50. Abschied.

Heinz und Heliastra am See.

Heinz und Heliastra am See.

Fliorot riß die Augen weit auf. Hier, wo es sich um Geschöpfe handelte, die ihm unbekannt waren, konnte er nicht beurteilen, ob derKapitän im Scherz oder im Ernst redete und glaubte deshalb von ihm erwarten zu dürfen, daß er die lautere Wahrheit sage; dennSpäße, die jedermann als solche durchschaute, galten den Edeniten als harmlos und wurden oft zur Erheiterung erfunden, aber jemandes Unkenntnis oder Leichtgläubigkeit auszubeuten, um ihm einen Bären aufzubinden, wäre bei diesem wahrheitsliebenden Volke unerhört gewesen.

Fliorot zweifelte daher diesesmal nicht an der Zuverlässigkeit von Münchhausens Berichten und rief aus:

„Nein! Diese wunderbaren Geschöpfe möchte ich einmal sehen!“

„Schämen Sie sich, Kapitän,“ sagte Schultze. „Wenn Sie uns Ihre seltsamen Geschichten erzählen, so ist das ja ganz spaßhaft, da wir in der Lage sind, Wahrheit und Schwindel zu unterscheiden. Daß Sie aber diesen jungen Mann, dem die irdischen Dinge unbekannt sind, derart anschwindeln, halte ich weder für schön noch zweckmäßig. Sie werden ihn ebensogut in Erstaunen versetzen können, wenn Sie ihm unsere Tierwelt naturgetreu schildern.“

„Oho!“ rief Münchhausen. „Ich selber würde es für töricht und unschön halten, meinem jungen Freund unnötigerweise falsche Anschauungen beizubringen, wo es sich um Dinge handelt, die ihm fremd sind. Mit dem Kometen war ja das anders, da wußte er selber Bescheid, aber wenn ich ihm von der Erde erzähle, halte ich mich grundsätzlich streng an die Wahrheit.“

„Fabelhafte Behauptung! Das also nennen Sie Wahrheit, wenn sie die hüpfenden Mammuts dieses Planeten dadurch überbieten wollen, daß sie von irdischen Rüsseltieren mit sechs Beinen und mit Flügeln erzählen, Tieren, die mit dem Kopf nach unten an einer überhängenden Felswand festzusitzen vermögen? Und von solchen, die sechzig- bis hundertmal so hoch springen als ihre Körperhöhe beträgt?“

„Sie setzen mich wahrhaftig in Erstaunen, Professor,“ erwiderte Münchhausen mit geheuchelter Verwunderung. „Ich meine, Sie sind Doktor der Naturwissenschaften und Professor der Zoologie? Ist es wirklich möglich, daß Sie trotzdem so unwissend auf diesen Gebieten sind, daß Ihnen nicht einmal die alltäglichsten Geschöpfe bekannt sind, die sonst jedes Kind auf Erden kennt, während sie hier auf Eden ihresgleichen nicht haben? Sollte man es glauben? Professor Schultze weiß nichts von Schnaken und Flöhen!“

Jetzt hatte der Kapitän die Lacher auf seiner Seite und Schultze bekannte kleinlaut: „Na, oller Witzbold, mit Ihnen ist schlecht anbinden; diesmal haben Sie mich eklig hereingelegt.“

Es war eine schöne, ja eine selige Zeit, die unsere Freunde auf Eden verbrachten.

Immer besser lernten sie die verklärten Menschen dort oben kennen, immer höher sie schätzen, und im Umgang mit diesen durch und durch edlen Wesen schien es ihnen, als streiften sie selber alle irdischen Mängel mehr und mehr ab.

Auch rein körperlich hatten sie dieses Gefühl; denn so gesund, wohl und frisch, so geistig angeregt und lebendig hatten sie sich in ihrem Leben nie gefühlt, wie in den Wochen und Monaten, die sie hier zubrachten.

Noch mehrere Reisen unternahmen sie und wurden mit den schönsten landschaftlichen Reizen, mit der Tier- und Pflanzenwelt vertraut.

Eines Tages aber erklärte Flitmore, es sei nun Zeit, an den Abschied zu denken, und, da man keinen Kometen zur Heimreise benützen könne, müsse man sich darauf gefaßt machen, daß diese mehrere Jahre dauern könne.

Gabokol, Bleodila, Fliorot und Glessiblora suchten vergeblich unsere Freunde zu überreden, länger zu verweilen, oder, noch besser, ihren Aufenthalt dauernd nach Eden zu verlegen.

„Wenn Gott will, ist dies nicht unser letzter Besuch hier,“ sagte Flitmore: „das nächstemal bringen wir euch dann allerlei irdische Dinge mit, die euch zwar nicht bereichern aber doch interessieren können. Nun aber ruft uns die Pflicht: unsere Entdeckungen, namentlich die Möglichkeit eines Verkehrs mit fernen Welten, sind für unsere Brüder auf Erden von größter Wichtigkeit: wir dürfen ihnen das nicht verloren gehen lassen.“

Alle, besonders aber Heinz, wunderten sich, daß Heliastra allein keinen Versuch machte, sie zum Dableiben zu bewegen; ja, den jungen Friedung berührte dieser Umstand besonders schmerzlich: er hatte doch so gute Freundschaftmit dem Mädchen geschlossen, so daß der Gedanke an die Trennung ihm beinahe das Herz brechen wollte.

Als Gabokol nun sah, daß die Abreise seiner Gäste beschlossene Sache sei, sagte er:

„Wie ihr erzähltet, hat ein Komet euch hierher geführt. Ich habe ja dein Weltschiff genau angesehen und kennen gelernt, Freund Flitmore, aber es hat einen bedenklichen Mangel: Durch die Fliehkraft wird es von den Weltkörpern abgestoßen, ihr besitzt aber kein Mittel, die Fahrt zu lenken und müßtet es daher dem Zufall überlassen, ob ihr in euer Sonnensystem zurückkehren werdet oder euch noch weiter von ihm entfernt.

Ich will dein Fahrzeug mit der Parallelkraft ausrüsten; die Einrichtung nimmt höchstens acht Tage in Anspruch. Die Parallelkraft hat für euch ganz bedeutende Vorzüge: erstens könnt ihr im Raum die Geschwindigkeit eurer Fahrt mit ihrer Hilfe wesentlich steigern, zweitens widerstrebt sie weder der Fliehkraft noch der Anziehungskraft, sie kann also ausgenützt werden sowohl so lange dein Strom eingeschaltet, als auch wenn er abgestellt ist. Der dritte und wichtigste Vorteil aber ist, daß du deiner Sannah eine beliebige Fahrtrichtung geben, also geradewegs auf euer Sonnensystem zusteuern kannst. Gott kann euch ja selbstverständlich auch ohne diese Naturkraft so schnell und sicher heimführen, wie er euch hierherlenkte; aber er will, daß wir die Mittel benutzen, die seine Güte uns gab und erkennen lehrte.“

„Du nimmst eine schwere Sorge von meinem Herzen,“ erwiderte Flitmore; „ich verhehlte mir nicht, welche vielleicht unüberwindlichen Schwierigkeiten der Mangel an Lenkbarkeit meines Fahrzeuges uns auf der Rückfahrt bereiten werde. Nun lernte ich ja bei euch die wunderbaren Eigenschaften der Parallelkraft kennen und verstehe jetzt auch damit umzugehen. Wenn du als erfahrener Mann die Einrichtung übernehmen willst, so steigerst du noch die Dankbarkeit, die wir dir und euch allen schulden.

Und dann habe ich noch eine Bitte: wie du weißt, enthält meine Sannah sehr große Räume. Auf der Hinfahrt dienten sie vor allem der Aufspeicherung großer Sauerstoffvorräte behufs Erneuerung der Luft.

Nun haben wir ja die Erfahrung gemacht, daß das Weltschiff sich im Raum mit einer eigenen Lufthülle umgibt, die sich selbständig erneuert. Dagegen müssen wir für reichliche Speisevorräte sorgen, da unter Umständen die Rückfahrt mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann ....“

„Seid ohne Sorge!“ unterbrach ihn Bleodila: „Allen Frauen der Stadt wird es eine Freude sein, eure Vorratsräume mit Mehl, Gemüse- und Obstkonserven, sowie mit Milch, Butter, Käse und Eiern anzufüllen, daß ihr zehn Jahre daran zu zehren habt; ihr wißt, daß wir Verfahren kennen, durch welche selbst Eier und Milch sich jahrelang frisch erhalten.“

„Auch Honig und Holz sollt ihr haben, da unser Baumholz ja so schmackhaft und nahrhaft ist, wie die Früchte und sich auch ohne besondere Behandlung hält und sein köstlicher Saft euch einen unerschöpflichen Trank bietet,“ setzte Fliorot hinzu.

„Nun, dann sind wir wohl geborgen, wenn Gottes Gnade uns begleitet, wie ich nicht zweifle,“ sagte Mietje mit feurigem Dank.

Jetzt trat Heliastra vor: „Auch ich habe eine Bitte auf dem Herzen,“ sagte sie, während eine holde Röte ihr Antlitz durchleuchtete: „eine Bitte an euch, liebe Freunde: nehmt mich mit auf eure Erde!“

Alle standen starr. Auch Gabokol und Bleodila, Fliorot und Glessiblora waren völlig aus der Fassung.

Heinz aber durchflutete es wie ein unausdenkbares Glück; doch gleich darauf dachte er, es sei ja zu schön, um wahr zu werden, und weder dürften sie das liebliche Mädchen seinem glücklichen Planeten entführen, noch würden seine Eltern es je von ihren Herzen reißen können.

