IIVorsicht bei Eisenbahnfahrten!

IIVorsicht bei Eisenbahnfahrten!

„Diner, meine Herrschaften! Wünschen die Herrschaften zu dinieren? Diner, meine Herrschaften, zweites Service jetzt fertig.“

Der Zug flog über die blinkenden Stahlschienen, Köln zu. Die Wagen schlingerten in den Kurven und neigten sich bald auf die eine, bald auf die andere Seite. Die Landschaft flog vorbei, flach und nichtssagend; vor ein paar Stunden hatte man Osnabrück passiert. Der Septemberhimmel war klar, blau, unendlich hoch, mit leuchtenden, weißen Wolkenmassen, die einander jagten; der Wind war frisch, kühl mit einem feinen, schon vernehmlichen Herbstduft. Ab und zu, wenn man an irgendeinem Fluß oder Kanal vorbeiflog, war sein Wasser durchsichtig grün, und hier und dort segelten früh abgefallene Blätter auf seinem Spiegel. Der Zug hastete weiter und weiter; und Allan Kragh stand in private Meditationen versunken, den Kopf halb zu einem Korridorfenster hinausgestreckt, ohne sich daran zu kehren, daß der Wind ihm ins Gesicht peitschte und hie und da Rußflocken von der Lokomotive mitbrachte. Die Stimme des Speisewagenkellners weckte ihn aus seinen Grübeleien; er sah auf seine Uhr, die etwas übereins zeigte und erinnerte sich plötzlich, daß er seit den zwei Eiern und dem Kaffee im Hauptbahnhof in Hamburg nichts gegessen hatte. Zugleich mit diesem Gedanken verspürte er mit einem Male einen vortrefflichen Appetit. Er nickte dem Mann in der weißen Jacke zu und bekam von ihm eine Platzkarte.

„Ganz besetzt heute, für alle Diners,“ vertraute er Allan an, wie um diskret anzudeuten, daß das Trinkgeld danach sein sollte.

„Hat das Service schon begonnen?“ fragte Allan.

„In zwei Minuten, mein Herr.“

Der Abgesandte des Speisewagens eilte weiter, und Allan ging durch den schwankenden Korridor in die Toilette am anderen Ende des Wagens.

Aus welchen Anlässen Allan Kragh sich in diesem Zug befand, ist eigentlich nicht leicht zu erklären — richtiger gesagt, der einzige Anlaß, der vorlag, war so bizarr, daß er lächerlich wirkt, wenn man ihn erzählt. Am frühen Morgen dieses Septembertages war er nach Hamburg gekommen, ohne die leiseste Ahnung, wohin er seine Schritte lenken oder was er zunächst unternehmen sollte. Er machte aufs Geratewohl einen Spaziergang um das Viertel gegenüber der Ankunftseite des Hauptbahnhofes, befand sich nach einigem Herumirren unten an der Alster, und dachte schon daran, bis auf weiteres in Hamburg zu bleiben, das eine schöne und anziehende Stadt zu sein schien. Dann verabschiedete er diesen Gedanken wieder und kehrte durch die noch morgenleeren Straßen (die Uhr war etwas über sieben) zum Hauptbahnhof zurück. Er fand ihn mit allen modernen Bequemlichkeiten versehen,ließ sich rasieren, wechselte etwas Geld und nahm ein hastiges Frühstück in dem großen Restaurant ein. Fünf Minuten vor halb acht Uhr wurde von einem galonierten Bediensteten ein Zug nach Paris ausgerufen; Allan verließ das Restaurant, noch immer im Unklaren, was er tun sollte, und ging zu den Billettschaltern. Fahrpläne bedeckten die Wände in militärischen Kolonnen; keine verlockenden Affichen mit Bildern des blauen Meeres und der grünen Wälder, nur Betriebsverordnungen und Ziffern. Vor einem der Billettschalter für den Fernverkehr standen drei Personen, die plötzlich Allans Aufmerksamkeit erregten: Ein junger Mann von vielleicht dreißig, etwa von seiner eigenen Statur, mit einem glattrasierten dunklen Schauspielergesicht, kurzen Koteletten und goldgefaßtem Zwicker; ein alter Herr mit roter Raubvogelnase, gelben, stechenden Trinkeraugen und einem gelbgrauen Schnurrbart; ferner eine junge Dame in grünem Reisekostüm, um den Hals ausgeschnitten, über die Hüften knapp anschließend und so fußfrei, daß zwei Knöpfelschuhe mit grauen Gamaschen zu sehen waren. Ihr Gesicht hatte einen etwas hochmütigen Ausdruck, mit zwei großen grauen Augen und einer etwas geschürzten Oberlippe. Es war äußerst frappierend unter dem Reisehut in schwarz und grün, der wie ein Musketierhut auf ihrem rotblonden Haar saß. Sie hatte drei oder vier amerikanische Zeitschriften in der Hand. Allan verschlang sie mit den Augen: Sie hätte d’Artagnans Geliebte sein können oder eine der schönen blonden Agentinnen des Kardinals. Jetzt eilte der jüngere Herr vom Billettschalter fort; derältere nahm seinen Platz ein, auf dem Fuß gefolgt von der auffallenden jungen Dame, die einige Goldmünzen zwischen ihren behandschuhten Fingern hielt. Nun ging der ältere Herr, und sie nahm seinen Platz ein. Allan kam ein Einfall, und er folgte nach. Er hörte sie in vollkommen korrektem Deutsch sagen: „Erste einfach, Paris.“ Sie stellte noch ein paar Fragen, die der Mann am Schalter beantwortete. Sie war also eine Deutsche, obwohl sie so amerikanisch aussah. Nun hatte sie ihre Fahrkarte. Allan verließ den Billettschalter und folgte ihr in einiger Entfernung. Er sah sie etwas Reisegepäck aufgeben und die Treppe zum Perron hinuntergehen. Sie war in ihrem raschen, elastischen Gang noch schöner, als wenn sie stille stand. Er sah sie noch dort unten den Zug entlang gehen, dann war sie außer Sehweite. Der galonierte Mann kam durch die Bahnhofshalle gewandert und schrie mit Stentorstimme:

„Schnellzug nach Paris und Holland! Eine Minute!“

Da kam Allan eine barocke Idee. Ohne zu überlegen, was er tat, oder weshalb er es tat, stürzte er zum Billettschalter zurück, an dem er die drei gesehen, riß eine Banknote heraus und rief dem Mann dahinter, der ihn vorhin, als er gegangen war, ohne eine Karte zu lösen, erstaunt angestarrt hatte, zu:

„Paris, einfach, erste!“

„Sie müssen sich aber eilen!“ schrie der Mann zurück. „Der Zug geht um sieben Uhr neununddreißig. — Sie haben gerade noch vierzig Sekunden.“

Allan stürzte zurück, das Billett in der Hand, währendin seinem Kopf sich die Gedanken kreuzten. Das war der helle Wahnwitz ... Sein Gepäck stand in der Garderobe deponiert; er hatte unmöglich Zeit, es herauszubekommen; er mußte natürlich diesen geistesgestörten Einfall aufgeben. — Oder sollte er das Gepäck hier lassen und später telegraphieren? Das war offenkundig vollkommen irrsinnig ... Es gingen ja noch Züge, aber ... aber sie fuhr mit diesem! Wenn es ihm gelang, ihr von dem Opfer zu erzählen, das er um ihretwillen gebracht, würde sie das vielleicht rühren ... Ohne daß er wußte wie, hatte er die Kontrolle passiert, stürzte Hals über Kopf eine Treppe hinunter, zu einem Zug, der sich eben in Bewegung setzte, während die Schaffner die letzten Türen zuschmetterten. — Da, gerade noch in der letzten Sekunde war er mit einem Sprung in einem der rückwärtigsten Waggons. Glücklich hinaufgekommen, zauderte er wieder. Das war ja der reine Wahnsinn! Sollte er wieder abspringen? Dann zuckte er die Achseln mit einem Lächeln über sich selbst.

