, dass daselbst keine Tagelöhnerwohnung zu finden sei, in welcher man nicht die Opiatflasche sähe, und kein Kind, das nicht davon auf eine oder andre Weise erhielte. In andern Gegenden, wo Frauen ausser dem Hause arbeiten, wie in den Fabrikstädten, wird es den Kindern von den Pflegemüttern eingegeben, und man braucht sich nicht zu wundern, dasselbe Verfahren hier in Anwendung zu finden; aber andre Umstände treten hinzu, die es zu einer allgemeinen Gewohnheit machen, dieses System des Dokterns in einer Ausdehnung zu betreiben, wie man es nur in dem fraglichen Distrikt kennt.Die schmerzhaften Rheumatismen und Neuralgien, die in den Mooren immer noch häufig sind (d. h. unter älteren Leuten, aber wahrscheinlich ohne allen Verdacht, dass kleine Kinder daran leiden), behandelt man allgemein durch reichlichen Gebrauch von Opium, und die ganze Bevölkerung ist mit dieser Droge durchaus vertraut geworden. Die Drogengrosshändler berichten, dass sie ungeheure Mengen nach diesen Gegenden senden, und die Drogenkrämer verkaufen oft bis zu 200 ℔ im Jahr[31]. Sie wird in Pillen und Penny-Stangen verkauft und ein Laden mit guter Kundschaft versieht wohl an einem Samstag Abend 300–400 Kunden mit diesem Artikel. Die Drogisten meinen, dass ihre grössten Konsumenten nicht die Bewohner der Dörfer oder kleinen Städte seien, in welchen sich ihr Laden befand, sondern vielmehr die Bewohner kleiner Weiler oder einzeln gelegener Bauernhöfe in den Mooren.Opium wird oft unter irgend einem rothwälschen Namen verlangt, und die damit verbundene Vorstellung ist die einer verbotenen Lust. Die Menge, die ein Opiumesser zu sich nehmen kann, ist oft angeführt worden (etwa eine halbe Unze täglich ist nichtungewöhnlich), sie findet ihre Grenze eher im Preise, als in der Stärke der Droge. Ein Mann in Süd-Lincolnshire beklagte sich, dass seine Frau 100 £ für Opium ausgegeben habe, seit seiner Verheirathung. Man sieht mitunter auf dem Felde einen Mann im Schlaf, auf seine Hacke gelehnt, — er fährt auf, wenn man ihm nahe kommt, und arbeitet eine Zeit lang rüstig weiter. Ein Mann, der ein schweres Stück Arbeit vorhat, nimmt seine Pille als eine Vorbereitung, und Viele trinken ihr Bier nie, ohne ein Stück Opium hineinzuwerfen. Um dem volksthümlichen Geschmack zu entsprechen, aber zur höchsten Unbehaglichkeit für Fremde, werden dem Bier narkotische Mittel von den Brauern oder Wiederverkäufern zugesetzt. Vor einem halben Jahrhundert wurde der Bau des Gartenmohns für den Londoner Drogenmarkt in diesem leichten Boden betrieben. Damals nahm der Landmann Mohntrank mit aufs Feld, und jetzt bildet der Mohnkopf, obgleich der Anbau des Artikels für den Handel fast aufgegeben ist, den Hauptbestandtheil der Kräuterthees und Hausmittel der Umgegend. Bei solcher Vertrautheit mit der Droge ist es kein Wunder, dass ein Jeder bereit ist, sie anzuwenden, um ein schreiendes Kind zu beruhigen, obgleich es dann sicher wieder schreit, sobald es erwacht. Opiumesser sollen immer Proselytenmacher sein und einem Kinde wohl Opium hinter dem Rücken der Mutter oder Amme geben. Die beliebteste Form für Kinder ist Godfrey's Cordial, eine Mischung von Opium, Syrup und einer Infusion von Sassafras. Es ist dickflüssig und wird häufig in einer Theetasse geholt. Wenn die Mutter auf Feldarbeit geht und ihr Kind einer Wärterin übergiebt, so hält sie es für das Beste, ihre eigene Flasche Godfrey zurückzulassen, denn die Praeparate in den verschiedenen Läden sind verschieden, und es giebt keinen kleinen Dorfladen, der überhaupt etwas verkauft, welcher nicht auch seinen eigenen Godfrey verkaufte. Den Absatz der Opiate in diesen kleinen Läden zu steigern, ist das eifrige Bestreben einiger unternehmender Grosshändler. Bei den Drogisten gelten sie für den „Haupt-Artikel” und der Gewinn daran ist gering, wenn er im rohen Zustande verkauft wird. Nicht selten ist es vorgekommen, dass eine Pflegeamme ihren eigenen Godfrey statt desjenigen ihrer Clientin gereicht, und über die Wirkung erschrocken, den Wundarzt herbeigerufen hat, der ein halbes Dutzend kleiner Kinder im Zimmer umherliegend antrifft, einige schnarchend, andere schielend, alle bleich mit hohlen Augen, und vergiftet.”
„Es kann, sagt Dr. Hunter, kein Zweifel an der Wahrheit der entsetzlichen Thatsache sein, die fast jeder Arzt in den Marschländern angiebt, dass daselbst keine Tagelöhnerwohnung zu finden sei, in welcher man nicht die Opiatflasche sähe, und kein Kind, das nicht davon auf eine oder andre Weise erhielte. In andern Gegenden, wo Frauen ausser dem Hause arbeiten, wie in den Fabrikstädten, wird es den Kindern von den Pflegemüttern eingegeben, und man braucht sich nicht zu wundern, dasselbe Verfahren hier in Anwendung zu finden; aber andre Umstände treten hinzu, die es zu einer allgemeinen Gewohnheit machen, dieses System des Dokterns in einer Ausdehnung zu betreiben, wie man es nur in dem fraglichen Distrikt kennt.
Die schmerzhaften Rheumatismen und Neuralgien, die in den Mooren immer noch häufig sind (d. h. unter älteren Leuten, aber wahrscheinlich ohne allen Verdacht, dass kleine Kinder daran leiden), behandelt man allgemein durch reichlichen Gebrauch von Opium, und die ganze Bevölkerung ist mit dieser Droge durchaus vertraut geworden. Die Drogengrosshändler berichten, dass sie ungeheure Mengen nach diesen Gegenden senden, und die Drogenkrämer verkaufen oft bis zu 200 ℔ im Jahr[31]. Sie wird in Pillen und Penny-Stangen verkauft und ein Laden mit guter Kundschaft versieht wohl an einem Samstag Abend 300–400 Kunden mit diesem Artikel. Die Drogisten meinen, dass ihre grössten Konsumenten nicht die Bewohner der Dörfer oder kleinen Städte seien, in welchen sich ihr Laden befand, sondern vielmehr die Bewohner kleiner Weiler oder einzeln gelegener Bauernhöfe in den Mooren.