Mietje war die erste, die es aussprach: „Kind, liebes Kind, wie dürften wir es wagen, dich ins Ungewisse mitzunehmen und aus deinem Paradies in das Elend unserer Erde zu entführen.“

Heliastra lächelte: „Wißt ihr nicht, daß Gott überall ist? Wo ist da das Ungewisse? Und sehet, das ist meine Sehnsucht, der brennende Wunsch meines Herzens, euer Schicksal zu teilen und euch zu helfen, das Leid eurer Erde zu mildern.“

„Es ist ein edles Ziel, das meine Tochter sich setzt,“ sagte Gabokol nachdenklich: „Es muß Gott wohlgefällig sein.“

„Nein, nein!“ rief Heinz schmerzlich: „Gott weiß, wie mir das Herz blutet, wenn ich von dir scheiden soll; aber hier bist du glücklich und glücklich sollst du bleiben und nie in die Welt der Leiden kommen. Gerne will ich mich mein Leben lang in Sehnsucht nach Dir verzehren, wenn ich dich nur glücklich weiß!“

„So sehr hast du mich lieb?“ fragte Heliastra und ihre Himmelsaugen leuchteten ihn an.

„Ja, über alles bist du mir wert: nie werde ich dich vergessen!“

„Und meinst du, ich werde noch glücklich sein, wenn du nicht mehr bei mir bist? Mein Glück ist fortan auf eurer Erde, dort laßt es mich finden. Oder ist es unmöglich, daß ich deine Gattin werden könnte?“

„Du! Meine Gattin? Du wolltest aus deinen Sternenhöhen herabsteigen, mich armseligen Erdensohn unaussprechlich glücklich zu machen? Aber nein! Es darf ja nicht sein!“

„Ich sehe wohl, wie es steht,“ sagte nun Gabokol wieder, „und ich sehe, was Gottes Wille ist. Ja, Gott fordert von uns ein Opfer, das er noch von keinem auf unserem Planeten gefordert hat. Heliastra, du willst uns den Schmerz fühlen lehren, der uns bisher unbekannt gewesen! Aber sollte Gott nicht alles von uns fordern dürfen, dem wir alles verdanken? Die sich lieben, sollen mit einander verbunden bleiben, das ist der höchste Gotteswille. Und wenn es uns auch schmerzt, wie wollten wir solch unerhörten Frevel begehen, wider Gottes Willen zu handeln?“

„Gabokol hat recht,“ sagte Bleodila mit Tränen in den Augen. „Eure Ankunft und euer Hiersein war uns Freude; euer Scheiden bringt uns Schmerz, größeren als wir je geahnt! Wußten wir denn, was Schmerz ist, denen auch das Scheiden im Tod nur ein Vorausgehen in die höhere Seligkeit bedeutet? Nun, so sei uns Heliastra, so jung sie ist, als eine in die Seligkeit Vorangegangene. Willst du sie haben zu deinem Weib, junger Freund, so dürfen wir sie nicht zurückhalten.“

Heinz wußte nicht, wie ihm war, als er seine Arme ausbreitete und die leichte Elfengestalt sich an ihn schmiegte.

„So willst du immer bei mir bleiben?“ flüsterte er, sie zaghaft küssend.

„Immer bei dir!“ sagte sie mit heller Glockenstimme und strahlte ihn warm an.

Während der nächsten Tage richtete Gabokol die Sannah, die Flitmore herabgelenkt hatte, für die Parallelkraft ein, flickte auch das Loch, das ihr der Meteorit beigebracht hatte. Die Bewohner der Stadt zogen inzwischen unaufhörlich in Scharen herbei, um die Innenräume mit unerschöpflichen Vorräten zu füllen, namentlich auch mit allerlei Sämereien für die Erde, obgleich Schultze stark bezweifelte, daß dort die Wunderpflanzen Edens gedeihen könnten.

Dann wurde die feierliche Hochzeit von Heinz Friedung mit Heliastra gefeiert und der greise Priester der Stadt gab das Paar im Namen des allmächtigen Gottes zusammen und segnete es ein.

Die ganze Stadt nahm Teil an dieser außerordentlichen Feier und zwar nicht nur äußerlich, sondern mit liebenden und fürbittenden Herzen. Alle bewunderten Heliastras Entschluß und wünschten ihr Gottes reichsten Segen dazu.

Dann wurde ein Freudenfest gefeiert, wie es bei solchen Anlässen üblich war. Zum Schlusse, als der Rosenmond dem blauen Monde Platz machte, nahm die rosige Gattin Abschied von ihren Freundinnen und Bekannten.

Am andern Morgen verabschiedete sie sich auch von den Ihrigen, deren Gottvertrauen und Fügsamkeit in den göttlichen Willen ihnen half, den Trennungsschmerz getrost zu überwinden.

Auch unsere Freunde nahmen herzlichen, dankbaren und gerührten Abschied.

Heliastra aber war voll strahlender Freudigkeit, als sie mit ihrem Gatten das Fahrzeug betrat, das sie führen sollte in die Welt ihrer Sehnsucht, die Welt, wo es Schmerzen zu lindern und Tränen zu trocknen gibt.

„Gott sei mit euch und lasse euch wiederkehren!“ riefen die Zurückbleibenden den Scheidenden nach, als die Sannah, von der Fliehkraft getrieben, emporschoß, und Heinz und Heliastra aus der offenen Lucke ein letztesmal herniederwinkten.

Es war Abend, als die Sannah emporstieg.

Zum letztenmal grüßte das rosige Licht des schönsten der Monde unsere Freunde und die engelschöne Frau, die von Kind auf in seinem Rosenschimmer fröhlich gewesen war.

Rasch, mit wachsender Geschwindigkeit entfernte sich das Weltschiff, getrieben durch die doppelte Kraft der Abstoßung und des Vorwärtstriebes.

Bald entschwand das Sonnensystem Alpha Centauri den Blicken der Reisenden, das heißt, seine Planeten begannen nur noch als Sterne am Nachthimmel zu flimmern.

Nur Heliastra mit ihren Sonnenaugen vermochte noch alles groß und deutlich zu sehen und sogar den blauen Mond zu erkennen, der nun dort unten, oder dort oben, wie es hier jetzt schien, aufgegangen war.

Sie allein war es aber auch, die vom entgegengesetzten Zimmer aus genau angeben konnte, welcher winzige Stern die irdische Sonne sei, so daß Flitmore gleich von Anfang an der Sannah die rechte Fahrtrichtung geben konnte.

Dann begaben sich alle zur Ruhe bis auf John, der die erste Wache hatte.

Münchhausen übernahm nach drei Stunden die mittlere Wache und schließlich der Professor die dritte und letzte.

Gegen Morgen sah er, wie die Sannah sich einem mächtigen dunklen Weltkörper näherte, wenn von einer Annäherung bei einer Entfernung von immerhin einigen Millionen Kilometern die Rede sein konnte.

Auch „Morgen“ und „Tag“ waren bloße Zeitbegriffe geworden, seit die Doppelsonne Alpha Centauri wieder zu zwei Fixsternen geworden war, die nach und nach für das Auge zu einem einzigen verschmolzen. Da nicht, wie auf dem Hinweg, wenigstens ein schwachschimmernder Komet einiges Licht von außen gab, mußte das Weltschiff seine ganze, vielleicht Jahre dauernde Reisenach dem irdischen Sonnensystem in beständiger Nacht ausführen: Tageshelle oder gar Sonnenschein war ausgeschlossen.

Das war keine angenehme Aussicht!

Es war Zeit, die andern zu wecken, soweit diese überhaupt sich das Wecken ausgebeten hatten und nicht von selber zur bestimmten Zeit aufwachten.

Der Professor drückte auf die verschiedenen Kontaktknöpfe, die in den entsprechenden Schlafräumen die elektrische Klingel ertönen ließen.

Flitmore erschien zuerst.

„Lord,“ sagte Schultze: „es befindet sich hier in unserer Bahn ein dunkler Weltkörper, also ein Gestirn, das der Erde näher steht als Alpha Centauri. Wollen wir ihm nicht nahen, um zu schauen, wie es dort aussieht?“

„Lang aufhalten unterwegs wollen wir uns nicht,“ sagte Flitmore lachend: „Unsere Heimfahrt dürfte so wie so lang genug werden! Andererseits kommt es bei einer Fahrt, die voraussichtlich Jahre dauert, auf ein paar Tage mehr oder weniger nicht an.“

Heinz war inzwischen mit Heliastra erschienen und fügte hinzu:

„Da überdies unsere Reise, so viel wir wissen, durch eine trostlose Öde geht, auf der wir bis zum irdischen Planetensystem nicht darauf rechnen dürfen, irgend etwas anzutreffen, so sollten wir uns diese voraussichtlich letzte Gelegenheit, etwas Neues zu schauen, nicht entgehen lassen.“

„Das ist wahr!“ sagte der Lord: „Also stellen Sie die Fliehkraft ab, Herr Professor.“

Auch die anderen waren nun eingetreten, und das Frühstück wurde eingenommen, während die Sannah, von dem dunkeln Weltkörper angezogen, auf ihn zustürzte.

Als sie der Oberfläche des geheimnisvollen Gestirns nahe gekommen war, ließ Flitmore einen ganz schwachen Zentrifugalstrom durch ihre Metallhülle kreisen, welcher der Anziehungskraft der Kugel genau die Wage hielt, so daß die Sannah in der Schwebe gehalten wurde und sich stets im gleichen Abstand oder in der gleichen Höhe halten mußte.