„Fahre ich mit,“ murmelte er vertraulich dem Korridorfenster zu, „dann brauche ich wenigstens keine Polizeistrafe wegen unerlaubten Abspringens zu bezahlen.“

Nachdem er sich überzeugt hatte, daß er sich im letzten Personenwagen befand, machte er sich auf die Wanderung durch die Korridore, um nach der Unbekannten auszuschauen.

Der Wagen, in dem er gelandet war, war ein Waggon dritter Klasse; er ging durch, ohne sich die Passagiere näher anzusehen. Darauf folgte ein durchgehenderWaggon zweiter Klasse nach Amsterdam, er drängte sich mit einer gewissen Schwierigkeit hindurch, so voll war er von Passagieren. Darauf kam ein direkter Wagen nach Süddeutschland, beinahe ganz besetzt. Daran schloß sich der Speisewagen. Hier war es verboten, zu passieren, da man sich durch die Küche hätte drängen müssen. Allan versuchte es mit Bestechungen, deren Annahme verweigert wurde, und erhielt den Bescheid, daß er bis Bremen warten müsse, wo man eine Minute Aufenthalt hatte. Er setzte sich an einem Fenster im Korridor des süddeutschen Wagens zur Ruhe, wo er sich von dem Morgensonnenschein durchrieseln ließ und nach Herzenslust die kühle Septemberluft einatmete. Er dehnte die Brust und lachte in sich hinein; das war doch etwas anderes, als auf den ausgetretenen Straßen dieses Provinz-Sybaris herumzustampfen! Plötzlich begannen die Wagen gegeneinanderzurasseln, der Zug wurde langsamer und rollte durch eine Vorstadt von roten Ziegelvillen in Bremen ein. Im Handumdrehen war Allan draußen in der Bahnhofshalle, kaufte sich ein Päckchen Zigaretten, etwas Obst und einige Zeitungen und sprang in das nächste Coupé nach dem hinderlichen Speisewagen.

Er wartete, bis der Zug sich in Bewegung setzte, bevor er seine Forschungen wieder aufnahm. Dieses Mal waren sie von besserem Erfolg gekrönt. Der Wagen hinter dem, in den er aufgesprungen war, war ein Wagen erster und zweiter Klasse nach Paris, und in der dritten Coupéabteilung der ersten Klasse saß die Unbekannte.

Leider war sie nicht allein. Der alte Herr mit der roten Raubvogelnase und dem buschigen, graugelben Schnurrbart, saß ihr gegenüber am Fenster; sie fuhr zurück, er in der Richtung des Zuges. Sie schienen einander fremd zu sein. Allan sah einen Augenblick zögernd in den Wagen; der alte Herr mit der feinen Rotweinnase hatte das Netz auf seiner Seite mit einer Menge Gepäck beladen —suitcases,gladstone-bags, Reiseplaids, Fernstecherfutterale und weiß Gott was — es stand im Verhältnis zum vornehmen Aussehen seines Riechorganes. Die Unbekannte ihm gegenüber hatte zwei kleine Täschchen, eine Hutschachtel und einige Reisekissen. Im Augenblick saß sie in einer künstlerisch berechneten Pose zwischen vier Stück der letzteren hingegossen und schien zu schlafen. Allan starrte bewundernd ihr Rasseprofil an und den Schatten, den ihre Wimpern auf der feinen Wange bildeten; ihr rotblondes Haar, das wellig und reich war, schien ein wenig derangiert. Der fußfreie Reiserock war ein bißchen hinaufgeglitten und zeigte eine schlanke, aber volle Wade über der grauen Gamasche. Nach ein paar Augenblicken andächtiger Versunkenheit trat er ein und setzte sich auf das Sofa des alten Herrn.

Dieser begrüßte sein Erscheinen mit einem Blick des herzlichsten Widerwillens. Er schlug sein Auge zum Netz auf, wie um anzudeuten, daß, wenn Allan (der sich zu allen Teufeln scheren mochte) sein ganz unerwünschtes Reisegepäck dort placieren wollte (was Gott verhüte), er genötigt wäre, seine eigenen, dort befindlichen Habseligkeiten fortzuschieben. Allan zuckte die Achseln mit einer Miene, die der der Rotweinnase anMitreisendenverachtung nur wenig nachgab, und kundgeben sollte, daß er (der nach internationalen Konventionen das volle Recht hatte, in der Klasse zu reisen, für die er eine Karte gekauft hatte) es aus einer Laune vorzog, während er in diesem preußisch-hessischen Wagen fuhr, sein Reisegepäck, das den Vergleich mit dem des bordeauxnasigen alten Herrn in diesem Zug keineswegs zu scheuen brauchte, von der Garderobe des Hamburger Hauptbahnhofs verwahren zu lassen. Nach diesem Austausch von Florettblicken ließen sich die beiden Herren in Ruhe auf ihren Plätzen nieder; die Raubvogelnase im Schutze des Hamburger Fremdenblattes, Allan ohne Bedeckung. Die Augenwimpern der jungen Dame, die sich ein paar Sekunden eine Ahnung gehoben hatten, ohne daß jemand es gesehen, nahmen ihre frühere entzückende Lage auf den Wangen wieder ein.

Der Zug sauste weiter, und die Wolken leuchteten im Septembersonnenschein. Allan versank in vage Träumereien, während seine Augen über sein Visavis hin und her wanderten.

Man war nun etwa auf halbem Wege von Bremen nach Osnabrück (die Uhr zeigte ungefähr zehn), als plötzlich ein Kondukteur erschien, um die Billette zu markieren und Platzkarten auszufertigen. Allan reichte sein Billett hin, das besichtigt wurde; der alte Herr mit der Raubvogelnase desgleichen. Die Unbekannte in der Fensterecke schlief noch immer. Der Kondukteur räusperte sich und ließ ein paar vergebliche „Gnädige!“ hören. Sie rührte sich nicht. Allan glaubte eine Chance zu sehen. Er beugte sich vor undlegte seine Hand vorsichtig auf jene Stelle ihres grünen Reisekostüms, wo man die Rundung des Knies ahnte. Sie schlug die Augen auf, starrte einen Augenblick Allans Hand an, die dieser noch nicht zurückgezogen hatte und fuhr mit einer Miene so unverkennbaren Widerwillens auf, daß Allan zurückprallte, während eine lebhafte Röte sich über sein Gesicht verbreitete. Der Kondukteur lächelte diskret und wiederholte sein: „Gnädige!“ Die Unbekannte reichte ihm ihre Fahrkarte, während ihre Augen damit beschäftigt waren, Allan zu morden; worauf sie plötzlich vom stummen Spiel zur Sprechszene überging. Und zwar auf englisch. — Allan war ein wenig erstaunt, da sie auf dem Bahnhof in Hamburg perfekt deutsch gesprochen hatte. Sie mußte doch voraussetzen, daß er ein Deutscher war. Sie wandte sich an den alten Herrn mit der Raubvogelnase.