Opium wird oft unter irgend einem rothwälschen Namen verlangt, und die damit verbundene Vorstellung ist die einer verbotenen Lust. Die Menge, die ein Opiumesser zu sich nehmen kann, ist oft angeführt worden (etwa eine halbe Unze täglich ist nichtungewöhnlich), sie findet ihre Grenze eher im Preise, als in der Stärke der Droge. Ein Mann in Süd-Lincolnshire beklagte sich, dass seine Frau 100 £ für Opium ausgegeben habe, seit seiner Verheirathung. Man sieht mitunter auf dem Felde einen Mann im Schlaf, auf seine Hacke gelehnt, — er fährt auf, wenn man ihm nahe kommt, und arbeitet eine Zeit lang rüstig weiter. Ein Mann, der ein schweres Stück Arbeit vorhat, nimmt seine Pille als eine Vorbereitung, und Viele trinken ihr Bier nie, ohne ein Stück Opium hineinzuwerfen. Um dem volksthümlichen Geschmack zu entsprechen, aber zur höchsten Unbehaglichkeit für Fremde, werden dem Bier narkotische Mittel von den Brauern oder Wiederverkäufern zugesetzt. Vor einem halben Jahrhundert wurde der Bau des Gartenmohns für den Londoner Drogenmarkt in diesem leichten Boden betrieben. Damals nahm der Landmann Mohntrank mit aufs Feld, und jetzt bildet der Mohnkopf, obgleich der Anbau des Artikels für den Handel fast aufgegeben ist, den Hauptbestandtheil der Kräuterthees und Hausmittel der Umgegend. Bei solcher Vertrautheit mit der Droge ist es kein Wunder, dass ein Jeder bereit ist, sie anzuwenden, um ein schreiendes Kind zu beruhigen, obgleich es dann sicher wieder schreit, sobald es erwacht. Opiumesser sollen immer Proselytenmacher sein und einem Kinde wohl Opium hinter dem Rücken der Mutter oder Amme geben. Die beliebteste Form für Kinder ist Godfrey's Cordial, eine Mischung von Opium, Syrup und einer Infusion von Sassafras. Es ist dickflüssig und wird häufig in einer Theetasse geholt. Wenn die Mutter auf Feldarbeit geht und ihr Kind einer Wärterin übergiebt, so hält sie es für das Beste, ihre eigene Flasche Godfrey zurückzulassen, denn die Praeparate in den verschiedenen Läden sind verschieden, und es giebt keinen kleinen Dorfladen, der überhaupt etwas verkauft, welcher nicht auch seinen eigenen Godfrey verkaufte. Den Absatz der Opiate in diesen kleinen Läden zu steigern, ist das eifrige Bestreben einiger unternehmender Grosshändler. Bei den Drogisten gelten sie für den „Haupt-Artikel” und der Gewinn daran ist gering, wenn er im rohen Zustande verkauft wird. Nicht selten ist es vorgekommen, dass eine Pflegeamme ihren eigenen Godfrey statt desjenigen ihrer Clientin gereicht, und über die Wirkung erschrocken, den Wundarzt herbeigerufen hat, der ein halbes Dutzend kleiner Kinder im Zimmer umherliegend antrifft, einige schnarchend, andere schielend, alle bleich mit hohlen Augen, und vergiftet.”
Auch unter den wohlhabenden Klassen soll der Gebrauch immer mehr zunehmen, namentlich bei nervösen Frauen und geistig thätigen Männern in Form von Medizin. Nach Angabe der Aerzte und Missionäre nehmen auch in China die Meisten das Opium zuerst als schmerzstillendes, angenehm erregendes Mittel und gewöhnen sich allmälig so an den Genuss, dass sie ihm nicht mehr entsagen können. De Quincey's angeblich gegen das Opiumlaster geschriebene Buch hat auch gewiss schon manchen Proselyten unter müssigen Reichen gemacht.
Bei solchen Verhältnissen wird man unwillkürlich an eine geistreiche Aeusserung Huc's erinnert (Chine I, 32). Nachdem er darauf aufmerksam gemacht, wie die Engländer durch Konterbande, Bestechung der Beamten und offene Gewalt trotz allem Widerstande der Regierung, das Opium in China verbreitet haben, führt er an, dass es jetzt schon im Lande selbst gebaut wird. In seiner allerdings sehr lebhaften Phantasie sieht er die Zeit kommen, wo die Chinesen das Opium ambilligsten produziren, dann werden die englischen Schiffe, da der Verbrauch in England so schnell zunimmt, ihren Bedarf aus China holen. Er schliesst mit der Bemerkung: Beim Anblick dieser Schiffe, welche den giftigen Stoff aus dem himmlischen Reich heimtragen, um England zu vergiften, wäre es erlaubt, auszurufen: „Laissez passer la justice de Dieu!”
Nach der Tydschrift voor Staathuiskunde en Statistiek 1863 pg. 339 war der Opiumverbrauch in Java 1854 48,660, 1855 61,602, 1856 70,787, 1857 84,629, 1858 91,300, 1859 99,807, 1860 105,537 Katti, in 6 Jahren mehr als das Doppelte!
Die holländische Regierung ist ernstlich bemüht, den Opium-Konsum in Java zu vermindern, hat aber auch noch kein wirksames Mittel ersinnen können. Obgleich die Anzahl Opiumläden verringert wurde, stieg der Verbrauch. Zu der so schnellen Steigerung in den letzten Jahren haben Duymaer van Twist's wohlgemeinte, aber verfehlte Maasregeln beigetragen, welche den Verbrauch zu beschränken beabsichtigten. Nach Bleeker betrug die Bevölkerung von Java und Madura 1860: 12,718,717 Seelen, darnach würde der Opiumverbrauch per Kopf 77,4 Gran für das Jahr 1860 betragen, so dass Crawfurd's Annahme, die sich auf eine wenigstens 6 Jahr frühere Zeit bezieht, wohl eher zu hoch als zu tief gegriffen ist.
Als die gewöhnliche tägliche Dosis eines Opiumrauchers in China giebt Lockhart 1 Drachme an (Little nimmt für Singapore etwa halb so viel an), woraus sich bei einer Einfuhr von 67,000 Kisten die Zahl der Raucher in ganz China auf wenig über 2 Millionen berechnet (nach meiner Rechnung fast doppelt so viel, da eine Kiste 70 Katti = 931/2℔ ✕ 226 Drachmen rauchbaren Extrakts enthält); manche verbrauchen bis 10 Drachmen per Tag, dies sind aber nur die Reichen.
Ueber die Dosen, die ein Opiumesser in Europa zu sich nimmt, führt Husemann, Toxicologie pg. 595, höchst auffallende Thatsachen an:
„Eine der merkwürdigsten, dem Opium wohl mehr als irgend einem andern Narkotikum eigenthümliche Eigenschaft ist die ausserordentlich verschiedene Wirkung, die es in verschiedenen Ländern, auf verschiedene Rassen, auf verschiedene Individuen, in verschiedenen Lebensaltern, unter verschiedenen Idiosynkrasien hervorbringt. Auf Kinder ist die Wirkung ausserordentlich intensiv und inkonstant. Abgesehen von 2 vielleicht nicht ganz sicheren Fällen, wo1/90und1/20Gran tödtlich wirkten, sind viele Fälle bekannt, wo Kinder bis zu 5 Jahren durch1/6bis1/2Gran getödtet wurden.... Die Quantitäten, an welche sich Erwachsene gewöhnen können, sind wahrhaft erschreckend. Mir ist eine Dame bekannt, welche1/2Unze Opiumtinktur pro Dose nahm; Bäcker erzählt von einem Arzt, der täglich 30 Gran Opium in Substanz verzehrte. Die Confessions of an Opiumeater zeigen am besten, wie weit es ein Europäer bringen kann.Christison erzählt von einem alten Weibe, das 40 Jahre lang täglich1/2Unze Laudanum nahm; aber dies ist nichts gegen den Verfasser der Confessions, der es bis zu 8000 Tropfen des „dread agent of unimaginable pleasure” brachte.[32]Nach Zeviani verzehrte ein Frauenzimmer in 33 Jahren 2 Zentner Opium, nach Krüger Hansen ein Kranker in 1 Jahr 4700 Gran. Christison erzählt sogar von einer Steigerung der Gabe bis zu 17 Unzen Laudanum!”Als Fälle sonderbarer Idiosynkrasien bei Erwachsenen sind in demselben Werk angeführt: 3 Tage anhaltende Intoxication durch1/2Gran Opium; Sopor nach1/3–1/2Gran Opium; Vergiftung durch 1 Gran Opium per Clysma.
„Eine der merkwürdigsten, dem Opium wohl mehr als irgend einem andern Narkotikum eigenthümliche Eigenschaft ist die ausserordentlich verschiedene Wirkung, die es in verschiedenen Ländern, auf verschiedene Rassen, auf verschiedene Individuen, in verschiedenen Lebensaltern, unter verschiedenen Idiosynkrasien hervorbringt. Auf Kinder ist die Wirkung ausserordentlich intensiv und inkonstant. Abgesehen von 2 vielleicht nicht ganz sicheren Fällen, wo1/90und1/20Gran tödtlich wirkten, sind viele Fälle bekannt, wo Kinder bis zu 5 Jahren durch1/6bis1/2Gran getödtet wurden.... Die Quantitäten, an welche sich Erwachsene gewöhnen können, sind wahrhaft erschreckend. Mir ist eine Dame bekannt, welche1/2Unze Opiumtinktur pro Dose nahm; Bäcker erzählt von einem Arzt, der täglich 30 Gran Opium in Substanz verzehrte. Die Confessions of an Opiumeater zeigen am besten, wie weit es ein Europäer bringen kann.Christison erzählt von einem alten Weibe, das 40 Jahre lang täglich1/2Unze Laudanum nahm; aber dies ist nichts gegen den Verfasser der Confessions, der es bis zu 8000 Tropfen des „dread agent of unimaginable pleasure” brachte.[32]Nach Zeviani verzehrte ein Frauenzimmer in 33 Jahren 2 Zentner Opium, nach Krüger Hansen ein Kranker in 1 Jahr 4700 Gran. Christison erzählt sogar von einer Steigerung der Gabe bis zu 17 Unzen Laudanum!”