Hierauf wurde die Parallelkraft, ebenfalls in bescheidenem Maße, in Tätigkeit gesetzt, und das Weltschiff fuhr mit der geringen Geschwindigkeit von 50 Kilometern in der Stunde über der Oberfläche des neuen Planeten dahin.

Alle begaben sich in das Antipodenzimmer, um von dort aus die Landschaft zu ihren Füßen beobachten zu können.

Sie sah finster und düster aus: keine Sonne, kein Mond leuchtete diesem Weltkörper; nur ein blutiger, nordlichtartiger Schimmer drang aus seiner Atmosphäre herab, offenbar ausgehend von selbstleuchtenden Stoffen oder Bakterien, die sich in der Luft befanden.

Bei dieser Beleuchtung war wenig zu erkennen; aber was zu sehen war, machte einen widerlichen, unheimlichen Eindruck.

Das Land schien ziemlich eben zu sein und durchweg einen morastigen Charakter zu tragen.

An einzelnen Stellen stiegen leuchtende Dämpfe oder Nebel aus dem Sumpfe auf, die einen leichenfahlen, schwefelgelben Schimmer verbreiteten; dazwischen schossen bläuliche und grünliche Stichflammen empor, durch welche die nächste Umgebung ebenfalls mit einem matten Schein erhellt wurde, der etwas Grausiges an sich hatte, als seien es höllische Fackeln, die eine Welt des Entsetzens beleuchteten.

Ja, eine Welt des Entsetzens! Was waren das für Bäume und Pflanzen! Alle schienen lebendig und zugleich abscheuerregend: Gräser, die sich wie ekles Gewürm am Boden hinwanden, krümmten und schlängelten in krampfhaften Zuckungen, als strebten sie vergebens, sich von der moderigen Erde zu lösen, in der sie wurzelten! Vielverzweigte Bäume, deren kahle, blattlose Äste sich ringelten wie Riesenschlangen oder Polypenarme, in beständiger Bewegung, sich lang ausstreckend, sich zurückziehend, Wellen, Bogen, Ringe und Schleifen bildend, sich verwirrend und verschlingend, als befänden sich die lebendigen Zweige jedes Baumes in mörderischem Kampfe miteinander.

Und unten im Sumpf wimmelte es von scheußlichem Getier: weißliche Maden, größer als Elefanten, sperrten zahnbewehrte Kiefer auf; Riesenspinnen, deren plumper, kugeliger Leib oben und unten und an den Seiten mit langen, dünnen, haarigen Beinen besetzt war, so daß sie sich beständig um sich selbst drehen konnten und stets mit einer Anzahl Füße krochen, die andern zappelnd empor oder rings von sich streckend; grünliche Kröten, groß wie Büffel, die ihre häßlichen Augen auf dünnen, wurmartigen Stielen weit hinausstreckten; dünnbeinige Stechmücken von Giraffenhöhe, die mit ihren langen, durchsichtigen Rüsselröhren den andern Tieren das Leben aussaugten oder von diesen geschnappt und zerquetscht wurden.

Alles kroch durcheinander, alles kämpfte miteinander: nicht nur Tier mit Tier, sondern auch Pflanzen und Tiere befanden sich in unaufhörlichem mörderischem Kampfgemenge.

Da biß ein Riesenwurm mit Krokodilsrachen einem Baume die Äste ab und diese Äste schnellten und zuckten und wanden sich in Krämpfen am Boden, während aus dem sich wie im gräßlichsten Schmerz verkrümmenden Stumpfe ein dicker, grünlichschwarzer Saft hervorquoll.

Dort war eines der Riesentiere von den zahllosen Armen eines Baumes erfaßt worden und suchte vergebens, in verzweifeltem Ringen, sich aus der tödlichen Umarmung zu befreien: es wurde erdrückt, erstickt und zu einer unförmlichen Masse zerquetscht.

Und dann schossen wieder dünne Würmer wie Pfeile aus dem Morast, fuhren durch die Luft und bohrten sich in den Leib eines nicht minder widerlichen Tieres, um schließlich ganz in seiner Masse zu verschwinden und in seinem Innern ihr gräßliches, mörderisches Zerstörungswerk zu beginnen.

Schauerlich war es anzusehen, wenn so ein Riesentier, das selber grauenhaft aussah, in rasendem Schmerz emporsprang, wie wahnsinnig umherkreiselte und zuletzt im Todeskampf zusammenbrach, während plötzlich sein unförmlich angeschwellter Leib sich überall öffnete und ein Gewimmel schlangenartiger Würmer enthüllte, die es bei lebendigem Leibe von innen heraus verzehrten.

Und dann schlängelten sich wieder fahle Flammen durch die drängenden Massen, versengten und verzehrten die Leiber, die vergebens suchten, sich zu flüchten: auch diese höllischen Feuerschlangen schienen lebendig zu sein und ihre Opfer mit Mordgier zu verfolgen.

Heliastra war totenbleich und voller Entsetzen: „Sieht es so auf der Erde aus?“ fragte sie beklommen.

„Nein,“ tröstete sie Heinz: „Solch ein gräßliches Schauspiel erfüllt auch uns Menschen mit Entsetzen.“

„Ja!“ bestätigte der Professor: „Selbst wissenschaftliche Forschung erlahmt dahier und wendet sich ab von diesen Greueln. Das ist ein Reich der Finsternis im vollsten Sinne des Wortes und ich schlage vor, ihm den Namen „Scheol“ zu geben, wie die Hebräer ihr Höllenreich nannten.“

„Es ist genug,“ sagte Flitmore: „Lieber durch die ewige Nacht des öden Raums, als solch ein Schauspiel länger mit ansehen!“ Und er schaltete die volle Fliehkraft ein.

„Wenn ich mir erlauben darf, auch eine Beobachtung meinerseits gemacht zu haben,“ begann John, als die Sannah sich vom Planeten des Grauens entfernte, „so sehe ich dort einen andern schwarzen Erdball daherkommen, sozusagen herabstürzen.“

„Das könnte uns gefährlich werden,“ rief Schultze, in der von John bezeichneten Richtung hinaussehend: „Es scheint in der Tat ein Zusammenstoß zweier gewaltiger Körper bevorzustehen. Ich schätze Scheol auf die zehnfache Größe der Erde, und der mit rasender Geschwindigkeit auf ihn herabstürzende Weltkörper scheint nahezu ebensogroß.“

Der Lord sprach kein Wort, schaltete aber die Parallelkraft in vollster Stärke ein und die Sannah entfernte sich mit Lichtgeschwindigkeit von der bedrohlichen Stelle.

Auf einmal wurde es hell; ein Licht, wie von zehn Sonnen auf einmal, erfüllte den Raum mit blendendem Glanze: Die beiden Weltkugeln waren auf einandergeprallt und in weniger als einer Sekunde hatten sie sich zu einer weißglühenden Masse vereinigt, von der flammende Stücke nach allen Richtungen hinausgeschleudert wurden und Stichflammen von Millionen Kilometer Höhe emporschlugen.

Alles Leben mit seinem grausigen Kampf mußte auf dem Scheol in einem Augenblick vernichtet worden sein; aber den Insassen der Sannah drohte das gleiche Schicksal: das Weltschiff war in glühende Gase gehüllt, eine Stichflamme hatte es erreicht; gleichzeitig aber wurde es, wie von dem Druck einer ungeheuerlichen Explosion emporgeschleudert mit einer Geschwindigkeit, die alles übertraf, was sie bisher geleistet.

Durch und durch wurde das Fahrzeug erschüttert und eine Zeitlang lagen alle, plötzlich zu Boden geschleudert, durcheinander. Nur Heliastraschwebte in ihrer Leichtigkeit über dem Boden und half nun den Gestürzten auf die Beine.

Jetzt erst ließ sich ein fürchterliches Krachen, Rollen und Donnern vernehmen. Noch einmal erbebte die Sannah in allen Fugen, vom erschütterten Weltstoff geschüttelt. Eine furchtbare Hitze entwickelte sich in dem Antipodenzimmer und alle flüchteten auf Tod und Leben in die innersten Räume des Fahrzeugs.

Hier war es noch auszuhalten, und die unausdenkbare Wucht, mit der das Weltschiff von den zusammengeprallten Planeten fortgeschleudert wurde, brachte es in kürzester Zeit aus dem Bereiche der Stichflamme, so daß es sich allmählich wieder abkühlte, ohne ernstlichen Schaden genommen zu haben.

„Wir haben eine Weltkatastrophe erlebt,“ sagte nun Flitmore, „wie sie gar nichts so Seltenes ist.“

„Allerdings,“ bestätigte der Professor: „Seit uns der Fixsternhimmel näher bekannt ist und man gelernt hat, auf derartige Erscheinungen zu achten, hat man das Aufleuchten neuer Sterne öfters beobachten können.

Charakteristisch für diese Erscheinungen ist die Nova Persei, das heißt der neue Stern, der im Jahre 1901 im Sternbild des Perseus aufleuchtete. Er erschien zunächst als Stern 12. Größe, wurde innerhalb dreier Tage zu einem Stern erster Größe, dem hellsten am ganzen Firmament außer Sirius: sein Licht hatte um das 250000fache zugenommen, nahm aber dann ab, bis es wieder so schwach war, daß der Stern als zwölfter bis dreizehnter Größe erschien. Er muß mindestens 100 Lichtjahre von der Erde entfernt gewesen sein und umgab sich nach dem Ausbruch mit einer Nebelhülle, die wenigstens das 1400fache des Erdbahndurchmessers umfaßte und Verdichtungsstreifen und Lichtknoten aufwies, die sich, gering geschätzt, mit mehr als 3000 Sekundenkilometern Geschwindigkeit fortbewegten.“

„Diese neuen Sterne entstehen also durch das Aufleuchten zweier dunkler Weltkörper, wenn sie sich durch einen Zusammenstoß erhitzen?“ fragte Heinz.