„Sir, ich vermute, Sie verstehen meine Sprache? Ich spreche die Ihre nicht.“

Lüge, dachte Allan, aber warum?

„Ich spreche Ihre Sprache,“ sagte der alte Herr.

„Danke. Wissen Sie, ob dieser junge Mensch dort sich noch andere Freiheiten gegen mich herausgenommen hat, während ich geschlafen habe?“

Der alte Herr warf Allan einen Dolchblick zu und sagte:

„Das weiß ich nicht, ich habe Zeitung gelesen.“

„Es ist gut. Ich danke Ihnen.“

Sie brach in einen Strom von indigniertem Amerikanisch aus: Eine Dame konnte also in Europa nicht allein mit der Eisenbahn fahren, ohne vom ersten bestenbeleidigt zu werden? — Warum gab es keine Damencoupés? Man sollte glauben, daß Leute, die die Mittel hatten, erster Klasse zu reisen, Gentlemen wären.

Der alte Herr hörte ihr mit sichtlicher Billigung zu. Allan, der kaum wußte, ob er schlief oder wachte, begann eine stammelnde Entschuldigung:

„Madame, gestatten Sie mir, Ihnen zu erklären ...“

„Wie können Sie eswagen, mich anzusprechen?“ rief sie.

Das war Allan doch zu stark. Er erhob sich mit der ironischsten Miene, die er aufbringen konnte — er fühlte, daß seine Wangen vor Verblüffung und Zorn noch ganz rot waren — und sagte mit einer untertänigen Verbeugung:

„Gestatten Sie mir, Sie in einem Punkte zu korrigieren, Madame. Wenn Sie es vermeiden wollen, noch mehr Gentlemen von meiner Art zu treffen, steht dem kein Hindernis im Wege: Das nächste Coupé ist ein Damencoupé.“

Mit so viel Würde, als man aufbringen kann, wenn man mit einem Stock, vier Zeitungen und einem Obstsack beladen ist, verließ er das Coupé. Ein langes, eiskaltes „im—per—ti—nence“ der Unbekannten durchbohrte seinen Rücken mit einem letzten Stich.

Der erste Mensch, den er im Korridor erblickte, war zu seiner Ueberraschung niemand anders als der dritte des Trios, das er beim Billettschalter in Hamburg gesehen — der dunkle Mann mit dem Schauspielergesicht,den Koteletten und dem goldgefaßten Zwicker. Als Allan aus der Coupétür trat, hatte er einen Augenblick den Eindruck, daß dieser Herr die ganze Szene drinnen verfolgt hatte und daß ein halb unmerkliches Lächeln um seine Mundwinkel zitterte. Aber im nächsten Augenblick waren seine Augen schon gerade durch die offene Türe seines eigenen Coupés gerichtet, in fernschauende Bewunderung der Heidelandschaft dort draußen versunken. Allan warf ihm einen kurzen Blick zu und ging an ihm vorbei den Korridor hinunter. Die anderen Wagenabteile waren mehr oder weniger voll, mit Ausnahme des Damencoupés, über dessen Existenz er die Unbekannte eben aufgeklärt hatte. Er kehrte zu dem Abteil zurück, vor dem der Mann mit dem Zwicker postiert war und fragte mit einer leichten Handbewegung:

„Sie gestatten?“

„Natürlich.“

Der Mann mit dem Schauspielergesicht neigte artig den Kopf. Allan ging hinein, warf sich auf das unbesetzte Sofa und zündete eine Zigarette an, nachdem er sich vorsichtig vergewissert hatte, daß er sich in einem Rauchcoupé befand.

Solch eine kleine, unverschämte Hexe! Amörrica, Amörrica! Hol’ der Teufel Amörrica und alle Amörrikanerinnen. Ferner mochte der Teufel ihn selbst holen und alle anderen Idioten, die sich auf sogenannte Abenteuerfahrten einließen, von falschen Irrlichtern gelockt. Und schließlich mochte er ihn selbst noch einmal holen, weil er von seinem Gepäck in Hamburg weggereist war, um sich ohne allen Anlaß von einerunverschämten, kleinen, schönen, verdammten Hexe beschimpfen zu lassen....

Seine ärgerlichen Betrachtungen dauerten ein paar Stunden. Der Zug sauste durch Osnabrück mit einigen Augenblicken der Pause in dieser friedenschließenden Stadt; er brauste weiter gegen Köln; Leute wanderten dem Speisewagen zu, um sich an dem Zwölfuhrdiner zu erquicken; unter anderen sah er die Amerikanerin und den alten Herrn mit der Raubvogelnase hinpilgern, jetzt im eifrigen Gespräch; aber Allan hatte das Interesse für das Ganze verloren. Die Septemberluft, die eben noch klar und blau gewesen, wie die Luft bei einem Abenteuer sein muß, war nunmehr kalt und von abstoßender Farbe; die Sonne ohne jede Wärme. Der Herr mit dem Zwicker kam in den Wagen und vertiefte sich in das Studium eines illustrierten Katalogs. Hie und da warf er einen verstohlenen Blick auf Allan, den dieser jedesmal mit einem herausfordernden Starren erwiderte. Schließlich ging Allan in den Korridor hinaus und hatte da wohl dreiviertel Stunden lang den Kopf zu einem Fenster heraushängen lassen, als der Agitator des Speisewagens ihn mit seinem: Wünschen die Herrschaften zu dinieren? aus seiner mißmutigen Laune riß. Er machte eine rasche Toilette und steuerte durch die Korridore dem Speisewagen zu.

Im Waggon neben seinem eigenen hatte er noch einen kleinen Chok; die heißblütige Amerikanerin wandelte gerade in ladylikem Balancegang durch den Korridor. Hinter ihr wurde der bordeauxnasige alte Herr sichtbar, dessen Riechorgan leuchtender denn jewar; im Munde hatte er eine frischangezündete Havanna, deren rote Spitze neben besagtem Organ nur unbedeutenden Effekt erzielte. Allan trat rasch in ein Coupé, um das Paar vorbei zu lassen; als die junge Dame passierte, entging ihm jedoch nicht ein Blick aus ihren grauen Augen — aber — o Wunder! Sah er recht? Diese Augen schienen nun fast freundlich mit der Ahnung eines Lächelns ganz tief drinnen. Sie fegte mit einem Rauschen von Seidenunterkleidern vorbei. Der alte Herr, dessen Augen einen befriedigten Sultanglanz angenommen hatten, watschelte hinter ihr drein, ohne einen Blick für Allan oder überhaupt etwas anderes als den weidenschlanken Rücken der Amerikanerin. Allan starrte ihnen nach, und zuckte zusammen, als er am Ende des Korridors den Herrn mit dem Schauspielergesicht erblickte, der die beiden mit dem hundertsten Teil eines Lächelns durch seinen goldgefaßten Zwicker musterte. Allan sah ihn einen Augenblick an und ging weiter.