Als Fälle sonderbarer Idiosynkrasien bei Erwachsenen sind in demselben Werk angeführt: 3 Tage anhaltende Intoxication durch1/2Gran Opium; Sopor nach1/3–1/2Gran Opium; Vergiftung durch 1 Gran Opium per Clysma.
Gründung und schnelles Aufblühen Singapores. — Rhiow. — Seeräuberei. — Malayische Kronik. — Uebersicht der Verkehrsverhältnisse, sonst und jetzt. — Ausbreitung der Chinesen. — Dampfschiffe.
Singapore ist sehr neuer Entstehung. Als die Holländer nach dem Frieden von 1815 ihre ostindischen Besitzungen zurückerhielten, die ihnen die Engländer während der französischen Kriege abgenommen hatten, breiteten sie mit Eifer ihren Einfluss immer weiter über jene Meere aus durch Besitznahme neuer Territorien und durch Verträge mit einheimischen Fürsten, die ihnen grosse Vorrechte vor anderen Nationen einräumten. In England sowohl als in Britisch-Indien wurde damals die grosse Wichtigkeit des indischen Archipels für den Handel wenig gewürdigt, und es möchte vielleicht den Holländern gelungen sein, ihre Nebenbuhler zeitweis aus diesen Gewässern ganz zu verdrängen, wenn jene nicht in Sir Stamford Raffles einen unüberwindlichen Gegner gefunden hätten. Dieser hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das Monopol der Holländer in jenen Meeren zum Vortheil seiner Landsleute zu brechen. Mit eben so viel Kühnheit als Geschick und Beharrlichkeit schuf er durch die Gründung von Singapore einen Stützpunkt für den britischen Handel in demselben Augenblick, als die Engländer durch die traktatmässige Rückgabe Malaccas an die Holländer den letzten Quadratfuss Landes in jenen Gegenden verloren. Der Plan sowohl, als die Ausführung und die spätere Vertheidigung seiner Schöpfung gegen die heftigsten Angriffe sind fast ausschliesslich sein Werk. Es würde zu weit führen, hier alle Hindernisse aufzuzählen,die er zu bekämpfen hatte. Am heftigsten war natürlich der Widerstand von Seiten der Holländer, die sich in ihren vertragsmässigen Rechten gekränkt hielten. Aber auch bei seinen Landsleuten fand Raffles nur geringe Unterstützung, von mehreren Seiten grossen Widerstand. Besonders von Pinang aus, das in Singapore einen gefährlichen Nebenbuhler erkannte, wurden ihm viele Schwierigkeiten bereitet. In England, wo die schwache Regierung der ostindischen Kompanie nichts gegen die Beschwerden des holländischen Gesandten vermochte, und die Wichtigkeit der neuen Kolonie nicht gewürdigt wurde, kam es so weit, dass Lord Bathurst im offenen Parlament Raffles desavouirte. Auch von den Direktoren der Kompanie erhielt er einen Verweis. Nur bei den Kaufleuten fand er einige Unterstützung.
Schon 1818 hatte Raffles dem damaligen General-Guvernör von Britisch-Indien einen Plan vorgelegt, um mitten im Archipel, am Ostende der Malaccastrasse, als Gegengewicht gegen den holländischen Einfluss ein Emporium zu gründen, und als im Januar 1819 Malacca aufgegeben wurde, zauderte Raffles nicht länger mit der Ausführung. Ohne vorher auf Instruktionen aus England zu warten, zum Theil auf eigene Verantwortlichkeit, da er Gefahr im Verzuge sah, verschaffte er sich bereits am 6. Februar 1819 ein Stück Land am südlichen Rande der Insel und begann sofort die Gründung einer Stadt. Erst am 2. August 1824 schloss Crawfurd einen neuen Vertrag, wodurch den Engländern die ganze Insel und Alles, was in einem 10 Miles breiten Gürtel darum liegt, mit Ausnahme des entsprechenden Streifens auf der Halbinsel Johor, überlassen wurde. Es befinden sich in diesem Gürtel 75 kleine Inseln, deren Flächeninhalt zusammen 17 □Miles beträgt. Singapore hat 206 □Miles (ungefähr 10 deutsche Quadratmeilen), die ganze Besitzung also 223 □M.
Ich erwähne nicht die diplomatischen Verhandlungen mit den einheimischen Häuptlingen, deren Dispositionsfähigkeit die Holländer bestritten, noch die Konflikte mit den letzteren, da sie zu verwickelter Art und von zu lokalem Interesse sind, führe aber am Schluss dieses Abschnitts einige Stellen aus einer von Raffles' malayischem Schreiber verfassten Kronik an, welche auch als ein Beispiel der Auffassungsweise eines sehr fähigen Eingebornen von Interesse sind.
Damals war Singapore eine von dichtem Urwald bedeckte Insel, ein Zufluchtsort der gefürchtetsten Seeräuber. Etwa 700 Jahre früher war von Palémbang aus eine Stadt Singa-pura (Löwenstadt) auf der Insel gegründet worden, die aber später von den Siamesen (?) zerstörtwurde. Seit Jahrhunderten war Alles wieder mit dichtem Walde bedeckt. Erst 1811 hatte sich der Tumongong von Johor, Vater des S. 52 erwähnten, selbst einer der verrufensten Seeräuberfürsten, am Südrande der Insel mit einem Gefolge von etwa 150 Mann niedergelassen.
Eine der grössten Schwierigkeiten für Raffles war die Beschaffung einesBesitzersder Insel, von welchem diese rechtsgültig an die Engländer abgetreten werden konnte. Unter den verschiedenen Prätendenten, die nach dem Tode des letzten Sultans von Johor um die Erbschaft stritten, wählte Raffles den Tuanko-Long, dessen Anrechte durchaus nicht ohne Zweifel waren, und selbst diesen musste er den Holländern mit grosser Heimlichkeit und List aus Rhiow entführen. Die Holländer hielten darauf den Bruder Tuanko-Long's als Gegenkandidaten aufrecht, und Jahre lang bekämpften sich die beiden Seemächte hinter diesen vorgeschobenen Puppen. Erst 1824 wurde die Besitznahme von Singapore ausdrücklich durch die Holländer anerkannt. Aber unter allen diesen Stürmen hatte sich der gelegte Keim so schnell und kräftig entwickelt, dass Raffles bei seinem letzten Besuch, 1823, die Freude hatte, in der erst 4 Jahre alten Kolonie eine Bevölkerung von 10,000 Seelen und einen Handel von 2 Millionen Pfund Sterling vorzufinden![33]Der Grund des schnellen Aufblühens liegt einerseits in den freien Institutionen, die immer dort geherrscht haben, andererseits in der günstigen Lage am äussersten Ende der malayischen Halbinsel. Da Vorder-Indienund China viel weiter nördlich endigen, während die Halbinsel sich fast bis an den Aequator erstreckt, das Meer dort überdies frei von Gefahren und Stürmen ist, so drängt sich die ganze Schifffahrt zwischen Indien und China unmittelbar an Singapore vorbei, so dass die Rhede dieser Stadt einen Theil der grossen Handelsstrasse selbst ausmacht.