„Eigentlich glaubt man das weniger,“ entgegnete Schultze, „da dann das rasche Erkalten und Erblassen innerhalb weniger Wochen oder Monate unerklärlich wäre.“

„Wie erklärt man dann diese Vorfälle?“ mischte sich nun Mietje in die Erörterung.

„Sehr verschieden!“ sagte Schultze. „Die einen meinen, es handle sich um erloschene Sonnen, die für uns unsichtbar wurden, nachdem sie sich mit einer Erstarrungskruste umgaben, plötzlich aber wieder aufleuchten, wenn die innere Glut die Kruste vorübergehend durchbricht. Auch das Einstürzen eines großen Meteors könnte das plötzliche Aufleuchten verursachen.

Wilsing nimmt an, daß die sehr große Annäherung zweier ungefähr gleichgroßer Sterne eine Flutwelle in der Atmosphäre und dem feurigflüssigen Innern des einen hervorrufe. Dadurch würde ein Teil seiner Oberfläche fast von seiner ganzen Lufthülle entblößt, und die innern Glutmassen würden die dünne Erstarrungsdecke durchbrechen.

Seeliger im Gegenteil glaubt, daß ein erkalteter Weltkörper, in eine Wolke kosmischen Staubes eindringend, durch die Reibung an seiner Oberfläche in Glut gerade. Diese Vermutung stimmt allerdings nicht zu unsern Erfahrungen, nach welchen jedes Gestirn seine Lufthülle besitzt, die es vor solcher Reibung schützt.

Übrigens haben wir ja nun beobachten können, wie ein oder vielmehr zwei Weltkörper durch Zusammenstoß aufleuchten können; auf der Erde wird man am 12. Mai 1913 die Erscheinung des neuen Sterns gewahren, und dann wollen wir ja sehen, welche Erklärungen die irdischen Astronomen diesem Phänomen zu geben belieben.“

„Gestatten mir gütigst der Herr Professor eine Fragestellung in aller Rücksicht der Bescheidenheit,“ bat John.

„Nur zu, mein Sohn! Was quält dich für ein Schmerz?“

„Der Herr Professor haben sich doch zu äußern beliebt, wie ich schon mehrfach hören konnte, daß sich neue fixe Sterne in den komischen Nebeln bilden?“

„Ganz richtig, guter Freund! Aber nicht in den komischen, sondern in den kosmischen Nebeln. Siehst du, man nennt auf griechisch die Welt ‚Kosmos‘, und da ein gebildeter Deutscher Griechisch, Lateinisch und Französisch redet, nur kein Deutsch, so spricht er von kosmischen Nebeln, wo er ebensogut Weltnebel sagen könnte. Wie du also ganz richtig bemerkt hast, aus diesen Weltnebeln bilden sich Fixsterne.“

„Und die leuchten dann aber doch lange Zeit?“

„Gewiß! Tausende, Hunderttausende, vielleicht Millionen von Jahren.“

„Nun denn, Sie sagen, alle neuen Sterne verlieren sozusagen sehr schnell ihr starkes Licht; aber es sollten doch auch neue Sterne aus den Nebeln entstehen,die man vorher nicht gesehen hat, und die dann immer leuchten als Fixsterne?“

„Ja, weißt du, diese Bildung neuer Sterne aus Nebeln braucht jedenfalls Hunderttausende von Jahren.“

Hier fiel Flitmore ein: „Und doch hat John recht; warum soll gerade in unserer Zeit keine derartige Sternbildung zur Vollendung kommen? Niemals noch ist ein uns bekannter Fixstern erloschen, niemals noch ein neuer erschienen. Herrscht wirklich das beständige Werden und Vergehen im Weltall, wie man es annimmt, so ist diese Tatsache unerklärlich. Jedenfalls glaube ich, die Zeit der großen Sonnenschöpfungen ist vorüber.“

„Das ist eine sehr anfechtbare Ansicht,“ widersprach der Professor, „es vollzieht sich eben nur alles so langsam, daß für uns nichts davon zu merken ist.“

Die furchtbare Explosion, welche der Zusammenstoß der beiden dunklen Weltkörper zur Folge hatte, schleuderte die Sannah, wie wir hörten, mit unheimlicher Gewalt in den Weltraum.

Dies erwies sich als ein ungeahntes Glück; denn das Weltschiff behielt diese Geschwindigkeit tagelang bei mit nur langsamer Abnahme, und so legte es in wenigen Tagen einen Weg zurück, zu dem es sonst ebensoviel Jahre gebraucht hätte.

Man konnte dies an der rasenden Geschwindigkeit beobachten, mit der man sich dem irdischen Sonnensystem näherte.

Noch keine vier Wochen waren verflossen, seit unsre Freunde Eden verlassen hatten, als sie bereits die Neptunbahn kreuzten.

Nun aber zeigte sich eine neue Gefahr.

„Wir stürzen geradewegs auf die Sonne zu,“ sagte Flitmore.

„Und die Fliehkraft?“ fragte Schultze.

„Ich fürchte sehr, daß sie uns nichts hilft,“ erwiderte der Lord. „Die Gewalt, mit der die Sannah in ihrer Bahn dahingeschleudert wird, ist stärker als die stärkste Zentrifugalkraft, die wir entwickeln können.“

„Nun, dann wird sie auch stärker sein als die Anziehungskraft der Sonne,“ meinte der Professor.

„Das gebe Gott!“ sagte Flitmore, „denn sonst sind wir verloren.“

Die Sonne kam näher und näher; schon war die Uranus- und Saturnbahn durchschnitten, ohne daß man diese Planeten zu Gesichte bekam, da sie sich an entfernten Stellen ihrer Bahn befanden. Jupiter sah man nur von ferne, von den Planetoiden, Mars und der Erde, war nichts zu sehen, als man ihre Bahnen kreuzte; dagegen kam die Sannah der Venus sehr nahe, dem hellen Morgen- und Abendstern, der, wenn er sich von der Sonne entfernt, der Erdeheller leuchtet als alle andern Gestirne und selbst bei Tage gesehen werden kann, wenn man seine Lage am Himmel genau kennt; der einzige Stern, der bemerkbare Schatten wirft, wenn der Mond nicht stört.

Schultze konnte seine bisher unbekannte Umdrehungszeit feststellen. Bekanntlich herrscht hierüber eine solche Unklarheit unter den irdischen Astronomen, daß man sie teils zu 24 Stunden, teils zu ebensoviel Tagen, ja bis zu 225 Erdentagen annahm.

Der Professor fand nun eine Rotationszeit der Venus von etwa 700 Stunden oder 30 Erdentagen.

Ihr Jahresumlauf beträgt 224 Erdentage.

Es erwies sich, daß ihre eine Hälfte ewigen Tag, die andere ewige Nacht hat, und die Nachtseite zeigte eine matte Erleuchtung. Ihre Atmosphäre war sehr dicht und vielfach stark bewölkt; ihre Oberfläche bildete eine vollkommene Wüste, eine trostlose Einöde von gleichmäßigem weißen Glanz.

„An Größe und Masse,“ sagte der Professor, „ist dieser Planet unsrer Erde sehr ähnlich, empfängt aber doppelt so viel Sonnenlicht als diese. Ihre Bahn ist nahezu kreisförmig; sie hat das stärkste Albedo, das heißt, von allen Planeten strahlt sie das meiste von all dem Licht zurück, das sie empfängt; vielleicht hat sie noch etwas eigenes Licht. Der Erde zeigt sie Phasen wie der Mond.“

„Schmerzlich ist es, daß wir von hier aus die Erde nicht erreichen können,“ seufzte Heinz. „Wir sind ihr doch so nah: 40 Millionen Kilometer! Was will das heißen?“

„Ja, ja!“ sagte Schultze: „Da hilft uns alles Bedauern nichts, wir werden fortgerissen ohne Erbarmen!“

Die Sannah kreuzte die Merkurbahn.

Die Sonne erschien wie ein ungeheurer Feuerball.

Flitmore schützte die Fenster der Sannah durch geschwärzte Scheiben, so daß man mit dem bloßen Auge in die Gluten schauen konnte. So gelang es, die Sonnenflecken als ungeheure Schlackeninseln zu erkennen, die in einem Meer von Glut schwammen, das sie zeitenweise wieder auflöst.

Hoch empor stiegen die glühenden Massen der sogenannten Sonnenfackeln und die flammenartigen Protuberanzen oder Sonnenflammen, die aus brennenden Gasen, meist glühendem Wasserstoff bestehen. Teilweise zeigten sie auch die Form von Feuersäulen und Glutwolken.

Ein wogendes Meer von Gluten und Flammen, wie von Orkanen gepeitscht, so stellte sich die Sonne dar. Ungeheure Explosionen und Eruptionen oder Ausbrüche ereigneten sich von Zeit zu Zeit; dann wurden Feuergarben und Flammenstrahlen in wenigen Minuten bis zu einer Höhe von 75000 Kilometern emporgeschleudert mit einer Geschwindigkeit von 173 Kilometern in der Sekunde.

Und auf dieses wildtobende Feuermeer stürzte die Sannah unaufhaltsam zu mit rasender Geschwindigkeit!