Der Speisewagen war beinahe ganz besetzt; unten in der Ecke zunächst der Küche fand sich noch ein Tisch für zwei, der frei war. Der weißbejackte Agitator von vorhin wedelte mit einer Serviette quer über den Wagen, um anzudeuten, daß es ihm mit unerhörter Schwierigkeit gelungen war, Allan einen Platz an diesem Tisch zu reservieren. Allan ließ sich nieder, sah die Speisekarte an und ging sodann zur Weinliste über. Er war eben zu der Ueberzeugung gekommen, daß Graacher Auslese der richtige September- und Reisewein ist, als sich jemand an dem anderen Platz am Tisch niederließ. Er sah auf. Mit einer unlogischenUeberraschung erkannte er in seinem Tischkameraden den Mann mit dem goldgefaßten Zwicker und dem Schauspielergesicht.

Dieser lächelte Allan wiedererkennend zu und begann dann zum Fenster hinauszusehen. Allan betrachtete eine Weile die Zirkusnummer des Kellners mit Schüsseln und Tellern zwischen den Tischen; jedesmal, wenn der Zug sich in einer Kurve seitlich neigte und er selbst vom Schwung auf eine Seite geschleudert wurde, dachte er mit einem Kitzeln in der Magengrube: Jetzt geht die ganze Bescherung zum Teufel! Aber kein einziges Mal gab es auch nur einen Fleck auf dem Tischtuch. Plötzlich stand der Kellner mit einem Suppenteller vor seinem Platz. Allan schnitt eine unwillkürliche Grimasse und schüttelte den Kopf. Suppe um diese Tageszeit! Der Mann mit dem Zwicker lächelte wieder leise, während er seinen Löffel in die Suppe tauchte.

„Sie sind kein Freund der deutschen Speiseordnung?“ sagte er.

„Nein, weiß Gott.“

„Der deutsche Wein sagt Ihnen besser zu?“

„Allerdings. Trinken Sie vielleicht ein Glas mit mir?“

Allans Laune stieg rasch um einige Grade, sowie er den Mund geöffnet hatte; er begann zu erfahren, daß der Mensch ein Gesellschaftstier ist, auch wenn er auf eigene Faust auf Abenteuer auszieht. Der Fremde verbeugte sich leicht.

„Mit Vergnügen, wenn Sie mir gestatten, Ihre Liebenswürdigkeit später zu erwidern.“

Allan winkte dem Kellner, ein Glas zu bringen. Er und der Fremde tranken sich zu.

„Sie sind Skandinavier?“

„Warum glauben Sie das? Hört man es mir an?“

„Das eigentlich nicht, aber Ihr Aussehen sagt es mir, und dann noch so irgend etwas Unbestimmtes. Ich möchte sogar wetten, daß Sie entweder Schwede oder Norweger sind.“

„So?“

„Die Dänen erlernen nie unser a — sie meckern. Und da Sie das nicht tun —“

Allan nickte ohne die Hypothese des Fremden zu bestätigen. Allerdings war er ja ziemlich groß und schlank, aber da er dunkel war, hätte ihn das nicht verraten müssen, wenn seine Sprache es nicht besorgt hätte. Der Mann mit dem Zwicker, der nun seine Suppe verzehrt hatte, beugte sich vor und knüpfte die Konversation wieder an. Allan betrachtete sein Gesicht, das energisch und intelligent war; die Augen unter den Zwickergläsern schienen durchaus nicht von Kurzsichtigkeit geschwächt. Es war unleugbar ein sympathisches Gesicht. Einmal, als der Fremde nach einer Aeußerung, die er selbst gemacht hatte, in ein Gelächter ausbrach, bemerkte Allan im Flug, daß einer seiner Backenzähne über und über mit Gold plombiert war. Eigentümlicherweise grub sich dieser kleine Zug, so wie es bei solchen kleinen Zügen oft der Fall ist, in sein Gedächtnis ein; und obgleich er für den Augenblick kaum an die Sache dachte — er konnte ja nicht ahnen, daß er den Mann je wiedersehen würde — sollte es bei einer späteren Gelegenheit von einer Bedeutung werden,die er jetzt unmöglich vorausahnen konnte. Plötzlich merkte er, daß er so ganz damit beschäftigt gewesen war, den Fremden zu beobachten, daß er ganz vergessen hatte, zuzuhören, was dieser sagte; er zuckte zusammen, als er das Wort Paris mit fragender Betonung hörte und nahm in der Eile an, daß sein Tischgenosse ihn gefragt hätte, wann man dorthin käme.

„Ich weiß nicht,“ sagte er.

Der Mann mit dem goldgefaßten Zwicker sah ihn überrascht an.

„Sie wissen nicht, ob Sie nach Paris fahren?“ wiederholte er. „Dieser Zug geht auf jeden Fall hin, wenn Sie es nicht wissen sollten!“

Allan wandelte eine plötzliche Lust an, mit sich selbst und seiner heutigen Heldentat zu brillieren.

„Dasweiß ich,“ sagte er ernst. „Aber ich weiß hingegen nicht, ob ich nach Paris fahre. Ich weiß es ebensowenig, als ich weiß, warum ich überhaupt mit diesem Zug fahre.“

„Sie wissen nicht, warum Sie mit diesem Zug fahren?“

„Nein, oder warum ich überhaupt fahre.“

„Donnerwetter! Sie pflegen ganz einfach in einen Expreß einzusteigen, ohne zu wissen, wohin er geht?“

„Ich habe es wenigstens heute morgen getan.“

„Donnerwetter! Darf ich fragen: Finden Sie bei solchen Reisegewohnheiten Zeit zu vielem Packen?“

„Heute morgens nicht, das muß ich gestehen — ich war gezwungen, mein Gepäck in der Eile in Hamburg zurückzulassen.“

Und Allan ließ mit einer Gleichgültigkeit, einesPhileas Fogg würdig, die rote Kontramarke aus dem Hamburger Hauptbahnhof durch die Luft flattern. Nr. 374 stand in gotischem schwarzen Druck darauf. Der Fremde starrte den Zettel und ihn mit einer Achtung an, die unter diesen Verhältnissen höchst schmeichelhaft war, und trank nach noch einem Donnerwetter einen Schluck aus seinem Rheinweinglas; Allan füllte es mit Mäzengefühlen nach. Im selben Augenblicke kam der Fisch; nachdem sich der Mann mit dem Zwicker vom Kellner hatte vorlegen lassen, nahm er den Faden wieder auf.

„Verzeihen Sie, wenn ich indiskret bin: Sind Sie wirklich aus einer bloßen Laune von Ihrem Gepäck mit einem Zug weggereist, an dem Sie kein besonderes Interesse hatten?“

Er fixierte Allan, der jetzt gerade der Gegenstand der Obsorge des Kellners war und für den Moment für nichts anderes Augen hatte als für das Essen.