Die völlige Freiheit von allen Abgaben und aller Kontrolle, den drückenden Monopolen gegenüber, die bis dahin immer alle in jenen Meeren herrschende europäische Nationen zur Ausschliessung fremder Flaggen aufrecht erhalten hatten, andererseits die Sicherheit der Person und des Eigenthums gegenüber der Rechtlosigkeit und Lebensgefahr in den Staaten der einheimischen Fürsten, machten Singapore bald zum Stapelplatz der Produkte des ganzen Archipels sowohl, als zu dem der europäischen, namentlich englischen Waaren, die von hier aus ihre Weiterverbreitung nach allen Inseln und nahe gelegenen Küstenländern fanden. Der Schifffahrt zwischen Indien und China bot Singapore auch grosse Bequemlichkeiten als eine gerade in der Mitte gelegene Station. Dazu kommen noch sehr günstige klimatische Verhältnisse, eine für die Lage milde Temperatur, und trotz des Rhizophorensaumes, der den grössten Theil der Insel umgiebt, sehr gesunde Luft. Den Chinesen entgingen die Vortheile nicht, welche ihnen die englische Niederlassung darbot. Sie strömten massenweis herbei, die Regierung begünstigte ihren Zuzug, da sie als fleissige Arbeiter unter den trägen Völkern Hinterindiens willkommen waren.
1826/28 erklärten die Holländer das nahe gelegene Rhiow, auf der Insel Bintang,[34]zum Freihafen, in der Hoffnung, dadurch einen Theil des Handels von Singapore abzuziehen und ihm einen Nebenbuhler zu schaffen. Die Maasregel erwies sich aber als eine verfehlte, denn schon war Singapore der Mittelpunkt eines grossen Weltverkehrs geworden: es besass reiche Handelshäuser, Agenturen, Banken, Versicherungsgesellschaften und grosse Waarenmagazine; — Rhiow hatte nicht Einen Vorzug vor Singapore. Selbst in der Lage, worin es ihm noch am meisten nahe kommt, steht es ihm nach, da die zwischen Indien und China fahrenden Schiffe, um Rhiow zu erreichen, einen Umweg machen müssen, während sie an Singapore vorüberfahren, ohne einen Strich aus ihrem Kurs zu weichen. Auf Rhiow bestehtkeingrosses Handelshaus; mehrere, die sich daselbst aufthaten, wurden mit grossem Verlust wieder aufgelöst. Es ist fraglich, ob sich die Holländer nicht geschadethaben, indem sie Rhiow zum Freihafen erklärten, jedenfalls hat aber Singapore dadurch gewonnen, da der Schmuggelhandel, der von dieser Stadt nach den niederländischen Besitzungen getrieben wird, dort eine bequeme Station findet.
Ausser Raffles hat Singapore seine schnelle Entwicklung lediglich sich selbst zu danken. Man kann sich nicht der Betrachtung entziehen, wie in diesen sonst nur den Monopolen und der Willkür verfallenen Ländern die Einführung gesunder, freihändlerischer Grundsätze die glänzendsten Erfolge herbeigeführt hat: In diesem Hafen giebt es weder Einfuhr-, noch Ausfuhrzölle, Schiffe aller Nationen sind frei von jeder Abgabe. Jeder kommt und geht, woher und wohin es ihm beliebt.
Anfänglich stand Singapore unter der Regierung von Bencoolen (Sumatra), dessen Guvernör Raffles war. 1826, als die Engländer gegen ihre Besitzungen in Sumatra Malacca von den Holländern eintauschten, kam es mit dieser Kolonie zusammen unter Pinang. 1830 erhielten Singapore, Malacca und Pinang unter dem Namen „The Straits Settlements” einen gemeinschaftlichen der Regierung von Bengalen untergeordneten Guvernör; die Lokalverwaltung in jeder Kolonie führt ein Resident-Councillor. Bisher hat aber die Bengalische Regierung auf die Entwicklung Singapores eher hemmend, als fördernd gewirkt. Der Guvernör der Kolonien in der Meerenge hat sehr wenig Macht und muss sich oft selbst in reinen Lokalsachen nach Kalkutta wenden, wo die dringendsten Verbesserungsvorschläge häufig unbeachtet liegen bleiben. Wenn einige von dort ausgegangene Verordnungen, die für Singapore die schlimmsten Folgen gehabt haben würden (Einführung von Tonnengeldern, Einfuhrzöllen, einer neuen Geldwährung u. a.), nicht zur Ausführung kamen, so ist dies nur der Wachsamkeit und Energie seiner europäischen Bevölkerung zuzuschreiben, die gegen dergleichen Beschlüsse lebhaft opponirte und sich direkt an das englische Parlament wendete, von dem sie rückgängig gemacht wurden. Nicht mit Unrecht warf man der Regierung von Kalkutta vor, dass Singapore für sie kein anderes Interesse habe, als das einer Station zur Deportation von Sträflingen. Seine grosse Wichtigkeit für den Handel scheint dort nie volle Würdigung gefunden zu haben. Allem Anscheine nach wird aber binnen Kurzem die Verwaltung dieser blühenden Besitzungen von der indischen Regierung unabhängig gemacht und unmittelbar unter das Kolonialministerium gestellt werden.
Einer der grössten Uebelstände, die aus der Machtlosigkeit der Regierung von Singapore hervorgehen, ist ihre Unfähigkeit die Seeräubereizu unterdrücken, die eher zu- als abzunehmen scheint. Wegen der Unsicherheit der dortigen Meere sind alle Schiffe bewaffnet, und wenn die Gelegenheit günstig ist, so greift das stärkere das schwächere an; nur ein sehr geringer Theil der Räubereien wird bekannt. — In seinem Bericht von 1859 klagt der Guvernör, dass die Seeräuberei im verflossenen Jahre sehr zugenommen habe, sowohl in Form von eigens ausgerüsteten Unternehmungen in grossem Massstab, als von Strassenraub auf offenem Meere, häufig von Mord begleitet; erstere in Junken, die in Singapore armirt werden.
Die Spanier und Holländer haben bisher mehr zur Vernichtung des Seeraubes im Archipel gethan als die Engländer. Am meisten hat aber wohl im Verhältniss zu seinen Mitteln ein englischer Privatmann, Sir James Brooke, der Rajah von Sarawak, geleistet. Wenn sich nicht alle vier Seemächte, die jetzt in jenen Meeren Kolonien haben, zu gemeinschaftlichen Massregeln auf längere Zeit vereinigen, wird es wohl nicht gelingen, die Seeräuberei auszurotten, denn viele unbewohnte Küsten und kleine Inseln gewähren Zufluchtsstätten, welche häufig mit Kokos- und Sago-Palmen versehen, und von einem schützenden Wall von Rhizophoren-Wäldern oder Korallenriffen umgürtet sind, die Trepang, Muscheln, Schildkröten und Fische liefern, und nur durch schmale, den Seeräubern allein bekannte, nur für ihre kleinen Boote zugängliche Kanäle unterbrochen sind. Die leichten, flachen, sehr stark mit Ruderern bemannten Boote sind so geschwind, dass nur die schnellsten Dampfer ihnen folgen können, diese verrathen sich aber schon aus grosser Ferne an ihrer Rauchsäule, so dass die nur wenige Fuss über das Wasser ragenden, und folglich in sehr geringer Ferne unsichtbaren „Pankos” gewöhnlich vollauf Zeit haben, zu entwischen. Auch wechseln die Räuber wohl Nachts ihren Aufenthalt, wenn Gefahr in der Nähe ist.
Sehr gegen den Willen der Bevölkerung hat die britisch-indische Regierung seit dem letzten chinesischen Kriege in Singapore grosse Befestigungen anlegen lassen, und unterhält jetzt daselbst eine kostspielige Garnison. Singapore fühlte sich hinreichend sicher in seinen freien Institutionen. Als neutrales Gebiet und Jedem offenes Asyl hat es einen zu grossen Werth für alle Völker Hinterindiens, als dass ernstliche Unruhen zu befürchten wären. Der Plan, die Stadt zu befestigen, entstand während der indischen Revolution in Kalkutta; man wollte den Europäern im Fall einer Empörung der Chinesen dadurch den nöthigen Schutz gewähren. Jene finden aber ihre Sicherheit in der Verschiedenheit der Elemente, aus welchen die dortige Bevölkerung besteht, in dem damitverbundenen Rassenhass und viel mehr noch in dem Interesse, das Alle gemeinschaftlich an der Aufrechthaltung der nöthigen Ruhe und Ordnung haben. Ueberdies fürchtet man, dass im Fall eines Krieges mit einer europäischen Seemacht Singapore grade jetzt wegen seiner Befestigungen der Beschiessung und Zerstörung durch feindliche Schiffe ausgesetzt sein würde.