Aber auch in diesen Augenblicken des Schreckens, da aller Gemüter von der Sorge eines drohenden Untergangs erfüllt waren, abgesehen von Heliastra, die mit kindlicher Neugier das schauerlich schöne Schauspiel bewunderte; auch in diesen bangen Augenblicken zeigte Schultze den kühlen Gelehrten, denn, wahrhaftig! er hielt einen wissenschaftlichen Vortrag über die Sonne.

„Dieses Gestirn,“ sagte er, „das unsrer Erde Licht, Leben und Wärme spendet, ist 300000mal heller als der Vollmond; doch kommt der Erde nur der 2735millionenste Teil ihres Lichts und ihrer Wärme zugute. Ihr Äquatorialdurchmesser beträgt 1390300 Kilometer gegen 12755 Kilometer des irdischen Durchmessers. In der Sonne hätten 1300000 Erdkugeln Platz, dennoch wiegt sie nur so viel wie 324400 Erden, denn sie ist nicht viel dichter als Wasser.

In der Sonne kommen fast die gleichen Stoffe vor wie auf der Erde, das hat uns das Spektroskop geoffenbart.

Die äußerste Umgebung des Sonnenballs oder vielmehr seiner Atmosphäre bildet die Korona, sie besteht, wie wir deutlich sehen können, aus breiten Strahlenbüscheln, die sich zum Teil mehr als einen Sonnendurchmesser weit in den Raum erstrecken und oft eigentümlich gekrümmt erscheinen.

Diese Korona kann man von der Erde aus am besten bei Sonnenfinsternissen beobachten, sie bildet dann einen schmalen Lichtring von blendender Helligkeit rings um die verfinsternde Mondscheibe; diesen Ring umgibt ein zwölfmal so breites Band von perlmutterartigem Glanz, aus dem weit hinaus in den Weltraum jene Strahlen schießen, die übrigens auf den Photographien gar nicht oder kaum erscheinen; dieses Band wird von einer noch breiteren Lichtzone umschlossen, die sich mit schnell abnehmender Helligkeit ohne sichtbare Begrenzung im Himmelsraum verliert.

Unter der Korona sehen wir die sogenannte Chromosphäre, einen rosafarbenen Ring, der aus den leichtesten uns bekannten Gasen, dem Wasserstoff und dem Helium gebildet wird.

Die innerste atmosphärische Hülle der Sonne endlich ist die Photosphäre, die aus glühenden Metalldämpfen besteht und die eigentliche Lichtspenderin ist. Diese sehen wir überzogen mit einem Netzwerk, das aus einer Unzahl feiner Poren und Linien besteht, die sich fortwährend verändern. Sie scheinen eine Art Schäfchen- oder Cirruswölkchen, deren kleinstes freilich die Größe eines irdischen Weltteils besitzt; man nennt diese Erscheinung ‚die Granulation‘ der Sonnenoberfläche.“

„Hören Sie, Professor!“ sagte Münchhausen unwirsch: „Was soll uns jetzt diese hochinteressante Belehrung. Ich meine, es wird hier innen schon abscheulich heiß und wir werden in kurzem zu Staub verbrennen. Wissen Sie ein Mittel dagegen, das wäre besser als Ihre gesamte sonstige Weisheit.“

„Die Hitze der Sonne ist nicht so groß als man sich gewöhnlich einbildet,“ erwiderte Schultze kühl. „Sie dürfte etwa 7000 Centigrad betragen, also das Doppelte der Hitze der Kohlenspitzen einer elektrischen Bogenlampe.“

„Heiß genug, um uns in Asche zu verwandeln!“ brummte der Kapitän.

Der Professor zuckte die Achseln. „Alles, was ich Ihnen zum Troste sagen kann, ist, daß der große Komet von 1843 die glühende Korona der Sonne durchraste, 5 Millionen Kilometer in drei Stunden, also 570 Kilometer in der Sekunde zurücklegend. Er kam dabei der Sonne bis auf den zehnten Teil ihres Durchmessers nahe.“

„Und stürzte nicht hinein?“ fragte Heinz.

„Nein! Davor bewahrte ihn die Gewalt seines Schwungs. Ähnlich ging es mit den Kometen von 1882 und 1883. Sie entwickelten dabei alle eine enorme Helligkeit, ja man sah sie bei Tage dicht neben der Sonne, und der Komet von 1882 verschwand, als er vor die Sonne trat; er war also genau so hell wie sie. Dabei entwickelten jene Kometen Eisendämpfe, ein Beweis, daß auch ein Teil ihrer festen Bestandteile sich unter der Einwirkung der Hitze der Korona in glühende Gase auflöste. Endlich zersprang der Komet von 1882 beim Passieren der Korona in mehrere Stücke.“

„Ein schöner Trost, den Sie uns da geben!“ knurrte der Kapitän.

„Sind der Herr Professor der unmaßgeblichen Ansicht, daß wir in diesen furchtbar anzusehenden Flammenofen trotz der geschwärzten Scheiben mitten hinein plumpsen dürften?“ fragte Rieger ängstlich.

„Nein!“ erwiderte Schultze bestimmt. „Das glaube ich keinesfalls; denn unsre Geschwindigkeit übertrifft die des Kometen von 1843 um weit mehr als das Hundertfache.“

„Aber daß die Sannah in Weißglut gerät oder sich in glühende Dämpfe auflöst, zum mindesten samt uns allen in Stücke zerspringt, das glauben Sie?“ polterte Münchhausen.

„Da unser Weltschiff keine feste, dichte Masse bildet,“ entgegnete der Professor, „scheint es am wahrscheinlichsten, daß es sich in ein Dampfwölkchen auflöst. Offen gestanden, ich halte unsre letzte Stunde für gekommen; doch dürfen Sie mir glauben, wir werden nichts davon spüren, in weniger als einer Sekunde wird alles vorüber sein.“

Flitmore drückte auf einen Knopf und augenblicklich schlossen sich sämtliche Augendeckel der Sannah, das heißt die dicken Schutzplatten legten sich von außen dicht über die Fenster. Gleichzeitig ließ der Lord die elektrische Beleuchtung aufstrahlen und sagte: „Begeben wir uns in den allerinnersten Raum, in den Mittelpunkt der Sannah, in zehn Minuten haben wir die Glutatmosphäre der Sonne erreicht und jagen durch Feuer und Flammen. Dann gnade uns Gott!“

In Eile stürzten alle in den innersten Vorratsraum, den eine einzige elektrische Glühbirne erhellte. Alle Lucken wurden geschlossen, nachdem sie passiert waren.

Hier sprach der Lord ein kurzes, markiges Gebet, eine Bitte um Rettung, zugleich aber auch den Ausdruck der Ergebung in den göttlichen Willen, falls ihr Ende beschlossen sein sollte; das Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit und die Aufnahme aller in das himmlische Reich trug er mit solcher Einfachheit und Glaubensfreudigkeit vor, daß sich alle über die Schrecken des Todes erhoben fühlten und keinerlei Angst mehr empfanden vor dem, was ihnen drohte. Mietje stimmte die beiden letzten Verse des herrlichen Liedes „O Haupt, voll Blut und Wunden“ an, und die andern sangen ergriffen mit. Dann trat Stille ein.

John setzte sich zu Füßen seines Herrn nieder, als wollte er damit zum Ausdruck bringen, wie er als getreuer Diener ihm in den Tod folgen wolle. Mietje lehnte ihr Haupt an ihres Gatten Schulter, Münchhausen faßte kräftig Schultzes Rechte und hielt sie fest. Heliastra schmiegte sich in Heinz’ Armeund fühlte sich geborgen, während ihr junger Gemahl bereit war, mit ihr die Reise in ein besseres Leben anzutreten.

Die beiden Schimpansen Dick und Bobs kauerten in einer Ecke und wußten von nichts; doch verhielten sie sich, ganz gegen ihre Gewohnheit, so regungslos, als ahnten sie doch etwas Außerordentliches.

Auf einmal wurde es furchtbar heiß; die Luft schien zu glühen und erstickend legte es sich auf aller Brust.

Da stand Flitmore auf und sprach ein warmes Dankgebet für die Errettung aus furchtbarer Todesgefahr.

Die andern wußten es sich nicht zu erklären, wie der Lord dazu kam, ein Dankgebet zu sprechen, während sie sich mitten im Flammenofen der Sonne wähnten; denn erst jetzt begann die Hitze beinahe unerträglich zu werden.

Nur Professor Schultze sah so klar wie Flitmore.

„Wir sind unversehrt hindurchgekommen!“ sagte er aufatmend; „aber wie mag die Sannah aussehen?“

„Sind wir denn schon außer Gefahr?“ fragte Mietje ungläubig.