Es lag ein eigentümlicher Ausdruck der Spannung in den Augen des Fremden; und wenn Allan aufgeblickt hätte, hätte er sehen können, wie sein Visavis dem Kellner eine eigentümliche Grimasse schnitt: ein Vorschieben der Lippen und zwei kurze Signale mit dem Kopf in der Richtung nach Allan. Aber Allan hatte kein Auge für diese Grimasse, und ebensowenig sah er, was darauf folgte: Der Kellner drehte hastig den Kopf, fixierte ihn und zog die Augenbrauen in die Höhe, wobei er den Mann mit dem goldgefaßten Zwicker ansah. Dieser formte hastig ein Wort mit den Lippen, das der Kellner offenbar verstand, denn erzog die Augenbrauen noch höher, und zum ersten Male während des ganzen Mittagessens zitterte seine Hand. Das Ganze hatte kaum fünfzehn Sekunden gedauert. Allan, der noch überlegte, ob er seinem Tischkameraden die Episode mit der unbekannten Dame in Hamburg mitteilen sollte, sah endlich auf.

„Eigentlich hatte ich einen Grund,“ sagte er, „mein Gepäck so im Stich zu lassen, aber — nun ja, ich weiß nicht recht, ob ich wagen kann, ihn Ihnen zu erzählen. Aber es ist derselbe Grund, der mich veranlaßte, diesen Expreßzug zu nehmen — und der ist etwas delikater Natur.“

Der Herr mit dem Zwicker konnte gerade noch dem Kellner, der aufmerksam gelauscht hatte, eine fast unmerkliche Geste machen, bevor dieser mit den Schüsseln wieder verschwand. Dann hob er sein Glas.

„Gestatten Sie mir, zu fragen, ob Sie Bordeaux oder Burgunder vorziehen,“ sagte er.

Sie blieben nach dem Dessert noch etwa eine halbe Stunde sitzen und nippten an ihrem Kaffee, während der Zug weiter durch den klaren Herbsttag brauste. Allan empfand mehr und mehr Interesse für seinen Reisekameraden; er war unterhaltend, originell, offenbar viel gereist und wußte Geschichten aus allen Ecken und Enden Europas zu erzählen. Hie und da kam er wieder auf sein Erstaunen über Allans Art, einfach von seinem Gepäck fortzufahren, zurück, und Allan fühlte sich mehr und mehr befriedigt von sich selbst. Einmal verschwand er für einen Augenblick und wechselte in der äußeren, nunmehr leeren Wagenhälfte einige Worte mit dem Kellner, ohne daß Allan diesbeachtete oder weiter daran dachte. Als er zurückkam, begann er eine Geschichte, die Allan Gelegenheit gab, seine Theorie, daß er ein Schauspieler sein müsse, zu bestätigen; er erwähnte sogar flüchtig seinen Namen — Ludwig Koch. Allan erwog eben, ob es korrekt sei, sich vorzustellen oder nicht, als der Zug in eine große Station einfuhr, wo er langsamer wurde und stehen blieb. Der Mann mit dem Zwicker lehnte das Gesicht an die Fensterscheibe, während man dem Perron entlang rollte. Mit der Hand über den Augen musterte er rasch die Menschen auf dem Perron; offenbar erkannte er jemand, denn ein leichter Ausruf entschlüpfte ihm. Er erhob sich von seinem Platz, nickte Allan zu und eilte hinaus.

„Komme gleich wieder!“ rief er.

„Fahren Sie nur nicht von Ihrem Gepäck weg, wie ich,“ rief Allan zurück.

Der Mann mit dem Zwicker verschwand ohne weitere Repliken. Zu Allans Erstaunen waren nach seinem Abgang kaum fünfzehn Sekunden verstrichen, als der Zug mit einem Ruck aus der Station hinausrollte, deren Namen Allan nicht bemerkte, so sehr war er damit beschäftigt, nach seinem Tischgenossen auszulugen. Er sah keine Spur von ihm auf der Plattform; er mußte also in eines der Coupés weiter vorne aufgesprungen sein. Allan drehte den Kopf dem Eingang des Speisewagens zu, bereit, Herrn Koch mit einem Glückwunsch zu begrüßen, daß die Sache noch gut abgelaufen war, aber es vergingen ein und zwei Minuten, ohne daß Herr Koch sich zeigte. Allan setzte sichwieder auf seinen Platz zurecht und begann die Landschaft zu betrachten.

Der Zug rollte jetzt durch einen Fabrikdistrikt. Man sah nur hohe Schlote, von denen der fette Rauch in langen, schweren Streifen, die Meertang glichen, über den blauen Himmel wogte; graugelbe Fabrikfassaden, Massen von Seitengleisen, wo schmutzigrote Güterwagen angehäuft standen. Gras und Unkraut wucherte mager und gelb, als hätte es Fieber; die Schlackenhaufen türmten sich darum wie um einen Krater. Das Ganze war beklemmend, trostlos. In einer solchen Umgebung zu existieren, für sein ganzes Leben lang an ein solches Gefängnis gebunden zu sein ... Allan schauderte. Er sah zu dem abenteuerblauen Septemberhimmel empor und freute sich, in diesem Wagen zu sitzen, der in taktfesten Wellenbewegungen dahinrollte, und er zitierte halblaut und pathetisch vier Zeilen von Snoilsky, die den Unterschied zwischen einem Passagier erster Klasse und einem Lokomotivführer hervorheben. Dann fiel ihm wieder Herr Koch ein, und er klopfte dem Kellner.

„Ich möchte zahlen, Ober. Ich muß dann hineingehen und mich nach meinem Freunde umsehen.“

Ueber das Gesicht des Kellners huschte ein rasches Zucken, aber er sagte nichts anderes als: „Sehr wohl,“ und kritzelte hastig einige Hieroglyphen auf ein Blatt Papier.

„Neun Mark, sechzig Pfennig!“

Allan bezahlte und gab ein Trinkgeld. Plötzlich fiel ihm etwas ein.

„Aber Herr — — — aber der andere Herr?“

„Hat schon bezahlt.“

„Hat schon bezahlt?“

„Jawohl, schon längst.“

Die Stimme des Kellners war so gleichgültig als nur möglich, und er eilte weiter, sowie er geantwortet hatte. Allan unterdrückte ein hastiges Gefühl des Staunens. Herr Koch hatte bezahlt! Pflegte man im Speisewagen zu bezahlen, bevor man fertig war? Und insgeheim? Er für seine Person hatte Herrn Koch dem Kellner keinen Pfennig geben sehen. Er zuckte die Achseln und ging in sein Coupé zurück, um Herrn Koch zu interviewen, wie die Sache zugegangen war.

Der Zug hatte wieder begonnen zu schwanken und zu schlingern, und es brauchte einige Zeit, und nicht wenig Balancierungskunst, um glücklich durch die Korridore zu kommen, die jetzt leer waren. Einmal kam ein so heftiger Stoß von einem Stationswechsel, den man im Eilzugstempo passierte, daß Allan ganz linksum geworfen wurde. Zu seiner Ueberraschung erblickte er am anderen Ende des Korridors keinen geringeren als den Speisewagenkellner, der ihm zu folgen schien. Im selben Augenblicke, in dem Allan den Mann ansah, verschwand er jedoch in ein Coupé. Allan erinnerte sich, daß man sich auch in den Coupés servieren lassen konnte, und vermutend, daß der Mann zu diesem Behufe da war, ging er weiter. Endlich hatte er seinen Wagen erreicht. Er ging an dem Coupé vorbei, das die Amerikanerin und der alte Herr mit Beschlag belegt hatten, und zog die Schiebetüre zu seinem eigenen Abteil zurück. — Nun, Herr Koch, Sie sind ja garnicht wiedergekommen! hatte er auf den Lippen, als er plötzlich innehielt.