In der oben (S. 82) erwähnten Kronik (Journ. Ind. Arch. 1854, S. 585) heisst es:
.... Zu jener Zeit wagte kein Sterblicher durch die Strasse von Singapore zu fahren, selbst Djins (Genien) und Teufel fürchteten sich, denn dies war der Ort, den die Seeräuber benutzten, um dort zu schlafen und nach einem glücklichen Angriff auf die Prauen oder Boote eines Schiffes ihre Beute zu theilen. Dort brachten sie auch ihre Gefangenen um, und sie selbst bekämpften und tödteten sich gegenseitig bei ihren Streitigkeiten um Theilung der Beute....Was die Seemenschen, Oranglaut, betrifft, welche in Prauen leben, so sind sie wie wilde Thiere; wenn sie irgend Jemandem begegnen, so rudern sie gewöhnlich an's Land; wenn sie aber nicht Gelegenheit haben, auf diese Weise zu entkommen, so springen sie über Bord und tauchen wie Fische. Eine halbe Stunde vielleicht bleiben sie unter Wasser, worauf sie 100 oder 200 Faden entfernt wieder erscheinen. Männer, Weiber und selbst Kinder sind in dieser Beziehung gleich. Es ist unmöglich, ihre Bestürzung zu schildern, wenn sie civilisirte Menschen erblicken. Ihre Gesichter sehen aus, als wären sie einem Tiger begegnet. Mr. Farquhar bemühte sich, sie durch Geschenke von Reis, Geld und Kleidern zu ermuthigen, so dass sie bald zutraulich wurden; aber einige derer, die keine solche Gelegenheit hatten, waren dermaassen von Furcht befangen, dass ihnen unwohl wurde, und ein Bursche ertrank Teluk-ayer gegenüber ...Jeden Morgen pflegte Mr. Farquhar (Raffles' Agent) herumzugehen, um das Land zu untersuchen, aber es war mit hohem Walde bedeckt, ausgenommen die Mitte der Ebene, wo nur Karmuntink- und Sikadudu-Büsche mit einigen Kaladbäumen standen, die Seeküste war bedeckt mit Ambong und Malpari und Aeste davon lagen umhergestreut, auf der andern Seite des Flusses stand Mangrove und Seraju mit umherliegenden Aesten. Es war nicht ein Fleck guten Landes vorhanden, ausser einem Stück, 10 Faden breit, das Uebrige war eine Sumpffläche, ausgenommen die Hügel....Längs des ganzen Strandes lagen Hunderte menschlicher Schädel, einige alt, andre frisch, deren Haar noch daran sass, einige mit noch scharfen Zähnen und andre ohne Zähne, kurz in verschiedenen Stufen der Verwesung. Die Seemenschen wurden gefragt, wessen Schädel dies seien. Sie antworteten: „Dies sind die Köpfe von Menschen, die von den Seeräubern erschlagen worden sind. Wo immer diese Leute Prauen oder Schiffe angreifen, so kommen sie nach Singapore, um die Beute zu theilen. Hier zanken sie sich und tödten einander bei Vertheilung des Raubes. Einige ihrer Gefangenen binden sie am Rande des Strandes fest und versuchen ihre Waffen an denselben.” ...
.... Zu jener Zeit wagte kein Sterblicher durch die Strasse von Singapore zu fahren, selbst Djins (Genien) und Teufel fürchteten sich, denn dies war der Ort, den die Seeräuber benutzten, um dort zu schlafen und nach einem glücklichen Angriff auf die Prauen oder Boote eines Schiffes ihre Beute zu theilen. Dort brachten sie auch ihre Gefangenen um, und sie selbst bekämpften und tödteten sich gegenseitig bei ihren Streitigkeiten um Theilung der Beute....
Was die Seemenschen, Oranglaut, betrifft, welche in Prauen leben, so sind sie wie wilde Thiere; wenn sie irgend Jemandem begegnen, so rudern sie gewöhnlich an's Land; wenn sie aber nicht Gelegenheit haben, auf diese Weise zu entkommen, so springen sie über Bord und tauchen wie Fische. Eine halbe Stunde vielleicht bleiben sie unter Wasser, worauf sie 100 oder 200 Faden entfernt wieder erscheinen. Männer, Weiber und selbst Kinder sind in dieser Beziehung gleich. Es ist unmöglich, ihre Bestürzung zu schildern, wenn sie civilisirte Menschen erblicken. Ihre Gesichter sehen aus, als wären sie einem Tiger begegnet. Mr. Farquhar bemühte sich, sie durch Geschenke von Reis, Geld und Kleidern zu ermuthigen, so dass sie bald zutraulich wurden; aber einige derer, die keine solche Gelegenheit hatten, waren dermaassen von Furcht befangen, dass ihnen unwohl wurde, und ein Bursche ertrank Teluk-ayer gegenüber ...
Jeden Morgen pflegte Mr. Farquhar (Raffles' Agent) herumzugehen, um das Land zu untersuchen, aber es war mit hohem Walde bedeckt, ausgenommen die Mitte der Ebene, wo nur Karmuntink- und Sikadudu-Büsche mit einigen Kaladbäumen standen, die Seeküste war bedeckt mit Ambong und Malpari und Aeste davon lagen umhergestreut, auf der andern Seite des Flusses stand Mangrove und Seraju mit umherliegenden Aesten. Es war nicht ein Fleck guten Landes vorhanden, ausser einem Stück, 10 Faden breit, das Uebrige war eine Sumpffläche, ausgenommen die Hügel....
Längs des ganzen Strandes lagen Hunderte menschlicher Schädel, einige alt, andre frisch, deren Haar noch daran sass, einige mit noch scharfen Zähnen und andre ohne Zähne, kurz in verschiedenen Stufen der Verwesung. Die Seemenschen wurden gefragt, wessen Schädel dies seien. Sie antworteten: „Dies sind die Köpfe von Menschen, die von den Seeräubern erschlagen worden sind. Wo immer diese Leute Prauen oder Schiffe angreifen, so kommen sie nach Singapore, um die Beute zu theilen. Hier zanken sie sich und tödten einander bei Vertheilung des Raubes. Einige ihrer Gefangenen binden sie am Rande des Strandes fest und versuchen ihre Waffen an denselben.” ...
Ueber die Unterredung mit Tuanko-Long, der heimlich aus Rhiow geholt worden war, heisst es in der Kronik:
„Mr. Raffles benahm sich mit grosser Höflichkeit und Hochachtung gegen Tuanko-Long. Ersterer begann das Gespräch mit einem Gesicht von Lächeln umkränzt, sehr liebreich und seinen Kopf neigend, kurz, sein Benehmen war süss, wie ein Meer vonHonig. Wäre eines Menschen Herz von Stein gewesen, so hätte es schmelzen müssen beim Hören der sanften, süssen Worte des Mr. Raffles. Seine Stimme war wie entzückende Musik und darauf berechnet, Angst und Misstrauen aus den innersten Gedanken zu verscheuchen. Wie die tobende See, die gegen ein Korallenriff anprallt, sich legt, wie auf den herumschweifenden Wind in dunkler, stürmischer Nacht stilles, heiteres Wetter mit milden, duftigen Lüften folgt, im goldenen Licht eines vollen Mondes, so war die Wirkung der Aufrichtigkeit und Offenheit Mr. Raffles' auf Tuanko-Long. Freude verdrängte plötzlich den Kummer und sein Antlitz übergoss sich mit Huld. Sobald Mr. Raffles diese Veränderung wahrnahm, stand er auf, ergriff Tuanko-Long bei der Hand, führte ihn in eine Privat-Kajüte, wo sie bei verschlossenen Thüren zusammen sprachen, so dass Niemand den Gegenstand ihres Gespräches kennt. Nachdem sie also einige Zeit eingeschlossen gewesen, erschienen sie wieder, beide mit lächelndem Antlitz und einander die Hände gebend.”