„Gewiß, meine Liebe,“ sagte der Lord, „die Lebensgefahr bestand darin, daß sich unser Fahrzeug infolge der ungeheuren Hitze sofort in Dampf aufgelöst hätte. Die Wärme, die wir nun aber spüren und die allerdings sehr lästig ist und auf die Dauer nicht auszuhalten wäre, beweist uns, daß wir die Korona der Sonne bereits durchflogen und hinter uns haben. Wäre die Katastrophe eingetreten, so hätten wir gar nichts gespürt, so plötzlich wäre alles gekommen; diese allmählich sich steigernde Hitze jedoch weist darauf hin, daß die Sannah an ihrer Oberfläche sehr heiß wurde, ohne jedoch wesentlich Schaden gelitten zu haben. Durch die feuerfeste Umhüllung und die dicke Guttaperchaauspolsterung aller Räume, sowie die in diesen enthaltene Luft ist die Temperatur in diesen untersten Gelassen nur langsam und verhältnismäßig wenig gestiegen.“

„Das glaube ich“, sagte Münchhausen: „Sind doch nach allen Seiten hin nicht weniger als 7 Zimmer oder Stockwerke von je drei Meter Höhe zwischen uns und der äußeren Umhüllung, 7 Säle mit gummibelegten Decken und Fußböden, so daß uns 14 Schichten von geringster Wärmedurchlässigkeit beschützen, getrennt durch 7 drei Meter hohe Lufträume, ganz abgesehen von der starken Außenhülle.“

„Aber ist es nicht möglich, daß wir uns noch in den Flammen befinden?“ fragte nun Heliastra: „Dann würde die Hitze ganz allmählich steigen, aber wir würden sie bald nicht mehr aushalten.“

„Ganz ausgeschlossen!“ sagte Schultze. „Bei der rasenden Eile unsrer Fahrt mußten wir schon längst wieder aus der Sonnenkorona ausgetreten sein, ehe die Temperaturerhöhung in ihrem allmählichen Fortschreiten sich hier unten bemerkbar machte.“

„Dann aber möchte ich ganz ergebenst die bescheidene Bemerkung aussprechen,“ sagte John, „daß wir nach oben gehen in die frische Luft, denn ich schwitze, wenn es zu sagen gestattet sein sollte, wie ein sogenannter Magister!“

„Geduld, Geduld, mein Sohn!“ lachte Schultze. „Das müssen wir nun schon eine Weile aushalten. Zum ersten sind wir der Sonne noch so nahe, daß ein Spaziergang ins Freie vorerst ganz ausgeschlossen ist, wenn wir nicht braten sollen; zum zweiten ist die Hitze in den oberen Gemächern zweifellos weit schlimmer als hier im untersten; sie müßte wachsen, je höher wir steigen. Wir müssen erst eine gründliche Abkühlung abwarten.“

„Da werden wir wohl noch lange Geduld haben müssen,“ meinte Heinz, „denn die Sonne dürfte bei ihrer Nähe derart auf die Sannah brennen, daß von einer Abkühlung vorerst überhaupt keine Rede sein wird.“

„In zwei Stunden,“ sagte der Lord, „können wir ohne Sorge den Aufstieg wagen. Erstens muß eine verhältnismäßige Abkühlung selbstverständlich eintreten, da der Temperaturunterschied doch ein ganz gewaltiger ist zwischen der Korona selber und ihrer bloßen Nähe; zweitens entfernen wir uns mehr als blitzschnell von der Sonne; drittens dreht sich ja unsre Sannah um sich selbst und kehrt stets nur eine Seite der Sonne zu; die von der Sonne abgekehrte Seite wird sich aber sehr rasch und stark abkühlen. Endlich übt die bloße Bestrahlung durch die Sonne, wenn diese auch noch sehr nahe ist, ihre Einwirkung nur in sehr geringem Maße bis in die Innenräume aus.“

Es zeigte sich, daß der Lord recht hatte; die furchtbare Hitze nahm verhältnismäßig rasch ab und nach zwei Stunden konnten unsre Freunde bereits ins Zenithzimmer hinaufsteigen, das gerade von der Sonne abgewendet war und Nacht hatte.

Allerdings herrschte dort noch eine gelinde Backofenhitze, aber dadurch, daß sämtliche Verbindungstüren der Innenräume geöffnet wurden, konnteein starker kühlender Luftzug erzeugt werden; überdies konnte man auf der Nachtseite auch die Außenlucken öffnen und es strömte eine zwar mehr als laue, aber doch frische Luft ein, die nach der ausgestandenen Hitze den Eindruck wohltuender Kühle machte.

Durch die Lucke des Zenithzimmers stieg Flitmore ins Freie hinaus, um zu sehen, was die Umhüllung der Sannah bei der Fahrt durch die Glutatmosphäre der Sonne gelitten habe.

Er fand, daß der Flintglasbelag fast vollständig abgesprungen war; die äußerste Metallumhüllung war geschmolzen, aber fast beinahe überall noch dicht, da sie nach Verlassen der Sonnenkorona rasch wieder erstarrt war; an einzelnen Stellen freilich zeigten sich Löcher, da war die Umhüllung in ihrer ganzen Dicke durchgeschmolzen. Doch das wollte nun nicht viel besagen, denn einer ähnlichen Hitze würde man ja wohl nicht wieder standzuhalten haben.

Als der Lord ins Zimmer zurückkehrte, sagte Mietje: „Mir ist es immer noch ein Rätsel, wie wir so unbeschädigt durch die flammende Sonnenatmosphäre kommen konnten.“

„Ein Wunder göttlicher Bewahrung ist es gewiß!“ sagte ihr Gatte. „Aber das natürliche Mittel, durch das er uns hindurchhalf, ist die ungeheure Geschwindigkeit, mit der er unser gebrechliches Fahrzeug seine Bahn durcheilen ließ. Du hast ja wohl selber schon probiert, meine Liebe, wie du deinen Finger unbeschädigt, ja ohne nur auch eine Wärmeempfindung zu verspüren, durch die Flamme eines Lichtes bringen kannst, wenn du es schnell genug ausführst. Ganz so kurz verweilten wir nun freilich nicht in den Sonnenflammen, aber doch auch gewiß nicht mehr als zwei Minuten, und für diese kurze Zeit genügte unsre Schutzhülle, um den Gluten stand zu halten, die schon einige Zeit brauchten, um nur die Flintglashülle zu sprengen. Daß die Hitze im Innern nicht unerträglich wurde, obgleich das Metall an der Außenfläche angeschmelzt wurde, darf uns nicht wundernehmen, wenn wir uns erinnern, daß dies auch bei Meteoren der Fall ist.“

In blendendem Glanze strahlte der Planet Merkur durch das offene Fenster des Zenithzimmers. Die Sannah mußte ganz in seiner Nähe vorbei und er schien mit ungeheurer Schnelligkeit sich zu nahen.

Dieser Planet, der zu3/8ewige Nacht und zu3/8ewigen Tag hat, während der vierte Teil seiner Oberfläche allein den Wechsel von Tag undNacht kennt, die imDurchschnitt 44 Erdentage währen, kehrte beinahe seine volle erleuchtete Seite der Nachtseite der Sannah zu.

Um ihn dauernd beobachten zu können, sowie um sich nicht der Sonnenhitze auszusetzen, begaben sich unsre Freunde, entsprechend der Umdrehung der Sannah, jedesmal in dasjenige Zimmer, das gerade Mitternacht hatte. Jede halbe Stunde mußte ein solcher Zimmerwechsel vorgenommen werden.

Schultze fühlte sich veranlaßt, einige Belehrungen über den Merkur loszulassen:

„Die große Sonnennähe dieses Planeten,“ sagte er, „hat seiner Beobachtung von der Erde aus die größten Schwierigkeiten entgegengesetzt. Aus den Veränderungen, die Schröter an den Spitzen der Merkursichel, den sogenannten Hörnern, wahrzunehmen glaubte, berechnete Bessel seine Umdrehungsdauer zu 24 Stunden. Dagegen schloß Schiaparelli 1883 aus Flecken und Streifen, die er wahrnahm, auf eine Rotationsdauer von 88 Tagen; das heißt, Merkur würde der Sonne stets dieselbe Seite zukehren, wie der Mond der Erde, und würde sich in der gleichen Zeit um sich selbst drehen, wie um die Sonne.

Allein es wurde nachgewiesen, daß jede Kugel mit glatter, gleichmäßig gefärbter Oberfläche bei unvollständiger Beleuchtung dunkle Streifen zeigt, die auf einer notwendig eintretenden Sinnestäuschung beruhen, so daß Schiaparellis Berechnungen fragwürdig erscheinen, weil sie auf die Beobachtung eben dieser Streifen sich aufbauten.

Merkur zeigt der Erde wechselnde Lichtgestalten oder Phasen wie der Mond, aber wie Venus zeigt er sich vollbeleuchtet, wenn er der Erde am entferntesten steht, und erscheint daher am hellsten, wenn er, nur halb beleuchtet, der Erde näher tritt. Aber auch dann ist er nur einem guten Auge sichtbar infolge seiner Kleinheit und Sonnennähe; doch wurde er im Altertum und im Mittelalter von unsern helläugigen Vorfahren gut beobachtet.

Die Lichtgrenze seiner Oberfläche zeigt sich sehr verwaschen, was auf eine ziemlich dichte Atmosphäre hinweist. Seine Bahn ist die exzentrischste aller Planetenbahnen, das heißt, sie entfernt sich am meisten von der Kreisform und erscheint oval.

Seine Dichtigkeit ist anderthalbmal so groß als die der Erde, so daß man ihn als eine Kugel von Gußeisen ansehen könnte. Seine Oberfläche beträgt etwa das Dreifache des gesamten russischen Kaiserreichs. Seine Masse ist nur1/12der Erdmasse, die Schwerkraft auf ihm beträgt nur3/5derjenigen der Erde. Er empfängt siebenmal mehr Sonnenlicht als diese und dürfte wohl unter unerträglicher Hitze auf der Sonnenseite und grauenhafter Kälte auf der Nachtseite leiden. Venus leuchtet ihm bei ihrer größten Nähe 600mal schwächer als unser Vollmond.“

So viel wußte Schultze in aller Kürze zu sagen. Was nun von der Sannah aus von der Oberfläche des Planeten gesehen wurde, war hochinteressant: er erschien als glatte Scheibe, durchaus nicht ohne Hügel und Berge, aber auch diese waren gleich glatten, wenig hervorragenden Halbkugeln, die keinen Schatten warfen, weil das Licht durch die spiegelnden Flächen tausendfach zurückgeworfen wurde und alles erleuchtete.