Herr Koch befand sich nicht in dem Coupé. Das Coupé war leer.

Allan blieb eine Minute in der Türe stehen, bevor er sich entschloß, einzutreten. Was in aller Welt? Er war gar nicht da? Sehen wir mal, sein Gepäck ... Es war auch kein Gepäck da! Nur eine ganz diminutive Handtasche. Plötzlich kam ihm eine blitzartige Erinnerung: Es war ja auch zu der Zeit, als Herr Koch noch im Coupé saß, kein anderes Gepäck dagewesen. Herr Koch reiste fast ebenso ohne Gepäck wie er selbst ... Er fuhr aus seinen Gedanken bei dem Laut diskreter, beinahe schleichender Schritte im Korridor auf. Bei allen Göttern, war das nicht schon wieder der Speisewagenkellner!

Diesmal berührte seine Anwesenheit und sein blitzschnelles Hineinblicken in Allans Coupé diesen als so unnötig, ja geradezu eigentümlich, daß er von seinem Platz aufsprang und in den Korridor hinausstürzte, um mit dem dienenden Bruder ein Wörtchen zu sprechen. Aber dieser war schon in den nächsten Wagen verschwunden, und Allan kehrte mit gerunzelter Stirne zu seinem Platz zurück. Ein paar Augenblicke dachte er daran, den Schaffner aufzusuchen und mit ihm über Herrn Kochs Schicksal zu beratschlagen; dann beschloß er, sich einen blauen Teufel darum zu scheren — er kannte den Mann ja gar nicht — und versank in das Studium des einzigen Gepäckstückes, das dieser, abgesehen von der diminutiven Handtasche auf dem Sofazurückgelassen hatte, einen illustrierten Katalog einer Zauberfirma in Berlin.

Es war ungefähr fünf Uhr, als der Zug in die Bahnhofshalle von Köln rollte, wo Allans erstes wirkliches Abenteuer begann. Er vergaß nachher nie das Nachmittagssonnenlicht, das die gewaltige Halle mit gelben Staubgürteln durchzog. Der breite Perron war voll von Menschen, die durcheinanderwimmelten, von Zeitungs- und Bücherkiosken, von Verkaufsständen, wo man Bier, Bananen und Bäckereien bekam. Eine alte Vettel, im Hinblick auf die Gestalt von frappanter Aehnlichkeit mit einemBallon captif, im Begriffe, die Vertauungen zu lösen, hatte die Rolle des Blumenmädchens übernommen. Allan zog den Kopf vom Coupéfenster zurück und streckte die Hand zum Netz nach seinen einzigen Gepäckstücken aus — einem Hut und einem Stock (der Ueberrock war in Hamburg geblieben). Er wollte aussteigen, um seine Beine ein bißchen auszugraden. Eben hatte er den Hut auf den Kopf gesetzt, als die Türe seines Coupés von drei Gestalten verdunkelt wurde. Der vorderste trug einen diskreten zivilen blauen Sakkoanzug; hinter ihm gewahrte Allan zu seiner unaussprechlichen Verwunderung einerseits den weißbejackten Kellner aus dem Speisewagen, andererseits einen kolossalen behelmten Schutzmann.

Allans erster Impuls (wie wahrscheinlich auch der des Lesers) war, einen Schritt zurückzutreten, während er das Trio anstarrte; er hatte Zeit zu einem Schritt, aber nicht zu mehr, denn offenbar befürchtend, daß er zum Fenster hinausspringen könnte, stürzten der Mann in Zivil und der Polizist auf ihn los, legten jeder eineHand auf seine Schulter und riefen mit Stentorstimme:

„Im Namen des Gesetzes, Sie sind verhaftet!“

Allan war zu betäubt, um an Widerstand zu denken. Der einzige Gedanke, den er formulieren konnte, war: Was zum Teufel soll das heißen? Ist das die Rache der Akzeptanten? Lassen sie mich durch diese Schergen heimholen? Nun tat der Zivilist (ein schwammiger Herr mit schwitzenden Händen) seinen Mund auf und sagte hohnvoll:

„Machen Sie kein so erstauntes Gesicht, mein lieber Benjamin Mirzl! Man weiß schon, daß Sie sich verkleiden können. Aber es gibt Leute, die Ihre kleinen Kniffe durchschauen. Kommen Sie ohne Aufsehen mit. Sie können sich dieses Mal einen Träger für Ihr Gepäck ersparen.“

„Gepäck? Das ist nicht meine Tasche,“ gelang es Allan hervorzustoßen.

„Natürlich nicht! Haha, natürlich nicht!“

„Mein Gepäck steht in Hamburg,“ schrie Allan außer sich, während eine dunkle Ahnung des Zusammenhanges sich aus den Nebeln in seinem Innern kristallisierte.

„Haha, ja gewiß, ja gewiß! Warum nicht in Petersburg? Nein, nein, Mirzl, Sie sind in der Schlinge gefangen. Machen Sie gute Miene, das ist wohl das einzige, was Sie tun können.“

„Ich heiße nicht Mirzl, oder was Sie da zum Donnerwetter sagen, ich heiße Kragh, und ...“

„Stillschweigen!“ brüllte der gigantische Schutzmann, dessen Gemütsruhe durch die Lorbeeren des Zivilistengestört wurde. „Mit aufs Amt, und keinen Ton, dann werde ich mich hinter Ihnen halten.“

„Aber ...“ setzte Allan an und hielt inne; es hatte ja keinen Zweck,hierzu protestieren. Mit einem Achselzucken trat er in den Korridor. Der Zivilist mit Herrn Kochs diminutiver Tasche folgte ihm auf dem Fuße und der Mammut-Schutzmann beschloß die Prozession. Plötzlich hörte Kragh den Kellner rufen:

„Aber meine Belohnung! Wo kann ich mir die abholen?“

„Das werden Sie später erfahren!“ rief der Mann in Zivil über die Achsel zurück. „Uebrigens sind Sie ja zwei; der in Essen ausgestiegen ist, wird Ihnen schon nicht das Ganze lassen.“

Mit diesen Worten des Zivilisten im Ohr, ihn selbst an seiner Seite und den gewaltigen Gesetzeswächter hinter sich, passierte Allan das Paar im anderen Coupé — die Amerikanerin und den alten Herrn mit der Raubvogelnase. Er sah, wie sie ihre feinen Augenbrauen emporzog und dem bordeauxnasigen Alten etwas zuflüsterte — die waren jetzt offenbar ein Herz und eine Seele. Er senkte den Kopf, um nicht mehr zu sehen und ging nach rechts, in der Richtung, die der Zivilgekleidete angab. Was hatte das Ganze zu bedeuten? Abenteuer, Septemberabenteuer in Sonne und blauer Luft — das sah mehr nach totaler Sonnenfinsternis und sehr eingeschlossener Luft aus. Was hatte das Ganze zu bedeuten?