„Mr. Raffles benahm sich mit grosser Höflichkeit und Hochachtung gegen Tuanko-Long. Ersterer begann das Gespräch mit einem Gesicht von Lächeln umkränzt, sehr liebreich und seinen Kopf neigend, kurz, sein Benehmen war süss, wie ein Meer vonHonig. Wäre eines Menschen Herz von Stein gewesen, so hätte es schmelzen müssen beim Hören der sanften, süssen Worte des Mr. Raffles. Seine Stimme war wie entzückende Musik und darauf berechnet, Angst und Misstrauen aus den innersten Gedanken zu verscheuchen. Wie die tobende See, die gegen ein Korallenriff anprallt, sich legt, wie auf den herumschweifenden Wind in dunkler, stürmischer Nacht stilles, heiteres Wetter mit milden, duftigen Lüften folgt, im goldenen Licht eines vollen Mondes, so war die Wirkung der Aufrichtigkeit und Offenheit Mr. Raffles' auf Tuanko-Long. Freude verdrängte plötzlich den Kummer und sein Antlitz übergoss sich mit Huld. Sobald Mr. Raffles diese Veränderung wahrnahm, stand er auf, ergriff Tuanko-Long bei der Hand, führte ihn in eine Privat-Kajüte, wo sie bei verschlossenen Thüren zusammen sprachen, so dass Niemand den Gegenstand ihres Gespräches kennt. Nachdem sie also einige Zeit eingeschlossen gewesen, erschienen sie wieder, beide mit lächelndem Antlitz und einander die Hände gebend.”
Darauf landete Raffles mit Tuanko-Long, der immer noch grosse Angst hatte, dass man ihn als Gefangenen nach Kalkutta bringen wolle. Tuanko musste seine kostbarsten Kleider anlegen, worauf ihn Raffles im Namen des General-Guvernörs von Indien zum König von Singapore proklamirte, mit dem Titel „Sultan Mohamed Schah von Singapore und den dazu gehörenden Buchten, Flüssen und Provinzen.”
Sobald Tuanko-Long Sultan von Singapore geworden war, trat er es an die Englische Kompanie ab; er erhielt dafür einen Monatsgehalt von 4161/4Dollars, der Tumongong die Hälfte. Später wurden die Gehalte bezüglich auf 1000 und 700 Dollars erhöht.
Wie glänzend auch die von Raffles für seine Schöpfung gehegten Erwartungen sich erfüllten, so scheint doch Alles anzudeuten, dass in den nächsten Jahrzehnten der Verkehr in jenen Meeren sich noch in viel schnellerem Maasse entwickeln wird als bisher. Und in demselben Maasse wird auch die Bedeutung von Singapore als Zentralpunkt der dortigen Schifffahrt zunehmen. Es scheint bestimmt, im fernen Osten ein zweites Cowes werden zu sollen.[35]
Beim Anblick der bunten, ungewöhnlichen Flaggen, die auf der Rhede von Singapore neben einander wehen, wird man unwillkürlich angeregt zur Betrachtung der grossen Veränderungen, die in den Ländern des fernen Ostens in neuester Zeit stattgefunden haben. In Europaerregen sie, ausgenommen bei den am Seehandel Betheiligten, durchaus nicht die Aufmerksamkeit, welche ihre der Erschliessung eines neuen Welttheils gleichkommende Bedeutung verdient. Ein schneller Ueberblick derselben wird daher gewiss von Interesse sein:
Bei der Gründung Singapores bestand in Vorder-Indien noch das Privilegium der ostindischen Kompanie, der Handel mit China war ein Monopol derselben und fand nur unter grossen Beschränkungen der chinesischen Regierung statt. Japan,[36]Cochinchina, Anam, Siam, Birma waren gänzlich, die holländischen und spanischen Kolonien, ebenso wie die englischen mehr oder weniger gegen fremde Flaggen verschlossen, und in den nicht unter europäischer Oberhoheit stehenden Malayenländern wurde mehr Seeraub als Handel getrieben.
Gegenwärtig ist Vorderindien frei von allen Privilegien und Monopolen (mit Ausnahme des Opiummonopols) und macht Riesenfortschritte. Nach Unterdrückung des furchtbaren Militäraufstandes hatten die Engländer zu wählen zwischen dem alten brutalen Mittel, ihre Herrschaft durch ruinöse Militärgewalt aufrecht zu erhalten, und dem kühneren, staatswissenschaftlichen, durch Entwicklung der natürlichen Hülfsquellen, milde Verwaltung, Schutz des Eigenthums, die Bevölkerung an sich zu fesseln. Sie wählten das letztere, und der Erfolg ist ein beispielloser in der Kolonialgeschichte! Eine nach dem Kriege aufgenommene Anleihe von 100 Millionen wurde hauptsächlich auf grossartige Eisenbahnbauten, Kanalisation, Strassenbau und ähnliche produktive Anlagen verwendet; grosse Gebiete unfruchtbaren Steppenlandes wurden durch Bewässerung in reichen Kulturboden verwandelt. In den letzten Jahren vor der Revolution hatte die Ostindische Kompanie trotz allen Monopolen und drückenden Steuern ein jährliches Defizit von 14,000,000 £ (fast 100 Millionen Thaler); die schweren Steuern wurden ermässigt und geben seitdem einen viel grösseren Ertrag, so dass schon 1863 das indische Budget, nachdem 6 Millionen auf Tilgung der Staatsschuld und 31 Millionen auf öffentliche Bauten (namentlich Strassen) verwendet worden, einenUeberschussergab!
Nur durch die schnelle Anlage von Verkehrsmitteln war es Indien möglich, so grossen Vortheil aus der Baumwollenkrisis zu ziehen. Die Indier fühlen sich jetzt mit Stolz als britische Unterthanen und haben alle Ursache dazu, da Alle, Weisse und Indier, vor dem Gesetz gleich sind.
Birma, das vor 40 Jahren ein Seegestade von 1200 Miles, von Bengalen bis Junk-Ceylon besass, hat durch zwei Kriege (1825 und 1852) seine sämmtlichen Küstenprovinzen an die Engländer verloren und ist jetzt ein ohnmächtiger Binnenstaat. Seitdem haben sich aber Akyab, Bassein und namentlich Rangun unter liberaler englischer Verwaltung zu wichtigen Handelsplätzen erhoben, durch welche die grosse Reisproduktion des Irawaddideltas erst ihren normalen Werth im Welthandel findet. Durch einen 1865 abgeschlossenen Vertrag ist auch der Irawaddi den Europäern geöffnet worden, der wohl bald eine der wichtigsten Wasserstrassen der Welt werden wird, weil er die südwestlichen Provinzen Chinas direkt mit dem Meere verbindet. Der aufgeklärte König von Siam, durch das Schicksal Birma's gewarnt, schloss rechtzeitig (1856 und später) mit den europäischen Mächten Verträge, die denselben das bisher verschlossene Land eröffneten.
In Cochinchina sind die Franzosen auf ihre Weise bemüht, eine Kolonie zu gründen; sie haben Festungen und Kasernen erbaut und machen durch ihre Militärmacht ihren Einfluss auf Cambodia und Anam geltend. Ob sie neben dem Ruhm für die Idee des Christenthums und der Civilisation gekämpft zu haben, auch materielle Vortheile erzielen werden, muss die Zukunft lehren.[37]Jedenfalls wird die Bedeutung Saigons schnell zunehmen, da es ein äusserst fruchtbares Hinterland mit dichter, arbeitsamer Bevölkerung hat, die bisher allen Rechtsschutzes entbehrte. Auch hier ist bis jetzt Reis fast der einzige Ausfuhrartikel.