Auch Pflanzenwuchs, ja Hochwälder waren zu sehen, aber Stämme, Zweige und Blätter glitzten und spiegelten dermaßen, daß sie auf größere Entfernung völlig in dem Meer von weißem Licht verschwanden.

„Wenn da Tiere und Menschen leben,“ meinte Schultze, „so sind sie jedenfalls ebensolche spiegelnde Wesen und diese Eigenschaft schützt sie dann wohl vor der schädlichen Einwirkung allzuhoher und allzuniedriger Temperaturen.“

Rasch entfernte man sich von dem Planeten, der mit größerer Geschwindigkeit als alle andern seine Bahn um die Sonne durchläuft; die Sannah näherte sich wieder der Venusbahn, doch die Venus war fern: die Sonne stand zur Zeit zwischen ihr und dem Weltschiff.

Lord Flitmore stellte die Fliehkraft und Parallelkraft vollständig ab.

Die Eigengeschwindigkeit der Sannah war noch so ungeheuer, daß die Anziehungskraft der nahen Sonne nicht genügte, um sie in ihrem Laufe aufzuhalten, noch weniger natürlich die Anziehungskraft Merkurs.

Es war daher zu befürchten, daß das Weltschiff das irdische Sonnensystem wieder verlassen könnte; doch hoffte der Lord, dadurch, daß er alle Triebkräfte abstellte, so viel zu erreichen, daß die Anziehung durch die Sonne und das ganze Planetensystem die Fahrgeschwindigkeit derart hemme, daß sie bei Kreuzung der Erdbahn soweit verringert sein könnte, um ein Sinken der Sannah auf die Erde zu ermöglichen.

Leider war dies jedoch nicht der Fall; auch war die Erde auf ihrer Bahn viel zu weit von der Stelle entfernt, wo unsre Freunde diese Bahn durchschnitten, um eine Einwirkung auf das Fahrzeug ausüben zu können.

Erst die Nähe des Mars zeigte die gewünschte Wirkung: die Fahrt verlangsamte sich merklich.

Dennoch ging es auch über die Marsbahn hinaus dem Jupiter zu.

Als Flitmore merkte, daß nun die Eigengeschwindigkeit der Sannah so weit geschwächt war, daß dieser mächtigste der Planeten sie anzog, stellte er die Fliehkraft wieder ein mit dem Erfolg, daß das Weltschiff nun, von Jupiter abgestoßen, zurückgeschleudert wurde.

Wieder ging es am Mars vorbei und auch hier wirkte die Fliehkraft in der Weise, daß die Sannah im Bogen an dem Planeten vorbeieilte und sich wieder der Erdbahn näherte. Diesmal trat auch der günstige Umstand ein, daß die Erde in Verfolgung ihrer Bahn auf die Stelle zueilte, an welcher unsre Freunde diese schneiden mußten.

„Jetzt oder nie!“ sagte Flitmore und unterbrach aufs neue den Zentrifugalstrom, damit die Erde womöglich das Weltschiff zu sich herabzwingen möchte.

Heliastra betrachtete mit freudiger Neugier die im Sonnenglanze leuchtende Weltkugel, das Land ihrer Sehnsucht, ihrer erbarmenden Liebe.

In schräger Richtung stürzte die Sannah abwärts, der heimatlichen Erde zu, und man konnte bereits mit bloßem Auge die Meere und Küsten, Gebirge und größeren Flüsse unterscheiden.

Heinz begab sich mit seiner holden Gattin auf die Oberfläche des Fahrzeugs hinaus und sie sahen auf die Kugel hinab, die sich zu ihren Füßen ausdehnte. Um besser Ausschau halten zu können, stiegen sie, sich an der Rampe festhaltend, hinab und setzten sich in eine Art Beobachtungskorb, den Flitmore neuerdings für solche Zwecke neben dem Eingang zum Südpolzimmer angebracht hatte.

„Was sind das für hohe Berge?“ fragte Heliastra. „Und wie kommt es, daß ihre Gipfel so weiß erscheinen wie Milch und blitzen wie Diamanten?“

„Das ist das Himalayagebirge, die höchste Bergkette unsrer Erde; seine Spitzen sind bedeckt mit ewigem Schnee und Eis, denn in solchen Höhen ist es bei uns sehr kalt, so daß das Wasser und die Niederschläge fest werden und diese dir unbekannten Kristalle bilden, die wir Eis und Schnee nennen.“

„O, wie schön blau leuchten eure Meere!“ rief Heliastra entzückt. „Ganz wie bei uns! Und wie wunderbar grün sind alle diese Länder. Habt ihr keine so schrecklichen Wüsten wie unser Planet?“

„Wüsten haben wir auch; siehst du diese rötlichen und grauen Flecken rechts und links hinter den Gebirgszügen? Das sind die mongolische Wüste im großen Chinesischen Reich und die Steppen des Sirdarja im südwestlichen Sibirien. Und dort hinten in weiter Ferne könntest du die Eiswüsten der Nordpolarländer glitzern sehen, wenn wir uns auf der andern Seite befänden. Aber allerdings besteht euer Weltkörper, bis auf den paradiesischen mittleren Gürtel, aus einer einzigen öden, kahlen Felswüste, die ausgedehnter ist als die ganze Oberfläche unserer Erde. Darin haben wir doch etwas vor euch voraus, unsere Wüsten erstrecken sich auf verhältnismäßig kleine Gebiete.“

„Da arbeitet ihr gewiß auch emsig an ihrer Fruchtbarmachung wie wir?“

„Durch Erbohrung von Quellen wird allerdings einiges in dieser Richtung versucht, doch sind wir weit davon entfernt, so Gewaltiges zu leisten, wie deine Brüder dort oben.“

Heliastra sah nach dem südlichen Himmel.

„Ich sehe meine Heimat!“ sagte sie. „Ein kleiner Stern. Ich sehe auch ihren Rosenmond, ein winziges Pünktchen! Wenn du meine Augen hättest, könntest du sie auch erblicken. Wie weit, wie weit sind wir von dort. Aber Gottes Welt umfaßt unsere Erde, die ihr Eden nanntet, wie die eure; es ist doch ein einziges großes Gottesreich und da reist man von einem Land zum andern.“

„Hast du kein Heimweh?“ fragte Heinz teilnahmvoll.

„Heimweh bei dir?“ frug das Elfenkind zurück, und lachend strahlten ihn die Blauaugen an. „Nein! Bei dir wird immer meine Heimat sein, und wie freue ich mich doch auf die Welt, wo ich soviel mehr tun kann in helfender und tröstender Liebe, als es in unserm schmerzlosen Lande möglich wäre.“

„Du bist ein Engel!“ rief Heinz und küßte die Anschmiegende beseligt.

„Was ist dort für eine große Insel?“ fragte die Holde nun wieder.

„Das ist Australien,“ erklärte ihr Gatte. „Siehst du, auch dort kannst du eine ausgedehnte Wüste erkennen; da wäre ich selbst einmal beinahe verdurstet und elend ums Leben gekommen, wenn mich nicht Gott im letzten Augenblick zum rettenden Wasser hätte gelangen lassen.“

„Du Ärmster,“ sagte Heliastra und ihre Augen leuchteten ihn an voll himmlischen Mitleids.

„Und das große Land dort drüben ist Afrika,“ fuhr Heinz fort. „Dort leben meine Brüder und meine Schwester Sannah. Aber schau, vor uns tauchen die Eisgebirge des Südpols auf! Wir kommen der Erde immer näher. Ich fürchte, wir landen im Eismeer!“

Das war allerdings zu besorgen; denn dorthin führte ihr schräger Sturz die Sannah.

„Herein!“ rief Flitmore durch die Lucke den beiden zu. „Der Aufenthalt dort draußen wird gefährlich. Ich muß von jetzt ab abwechselnd meinen Fliehstrom ein- und ausschalten, auch mit der Parallelkraft arbeiten, damit wir uns einen günstigen Landungsplatz aussuchen können, und da könntet ihr einmal aus eurem Mastkorb geschleudert werden.“

Gehorsam begab sich das junge Ehepaar hinein ins Südpolzimmer und die Lucke wurde geschlossen.

Auf der Erde wurde es Abend. Die Heimkehrenden nahmen eine letzte Nachtmahlzeit in der Sannah zu sich, dann beorderte sie Flitmore zur Ruhe.

Er selber wollte diese Nacht wachen und die Landung bei günstiger Gelegenheit bewerkstelligen. Er hatte dabei einen besonderen Plan, eine Überraschung für alle; wie er hoffte, eine freudige Überraschung auch für andere Erdenwesen, die ihm lieb waren.

In der Stille der Nacht lenkte der Lord sein getreues Weltschiff in rascher Fahrt über Flüsse, Gebirge und Seen. Der Vollmond beleuchtete die Landschaft und Flitmore kannte sich darin aus.

Endlich hatte er seinen Landungsplatz gefunden und die Sannah senkte sich auf eine grüne Wiese herab.

Der Engländer sah auf die Uhr.

„Noch vier Stunden bis Sonnenaufgang,“ murmelte er. „So will ich denn auch noch einen Schlaf tun, um recht frisch zu sein, wenn uns ein schöner Morgen aufleuchtet.“

Er weckte John. „Halte du diese Nacht vollends Wache. Wir befinden uns bereits auf festem Erdboden und es wird nichts vorkommen. Sobald die Sonne aufgeht, weckst du zuerst mich, dann die andern.“ So sprechend legte er sich zur Ruhe.