Kein Philosoph hätte sich diese Frage mit mehr Nachdruck stellen können.

—  —  —  —  —  —  —  —  —  —  —  —

„Das ist Ihr Paß? Sie sind Herr Allan Kragh, Student, schwedischer Bürger?“

Allan bejahte diese beiden Fragen mit einem Nachdruck, der nur von seiner Furcht, den kleinen dicken Polizeirichter, der Geijerstam ähnlich sah, unwiderruflich zu verletzen, gedämpft war. Keine schwarzen Fahnen jetzt, nur weiße Friedensflaggen, bis man loskam. Anderthalb Tage im schwarzen Loch!

„Warum haben Sie nicht schon früher bei mir protestiert, wenn das Ihr Paß ist?“

Allan fixierte den geijerstamähnlichen Repräsentanten der Gerechtigkeit und schluckte erst einige kernige schwedische Ausdrücke, bevor er erwiderte:

„Ich habe doch vom ersten Augenblick an gesagt, wer ich bin, obgleich Ihre verdamm — — — obgleich niemand auf mich hören wollte. Es wurde als mathematisch feststehend angesehen, daß ich Mirzl sein muß — wer zum Teufel nun dieser Mirzl ist! Mirzl! In meinem Leben habe ich nichts von einem Mirzl gehört.“

„Dann lesen Sie die Zeitungen schlecht, oder auch sind die schwedischen Zeitungen hinter ihrer Zeit zurück. Nun gut, wir werden telegraphisch anfragen. Fällt die Antwort zu Ihren Gunsten aus, werden wir Ihre Sache schon heute nachmittag in Erwägung ziehen.“

„Danke allerergebenst, dankealler...“

„Aber ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß uns die Sache mit der Handtasche sehr bedenklich vorkommt. Sie enthielt allerdings nichts direkt Kompromittierendes, aber es ist bekannt, daß Mirzl eine solcheTasche in seinem Besitz hatte, als er aus Berlin verschwand.“

„Die Tasche! Wie oft muß ich noch sagen, daß das nicht mein Gepäck ist? Daß mein Gepäck in der Garderobe in Hamburg mit dieser Kontramarke steht und ...“

„Sie werden zugeben, daß man nicht gerade häufig sein Gepäck in der Garderobe in Hamburg läßt, wenn man mit dem Expreßzug nach Paris fährt? ... Nun ja, nun ja, wir werden telegraphieren!“

Es vergingen sechs Stunden, bis Allan den Polizeirichter mit dem rundbäckigen Aussehen, den Brillen und dem Schnurrbart wiedersah. Als es dazu kam, war es in einem kleinen, ganz ungestörten Raum des großen Amtsgebäudes. Der kleine Mann mit dem literarischen Aussehen hielt ein paar Telegramme in der Hand und betrachtete abwechselnd eine Karte des Deutschen Reiches und ein Album mit vielen Photographien.

„Ja, ja, wir haben untersucht, wir haben telegraphiert ... ich muß sagen, Herr Kragh, Sie haben höchst außerordentliche Erfahrungen gemacht. Ist das Ihre erste längere Reise ins Ausland?“

„Ja“ (erbittert).

„Das glaube ich, ich konnte es mir denken. Höchst außerordentliche Erfahrungen, das muß ich sagen.“

„Ist Ihnen meine Identität bestätigt worden?“ (äußert erbittert, denn sechs Stunden der Abgeschiedenheit bei spartanischer Kost tragen nicht gerade dazu bei, die Laune zu verbessern.)

„Wir glauben es. Ja, wir glauben, überzeugt seinzu dürfen, daß Sie tatsächlich Herr Allan Kragh aus Schweden sind.“

„Gedenken Sie mich also loszulassen? Gedenken Sie die Bevölkerung von Köln diesem Risiko auszusetzen? Ist das Kölnischwasser eingesperrt? Und der Dom bewacht?“

„Einen Augenblick, Herr Kragh. Wir bedauern den Mißgriff sehr, wir bedauern ihn außerordentlich, und wir wollen Sie gerne, soweit es in unseren Kräften steht, schadlos halten. Natürlich werden Sie sofort in Freiheit gesetzt (die Stimme des Polizeirichters war so sanft und versöhnlich, daß es beinahe klang, als spräche er finnisch). Gestatten Sie mir nur eine Frage: Waren in Ihrem Gepäck in Hamburg große Werte enthalten?“

„Werte? Hm. Das gewöhnliche Reisegepäck, einige Anzüge und dergleichen. Gold und Juwelen nicht.“

„Ausgezeichnet ... Ihr Garderobeschein hatte die Nummer 374?“

„Ja, was meinen Sie?“

„Warten Sie ein bißchen! Hm ... 374. Nun wohl, Herr Kragh, warum sollte ich Ihnen die Sache verbergen: Ihr Gepäck ist gestohlen.“

„Gestohlen? Stiehlt man Gepäck, das einer deutschen Eisenbahngarderobe eingeliefert ist? Ich habe meinen Schein.“

„Ja, ja, Ihren Schein, Nr. 374, drei Kolli. Aber vorgestern, als Sie ... als Sie irrtümlich angehalten wurden, kam ein Telegramm an die Garderobe, die drei Kolli auf Nummer 374 expreß nach Osnabrück zu schicken; der Inhaber habe nicht Zeit gefunden, sie abzuholen.Die Garderobe sandte sie noch am selben Tage ab, sie wurden um sechs Uhr abends in Osnabrück (mit einem falschen Gepäckschein, wie wir allen Grund haben, zu vermuten, ja allen Grund) von einem Herrn abgeholt, der sofort nach Holland weiterreiste ... Ihre zwei Handkoffer und Ihr Ueberrock, Herr Kragh, sind also gestohlen.“

„Putz weg! Donnerwetter ...“ Allan starrte den sanftäugigen Polizeirichter ganz verblüfft an. „Wer in Teufels Namen ...“

„Ja, wer kann die Nummer Ihres Garderobescheines wissen! Hat man Sie im Hamburger Bahnhof darangekriegt? Wir verstehen die Sache ebensowenig wie Sie selbst — und Sie sollten sie besser verstehen als wir. Ja, das sollten Sie wirklich.“

Allan bog in einen neuen Gedankenkanal ein.

„Das sollte ich! Aber wie konnten Sie sich unterstehen, mich zu arretieren? Warum haben Sie diesem Kerl Gelegenheit gegeben, mein Gepäck zu stehlen? Haben Sie die Güte und erklären Sie mir, was hinter dieser anderen Geschichte steckt! Jetzt bin ich nicht mehr Angeklagter!“

„Herr Kragh!“ Die Stimme des Polizeirichters war voll sanftem Tadel, aber Allan hörte nicht mehr auf diesem Ohr, seine erlittenen Verunrechtungen begannen ihm zu Kopf zu steigen. Wie ein Verbrecher arretiert und obendrein noch bestohlen werden! Das war zuviel. Wozu hatte man Konsuln?