In China sind seit dem Vertrag von Tien-tsin 13 Häfen geöffnet (die auf Hainan und Formosa einbegriffen) und der Verkehr wächst mit reissender Schnelligkeit.[38]Englische, amerikanische und deutsche Rhederei haben die Junken fast ganz vom Küstenhandel verdrängt, und tief ins Innere des Reichs, den Yantsekiang hinauf, dringt amerikanische und englische Dampfschifffahrt. Spanische, französische und holländischeSchiffe, durch schützende Tarife in ihren eignen Kolonien verwöhnt, scheinen die freie Konkurrenz nicht ertragen zu können, und sind bis jetzt verhältnissmässig wenig betheiligt. Russland hat an der Mündung des Amur eine Kolonie errichtet. Alle Versuche Japans, trotz der eingegangenen Verträge wieder in seine alte Abgeschlossenheit zurückzukehren, erzielen das Gegentheil dessen, was sie bezwecken, da jede Vertragsverletzung neue Zugeständnisse für die Fremden zur Folge hat. Nur Korea ist noch ebenso verschlossen wie immer, aber der Unternehmungsgeist der Kaufleute in Japan, Niutschwang und Nikolajewsk wird dies gewiss nicht viel länger dulden. Die Spanier haben in den Philippinen ihre Tarife ermässigt und neben Manila, dem einzigen Hafen, in welchem bisher der Verkehr mit dem Auslande gestattet war, vier neue Häfen eröffnet: Sual auf Luzon, Yloylo auf Panay, Cebu auf der gleichnamigen Insel, und Zamboanga auf Mindanao, Durch die Gründung von Sarawak hat sich auf der N-W.-Küste von Borneo mit ihrem Antimon- und Kohlenreichthum und ihren Sagowäldern ein beträchtlicher Handel entwickelt und wenn auch Labuan seinen ursprünglichen Zweck, die Seeräuber der Nord- und Westküste in Zaum zu halten, schlecht erfüllt, so wird es durch seine reichen Kohlenlager, die erst jetzt im Grossen ausgebeutet werden, und für 2 £ per ton nach Singapore und Hongkong geliefert werden können, sehr zur Vermehrung der Dampfschifffahrt beitragen.[39]In Niederländisch-Indien scheint dem früher so gepriesenen „Kultur-System”, einem genial ausgedachten mit Konsequenz durchgeführten System von Regierungsmonopolen im grössten Maasstabe trotz der bedeutenden Ueberschüsse, die es jährlich dem Mutterlande lieferte, keine lange Dauer mehr bevorzustehen, da es jetzt ausgemacht ist, dass die Ueberschüsse nur durch die seit Jahren immer steigenden Kaffeepreise erzielt werden. Fallen die Kaffeepreise, so fällt das Kultursystem, durch welches bis jetzt europäischer Unternehmungsgeist von dem ausserordentlich reichen Felde, das ihm Niederländisch-Indien darbietet, fast gänzlich ausgeschlossen war. Australiens Bedeutung wächst mit der nur den Goldländern eigenen Schnelligkeit, Queensland hat fast die Nordküste erreicht, eine neue Kolonie wird westlich vom Golf von Carpentaria errichtet; bestätigt es sich, dass das Klima dort weniger ungünstig ist als an andern Punkten dieser Küste, so wird sie gewiss schnell Bedeutung erlangen.
Erwägt man, dass China mit einer Bevölkerung von mehr als 400 Millionen, Japan mit 50 Millionen, Cochinchina, Anam, Siam, Birma mit wenigstens 25 Millionen hermetisch verschlossen waren und erst jetzt in den allgemeinen Weltverkehr hineingezogen worden sind, so lässt sich wohl voraussehen, dass in jenen Meeren Handel und Schifffahrt einen Aufschwung nehmen müssen, wie er in der Geschichte ohne Beispiel ist. Kein Wunder, wenn die Seemächte bemüht sind, sich dort neue Stützpunkte zu schaffen, um sich einen Antheil an der reichen Ausbeute zu sichern.
Die neue auf gesunden Freihandelsprinzipien gegründete Kolonialpolitik hat in jenen Meeren beispiellos glänzende Erfolge erzielt. Statt nach dem Kriege grosse Gebietsabtretungen zu verlangen, die nur durch kostspielige Militärverwaltung zu behaupten gewesen wären, begnügte man sich in China, Japan, Siam mit dem Raum zur Errichtung von Kontoren und Speichern, die den Regierungen nichts kosten als die Besoldung der Konsulate. Unter solchen Verhältnissen ist Shanghai, an der Mündung des Yantsekiang, erst 1844 den Europäern geöffnet, in 20 Jahren der grösste Handelsplatz von ganz Asien geworden, — nur London, Liverpool und Neu-York übertreffen es noch an Tonnenzahl.
So schlagenden Beispielen gegenüber kann sich die eifersüchtige Monopol- und Exklusionspolitik, wo sie noch als ein Vermächtniss aus früherer Zeit besteht, nicht mehr lange halten. Freisinnigere, humanere Anschauungen kommen immer mehr zur Geltung, und ihnen gehört die Zukunft um so sicherer, als nicht Wohlwollen, sondern Eigennutz zu ihrer Annahme zwingt. Die gegenseitige Eifersucht tritt nur noch da zu Tage, wo es sich um Gründung neuer Kolonien handelt. Denn obgleich diese in den ersten Jahren immer grosse Kosten verursachen und gewöhnlich, wenn sie herangewachsen sind, nicht gern die Bevormundung des Mutterstaats ertragen, so ist ihre Gründung für diesen dennoch ein grosser Gewinn: die eingeborne Bevölkerung wird von Anfang an an die Produkte des Mutterlandes gewöhnt; die Schifffahrt des letzteren, seine Industrie, sein Handel nehmen einen grossen Aufschwung. Die Ansiedler lernen die Hülfsmittel des Landes, die Produkte, den Geschmack der Eingebornen kennen und leiten den Handel in eine Bahn, aus welcher fremde Nationen gewöhnlich nur einen geringen Theil abzulenken vermögen.[40]
Die Erwartungen für die Zukunft gestalten sich aber noch viel glänzender, wenn man einen zweiten Faktor in Betracht zieht: ein grosser Theil der Bevölkerung der neu erschlossenen Länder war unter dem Druck unbeschränkter Willkürherrschaft besitzlos. In China hatten Vorurtheil und die gegen die Auswanderung errichteten Schranken die Arbeitskräfte der ungeheuren Volksmenge so aufgestaut, dass sie wie in einem abgeschlossenen See stagnirten und einen so geringen Werth hatten, dass der angestrengteste Fleiss, verbunden mit der grössten Sparsamkeit und Genügsamkeit kaum ausreichende Mittel für das blosse Leben gewährten. Wie sehr aber werden Verkehr und Handel zunehmen, wenn diese latenten Arbeitskräfte durch Auswanderung auf den günstigsten Boden versetzt, unterstützt, von europäischem Kapital, das immer mehr seine Scheu vor fernen Unternehmungen verliert, sich dem Anbau von Kolonialprodukten widmen; dann werden Millionen von Proletariern zu Konsumenten werden.
Alles scheint darauf hinzuweisen, dass die Ausbreitung der Chinesen wenigstens über die heissen Länder der Erde, wo Europäer nicht mit ihnen konkurriren können, in den nächsten Jahrzehnten sehr zunehmen wird. Ueber die indo-chinesische Halbinsel und den indischen Archipel sind sie schon jetzt zahlreich verbreitet; langsam aber stetig dringen siein die Philippinen und in Niederländisch-Indien ein; die Nordküste von Australien bietet ihnen ein neues fruchtbares Feld, das ihnen nicht, wie in Südaustralien durch europäische Kolonisten streitig gemacht werden dürfte. Die Zuckerproduktion von Bourbon ist hauptsächlich in Händen von Chinesen, die meist von Bombay aus dahin gingen, in Tahiti bauen sie jetzt Kaffee und Baumwolle. In Westindien haben chinesische Kulis schon auf vielen Inseln die Negersklaven ersetzt; vielleicht ist ihnen auch in den Südstaaten der Union diese wichtige Rolle vorbehalten.