John öffnete die Lucke des Südpolzimmers und sah hinaus. Er war doch neugierig, wo man sich befand. Seinen Herrn hatte er nicht fragen mögen, da dieser von selber nichts gesagt hatte.

Was war das für eine Landschaft? Merkwürdig bekannt kam sie Rieger vor. Aber England war das nicht, noch weniger Deutschland; es konnte nichts andres als Afrika sein!

Da wiegten schlanke Palmen ihre Wedel in der Vollmondnacht, dort dämmerten dichte Bananenhaine und nicht ferne glitzerte der Spiegel eines Sees, an dessen linkem Ufer im Osten eine Hochgebirgslandschaft aufragte.

„Das ist sozusagen nichts andres als der Albert-Edward-Njansa,“ sprach John zu sich selbst, „und dieses Dach in der Nähe zwischen den Baumwipfeln dürfte die Farm des alten Herrn Piet Rijn sein. Nein! Das wäresozusagen eine Überraschung für meine Lady Mietje und auch für den Herrn Professor und dann erst für die Familie des Herrn Rijn und Fräulein Helene — ach nein! Frau Rijn muß man ja jetzt sagen, Frau Hendrik Rijn! Und für ihren Herrn Gemahl, den lieben Herrn Hendrik! Wenn das wäre! Und die tapfere Zwergprinzessin ist ja wohl auch bei ihnen. Nein! Wie ich mich freuen würde, die kleine schöne Tipekitanga wieder einmal zu sehen!“

Er mußte sich überzeugen und begab sich in das nächste Gemach, das jetzt nordwärts schaute. Richtig! Da ragte die Gletscherkuppe des Ruwenzori gewaltig empor und glänzte im Mondlicht.

Kein Zweifel! Man befand sich unmittelbar in der Besitzung des Buren Piet Rijn an den Ufern des Albert-Edward-Sees! John lächelte vor sich hin; das war ein feiner Gedanke seines Herrn, seinen Schwiegervater aufzusuchen.

In der Farm Piet Rijns regte es sich zu derselben Zeit. Eine junge blühende Frau hatte sich von ihrem Lager erhoben und schaute zum Fenster hinaus.

Sie rieb sich die Augen: was war das für eine ungeheure Kugel, die über die Baumwipfel im Osten emporragte? Wie glitzerte die gewölbte Oberfläche im Mondschein?

Die junge Dame war Sannah, die Tochter des Farmers Piet Rijn, die zur Zeit mit ihrem Gemahl, Doktor Otto Leusohn, einem deutschen Arzt, der sich in Ostafrika niedergelassen hatte, zu Besuch auf der väterlichen Farm weilte.

Sie huschte an das Bett ihres Gatten und weckte ihn mit einem Kuß.

„Otto,“ sagte sie, „ich hatte einen so merkwürdigen Traum, als ob eine große, große Kugel durch die Luft daherkäme, und, denke dir, wer herausstieg?“

„Nun?“

„Meine Schwester Mietje und unser Schwager Charles Flitmore!“

„Ein schöner Traum in der Tat,“ sagte Leusohn lachend, da er gleich völlig munter geworden war, wie es sich für einen Arzt ziemt. „Und nun glaubst du wohl, er werde sich noch diese Nacht erfüllen?“

„Ich weiß nicht! Aber wie ich zum Fenster hinausschaue, sehe ich die Kugel meines Traumes über die Baumwipfel ragen.“

„Das wäre!“ rief Leusohn erstaunt und sprang aus dem Bett. Ein Blick durch das Fenster überzeugte ihn, daß da allerdings etwas Fremdes und Merkwürdiges ganz in der Nähe lagerte.

„Wollen wir hingehen und sehen, was es ist?“ fragte Sannah.

„Ich bin dabei!“ erwiderte ihr Mann.

Während seine junge Frau sich eiligst ankleidete, klopfte er an die dünne Bretterwand, die das Schlafgemach vom Nachbarzimmer trennte.

„Was ist los?“ fragte dort eine schlaftrunkene Stimme.

„Ich weiß nicht,“ antwortete Leusohn; „aber jedenfalls hat sich etwas ganz Seltsames zugetragen. Sannah und ich wollen der Sache auf den Grund gehen, willst du uns nicht begleiten, Hendrik.“

„Selbstverständlich!“ rief dieser zurück. „Ich mache mich gleich fertig.“

„Und ich gehe natürlich auch mit euch,“ rief eine helle Frauenstimme aus dem Nebengemach. Das war Leusohns Schwester Helene, die Gemahlin Hendrik Rijns.

Als Hendrik und Helene vollständig angekleidet waren und ihr Schlafzimmer verließen, kam ihnen im Vorgemach eine schlanke Mädchengestalt entgegen.

Es war eine auffallend hübsche, wohlgewachsene kleine Negerin von lichter Hautfarbe und mit prächtigen blitzenden Augen. In Wahrheit war sie kein kleines Mädchen mehr, wie es auf den ersten Blick scheinen mochte, sondern eine ausgewachsene Dame, aber aus dem Geschlecht der Zwerge. Trotz ihrer vornehmen Geburt, denn sie war eine königliche Prinzessin, diente sie Helene als getreue Kammerzofe und Mädchen für alles, namentlich auch als Begleiterin auf Jagdausflügen; gab es doch keine so treffliche Jägerin mehr in ganz Afrika wie das liebliche Zwergfräulein.

„Ihr wollt in die Nacht hinaus?“ fragte die Kleine. „Tipekitanga wird mit euch gehen.“

„Das ist recht, du treue Seele,“ lobte Helene Rijn und streichelte ihr die zarte Wange.

Jetzt erschien auch Doktor Leusohn mit seiner Gattin, die von ihrer Dienerin Amina, einer auffallend hübschen Somalinegerin, begleitet wurde.

Sannah begrüßte ihren Bruder Hendrik und ihre Schwägerin Helene mit einem Kuß; auch Otto Leusohn küßte seine liebe Schwester und seinen Schwager herzlich, dann erzählte er den Traum seiner Frau und die wunderbare Erscheinung, die man vom Fenster aus beobachten konnte.

Währenddessen hatten sie sich schon ins Freie begeben und eilten in der Richtung dahin, in der man zu der rätselhaften Kugel gelangen mußte.

Als sie aus dem Ölpalmenwäldchen hinaustraten auf die freie Grassteppe, standen sie staunend still; vor ihnen ragte der dunkle Koloß, eine ungeheure schwarze Kugel. Der Mond war untergegangen und so sah die dunkle Masse finster und drohend aus, als könnte sie im nächsten Augenblick daherrollen und die Menschlein zu ihren Füßen zermalmen.

„Die Kugel meines Traumes!“ rief Sannah.

„Deinem Traume nach müßte sich aber Mietje in ihrem Innern befinden,“ sagte Leusohn.

„Da oben schaut ja ein Mann heraus,“ rief nun Helene.

Die dunkle Gestalt, die sich aus einer Lucke der Sphäre herausbeugte, ließ nun auch ihre Stimme vernehmen:

„Wenn ich mir gestatten darf, Sie an Ihrer mir immer noch wohlbekannter Weise in lieblichster Erinnerung befindlichen Stimme erkennen zu dürfen und Sie mir dieses nicht für übel aufzunehmen belieben, so wären ja dieses Sie, Fräulein Helene oder vielmehr, weil ich mich darin immer wieder verspreche, Frau Rijn und Herr Hendrik, sowie Fräulein Sannah oder sozusagen jetzt Frau Doktor Leusohn mit ihrem wertesten Herrn Gemahl?“

Helene lachte hell auf. „Nein! Solche Redensarten führt kein Mensch auf der Welt,“ sagte sie, „als einzig und allein Johann Rieger, Lord Flitmores edler Diener.“

„Oho!“ rief Leusohn. „Dann hast du doch wohl einen prophetischen Traum gehabt, liebe Sannah! Wenn John da Auslug hält, dann dürften Schwager Charles und Mietje auch nicht ferne sein.“

„Nein, diese Freude!“ jubelte John. „Aber entschuldigen Sie, wenn ich meine bescheidene Persönlichkeit für einen Augenblick zurückzuziehen in die Lage mich versetzt fühlen muß, indem daß die Sonne bereits ihren Aufgang hält, wo ich verpflichtet bin, meinen gnädigen Lord zu wecken.“

John verschwand und drunten plauderten die jungen Menschen ganz aufgeregt und glücklich durcheinander: was war das für ein wunderbarer Bau, und wie konnte Flitmore mit ihm von England nach Afrika reisen? Aber die Hauptsache war: er war gekommen und Mietje mit ihm, ein unerwarteter und gar so lieber Besuch!

Zehn Minuten später beleuchtete schon die aufgehende Sonne das Weltschiff, als Flitmore und Mietje in der Lucke erschienen.

„Hurrah!“ rief Leusohn: „Da sind sie ja!“

„Hurrah!“ antwortete der Lord: „Und ihr habt uns entdeckt? Willkommen, Schwager Otto, willkommen, Schwager Hendrik! Willkommen, meine lieben Schwägerinnen Helene und Sannah: die große Sannah kam, euch zu grüßen.“

„Nein, daß ihr auch gerade hier seid, Sannah und Otto!“ jubelte Mietje herab: „Das ist gar zu schön! Und da ist ja auch unsre Zwergprinzessin und die treue Amina!“


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