Er hörte die sanfte, gleichsam bebrillte Stimme des Polizeirichters:

„... daß die ganze Geschichte im Speisewagenentstanden ist. Sie haben den Mann nicht gekannt, mit dem Sie zu Mittag gegessen haben?“

„Gekannt? Habe den Kerl noch nie im Leben gesehen. Es ist das erstemal, daß ich im Ausland bin.“

„Hm, ja, ich kann ... nun schön, dieser Mann — Aber warten Sie, Sie sollen die Geschichte aus erster Hand hören.“

Der Polizeirichter drückte auf einen Knopf, gab einem Bediensteten eine Weisung und begann in der Erwartung, daß sie ausgeführt werde, wieder in dem Album mit den vielen Photographien zu blättern. Hie und da schob er die Unterlippe auf halbem Wege zur Nase hinauf, offenbar in tiefe Grübeleien versunken. Von Zeit zu Zeit fanden diese in einem gedankenvollen p—r—m, p—r—m Ausdruck, das an den Ton erinnerte, den eine Kindertrompete von sich gibt, wenn ihr kleiner Besitzer hineingespuckt hat. Plötzlich öffnete sich die Türe, und der Bedienstete kam mit jemand herein, der sich als der Speisewagenkellner von vorgestern entpuppte. Der kleine Polizeirichter schnitt die untertänigen Bücklinge des Sangmeds mit einer Geste ab und sagte kurz:

„Erzählen Sie. Erklären Sie dem Herrn die Sache.“

„Ach, gnädiger Herr, es ist ein Irrtum, ein furchtbarer Irrtum. Man hat mich beschwindelt, man hat mich betrogen, gnädiger Herr. Es war der Herr, der an Ihrem Tische gespeist hat — hol’ ihn der Teufel. Gerade als ich dem gnädigen Herrn den Fisch serviert habe, machte mir der andere Herr Grimassen: Sehen Sie den Herrn an, das ist ein durchgegangener Verbrecher— ganz vorsichtig, so daß der gnädige Herr nichts gemerkt hat. Ich sah den gnädigen Herrn an und hörte, wie der gnädige Herr sagte, daß er von seinem Gepäck und allem fortreisen mußte; und der andere Herr nickte mir nur immer zu — der Teufel soll ihn holen. Auf einmal kommt er zu mir hinaus in den rückwärtigen Teil des Wagens und sagt: Der Herr an meinem Tisch ist kein anderer als Mirzl selbst.“

„Aber wer ist denn dieser Mirzl?“ rief Allan, dem nun schon zum dritten Male dieser Name ins Gesicht geschleudert wurde. Statt aller Antwort reichte der Polizeirichter ihm stumm das Album mit den vielen Bildern und eine zwei Tage alte Berliner Zeitung. Da fand er fett gedruckt die Ueberschriften: —Großer Hoteldiebstahl in Berlin W. — Benjamin Mirzl wieder in Aktion — der Betrag über siebzigtausend. — Mirzl entkommt im Auto.— Und im Album fand Allan eine Serie Photographienen face, im Profil, von rückwärts, einen dreißigjährigen Herrn darstellend, an dessen Züge er sich dunkel zu erinnern glaubte, vermutlich aus irgendeiner illustrierten Zeitung. —

„Unser größter Schwindler,“ sagte der Polizeirichter. „Er ist noch nie gefaßt worden, aber diesmal ist er mit knapper Not entwischt und mußte das meiste im Stich lassen.“

„Das war am Tage, bevor ich mit dem Expreß abreiste!“ rief Allan.

„Ja, so war es.“

Der dienende Bruder setzte unverdrossen seinen Bericht fort.

„Ich spitzte natürlich die Ohren; der andere Herr zog eine Visitkarte hervor und sagte: ‚Ich bin Rechtsanwalt Dr. Hauser.‘“

„Aber mir sagte er doch, er hieße Koch und sei Schauspieler!“ rief Allan.

„Er hat den gnädigen Herrn irreführen wollen. ‚Mein Name ist Rechtsanwalt Dr. Hauser,‘ sagte er zu mir. ‚Ich springe in Essen ab, um einen Detektiv zu holen und Mirzl zu arretieren. Komme ich nicht zurecht, so lassen Sie ihn um Gottes willen in Köln festnehmen! Auf dem dortigen Bahnhof sind immer Polizisten. Bedenken Sie, daß nur für seinen letzten Streich allein fünftausend Mark Belohnung ausgesetzt sind!‘ So sagte der gottverdammte Mensch, und in Essen sprang er ab. Er kam nicht wieder. Ich behielt den gnädigen Herrn im Auge, und in Köln ...“

„Das übrige weiß ich,“ sagte Allan.

„Ach, gnädiger Herr, ich bin ein armer Mann, verheiratet, Familienvater mit vier Kindern, wie sollte ich ahnen, daß dieser elende Mensch mich ins Verderben stürzen wollte. Nicht einmal sein Mittagessen hat er bezahlt, bevor er in Essen abgesprungen ist.“

„Ich bezahle es nicht. Aber ich unternehme auch nichts gegen Sie. Ich rate Ihnen nur, ein andermal mehr an das Service und weniger an die Gäste zu denken. Das ist eine gute Regel für einen Kellner, glaube ich.“

„O gnädiger Herr ...“

„Es ist schon gut. Kann ich gehen, Herr Polizeirichter?“

„Aber — aber natürlich. Und Sie — Sie gedenken die Sache nicht weiter zu verfolgen?“

„Diesmal nicht. Ich zog aus, um Abenteuer zu suchen, wenn ich sie auf den Hals bekomme, kann ich nicht klagen. Falls mein Gepäck noch auftauchen sollte — aber das kommt wohl nicht in Frage. Darauf wird Herr Mirzl wohl auch Beschlag gelegt haben.“

„P—r—m — ach nein, der bewegt sich in einem höheren Genre.“

„Ich bin ebenso gespannt, seine nähere Bekanntschaft zu machen, wie Sie, Herr Polizeirichter. Leben Sie wohl.“

Allan verließ das kleine Zimmer des großen Gebäudes; der kleine Polizeirichter folgte ihm durch die Korridore bis zum Ausgang, wo Allan und er sich voneinander unter tiefen Verbeugungen verabschiedeten. Allan ging nun durch die Straßen, etwas wirr im Kopf von all den Ereignissen, ohne daran zu denken, welche Richtung er einschlug. Es war nun, wie ein Blick auf die Uhr ihm sagte, fast vier Uhr nachmittags. Plötzlich, als er an einer Straßenecke stehen blieb, um zu überlegen, was nun zu tun sei, spürte er eine Hand auf seiner Schulter und zuckte zusammen. Eine neue Arretierung? Das wäre doch zuviel des Guten. Er drehte sich um. Ein junger Mann im Strohhut grüßte ihn lächelnd und reichte ihm einen Brief.

„An Sie,“ sagte er.

Bevor Allan ihn noch aufhalten konnte, war er verschwunden. Allan starrte ihm in dem Volksgewühlnach, ohne zu wissen, was er eigentlich glauben sollte. Er lief einige Schritte in der Richtung, die der Unbekannte eingeschlagen hatte, aber ohne ihn zu erblicken; der Verkehr war im Augenblicke überwältigend. Dann sah er den Brief an, der die Aufschrift trug: „Herrn Allan Kragh aus Schweden“, und riß ihn auf, von einer plötzlichen Ahnung gepackt.

Was er las, war dies:


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