Wie schnell aus einem armen Proletariat ein arbeitsames, wohlhabendes Volk werden kann, zeigt die neueste Geschichte Vorderindiens auf glänzende Weise. Von den grossen Reichthümern, welche die Baumwollenkultur während des amerikanischen Krieges nach Indien gebracht hat, ist oft in den Zeitungen die Rede gewesen (1861: Werth der Baumwolle: 900,000 £; 1862, obgleich das Quantum kaum grösser war: 1,500,000 £; 1863: 4,300,000 £ Times, 15. Februar 1864.) Weniger dürfte in Deutschland von den glänzenden Ergebnissen der Theekultur bekannt geworden sein; sie sind so überraschend, dass ich wenigstens ganz kurz einige Daten anführen möchte:
Nach einem Bericht von Sir Robt. Montgomery (Times, 16. Februar 1865) bedecken auf den westl. Vorbergen des Himalaya, wo vor 4 Jahren nicht eine Privatpflanzung bestand, die Theegärten bereits 15 Quadratmiles, und dehnen sich immer weiter aus. Zwischen den Eingebornen und den Engländern besteht jetzt das beste Einvernehmen. Erstere, vor wenigen Jahren so arm, dass sie kaum Kleider hatten, um ihre Blösse zu bedecken, zählen jetzt ihre Rupien nach Hunderten. Sie sind aus eigenem Antrieb um Errichtung von Schulen eingekommen, wo sie englisch lernen können, und wollen die Hälfte der Kosten tragen. Allein im Kangsathal bauen 47 Dörfer Thee. Immer mehr verbreitet sich der Theebau auf den Bergen, der Tabaksbau in den Ebenen, in kleinen von den Eingebornen angelegten Gärten und bringt allgemeinen Wohlstand unter die Bevölkerung. Diese Distrikte, die früher der Regierung bedeutende Unkosten machten, gewähren ihr jetzt grosse Einkünfte. Sehr viel bedeutender ist aber die Entwicklung der Theekultur im östlichen Himalaya und in Assam (wo die Pflanze einheimisch ist).Nassau Lees sagt in seinem aus amtlichen Quellen hervorgangenen Buch: „Tea Cultivation, Cotton and other agricultural experiments in India”: Im Jahre 1862 vertheilte die Regierung gratis 89 Tons (= 199,360 ℔ Engl.) Theesamen und 2,400,000 Sämlinge, und doch deckte diese ungeheure Menge nicht entfernt die Nachfrage.... Er fügt die Bemerkung hinzu, die in der englischen Verwaltung jetzt als Grundsatz gilt: Sobald der Privatunternehmungsgeist einmal ordentlich von irgend einem Felde kaufmännischer Spekulation Besitz ergriffen, hat die Regierung nichts mehr dort zu schaffen. Das System der Aufmunterung ist sehr gut für den Anfang — es kann aber zu weit getrieben werden. Würden z. B. durch das Versprechen kostenfreier Lieferung von Theesamen und -Sämlingen zu viele Personen plötzlich zu Theeunternehmungen veranlasst, so könnten sehr ernste Verwickelungen auf dem Arbeitsmarkt im westlichen Indien stattfinden.
Nach einem Bericht von Sir Robt. Montgomery (Times, 16. Februar 1865) bedecken auf den westl. Vorbergen des Himalaya, wo vor 4 Jahren nicht eine Privatpflanzung bestand, die Theegärten bereits 15 Quadratmiles, und dehnen sich immer weiter aus. Zwischen den Eingebornen und den Engländern besteht jetzt das beste Einvernehmen. Erstere, vor wenigen Jahren so arm, dass sie kaum Kleider hatten, um ihre Blösse zu bedecken, zählen jetzt ihre Rupien nach Hunderten. Sie sind aus eigenem Antrieb um Errichtung von Schulen eingekommen, wo sie englisch lernen können, und wollen die Hälfte der Kosten tragen. Allein im Kangsathal bauen 47 Dörfer Thee. Immer mehr verbreitet sich der Theebau auf den Bergen, der Tabaksbau in den Ebenen, in kleinen von den Eingebornen angelegten Gärten und bringt allgemeinen Wohlstand unter die Bevölkerung. Diese Distrikte, die früher der Regierung bedeutende Unkosten machten, gewähren ihr jetzt grosse Einkünfte. Sehr viel bedeutender ist aber die Entwicklung der Theekultur im östlichen Himalaya und in Assam (wo die Pflanze einheimisch ist).
Nassau Lees sagt in seinem aus amtlichen Quellen hervorgangenen Buch: „Tea Cultivation, Cotton and other agricultural experiments in India”: Im Jahre 1862 vertheilte die Regierung gratis 89 Tons (= 199,360 ℔ Engl.) Theesamen und 2,400,000 Sämlinge, und doch deckte diese ungeheure Menge nicht entfernt die Nachfrage.... Er fügt die Bemerkung hinzu, die in der englischen Verwaltung jetzt als Grundsatz gilt: Sobald der Privatunternehmungsgeist einmal ordentlich von irgend einem Felde kaufmännischer Spekulation Besitz ergriffen, hat die Regierung nichts mehr dort zu schaffen. Das System der Aufmunterung ist sehr gut für den Anfang — es kann aber zu weit getrieben werden. Würden z. B. durch das Versprechen kostenfreier Lieferung von Theesamen und -Sämlingen zu viele Personen plötzlich zu Theeunternehmungen veranlasst, so könnten sehr ernste Verwickelungen auf dem Arbeitsmarkt im westlichen Indien stattfinden.
Es tauchen oft Pläne auf zur Kolonisation tropischer Länder durchEuropäer. Für Bemittelte, die Pflanzungen mit Eingebornen bewirthschaften und Produkte für den europäischen Markt bauen wollen, giebt es in Ostasien noch ein grosses, höchst ergiebiges Feld, um bei materiellem Wohlleben ein Vermögen, im glücklichen Falle sogar Reichthümer zu erwerben. Ganz besonders lockende Aussichten eröffnet ihnen die Kaffee- und Theekultur, die in ziemlicher Meereshöhe betrieben wird, ihnen also auch in klimatischer Beziehung zusagt. Für Auswanderer im gewöhnlichen Sinne aber ist dort nichts zu machen. Den Ackerbau versagt ihnen schon das Klima und als Handwerker oder Kleinhändler können sie unmöglich gegen die Chinesen aufkommen, die an Fleiss, Mässigkeit, Sparsamkeit, Schlauheit, unermüdlicher Ausdauer und rücksichtslosem Streben nach Gewinn die Europäer so sehr übertreffen. Fast alle Eigenschaften, die die Juden auszeichnen, besitzen die Chinesen in noch höherem Maasse; auch darin sind sie ihnen ähnlich, dass sie sich über alle Länder verbreiten, sich unter allen Regierungen wohl fühlen, immer zu einander halten und sich überall durch Reichthum eine hervorragende Stellung zu erringen wissen. Wie die Juden keinen Staat, so können die Chinesen keine Kolonien gründen.
Vor 25 Jahren ging der einzige Weg nach Indien um das Kap der guten Hoffnung. Um dieselbe Zeit, wo die erste transatlantische Linie versucht wurde (1838), miethete eine Gesellschaft von Privatleuten einige Dampfboote, um einen regelmässigen Dienst zwischen England, Lissabon und Gibraltar einzurichten. Sie verlor 500 £ an jeder Reise, erhielt 1840, als ihre Verluste bereits 30,000 £ betrugen, Korporationsrechte und den Postdienst nach Indien und jenseits. Dies ist der Ursprung der mächtigen Gesellschaft, deren Schiffe jetzt die Post für die iberische Halbinsel, das Mittelmeer, Indien, China, Japan, Australien besorgen. Sie erhalten dafür jährlich ungefähr 500,000 £ Subvention von der englischen Regierung.[41]Die sehr hohe Subvention hielt bis vor Kurzem alle Konkurrenz ab, so dass die Kompanie thatsächlich ein Monopol besass, dessen Uebelstände dem Publikum sehr fühlbar waren. Erst vor wenigen Jahren eröffnete die französische Gesellschaft der Messageries impériales eine Konkurrenzlinie, wodurch die bisher so hohen Preise der Peninsular- und Oriental-Company um etwa 20% fielen. Auch sind die Schiffe seitdem nicht mehr so überfüllt und die Behandlung derPassagiere ist rücksichtsvoller. Allem Anschein nach wird sich die neue Linie neben der alten halten können, da die Berichte über ihren Betrieb sehr günstig lauten. Nach dem Economist, 10. Juni 1865, hat im letzten Jahr ihr Verkehr in China und Indien an Gütern um 261/2%, an Passagieren 18%, an Kontanten 62% zugenommen.